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Wenn die ganze Richtung nicht passt

Der Tagi als Hochburg der vergewaltigten Sprache.

Zum einen hat sich Tamedia nicht entblödet, seitenlange Anleitungen zu geben, wie richtig gegendert (sprich gedschändert) wird; wie also die deutsche Sprache regelwidrig mit Sternchen, Binnen-I, einer perversen Anwendung des Partizips Präsens und ähnlichem Schwachsinn vergewaltigt wird.

Dass eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (und der Leser) gegen solche störende Turnübung in angeblicher Geschlechtergerechtigkeit ist, stört diese Sprachverhunzer keinesfalls. Im Gegenteil, das stachelt sie höchstens noch an, noch häufiger «Wohnende» oder gar neulich beim Schweizer Farbfernsehen «Passagierende» (kein Witz) zu schreiben.

Aber es formiert sich Gegenwehr, die teilweise auch so militant ist wie die Genderwahnsinnigen. Nun muss also Dominique Eigenmann «aus Berlin» darüber berichten, dass in Bayern das Zwangsgendern verboten wird. Das findet Eigenmann ziemlich scheisse, was unverkennbar ist. Denn das Verbot wird vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gefordert, dem CSU-Chef. Und rechts von der CSU war früher nur die Wand, heute die AfD, die mit diesem Thema sowieso «die anderen Parteien vor sich her» treibe.

Treibjagd auf tapfere Kämpfer für eine inkludierende Sprache, pfui. Ganz schlimm kriegt’s auch Söder ab: «Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Markus Söder ist ein anerkannter Meister in der Disziplin, seine Prinzipien der Lage anzuschmiegen.» Der habe ja noch vor Kurzem gesagt, dass in Bayern jeder so reden könne, wie es ihm passe. «Damit ist es jetzt vorbei», behauptet Eigenmann. Obwohl es anscheinend um schriftliche Äusserungen geht, aber das ist halt der Streubereich der Wahrheit eines modernen Journalisten.

Was zudem nicht gegenderter, aber gequirlter Unsinn ist. Denn Söder will nur das «verpflichtende Gendern» verbieten. Dabei gäbe es doch gar keinen «Genderzwang» in Bayern, mault Eigenmann. So sieht’s halt aus, wenn man entsprechende Vorschriften Anweisungen und deutliche Empfehlungen aus dem fernen Berlin betrachtet.

Aber jetzt ist das geschlechtliche Mittelalter in Bayern ausgebrochen: «In staatlichen Behörden, in Schulen und Hochschulen dürfen Sternchen oder andere Sonderzeichen im Wortinnern, die geschlechtliche Diversität anzeigen, nicht mehr verwendet werden

Geschlechtliche Diversität? Es ist doch peinlich für einen Journalisten, wenn er das menschliche Geschlecht und das grammatikalische Genus nicht unterscheiden kann. ZACKBUM hat das bereits ad nauseam erklärt, um gelehrt zu lateinern.

Aber Eigenmann sieht noch letzte Widerstandsnester der vermeintlichen Frauenversteher, auch in Bayern. Das behaupten zumindest die «bayerischen Lehrerinnen-, Lehrer- und Studierendenverbände». Und wohl hoffentlich auch die Verbändinnen und Verbändenden (oder Verbindenden?): «Vor allem junge Menschen erwarteten, dass geschlechtliche Diversität besser abgebildet werde als früher. Daran werde auch ein Gender-Verbot in der Schule nichts ändern.»

Diversität abgebildet? Das ist Schönsprech für: ich will gerne die Sprache quälen und foltern und den Leser auch.

Andererseits sollte man von jungen Menschenden erwarten, dass sie die Grundlagen der deutschen Sprache auch schriftlich beherrschen. Das hingegen ist schon für einen erschreckend hohen Prozentsatz zu viel verlangt.

Welche Rolle dabei das unsinnige Gendern spielt, müsste mal untersucht werden. Aber nicht von Eigenmann.

Darf man doch wohl noch sagen

Der Phantom-Reporter Eigenmann denkt laut.

Einer der ganz wenigen überlebenden Tamedia-Korrespondenten machte sich vor Kurzem mit einer sogenannten Reportage lächerlich. Denn er wollte aus einer «AfD-Hochburg» berichten, nämlich aus Erfurt. Es ist durchaus möglich, dass er auf Redaktionsspesen dort war. Sicher ist das aber nicht, gemerkt hat man davon bei seiner Sammlung von ausgewählten Zitaten ganzer drei Personen nichts.

ZACKBUM urteilte: Wenn es bei Tamedia noch eine funktionierende Qualitätskontrolle gäbe, wäre dieses elende und ellenlange Stück niemals dem zahlenden und fluchenden Leser serviert worden.

Nun macht sich Eigenmann, in seiner sicheren Schreibstube in Berlin, mal so seine Gedanken. Wenn man schon keine Reportage aus einer AfD-Hochburg hinkriegt, sollte man dann die Partei nicht gleich verbieten? Man darf doch wohl noch fragen.

Zur Einstimmung der Frage holzt Eigenmann gleich los: «Aus dem Hintergrund dirigiert vom Faschisten Björn Höcke und radikaler als je zuvor, steht sie in den Umfragen höher denn je.» Das ist ja furchtbar. Nun könnte sich ein wirklicher Denker mit der Frage befassen, wieso eigentlich bis zu 35 Prozent der Deutschen in einigen Bundesländern die AfD mitsamt dem Faschisten Höcke wählen wollen.

Aber dafür müsste man sich mit deren Parteiprogramm, dem Versagen der Altparteien, dem allgemeinen und speziellen Zustand Deutschlands, der maroden Infrastruktur, der Clan-Kriminalität, der Willkommenskultur für Flüchtlinge und der Verarschungskultur für Empfänger von «Bürgergeld» beschäftigen.

Aber das wäre dann doch etwas zu viel verlangt von einem einsamen Korrespondenten, der weder eine Reportage, noch interessantes Nachdenken hinkriegt. Also behauptet er: «In dieser Stimmung hat eine Debatte begonnen, die um eine einfache Frage kreist: Soll, kann, muss man die Alternative für Deutschland verbieten

Nein, die Debatte hat nicht in dieser Stimmung begonnen, die gibt es schon, seit es die AfD gibt. Und es gibt Stimmen in dieser Stimmung, die das tatsächlich befürworten. Dazu gehören Politiker auf dem absteigenden Ast wie die Vorsitzende der SPD Saskia Esken. Oder Nachrichtenmagazine auf dem absteigenden Ast wie der «Spiegel». Und natürlich Heribert Prantl von der »Süddeutschen Zeitung», der gute Mensch vom Dienst.

Eigenmann weist darauf hin, dass es das deutsche Grundgesetz, das eigentlich schon längst von einer Verfassung hätte abgelöst werden sollen, das Verbot sogenannter verfassungswidriger Parteien erlaube. Das letzte Mal traf dieses Verbot 1956 die Kommunistische Partei, der man nun kaum vorwerfen kann, faschistisch gewesen zu sein. Zwei Versuche, die NPD zu verbieten, scheiterten vor dem Bundesverfassungsgericht.

Mangels gesicherter Grundlage rudert nun Eigenmann an die Entscheidung heran, ob man die AfD verbieten solle, verbieten könne. Als Indiz führt er an, dass «ein Drittel der 30’000 Mitglieder als rechtsextrem» gelte. Schlimmer noch: «Viele arbeiteten zwar zumindest verbal auf einen Umsturz in Deutschland hin – aber nicht alle.» Vielleicht ist Eigenmann da etwas mit den Reichsbürgern oder den Identitären oder so durcheinandergeraten.

Was könnte man noch anführen? «Vor allem die rabiate Feindlichkeit gegen Eingewanderte verstösst nach Ansicht von Verfassungsschutz und -gericht grundlegend gegen das Gebot der Menschenwürde.» Müsste das nicht Einwandernde heissen? Egal. Wie menschenwürdig in Deutschland Prekariatsmitglieder ganz allgemein, Staatsbürger, die in von Clans beherrschten marginalisierten Quartieren leben, ganz speziell behandelt werden, müsste auch einmal hinterfragt werden, und ob das nicht auch gegen das Gebot der Menschenwürde verstosse. Man wird ja noch fragen dürfen.

Aber dann kommt Eigenmann zu einem ernüchternden Schluss: «Die meisten Fachleute warnen aber vor den immensen Risiken eines solchen Schritts.» Eigenmann zeigt sogar Ansätze zu eigenständigem Denken: Politisch wiederum liesse sich der Vorwurf schwer entkräften, hier wollten etablierte Parteien einfach einen unbequemen Konkurrenten loswerden.

Schliesslich seien ja auch ohne AfD noch die AfD-Wähler da, schliesst Eigenmann seinen Exkurs ins Sagbare, aber eigentlich Unsägliche ab. Wenn es also aus verschiedenen und guten Gründen überhaupt keinen Sinn macht, die AfD verbieten zu wollen: wieso stellt Eigenmann dann diese Frage in den Raum?

Die Vermutung sei gewagt: weil er sich weder an Reportagen noch an richtige Denkstücke herantraut, sondern einfach ein wenig vor sich hinplappern will. Nach der Devise: nimm das, Leser, du bist mir hilflos ausgeliefert. Allerdings nur so lange, wie es überhaupt noch Masochisten gibt, die dafür auch noch zahlen.

 

 

 

Antäuschung einer Reportage

Das kann nur Tamedia. Die Bankrotterklärung.

Die Reportage ist eine Königsdisziplin des Journalismus. Gerne nehmen sich diejenigen, die noch etwas Bildung haben, Egon Erwin Kisch als Vorbild. «Schreib das auf», war sein Anfeuerungsruf. Und das tat er. Bis heute stilbildend reportierte er die Wirklichkeit – unabhängig davon, dass er Kommunist war.

Denn das ist die Aufgabe einer Reportage. Ausser, sie findet im luft- und gedankenleeren Raum von Tamedia statt. Da wird grossartig eine «Reportage aus der AfD-Hochburg» angekündigt. Da wird die dunkel-dräuende Frage in den Titel gewuchtet: «Warum glauben die Menschen hier nicht mehr an die Demokratie?» Hier hat sich «Reporter» Dominique Eigenmann todesmutig nach Erfurt begeben. Und fragt bang: «Was können andere Parteien noch tun, wenn die AfD das Regieren fast unmöglich macht

Das ist alles eine Bankrotterklärung des Journalismus. Ein Missbrauch des Begriffs «Reportage». Das ist so, wie wenn McDonald’s einen Big Mac als exklusive Gourmet-Spitzenleistung anpreisen würde. Nein, das stimmt nicht, der sättigt wenigstens.

Aber der Reihe nach. Die Menschen glaubten in Thüringen nicht mehr an die Demokratie? Weil sie demokratisch einen AfD-Kandidaten zum Landrat gewählt haben? Der nun regiert, womit die AfD keinesfalls das Regieren unmöglich macht?

Aber das sind nur die ersten Vorboten eines völlig verunglückten Artikels. Eine Reportage besteht normalerweise darin, dass sich der Reporter auf der Strasse umhört, also den Menschen von Thüringen eine Stimme gibt. Nur: kommt nicht vor, hat sich Eigenmann nicht getraut. Eine Reportage über eine Partei beinhaltet normalerweise, dass man Vertretern der Partei Gelegenheit zur Stellungnahme gibt. In der «Reportage» über die «AfD-Hochburg» kommen weder die AfD-Wähler noch die AfD selbst mit einem einzigen Wort vor.

Zu Wort kommen lediglich ein Mike Mohring, Funktionär und Politiker der CDU. Ein Martin Debes, «Journalist und Autor». Beide sind – Überraschung – der AfD nicht gerade freundlich gesinnt. Das wäre okay, wenn sie zwei Stimmen in einem Chor von Meinungen wären. Da laut Umfragen die AfD mit über 30 Prozent die wählerstärkste Partei in Thüringen ist, müsste es nicht so schwer sein, den einen oder anderen AfD-Anhänger zu einer Aussage zu bewegen, wieso er denn diese Partei bevorzugt.

Hätte Eigenmann mit mehr als drei Thüringern gesprochen, hätte er einen Treffer gelandet. Aber er hat’s nur auf genau drei sorgfältig Ausgewählte geschafft. Wieso er überhaupt nach Erfurt reiste, erschliesst sich aus der «Reportage» auch nicht. Wie sieht die Stadt aus, was gibt es dort für Probleme, was sind die Schönheiten, wie halten die Menschen ihren Dialekt aus – das wären alles fundamentale Ingredienzien einer Reportage.

Stattdessen zitiert Eigenmann noch die Mitarbeiterin Anne Küpers, die zu einem Team der Universität Jena gehört, das die Stimmung in Thüringen monitoriert. Die letzte Arbeit stammt übrigens von 2022, brandaktuell. Sie behandelt Themen wie «Verschwörungserzählungen» oder «Migranten:innenfeindlichkeit, Muslim:feindlichkeit, Antisemitismus, Antifeminismus». Womit die politische Schlagseite genügend beschrieben wäre.

Aber nach Erfurt reisen (wirklich in echt, nicht nur virtuell, weil mit drei Leuten reden kann man heutzutage auch problemlos fernmündlich?), angeblich eine Reportage über die AfD schreiben, weil die dort so viele wählen – und dann ausschliesslich mit drei politischen Gegnern der Partei sprechen, das ist keine Reportage. Das ist eine Schande für den Journalismus.

Das ist ein Missbrauch des Worts «Reportage», für die Eigenmann eigentlich belangt werden müsste. Eigenmann lässt drei Personen kritische Sachen über die AfD sagen. Das ist nicht mal der Schatten eines Schattens einer Reportage. Eine Reportage beinhaltet ein Stimmungsbild, versucht die Wirklichkeit vor Ort einzufangen, verdichtet Beobachtungen, Zitate, Vorkommnisse zu einem lebendigen Abbild.

Handelt die Reportage von einer politischen Partei, wäre es für den Leser noch sachdienlich, ihm darzustellen, mit welchen Positionen, Forderungen, mit welchem Programm denn diese Partei es schafft, zur wählerstärksten zu werden. Wegen «Verschwörungserzählungen» und «Antifeminismus»? Unfassbar. Als Höhepunkt einer «Analyse» der AfD-Wähler zitiert Eigenmann einen launigen Tweet von Debes: «20 Prozent Nazis, 30 Prozent Affine, 50 Prozent Leck-mich-mal.»

Das ist nicht mal Schmiere, es ist Abfall. Noch schlimmer dabei: jeder Anfänger im Journalismus bekommt irgendwann mal beigebracht, was eine Reportage ist. Wenn es bei Tamedia noch eine funktionierende Qualitätskontrolle gäbe, wäre dieses elende und ellenlange Stück niemals dem zahlenden und fluchenden Leser serviert worden.

Gäbe es noch den Schatten einer Qualitätskontrolle, hätte spätestens die Chefredaktorin gefragt: und wo ist hier eine Reportage? Wo sind O-Töne, Beschreibungen der Wirklichkeit, wo ist die AfD? Dafür müsste Raphaela Birrer wissen, was eine Reportage ist. Aber da sie schon Mühe mit einem Kommentar hat, was so ziemlich das Einfachste im Journalismus ist …

Journalismus lebt an den Rändern

«Infosperber» gegen Tamedia: 1 : 0.

Es wird immer auffälliger: Kleinmedien und Einzelkämpfer machen knochenharten Journalismus und trocknen immer wieder die grossen Elefanten im Schweizer Medienzirkus ab. Oder sollte man Dinosaurier sagen?

Gemeint ist damit das Trio Tamedia, CH Media und die «Blick»-Gruppe. Alleine der Einzelkämpfer Lukas Hässig hat mit seinem Finanzblog «Inside Paradeplatz» mehr Primeurs aufgedeckt als die versammelten Wirtschaftsjournis der grossen Konzerne. Die sind so neidisch auf ihn, dass sich ihre Solidarität mit ihm, wo ihn nun die Krisen-CS schwer in den Hintern beissen will, in überschaubaren Grenzen hält.

Zu diesen Medien gehört auch der nicht ganz so kleine «Infosperber». Gegründet und geführt von Urs P. Gasche, hat er immer wieder Trouvaillen und Recherchierstücke, die man bei den grossen Medien schmerzlich vermisst. Vielleicht müsste man hier auch die NZZ dazuzählen, aber die spielt einfach in einer anderen Liga.

Ein konkretes Beispiel gefällig? Bitte sehr. Anfang Februar lobhuldete einer der letzten überlebenden Tagi-Korrespondenten Dominique Eigenmann die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie sei die «mächtigste Gegenspielerin» des deutschen Bundeskanzlers Scholz. Sie kritisiere «Scholz› Zögerlichkeit schärfer als jede Opposition». Dazu sei sie «schlagfertig, streitbar und kompetent».

Man könnte besser sagen, sie ist eine wahre Kriegsgurgel, die Deutschland «in eine militärische Auseinandersetzung hineinrede». Das sagt der«bekennende Pazifist Rolf Münzenich»; nein, das «ätzt» er, wie Eigenmann im schlechtesten «Spiegel»-Stil abwertet.

Nun werde versucht, rümpft Eigenmann die Nase, «sie als Lobbyistin der Rüstungsindustrie zu diffamieren», der «Blick» will aber wissen: «Beweise dafür gibt es allerdings nicht.» Nun, wenn der Tagi und der «Blick» ihre journalistischen Muskeln anspannen, dann sollte man nicht zu viel Gewicht auflegen.

Zunächst ist Strack-Zimmermann, immerhin Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, schnell mit Fehlurteilen zur Hand. Verantwortungslos witterte sie nach dem Einschlag einer Rakete auf polnischem Staatsgebiet:

«Nicht nur haben russische Raketen offenbar Polen und NATO-Gebiet getroffen, sondern auch zu Toten geführt. Das ist das Russland, mit dem hier einige offenkundig und absurderweise immer noch «verhandeln» wollen. Der Kreml und seine Insassen müssen sich umgehend erklären.»

Umgehend erklären hätte sich allerdings diese verantwortungslose Brandstifterin müssen. Denn sie wollte hier offenbar einen Verteidigungsfall herbeizeuseln, die NATO in eine militärische Auseinandersetzung mit Russland treiben. Indem sie einer Propaganda-Lüge des ukrainischen Präsidenten Selenskyj aufsass. Denn in Wirklichkeit handelte es sich zwar um eine Rakete aus russischer Produktion, die aber von der Ukraine als Abwehrmassnahme abgeschossen worden war.

Nachdem das zweifellos geklärt worden war, hielt aber Selenskyj selbst gegen die Meinung seines eigenen Verteidigungsministers an dieser Lüge fest. Und Strack-Zimmermann blieb auch unbelehrbar: «Ich bereue diesen Tweet nicht

Also ist sie verantwortungslos, kriegstreiberisch und inkompetent, dazu unbelehrbar. Aber ist sie auch mit der Rüstungsindustrie verbandelt? Oder ist das nur Diffamierung, bzw. sind das beweislose Anschwärzungen?

Urs P. Gasche erledigt im «Infosperber» die Recherchierarbeit, für die Tagi und «Blick» zu faul, zu blöd oder beides waren. Dafür musste Gasche nicht einmal sonderlich tief graben, denn die Verbindungen liegen auf der Hand und wurden schon einige Male ausführlich beschrieben.

Die Politikerin ist Präsidiumsmitglied in der «Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik» (DWT). Sie ist Vizepräsidentin der «Deutschen Atlantischen Gesellschaft» (DAG), die sich trotz des allgemeinen Namens zum Ziel gesetzt hat, «das Verständnis für die Ziele des Atlantischen Bündnisses zu vertiefen und über die Politik der NATO zu informieren». Zudem ist sie Präsidiumsmitglied beim «Förderkreis Deutsches Heer» (FKH), neben der DWT die wichtigste Lobby-Gruppe der deutschen Rüstungsindustrie.

All das hätte man mit einem Blick auf die Webseiten von «Lobbypedia», «Abgeordnetenwatch» oder «Transparency International» herausfinden können.

Es ist verdienstvoll von Gasche, dass er auf diese offenkundigen Zusammenhänge hinweist. Es ist beelendend, dass die beiden Grosskonzerne nicht mal mehr zu oberflächlichen Recherchen in der Lage sind, die ihr Narrativ stören würden.

Es ist ja Eigenmann und dem «Blick» unbenommen, Strack-Zimmermann toll zu finden und ihre verantwortungslose Kriegsrhetorik zu bejubeln. Aber zu behaupten, es sei diffamierend, angeblich nicht existente Verbindungen zur deutschen Rüstungsindustrie zu erwähnen, das ist billiger Schmierenjournalismus. Dafür noch Geld zu verlangen, das ist unverschämt.

Bei solchen Leistungen zu behaupten, diese Medien seien Bestandteil der Vierten Gewalt und unbedingt mit Staatssubventionen zu unterstützen, weil sie eine dermassen wichtige Rolle in der Demokratie spielten, das ist pure Heuchelei. Das ist ein Narrativ, das der Stimmbürger diesen Blättern schon länger nicht mehr abnimmt. Besonders, wenn es von Pietro Supino, dem Big Boss von Tamedia gesungen wird, der nicht mal seinen eigenen Laden im Griff hat.

Frieden schaffen mit Waffen

Sprachverluderung ist immer Ausdruck von Denkverluderung.

Der diplomatische Vertreter der Ukraine in Deutschland fällt eins ums andere Mal durch verbale Blutgrätschen auf. Weil er mit einem Aufruf zur Besonnenheit nicht einverstanden ist, der von bedeutenden deutschen Intellektuellen unterzeichnet und von «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer initiiert wurde, keifte Andrij Melnyk: «Keiner mit gesundem Verstand soll Ihre schäbige Emma kaufen

Ein Botschafter ausser Rand und Band legt nun nochmals nach. Der deutsche Bundeskanzler verzichtet vorläufig auf einen Besuch in Kiew, nicht zuletzt deswegen, weil man dort den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nicht empfangen wollte.

Dazu sagt Melnyk undiplomatisch: «Eine beleidigte Leberwurst zu spielen, klingt nicht sehr staatsmännisch.» Und legt noch drauf: «Es geht um den brutalsten Vernichtungskrieg seit dem Naziüberfall auf die Ukraine, es ist kein Kindergarten.» Das ist es nicht; diese Aussagen sind es auch nicht, sondern für den Botschafter eines Landes in einem anderen Land schlichtweg unanständig. In normalen Zeiten Grund genug, ihn zur persona non grata zu erklären.

Melnyk ist sich offenbar nicht bewusst, welches Bild er mit dieser Sprachverluderung von seinem Land in Deutschland zeichnet. Dahinter steckt eine Denkverluderung; die falsche Ansicht, dass man sich als Vertreter der Ukraine jede Frechheit erlauben kann.

Sprachverluderung aller Orten

Der Tamedia-Vertreter in Berlin trägt ebenfalls zur Sprachverluderung bei: «Aufruf zur Kapitulation» überschreibt Dominique Eigenmann seine Berichterstattung zu diesem offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz. Der inzwischen von immerhin über 150’000 Deutschen mitunterzeichnet wurde*.

Nicht mal dieser Titel ist originell, denn wie betitelt die deutsche Tageszeitung «Die Welt» ihren Kommentar zum gleichen Thema? «Wie eine Aufforderung zur Kapitulation». So darf dort ein Wendehals der ehemaligen pazifistischen Partei «Die Grünen» beckmessern.

Deren Vizekanzler Habeck versteigt sich sogar zur Formulierung:

«Pazifismus bedeutet nicht, dass wir andere sterben lassen, weil wir nicht bereit sind, unangenehme Entscheidungen zu treffen.»

Auch diese Sprachverluderung muss abgeschmeckt werden, was will uns der Schwurbler damit sagen? Andere, also konkret Ukrainer, würden sterben, wenn wir, also die deutsche Regierung, nicht bereit seien, unangenehme Entscheidungen, also über die Lieferung von schweren Waffen, zu treffen.

Wäre die Regierung also bereit dazu, dann würden die Ukrainer nicht sterben? Lieferte sie aber keine Waffen, dann stürben die Ukrainer? Der Versuch, auf diesen Sprachmüll Logik anzuwenden, entlarvt die Sinnleere. Dahinter steckt die Denkverluderung, dass Exponenten der Grünen den Salto von Pazifismus zu Unterstützung einer Kriegspartei mit Waffen vorführen müssen.

Von «Frieden schaffen ohne Waffen» zu «Frieden schaffen mit Waffen», eine geradezu orwellhafte Wendung, die vom Wahrheitsministerium in seiner Dystopie «1984» stammen könnte. Wahrheit ist Lüge und Lüge ist Wahrheit, alles geht, Prinzipien waren gestern.

Die waren bei den Grünen allerdings auch gestern nicht sehr ausgeprägt, als sie unter Verrat aller ihrer Prinzipien der völkerrechtswidrigen Intervention der NATO in Jugoslawien zustimmten. Da gilt heute mehr denn je: ist der Ruf erst runiert, lebt sich’s ungeniert.

 

*Darunter auch der ZACKBUM-Redaktor René Zeyer.