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Schon wieder Djokovic

Die Medien haben sich schon mal an ihm abgearbeitet.

Corona ist vorbei und vergessen (ausser vielleicht bei Marc Brupbacher). Jetzt ist Ukrainekrieg. Da muss wie damals bei Corona jeder Position beziehen, am besten ein Zeichen setzen. Selbstverständlich sollte man auf der Seite der Ukraine sein.

Die verteidige doch unsere westlichen Werte wie Korruption, Autokratie und Medienzensur gegen das korrupte Russland mit Medienzensur und Autokratie. Oder so.

Nun war und ist Novak Djokovic aus Gründen, die eigentlich nur ihn etwas angehen, ein Gegner der Corona-Impfung. Im Nachhinein geben ihm immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen recht. Die Wirksamkeit der Impfung, vor allem die Behauptung, Geimpfte seien nicht ansteckend, wird immer mehr in Frage gestellt.

Aber das ist Schnee von gestern, Schlamm drüber, sagen die Massenmedien, die sich selbst unsterblich blamiert hatten, durch ihre obrigkeitshörige Berichterstattung ihrer Glaubwürdigkeit einen Bärendienst erwiesen hatten. Aber man ist natürlich nachtragend, eine der Lieblingsbeschäftigungen des Journalisten.

Nun trug es sich zu, dass der Tenniskünstler Djokovic das hier getan hat:

Statt nur brav Autogramme zu geben, schrieb er auf eine Kameralinse: «Kosovo ist das Herz von Serbien. Stoppt die Gewalt.»

Ein Aufruf gegen Gewalt kann ja eigentlich nicht ganz schlecht sein. Es kommt aber darauf an, wer gegen welche Gewalt wo aufruft. Bekanntlich ist es so, dass sich die südserbische Provinz Kosovo 2008 einseitig für unabhängig erklärte. Gegen den damaligen selbsterklärten Präsidenten Hashim Thaçi ermittelt seit 2020 der Sonderankläger des Internationalen Strafgerichtshof im Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Im April begann der Prozess gegen Thaçi und Mitangeklagte.

Die Unabhängigkeit des Kosovo wurde zuvorderst von der damaligen Schweizer Aussenministerin Calmy-Rey befürwortet, die sich damit gegen die Garantie der territorialen Integrität Serbiens nach dem Jugoslawienkrieg stellte. Russland nahm dann nebenbei diese Unabhängigkeitserklärung als Präzedenzfall für die Krim.

Seit seiner Unabhängigkeit, die auch nicht von allen EU-Staaten anerkannt wird, hat sich Kosovo den Namen korrupter Mafiastaat redlich und unredlich verdient. Eine UNO-Friedenstruppe unter Schweizer Beteiligung versucht, Auseinandersetzungen zwischen dort lebenden Albanern und Serben zu verhindern.

So viel Hintergrund muss sein. Nun ist es in letzter Zeit wieder nach Kommunalwahlen zu Handgreiflichkeiten und Krawallen gekommen, bei denen Soldaten der Schutztruppe KFOR verletzt wurden. Es geht um den Rücktritt von serbischen Bürgermeistern als Protest gegen die Politik der kosovarischen Regierung; sie wurden durch Albaner ersetzt, weil bei die nötigen Wahlen von den Serben boykottiert wurden.

Also zumindest eine etwas unübersichtliche Gemengelage. Und in die hinein kommt nur der Aufruf Djokovics zum Frieden, gegen Gewalt. Während aber das Schwenken ukrainischer Flaggen und fast alle Formen von Sympathiebezeugungen im Sport hier applaudiert, werden, kommt Djokovic wieder ins Feuer der Meinungsmacher.

Darauf reagierte der Tennisstar, dessen Vater in der damaligen serbischen Provinz geboren wurde: «Ich bin kein Politiker und habe auch keine bösen Absichten. Ich weiss, es ist heikel. Es tut mir einfach weh, was passiert

Den Medien tut nichts leid: «Djokovic sorgt nach Sieg mit Kosovo-Botschaft für Eklat», schimpft der «Blick». Etwas zurückhaltender (noch) textet Tamedia: «D. erhitzt Gemüter mit Kosovo-Botschaft». «D. sorgt mit politischer Botschaft für Aufsehen», echot nau.ch. D. habe «eine politische Kontroverse riskiert», urteilt die NZZ. D. habe «eine politische Kontroverse ausgelöst», konstatiert srf.ch. Und schliesslich sieht CH Media, nicht gerade der Jahreszeit entsprechend, dass sich D. «auf politisches Glatteis begeben» habe.

ZACKBUM sammelt zunächst mal diese ausgewogenen Äusserungen und wartet auf die zukünftigen Kommentare in dem Mainstreammedien  …

Hoffen aufs Vergessen

Djokovic Superstar. Lobhudeleien heute, Häme gestern.

Nach seinem Sieg in Wimbledon kriegen sich die Sportjournalisten kaum ein: «Novak Djokovic schwebt am Hochzeitstag im siebten Himmel – und jagt Roger Federer und Rafael Nadal», jubiliert CH Media. «Er wird einfach nicht satt», kümmert sich die «Süddeutsche» um den Appetit des Tennisspielers. «Djokovic macht Kyrgios platt», hämmert der «Blick». «Djokovic im 7. Wimbledon-Himmel», stimmt René Stauffer bei Tamedia Schalmeiengesänge an.

Nur «watson» erwähnt schon im Titel ein früheres Problem: «Langer, frustrierender Sommer – Djokovic zahlt hohen Preis für konsequente Impf-Haltung». Aber was inzwischen «konsequente Impfhaltung» ist – der Weltklassespieler verweigert aus Überzeugung eine Corona-Impfung –, das hörte sich noch vor Kurzem ganz anders an.

Stauffer hofft dabei wohl auf das löchrige Kurzzeitgedächtnis seiner Leser, denn vor nicht allzu langer Zeit holzte er noch:

«Der Weltranglistenerste ist zum Symbol der Egozentrik, der Uneinsichtigkeit, der Ungleichheit und zu einem weltweiten Anführer der Impfgegner geworden.»

Der ungeimpfte Djokovic war damals trotz ordentlicher Einreisebewilligung an der australischen Grenze aufgehalten worden und hatte dagegen von seinen rechtlichen Möglichkeiten Gebrauch gemacht. Noch schlimmer für Rechtskenner Stauffer, ein Richter hatte zunächst seine Einreise bewilligt; das sei «wie ein Schlag ins Gesicht.» Denn das Urteil sei «brandgefährlich für Melbourne und Australien». «In der Stadt drohen nun Tumulte … Sollte er tatsächlich als Spieler in die Rod Laver Arena schreiten, ist ein Aufruhr garantiert.»

Das blieb dann Australien erspart, und Stauffer frass kiloweise Kreide. Aber nicht nur er hatte sich mit unqualifizierten Rüpeleien blamiert. Damals war es üblich, solche demagogischen Fotos zu veröffentlichen:

Die Fachkoryphäen des Filzballs, die Spezialisten für Serbien und Serben, waren sich einig: Der Mann rennt in ein «Fiasko» (SoZ). Er spielt «Russisches Roulett» (CH Media). Die «Chefredaktorin Sport» des «Blick» wusste: «Die Pointe in der Aussie-Open-Geschichte ist, dass Djokovic am Flughafen festsass und offenbar das Land wieder verlassen muss.» Zwischenzeitlich rettete Steffi Buchli nur ein vorsichtiges «offenbar» vor der völligen Peinlichkeit.

«Und täglich grüsst der Drama-King», verballhornte die «Blick»-Fachkraft den Titel eines schönen Films, der das nicht verdient hätte. Ein Vollpfosten aus dem Hause Tamedia sah schon den «tiefen Fall eines grandiosen Tennisspielers» voraus. Und die Serben? «Wer in diesen Tagen die serbische Krawallpresse liest, der wähnt sich kurz vor einem Weltkrieg.» Typisch für diese -itsch. Unzivilisiert, aggressiv, grössenwahnsinnig, gefährlich halt.

Den Vogel schoss allerdings ein durch Abstammung vorbelasteter Schmierfink bei Tamedia ab: Richtig auf die Kacke haute wie meist bei solchen Themen Enver Robelli. Vielleicht sollte Tamedia die Berichterstattung über den Balkan nicht einem Mitarbeiter mit, nun ja, Migrationsgeschichte, überlassen. Denn Robelli geht es offensichtlich weniger um die Aufklärung der Leser, mehr um die Abarbeitung eigener Vorurteile.

Über die Abschiedsreise der deutschen Ex-Bundeskanzlerin durch den Balkan zeigte er sich «irritiert», denn: «Merkel umarmt die Autokraten». Da war er aber noch sanft gestimmt. Der gebürtige Kosovare leistet gegenüber Kroatien einen gewaltigen Beitrag zur Völkerverständigung:

«Kroatiens Präsident als Provokateur: Er poltert gerade wie ein Betrunkener – gegen Minister und Bosniaken».

Ein besoffener Präsident, da hat die nüchterne Merkel Schwein gehabt. Auch die Sache mit dem Osmanischen Reich hat Robelli nicht vergessen: «Der Westen darf vor Erdogan nicht einknicken.»

Aber zur Höchstform läuft Robelli bei der Affäre um Djokovic auf. «Serbische Krawallpresse», schimpft Krawallant Robelli, «Belgrader Hetzblatt», hetzt Robelli. «Selbstverständlich hätten die aufopferungswilligen Serben 1389 in der Amselfeld-Schlacht gegen die Osmanen die ganze westliche Zivilisation gerettet», behaupte ein verpeilter «ultranationalistischer Pseudohistoriker» in seinen «Machwerken», die Djokovic promote.

Dabei sollte Robelli wissen, das die historische Wahrheit über dieses Gemetzel – wie meistens – viel komplexer ist, feststehende Tatsache hingegen, dass die Serben tatsächlich aufopferungsvoll gegen das Osmanische Reich in die Schlacht zogen.

Dann diagnostiziert Robelli bei den Serben «Grössenwahn», «verletzten Stolz» und überhaupt «krude Ansichten». Kein Wunder:

«Schwurbler Djokovic geniesst eine ungewöhnlich grosse Narrenfreiheit.»

Leider traf das aber in erster Linie auf den Demagogen Robelli zu.

Im heutigen Armenhaus-Journalismus ist Anstand oder Einsicht in eigene Fehler Mangelware. Mitglieder der Journaille wie Stauffer oder Robelli hoffen einfach darauf, dass sich keiner mehr an ihr dummes Geschwätz von gestern erinnert. Dabei übersehen sie allerdings, dass das bei ihnen auch für heute und morgen gilt …

Kann die NZZ Krise?

Falkenstrasse Open: Wer gewinnt, die NZZ oder das CS-Schlamassel?

Nehmen wir es mal sportlich. Früher hätte ein rauchender Journalist in den Telefonhörer geschrien: haltet die Druckmaschinen an, es gibt News. Dann hätte er die neusten Entwicklungen bei der Credit Suisse in die Maschine gehämmert, während ein Bote sofort jedes Blatt zum Setzer gebracht hätte.

Heute geht es viel digitaler und ruhiger zu. Aber dennoch ist es sportlich: Was liefert das Haushofblatt der Finanzwelt in den zwei Tagen nach dem Rücktritt des VR-Präsidenten der zweitgrössten Schweizer Bank?

Quiet please, Aufschlag CS. Trockene Medienmitteilung, Return NZZ. Die alte Tante spielt über fünf Sätze, also mit fünf Artikeln auf.

Darin ist mal alles, was man so braucht. Ein mehrmals aktualisierter Artikel, der das Faktische beschreibt: «Credit-Suisse: Nach seinen Quarantäneverstössen muss Präsident Horta-Osório gehen».

Darin kommentarlos der kühle Dank: «Vizepräsident Schwan verabschiedete seinen Präsidenten im Communiqué denn auch nur kurz und bündig mit einem einzigen Satz: «Wir respektieren António Horta-Osórios Entscheidung und sind ihm für seine Führungsrolle bei der Festlegung der neuen Strategie, welche wir über die nächsten Monate und Jahre weiter umsetzen werden, zu Dank verpflichtet.»»

Sec, trocken, technisch nicht brillant, aber solide Rückhand.

Natürlich darf auch ein Stück Spekulationen über Hintergründe nicht fehlen.Mit lockerem Spielbein geht’s weiter: «Horta-Osórios Abgang bei der Credit Suisse: Geht es um die gebrochene Quarantäne oder um mehr

Das ehrwürdige Blatt wird sogar leise witzig:

«Ob die Präsidentschaft des Portugiesen wegen oder mit Verstössen gegen die Corona-Regeln zu Ende gegangen ist, bleibt umstritten.»

Leichter Volley mit Anspielung auf das Problem, dass es nicht möglich ist zu unterscheiden, ob ein Patient wegen oder mit Corona ins Spital eingeliefert wird.

Die NZZ kann auch mal ziemlich böse werden

Dann kommt ein Zweihänder zum Einsatz: «Die Credit Suisse lässt kaum einen Skandal aus – eine Übersicht der Turbulenzen der letzten Jahre».

Diese Schärfe wird verständlich, wenn man das Ausmass der Flops, Bussen und des ständigen Krebsgangs des Aktienkurses verfolgt:

«Die Schweizer Grossbank durchlebt die turbulentesten Jahre seit der Finanzkrise. Sie stolpert seit Jahren von einem Skandal in den nächsten. Strategische Fehler und Missmanagement werden offenkundig.»

Den letzten Aufschlag hat natürlich der Kommentar, vom Wirtschaftschef Chanchal Biswas höchstpersönlich.

Leider merkt man hier, dass der Trainer, bzw. ein Korrektiv fehlt. Denn dieser leicht eiernde Kommentar ist das Schwächste am ganzen Spiel. Biswas meint, es sei doch ein nettes Leitmotiv, so anzufangen:

«Wenige Stunden nach Novak Djokovic hat es auch António Horta-Osório erwischt

Und es durchzuziehen: «Horta-Osorio wurde zum Verhängnis, dass er – wie Djokovic auch – den Eindruck machte, er stehe über dem Recht

Das stimmt nun im Falle von Djokovic eindeutig nicht, das wäre dann klar Ball im Netz. Auch die Schlussfdolgerungen schaffen es nicht über die obere Netzkante:

«In einer Credit Suisse, die zwar stabile, aber eher tiefere Renditen erwirtschaftet, winken auch geringere Löhne und Boni.» Daher vermutet der Wirtschaftschef die Heckenschützen in der Abteilung Investmentbanking:

«Es dürften diese Kreise gewesen sein, welche die Regelverstösse von Horta-Osório ans Licht der Öffentlichkeit brachten und auch gezielt einen Keil zwischen den Präsidenten und Konzernchef Thomas Gottstein zu treiben versuchten

Mag sein, kann sein, muss nicht sein. Schliesslich entlässt er den neuen VRP (und den Leser) mit zwei offenen Fragen, die eigentlich keinen Kommentar darstellen, sondern Ausdruck von Hilflosigkeit sind:

«Wie stellt er sicher, dass alle in der Bank am gleichen Strick ziehen? Und vor allem: Sind alle Kolleginnen und Kollegen im Verwaltungsrat und in der Geschäftsleitung die richtigen Leute dafür?»

Diese Frage kann man sich bezüglich Führungsetage Wirtschaft bei der NZZ auch stellen …

 

Hilfe, mein Papagei onaniert!

Diesmal zum Thema: Schon wieder tritt ein VR-Präsident der Credit Suisse ab. Ho, ho, Horta.

Die SDA formuliert mit der Zurückhaltung, die sich für eine Newsagentur gehört. Daher übernehmen viele Medienorgane (Pluralismus, Vielfalt) den SDA-Ticker und ergänzen da und dort.

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Daher kann zum Beispiel das Fachblatt «Handelszeitung» die Meldung mit «sda/mbü» zeichnen. Sieht doch gleich viel kompetenter aus.

Etwas geheimnisvoller lautet der Autorenname bei der Meldung von srf.ch: «srf/lin;harm». Ähnlichkeiten mit der SDA-Meldung sind sicherlich rein zufällig und nicht beabsichtigt. Das gilt auch für watson.ch, wo eine Salome Woerlen in die Tassen gegriffen hat. Philipp Löpfe ist auch immer unpässlich, wenn’s wo kracht.

«Cash» online vertraut hingegen auf den Wirtschaftsticker AWP, ebenfalls nicht auf eigene Kräfte. CH Media beschallt via seine 21 Blätter die Deutschschweiz einheitlich mit einem Artikel von André Bisseger, der sich seinerseits auf «Material von der DPA» stützt.

Tick, tick, Ticker

Bluewin.ch, das zu den einschaltstärksten News-Plattformen in der Schweiz gehört, lässt es bei der abgespeckten SDA-Version bewenden. «nau.ch» vertraut ausgewogen auf DPA und SDA.

Der «Blick» hingegen bietet immerhin drei eigene Kräfte auf. Den Noch-Wirtschaftschef Guido Schetti, Daniel Kestenholz und Ulrich Rotzinger hauen fast 5000 A ins Netz.

Und der zweite Grosskonzern der gepflegten Eigenleistungen und des Qualitätsjournalismus? Tamedia braucht zunächst mal eine Schrecksekunde, bis dann – gekonnt ist gekonnt – der SDA-Ticker von «chk» verwedelt, Pardon, veredelt wird. Leider ist das Kürzel im Impressum nicht ausgewiesen.

Natürlich lässt die NZZ einen Redaktor ans Gerät, der aber auch nicht viel mehr als die SDA zur Erkenntnis beitragen kann. Wie immer erfrischend ist hingegen Lukas Hässig auf «Inside Paradeplatz»*, da wird die gesamte CS-Führung, insbesondere der für die Personalpolitik zuständige Severin Schwan, kräftig abgewatscht.

Prioritäten setzen

Nun ist es vielleicht ein wenig bedeutender für die Schweiz, was mit ihrer zweitgrössten Bank, «too big to fail», also notfalls dem Steuerzahler aufs Portemonnaie fallend, passiert. Im ersten Anlauf bis Montagmittag haben die vielfältigen Medien – ohne alle Kopien extra hinauszuzählen – rund 75 Artikel zum Thema publiziert. Die meisten stützen sich dabei auf die Gerüste von Nachrichtenagenturen im Abonnement.

Am gleichen Tag erschienen fast doppelt so viele Meldungen – 141 – zu Novak Djokovic. Obwohl der bereits abgereist ist und die Affäre weitgehend beendet. Nimmt man die Zeit seit Beginn des Schlamassels, gibt es fast 3000 Treffer zu ihm in der Mediendatenbank SMD.

1347 beschäftigen sich im weitesten Sinn – inklusive Börsenmeldungen – mit der CS. Das nennt man eine glasklare, kompetente Prioritätensetzung.

Einordnung, Analyse, Auswahl, die wenigen verbleibenden Kräfte werden dafür benützt, wichtige Themen schwergewichtig zu behandeln. Die CS ist ein sehr schwergewichtiges Thema.

Kleines Problem: ausser, es wird richtig saftig, ziehen Wirtschaftsthema viel weniger als knallige Skandalstorys. Und auch bei Tamedia sitzen die Journalisten in ihren Verrichtungsboxen und werden an der Anzahl Klicks gemessen, die ihr Online-Ausstoss generiert. An nicht viel mehr.

Schlampiges als Qualität verkauft

Das hat mit Anpassung an moderne Zeiten viel, mit Qualitätsjournalismus wenig zu tun. Abnehmende Bedeutung und mangelnde Kompetenz wird mit Meinung, mit Kommentar ersetzt. Am liebsten in den gegendarstellungsfreien Raum hinein, und da bieten sich die Probleme eines serbischen Tennisspielers in Australien ideal an.

Die Probleme einer ehemaligen Schweizer Traditionsbank mit einem portugiesischen Tennisfan eher weniger. Bei seinem schlampigen Umgang mit Quarantäne- und Corona-Regeln wurde zwar auch gemotzt und sogar sein Rücktritt gefordert. Aber dann ging man wieder zur Tagesordnung über, die gesamte Dimension des Problems der CS zeichnet höchstens der Einzelkämpfer Hässig ab und an nach.

Denn, merke: auch die grossen Medienclans müssen ihren Finanzhaushalt bei einer Bank regeln. Kleines Geheimnis, die Alternative Bank ist’s nicht …

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».

 

 

 

Lachhaft

Absurdem kann man mit Humor begegnen. Oder mit Stärke.

Ist es weltbewegend, ob ein Tennisspieler in Australien Tennis spielen darf? Ist das Anlass für Hunderte, ja Tausende von Artikeln, Berichten?

Ist es lustig, dass Djokovic inzwischen mehr abgelehnte Visa hat als Grand-Slam-Titel? Bringt’s was zu scherzen, dass er, wenn er wie Jesus sei, doch übers Wasser von Australien weglaufen kann? Dass er wie Jesus am Kreuz gescheitert ist, in seinem Fall am falschen Kreuz bei den Visumfragen?

Ist das wichtiger als Corona, Ukraine, als Biden, Putin oder die chinesische Diktatur? Ist das wichtiger als die Uiguren, Kasachstan, Myanmar, Äthiopien, das anhaltende Schlamassel in den arabischen Ländern? War da mal was mit einer Pandemie?

Oder ist es Anlass, sich an ein brutales Zitat von Johann Nepomuk Nestroy zu erinnern? Wenn man sich die japsende, hyperventilierende, jedes Mass verlierende Medienmeute anschaut?

Wer war denn das?

Schliesslich hat Karl Kraus den österreichischen Autor und Stückeschreiber aufs höchste verehrt, dessen bittersüss-böse Weltsicht später nur von Ödön von Horváth übertroffen wurde. Okay, wer war Kraus, wer war Nestroy, wer war Horváth.

Und wer waren denn die?

Aber auch diese Banausen verstehen zumindest das Zitat:

 

 

Von Ameisen und Journalisten

Wenn ich Djokovic sage, geht sicher ein leises Stöhnen durch die Reihen der Leser.

Ich verspreche aber, weder zu langweilen noch Längstbekanntes zu wiederholen.

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Kriegt ein Visum. Kriegt das Visum weggenommen. Kriegt das Visum vom Richter wieder zugesprochen. Kriegt das Visum vom Minister weggenommen. Australien verabschiedet sich als Rechtsstaat. Und keinem Schweizer Journalisten fällt das auf.

Denn zu den eisernen Prinzipien gehört die Trennung zwischen Exekutive und Judikative. Kein Minister dürfte einen Gerichtsentscheid umstossen. Australien tut das. Bye, bye, Rechtsstaat.

Wenn Qualitätsmedien berichten.

Inzwischen ist zum Fall Djokovic von allen alles auf alle Arten gesagt worden. Es hat sich sogar eine Ameisenmühle gebildet. Unter diesem Phänomen leiden die Ameisen genauso wie auch die Journalisten.

Bei den Ameisen ist es so: da die Tiere blind sind, folgen Wanderameisen den Botenstoffen ihrer vorangehenden Artgenossen. Das ist gut und sinnvoll – ausser, der Ameisenzug kreuzt seine eigene Spur. Dann kann es passieren, dass die Insekten anfangen, im Kreis zu laufen. Damit verstärkt sich natürlich der Botenstoff, also kommen sie aus der Nummer nicht mehr raus.

Tödlich für Ameisen – und für Qualitätsjournalismus.

Normalerweise endet so eine Ameisenmühle mit dem Tod durch Erschöpfung. Bei Journalisten ist es nicht so dramatisch. Wenn sie in einen solchen Strudel geraten – zum Beispiel zum Thema, ob ein Tennisspieler in Australien Tennis spielen darf oder nicht –, dann nehmen auch immer mehr Schreiberlinge Witterung auf, schreiben mit, schreiben ab und schreiben vor allem in die gleiche Richtung.

Dann schreiben sie noch ein wenig übers Schreiben, geben Ratschläge, verteilen Betragensnoten, fordern mit wackelndem Zeigefinger Moral, Ethik und Anstand ein – und irgendwann sind sie es leid und suchen nach einer neuen Mühle.

Ameisen sind entschuldigt, Journalisten nicht

Die Ameisen können ja nichts dafür, aber bei Journalisten ist es beelendend, wie alle uniform in die gleiche Richtung schreiben und laufen. Dabei gäbe es doch bei jedem solchen Kampagnenthema interessante Aspekte, die beleuchtet werden könnten.

Zum Beispiel? Zum Beispiel die grausame australische Flüchtlingspolitik. Zum Teil über Jahre hinweg sitzen arme Schweine, die sich keine Anwälte leisten können, in Abschiebeknästen fest. Tausende von Asylsuchenden vegetieren in Internierungslagern «offshore», also beispielsweise auf Papua-Neuguinea.

Kritisiert von der UNO: australisches Flüchtlingscamp.

Diese Lager werden von Privatfirmen betrieben, die ein Minimalangebot mit maximalem Profit verbinden. Abschiebeknast in einem Hotel, wie es dem Tennisspieler widerfuhr, ist schon die Luxusvariante. Das wäre doch ein interessantes Thema. Aber dazu müsste man die Ameisenmühle verlassen.

Interessante Themen noch und noch

Ein zweites interessantes Thema ist die Absurdität, dass zwar die einzelnen Bundesländer ein Visum ausstellen können, das aber jederzeit von der Zentralregierung für ungültig erklärt werden kann. Genau ein solches Visum besass der Tennisspieler, der ja nicht einfach auf gut Glück nach Australien reiste.

Wie auch schon mancher Schweizer bei einem Einreiseversuch in die USA erleben musste: mit oder ohne Visum, es gibt im angelsächsischen Raum keine Einreisegarantie. Es ist dem Ermessen – oder der Willkür – des Beamten überlassen, ob er den Daumen hebt oder senkt.

Ich war mal zu faul, die dämliche Frage auf dem Einreiseformular in die USA zu beantworten, wo genau man abzusteigen gedenke. Ich schrieb einfach «Hotel» auf die entsprechende Linie. Das wurde dann moniert, und als ich noch den Fehler machte, «come on» zu sagen, entging ich der sofortigen Rückreise nur durch mehrfache, zerknirschte Entschuldigungen.

Nach ein paar schweisstreibenden Momenten entschied der Beamte, dass ich das Formular neu und vollständig auszufüllen habe, nochmal zuhinterst in seiner Schlange mich anstellen müsse und mich beim zweiten Vorstellen anständig zu benehmen habe.

Jeder, absolut jeder ist hier einer ziemlich weitgefassten Willkür ausgeliefert. Wer zum Beispiel nur ein Touristenvisum besitzt und so blöd ist, bei der Einreise anzugeben, dass er ein Interview zu führen gedenke oder anderweitig journalistisch tätig sein möchte, hat ebenfalls eine grosse Chance, stattdessen im gleichen Flieger wieder nach Hause geschickt zu werden.

Wäre auch ein Thema, aber eben, Ameisenmühle.

Wenn Willkür, Populismus und Entscheidung für Wahlen herrschen

Damit nicht genug. Es ist offenbar so, dass es der willkürlichen Entscheidung eines Ministers vorbehalten ist, ob ein gerichtlich festgestellter Tatbestand – der Tennisspieler darf einreisen – anerkannt wird oder nicht. Das ist rechtsstaatlich ungeheuerlich.

Man stelle sich vor: In der Schweiz kommt ein Gericht zu einem Urteil.

Anschliessend sagt ein Bundesrat: wisst Ihr was, das passt mir nicht, overruled. Ich entscheide das Gegenteil.

Das ist ein eklatanter Verstoss gegen ein heiliges Grundprinzip der Gewaltentrennung.

Gesetze werden im Parlament gemacht, die Regierung hat sich daran zu halten, und die Judikative kontrolliert deren Einhaltung. Staatskunde, erste Lektion. Existiert diese Gewaltenteilung nicht, spricht man gerne und schnell von autoritären Regierungsformen, von Willkür, vom Fehlen grundlegender Prinzipien. Wie sieht das im Fall Australiens aus?

Auch zumindest ein interessanter Aspekt. Aber, genau, nichts für journalistische Ameisen.

Mit welchen Gründen entschied der Minister?

Noch ein Thema: Kann man nun annehmen, dass der zuständige Minister seine Entscheidung ausschliesslich aufgrund der möglichen Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch den Tennisspieler treffen wird? Wer an den Weihnachtsmann, Wunder und Geister glaubt, mag das annehmen. Angesichts bevorstehender Wahlen, der internationalen Aufmerksamkeit für den Fall, angesichts der Frage, mit welcher Entscheidung die Partei des Ministers genügend Stimmen erhält, damit er weiterhin im Amt bleibt, spielt das wohl eine sehr, aber sehr untergeordnete Rolle.

Zuerst tagelang abgetaucht: Minister Hawke.

Genau solche fragwürdigen Konstellationen entstehen, wenn die saubere Trennung zwischen Judikative und Exekutive durchlöchert wird. Das sind doch alles interessante Aspekte, die es wert wären, vertieft durchleuchtet und publizistisch aufbereitet zu werden.

Aber im Spar- und Elendsjournalismus der grossen Medienhäuser haben solche Ausflüge aus der Ameisenmühle keinen Platz. Lieber darf noch der allerletzte Redaktor seinen Senf dazugeben, was er von der Person, der Nationalität und dem Verhalten des Tennisspielers so hält. Als ob das noch irgend jemanden interessieren würde.

 

Meinungsvielfalt à la Ringier

Ein Konzern lebt Pluralismus vor. Allerdings länderübergreifend.

«Der Aufenthalt des ungeimpften Novak Djokovic in Melbourne und sein Auftritt beim Grand Slam war vor allem eine desaströse PR für die australischen Politiker an der Macht, weil ihre Bürger und Wähler seit zwei Jahren unter einer der strengsten Quarantänen der Welt leben.»

Djokovic aus dem Land zu «schmeissen», das sei einer der «grössten Sportskandale des 21. Jahrhunderts». Schreibt das Ringier-Blatt «Blick». Das ist Meinungspluralismus.

Denn gleichzeitig hämt eine deutlich überforderte «Chefredaktorin Sport»: «Und täglich grüsst der Drama-King». Dann geht sie in die Vollen:

Oh, ich sehe gerade, das erste Zitat stammt von hier:

Das ist ja der serbische «Blic». Gleicher Besitzer, gleiche Marke. Nur eben anders. Der Devise des CEO Marc Walder folgend, dass man die jeweilige Regierungspolitik unterstützen solle. Das gilt offenbar nicht nur für Corona, denn Serbiens Regierung ist natürlich bestürzt über den Entscheid, dem Tennisspieler zum zweiten Mal das Visum zu entziehen.

Schön, dass es Translator gibt …

Echter Meinungspluralismus wäre allerdings, wenn diese konträren Meinungen auch in der Schweiz im «Blick» Platz fänden.

Aber wenn man eine Steffi Buchli nicht daran hindert, sich lächerlich zu machen, was will man da erwarten …

Ein Dokument der Schande

Zurück zum Absolutismus.

So sieht es aus, wenn der Rechtsstaat ins Güllenloch der Willkür fällt:

Die Übersetzung:

Der ehrwürdige Alex Hawke MP
Minister für Einwanderung, Staatsbürgerschaft, Migrantendienste und multikulturelle Angelegenheiten

Freitag, 14. Januar 2022
Medienmitteilung
Erklärung zu Herrn Novak Djokovic
Heute habe ich von meiner Befugnis gemäss Abschnitt 133C(3) des Migrationsgesetzes Gebrauch gemacht, das Visum von Herrn Novak Djokovic aus Gründen der Gesundheit und der guten Ordnung zu annullieren, da dies im öffentlichen Interesse lag.

Ehrwürdig? Gründe der guten Ordnung? Befugnis? Gesundheit?

Würde ein offiziell anerkannter Unrechtsstaat wie Russland, Nord-Korea oder China so vorgehen – ein Aufschrei der sogenannten Qualitätsmedien wäre garantiert. Scharfe Verurteilung, oberlehrerhafte Kommentare, wackelnde Zeigefinger, strenge Sorgenfalten auf der Stirne, Forderungen nach Massnahmen, Sanktionen, Protest.

Australien setzt sich über den Rechtsstaat hinweg und entzieht einem Serben ein erteiltes, annulliertes, gerichtlich wieder erstelltes Visum? Na, der serbische Trotzkopf hat sich das doch selber zuzuschreiben.

 

Filzball-Mopser

Blütenlese der Schweizer Qualitätsmedien.

Das Thema ist weltbewegend. Darf ein Tennisspieler nach Australien einreisen oder nicht? Hat er alle Bedingungen dafür erfüllt – oder ist er ein arroganter Sack, der meint, wenn die Nummer eins des Tennis kommt, dann winke man ihn einfach durch?

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Als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, haben sich die Schweizer Qualitätsmedien darauf gestürzt. Über 1200 Treffer für den Namen Djokovic in den letzten Tagen.

Dabei haben sich die drei grossen Medienclans schlichtweg blamiert. Die Fachkoryphäen des Filzballs, die Spezialisten für Serbien und Serben waren sich einig: Der Mann rennt in ein «Fiasko» (SoZ). Er spielt «Russisches Roulett» (CH Media). Die «Chefredaktorin Sport» des «Blick» wusste: «Die Pointe in der Aussie-Open-Geschichte ist, dass Djokovic am Flughafen festsass und offenbar das Land wieder verlassen muss.» Nun rettet Steffi Buchli nur ein vorsichtiges «offenbar» vor der völligen Peinlichkeit.

Garniert wurde die objektive und nur der Wahrheit verpflichtete Berichterstattung mit demagogischen Fotos und der ganzen Latte von Vorurteilen, die man gegen Serben im Allgemeinen und Djokovic im Speziellen auffahren kann.

Gewichtung, Ausgewogenheit, Fachkompetenz, sorgfältige Abklärung der Hintergründe? Hinweis darauf, dass es insgesamt 26 Anträge auf Ausnahmebewilligungen für die Turnierteilnahme gab, die grösstenteils auch zur Einreise führten?

«Und täglich grüsst der Drama-King», verballhornte die «Blick»-Fachkraft den Titel eines schönen Films, der das nicht verdient hätte.

Ein Vollpfosten aus dem Hause Tamedia sah schon den «tiefen Fall eines grandiosen Tennisspielers» voraus, eines «Schwurblers» auch, der eine «grosse Narrenfreiheit» geniesse. Und die Serben? «Wer in diesen Tagen die serbische Krawallpresse liest, der wähnt sich kurz vor einem Weltkrieg.»

Typisch für diese -itsch. Unzivilisiert, aggressiv, grössenwahnsinnig, gefährlich halt.

Nun ist ZACKBUM  kein grosser Fan der Fähigkeit, einen Filzball so über ein Netz zu dreschen, dass er anschliessend wieder rechtzeitig runterkommt. Auch das Dreigestirn Federer, Nadal und Djokovic lässt uns ehrlich gesagt kalt.

Aber an diesem Beispiel wird wieder etwas schmerzlich bewusst: wer so berichtet, kann nicht im Ernst behaupten, Qualität abzuliefern. Wer so berichtet, kann nicht im Ernst begründen, wieso seine Tätigkeit mit einer weiteren Steuermilliarde unterstützt werden sollte.

Wer dermassen den Ball ins Aus geschlagen hat, schlichtweg mit Analyse, Prognose und Darstellung kreuzfalsch lag, könnte einfach mal kurz schweigen oder – das aber niemals! – einräumen, schwer danebengelegen zu haben.

Aber wenn die Realität, dieser Schlingel, sich nicht so benimmt, wie sie der Journalist gerne sähe – Pech für die Realität. Wie kommentiert ein weiterhin hyperventilierender Tamedia-Qualitätsjournalist das Urteil eines australischen Richters? «Wie ein Schlag ins Gesicht.» Von wem? Na, vom betroffenen Journi natürlich, von wem sonst. Das tut aber ein australischer Richter nicht ungestraft:

«Der Weltranglistenerste ist zum Symbol der Egozentrik, der Uneinsichtigkeit, der Ungleichheit und zu einem weltweiten Anführer der Impfgegner geworden.»

Aber nein, Tamedias René Stauffer ist ein Symbol der Uneinsichtigkeit geworden, nur interessiert das die Welt glücklicherweise nicht sehr. Während sein Kollege dank der dortigen Medien Serbien am Rande des Weltkriegs sieht, prognostiziert Stauffer nun, dass das Urteil «brandgefährlich für Melbourne und Australien» sei. «In der Stadt drohen nun Tumulte … Sollte er tatsächlich als Spieler in die Rod Laver Arena schreiten, ist ein Aufruhr garantiert.»

Statt Serbien am Rande des Weltkriegs nun Australien am Rande des Bürgerkriegs. Huch.

Und sollte das nicht passieren, ist Stauffer einfach nochmal stinkbeleidigt und muss ganz fest mit der Wirklichkeit schimpfen.

Zum Üben gibt es im Tennis Ballmaschinen. Die spucken eine Filzkugel nach der anderen aus, bis das Reservoir leer ist. Wir empfehlen für die drei Redaktionen eine Anschaffung. Besonders überzeugt hat uns dieses Modell, denn ein «eingebauter Sensor stoppt den Ballwurf sofort»:

Sportredaktor (Ersatzmodell).

So wie ein eingebauter Sensor die nun wie begossene Pudel dastehende Rechthaber und Besserwisser in drei Schweizer Qualitätsmedien zum Nachmopsen und anschliessendem Verstummen gebracht hat.

Omikron oder Djokovic?

Schweizer Qualitätsmedien sind sich unsicher, was den Fortbestand der Menschheit mehr gefährdet.

Jeder einigermassen begabte Redner weiss: auf den Zehenspitzen stehen und mit voller Stimmkraft krähen, dass man das Halszäpfchen sieht – das ist nicht mehr steigerbar. Also tunlichst zu vermeiden.

Nun haben aber diverse Qualitätsmedien genau diesen Fehler begangen. Sowohl gegenüber der Omikron-Wand wie gegenüber dem schrecklichen Serben.

Omikron, ansteckend wie die Dummheit. Könnte die ganze Gesellschaft lahmlegen. Das Gesundheitssystem nun endgültig ins Chaos stürzen. Triage, verzweifelte Patienten, Bewaffnete müssen die Türen der IPS bewachen, wir taumeln in den Voll-Lockdown.

Die Wirtschaft steht still, zu viele Arbeitskräfte fehlen. Man erinnert sich? Nun, in Zürich fährt Tram 15 zurzeit nicht. Die grosse Corona-Kreische Marc Brupbacher wiederholt fassungslos: «Weiterhin ist eine Entkoppelung von Fällen und Hospitalisationen zu sehen.» Auf Deutsch: Er lag mit seinem Unkenrufen (Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung?) vor Weihnachten mal wieder komplett daneben.

Dann hätten wir noch den Superspreader Novak Djokovic. «Blick» erschauert:

Nur knapp entging der französische Kollege dem Schlimmsten. Denn der Serbe mit dem stechenden Blick liess sich von ihm interviewen. Und von einem Fotografen auch noch fotografieren. Das ohne Maske! Allerdings: als er gebeten wurde, während des Interviews die Maske abzunehmen, lehnte er das ab.

Warum? Weil er wusste, dass er positiv getestet worden war. Ein Skandal. Harmlose Sportjournalisten dem Todeshauch ausgesetzt. Wahnsinn. Aber wir können aufatmen. Der Journalist liess sich später selber testen: negativ.

Wenn Wünschen helfen könnte: können wir nicht endlich mal mit solchem Unsinn aufhören? Gibt es nichts Wichtigeres mehr auf der Welt? Ukraine? Taiwan? NATO-Osterweiterung? Folgekosten von Corona? Selbst Myanmar? Äthiopien? Drogenkrieg? Oder sogar: Wie wird das Wetter am Wochenende?