Wumms: Kerstin Hasse
Wir sagen zum Abschied leise Servus.
Auf LinkedIn ist sie immer noch «Mitglied der Chefredaktion Tages-Anzeiger», dazu ein «Digital Leader» und ein «Sulzberger Fellow». Da durfte sie noch 21 Wochen die Columbia Journalism School in New York besuchen, um sich irgend einem furchtbar wichtigen strategischen Projekt zu widmen.
Vergeblich im Fall Hasse. Vor zwei Monaten war sie noch «ganz beflügelt von unserem wunderbaren Talk im Kaufleuten». Sie liess sich auch die Gelegenheit nicht entgehen, in ihrem Podcast «Die Tages-Anzeigerin» zum Thema Misogynie nachzuplappern, denn Feminismus ist ihre Lieblingsbeschäftigung.
Nun aber das: «In eigener Sache: Nach fast drei bereichernden Jahren habe ich mich entschieden, Tamedia zu verlassen.»
Traurig: «Ich blicke auf eine unglaublich spannende und intensive Zeit zurück. Eine Zeit, in der ich vor allem den «Tagi» mitgestaltet habe – eine Marke, die mir viel bedeutet und mich schon ein Leben lang begleitet.»
Natürlich geht es nun so weiter: «Jetzt ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich mir ausserhalb von Tamedia bieten.»
Näher an der Realität liegt wohl: im Rahmen des grossen Rausschmeissens und der Sparmassnahmen zwecks Steigerung der Qualität des Tagi und seines Kopfblattsalats wurde Hasse aus der Chefredaktion entfernt. Denn ihr «Digital Story Telling» führte nur dazu, dass der Online-Auftritt des Tagi – schon vor dem grauenhaften Redesign – ein Gerümpelturnier mit einer unübersehbaren Menge von Rubriken und Gefässen wurde, das die Leser in Scharen abschreckt und vertreibt.
Kein Indianer wusste eine sinnvolle Antwort auf die einfache Frage: was macht dieser Oberindianer eigentlich? So ausser Selfies im Lift oder beim Essen und Trinken.
Wie in solchen Fällen üblich, wurde sicherlich mit ihr diskutiert, ob es andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb von Tamedia gäbe. Mit dem offensichtlichen Resultat: nein. Wenn sie ihren Abgang nun publik macht, bedeutet das ja auch, dass sie auch noch nirgendwo anders ein trockenes Plätzchen gefunden hat. «Einige Ideen sind schon in Planung», es darf gelacht werden. Denn wer – ausser der woken Tamedia – würde ihr ein solches Salär zahlen wollen …
Wie hoch das ist, wissen wir leider nicht, obwohl sie ja auch mal mutig forderte, dass alle Frauen im Kampf um Lohngerechtigkeit ihr Gehalt offenlegen sollten – nur sie selbst natürlich nicht.
Aber immerhin; das ist keine schlechte Nachricht für den Journalismus, und gute sind rar dieser Tage.