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Es darf gelacht werden: Resteverwertungen

Ob’s eine Milliarde verbessert? Unsere zwei Qualitätskonzerne als Abfalleimer.

Wie es inzwischen auch Tamedia aufgefallen ist: Die Ära Merkel geht in Deutschland zu Ende. Echt jetzt. Dazu interessiert den Schweizer Leser der gesammelten Kopfblätter sicher eine Bilanz, eine Würdigung. Vielleicht auch aus Schweizer Sicht.

Wieso denn, es gibt doch Linda Tutmann. Linda wer? Also bitte, die Dame ist Redaktorin bei «Zeit»-Online und wird dort als Allzweckwaffe eingesetzt. Das Schicksal in Afghanistan steckengebliebener und verratener Hilfskräfte, Ganztagesbetreuung in Deutschland, Schule und Corona, virtuelles Verlieben, kein Thema ist vor ihr sicher.

Da reicht es doch auch noch für «Wie die Kanzlerin mir als Linke ans Herz wuchs». Für so einen Quatsch wäre sich «Die Zeit» zu schade, aber da haben wir doch unsere helvetischen Resteverwerter wie Tamedia.

Qualität mit copy/paste und Bauchnabelschau

Ausland: wird weitgehend von der «Süddeutschen» angeliefert. Wie auch Kultur, Gesellschaft, so ziemlich alles. Nun also auch noch eine deutsche Linke über ihr Verhältnis zu Angela Merkel. Das ist von rasender Brisanz, von atemberaubender Aktualität, eine Pflichtlektüre für jeden aufgeschlossenen Schweizer Leser, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist den «Freiheitstrychlern» zu lauschen.

Welchen Gewinn kann man aus den 17’000 A ziehen?

«Wenn man so will, ist Angela Merkel die Savanne unter den Politikern und Politikerinnen.»

Ehrlich gesagt begann ZACKBUM hier, nur noch quer zu lesen. Bei Karl May lassen wir uns sogar «Durch die Wüste» gefallen, aber ein solches schräges Bild, hergeleitet vom Schnarch-Modebegriff «Resilienz»? Nein, danke.

Apropos, der Head Global Media, die Repräsentanz von «Equal Voice» bei Ringier, Ladina Heimgartner, baut ihre ganze Karriere auf dieses Wort. So oft verwendete sie es bei einer Podiumsdiskussion des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten. Die Zukunft der Medien? «Resilienz». Die Strategie? «Resilient werden.» Überlebenschancen eines Printprodukts? «Hängt davon ab, wie resilient es wird.»

Im Gegensatz zu Tamedia will aber Ringier auch nicht unbedingt als Konzern gelten, der nur teuer zu bezahlende Qualität, überragende Eigenleistungen herstellt. Wobei die Frage schon gestellt werden darf, wieso man für Nonsens über Schamlippen, per copy/paste übernommene Artikel aus der SZ und der Restenverwertung allgemein mehr als 700 Franken im Jahr bezahlen soll. Plus eine Zusatzmilliarde an Steuergeldern für notleidende Medienclans.

Was treibt der andere Teil des Tageszeitungsduopols?

Aber schauen wir, was der andere Teil des Tageszeitungsduopols so macht, also CH Media. Dort zeigt Daniel Zulauf Wirtschaftskompetenz. In seinem Kommentarfoto sieht er allerdings, mit Verlaub, mehr so aus, als hätte er gerade in eine Steckdose gefasst. Aber das muss ja keine schädlichen Auswirken auf die Hirnzellen haben.

Redaktor mit Notfrisur: Daniel Zulauf.

Er will die Leser über «Die Not mit der Politik des Geldes» aufklären. Nein, er fängt ganz grundsätzlich an; Staatskunde für Anfänger:

«Bei uns bedeutet Politik Staatsführung zum Nutzen aller.»

Da bohrt endlich mal einer ganz dicke Bretter. Aber es geht ihm gar nicht so um Politik zum Nutzen aller, sondern um «die Politik des Geldes». Also Geldpolitik, nur hört sich eine Genitiv-Konstruktion viel gelehrter an als ein Kompositum.

Zulauf klärt dann  alle CH Media-Leser auf, dass Geld ja keine Zinsen mehr abwirft, daher die Notenbank kaum etwas tun kann, um das «Kreditangebot im überhitzten Hypothekenmarkt so rasch als möglich weiter zu verknappen».

Am Leitzins könne Nationalbank-Chef Thomas Jordan «kein Jota» ändern, das würde eine massive Aufwertung des Franken bewirken. Eine Erkenntnis, die nicht nur einen Dreitagebart wie Zulauf hat. Dann gäbe es aber noch den «antizyklischen Kapitalpuffer». Also der Zwang für Banken, bei Kreditvergabe mehr Eigenkapital dafür vorzuhalten.

Auch diese Erkenntnis ist so neu wie die Zeitung von vorgestern. Abgesehen davon, dass bei weiter brummender Konjunktur und Nullzinsen der Hypothekenmarkt weit entfernt von Überhitzung ist: ein Kommentar, dessen Erkenntniswert für den Leser ungefähr dem Studium einer Keilschrift entspricht.

Immerhin eigene Auslandberichterstattung, wobei …

Nun muss man der Gerichtkeit halber erwähnen, dass CH Media die Berichterstattung über den deutschen Wahlkampf von Fabian Hock bestreiten lässt. Nein, der arbeitet nicht für ein deutsches Organ, sondern ist Co-Leiter Ausland und durfte tatsächlich an einen Auftritt von Armin Laschet nach Villingen-Schwenningen reisen. Allerdings: Damit muss dann die einzige Seite «Ausland» gefüllt werden.

Denn der Begriff Co-Leiter ist ein wenig irreführend. Das gesamte Ausland-Ressort des zweiten Qualitätsmedienverbunds besteht aus haargenau zwei Nasen. Und wenn eine auf Reisen ist, muss die andere schlichtweg die ganze Welt im Blick behalten. Das traut sich nicht jeder zu.

Anderes Niveau bei der NZZ

Ganz anders aufgestellt, muss auch gelobt werden, ist die NZZ. Am gleichen Freitag gönnt sie dem Leser ganze vier Seiten «International», darunter eine Seite verdienstvolle Berichterstattung über die Befürchtungen der Journalisten in Afghanistan. Die haben entschieden andere Probleme, als sich über die Verwendung des Begriffs Schamlippen aufzuregen.

Wie man mit einer Karikatur den Abschied Merkels viel besser darstellen kann, als eine minderbegabte Autoren mit vielen Buchstaben, zeigt die NZZ nebenbei auch:

Politisch nicht ganz korrekt, aber lustig.