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Es gibt noch Journalismus

ZACKBUM lobt nicht? Falsch. Nur gibt’s so wenig zu loben …

Aber ganz, ganz selten gibt es Lobenswertes zu berichten. Zum Beispiel dieses Stück der NZZ:

Klare Ansage, klare Analyse, klares Resultat. Die Antwort auf die Einleitungsfrage ist ein klares Ja. Der Preis ist heiss, und das Thema auch. Denn in der Schweiz sind die Lebensmittelpreise im Schnitt schlichtweg doppelt so hoch wie im nahen Ausland. Und durch den Krieg in der Ukraine werden sie noch weiter steigen. Woran liegt’s?

Zum einen haben Coop und Migros (mit Denner) im Lebensmitteldetailhandel einen Marktanteil von 80 Prozent. In Deutschland und Österreich gibt es zwar auch starke Anbieter, aber die Märkte sind doch fragmentierter. In Deutschland zum Beispiel teilen sich immerhin vier starke Anbieter den Marktanteil, den in der Schweiz Coop und Migros haben. Durch den Markteintritt von Aldi und Lidl sank der Marktanteil der beiden Fast-Monopolisten lediglich von 85 auf 80 Prozent.

Damit ergibt sich die Frage, ob sich die beiden orangen Riesen nicht branchenübliche Margen leisten. Die Bruttomarge setzt den Bruttogewinn (Umsatz minus Warenaufwand) ins Verhältnis zum Umsatz. Für Supermarktketten sollte diese Marge bei 25 Prozent liegen. Nun geben die beiden Grossen diese Zahlen nicht spezifisch bekannt, aber die NZZ rechnet sie aus den Angaben der Regionalgenossenschaften bei der Migros hoch und kommt auf einen Durchschnitt von 31 Prozent.  Ähnliches ist bei Coop zu vermuten.

Über alle Geschäftszweige hinweg leistet sich Migros eine Bruttomarge von 38 Prozent, Coop von 33 Prozent. Im Vergleich: Lidl liegt im Schnitt bei 26 Prozent, Aldi Süd bei 22.

Eine wirklich informative und mit einiger Eigenrecherche angereicherte Analyse, die immerhin Hoffnung gibt, dass im deutschsprachigen Journalismus nicht immer und überall Hopfen und Malz verloren ist. Allerdings hat die gesamte Analyse eine klitzekleine Schwachstelle. Selbst eine zweistellig höhere Bruttomarge vermag nicht zu erklären, wieso Lebensmittel in der Schweiz schlichtweg doppelt so teuer wie im näheren Ausland sind. Aber vielleicht bekommen wir diese Erklärung noch nachgereicht.

 

Nur mal kurz die Welt retten

Folge 25 der Republik

Die «Republik» und James Bond liefern sich ein enges Rennen. Beide haben mindestens schon 25 mal die Welt gerettet. Doch wer wird am Ende gewinnen? Zur Diskussion steht aktuell der Republik-Artikel «Wie Coop mehr Mitsprache für Konsumenten verhinderte».

Darum geht es: Junge Aktivisten wollten in den Regionalrat des Detailhändlers gewählt werden, um höhere Löhne für die Angestellten durchzudrücken und eine konsequente Klimastrategie durchzuboxen. Coop bekam von den Plänen Wind und änderte die Spielregeln, um überhaupt in den Regionalrat reinzukommen.

Dann grosser Katzenjammer bei den Aktivisten. Man geht zur «Republik» und heult sich aus. Und die «Republik» heult gleich mit: «Sie hätten Schweizer Wirtschaftsgeschichte schreiben können.» Und: «Coop hat sich jetzt zu einer Autokratie weiterentwickelt.»

Liest man die Forderungen der Jungen Wilden, wird es einem schwindlig. Für Ungelernte wird ein Bruttomindestlohn von mindestens 4400 Franken gefordert. Das sind 500 Franken mehr als im GAV ausgehandelt wurde. Es sei nicht das erste Mal, argumentieren die Aktivisten, dass die Arbeitsbedingungen bei Coop öffentlich kritisiert werden. Als Beweis verlinken sie auf einen über sechs Jahre alten Artikel.

In zehn Jahren, so die weitere Forderung, müsse Coop im kompletten Sortiment nahezu CO2-neutral sein. Der dicke Mann bei der Charcuterie muss also ausserhalb des Geländes pupsen gehen und die Ananas ist ab 2030 eine gelb-grün angemalte Bio-Gurke.

Sympathisch ist aber die Forderung: «Binnen eines Jahres ist das Sortiment frei von manipulativen Techniken zur Verkaufsförderung.» Keine blöden Trophy-Badezimmer-Koffer-Wasserpistolen mehr? Wo muss ich unterschreiben?

Wir wollen aber auch der beseelten «Republik» helfen und halten fleissig Ausschau nach durchgeknallten Ideen zwecks Weltrettung.