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Wo eine Wille ist …

… ist auch ein Weg. Zur neuen SRG. Der Spar Radikal Gesellschaft.

270 Millionen Franken will die neue Generaldirektorin bis 2029 einsparen. Das ist selbst bei einem Gesamtbudget von 1,5 Milliarden kein Pappenstiel.

Dieser Betrag würde dem Verzicht auf rund 1000 Vollzeitstellen entsprechen. Das sind allerdings nur 17 Prozent der aktuellen Belegschaft. Da laut Kurt W. Zimmermann bei der SRG auf einen journalistisch Tätigen zwei Sesselfurzer kommen, die sich mit administrativem Kram beschäftigen, wäre das Sparpotenzial wohl noch bedeutend höher.

Die Belegschaft sei erschrocken und ernüchtert, weiss der «Tages-Anzeiger». Was wiederum an ihrer Intelligenz zweifeln lässt, denn nicht zuletzt angesichts der durchaus erfolgsversprechenden «200 Franken sind genug»-Initiative ist es völlig klar, dass Susanne Wille etwas unternehmen muss. Was über die kosmetischen Ankündigungen ihres Vorgängers hinausgeht, der jeweils auch Sparmassnahmen und Stellenabbau versprach – während zusätzliche Stellen geschaffen wurden.

Im Tessin ist die SRG die grösste Arbeitgeberin, wer den Riesenbau des rätoromanischen Ablegers in Chur anschaut, weiss: hier gibt es massig Sparpotenzial. Ein immer monströser werdender Internetauftritt, trotz viel Personal nachlassende Qualität in den News-Sendungen, schon wieder Schlagseite bei der Berichterstattung über die US-Wahlen, immer weniger ernst zu nehmende Dokumentationen, dafür jede Menge Blödel- und Quatsch- und Quizsendungen: Sparpotenzial.

Stammelnde Korrespondenten im Ausland, die nichts Neues kundtun, ein ins Nichts sendender «Club», eine völlig kastrierte «Arena», eine Laues-Lüftchen-Talkshow mit Urs Gredig, Sparpotenzial.

Da wird nun viel von «Service Publique», vier Sprachen, Gleichberechtigung der Landessprachen, Informationsauftrag und Blabla Blüblü die Rede sein, während sich faulenzend verwöhnte Mitarbeiter zum ersten Mal in ihrer Karriere fragen müssen, ob das sanfte Gleiten in die Pensionierung möglicherweise abrupt beendet wird. Und dann wird es ganz bitter: denn wer will schon einen Mitarbeiter der SRG einstellen? Ausser, der ist ein bekanntes Gesicht aus der Glotze, dann eignet er sich als Moderator für Firmenanlässe oder Verkaufsveranstaltungen.

 

 

Der ARD-Skandal

Wirft in der Schweiz kaum Wellen, ist aber unglaublich.

Der deutsche Staatssender ARD lässt in einer Publikumssendung einen Komparsen auftreten, der das gewünschte Schlusswort hält. Unvorstellbar.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rundfunkanstalten (ARD) verfügt über ein Jahresbudget von rund 6,3 Milliarden Euro und ist damit der grösste nicht-kommerzielle Programmanbieter der Welt.

Nicht zuletzt wegen der braunen Vergangenheit Deutschlands ist dieser gebührenfinanzierte Staatsfunk zu äusserster Ausgewogenheit und Neutralität verpflichtet Daran hält er sich immer weniger. Die Griechenland-Krise, der Ukrainekrieg, das Framing-Manual von Elisabeth Wehling, Spesenreitereien und exorbitante Gehälter. Die Liste der ARD-Skandale ist lang.

Der kantige Springer-Boss Matthias Döpfner verglich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten schon mal mit Nordkorea. Vielleicht leicht übertrieben.

Aber nach Corona kam die AfD. Die Partei wurde vom in die bräunliche Ecke gestellten Schmuddelkind zur wichtigsten politischen Kraft in einigen Bundesländern. Und schon steht der nächste Wahltermin in Brandenburg an. AfD-Kandidaten oder Vertreter werden in allen Sendungen von ARD und ZDF nach allen Regeln der TV-Kunst niedergemacht, mit Vorwürfen überschüttet. Ihnen wird ins Wort gefallen, jedes zweite Wort ist rechtsradikal, der Faschist Höcke, der braune Sumpf, Fremdenfeinde, Rassisten, Unmenschen.

An Gegenargumenten mangelt es hingegen sehr. Den Vogel schoss nun die Sendung «Die 100» ab. Die preist sich so an: «In jeder Folge von „Die 100“ geht es um eine kontroverse Frage. Einhundert Menschen auf dem Spielfeld stimmen ab: sind sie eher dafür oder dagegen?» Also ein Platz für Volkes Stimme, da wird der Puls der Bevölkerung gefühlt, authentisch, original, ungefiltert.

Oder doch nicht. Die jüngste Sendung, passend zur Landtagswahl, widmete sich der Frage «Ist die AfD eigentlich ein Problem?» Der Moderator behauptete einleitend: «Wir jubeln Ihnen keine Meinung unter.» Das Sendungsdekor (siehe Aufmacherfoto) ist natürlich keine Meinung, nur Dekoration. Das versuchte auch nicht der Publizist Michel Friedman, der in einem Einspieler nahelegte, dass es mit der AfD zurück in die braune Vergangenheit gehen könnte. Ausgerechnet Friedman, der längere Zeit pausieren musste, nachdem er mit ausgebeuteten osteuropäischen Nutten beim Koksen in einem Hotelzimmer erwischt worden war. Aber mit genügend Chuzpe gelingt jedem ein Comeback.

Das war aber nicht einmal der Höhepunkt der Sendung. Die sich in AfD-Bashing überbot: «Viele in der AfD wollen Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen aus unserem Land entfernen», behauptete einer der Moderatoren. Wie reagiert denn nun das Publikum im Studio, was sagt Volkes Stimme?

Auftritt 54-jähriger Bürokaufmann aus Göttingen, also repräsentativer geht es kaum. Der war zu Beginn der Sendung Sympathisant der AfD, einsichtig hat er das Lager gewechselt, er habe eingesehen, dass die Partei «ein Wolf im Schafspelz» sei. Das war dann der grossartige Schlusspunkt dieser Sendung.

Bloss: schnell stellte sich heraus, dass es sich bei dieser Stimme aus dem Volk um einen Laienschauspieler handelt, einen Komparsen, der regelmässig im TV auftritt. Natürlich beteuert er, dass er hier keine Rolle gespielt habe, nicht gekauft worden sei, alles reiner Zufall, dass er mit seinem Meinungsumschwung das Schlusswort erhielt.

Damit schafft sich die Glaubwürdigkeit von angeblich neutralen Staatssendern selbst ab. Aber wozu in die Ferne schweifen. Wenn der Medienkritiker Kurt W. Zimmermann Meteo Schweiz kritisiert, die im TV-Wetterbericht regelmässig viel zu hohe Temperaturen angibt, dann macht SRF prompt eine Diskussionsrunde dazu. Im «Club» darf dann der angeschossene Wetterfrosch Thomas Bucheli zur Selbstverteidigung ausholen, unterstützt von Claqueuren. Aber der Kritiker wird vorsichtshalber nicht eingeladen, damit er ungestört kritisiert werden kann.

Dass die Moderatorin des «Club», die die Einschaltquote mit Anlauf in den Keller fährt, mit einem TV-Boss liiert ist, wie ZACKBUM enthüllte, das kann dabei sicher nicht schaden.

Wenn in Deutschland die erzwungene Herausgabe von Protokollen des Robert-Koch-Instituts zu einem Skandal führen, weil sie belegen, dass während der Pandemie die Regierung auf die Meinung der Wissenschaft massiv Einfluss nahm, dekretiert das Schweizer Staats-TV, dass das hierzulande keine News sei. Und überhaupt, Aufarbeitung der eigenen Rolle während der Corona-Hysterie? Völlig unnötig.

Vertrauen erwerben, das ist ein langwieriger und mühsamer Prozess. Vertrauen verspielen, das macht man schnell und mit leichter Hand.

Prima Klima

Der «Club» schafft sich ab.

Das geht so nur bei SRF. Wenn die Leiterin einer Sendung dank Verbandelung mit ihrem Chef unangreifbar ist (unkündbar ist man bei SRF sowieso, ausser man stiehlt silberne Löffel oder sagt etwas Böses über die Chefs), dann sinken Niveau und Einschaltquote dramatisch – ohne Konsequenzen.

Seit 2018 leitet Barbara Lüthi den «Club». Qualifikation: Frau vom Chef. Frau. Suchte neue Herausforderung. Resultat: Zuschauerdurchschnitt 2020 125’000. 2021 noch 101’000. 2022 klägliche 87’000. Ein Schwund von fast einem Drittel. Das führt nur beim Schweizer Farbfernsehen (oder beim «Blick») nicht zu dramatischen Konsequenzen.

Lüthi ist überfordert. Entweder grätscht sie hektisch bei ihr nicht passenden Meinungen rein, oder sie lässt ihr sympathische Meinungsträger ungeniert labern. Gerne macht sie auch Sendungen über Abwesende. So wurde der kantige SVP-Nationalrat Andreas Glarner durchgehechelt – er war nicht eingeladen, um sich allenfalls zu wehren.

Besonders peinlich wird es, wenn der eigene Sender zum Thema wird. Genauer die systematischen Fehlprognosen von SRF Meteo. Dass Thomas Bucheli dabei ist, das versteht sich von selbst. Dass die Nullnummer Elia Blülle vom klimaneutral inaktiven «Klimalabor» der «Republik» dabei ist: Gesinnungs-Gratis-PR. Reto Knutti hat seine Berufung als Klimawandel-Unke gefunden. Christof Appenzeller, Beamter und Direktor von Meteo Schweiz, neigt auch nicht zur Ausgewogenheit.

Also vier gegen eine. Denn richtig Contra gab eigentlich nur die NZZ-Journalistin Claudia Schwartz, die immerhin Bucheli mit hartnäckigem Nachfragen im wohltemperierten Studio etwas in Schwitzen und Rudern brachte. Obwohl sie, wie auch Lukas Rühli von «Avenir Suisse», nicht vom Fach ist.

Skandalös wurde die Sendung aber wieder durch eine Abwesenheit. Bekanntlich hat der Medienkritiker Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche» die ganze Debatte angestossen, indem er Bucheli & Co. mehrfach gravierende und systematische Fehlprognosen nachwies und sie mit viel besseren Vorhersagen der Konkurrenz verglich, womit das Argument «furchtbar kompliziert, verstehen nur Fachleute» flachfiel, obwohl es Bucheli gerne verwendet.

Als Sahnehäubchen verglich Zimmi dann noch die nächsten Fehlprognosen von SRF Meteo (bis zu 10 Grad zu hoch!) mit den Resultaten eines WeWo-Leserwettbewerbs im Vorhersagen. Die Leserschaft gewann haushoch. Also wäre es selbstverständlich gewesen, Zimmi (oder einen anderen Vertreter der WeWo) einzuladen. Oder deren Abwesenheit zumindest zu erwähnen oder gar zu erklären.

Aber doch nicht Lüthi. Die fand offenbar, dass Schwartz schon anstrengend genug werden könne. Und überhaupt, dem SVP-Schmuddelblatt «Weltwoche» eine Plattform geben? Niemals. Den nicht gerade auf den Mund gefallenen Zimmermann in der Sendung haben, wieder hektisch reingrätschen, gar lautstarke Duelle zwischen Moderatorin und Gast? Wieder mal offenkundig werden lassen, dass Lüthi trotz ganzer Vorbereitungscrew im Rücken nicht sattelfest ist, keine Autorität ausstrahlt, schnell einmal die Sendung nicht mehr im Griff hat? Niemals.

Hm, vielleicht wäre ja Jörg Kachelmann noch eine Möglichkeit gewesen. Ist immerhin vom Fach. Oder Thomas Matter, der als Initiant entschieden erfolgreicher ist als in seiner Funktion als DJ. Hat sich schliesslich auch über die Fehlprognosen aufgeregt. Angefragt, nicht gewollt? Aber nein; Zimmi sagt knapp «» auf die Frage, ob er wenigstens eingeladen wurde.

Dafür die Sendung weiter in die Bedeutungslosigkeit moderieren? Ungehindert und ungehemmt. Denn Lüthi weiss: ihr kann keiner.

Clubbing …

Der «Club» des Schweizer Farbfernsehens ist das Gegenteil davon.

«Clubbing», so nennt man den Besuch von verschiedenen Musik- und Tanzveranstaltungen. Das sollte Spass machen. Die Sendung «Club» von SRF anzuschauen, das macht Bauchweh.

Der Name ist geschrumpft, der Inhalt auch. Die Idee war einmal, in einigermassen gepflegter Atmosphäre Themen von allgemeinem Interesse zu vertiefen und zu diskutieren. Kontrovers natürlich, aber auch zivilisiert. Als Gegenstück zur Krawallsendung «Arena». Ergänzt wurde das eine Weile noch durch den Altmeister der Talkshow Roger Schawinski, der schon immer wusste, dass solche Sendungen unterhaltsame Show sein müssen.

Nun ist die «Arena» kastriert verkompliziert, Schawinski durch den Weichspüler Gredig ersetzt, und der «Club» dümpelt unter der Leitung von Barbara Lüthi in den Untiefen des Ungefähren vor sich hin. Leider ist die Moderatorin, auch hier stinkt der Fisch vom Kopf, nicht absetzbar, dafür sorgen stahlharte, zarte Bande.

Einen seltenen Tiefpunkt erreichte der «Club» mit «Reizthema «Gender»». Er widmete sich unter anderem dem «Gendertag in Stäfa ZH», der abgesagt werden musste. Dafür gesorgt hatte der SVP-Provokateur Andreas Glarner, der das öffentliche Einladungsschreiben samt öffentlicher Telefonnummer der Sozialarbeiterin öffentlich ins Internet stellte.

Lüthi hatte eine Runde von «Betroffenen» versammelt, darunter eine Dragqueen, einen Vertreter des «Transgender Network», natürlich den Gemeindepräsidenten von Stäfa, eine «Leiterin des Fachbereichs Gender und Diversity» der HSG, eine «ehemalige Nationalrätin und Feministin», sowie eine Kantonsrätin der SVP, die an einer Initiative gegen die Verwendung des Gendersterns in amtlichen Schreiben beteiligt ist.

Zum schlechten Witz verkam die Sendung, weil der Anlass, der böse Bube Glarner, nicht anwesend war. Hatte der etwa feige gekniffen, denn es wäre doch selbstverständlich gewesen, ihn dabeizuhaben? Nein, Glarner stellte klar, dass er weder von der Redaktion des «Club» noch von der Moderatorin «eine Anfrage oder eine Einladung» erhalten habe.

So konnte man ungeniert über «Herrn G.» herziehen, denn sein Name gehört für die meisten Teilnehmer inzwischen auch auf die Liste der Pfuiwörter, gleich neben Mohrenkopf. Eine TV-Runde lästert über den Anlass des Gesprächs ab, ohne dass der dabei wäre, ohne dass die Moderatorin, was man im Kurs für Anfängerinnen lernt, nicht eingreift, dass der Gescholtene sich nicht wehren könne, mangels Präsenz?

Es ist allerdings noch ein weiteres Opfer zu beklagen. Der/die/das teilnehmende non-binäre Transperson beschuldigt im Nachgang die anderen Teilnehmer der «Gewalt schürenden Rhetorik», ausserdem sei er/sie/es «in seiner ganzen Existenz angegriffen worden», der/die das Arme. Ungeheuerlich, was sich SRF da wieder geleistet hat.

Dabei war es doch eine Kuschelrunde, wo im warmen Mief der luftdichten Gesinnungsblase geschwurbelt werden darf. Aber der Zuschauer zieht die Konsequenz, denn er ist im Besitz der Fernbedienung. 2018 ist Lüthi angetreten, 2020 hatte sie den «Club» auf 125’000 Zuschauer runtergefahren. 2021 waren es im Jahresschnitt noch knapp über 100’000. Letztes Jahr lichteten sich die Reihen auf 87’000.

Bald einmal kann man die Clubsessel auf einem Dorfplatz aufstellen, jeden Zuschauer persönlich begrüssen und die Dekors von «SRF bi de Lüt» verwenden. Am besten mit Gesangs- und Showeinlagen.

 

Himmel hilf: Sanija Ameti

«Operation Libero» am Abgrund. Dank ihrer Co-Präsidentin.

Sanija Ameti hat in ihrer kurzen, vom Mainstream bejubelten Karriere kaum einen Fettnapf ausgelassen. Wozu diese Schleimspur nochmals beschreiben.

Nun könnte es allerdings sein, dass der reine Überlebenswille der «Operation Libero» dazu führt, sie wegen Unfähigkeit und Schädigung der Reste des Ansehens zu kübeln.

Aus unerfindlichen Gründen war sie zum aktuellen «Club» im Schweizer Farbfernsehen eingeladen worden, in dem es um einen «Kandidatencheck» der beiden SVP-Politiker Alfred Rösti und Hans-Ueli Vogt ging.

Nach einer wackelig-nervösen Einleitung dachte Ameti wohl, sie müsse nun noch etwas Gas geben und sagte mit zittriger Stimme:

«Ich kann mir wahrscheinlich politisch betrachtet keinen von ihnen (gemeint sind die beiden Kandidaten, Red.) schöntrinken.»

Ein fataler Fehler. Denn Vogt liess sich die Gelegenheit zu einer öffentlichen Hinrichtung der Dummschwätzerin nicht entgehen.

«Frau Ameti, wir haben unterschiedliche politische Meinungen», setzte der Professor sanft an, unser Staat lebe von verschiedenen Meinungen. «Aber nie würde ich Ihnen am Anfang sagen», liess er dann das Fallbeil niedersausen, «dass ich Sie mir nicht einmal schöntrinken könnte». Ameti will hektisch intervenieren, Vogt behält die Oberhand und das Wort: «Konkordanz heisst, und ich respektiere das zutiefst, dass ein Mensch vor einem anderen Hintergrund redet. … Nie würde ich das Gespräch verweigern; Sie schaffen eine Gesprächsblockade. «Ich kann Sie nicht einmal schöntrinken», das ist eine krude Beleidigung. Ob Herr Rösti oder ich gewählt wird, wir respektieren zutiefst, dass man aufeinander zugehen und miteinander reden kann.»

Mit dem verlegenen Lächeln eines beim Rauchen erwischten Backfischs hörte sich Ameti die professorale Standpauke an.

Vielleicht hätte ihr noch geholfen, sich bei nächstbietender Gelegenheit für diesen Ausrutscher zu entschuldigen. Aber zutiefst unsichere Menschen überspielen das häufig mit Arroganz und Aggressivität. Wobei bei Ameti auch noch dazu kommt, dass sie einen eher kleinen Löffel dabeihatte, als der Herr Hirn vom Himmel regnen liess.

 

Auf sie mit Gebrüll

«Club» hört sich nach Ledersessel und Diskussionskultur an. Das täuscht.

Der SRF-«Club» hatte aus aktuellem Anlass geladen. «Mediengesetz – die vierte Gewalt», hiess der etwas verunglückte Sendungstitel. Anwesend waren drei Gegner und drei Befürworter, schön austariert.

Screenshot SRF-Brüll-Club.

Allerdings wurde es nach kurzer Zeit mehr eine Frage der richtig eingesetzten verbalen Blutgrätsche, als eine erkenntnisfördernde Debatte. Heuchler Hansi Voigt warf sich mit seinen altbackenen Argumenten und der Forderung nach Transparenz (ausgerechnet) in die Debatte.

«Wer finanziert’s», fragte ausgerechnet Hansi Voigt.

Die beiden Gegner Philipp Gut und Markus Somm ereiferten sich auf ihre Art. Bei Somm ist das inzwischen auch körperlich wahrnehmbar. Während Gut immerhin relaxt im Sessel lümmelte, bewegte sich Somm relativ schnell auf die Stuhlkante zu und bewahrte mit schneidender Stimme die verbale Lufthoheit.

In Angriffshaltung: Markus Somm.

Eher Randfiguren waren Susanne Lebrument, im Komitee «Die Meinungsfreiheit», Anja Sciarra von «Prime News» und Medienprofessor Manuel Puppis.

Eher relaxt, aber kaum vom Wort zu trennen: Philipp Gut.

Abwesend war einmal mehr Barbara Lüthi, die lediglich Anmoderation und Schlusswort einigermassen professionell über die Rampe brachte. Dazwischen wurde ihr so oft über den Mund gefahren, dass die Sendung eigentlich Anlass für eine Beschwerde wegen Sexismus und Frauendiskriminierung böte.

Gesucht: abwesende Moderatorin Barbara Lüthi.

Wenn zwei Alphamännchen und ein Dampfplauderer aufeinandertreffen, wäre es doch das Mindeste, wenn die Moderatorin die Zügel im Griff behält und die Debatte kontrolliert. In ihrer Verzweiflung klopfte Lüthi aber an die Plexiglasscheibe, die sie von Gut trennte.

Klopf, klopf: so sieht Hilflosigkeit aus.

Das wurde zwar viral und zum Lachschlager, aber es ist wohl nur mit familiären Banden zu erklären, dass der «Club» nicht endlich mal wieder eine kompetente Moderation bekommt.

Eine Sendung, drei Darstellungen

Es war der gleiche «Club», den Tamedia und «watson» und nau.ch gesehen haben. Nur durch drei verschiedene Brillen.

Corona ist schwierig. Die mediale Behandlung ist in weiten Strecken ein Trauerspiel, ein Rückfall in voraufklärerische Zeiten, als autoritäre Rechthaberei wichtiger war als Erkenntnisgewinn durch Debatte.

Da könnte es ein Lichblick sein, wenn das nicht gerade durch Staatsferne auffallende SRF eine «Club»-Sendung dem Thema «Corona und die Kritiker» widmet. 75 Minuten diskutierten unter der Leitung von Sandro Brotz, selber schon mit kontroversen Aussagen aufgefallen, und Barbara Lüthi eine muntere Runde.

Reto Brennwald (Journalist), Michael Bubendorf (Freunde der Verfassung), Prisca Würgler (Maskenverweigerin), Manuel Battegay (Infektiologe) und Pierre Alain Schnegg (Regierungsrat BE/SVP), da war eigentlich repräsentativ ein hübscher Querschnitt vertreten.

Die Frage beherrschte die Sendung, ob ein Dialog überhaupt noch möglich sei zwischen Befürwortern und Kritikern der Pandemie-Politik der Schweiz. Dazu wollte der «Club» einen Beitrag leisten.

Der «Tages-Anzeiger» leider nicht. Linus Schöpfer weiss, welche Meinung er zu tragen hat. «Club» wird zum Gugus-Spreader-Event», dieser Titel hat immerhin einen Vorteil. Man müsste den Kommentar gar nicht lesen. Aber für die Leser von ZACKBUM tun wir (fast) alles. Auch wenn Schöpfer offensichtlich gegen jede Form von Intelligenz eine natürliche Immunität aufweist – oder dagegen geimpft wurde.

Wie viele Leser verstehen diesen Gaga-Titel?

«Fakten spielten in diesem Club keine Rolle», behauptet er forsch, denn er muss ja dem flotten Titel hinterherhecheln. Er selbst hält sich vorbildlich an diese Behauptung. Ausser, dass der «einzige Wissenschaftler in der Runde» sich – vergeblich – um ein «Mindestmass an Aufklärung» bemüht habe, was ihm aber vor allem von Bubendorf kaputt gemacht wurde, was passierte denn sonst noch in den 75 Minuten?

Welchen «Club» hat Schöpfer wohl gesehen?

«Brotz und Lüthi liessen Nonsense unwidersprochen passieren.» Wobei richtige Verschwörungstheorien doch nicht herumgeboten wurden, wie Schöpfer aufatmend feststellt:

«Niemand sagte Sachen wie «Alain Berset ist ein ferngesteuertes Krokodil».»

Nun ist zum Beispiel Reto Brennwald, als altgedienter SRF-Mann und «Arena»-Dompteur, bislang nicht damit aufgefallen, dass er Gugus versprühen würde. Was sagte er denn in dieser Diskussionsrunde? Differenziert-reflektierte Dinge sagte er, daher kommt er bei Schöpfer natürlich nicht vor.

Jede schöpferische Umdeutung der Realität ist erlaubt. Wenn es sich um ein Kunstwerk handelt. Handelt es sich um eine TV-Kritik, oder einfach eine «Meinung» dazu, sollte die zumindest tiefergelegten Massstäben genügen. «Ging leider schief», verurteilt Schöpfer diesen durchaus akzeptablen Versuch eines Dialogs. Denn der einzige, der dazu offensichtlich nicht in der Lage ist, heisst Schöpfer. Unglaublich, dass niemand bei Tamedia sich traut, so einem Gugus-Schreiber den Stecker zu ziehen. Ist doch ein Mann, da könnte man endlich durchgreifen, bevor der Tagi ins Dumpfbackig-Blöde abschmiert.

Es tut weh, das sagen zu müssen: im Vergleich dazu bemüht sich «watson» immerhin um eine gewisse Ausgeglichenheit.

Drei oder 3, das ist hier die Frage.

Allerdings konzentriert er sich auf «3 Punkte», was dann nur erlaubt, Bubendorf («Maskenloser», bäh) zusammen mit «SVP-Schnegg» (neutral, da er «viel erlebt hatte») und Battegay (bravo, «hartnäckiger Kliniker») aufzuführen. Wieso aber «watson» einleitend zum Fazit kommt:

«Eine lebhafte Diskussion, die Mitleid erweckt»?

Zur Entschlüsselung bräuchte es wohl einen Sherlock Holmes. Inhaltlich macht sich zwar auch «watson» keine Mühe und breitet die No-News aus, dass zwar sowieso niemand Masken trug, die zwei Corona-Kritiker aber auch sowieso keine getragen hätten.

Das ist ungefähr so gugus wie zu sagen: es gibt hier keine Sicherheitsgurte. Aber ich hätte sie auch nicht getragen.

nau.ch geht als strahlender Sieger durchs Ziel

Nau.ch wird oft als Fast-Food-Newsschleuder verspottet, als noch mehr gratis als «20 Minuten». Allerdings: die TV-Kritik von nau.ch gewinnt hier mit Abstand den ersten Preis. Die verschiedenen Positionen kommen zu Wort, es wird an Häme oder Vorverurteilung gespart, der Leser könnte sich ein eigenes Bild von der Sendung machen. Hätte er sie verpasst oder wäre an ihrem Inhalt interessiert.

Jeder ZACKBUM-Leser kann den «Club» nachschauen, so er will. Er kann’s auch lassen, sollte dann aber unserer professionellen Neutralität vertrauen. Die Sendung war ein Lichtblick, indem weitgehend auf das Werfen von Schlammkugeln aus der eigenen Gesinnungsblase verzichtet wurde.

Auch die Moderatoren, aus Sicherheitsgründen gleich im Doppelpack aufmarschiert, zeigten sich für einmal wohlwollend zurückhaltend und erzählten sogar Anekdoten aus ihrem eigenen Umgang mit Corona. Gab’s grossen Erkenntnisgewinn, wurde jemand überzeugt? Natürlich nicht, das passiert nie in solchen Talkshows. Aber man hat weitgehend friedlich und mit überschaubarem rhetorischen Geschäume miteinander gesprochen. Grossartig. Nun muss nur noch Tamedia einen Gang runterschalten, dann könnte vielleicht eine Debatte beginnen.

Mann spricht, Frau schaut: Wo bleibt der Aufschrei?

 

 

 

Der Liebe und des Senders Wellen

Barbara Lüthi ist Moderatorin des «Club» auf SRF.  Der wird harsch kritisiert. Das wird intransparent, beziehungstechnisch.

Die Partei mit dem gelben Sünneli sieht rot. Der «Club» vom 1. Juni hat sie äusserst echauffiert. «Fass zum Überlaufen gebracht», «Beschwerde», «politisch vorgehen». «Ideologisch geleitete Aktivisten, die sich unverhohlen für linke Anliege einsetzen», das aus ihrer Sicht Links-TV vom Leutschenbach hat der sonst so sanftmütigen und mit gewählten Worten politisierenden SVP den Nuggi rausgehauen.

Die SVP über das «NGO-TV» von Leutschenbach.

Genauer der «Club» vom 1. Juni, der sich mit den Folgen des gescheiterten und beerdigten Rahmenabkommens befasste. Da seien doch drei «Euroturbos» eingeladen worden, aber:

«Vollständig inakzeptabel ist, dass kein Vertreter der SVP zugegen war.»

Schliesslich sieht sich die SVP seit 1291, Pardon, seit 1992 als Verteidigerin der Schweizer Unabhängigkeit gegen österreichische und fremde Vögte. Was Übervater Christoph Blocher begann, wird nun mit dem Scheitern des Rahmenvertrags vollendet. Meint die Partei. Dann darf sie nix Triumphierendes in dieser Diskussionsrunde sagen, das tut natürlich weh.

Im Visier der SVP: Barbara Lüthi (Bildzitat «Schweizer Illustrierte»).

Deshalb droht sie: «Dieser einseitige links-grüne Aktivisten-Journalismus muss gestoppt werden.» Mitten im Feuer steht Barbara Lüthi und der seit 2018 von ihr moderierte «Club». Überraschungsfrei sieht das der Zwangsgebührensender SRF anders. In einer «Stellungnahme zu den Vorwürfen der SVP» nimmt «Gregor Meier, Stellvertretender Chefredaktor CR Video, Stellung dazu».

Seine Argumentation ist aus dem Stehsatz gegriffen; die SVP sei im Fall überhaupt nicht untervertreten, dürfe ständig mitdiskutieren, jetzt halt einmal nicht: «Es ging darum, andere Facetten aufzuzeigen ausserhalb der Parteipolitik.» Da wanke SRF nicht: «In diesem Zusammenhang ist es wichtig, zu betonen, dass wir uns nicht von den Parteien vorschreiben lassen, wen wir in welche Sendung einladen.»

Alles ausgewogen, vielfältig – und transparent …

Und überhaupt, legt Meier nach, «SRF berichtet weder tendenziös noch verletzen wir die journalistische Sorgfaltspflicht. SRF berichtet unabhängig, ausgewogen und vielfältig. SRF ist kein Parteimedium – von keiner Partei».

Talking Head: Gregor Meier.

Dazu natürlich transparent, offen und folgt allen Regeln der Corporate Governance, also der guten Geschäftsführung oder Leitung nach modernen Kriterien. Nun könnte man meinen, dass ein solch fundamentaler Angriff der grössten Partei der Schweiz eine Antwort von oberster Stelle verdienen müsste. Nämlich vom verantwortlichen Vorgesetzten von Barbara Lüthi, der im Ernstfall auch disziplinarische oder andere Massnahmen einleiten könnte. Das wäre in diesem Fall Tristan Brenn, seit 2014 Chefredaktor TV.

Silent Head: Tristan Brenn.

Leider funktioniert in der damaligen Jubelmeldung der Link zu Brenns Biographie nicht. Daher muss hier ein in diesem Zusammenhang nicht uninteressantes Detail aus seinem Leben verraten werden: Brenn ist der Lebensgefährte von Lüthi.

Ach, die Liebe, die schon Grillparzer bedichtete

Die Liebe ist eine Himmelsmacht, aber wenn ein Vorgesetzter mit einer Untergebenen zarte Bande unterhält, ist das in wirklich transparent und nach modernen Kriterien geführten Unternehmen ein kleines Problem. Vor allem, wenn es eben wie hier darum geht, wer denn die Herzallerliebste gegen Angriffe von aussen verteidigt.

Daher fragen wir doch Brenn direkt: Halten Sie es mit den Grundlagen von Corporate Governance vereinbar, dass Sie als Lebensgefährte von Frau Lüthi diese Stellungnahme an Ihren Stellvertreter delegieren müssen?

Brenn: «Ja. Gregor Meier ist als stellvertretender Chefredaktor der Abteilung (seit 1. April: Chefredaktion Video) mit allen Entscheidungsbefugnissen ausgestattet und nimmt immer wieder gegen aussen Stellung zu SRF. Was den «Club» angeht, entscheidet Gregor Meier zusammen mit der Redaktion alleine und trägt zusammen mit der Redaktion die volle publizistische und personelle Verantwortung. Die involvierten Redaktionen und Vorgesetzten, inklusive HR und Direktion sind in voller Transparenz darüber informiert. Die Stellungnahme von Meier ist deshalb vereinbar mit der Corporate Governance von SRF.»

Knapper ist seine Reaktion auf die Nachfrage: Wäre es im Rahmen von Transparenz, Anstand und in Rücksichtnahme auf das dadurch entstehende Image von SRF nicht sinnvoll gewesen, wenn Sie hier Transparenz schaffen würden? «Siehe Antwort 1.» Lüthi wollte keine Stellung nehmen.

Ist diese Auffassung über Transparenz keine News wert?

Brenn ist also der Auffassung, dass diese Art der Stellungnahme durch seinen Stellvertreter, wobei niemand weiss, wieso er nicht selbst das Wort ergreift, mit der Corporate Governance von SRF «vereinbar» sei, weil alle «Involvierten in voller Transparenz drüber informiert» seien.

Schon, aber die Quantité negligable des TV-Zusehers und Gebührenzahlers nicht. Den geht – bei aller Transparenz – der Grund dafür einen feuchten Kehricht an, wieso nicht der oberste Vorgesetzte von Lüthi und Chef der ebenfalls angegriffenen Nachrichten-Abteilung von SRF das Wort ergreift. Solange «intern» alles cremig bleibt.

Ob die SVP mit ihrer Kritik recht hat oder links oder nicht, das muss in der Debatte entschieden werden. Dass ein solches Vorgehen und eine solche Reaktion des obersten Nachrichten-Verantwortlichen des wichtigsten News-Senders der Schweiz nicht tolerierbar ist, das dürfte diskussionslos klar sein.