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Schein und Sein

Kein Verlegerclan bedient sich so ungeniert wie die Familie Coninx.

Eigentlich geht es nicht um Buchstaben oder News, sondern nur um Zahlen. EBITDA, Marge, Gewinn vor und nach Steuern. Das interessiert.

Die Schweiz wird von Organen von drei Verlegerclans beschallt. Da wäre CH Media vom Wannerclan. Die haben sich gerade von ihrem erfolgreichen Geschäftsführer getrennt, Platz da für einen Sprössling.

Dann gibt es den Ringierclan, dessen CEO Marc Walder trotz Familienferne Teilhaber werden durfte. Allerdings teilt er sich nur als Juniorpartner ein Stücklein Kuchen mit Springer und der Mobiliar.

Der Lebrumentclan beherrscht die Südostschweiz, bringt aber nicht genug Gewicht auf die Waage, um bei den ganz Grossen mitspielen zu dürfen.

Die NZZ ist die Ausnahme für die Happy Few. Sie gehört keinem Clan, sondern einem breit gestreuten Aktionariat.

Schliesslich noch der Coninxclan, dessen Interessen knallhart von Pietro Supino in der Tx Group vertreten werden. Knallhart heisst: «20 Minuten» verdient immer noch so viel Geld, dass es als eigenes Profitcenter aus den Printmedien ausgegliedert wurde. Die Tausch- und Handelsplattformen sind zwar unter anderem aus dem «Stellenanzeiger» des Tagi entsprossen, verdienen aber so viel Geld, dass keine Quersubvention mit den Printtiteln erlaubt ist. Schliesslich gibt es noch Tamedia, wo die gleiche Profitrate wie sonst auch erwirtschaftet werden muss.

Wie? Deren Problem, also das Problem von Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, der unablässig Sparrunden als Beitrag zur Verbesserung von Inhalt und Qualität verkaufen muss, verängstigte und demotivierte Mitarbeiter bei der Stange zu halten hat.

Aber die Selbstdarstellung sieht ungefähr so geschleckt aus wie bei der Credit Suisse: «Wir sind TX. Wir wollen ein international führendes und anerkanntes Netzwerk von digitalen Plattformen werden, das den Menschen täglich Informationen, Orientierung, Services und Unterhaltung bietet.»

Interessant ist die Verwendung des Futurs. Und die Betonung, dass die Zukunft bei den «digitalen Plattformen» liegt. Deutlicher kann man den Printtiteln nicht sagen: Auslaufmodell, Dampflok, wir setzten auf die Elektrolok.

Noch mehr Beweihräucherung: «Wir sind in Bewegung und wollen es auch bleiben. Wir sind weitsichtig. Wir sind proaktiv. Wir sind mutig. Wir sind TX

Proaktiv? Nun, das gilt wohl in erster Linie für den Clan. Boss Supino ging allerdings grauslich baden beim Versuch, federführend eine Subventionsmilliarde aus Steuergeldern auf die Clans regnen zu lassen. Dank geschicktem Lobbying flutschte das im Parlament locker durch, aber als schon die Champagnerkorken auf der Coninx-Jacht knallten, verdarb ein kleines Grüppchen von Unentwegten die Party, indem es erfolgreich ein Referendum startete – und gewann.

Schon vorher hatte der Coninx-Clan gezeigt, dass ihm Dividenden wichtiger sind als staatliche Unterstützung. Denn zu Covid-Zeiten waren Mediensubventionen davon abhängig, dass keine Dividenden ausgeschüttet werden. Dann halt nicht, sagte der Clan. Nein, nicht zu den Dividenden …

Nun will Tx angeblich «in Bewegung» sein und es auch bleiben. Nur: wohin? Na, in die Zukunft natürlich, ins Digitale. In die Morgenröte. Dahin führen soll das Geheimprojekt «Aurora». Niemand weiss Genaues, ausserhalb des Clans. Nur scheint die Morgenröte nicht jeder zu vertragen. Gleich reihenweise sind führende Beteiligte an diesem Projekt zurückgetreten oder in eine Auszeit verschwunden.

Es ist ja so, dass Aurora der lateinische Name der griechischen Göttin Eos ist. Alles etwas kompliziert, wobei der Laie gerne einmal die Morgenröte mit der Abendröte verwechselt. Denn auch das Eindunkeln sieht fatal ähnlich wie das Morgengrauen aus. Wobei Grauen auch kein netter Ausdruck ist.

Also auf jeden Fall ist Tx sicherlich gut aufgestellt, den Herausforderungen der Zukunft gewachsen, wird ein führendes Netzwerk von digitalen Plattformen und sorgt überhaupt für das Wichtigste: dass die Dividenden fröhlich sprudeln.

Ach ja, dazu gibt es gratis staatstragende Töne von Informationsauftrag, Vierte Gewalt, unverzichtbar in einer Demokratie und ähnliches Geschwurbel.

Wie heisst es bei der Credit Suisse so schön: «Die Credit Suisse wurde 1856 gegründet. Heute sind wir ein führender Vermögensverwalter mit ausgeprägten Kompetenzen im Investment Banking und Asset Management.»

Tx und CS, das scheinen Brüder (oder Schwestern) im Geist zu sein …