Schlagwortarchiv für: Christof Gertsch

Ist das peinlich

Da basteln zwei «Magazin»-Journalisten einen siebenteiligen Podcast. Und keiner nimmt’s zu Kenntnis.

Christof Gertsch und Michael Krogerus hatten ihre Chance, mal Rückgrat zu zeigen. Als die gefeuerte und rachsüchtige Kollegin Anuschka Roshani im «Spiegel» eine Breitseite gegen ihren ehemaligen Chef abfeuerte, den sie vergeblich aus dem Amt zu mobben versucht hatte.

Da behauptete Roshani unter anderem, Finn Canonica habe sie vor versammelter Redaktion verbal übel angegangen. Also auch vor Gertsch und Krogerius, der zudem der Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach ist, die keine Gelegenheit auslässt, die brutale, männerdominierte Welt zu kritisieren.

Also hätten die beiden, das Vorhandensein von Rückgrat vorausgesetzt, die einmalige Gelegenheit gehabt, als Zeugen zu bestätigen, was Roshani behauptete – oder ihrem ehemaligen Chef den Rücken zu stärken, der diese Anschuldigungen energisch zurückwies.

Aber eben. Sogar bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises eierte Gertsch auf eine entsprechende Frage herum. Beide schwiegen verkniffen, als ihnen ZACKBUM die Gelegenheit für ein klärendes Wort bot. Sind das vielleicht feige, opportunistische Wendehälse, die einmal im Lebenetwas Zivilcourage hätten beweisen können.

Getoppt werden sie nur von der schreibenden Schmachtlocke. Denn Daniel Binswanger war auch dabei, sogar eng mit Canonica. Und als inzwischen «Republik»-Chefredaktor hätte er nichts zu befürchten gehabt. Ausser, dass er, wenn das Organ endlich untergeht, sich seinen mögliche Rücksturz zu Tamedia nicht vermasseln möchte. Also schweigt auch er verkniffen.

Die heiden Moralheros Gertsch und Krogerius haben nun in Zusammenarbeit mit der «Süddeutschen Zeitung» einen aufwendigen siebenteilige Podcast über Florence Griffith-Joyner gemacht. Florence who? Das war ein Unterschichtengrirl, das im Rennen Rekorde aufstellte, die bis heute nicht übertroffen wurden, und jung starb. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass sie bei ihren Läufen nachgeholfen hatte, also gedopt war.

Das alles interessiert eigentlich keinen wirklich, und die kühne Idee, damit die Olympischen Spiele  in Paris zu begleiten, war ein Totalflop. Niemand schaut, niemand hört, keinen interessiert’s. Nun legt Tamedia verzweifelt noch mit einem Video nach. Wenn schon niemand die aufgewärmte Story von Flo interessiert, dann interessiert noch weniger, wie Gertsch und Krogerius wichtigtuerisch über ihre Recherche berichten. Umrahmt vom «Chopped Salat», der neusten Verzweiflungstat der Köchin Elif, und der Abhandlung über «Männlichkeit im Alltag».

Zum Video über und mit Gertsch/Krogerius werden nur positive Kommentare zugelassen. Daher sind es ganze sechs, wobei zwei von diesem Dreamteam selbst stammen.

Ist das mal wieder peinlich. Aber dieses «digitale Storytelling» wird von Kerstin Hasse verantwortet. Und sie ist Mitglied der Chefredaktion – und eine Frau.Also unkaputtbar, unbeschadet davon, dass sie den Online-Auftritt des Tagi kaputt macht. Von dieser Tätigkeit lässt sie nur ab, wenn sie sich zum rasend brennenden Thema «nackte Brüste» äussert, so als Feministin, die die Offenlegung des Lohns fordert, selber aber kneift.

Die wenigen verbliebenen Journalisten bei Tamedia sind wirklich nicht zu beneiden. Die meisten schleppen sich zur Frühpensionierung und hoffen, dass sie nicht vorher einer neuen Sparwelle zum Opfer fallen. Denn so Nieten wie Gertsch und Krogerius und viele mehr müssen ja bezahlt sein.

Die Jagd nach? Was für ein präpotenter Titel.

Schlafmittel, rezeptfrei

Was ist schlimmer als ein aktueller Artikel von Tamedia?

Ganz einfach: ein rezyklierter Artikel:

Wenn’s nach eingeschlafenen Füssen in ungewaschenen Socken mieft, dann ist man beim Tagi.

Richtig mutig ist hingegen Martin Fischer. Er stellt die ketzerische Frage: «Braucht es wirklich 30 Millionen Franken Steuergeld für den ESC

Da wird Philippe Zweifel aber schäumen. Dem schwante schon Fürchterliches, sollte man das in Frage stellen: «Es ist der Anfang vom Ende der Solidargesellschaft, die darauf beruht, dass alle Dinge mitfinanzieren, die sie selbst vielleicht nicht brauchen.»

Dagegen stellt Fischer, dass weder der behauptete langfristige Nutzen noch ein Return on Investment auf den Steuerfranken stichhaltige Argumente seien. Schlimmer noch, andere Städte hätten gezeigt, dass man auch weniger grossspurig auftreten kann: «Es ginge auch mit weniger Geld, als Zürich und Bern bereits offeriert haben. Die Städte haben in den Vorjahren deutlich weniger investiert: Malmö nur 2,5 Millionen Franken, Liverpool 4,8 Millionen, Turin 9,6 Millionen.»

Aber zurück zur Abteilung Schlafpille. Christof Gertsch und Mikael Krogerus beginnen wie angekündigt mit ihrem 37-teiligen Podcast über die Canonica-Roshani-Affäre, die sich vor ihren Augen und Ohren abspielte. Als überzeugte Feministen ist es ihnen ein Anliegen, endlich Licht ins Dunkle zu bringen.

Der Tagi-Leser ahnt es schon: alles Fake News. Die beiden beginnen mit einem Podcast über die US-amerikanische Sprinterin Florence Griffith-Joyner. Für unsere jüngeren Leser: die lebte von 1959 bis 1998 und zog sich relativ schnell aus Wettrennen zurück, nachdem sie bis heute gültige Weltrekorde aufgestellt hatte. Wer an akuter Schlaflosigkeit leidet, findet hier rezeptfreie Erlösung.

Für ganz hartnäckige Fälle serviert die USA-Unke Peter Burghardt aus dem Hause «Süddeutsche Zeitung» seine neuste «Analyse». Titel: «In seiner bisher wichtigsten Rede kritisiert J. D. Vance die Medien». Da sind wir aber gespannt, bzw. werden schläfrig, was Burghardt zur Rede einfällt. ««Wow», sagt Vance, als er die Bühne erreicht hat und seine Frau geküsst hat.»

Wow, sagt ZACKBUM und hält mit Streichhölzern die Augenlider oben. Wir sind bereits in der Hälfte der «Analyse», und vernehmen: «Die Mutter sitzt auf der Tribüne, der Sohn preist «alleinerziehende Mütter wie meine, die mit Geld und Sucht zu kämpfen hatten, aber nie aufgegeben haben».» Wow, sagt ZACKBUM und hält sich höflich die Hand vor den Mund beim Gähnen.

Nun kommt Burghardt doch nicht umhin, ein paar Zitatebrocken hinzuwerfen: «Für ihn (Vance, Red.) sind die Wallstreet, China und Einwanderer ohne Papiere schuld an niedrigen Löhnen und teuren Immobilien, dabei wächst die US-Wirtschaft in Wahrheit kräftig. Präsident Biden ist für ihn das Symbol korrupter, abgehobener Politiker in Washington, Trump und er würden wieder das alte Amerika zurückholen

Wow, sagt ZACKBUM, damit dürfte wohl der Inhalt der Rede, schnarch, wiedergegeben sein. Jedenfalls der Teil, den Burghardt für erwähnenswert hält. Aber eine letzte Schlafpille hat sich der Mann noch aufgehoben: «Ein grosser Rhetoriker ist dieser ehemalige Trump-Kritiker und aktuelle Trump-Verehrer nicht, manchmal hebt er den Zeigefinger und scheint fast zu predigen.»

Woran merkt man, wenn einen ein riesengrosses Sommerloch angähnt? An Artikeln wie diesen, die zudem richtig gute Laune versprühen:

Tina Fassbind weiss einleitend: «Zwei Kilogramm Asche. Das bleibt am Ende eines Lebens von einem Menschen, der kremiert wird, im Durchschnitt übrig.»

Von der Kremierung ist’s zur Diskremierung nicht weit (kleiner Kalauer zum Wachbleiben):

Hier ist noch ein Muntermacher:

Das ist nun interessant. Wir Kochbanausen dachten immer, eine mastige Pavlova (Baisermasse, Sahne, Früchte) sei das Nationaldessert in Australien und Neuseeland, also ziemlich weit weg. Wieso das nun eine türkische Köchin in Zürich dem Leser näherbringen will? Ist schon Ende Gelände mit Dürrem und Römpömpöm?

Als letztes Schlaflied berichtet der Tagi noch Erstaunliches von der Wetterfront: «Juli zu nass». Bei leisem Geplätscher und Wasserrauschen entschlummert der Leser der staubtrockenen («Dürre in der Schweiz») Berichterstattung.

 

Wumms: Christof Gertsch

Wenn Journalisten Journalisten interviewen, tropft der Schleim aus den Zeilen.

Gertsch ist «Reporter» beim «Magazin» von Tamedia. Dort schreibt er über Sport. «persoenlich.com» interviewt ihn im Rahmen einer «Sommerserie». Das soll leichter Stoff sein, ein Füller fürs Sommerloch halt. Das labert sich dann auf Flughöhe null dahin:

«Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Meistens auf dem Velo, wenn ich von der Kita in ein Kaffee fahre und Podcast höre. Ich habe ein, zwei Lieblingscafés, wo ich häufig arbeite und mich meistens bis am Mittag versäume. Das klingt jetzt so reporterhaft.»

Nein, das klingt keineswegs «reporterhaft». Sondern gutmenschlich (Kita, Velo) und klischeevoll (Podcast, Verweilen im Kaffeehaus).

Natürlich ist auch bei Tamedia alles toll, super und so menschlich: «Das Magazin-Team hat sich gut entwickelt. Es sind coole, junge Leute dazugekommen und wir sind noch mehr zu einem Team gewachsen. Und grundsätzlich: Dass es bei Tamedia trotzt immer schwierigeren Rahmenbedingungen noch möglich ist, ab und zu ein grösseres, aufwändigeres Projekt zu verfolgen.»

Immer schwierigere Rahmenbedingungen? Das einstmals stilbildende «Magazin» ist zu einem Storywiederverwertungsorgan verkommen, das die meisten Inhalte einkauft und eine Riege von abgehalfterten Kolumnisten beschäftigt, die so schlimm und banal sind, dass man sich manchmal sogar Daniel Binswanger zurückwünscht, und das drückt nun helle Verzweiflung aus.

Aber wenn man sich durch den unsäglichen Philipp Loser, diese Karikatur eines Journalisten, durch Katja Früh oder durch Kaltërina Latifi, gar durch den Selbstplagiator Max Küng quälen muss, kommen solche perversen Wünsche auf.

Gertsch ist aber keineswegs nur Mitglied bei einem angeblich gut entwickelten Team. Er ist ein Opportunist und Feigling. Er berichtet stolz davon, dass er zusammen mit Kollege Mikael Krogerus und mit Hilfe der «Süddeutschen Zeitung» eine Podcast-Serie fertiggestellt habe. Krogerus ist bekanntlich der Lebensgefährte von Franziska Schutzbach. Die feministische Kreische und «Geschlechterforscherin» («Die Erschöpfung der Frauen») blieb erschöpft stumm, als in der tollen «Magazin»-Redaktion ein Riesenskandal platzte. Eine frustrierte und gefeuerte Ex-Mitarbeiterin lästerte im «Spiegel» über ihren ehemaligen Chefredaktor ab. Der habe sie auch coram publico übel verbal angegangen und sexistisch fertiggemacht, behauptete sie.

Da wäre es nun an Mannen wie Loser, Gertsch oder Krogerius gewesen, diese Behauptung zu bestätigen – oder zu dementieren. Das hätten Ehre und Anstand verlangt. Aber wie die schreibende Schmachtlocke Binswanger, der längst zur «Republik» abgesprungen war und nichts zu befürchten hätte, schwiegen sie. Schwiegen und schwiegen. Ruderten um Fragen herum, wie Gertsch bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises an diese Schande seines Berufs. Schwiegen wie Krogerius. Schwiegen auf Anfrage oder verwiesen wie der auf den Chefsessel nachgerutschte Ziauddin auf die Medienstelle von Tamedia.

Woher soll Gertsch  in der Kita, beim Velofahren, im Kaffee oder sonst wo die Autorität nehmen, den Leser zu unterhalten, bereichern, aufzuklären, überhaupt mit seiner Schreibe zu belästigen?

Jemand, der einmal im Leben die Chance hatte, aufrecht hinzustehen. Schliesslich ging es nicht um die Weltlage oder Probleme ausserhalb seines Wirkungsbereichs. Er hätte – hätte müssen – dazu Stellung zu nehmen, ob eine gravierende Anschuldigung gegen seinen damaligen Chefredaktor, erhoben im «Spiegel», der Wahrheit entspricht oder nicht. Schliesslich sollte es sich nicht um die üblichen, unbeweisbaren verbalen Übergriffigkeiten unter vier Ohren gehandelt haben, sondern die ganze Redaktion sei Zeuge gewesen, behauptete die Intrigantin, die zuvor vergeblich versucht hatte, den Posten ihres Chefs zu erobern.

Aber stattdessen verkniffenes Schweigen, Ausweichen, feiges Beiseitestehen.

Natürlich sollte das nicht das Hauptthema eines locker-luftigen Sommerinterviews sein. Aber erwähnt werden müsste dieser dunkle Fleck, müsste dieses menschliche Versagen schon. Damit das Gespräch nicht Übelkeit auslöst.

Das «Magazin» spinnt

Es gibt Texte, die sind besorgniserregend.

«Beim ESC vertritt Nemo die Schweiz. Das Lied zertrümmert das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit und ist schon jetzt ein Gewinn. Für uns alle.»

Einen solchen Lead muss man wirklich abschmecken, bevor man ihn angewidert ausspuckt. Der erste Satz mag noch knapp angehen, obwohl es doch die Frage ist, ob dieser Sänger einfach «die Schweiz» vertritt. Der Sänger trällert nun bei der wohl seichtesten Musikveranstaltung Europas (und es gibt inzwischen ein grosses Feld ernsthafter Konkurrenten, aber der ESC schlägt nach wie vor alle). «The Code» ist voll hohlem Pathos, mit dem schon Conchita Wurst (wo ist die Wurst eigentlich geblieben?) triumphierte, plus ein Mix von diesem und jenem, was gerade musikmodisch angesagt ist, wobei da und dort vielleicht ernste Copyrightprobleme auftauchen könnten.

Dabei ist Nemo sozusagen ein singender Kim de l’Horizon, was beweist: schlimmer geht immer. Da kann das «Magazin» nun aber locker noch einen draufsetzen.

Christof Gertsch ist ein feiger Mensch. Als er bei der Preisverleihung vom «Schweizer Journalist» die Möglichkeit bekam, endlich mal ein klärendes Wort zur Roshani-Affäre beim «Magazin» zu sagen, druckste er nur herum. Dabei stand im Raum, dass er laut der gefeuerten Mobberin Ohren- und Augenzeuge gewesen sein soll, wie der damalige Chefredaktor die Redaktorin vor versammelter Mannschaft übel angegangen sei.

Er und Michael Krogerus, auch so ein Westentaschenheld, hätten hier einmal die Möglichkeit gehabt, ein wenig Zivilcourage zu beweisen und sich zu einem klaren Statement durchzuringen. Aber nein, mutig sind die nur auf Papier oder vor dem Bildschirm; in der Realität sieht’s ganz anders aus.

Dieser Gertsch behauptet nun also, dass der Schlagersänger Nemo mit seinem Liedlein «das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit» zertrümmere. Was soll daran dogmatisch sein, dass es schlichtweg zwei biologische Geschlechter gibt? Weiss Gertsch überhaupt, was ein Dogma ist? Vielleicht macht er sich mit einem Blick auf Wikipedia kundig.

Und wieso soll ein seichter Schlager diese biologische Tatsache «zertrümmern»? Meint Gertsch damit, dass nach diesem Gesang die Zweigeschlechtlichkeit in Trümmern zu unseren Füssen läge?

Fast 35’000 A lang, das traut sich sogar die «Republik» nicht immer, labert sich Gertsch einen ab. Philosophiert über einen Banal-Schlager, als gäbe es hier einen neuen Hölderlin zu entdecken. Dabei gelingen ihm Stilblüten wie:

«Nemo kämpft für das Recht, uneindeutig zu sein in einer Welt, die Eindeutigkeit liebt.»

Der Schlagersänger kämpft für ein Recht? Wie kämpft er denn, abgesehen davon, dass er einen Schlager trällert?

Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig mit seiner eindeutigen Lobhudelei am untauglichen Objekt. Diese angebliche Zertrümmerung eines Dogmas sei zudem ein Gewinn. Was wird da eigentlich gewonnen? Nemos Kampf um sein Recht auf Uneindeutigkeit? Meine Güte, David Bowie hat mit Uneindeutigkeiten gespielt, war androgyn, geschminkt, ein Zwitterwesen, aber dennoch auch Mann. Und fantastische Musik hat er erst noch gemacht. Aber wenn man ihn gefragt hätte, ob er das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit habe zertrümmern wollen, dann hätte er als höflicher Engländer nur gesagt: I beg your pardon?

Was also an diesem Song von Nemo ein Gewinn sein soll (ausser, auf seinem Bankkonto), das bleibt schleierhaft. Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig. Das Zertrümmern sei nicht nur ein Gewinn, sondern einer «für uns alle». Also wenn ZACKBUM auch «uns alle» ist: nein, sorry, wir sehen da keinen Gewinn.

Höchstens einen Verlust. An Lebenszeit. Am Glauben, dass das «Magazin» noch in der Lage ist, aus eigenen Kräften einen sinnvollen Text abzusondern. Was hier in Trümmern liegt, ist ein einstmals anspruchsvolles Organ, das durchaus ab und an nennenswerte und hochstehende Stücke veröffentlichte.

Inzwischen dampft es konsequent 20’000 Meilen unter dem Meer der Mittelmässigkeit, quält den Leser und ist zur Spielwiese von selbstverliebten Autoren verkommen, die sich furchtbar wichtig vorkommen, wenn sie absoluten Unsinn absondern, das aber mit ernster Miene.

Wäre ihre Meinung wirklich mal gefragt, schweigen sie hingegen feige. Alles kleine Nemos, kleine Niemande.

Unwürdige Veranstaltung

Der «Zürcher Journalistenpreis 2023» wird vergeben. Peinlich.

Da ZACKBUM niemals in Verlegenheit kommen wird, diesen Preis zurückzuweisen, kann keinesfalls Neid unterstellt werden, wenn wir uns über die diesjährige Veranstaltung lustig machen.

Lustig ist, dass mit Christof Gertsch und Mikael Krogerus zwei einschlägig bekannte «Magazin»-Journalisten auf der Shortlist stehen. Ob Gertsch wie bei der Preisverleihung vom «Schweizer Journalist» herumdrucksen wird, wenn man ihn nach der Affäre beim «Magazin» fragt? Und Krogerus das Thema wieder weiträumig umfahren wird? Oder wird man diesen Elefanten einfach kommentarlos im Raum stehen lassen?

Können zwei Journalisten überhaupt würdige Preisträger sein, die sich dermassen feige um eine Stellungnahme zu einem Skandal in ihrer Redaktion drücken? Denn entweder haben sie jahrelang zugeschaut, wie ihr Chef eine Mitarbeiterin übel behandelt hat. Oder aber, sie haben nicht das Rückgrat, deren Behauptungen öffentlich zu widersprechen. Beides Charaktereigenschaften, die eigentlich untauglich für einen Journalistenpreis machen.

Ebenso lustig ist, dass ein kompetenter Gastredner eingeladen wurde. Der soll zum Thema «Ohne Journalismus kein Geschäft» sprechen. Allerdings: vom Geschäft versteht er nach eigenem Eingeständnis nichts, deshalb ist er (als erster einer vollständigen Reihe) als Verwaltungsrat der «Republik» zurückgetreten. Entweder deswegen, oder er hat sich schlau gemacht, welche mögliche Haftungsfolgen durch die klitzekleinen Steuerprobleme des Organs auf ihn zukommen könnten. Und Journalismus, nun ja, wenn das beispielhaft sein soll, was 55 Nasen monatlich, wöchentlich, täglich so absondern? Was sollte man wohl von Constantin Seibt lernen, dem «Gründer und Reporter», in dessen Gründung die meisten Journalisten auf der faulen Haut liegen, viel zu viele Mitarbeiter zum unproduktiven Overhead gehören und exotische Stellen besetzen. Dessen Gründung gerade den gesamten VR verloren hat und seit Monaten von Chefredaktoren a.i. geführt wird. Dessen Gründung den Schwund an zahlenden Lesern mit einer Ausgabensteigerung in Millionenhöhe erwidert.

Aber eine gewisse Schamfreiheit und Indolenz gehörte schon immer zur Journaille.

Die verdienstlosen Preisträger

Der «Schweizer Journalist» verlieh die Journalistenpreise. Welch unwürdiges Schauspiel.

Es war ein Anlass von Insidern über Insider mit Insidern. Aber dennoch fürs Publikum lehrreich. Der «Schweizer Journalist» verlieh Montagabend die Journalistenpreise in gefühlten 27 Kategorien. Ausgewählt wurden die Preisträger per Abstimmung, die Shortlist wurde von einer Jury erstellt.

Die Preisträger repräsentieren idealtypisch das Elend des Schweizer Journalismus. Als «Kulturjournalistin des Jahres» wurde Simone Meier ausgezeichnet. Was Meier mit Kultur zu tun hat? Ungefähr so viel wie «watson» mit Journalismus. Seit sie launig schrieb, dass Hitler Juden «gecancelt» habe, halten wir uns die Nase zu, wenn ihr Name genannt wird.

Hinter einem WoZ-Trio belegte Maurice Thiriet, der Chefredaktor von «watson», in dieser Kategorie den zweiten Platz. Als «Reporterin des Jahres» wurde Luzia Tschirky ausgezeichnet. Wohl dafür, dass sie es konsequent schafft, zur falschen Zeit am falschen Platz zu sein und sich eine schusssichere Weste überzustreifen, wenn die grösste Gefahr vom Strassenverkehr hinter ihr ausgeht. Der Preis «Wirtschaftsjournalistin des Jahres» ging an Patrizia Laeri. Verständlich, dass Lukas Hässig als Zweitplatzierter hinter ihr der peinlichen Ehrung fernblieb. Bei ihr darf die Frage erlaubt sein, was sie mit Wirtschaft und was sie mit Journalismus zu tun hat. Wahrscheinlich so viel wie «ElleXX» mit feministischer Geldanlage.

Es geht aber noch besser. «Recherchierjournalist des Jahres» wurde Fabian Eberhard. Wohl dafür, dass er bei einer seiner Recherchen nicht mal das Büro des Internetradios «Kontrafunk» aufspüren konnte. Und wenn Daniel Ryser von der «Republik» der «Gesellschaftsjournalist des Jahres» ist, dann ist Daniel Binswanger keine schreibende Schmachtlocke, sondern eine moralische Instanz. Konsequenterweise wurde die humorlose Brachialkomikerin Patti Basler «Kolumnistin des Jahres».

Das alles ist schwer zu toppen, aber es gelang. Denn die Laudatio auf den «Journalist des Jahres» Christof Gertsch vom «Magazin» hielt Mikael Krogerus, ebenfalls «Das Magazin». Anwesend waren im Weiteren Philipp Loser vom «Magazin» und Daniel Binswanger, Ex-«Magazin» und Chefredaktor a.i. der «Republik».

Nun wurde Gertsch vom Chefredaktor des «Schweizer Journalist», der zudem eine entlarvende Recherche zu den Vorgängen ums «Magazin» publiziert hatte, dezent gefragt, wie es denn so sei, wenn man selbst mal im Rampenlicht der Medien stünde. Da verstummte Gertsch, stammelte dann Unverständliches, um sich schliesslich zum Satz aufzuraffen, dass er dazu «aus tausenderlei Gründen» nichts sagen wolle. Die sanft-hartnäckige Nachfrage beantwortete er mit einem verdrucktsten «nein».

Aber immerhin sagte er damit einige Worte mehr als alle anderen Memmen vom «Magazin», die weiterhin eisern an ihrem Schweigegelöbnis festhalten und sogar den Augenkontakt mit dem anwesenden ZACKBUM-Redaktor tunlichst vermieden.

Wenn man zu einer Feier eingeladen ist, sollte man aus Respekt vor dem Gastgeber darauf verzichten, seinen Gefühlen zu ungehemmt Ausdruck zu verleihen. Aber diesen gebauchpinselten charakterlichen Mängelexemplaren zuschauen zu müssen, wie sie Preise abholten, wichtig taten und es gleichzeitig an einem Funken Zivilcourage vermissen liessen, das forderte schon einiges an Selbstbeherrschung ab, um ihnen nicht vor die Füsse zu spucken.

Inhaltlich hat der «Schweizer Journalist» dank neuem Chefredaktor durchaus an Format gewonnen. An würdigen Preisträgern muss noch schwer gearbeitet werden.

 

… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»

Preisträger erfinden Zitate

Hört das denn nie auf? Diesmal haben Christof Gertsch und Mikael Krogerius knackige Dialoge erfunden – und damit einen Preis geholt.

Die gute Nachricht: Christof Gertsch und Mikael Krogerius haben beim Deutschen Reporterpreis Rang 1 geholt in der Kategorie «Sport». Das den Preis vergebende Reporterforum beschreibt ihren Entscheid so: «In ihrer Geschichte Der Boxer, der keiner sein wollte, erschienen im Magazin des «Tagesanzeiger», zeichnen sie nach, wie sich ein junger Mann Anfang der 90er Jahre an die Weltspitze boxt – und sich letztlich selbst besiegt. Sie brechen mit dem Klischee vom bitterarmen Straßenschläger, der über Leichen geht, sondern zeigen einen sensiblen Mann, der in dieser rauen Männerwelt eigentlich nichts verloren hat, der sich sehnt nach Anerkennung, Glück und der Liebe seines Vaters. Ein Stück, das berührt, das ausgeht vom Boxen, vom Sport, und am Ende bei den ganz großen Fragen landet.»

Die schlechte Nachricht:
Der Dialog am Anfang der Reportage ist erfunden. Die Gespräche in direkter Rede zwischen Mutter und Vater von Boxer Buster Douglas und von Mutter und Sohn Douglas haben vielleicht sinngemäss so stattgefunden. Aber sicher nicht in so geschliffener, klarer Sprache.

«Stimmt es,was man über den Gegner unseres Sohnes sagt?», fragt die Mutter. «Stimmt es, dass er ein Tier ist?»
«Ja», sagt der Vater.
«Ist er …. so wie du?»
«Ja», antwortet der Vater, früher selbst ein gefürchteter Boxer. «Ja, er ist wie ich. Er ist ein Killer.»

Und so weiter und so fort. Stattgefunden habe der Dialog am Neujahrstag 1990. Also vor 30 Jahren. Damals war Gertsch 8 Jahre alt, Krogerius immerhin schon 14.

Gertsch und Krogerius versuchen sich in der Reportage herauszureden: «Die Szenen klingen zwar wie ausgedacht, aber genau so schildern sie sowohl Buster wie auch sein jüngerer Bruder Billy.»

Seite 1 der Reportage mit dem knackigen Dialog.

Doch das geht gar nicht. Direkte Rede bringen Journalisten nur, wenn sie das Gespräch aufgenommen oder mitgeschrieben haben.
Bezeichnend ist, dass der Deutsche Reporterpreis bis 2018 viermal an Claas Relotius ging. Nachträglich versuchte sich das Reporterforum in ellenlangen Erklärungen zu rechtfertigen.
Cigdem Akyol, freie Journalistin, Zürich, schrieb 2019 zum Beispiel entschuldigend: «Es gibt durchaus Geschichten aus dem Ausland, die mich stutzigmachen: Manche Szenen und Dialoge passen einfach zu gut in dieDramaturgie, es wirkt perfekt.»

Umso fragwürdiger ist also der Einstieg in die Reportage.

Da kommt einem die legendäre Reportage von René Pfister in den Sinn. Unter dem Titel «Am Stellpult» hatte er die private Seite des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer als Modelleisenbahner dargestellt. Das durchaus originelle Bild: René Pfister  verglich die Herrschaft über Seehofers Miniaturwelt mit jener über den Freistaat in Beziehung. Später gab der Autor allerdings zu, dass er die Modellbahn im Keller von Seehofers Ferienhaus nie selbst gesehen hatte. Er musste den  Henri-Nannen-Preis in der Kategorie «Reportage» wieder zurück geben.

Was beim Reporterpreis 2020 und den erfundenen Dialogen in der Kategorie «Sport» passiert, ist noch offen. Es ist «eine der ganz grossen Fragen», wie es im Jurybericht unfreiwillig zweideutig heisst.