Schlagwortarchiv für: Chiefs

Heiteres Beruferaten

«Was bin ich?» Wahnsinn ohne Methode bei Ringier.

Die Liste der Heads, Chiefs, Chefredaktoren, Blattmacher, Tagesleiter und Ressortleiter in der glücklichen «Blick»-Familie ist lang:

Noch nicht lang genug, findet die «Geschäftsleitung» Ladina Heimgartner, der weitere Chiefs und sogar ein «Managing Director» unterstellt sind.

Besonders die Aufgaben der Heads «of Programmatic & Digital Products» oder «of Media Service Print & Digital» würden uns interessieren. Aber wahrscheinlich würde ZACKBUM die Antworten nicht verstehen, wir haben dafür zu wenig Heads, Chiefs und, schnief, nicht mal einen Managing Director. Der Titel ist übrigens aus dem Banking geklaut, dort bezeichnet er ein Mitglied der Bonus-Kaste.

Während die Indianer immer mehr zu einer aussterbenden Spezies werden in der Hölle des Newsrooms, kann es gar nicht genug Häuptlinge geben. Denn, of course, da fehlten doch noch zentral wichtige Headchiefs oder Chiefheads, vielleicht sogar Directors. Die Lücken sind nun gestopft.

Es gibt zwei Co-Leiterinnen «Media Creation». Endlich gesellt sich auch noch ein Leiter «Content Hub» zu all den anderen, nun ja, Overheads.

Was leitet denn der Leiter «Content Hub», wörtlich übersetzt Inhaltsnabe? «In seine Verantwortlichkeit fallen das Team Formate (Podcasts/digitale Videoformate), die Teams Service/Health, Mobilität, Izzy, die Magazine Bolero und Millionär und weitere Specials», weiss persönlich.com zu berichten.

Hä? Vielleicht kann es uns der Chief Content Officer erklären? «Tim (Höfinghoff, Red.) sieht das Zukunftspotenzial von RMS und glaubt daran, dass wir mit verstärkter Kooperation viel zu gewinnen haben. Mit seiner Vita ist er ein optimaler Brückenbauer zwischen Digital und Print.» Schön, dass er etwas sieht, ZACKBUM tappt hier völlig im Nebel.

Und «Media Creation»? «Die Abteilung umfasst Produktion & Korrektorat, Art Direction & Layout, Visuals, Foto- und Bildredaktion sowie Video Technology & Production. Geleitet wird dieser Bereich von Conny Tovar und Sandra Fröhlich.» Hä? Steffi Buchli, hilf! «Mit dem Media Creation Hub haben wir einen zentralen Bereich für alle unsere Services geschaffen. Sandra und Conny kennen nicht nur unsere Marken und Mitarbeitenden sehr gut, sondern auch die Bedürfnisse und Werkzeuge, die für unsere Inhalte und Titel notwendig sind.»

Das ist wunderbar, dass da noch jemand alle Marken und Mitarbeiter kennt. Von den Bedürfnissen und Werkzeugen ganz zu schweigen.

Es erhebt sich allerdings die drohende Frage: wie sieht denn da eigentlich das Organigramm so aus? Also wer ist wem unterstellt, wer darf wem in den Hintern treten, wer muss wozu beigezogen werden?

Vielleicht so:

Oder gar so?

Also zum Beispiel, wenn Media Creation, ohne Content Hub, aber mit dem Head of Growth Management und dem Head of Programmatic & Digital Products ein Kick-of-Meeting abhält, müssen da nicht diverse weitere Heads und Chiefs wenigstens im cc stehen? Oder in die Videoschalte aufgenommen, aber stumm geschaltet werden? Und was sagt da der Head of Editorial Departments dazu? Glücklicherweise nichts, denn die Stelle ist «vakant».

Ladina Heimgartner teilte dem Ringier-Verlag via «Sonntagszeitung» mit, dass sie nicht SRG-Direktorin werden wolle, obwohl sie sich eine Bewerbung ernsthaft überlegt habe. «Ich bin hier noch nicht fertig. Im Gegenteil, wir haben erst begonnen», lässt sie sich zitieren. Das ist eine ernstgemeinte Drohung, die Ankündigung, dass noch viele Heads und Chiefs und Directors diesen Frühling spriessen werden. Während anderen die Federn abgenommen werden.

Aber es ist eine gute Nachricht für die SRG. Wobei, in der Pole Position scheint nun Susanne Wille zu fahren. Aber wieso soll es der SRG besser gehen als Ringier?

Slapstick, Fortsetzung

Immerhin ist dieser Artikel neu. Das kann man beim «Blick» nur bedingt sagen.

Früher, ja früher war der «Blick» bei Politikern nicht nur in Bern gefürchtet. Das Hausgespenst von Ringier hatte eine eigene Suite im «Bellevue Palace» neben dem Bundeshaus und soufflierte den ansonsten fabelhaften Adolf Ogi ins Elend, als der die EWR-Abstimmung mit dem Spruch vergeigte, dass das ja nur das Trainingslager für den EU-Beitritt sei.

Tempi passati, wie der Lateiner (also nicht der Chief of oder Head of beim «Blick») sagt:

Diese Strafaufgabe für den Leser hängt seit dem 2. Januar im Ressort «Politik» als Aufmacher zuoberst. Ob es da noch einen einzigen «Blick+»-Leser gibt, der die Chance nicht ergriff, den Text zu lesen? Und was sagen die 99 Prozent der übrigen «Blick»-Konsumenten, die leider draussen bleiben müssen?

Das hier wäre nun eine schöne Leser-Blatt-Bindung:

Aber leider, leider, wie die meisten guten Ideen stammt die nicht vom «Blick», sondern kommt nur so als Eigenleistung daher: «Dies ist ein bezahlter Beitrag, präsentiert von den Jungfraubahnen».

Eine Meldung im höheren Nonsens-Bereich ist diese hier:

Leider fiel den Textern kein weiteres Synonym für Ende ein, also wiederholen sie doch einfach «Schluss». Und eigentlich müsste man «aus» kleinschreiben, aber eben. Diese Auflistung ist ungefähr so sinnvoll wie die Hitparade «diese Nachrichten werden Sie nie mehr sehen», «diese Produkte sind aus», «diese Welle wird kein zweites Mal auf den Strand rollen».

Für die wenigen «Blick»-Leser, die prinzipiell keinen Wetterbericht hören, im alten Boulevardstil die «Kältepeitsche». Und nein, rechts ist kein Foto, wie das dann aussehen wird. Das ist Werbung.

Apropos, das ist nur Werbung.

Das hier ist auch Werbung, allerdings in eigener Sache. Das löst natürlich einen rasenden «muss haben»-Reflex aus, denn wer möchte schon nicht wissen, «was die grösste Genugtuung für Mama Odermatt wegen Marco» sei. Sollen wir’s verraten? Nein, das tut man nicht. Schliesslich enthüllt «Blick» diesen «exklusiven Artikel» für lau; einen ganzen Monat gibt es alles von «Blick+» für «CHF 0.-».

Zugreifen, Leute, heute noch günstiger, nächstens gibt es zwei Testmonate, und der Kunde bekommt noch zwei Franken zurück.

Aber wie auch immer: ZACKBUM ist zutiefst dankbar für diese Unterhaltung in trüben Zeiten. Wir wünschen «Blick», «Blick+», «Sonntagsblick», «blick.ch» mitsamt seiner Schar von Heads, Chiefs und Chefs ein langes Leben. Wissen aber: wenn wünschen helfen würde …

75 Stellen weg

Ringier fehlte noch beim grossen Rausschmeissen.

CH Media brutal, Tamedia massiv, NZZ dezent, so ging das Jahr 2023 mit Massakern im Journalismus zu Ende. Denn jemand muss ja für die Fehlentscheide und die Unfähigkeit der Teppichetage in den grossen Medienhäusern bezahlen. Und das sind sicher nicht diejenigen, die über den Teppich laufen.

Als letzter im Reigen hat nun auch Ringier den Rausschmiss verkündet. 75 Stellen sollen «abgebaut» werden. Das sei natürlich unvermeidlich und folgerichtig, nachdem Ringier Medien Schweiz die Ringier Axel Springer Schweiz AG geschluckt hatte. Denn während sich Springer von möglichst vielen Titeln trennt, die schwergewichtig im Print funktionieren und daher nicht wirklich resilient und zukunftsfähig sind, kauft Ringier solche Blätter auf.

Dazu erklärt CEO Ladina Heimgartner das Einmaleins des Geschäftslebens: «Will man als Verlagshaus langfristig erfolgreich bleiben, muss man die Kostenseite im Griff haben.» Diese Binse ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. Vor allem sollte man die Einkommens- und Gewinnseite im Griff haben. Aber genau da liegt das Problem im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich von Ringier.

Oder im Management-Schönsprech formuliert, das Ziel sei es, «dank mehr als 20 etablierten Titeln, einem breiten Themenspektrum, grosser Reichweite und konzentrierter Expertise in allen Bereichen das innovativste und führende Medienhaus der Schweiz zu werden». Ein weiter Weg, kann man nur sagen.

Mit weniger Mitarbeitern mehr leisten, super Plan. Oder wieder im Schönsprech: «Mit der geplanten neuen Organisationsstruktur schaffen wir für Ringier Medien Schweiz eine gesunde und nachhaltige wirtschaftliche Basis.» Was ja eigentlich bedeutet, dass Ringier aktuell weder das führende, noch das innovativste Medienhaus der Schweiz ist, zudem über eine ungesunde und nicht nachhaltige wirtschaftliche Basis verfügt.

Das alles lässt sich aber ganz einfach lösen und verbessern. Man baut 75 Stellen ab, schmeisst ein paar Dutzend Mitarbeiter raus – und schon flutscht es. Ach nein, man kümmere sich auch um den «Aufbau einer modernen Organisation». Wenn der Kopfsalat der «Blick»-Gruppe mit kabarettreifen Beschreibungen der Tätigkeiten von Heads, Chiefs und Chefs dafür die Blaupause sein soll, dann gute Nacht.

Wir dokumentieren nochmals zur allgemeinen Erheiterung das Häuptlingswesen:

Das sind schon mal 26 Nasen und eine Vakanz. Darunter hätten wir dann noch 21 «Ressortleiter», die «Geschäftsleitung» nicht zu vergessen, die dann nochmals aus 9 Nasen besteht, wobei es aber zu Überschneidungen mit «Leitung und Leitungsteam» kommt. So haben wir uns eine moderne Organisation immer vorgestellt. Jede Menge Häuptlinge, kaum Indianer.

Gratis drauf gibt’s noch eine Portion Krokodilstränen: «Ich bedaure es sehr, dass wir dieses Ziel nicht ohne Stellenabbau erreichen können. Doch erachten wir es als besser, einmal einen klaren Schnitt zu tätigen, danach dann aber Ruhe einkehren zu lassen», behauptet Heimgartner.

Wobei, mal Hand aufs Herz: gäbe es bei dieser Häuptlingsversammlung, zudem einkommensmässig alle Schwergewichte, nicht alleine schon dramatisches Sparpotenzial? 10 Nasen weg, und Ringier hätte bereits locker zwei Millionen gespart, ohne dass es jemandem auffiele.

Ob und wann allerdings Ruhe einkehrt, und ob es sich für verschiedene Organe dann nicht mal um Grabesruhe handeln wird, das verrät sie nicht. Aber im Laufe des Jahres 2024 werden wir das sicher erfahren. In aller Ruhe.

Glück und Pech

Glück für die Migros, Pech für Ringier.

Im März musste der erfolgreiche und beliebte Chefredaktor der «Blick»-Gruppe eine «Auszeit» nehmen. Als merkwürdige Begründung diente, dass Christian Dorer angeblich eine «bestimmte Mitarbeitergruppe» bevorzugt behandeln würde, was immer das bedeuten mochte.

Ringier behauptete dann, dass in der sechsmonatigen Auszeit untersucht würde, was es damit auf sich habe – und ob Dorer danach wieder in seine Position zurückkehren werde. Dann behauptete Ringier, dass man mit Dorer im Gespräch sei, um ihm allenfalls eine andere Aufgabe im Medienkonzern zu übertragen, aber als «Blick»-Oberchefredaktor kehre er nicht zurück.

Die Resultate der monatelangen «Untersuchung» wurden nie bekannt gegeben, «Persönlichkeitsschutz». Dass irgend jemand gegen Dorer Vorwürfe erhoben hätte, wurde jedenfalls nicht öffentlich bekannt. Soweit das Trauerspiel bei Ringier, ein Ablenkungsmanöver von desaströsen Zahlen in der «Blick»-Familie und dem Abserbeln von «Blick TV».

Profitieren davon tut nun die Migros. Wie bekannt wurde, übernimmt Dorer ab Februar die Gesamtleitung der Kommunikation des Migros-Genossenschaftsbundes. In dieser Funktion ist er direkt dem Präsidenten der Generaldirektion unterstellt, was die Bedeutung seiner Position unterstreicht. Migros hat damit einen versierten, kompetenten und gut vernetzten Kommunikationsprofi gewonnen, der zudem für die grösste Zeitschrift der Schweiz zuständig sein wird, das unterschätzte «Migros Magazin». Von dessen Auflage (2,15 Millionen) und Reichweite (3,15 Millionen) kann die unglückliche «Blick»-Familie nicht mal träumen.

Aber wenn auch dort die Auflagenzahlen nach unten gehen, steigt die Anzahl von Heads und Chiefs ins fast Unermessliche. Wahrscheinlich steckt Absicht dahinter: umso mehr leitende Köpfe es gibt, desto einfacher kann man einen köpfen, wenn mal wieder zur Ablenkung ein Schuldiger gefunden werden muss.

Die Null-Meldung

Wenn Nullen ein Blatt machen …

Zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer. Absurde Positionen, englisches Kauderwelsch. Es sieht wie Realsatire aus, ist aber real:

Kann es wirklich daran liegen, dass der Posten des «Head of Editorial Departments» vakant ist, dass so viel Schrott produziert wird? Wobei diese Vakanz natürlich auch darin begründet sein mag, dass bislang noch niemand herausgefunden hat, was «Editorial Departements» eigentlich sind und wieso die einen Head brauchen.

Das wäre eine Aufgabe, der sich diese Head-Versammlung annehmen könnte:

Hier wäre allerdings die Frage, ob das eine Aufgabe für den Chief Operating Officer, den Chief Product Officer, gar den Chief Content Officer (by the way: wo bleibt hier die politisch korrekte weibliche Form?) oder gar, wir fallen ins Starkdeutsch zurück, die «Geschäftsführung» ist. By the way: wieso ist das nicht die Managing Director? Oder besser noch, die Executive Overall Managing Directrice? Dort könnte sie doch endlich mal führen, könnte die Führerin Nägel mit Köpfen machen. Aber das Köpfen ist mehr ihre Sache – und das Erfinden von absurden Positionsbezeichnungen.

Gut, all diese Chiefs, Heads, Chefredaktoren, dazu noch Ressortleiter und was weiss ZACKBUM, konnten nicht verhindern, dass diese absolute Null-Meldung online ging:

Wir erinnern uns: Gil Ofarim, von Beruf Sohn, von Berufung mässig erfolgreicher Musiker, trat einen angeblichen Antisemitismus-Skandal los, indem er behauptete, er sei in einem Hotel wegen seines Judensterns diskriminiert worden. Proteste, Shitstorm, Demonstrationen, erregte Politikerworte. Dann die Wende im Prozess zwei Jahre danach: alles Lüge, alles erfunden, ‹tschuldigung.

Dafür verurteilte ihn das Gericht unter anderem zu einer Geldstrafe von 10’000 Euro, zahlbar an zwei Organisationen. Nun fand «Focus online» heraus, dass das Geld noch nicht eingegangen sei, wie sich das deutsche Organ von einem Sprecher des Landgerichts bestätigen liess. Neuerlicher Skandal, erregt sich «Blick» zu recht?

Nicht wirklich. Seit dem Urteil sind erst zwei Wochen vergangen, für die Zahlung hat Ofarim aber ein halbes Jahr Zeit. Also handelt es sich hier um eine absolute Nullmeldung. Ungefähr so aussagekräftig wie: Ofarim hat sich noch nicht rasiert. Oder: Ofarim hat noch keinen neuen Song aufgenommen.

Kann man das noch steigern? Aber ja, insgesamt 15 Chiefs und Heads (plus eine Vakanz und eine Führerin) schaffen das:

Eigentlich ist der «Blick» – vielleicht ist das die geheime Absicht – wie ein Adventskalender. Jeden Tag geht ein neues Türchen auf – und dahinter ist jede Menge Anlass für Spass und Tollerei. Rezykliertes, Wiederholtes, Veraltetes, Abgeschriebenes, ein Titelwechsel-Marathon, haben wir gelacht. Und freuen uns auf morgen.

Deshalb geht der «Blick» bachab

Wer inhaltlich nichts zu bieten hat, reorganisiert.

ZACKBUM hat das Phänomen anhand der Homepage von «Blick» beschrieben. Tagelang hängen dort Artikel herum, bis im Print das Papier vergilbt wäre. Neues bekommt Seltenheitswert, Rezykliertes steht neben Übernommenem.

Warum bloss?

ZACKBUM hat vermutet, dass die ständige Reorganisation und die Unmenge an Heads, Officers und Chiefs der Grund dafür sein könnte. Nun haben wir den Beweis.

Nehmen wir mal das «neue» Ressort «People, Gesellschaft und Service». Service, das sind die mit dem Kaktus-Penis. People, das sind die mit der aus der «GlücksPost» übernommenen Geschichte über Pepe Lienhards Ehe.

So, und nun wurde das irgendwie zusammengewurstelt. Dafür bekommt das «People-Team» einen neuen Leiter. Der hat zuvor das «Service-Team» aufgebaut und geleitet. Woran immer man das gemerkt haben mag. Gleichzeitig wird eine Karen Schärer den «Teamlead Gesellschaft» übernehmen.

«Wir freuen uns, mit Jonas und Karen den People- und Gesellschaftsjournalismus in der Blick-Gruppe weiter zu stärken. Sie kennen unsere Teams, sind bestens vernetzt und haben ein Gespür für relevante Themen und innovatives Storytelling», sagt Benno Tuchschmid, Co-Ressortleiter Gesellschaft/People/Service.

Dafür gibt es nun ein «People-Desk». «Wir freuen uns, diesen Bereich journalistisch zu stärken», sagt Co-Ressortleiterin Alexandra Fitz. Das alles bestätigte der «Chief Content Officer der Blick-Gruppe» Steffi Buchli gegenüber persönlich.com: «Im Rahmen der Reorganisation haben wir die Strukturen im Newsroom angepasst.»

Das neu fusionierte Ressort werde von Alexandra Fitz und Benno Tuchschmid Co-geleitet, denn ohne Weiblein und Männlein ist heute eine Leitung undenkbar. Damit das alles neu flutscht, was vorher alleine nicht flutschte, soll nun ein Lazlo Schneider «am Desk» die Kontrolle ausüben.

ZACKBUM ist verblüfft. In der «Blick»-Familie spriessen die Co-Heads, Teamleiter, Desks, Koordinatoren und Sub-Officers nur so aus den Verrichtungsboxen heraus. Wo bleiben da die Indianer? Stellen wir uns die Situation mal wieder konkret vor:

Indianer: Ich hätte da eine Story. Bei Pepe Lienhard hängt der Ehesegen schief, sagte eine Quelle.
«Teamleader Gesellschaft»: Pst, das behalten wir mal für uns bis ich herausgefunden habe, wo das am Desk andocken könnte.
Indianer: Hä?
«Teamleader Gesellschaft»: Verstehst Du nicht, Neuorganisation. Ich versteh’s auch nicht.
«Desk-Leiter»: Wer versteht hier was nicht? Kann ich helfen?
Indianer: Ich hätte da eine Story …
«Desk-Leiter»: Ich muss hier koordinieren, in welches Ressort gehört sie?
«Teamleiter People»: Der Indianer gehört zu mir, also ist das unsere Story.
«Co-Leiter People, Gesellschaft und Service»: Moment, das entscheide dann schon noch ich.
«Co-Leiterin People, Gesellschaft und Service»: Das entscheiden wenn schon wir, gell?
Indianer: Ich möchte ja nur eine Story loswerden; Pepe Lienhard
Alle im Chor: Schnauze, was wir hier besprechen, ist oberhalb deiner Gehaltsklasse.
«Teamleiter People»: Wie gesagt, mein Indianer, meine Story.
«Teamleiter Service»: Also wenn ich auch mal ein Wörtchen …
Alle im Chor: Schnauze.
«Teamleiter Gesellschaft»: Der Name Pepe Lienhard gehört nun einwandfrei zur Gesellschaft.
Alle im Chor: Seit wann?
Indianer: Es ist ja nur, weil wir doch diese Story aus der GlücksPost übernommen haben, dass die Ehe super laufe …
Betretenes Schweigen.
«Chief Content Officer»: Höre, hier gibt’s eine brandheisse Story, worum geht’s?
Indianer: Ich habe eine Quelle, die sagt, dass bei Lienhards der Haussegen schief hängt.
«Chief Content Officer»: Lienhard? Ist das der Tennisspieler? Oder Eishockey? Nein, ich hab’s, Formel 1?
Indianer verdreht stumm die Augen nach oben.
«Chief Content Officer»: Also auf jeden Fall muss da der Head Storytelling draufschauen. Oder ist das ein Chief? Vielleicht gibt’s da auch rechtliche Aspekte, also unbedingt den Chief Legal involvieren. Der Teamleiter «People Desk» berichtet dann an mich. Oder an den Chefredaktor online? Da kommt doch keiner mehr draus.
Indianer: Soll ich dann der Story nachgehen oder was?
Alle im Chor: Wir müssen uns sortieren, also «oder was».

Blütenlese «Blick»

Wie ein Online-Auftritt verludert.

Online, das weiss jedes Kind, aber nicht jeder «Blick»-Kindersoldat, ist ein schnelles Medium. Print präsentiert am frühen Morgen das, was bis gestern Nacht so gegen 23 Uhr passierte. Anschliessend ist Druck und Distribution.

Online geht zackzack. Marc Walder, CEO von Ringier, hatte mal beim Start von «Blick TV», seinem «Herzensprojekt»,  die Direktive ausgegeben, dass jedes wichtige Ereignis auf der Welt innert weniger Sekunden dort in Bild und Ton wiedergegeben sein müsse. Schliesslich habe man dafür eine Kooperation mit CNN. Und mit Ladina Heimgartner eine erfahrene TV-Frau an Bord geholt.

Nun ja, «Blick TV» ist inzwischen im Koma und künstlich beatmet, Stück für Stück demontiert. Ein Flop halt. Nicht der erste. Auch nicht der letzte.

Aber zurück zur Blütenlese im «Blick». Da gibt es zum Beispiel die Rubrik «In eigener Sache». Aktualität ist dort die Sache nicht:

Diese brandheisse, aber nicht brandneue News steht dort zuoberst. Seit dem 27. September, immerhin 2023. Sie wurde auch mal aktualisiert, allerdings am 27. September. Aber alles ist relativ. Schauen wir uns die nächsten drei Meldungen in diesem Gefäss an:

Sie sind vom (von links nach rechts) 21. September, vom 6. September (allerdings 2022) und vom 1. September, aber wieder immerhin 2023.

Gut, es mag ja auch beruhigend sein, dass in «eigener Sache» gar nicht so viel zu vermelden ist. Alles ruhig im Hause Ringier. Sozusagen Grabesstille.

Verblüffend hingegen, dass es auch in der Paradedisziplin «People» ewige Werte gibt:

Mit dieser Nachricht erfreut uns «Blick+» seit dem 5. Oktober dieses Jahres zuoberst in diesem Gefäss. Aber immerhin eine Eigenleistung, für die man ungeniert Geld verlangen kann. Nein, nicht wirklich; der Artikel wurde aus dem Konzernorgan «GlücksPost» übernommen:

Gut, dort prangt ein anderes Foto, auf dem Pepe Lienhard allerdings irgendwie älter aussieht als im «Blick». Und der Hund musste auch weg. Aber auf jeden Fall eine Spitzenleistung  von «Blick+», das Bezahlen lohnt sich sicher. Nun ja, zumindest den Anfang der Story (und will man wirklich mehr lesen?) kann auf der Webseite der «GlücksPost» gratis haben. Sagt da einer Leserverarschung? Ein wiederholter Kaktuspenis, beim zweiten Mal gegen Bezahlung, und dann so etwas? Nein, da sagt im Hause Ringier sicher niemand Leserverarschung. Denn das könnte die Arbeitsplatzsicherheit ernsthaft gefährden.

Aber wenigstens das brandaktuelle Ressort «Ausland» brilliert doch sicher mit den neusten Meldungen vom verbrecherischen Überfall auf Israel. Nun ja:

Nur wer bezahlt, bekommt Zugang zu diesem Bericht aus der Ukraine. Vom 6. Oktober 2023.

Aber ach, der hier ist einfach zu schön (und auch schon nicht mehr der Jüngste), um ihn nicht immer wieder zu zeigen. Sagt sich der «Blick», sagt sich ZACKBUM:

So ein Kaktuspenis passt doch immer dazu.

Als Absackerchen noch unser absoluter Liebling, dazu noch brandaktuell (also zumindest auf der «Blick»-Homepage). Ein gewaltiges Thema, ein Durchbruch der Erkenntnis, eine Taktik, die vielleicht auch den Ukrainekrieg entscheidend beeinflussen wird:

Sich auf den Boden fallen lassen, dass wir da noch nicht darauf gekommen sind. Nun, das scheint allerdings das normale Verhalten der Kindersoldaten im «Blick»-Newsroom zu sein, wenn sie von einer News angegriffen werden. Hier allerdings waren sie noch knapp in der Lage, diese SDA-Tickermeldung ins Blatt zu heben.

Oder aber, die ganzen neu installierten Heads, Offiziere, Chiefs und sonstigen Bedenkenträger sind immer noch völlig damit ausgelastet, die Hackordnung untereinander auszukämpfen. Und deswegen kommen sie fast nicht dazu, ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen. Nur: wie lange das der Leser mitmacht?

Da erhebt sich die Frage: wofür? Worin besteht die Gegenleistung?