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Zum Ersten, zum Zweiten, zum «Blick»

Ist es ein medizinischer Test? Oder einfach Blödheit?

Der «Blick» hat furchtbar viele Häuptlinge. Was sich da unter der Oberleitung von Ladina Heimgartner alles mit Federschmuck brüsten darf, unglaublich. Es wimmelt von Chiefs, Officers, Chefs, Teamleitern und anderen wichtigen Führungspersonal.

Da bleiben vielleicht nicht mehr allzu viel Indianer übrig, um in der Hölle des Newsrooms in ihren Verrichtungsboxen für Content zu sorgen. Apropos Box, wie wirkt das hier auf den ersten Blick?

Wie der wissenschaftliche Selbstversuch eines «Blick»-Journalisten, nicht wahr? Aber hoppla:

Das ist ein Beitrag des «Box-Teams». Das «HAT PARTNERSCHAFTEN, SODASS WIR EINEN ANTEIL AN DEN EINNAHMEN AUS DEINEM KAUF ERHALTEN». Also kommt ein gnadenloser Tester zum überraschenden Ergebnis: «Das Dagsmejan-Pyjama hat sich in kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil meiner Nachtroutine entwickelt. Ich lege es gerne schon ein paar Stunden vor dem Schlafengehen an und trage es auch am Morgen noch eine Weile lang.» Da soll noch einer sagen, Journalisten seien keine Schlafmützen. Schlurfen im Pyjama in den Newsroom.

Hat das noch irgend etwas mit Journalismus zu tun, auch nur in Spurenelementen? Trägt das dazu bei, die Glaubwürdigkeit der übrigen Artikel auf der Webseite von «Blick» zu stärken? Bitte nicht zu laut herausprusten beim Lachen.

Es gibt noch einen weiteren wissenschaftlichen Test von «Blick» anders lässt sich das nicht erklären. ZACKBUM nennt das «zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten», und es sieht so aus:

Man beachte das angepriesene Ferienhaus rechts. Gesehen? Und vergessen? Keine Bange:

Schwups, das ist es doch schon wieder. Kann doch mal passieren? Nun ja, das lässt sich aber noch steigern:

Man beachte die beiden Jungs rechts. Zum Ersten.

Zum Zweiten.

Und zum Dritten.

«Blick» will hier offenbar austesten, wie viele seiner Leser das Problem haben, dass sie einen Artikel sofort wieder vergessen, sobald sie ihn gelesen haben. Für dieses Zielpublikum (Problem Überalterung, nicht wahr) werden Artikel einmal oder mehrfach wiederholt. Merken die doch nicht.

ZACKBUM muss allerdings tadeln. Denn bei uns kommt das nie vor. Obwohl unser «Chief Content Officer», «Chief Digital Officer», «Head of Digital RMS», «Head of Growth Management», sogar die «Co-Heads of Media Creation Hub RMS» und der «Head of Content Hub RMS» den gleichen Namen trägt. Und dabei haben wir gar noch nicht von der «Tagesleitung Newsroom», den «Blattmachern Digital» und den «Blattmachern Print» gesprochen. Oder von der «Co-Leitung Desk», was immer das sein mag. Aber gut, wir (Pluralis Majestatis) sitzen auch an einem Desk, also sind wir doch auch eine Co-Leitung Schreibtisch.

Auf jeden Fall fehlt dem «Blick» dringlich ein weiterer Häuptling. Sein Titel: «Chief Continuity and Non-Repetition Officer», abgekürzt CCNRO.

Auf jeden Fall fehlt dem «Blick» dringlich ein weiterer Häuptling. Sein Titel: «Chief Continuity and Non-Repetition Officer», abgekürzt CCNRO.

Hoppla, da sind wir doch in «Blick»-Modus geraten. Hoppla, da sind wir …

Notbremse.

 

Versager 2

«Ich war schon bei Tyson auf dem Sofa». Das sagt alles.

Nein, nicht ganz. Das sagt der neue «Head of Sports». Hä, Head of? Head off? Kopf ab? Nein, keine Scherze, er ist ja nur einer von vielen neuen Häuptlingen. Denn beim ehemaligen Boulevardblatt «Blick» wimmelt es nur so von Heads. Und Officers.

Eine unvollständige Liste: Chief Content Officer Steffi Buchli. Chief Digital & Distribution Officer Sandro Inguscio. Dann haben wir den Head of Newsroom, dann hätten wir noch das «audiovisuelle Production Center», gesucht wird noch ein Head of Storytelling. Das ist alles etwas verwirrlich, deshalb gibt es natürlich auch noch einen Head of Newsroom Coordination. Head of Blick.ch, schliesslich gibt es noch neu das Ressort Desk, wohl ohne Head.

Head of Product & Innovation Newsroom, Head of Product/Quality, Head of Growth Management, Head of Heads, Heads of Officers, Chiefs of Heads, da schwirrt einem der Head, Pardon, Kopf.

Man kann sich jede Menge Slapstick vorstellen, wie diese Heads, Officers und Chiefs die Köpfe zusammenstecken und herauszufinden versuchen, was dieser Scheiss eigentlich soll. Denn das muss sie sagen, und das glaubt nicht mal Steffi Buchli selbst:

«Ich freue mich auf starke Charaktere und maximale Fachkompetenz. Damit ist die Basis gelegt, um die besten multimedialen Geschichten zu erzählen und unsere Inhalte auf ein noch höheres Level zu hieven.»

Noch höher? Also die Köpfe in den Wolken? Wahrscheinlich hat es der «Blick» endlich geschafft, denn es gibt ja noch so etwas Altmodisches wie Chefredaktor SoBli, sein stellvertretendes Investigativ-One-man-Team und jede Menge weiterer Häuptlinge. Was geschafft? Die Idealvorstellung jedes Versagers in oberster Position, der sein Versagen durch unablässiges Rumschrauben an Organigrammen verstecken möchte: endlich gibt es mehr Häuptlinge als Indianer.

Der grösste Vorteil ist aber: wer Head ist, kann auch einen Kopf kürzer gemacht werden. Wer Officer ist, wer Chief ist, kann an etwas schuld sein. Denn eines ist klar: die oberste Chefin ist an überhaupt nichts schuld. denn auch sie ist dank Dreifachbonus unkaputtbar.

Also, ein kräftiges «head, head, hurra!» Wir warten sehnsüchtig darauf, die ersten Inhalte auf noch höherem Level geniessen zu dürfen. Wir warten. Wir warten und warten und warten und hoffen, dass unsere Lebenserwartung dank neuer Erkenntnisse auf weit über 100 Jahre gesteigert wird. Denn dann warten wir noch immer.

Zuvor stellen wir uns aber kurz die Entstehung eines Inhalts auf noch höherem Niveau vor.

Indianer: «Ich habe von der Polizei gehört, dass da einer seine Frau und seine Kinder umgebracht hat. Und seine Katze. Und dann sich selbst.»

Head of Sports: «Ich bin dann mal weg

Head of Newsroom Coordination: «Okay, ich übernehme dann mal.»

Head of Blick.ch: «Online first, ich übernehme dann mal

Head of Newsroom: «Das entscheide immer noch ich, okay

Chief Content Officer: «Kann ich mal kurz gebrieft werden? War gerade an einer Sitzung mit der Geschäftsleitung.»

Chefredaktor SoBli: «Wir übernehmen die Hintergründe, ich setze sofort mein Investigativ-Team dran.»

Head of Investigativteam: «Ich recherchiere gerade eine Story über den Griff ins Kässeli beim Gesangsverein Alpenglühn Unterentfelden, keine Zeit

Head of Product/Quality: «Das sollte sich doch der Head of Storytelling mal anschauen. Ups, das Ressort ist ja noch kopflos.»

Indianer: «Wenn ich auch etwas sagen darf …»

Alle Heads im Chor: «Schnauze, siehst du nicht, dass wir hier arbeiten?»

Indianer: «Ich wollte aber nur …»

Alle Heads im Chor: «Wenn du nicht unter Artenschutz stehen würdest, wärst du gefeuert

Indianer, tapfer: «Ich wollte nur sagen, dass «20 Minuten» die Story gerade online gestellt hat.»