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Auch lokal der Champion

Wenn die NZZ in der Lokalberichterstattung ihren Muskel anspannt, sieht auch hier die Konkurrenz alt aus.

Fünf namentlich genannte Autoren, plus die «NZZ-Redaktion». Ziemliches Aufgebot, um die vergangene Rad-WM in Zürich zu würdigen.

Was dem Weltblatt mit Lokalteil gelungen ist. Sie nimmt ihr Fazit vorweg: «Die Rad-Weltmeisterschaften in Zürich standen unter einem schlechten Stern.»

Wie das? «Die Bevölkerung und das Gewerbe wurden zu wenig in die Planung eingebunden, die Vorfreude hielt sich in Grenzen. Als die WM dann da waren, drehte das Wetter und liess viele der Wettbewerbe im Nebel und Regen versinken. Und das zweite Wochenende, der eigentliche Höhepunkt des Anlasses, wurde von Muriel Furrers Unfalltod überschattet.»

Schlechte Informationspolitik für Geschäfte, Anwohner, Auto- und Velofahrer. Zu exzessive Nutzung der Innenstadt. Neben einigen fröhlichen Momente und Volksfeststimmung kann die NZZ nicht viel Positives an diesem Ereignis finden. Sie erinnert auch zu recht an die Vergangenheit:

«Im Gegensatz zu den üppig subventionierten Rad-WM war das Elektroautorennen aber komplett privat organisiert und finanziert. Rot-grüne Politiker taten alles, um den Anlass zu behindern. Es blieb denn auch bei der einmaligen Austragung – obwohl sich die Belastung für die Stadt auf ein Wochenende und ein Quartier beschränkte.»

Vor allem verdarben auch zu viele Organisatoren den Brei:

«Allein in der Stadt Zürich waren mindestens zwölf Verwaltungseinheiten beteiligt. Stadtrat Daniel Leupi listete sie kürzlich im «Tagblatt» auf: DAV, PSS, Stapo, TAZ, ERZ, VBZ, EWZ, SRZ, GSZ, SPA, WVZ, SAM. Dazu kamen diverse kantonale Stellen und solche aus den betroffenen Gemeinden. Ein Kürzel mischte besonders eifrig mit: die UCI, die Union Cycliste Internationale.»

Aber die NZZ, gerecht, ausgleichend und versöhnlich, meint auch: «Natürlich war nicht alles schlecht, vor allem mit der richtigen Einstellung. Nicht nur viele Gewerbebetriebe, die ganze Stadt wurde in die Zwangsferien oder zumindest in die Pause geschickt

Auch ein Ausblick kann bei der Einschätzung helfen: «die Riesen-WM mit mehr als 50 Rennen waren dadurch überladen. Kompaktere Titelkämpfe mit weniger Einschränkungen wären bei der breiten Masse besser angekommen. An den nächsten Rad-WM 2025 in der rwandischen Hauptstadt Kigali stehen wieder nur 13 Rennen auf dem Programm.»

Was allerdings (noch) fehlt: hat die WM die erwarteten 850’000 Besucher in die Stadt gebracht? Und wie sieht es finanziell aus? diese beiden nicht unwichtigen Fragen harren noch der Antwort. Aber immerhin, ein wohltuend differenzierter Artikel im Vergleich zu den anfänglichen Jubelschreien und Vorschusslorbeeren im Tagi, die dann mit quietschenden Reifen in scharfe Kritik an den Organisatoren und an allem umgewandelt wurden, als eine junge Fahrerin bei einem Unfall verstarb und es bislang noch nicht klar ist, ob dabei ein Versagen der Organisatoren, ein Mitverschulden eine Rolle spielt.