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Unerträglich

Patrik Müller lotet schamfrei Tief- und Sumpfgebiete aus.

Die Bachelorette der Politik hat’s mal wieder geschafft. Alleine auf Deutsch verzeichnet die Mediendatenbank SMD an einem Tag 66 Treffer. «Exklusiv-Interview», trompeten Patrik Müller und Thomas Wegmann und verschwenden fast 19’000 Anschläge, um einem politischen Leichtgewicht Bedeutungsschwere zu verleihen.

Natürlich hat sich die Dame, deren Namen wir hier nie mehr nennen wollen, sorgfältig überlegt und ausgesucht, wo sie ihren Rückweg ins Scheinwerferlicht und die Öffentlichkeit antreten wird. Mit ihrer eigenen Partei, mit ihrem Parteichef spricht sie kein Wort und lässt sich verleugnen. Aber da ihr die mediale Aufmerksamkeit wie dem Gummibaum die Büroluft fehlte, konnte sie nicht länger an sich halten. War sie vorher krank, sei sie nun wieder gesund geworden.

Und CH Media bietet ihr willig die grosse Bühne. Riesen-Aufmacherfoto auf der Front der «Schweiz am Wochenende», immerhin das auflagenstärkste Wochenendblatt. Dann eine Doppelseite (!) Interview, geschickt getimt in der Adventszeit, mit einem Titelzitat, das vor schleimiger Scheinheiligkeit nur so tropft:

«Ich fühlte einen Schmerz, der kein Anfang und kein Ende kennt».

Die «GlücksPost» muss grün und blau vor Neid sein, so ein Geheuchel kriegt nicht mal die Herz-Schmerz-Postille hin. Auch die Fragen bewegen sich auf diesem Niveau:

«Wie geht es Ihnen? Wie haben Sie die letzten Wochen verbracht? Wie reagierten die Menschen, denen Sie begegneten?» Ein Therapeut hätte nicht einfühlsamer fragen können. Und die Antworten? Sorgfältig gescriptet; die Dame hatte ja genug Zeit, sich alle passenden Worthüslen bereitzulegen, hat sie sicherlich auf ihre Wirksamkeit hin professionell abklopfen lassen, hat da und dort noch etwas Schleim draufgeschmiert oder weggenommen.

Der Kotau geht bis an den Boden: «... Fehler gemacht, einen groben und dummen Fehler … schäme mich … Verantwortung übernehmen …» Blabla. Ein US-TV-Prediger, dem man einen Seitensprung mit Fruchtfolge vorwirft, könnte keine bessere Show hinlegen. Selbst Christophe Darbellay, als katholischer Familienvater genau dabei ertappt, war ein Waisenknabe dagegen.

Richtig dünn wird es allerdings, wenn die Dame zu erklären versucht, wie es denn zu diesem dummen Vorfall gekommen ist, dass sie ein Foto von sich in Kampfmontur mit Pistole und das zerschossene Marienbild mit Kind postete. Das hat nun schon fast literarische Qualitäten, hätte Molière seinem Tartuffe problemlos in den Mund legen können. Es hat etwas Genialisches, muss man zugeben. Und es sich auf der Zunge zergehen lassen:

«Ich war an jenem Freitagabend überarbeitet, nach mehreren Nachtschichten völlig übermüdet. Ich hatte eine Frist. Mein Kopf war so voll und laut, ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. In solchen Situationen hilft mir Sportschiessen. Man fokussiert sich auf einen kleinen Punkt und hat dann seinen Kopf wieder zusammen. Also ging ich an jenem Abend in den Keller. Vor der Tür war ein Stapel Altpapier, zuoberst der Katalog des Auktionshauses Koller. Ich riss irgendeine Seite heraus, steckte sie an die Wand, ohne etwas zu überlegen, es hätte auch eine andere Seite sein können …»

Welche Komposition. Ein überarbeiteter Mensch, übermüdet, Nachtschichten. Jö. Will den Kopf freikriegen, aber ja. Da liegt ein Katalog herum, natürlich, man reisst irgend eine Seite heraus, klar doch. Aber das ist nur die Einleitung zu einer oscarreifen Nummer:

«Ich machte meine Schiessübungen. Beim Schiessen passierte etwas in meinem Kopf. Etwas, was mich aus der Bahn warf. Ich musste an meine Mutter und an meinen Bruder denken. (Sie pausiert.) Mein Bruder wurde umgebracht, bevor wir geflüchtet sind.(Sie kann nicht weitersprechen.)»

Müller und Wegmann heulen sich hier gegenseitig ins Hemd und wischen tapfer die Tränen ab: «Ihr Bruder wurde erschossen?»
(Nickt.)
Unfassbar.
(Fährt nach längerer Pause fort.) Ich habe lange und immer wieder versucht, dieser Erinnerung aus dem Weg zu gehen. Beim Anblick des Bildes an der Wand sah ich gar nichts. Ich fühlte nur einen Schmerz. Einen Schmerz, der keinen Anfang und kein Ende kennt. Nach dem Schiessen rannte ich raus. Der Schmerz war immer noch da, irgendwie war er unterbewusst immer da, stärker seit dem Ukraine-Krieg. Ich hatte all das verdrängt, und in dem Moment brach es aus, wie ein Vulkan. Ich konnte den Schmerz nicht alleine tragen und wollte ihn abschalten. Und wusste offenbar nicht anderswo hin damit, als es zu posten. Das war impulsiv und unüberlegt.»

ZACKBUM ist hin und weg. Ist das gut, ist das grossartig. Ist das widerwärtig, heuchlerisch, so echt wie ein angeblich blinder Bettler, der heimlich in die Schüssel blinzelt, wenn jemand etwas hineinwirft.

Aber die Nummer ist noch nicht zu Ende gespielt:

«Dass Sie das durchlöcherte Bild auf Instagram stellten: Das war ein Teilen des Schmerzes mit anderen?
An einem normalen Tag hätte ich mit jemandem darüber gesprochen oder ich hätte mich eingeschlossen und den Schmerz vorbeigehen lassen. Aber ich schwamm da in einem Meer des Schmerzes, der Kopf war … nicht mehr da. Ich war nicht fähig, irgendetwas zu überlegen, ich konnte nur noch tun. Das Handy war da, und so tat ich, was ich mit etwas Überlegen nie getan hätte.
Ist das eine Rechtfertigung?
Nein. Es ist eine Kontextualisierung von dem, was vorgefallen ist, keine Rechtfertigung. Es tut mir nach wie vor unendlich leid, was ich getan und damit ausgelöst habe.»
Kontextualisierung, einfach grossartig. Wir nähern uns unaufhaltsam dem Finale, sozusagen dem Gipfel des Schleimbergs:
«Darf ich fragen: Wann geschah der tragische Tod Ihres Bruders?
In den 90er-Jahren, aber ich möchte nicht darüber sprechen.»

Wow. Das ist mindestens so ergreifend, wie wenn auf der Opernbühne der Held gemeuchelt wird und liegend zu seiner Todesarie ansetzt, während die Umstehenden ihr Haupt verhüllen. Das Publikum greift gerührt zu den Taschentüchern und tupft sich die Tränen ab; nur ein ganz Unsensibler schneuzt sich vernehmlich.

Dann lässt das Interview emotional schwer nach, der Dame werden die üblichen Fragen souffliert, wie’s denn so weitergehen soll politisch. Aber welch eine Show, was für eine begnadete Schauspielerin und Manipulatorin, diese Dame. Dämlich nur, dass zwei gestandenen Journalisten nicht die einzig richtige Frage einfällt, die diese Show wie einen Luftballon platzen lassen würde:

Die Dame hat bekanntlich die Fotos nicht selbst gemacht, sondern machen lassen. Also war das keine spontane, schmerzerfüllte Aktion, Trauerarbeit für den erschossenen Bruder, (schluchz, heul). Also rannte sie auch nicht hinaus, griff auch nicht spontan zum Handy, das ja jemand anders bediente. Sondern es war wie alles zuvor eine eiskalt geplante Provokation, bei der sicherlich aus verschiedenen Schnappschüssen die richtigen ausgewählt wurden, von denen sich die Beteiligten die grösste Wirkung versprachen. Dass die dann übergross wurde, Künstlerpech.

Die beiden betroffenen und ergriffenen Interviewer («unfassbar») vergessen auch, Ameti nach dem angeblichen Polizeischutz zu fragen, mit dem sie hausieren ging, von dem man aber nicht weiss, ob er wirklich stattfand. Schliesslich bestätigte die Polizei ZACKBUM nur, dass man mit der Dame in Kontakt sei.

Die Dame hat zum Start ihres Comebacks alles richtig gemacht. Sie ist und bleibt zwar peinlich, hat nun aber darin zwei Bundesgenossen gewonnen. Einer ist immerhin der Oberchefredaktor von CH Media.

Das löst mehr als fremdschämen aus. Diesen Text zu lesen, das ist so, wie wenn man eine Büchse öffnet ohne auf das Ablaufdatum zu achten, und der Inhalt explodiert einem ins Gesicht.

Das grosse Rausschmeissen – reloaded

Alles eine Stilfrage. CH Media hat keinen Stil.

Stecker raus. Kurz und schmerzlos. Die zweite Generation Wanner tut das, was normalerweise erst die dritte Generation tut. So im üblichen Reigen des Familienunternehmens. Die erste Generation baut’s auf, die zweite verwaltet es, die dritte fährt es gegen die Wand.

Zurzeit wird im Schweizer Journalismus offensichtlich reihum Rausschmeissen geboten. CH Media fing damit an, dass mal 140 Stellen gekippt wurden. Dann zog Tamedia nach und setzte mal die Zahl von 92 in den Raum. Nun ist wieder CH Media dran, während Ringier zurzeit die Füsse stillhält.

Nun hat sich der Wannerclan entschieden, seine Today-Plattformen zu spülen. Denn nach der Reorganisation ist vor dem Exitus. Das scheint dort die nachhaltige Management-Strategie zu sein.

Von «32Today» zu 34 Kündigungen …

Noch Anfang dieses Jahres verkündete Florian Wanner, «Leiter Regionale Elektronische Medien» auf persoenlich.com, nachdem mal wieder «reorganisiert» worden war und die Todays an den anderen Flop «watson» geflanscht worden waren: «Das gibt insbesondere in der Vermarktung spannende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, aber auch im Ad-Tech-Bereich, in Sachen Audience-Building und Content-Marketing können die beiden Organisationen voneinander profitieren. Insofern kommt mit Watson und Today zusammen, was zusammengehört.»

Auf die Frage, ob mit sechs Today-Portalen in fünf Jahren nicht zu rasch und zu viel investiert worden sei, meinte Wanner schnippisch: «Im Nachhinein ist man immer klüger.»

Nun scheint ein anderer Wanner, obwohl das kaum vorstellbar ist, sogar noch klüger geworden zu sein. Denn statt «spannende Möglichkeiten in der Vermarktung» auszuspielen, ist nun Ende Gelände. Denn inzwischen haben die Wanners offenbar gemerkt: «Die Umsatzentwicklung ist rückläufig, und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben. Deshalb mussten wir gemeinsam mit dem Verwaltungsrat die sehr schwierige, strategisch aber unabdingbare Entscheidung treffen, die sechs Newsplattformen zu schliessen.» Verkündet nun CEO Michael Wanner, während Florian Wanner ein wenig rumheult.

Ach ja, und nach der grossen Reorganisation vor 10 Monaten werden nun nochmal 34 Kündigungen ausgesprochen. Zack. Immerhin gebe es «22 Anschlussangebote». Das sieht dann meistens so aus: wir haben hier eine spannende Position im Lesermarketing-Callcenter. Ist natürlich mit einer deutlichen Gehaltseinbusse verbunden, aber heutzutage ist das immer noch besser als nix, oder? Und schau dir mal Kerstin Hasse an, die hat nix gefunden bislang.

Florian Wanner vergiesst dann noch ein paar Krokodilstränen: «Natürlich haben wir alles darangesetzt, möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen entlassen zu müssen. Dass gleichwohl schmerzhafte Personalmassnahmen unvermeidbar sind, bedauern wir sehr.»

Tough luck, wie da der Ami sagt, wenn man unter dem Wannerclan arbeiten muss, beziehungsweise nicht mehr weiterarbeiten darf, nachdem doch noch vor wenigen Monaten alles wunderbar reorganisiert worden war.

Vielleicht sollten CH Media und Tamedia mal über ein Zusammengehen nachdenken. Dann kann der Blinde sich vom Lahmen führen lassen und den dabei stützen.

 

Ausgeknockt, ausgeloggt

Das haut selbst die Bärtschi-Peinlichkeitsskala durch die Decke.

Wer hat’s erfunden? Ringiers Marc Walder. Ein einziges Login für alle wichtigen Schweizer Medienmarken. Alles mit einem einzigen Eingang, ist doch super. Alles von Ringier, Blick & Co., Tages-Anzeiger, NZZ, CH Media. Der Hammer.

Sicher, einfach, zentral, praktisch, gut.

Nun ist der Burner aber durchgebrannt. Seit Donnerstag (!) letzter Woche geht nichts mehr. «Aufgrund eines Cyber-Angriffs», räumt OneLog zerknirscht ein. «Die mit dem OneLog-Login verbundenen Services sind ebenfalls nicht verfügbar. Nicht betroffen sind die Titel von NZZ und CH Media, da sie die Login-Lösung von OneLog noch nicht eingeführt haben.»

Offensichtlich sind alle registrierten Daten gelöscht, bzw. nicht mehr vorhanden. Ob die Hacker sie abgesaugt haben oder nicht, weiss man nicht. Man weiss eigentlich sowieso sehr wenig. Angefangen dabei, wie das überhaupt möglich war.

Natürlich ist nichts unknackbar, nicht einmal die NSA. Aber wie es möglich war, ausgerechnet dieses Teil zu killen, das ist schon unglaublich.

Erschwerend kommt noch hinzu: wer war das? Oder vielmehr: wer hat eine Interesse daran, wer hat das bezahlt? Denn ein Angriff vom Sohn des Nachbarn war das sicherlich nicht. Wenn doch, dann wäre es aber ein Riesenskandal. Es sind keine so sensiblen Daten, dass sich ein Erpressungspotenzial ergeben könnte. Und anscheinend wurden auch noch keine entsprechenden Forderungen gestellt.

Selbst wenn der Service irgendwann einmal wieder repariert werden sollte: das Vertrauen ist dahin, eigentlich kann man das Teil einstellen. Oder aber, es muss ziemlich viel Geld in die Hand genommen werden, um verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Wie jeder Marketing-Mensch weiss: schwierig, teuer, richtig scheisse.

NZZ und CH Media können sich auf die Schulter klopfen. Noch nicht dabei, nicht betroffen. Das bedeutet, dass hier die Bezahlschranken weiter funktionieren. Um die Leute nicht stinksauer zu machen, sind sie aber bei Ringier und Tamedia weggeräumt worden. Alle können alles lesen – gratis.

Gut, die Verluste bei «Blick+» werden sich in Grenzen halten. Auf jeden Fall ist das unterste Amateurliga.

Denn da sich hier keine Staatsgeheimnisse versteckt hielten, da es eigentlich keinen mächtigen Player gibt, der bereit wäre, für so einen Scherz viel Geld aufzuwerfen, muss es sich eher um einen Amateurangriff gehandelt haben. Und wer weiss, vielleicht fand zuvor ein Erpressungsversuch statt. So nach der Devise: drückt Bitcoin ab, oder wir killen euer Teil.

Möglicherweise war die Antwort darauf dann, dass der Erpresser sich seine Drohung rollen und hinten rein stecken soll. Was er nicht tat.

Aber eigentlich ist es von A bis Z symbolisch für den Zustand der Medienhäuser. Da wird eine Idee ausgebrütet und umfangreich beworben. Dann werden Kunden draufgelockt. Mit den üblichen Versicherungen von super, sicher, stabil.

Dann schaffen es Hacker – ohne Riesenaufwand, steht zu vermuten –, das Teil zu knacken, einzudringen und mal kurz alle Daten zu löschen (oder abzuräumen). Dann dauert es Tage (und ein Ende ist noch nicht absehbar), und das Teil ist immer noch nicht wieder in Funktion.

Eigentlich kann man es auch wegschmeissen, nach dieser Peinlichkeit. Denn das ist nicht weit davon entfernt, dass eine Bank ihren Kunden sagen müsste: sorry, das Geld ist noch da, aber alle Eure Zugangsdaten sind weg. Wir arbeiten zwar dran, bitten aber dennoch um ein paar Tage Geduld.

Die Bank könnte wahrscheinlich die Bücher deponieren. Bei OneLog wird aber das passieren, was immer passiert in den Medien: allerhöchstens ein Sündenbock wird in die Wüste gejagt. Dass es hier offensichtlich an Leitung und Controlling fehlte, dass irgend etwas von vornherein schräg und schief war, das hätte eigentlich die oberste Nase zu verantworten. Aber die ist unkaputtbar.

Dabei sollten Pietro Supino und Marc Walder gemeinsam einen langen Trip auf der Coninx-Yacht unternehmen. In die Südsee. Rückkehr unbekannt. Dann hätte der Schweizer Journalismus vielleicht noch eine Überlebenschance.

Die Zurückentwicklung

Joëlle Weil war einmal eine nachdenkliche Journalistin.

Die Journalistin lebte längere Zeit in Israel und schrieb 2018:

«Diese Ratlosigkeit auf allen Seiten, die manchmal zur Verzweiflung wird. Nur eines habe ich mit Bestimmtheit gelernt: sich mit Urteilen zurückzuhalten. Lieber einmal mehr zuhören, als einmal zu oft zu reden.»

Von dieser Position hat sie sich längst verabschiedet und zieht bei CH Media immer wieder mit Kommentaren kräftig vom Leder. Als Spanien die Anerkennung Palästinas als eigenen Staat forderte, keifte sie, das sei «zynisch» und «schamlos».

Sie verliert kein Wort über die israelischen Kriegsverbrechen und nimmt sich nun auch noch die UNO zur Brust. «Israel hält nichts mehr von der UNO – mit guten Gründen», kommentiert sie.

Anlass für diese Parteinahme ist das Einreiseverbot, das Israel gegenüber dem Generalsekretär der UNO António Guterres ausgesprochen hat. Ein international einmaliger Vorgang. Gerade die UNO wäre eine Organisation, wo sich Weil an ihren eigenen Ratschlag halten könnte und sollte. Denn auch da herrscht wirklich Ratlosigkeit.

Natürlich ist es absurd, dass Diktaturen über Menschenrechte befinden oder Saudi-Arabien «die Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau leitet», wie Weil zu recht kritisiert.

Und dass Israel häufiger mit UNO-Resolutionen abgemahnt wird als jedes andere Land, auch das ist ungut, Ausdruck der Einflussnahme arabischer und anderer Gegner des Judenstaats.

Aber dann verlässt Weil den Raum der Ratlosigkeit und Nachdenklichkeit und haut drauf:

«Wer kann es Israel also verübeln, wenn es sich von der UNO abwendet? Wenn man ständig auf der Anklagebank sitzt, während die Schurken rundherum einander den Rücken freihalten

Und überhaupt:

«Die UNO ist eben nicht zwingend eine Stimme der Vernunft oder eine des Rechts. Und die antiisraelische Agenda ist der grösste gemeinsame Nenner vieler UN-Mitgliedsstaaten und wird so zum wichtigen Bindeglied. Nicht das Streben nach einer besseren Welt für alle.»

Das ist nun zumindest einäugig, wenn nicht blind gegenüber der Wirklichkeit. Natürlich gibt es UNO-Resolutionen gegen Israel, die eindeutig und einzig und alleine aus politischen Gründen beschlossen wurden. Und natürlich hat die Friedenstruppe der Unifil im Südlibanon versagt, was allerdings schon mit ihrer Verurteilung zur völligen Tatenlosigkeit angelegt war.

Alles unbestritten und richtig. Wäre Weil aber nachdenklich statt parteiisch, müsste sie auch einräumen, dass der Beschuss von Stellungen der Unifil durch die israelische Armee inakzeptabel ist und zu recht auch vom engsten Verbündeten, den USA, scharf kritisiert wird.

Der UNO-Resolution, die Israel aufforderte, den Überfall, die Invasion des Libanon im Jahre 1982 sofort zu beenden, wurde damals nicht durch ein Veto der USA verhindert – weil es sich einwandfrei um einen Verstoss gegen das Völkerrecht handelte.

Dass Israel seit 1967 genauso völkerrechtswidrig das Westjordanland besetzt und dort illegale Siedlungen unterhält und ausbaut, dass Israel völkerrechtswidrig die Golanhöhen besetzt, dass Israel zum wiederholten Mal in den Libanon einfällt, den Gazastreifen in Schutt und Asche bombt, dort Kriegsverbrechen ohne Zahl begeht, was nicht zuletzt von unverdächtigen Zeugen bestätigt wird, von 99 US-Ärzten, die dort tätig waren, eine Verurteilung dieser Untaten ist nicht Ausdruck einer antiisraelischen oder gar antisemitischen Politik.

Dass viele Mitgliedsstaaten der UNO keine Lichtgestalten sind, dass auch die USA beispielsweise auf einem illegal okkupierten Militärstützpunkt auf Kuba einen rechtsfreien Raum unterhalten, wo angebliche Terroristen oft jahrelang ohne Teilhabe an rechtsstaatlichen Möglichkeiten dahinvegetieren – das alles sind doch keine Gründe, um zu sagen: die auch, wieso dann wir nicht?

Natürlich ist es zutiefst widerwärtig, wenn die EU einem Diktator mit Blut an den Händen wie den saudischen Herrscher bin Salman hofiert, und gleichzeitig andere Staaten wegen Verstössen gegen Menschenrechte kritisiert.

Aber die UNO ist bei aller mangelnden Perfektion die einzige Plattform, auf die sich die Staaten der Welt einigen konnten, um wenigstens zu versuchen, miteinander ins Gespräch zu kommen und nicht gleich aufeinander los zu gehen.

Nur weil sich deren Generalsekretär völlig korrekt kritisch zu israelischen Verbrechen geäussert hat, wobei er genauso scharf die Gräueltaten der Hamas verurteilte, darf das kein Grund sein, ihm kindisch die Einreise zu verbieten.

Natürlich hat Weil im Rahmen der Meinungsfreiheit alles Recht, sich wiederholt über Logik und Vernunft hinwegzusetzen und gegen ihre eigene Mahnung zu verstossen. Wieso ihr allerdings CH Media wiederholt eine Plattform dafür bietet, ist unerfindlich.

Nix verstehn von Generation Z

Simon Maurer wird als «Generation Z-«Redaktor» beim «Tagblatt» bezeichnet. Das merkt man.

Er selbst bezeichnet sich als «Science and Liftestyle Writer» und sitzt zurzeit in Köln. Ausserdem ist er noch nicht ganz trocken hinter den Ohren.

Das alles hindert Maurer nicht daran, dem Nobelpreis-Komitee den Kopf zu waschen und die Knöpfe reinzutun:

Es ist immer herrlich und amüsant, wenn ein Bubi zum Imperativ greift und befiehlt, dass der Nobelpreis reformiert werden müsse.

Denn diese Deppen machen vielleicht Sachen:

«Das Nobelpreis-Komitee gefährdet mit kurzsichtigen Entscheidungen die Reputation des wichtigsten Wissenschaftspreises. Es braucht eine Reform im Sinne des Gründers

Wunderbar, dass Maurer der Gralshüter des Sinnes des Gründers ist, was nun allen Nulpen im Komitee offensichtlich abgeht.

Schlimmer noch: «Ausschliesslich Männer haben dieses Jahr einen der begehrten Nobelpreise in Physik, Chemie und Medizin erhalten. Das schwedische Prämierungskomitee stellt sich damit auf den Standpunkt, dass es auf dem Planeten keine einzige Naturwissenschafterin gibt, deren Forschung im letzten Jahr so exzellent war, dass sie die höchste Auszeichnung der Wissenschaft verdient hätte.»

Das kann ja nicht stimmen, weiss der angehende Wissenschaftler Maurer, denn schliesslich kann er zählen. Bzw. zählen lassen:

«Statistisch ist der Fall klar: Frauen machen in Biologie und Medizin in den OECD-Ländern etwa die Hälfte oder in manchen Ländern sogar eine Mehrheit der Arbeitskräfte aus. Laut dem neusten Gender-Equality-Bericht der Vereinten Nationen ist heute selbst in den technischen Forschungsdisziplinen jede dritte Arbeitskraft eine Frau. Demnach müssten dieses Jahr mindestens zwei von sieben Naturwissenschafts-Ausgezeichneten Frauen sein.»

Hm. Wenn nun also schon Preise per Quote vergeben werden sollten, dann aber richtig. Lassen wir mal diese diskriminierende Fixierung auf Männlein und Weiblein beiseite. Wie ist es eigentlich mit Schwarzen? Hat schon jemals ein Schwarzer einen Nobelpreis in Naturwissenschaften bekommen? Nein. Ein Moslem? Nein. Ein Taliban? Auch nicht. Aber bleiben wir beim Genus. Wie steht es mit Non-Binären? Dürfen nicht auch Homosexuelle ihren gerechten, prozentualen Anteil an den Preisen fordern?

Aber all das lässt Maurer, dieser Diskriminator, aussen vor. Ihm geht es nur um eines, um Frauen:

«Es ist deshalb an der Zeit, dass die Regeln zur Preisvergabe im Sinne von Alfred Nobel modernisiert werden und dass bei dieser Art von Prämierung Frauen nicht mehr aussen vor gelassen werden. Sonst verliert der Nobelpreis seinen Stellenwert und die Wissenschaft ihr wichtigstes Zugpferd, um einmal im Jahr Schlagzeilen zu machen und das Interesse der Menschen für sie zu wecken

Also wenn nicht ab sofort nach Quote auch Frauen Nobelpreise bekommen, dann verliere der Nobelpreis seinen Stellenwert, behauptet Maurer. Ausgerechnet, wo doch allgemein immer mehr von der Frauenquote abgerückt wird, weil Position nach Verdienst, nicht nach Geschlecht, doch entschieden besser ist.

Maurer muss sich dazu nur den Journalismus anschauen. Und zwar nach dem Kriterium: welchen Medien geht es gut, welchen schlecht, in Relation dazu, ob die Chefetage weiblich oder männlich ist. Da hat er bei CH Media Schwein gehabt …

Allerdings: wer Preisvergabe nach Quote fordert, geht die Sache dermassen unwissenschaftlich an, dass man sich ernsthaft Sorgen um die weitere Karriere von Maurer machen muss. Auf der anderen Seite, vielleicht ist diese Schnapsidee-Kolumne auch ein Bewerbungsschreiben für die «Republik». Das wäre dann wieder clever. Allerdings könnte es sein, dass Maurer dort der Frauenquote zum Opfer fällt, die nächste Angestellte darf zwischen den Beinen kein Gehänge haben.

Das wäre dann wieder blöd. Aber Maurer würde das sicher verstehen.

 

Stimme der Vernunft

Eingestanden: es tut manchmal einfach gut, die NZZ zu lesen.

Gleichzeitig ist es so verblüffend wie beelendend, wie viele Meinungsträger sich zum Dokumentarfilm «Russians at War» äussern, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben. Mit dem hirnrissigen Argument: muss ich gar nicht, das ist von Moskau bezahlte prorussische Propaganda.

Andreas Scheiner von der NZZ hat den Film, der dem Zürcher Publikum vorenthalten wurde, offenbar gesehen. Und stellt ruhig ein paar Dinge richtig:

«Der Film, der mit französischem und kanadischem Geld entstanden ist, ist keine Putin-PR. Auch wenn die kanadischrussische Regisseurin, Anastasia Trofimowa, bis 2020 für den Propagandasender Russia Today gearbeitet hat. Für dessen Dokumentarfilm-Abteilung war sie als Kriegsreporterin in Kongo, im Irak und in Syrien. «Russians at War» zeigt nun Russlands Krieg. In all seiner unsäglichen Sinnlosigkeit. Der Film ist erschütternd. Nichts daran ist glamourös, von der Stimmungsmache einer Leni Riefenstahl ist Trofimowa weit entfernt. Als Rekrutierungsvideo taugt «Russians at War» schon gar nicht. Etliche der Protagonisten, denen man im Verlauf von 129 Minuten begegnet, sind am Ende verstümmelt oder tot.»

Damit erfüllt Scheiner schon mal die Grundvoraussetzung von seriösem Journalismus. Er schreibt über etwas, das er kennt. Er hat auch für alle Schreihälse mögliche Banal-Recherchen gemacht, wie die, mit welchen Geldern der Film finanziert wurde.

Auch der Frage, inwieweit das russische Militär informiert oder gar einverstanden war, weicht Scheiner nicht aus:

«Die Männer sind Kanonenfutter. Als sie an die Front gerufen werden, rückt Trofimowa mit ihnen vor. Laut eigener Aussage ist sie ohne Genehmigung unterwegs. Vor dem Krieg war die kanadischrussische Regisseurin auch für amerikanische Netzwerke tätig, belieferte diese teilweise mit regimekritischem Material. Wie man hört, ging sie dabei recht weit. Während manche Beobachter ihre Version anzweifeln, hält es ein Journalist, der ihr seinerzeit begegnet ist, für plausibel, dass sie sich ohne Bewilligung an die Front vorgewagt habe. Angeblich sieben Monate verbringt Anastasia Trofimowa im Gefecht. Vor allem mit einer kleinen Gruppe von Sanitätern scheint sie unterwegs gewesen zu sein. Unter ihnen auch zwei Frauen. Ihr Tun blieb vom Regime kaum unbeobachtet. Wer sich monatelang bei den Truppen aufhält, wird registriert. Aber womöglich stellten sich die Überwacher einen anderen Film vor. Trofimowa zeigt den Krieg ungeschönt. Militärisch machen die Russen einen schlampigen Eindruck, alles wirkt unübersichtlich, unkoordiniert

Nun können Schlaumeier natürlich behaupten, das bedeute, dass es sich hier um eine besonders raffinierte Form von subversiver russischer Propaganda handle. Aber natürlich spart Scheiner auch nicht an Kritik. Trofimova stelle den Krieg als fatalistisches Ereignis dar, an dem niemand Schuld trägt.

Scheiner bemüht sich unaufgeregt um eine gerechte Darstellung: «Aber Anastasia Trofimowa ist keine Putin-Versteherin. In Interviews hat die Regisseurin, die Russland nach dem Dreh verlassen hat, den Krieg klar verurteilt. Auch an den russischen Kriegsverbrechen hegt sie keine Zweifel. Sie sieht sich als Anti-Kriegs-Reporterin. Ihr Anliegen ist es, zu zeigen, dass Krieg überall Verheerung anrichtet. Dass auch russische Soldaten Menschen, mehr noch: Opfer sind. Daran ist nichts falsch.»

Soweit eine aus all dem Schweigen und Geheule herausragende Einordnung. Aber auch mit dem Zurich Zensur Festival geht Scheiner kritisch um, wobei er einleitend erwähnt, dass es der NZZ gehört, aber völlig unabhängig von ihr operiert. Könnte man sich vorstellen, dass Tamedia, CH Media oder Ringier so mit einem eigenen Anlass umgingen?

«Bei aller Sympathie für das kriegsversehrte Land: Wenn es zutrifft, dass von ukrainischen Akteuren eine Schweizer Kulturveranstaltung mit Gewaltandrohungen gegängelt wurde, muss das diskutiert werden. Dann muss sich auch das Zurich Film Festival, das sich gerne als Hüterin gegen die Cancel-Culture bezeichnet (Polanski, Winnetou), wehren. Vielleicht wäre das Beste, was dem Festival jetzt passieren könnte, ein mutiger Jury-Entscheid.»

Zu diesem mutigen Entscheid (der Artikel wurde am Tag vor den Preisverleihungen publiziert) kam es dann nicht, der Dokumentarfilm, obwohl im Wettbewerb, erhielt keine Auszeichnung.

Aber dieser Artikel verdient Lob und Auszeichnung. Er verkörpert all das, was die NZZ nicht mehr immer, aber immer noch oft genug von allen anderen deutschsprachigen Organen unterscheidet. Der Autor weiss, worüber er schreibt. Der Autor wägt ab und schildert, ohne zu verurteilen. Wenn er urteilt, tut er das fundiert und faktenbasiert. Und schliesslich tut er all das ohne Rücksicht auf Verluste, denn dem Festival-Chef Christian Jungen dürfte dieser Artikel im Organ des Besitzers des Festivals überhaupt nicht gefallen haben. Vor allem, da die übrigen Medien den Zensurskandal totschweigen.

Also tut ZACKBUM ausdrücklich, was wir vielleicht zu selten tun: Applaus, Chapeau, anerkennendes Kopfwackeln und Note sechs.

Verbots-Unkultur

Wir leben im meinungsfreien Westen. Na ja.

Alles ist relativ im Leben. Im Vergleich zu Nordkorea existiert in der Schweiz Meinungsfreiheit. Auch im Vergleich zu den Zensurstaaten Ukraine und Russland. Saudi-Arabien zerlegt Oppositionelle sogar buchstäblich in Einzelteile, wenn die den Fehler machen, eine Botschaft des fundamentalistischen Wahhabiten-Staats zu betreten. Solch ruppige Methoden führen im freien Westen nicht sonderlich zu Protesten, genauso wenig wie der verbrecherische Krieg Saudi-Arabiens im Jemen. Denn die Scheichs dort sind doch unsere Freunde und Verbündete und Abnehmer von Kriegsmaterial im Multimilliardenpack.

Will man dem Index der «Reporter ohne Grenzen» folgen (der nun auch nicht über jeden Zweifel erhaben ist), hat Norwegen die höchste Pressefreiheit, gefolgt von Dänemark und Schweden.

Die Schweiz steht auf Platz neun, vor Deutschland. Auch Osttimor gehöre zu den 20 Ländern mit der höchsten Pressefreiheit. Lassen wir das einmal dahingestellt und schauen uns die Schweiz genauer an.

Meinungsfreiheit ist ein enger Verwandter der Pressefreiheit, weil die Meinung im stillen Kämmerlein nun nicht wirklich Ausdruck von Freiheit ist. Erst im öffentlichen Widerstreit lässt sich Meinungsfreiheit messen.

Um die ist es in der Schweiz allerdings nicht allzu rosig bestellt. Das fängt schon damit an, dass drei Familienclans die Medienlandschaft unter sich aufgeteilt haben. Coninx, Ringier und Wanner, so heissen die Besitzer der meisten Printmedien, der Privatradios und -TV-Stationen. Daneben gibt es noch den Zwangsgebühren-Moloch SRG, der nur auf dem Papier um Ausgewogenheit bemüht ist. Wer’s nicht glaubt, schaue sich nur mal ein Weilchen die ausgewogene Berichterstattung über die SVP, den Corona-Skandal oder über die deutsche AfD an.

Wer es sich mit einem (oder gar zwei) dieser vier Meinungsmach-Maschinen verscherzt hat, hat schon gröbere Mühe, seine freie Meinung auch öffentlich zu sagen. Der abserbelnde Tamedia-Block innerhalb von TX arbeitet mit Schreibverbot. CH Media nimmt kaum bis keine Fremdbeiträge mehr, darin der NZZ nicht unähnlich, die immerhin ansonsten als einsamer Leuchtturm noch Journalismus betreibt.

Während der Pandemie zeigten die Schweizer Massenmedien, was sie von Meinungsfreiheit oder kritischer Berichterstattung über das Handeln der Herrschenden halten. Nämlich nichts. Das ist seither nicht besser geworden. Der Ukrainekrieg, der Krieg im Nahen Osten, die Berichterstattung über China, über Donald Trump, über Russland und die Ukraine. Da ist von Meinungsfreiheit, vom Wettstreit verschiedener Meinungen nichts zu lesen, zu hören oder zu sehen.

Da es in Deutschland (oder in Österreich) nicht viel besser ist, muss man sich in den angelsächsischen Sprachraum begeben, wenn man gelebte Meinungsfreiheit haben will. «Der Spiegel», zum woken Blödelblatt denaturiert. Der Tagi, als Skelett kräht er aus dem Brei-Newsroom seine links-grüne Einheitsmeinung heraus. Der «Blick» hat als Volkes Stimme abgedankt, zuschanden geritten zum weiblich-sensiblen Boulevard ohne Ecken und Kanten. CH Media gleitet teflonartig durch die Welt und tut das immerhin skandalfrei.

Aber Meinungsfreiheit? Nun mag man einwenden, dass sich doch jeder aus der wilden Kakophonie des Internets die Meinungen zusammensuchen kann, die er anregend findet. Das widerspricht aber der durchschnittlichen Aufnahmefähigkeit des interessierten Staatsbürgers. Obwohl er sich massenhaft von den Massenmedien abwendet.

Meinungsfreiheit braucht Plätze und Plattformen, braucht Debatte, Widerstreit und argumentative Auseinandersetzung. Meinungsfreiheit heisst auch, dass sensibel und gleichzeitig massiv auf Zensur reagiert wird. Der Skandal am Zurich Zensur Festival ist ein ganz schlechtes Omen.

Meinungsfreiheit gibt es nicht gratis. Auch derjenige, der seine freie Meinung äussern will, muss dafür meistens einen Preis bezahlen. So er das darf. So man ihn lässt. Oder versuchen wir uns vorzustellen, bei CH Media erschiene ein Text, der um Verständnis für die Hamas wirbt. Bei Tamedia eine einfühlsame Meinung zu Putins Aussenpolitik. Im «Blick» ein Stück über israelische Kriegsverbrechen. Und in der NZZ eine vernichtende Kritik an der NATO als Kriegstreiber.

Dass man sich das alles nicht vorstellen kann, belegt, dass es mit der Meinungsfreiheit in der Schweiz nicht mehr weit her ist. Da nützt auch ein Vergleich mit Nordkorea nichts.

Was vom Zurich Zensur Festival vermeldet wird

Schaulaufen mit Prominenten und Cervelat-Prominenz …

Festival-Direktordarsteller  Christian Jungen, Cervelat-Prominenz Irina Beller mit durchsichtigem Unterschichtenkleid, daneben noch eine Grinsbacke namens Thomas Dürr. So sieht das Niveau des ZZF aus, des Zurich Zensur Festival.

Dazu Freakshow mit Nemo, Jungen in verschiedenfarbigen Smokings, die aber deutlich am Bauch spannten, Roger Köppel mit weisser Fliege (trägt man aber eher zum Frack, nicht zum Smoking), Bundespräsident Cassis, an seiner Seite Stadtpräsidentin Corine Mauch. Auch Nadja Schildknecht gibt sich die Ehre, allerdings fehlt ihr Gatte, der Versagerrat Urs Rohner, unter dessen Präsidium die altehrwürdige Credit Suisse in den Orkus fuhr.

Eine fröhlich grinsende Bundesrätin Baume-Schneider neben Jude Law, an seiner anderen Seite eine ebenfalls gut gestimmte Mauch, Jungen im nachtblauen Smoking. Dazu jede Menge Möchtegerns, Adabeis und Wichtigtuer. Und, Wahnsinn, eine fast nicht geschminkte Pamela Anderson, die sich sicher gewundert hat, wieso sie zu dieser Ehre kommt. Einfache Antwort: richtige Superstars kommen schon lange nicht mehr ans ZZF.

Ist das grosses Kino?

Der Tagi macht extra eine Rubrik draus, obwohl er ja damit der Konkurrenz NZZ hilft, der das Festival gehört. Auch der «Blick» berichtet fleissig dies und das, selbst die NZZ kommt auf Boulevard-Touren und berichtet, dass Kate Winslet das «Schweizer Label Yvy am ZFF trägt». Und auch CH Media vermeldet dies und das in Backfisch-Manier: «Pamela Anderson erscheint in Zürich wie ein märchenhafter Lichtblick».

Also allgemeines Hyperventilieren, weil Zürich endlich mal so tun kann, als sei etwas Glamouröses im Gange, als sei die Zwingli-Stadt doch irgendwie eine Grossstadt und nicht eine Ansammlung von Banken und Boutiquen mit Truffes du jour als kulinarischem und kulturellem Höhepunkt.

Dass das ZZF die Säle des bankrotten «Kosmos» bespielt, wo ein Traum der Erblinken an der Realität zerschellte (auf Kosten von 72 Angestellten, denen niemand eine Träne nachweinte), irgendwie typisch für Zürich.

Nur die NZZ (neben IP, «Weltwoche» und ZACKBUM) beschäftigt sich ausführlich mit dem Skandal, dass auf Druck der Ukraine ein angekündigter Dokumentarfilm aus dem Programm gekippt wurde; die zur Podiumsdiskussion eingeladene Autorin wurde wieder ausgeladen.

Das ist mutig und vorbildlich, wenn die NZZ schreibt: «Zu Versuchen von Zensur darf es nicht kommen, betont unser Filmredaktor. Doch genau das geschieht derzeit. Auch die Ukraine müsse die Meinungsfreiheit achten.»

Der Aufruf sollte sich allerdings auch an die Mainstream-Medien in der Schweiz richten. Denn alle, ausser den oben erwähnten, brachten eine mehr oder minder verkniffene Meldung, dass «Russians at War» nun doch nicht gezeigt werde. Zur Begründung brachte zum Beispiel CH Media einen an Objektivität nicht zu überbietenden Text:

«Filmschaffende werfen Trofimova unter anderem subjektive Haltung, Emotionalisierung des Publikums und mangelnden politischen Kontext vor. Der Film sei reine russische Propaganda und übernehme unkritisch das Narrativ der Soldaten, die keine Ahnung hätten, warum sie überhaupt in diesen Krieg gezogen seien

Wohlgemerkt hatte (ausser dem Filmkritiker der NZZ) keiner der Film- und Medienschaffenden den Dokustreifen gesehen, über den sich alle das Maul zerreissen.

Dass niemand der anwesenden Polit-Prominenz das Rückgrat hatte, wenigstens in einem Nebensatz darauf hinzuweisen, dass sich die Schweiz eine solche Einmischung von Seiten der ukrainischen Regierung und der Botschafterin in Bern nachdrücklich verbitte, eine Schande.

Dass auch keiner der anwesenden B- und C-Promis dazu ein Wort sagte, peinlich. Dass Festival-Direktor Jungen verbindlich lächelnd seine Garderobe ausführte und auch kein Wort des Bedauerns oder der Erklärung fand, dieser Makel wird ihn von nun an begleiten.

Freiheit der Kunst, Erforschung des Hybriden und Non-Binären, Schaulaufen der Eitelkeiten auf dem grünen Teppich, Limousinenflotte, mit der Wichtigkeiten herumkutschiert werden, VIPs, Selfie-Jäger, Blitzlichtgewitter, der übliche Blick aller Prominenz und Pseudoprominenz muss ich den kennen oder nicht eher der mich?, was für ein Jahrmarkt des Gehabes.

Und alle tragen eigentlich des Kaisers neue Kleider, so aufgemaschelt, aufgebürstet, hingefönt, professionell geschminkt und in nicht immer geschmackssicher gewählter Galarobe sie auch schaulaufen mögen. Wem es wirklich um die Freiheit der Kunst, um die Meinungsfreiheit gegangen wäre, der hätte unter lautstarkem Protest nicht teilgenommen oder den grünen Teppich für ein klares Statement benutzt.

Aber wenn alle besoffen von der eigenen oder der geliehenen Wichtigkeit sind, dann bleibt für Zivilcourage natürlich kein Platz. Dann merkt niemand, wie lächerlich doch alle Teilnehmer an diesem Zirkus sind.

 

Mainstream überbietet sich in peinlich

Ob Simon Bärtschi hier Regie führt?

Die Fakten sind schnell wiederholt. Das Zurich Film Festival zeigt den Dokumentarfilm «Russians at War» nicht. Aufgrund massiver Druckversuche der unkrainischen Regierung und gewalttätiger Drohungen aus ukrainischen Kreisen.

Das wurde von den Mainstreammedien mit unbewegtem Gesicht berichtet. Nur die NZZ, immerhin Besitzer und Veranstalter des Festivals, wagt eine leise und anhaltende Kritik («erschreckend, bedenklich») an diesem Einknicken Und natürlich ZACKBUM, sowie ZACKBUM-Autor René Zeyer in der «Weltwoche». Natürlich auch «Inside Paradeplatz», von dem der Tagi inzwischen regelmässig seine Wirtschaftsstorys abschreibt.

Aber damit ist noch nicht das Ende des Versagens erreicht. Nach diesem skandalösen Vorgang – noch nie gab es in der Geschichte der Schweizer Filmfestivals den Vorfall, dass ein Beitrag nach solch massiven Drohungen und Druckversuchen aus Regierungskreisen nicht gezeigt wurde – wäre es das Mindeste, was ein professioneller Journalist tun müsste, worum sich eine Redaktion bemühen müsste: audiatur et altera pars.

Dass die verschreckte Leitung des Zurich Film Festivals (Zensur Film Festival, ZFF) nichts oberhalb der weinerlichen Pressemitteilung sagt, nun ja. Aber da gäbe es doch vielleicht noch eine Hauptbeteiligte, mit der sich ein Gespräch lohnen könnte. Nicht zuletzt, weil sie von schäumenden Journalisten, die weder den Film kennen, noch ein einziges Wort mit ihr gesprochen haben, als Propagandistin im Solde Putins beschimpft wird, der Film sei von russischen Quellen finanziert worden, es sei überhaupt eine Propagandalüge, die man dem Schweizer Publikum zu recht ersparen müsse.

Schwachsinn, wie jeder recherchieren kann, der die öffentlich einsehbare Finanzierung des Films und die namhaften Produzenten genauer anschaut, die sicherlich nicht ihren Namen für ein Moskauer Propagandamachwerk hergeben würden.

Es geht natürlich um Anastasia Trofimova. Was sagt eigentlich die Hauptbetroffene zu dieser Zensurmassnahme? Welche Drohungen wurden genau geäussert, wie sieht sie ihre Rolle, was sind ihre Motive für diesen Film, wie hat sie ihn gemacht?

Das wäre das Normalste der Welt. Darauf würden sich alle Redaktionen stürzen. Wenn ein anti-russischer Propagandafilm wegen Drohungen von pro-russischen Gruppen und vonseiten der russischen Regierung nicht gezeigt worden wäre. Man wäre in Kommentaren ertrunken, jeder Schreibtischtäter hätte seine strengsten Worte der entrüsteten Verurteilung in die Tasten gehauen, von der hässlichen Fratze der Diktatur wäre die Rede gewesen, von der Unfähigkeit des russischen Regimes, mit Kritik umzugehen. Vor allem wäre aber lautstark kritisiert und verurteilt worden, dass die Schweiz, das Film Festival, doch tatsächlich solch üblen Gestalten nachgibt.

Der Regisseur (oder die Regisseurin) dieses Streifens hätte wenig Schlaf gefunden seit Donnerstagabend. Die Person hätte sich nur in Sammelinterviews retten können, wo Batterien von Mikrofonen vor ihr gestanden wären.

Nun handelt es sich aber um einen Dokumentarfilm, in dem die russisch-kanadische Filmerin Anastasia Trofimova versucht, die Rolle des einfachen russischen Soldaten zu porträtieren. Also gibt es ein einziges Organ im ganzen deutschen und Schweizer Mediensumpf, das das Naheliegendste tut: die «Weltwoche» spricht mit Trofimova.

Dafür gebührt Roman Zeller ein dickes Lob. Das wird nur unwesentlich dadurch getrübt, dass fast eine Stunde Gespräch vielleicht ein Tick zu lang ist, bzw. in eine long version für harte Fans und eine geschnittene short version hätte gesplittet werden müssen.

Wer mag, höre es sich selbst an. Natürlich gibt es auch hier Themengebiete, zu denen offensichtlich keine Fragen erlaubt waren. Aber im Allgemeinen entspricht auch hier die Regisseurin in keiner Form dem Klischee einer Sprechpuppe des Kreml.

Erschreckend sind schon mal die Details, die über die Drohungen von ihr ausgeführt werden, obwohl sie vorsichtig für genauere Auskünfte an die Festivalleitung verweist. Schon in Toronto seien sogar Vergewaltigungsdrohungen gegen Mitarbeiter, Ticketverkäufer, Platzanweiser, von pro-ukrainischen Protestgruppen anonym ausgestossen worden.

In Zürich habe es «Todesdrohungen gegen Familienmitglieder der Mitarbeiter und der Leitung des Filmfestivals» gegeben. Sie seien so massiv geworden, dass in Absprache mit der Zürcher Polizei die Entscheidung getroffen worden sei, den Film nicht zu zeigen.

Man stelle sich vor: die Schweiz unterstützt die angeblich so demokratische und freiheitliche Ukraine gegen den russischen Untermenschen. Denn schliesslich würden dort unsere westlichen, freiheitlichen Werte verteidigt. Zudem greift der Schweizer Steuerzahler tief in die Tasche und unterstützt ukrainische Flüchtlinge, unabhängig von deren Motiven, mit über einer Milliarde Franken jährlich.

Und offensichtlich greift nicht nur die ukrainische Regierung zu massiven Drohungen und behauptet, alle russische Soldaten seien Kriegsverbrecher, Kriminelle und Vergewaltiger, weswegen der Film nicht gezeigt werden dürfe, wolle das Film Festival nicht seine Reputation zerstören.

Dazu gibt es feige und anonyme pro-ukrainische Kläffer, die sogar vor Vergewaltigungs- und Todesdrohungen gegen Familienmitglieder der Festivalmitarbeiter nicht zurückschrecken.

Natürlich wird auch die Regisseurin massiv bedroht; eine Webseite wurde gehackt und ihre sämtlichen persönlichen Daten, E-Mail, Adresse, Telefonnummer etc., ins Netz gestellt. Es hagelt auch Drohungen gegen sie.

Hört man da ein Wort der Verurteilung von ukrainischer Seite? Nein.

Hört man ein solch kritisches Wort in den Massenmedien über das Verhalten der offiziellen Ukraine? Nein.

Hört man ein Wort der Verurteilung über diese masslosen und kriminellen Drohungen? Nein.

Lässt man die andere Seite in diesem Propagandakampf zu Wort kommen? Nein.

Ist das ein weiterer Sargnagel für die Glaubwürdigkeit der Schrumpfqualitätsmedien? Ja.

Hört man hier ein kritisches Wort der publizistischen Leiter Simon Bärtschi, dass Qualitätsjournalismus wohl nicht so einseitig, schlapp und parteiisch informieren dürfe? Nein.

Sollten sich nicht die zuständigen Redakteure bei Tamedia, CH Media und Ringier in Grund und Boden schämen, dass sie ihre Berufsethik dermassen verraten? Ja. Tun sie das? Nein.

Peinlich, peinlicher, Medien

35 Meldungen zum feigen Rückzieher des Zurich Film Festival. Darunter eine kritische von ZACKBUM.

Das Medienarchiv SMD weist seit gestern 35 Treffer für die Stichworte ZFF und Dokumentarfilm auf. Die Medien sind ihrer Berichterstatterpflicht nachgekommen. Sie haben vermeldet, dass Festival-Direktor Christian Jungen eine Kehrtwende hingelegt hat.

«Weil das Leben besser mit Filmen ist». Reine Realsatire.

Der Mann trägt den Smoking gut und kann verbindlich auf dem grünen Teppich in die Kameras grinsen. Hinter dieser Fassade verbirgt sich aber ein feiger Wackelpudding, der vor dem Gegröle des Pöbels von nah und fern einknickt. Alleine die ungehörige und rüppelige Intervention der ukrainischen Regierung hätte dazu führen müssen, dass man diesen Zensoren ein kräftiges «nicht bei uns» entgegen hielte.

Aber doch nicht das Film Festival. Gegen diese massive Zensur hätte selbstverständlich auch die Stadtregierung, die Kantonsregierung, die Landesregierung protestieren müssen. Und sich diese unerhörte Einmischung in innere Angelegenheit und die Freiheit der Kunst verbitten sollen. Wo kämen wir hin, wenn in der Schweiz ukrainische Zustände der Zensur und Unterdrückung herrschen würden. Wo bleibt der Respekt gegenüber einem Land, das Zehntausende von kriegsunwilligen Ukrainern mit Sonderstatus aufnimmt und mit Hunderten von Millionen Franken Steuergeldern durchfüttert.

Das alles hätte man tun können. Das alles hätten die Qualitätsmedien der Schweiz vielleicht erwähnen können. Aber mutig sind deren Journalisten nur, wenn es darum geht, Fernes zu kritisieren. Putin, Trump, Maduro, Kim der Dickere, da kann die Journaille Dampf ablassen, billig herumkrakeelen.

Finden Massaker und Tragödien in der falschen Weltgegend und mit Menschen der falschen Hautfarbe statt, bleiben sie ebenfalls stumm. Myanmar, Sudan, Äthiopien, Eritrea: scheiss drauf. Schlägt aber in der Ukraine eine russische Rakete ein, wird grosses Geschrei erhoben. Schlägt in Russland eine ukrainische aus europäischer Produktion ein, eher nicht.

Aber nun passiert in Velodistanz der Redaktionen von «Blick», NZZ und Tamedia etwas Ungeheuerliches. Ein feiger Festivaldirektor nimmt die Sicherheit des Anlasses zum billigen Vorwand, um Zensurrüpeln nachzugeben.

Ein ungeheuerlicher Vorgang. Lediglich die NZZ, obwohl Veranstalter und Besitzer, wagt ein kritisches Wort, was ihr hoch anzurechnen ist. Und die übrigen Medien? Gebührensender SRF? Sendepause. Tamedia, «Blick», CH Media: möglichst neutrale Meldungen. Alle sonst so meinungsstarken Kommentatoren sind verstummt. Oder überlassen krakeeligen Kommentatoren den Raum, die sich öffentlich zum Deppen machen, indem sie einen Dokumentarfilm als russische Propaganda beschimpfen, den sie nicht einmal gesehen haben.

Russische Soldaten sind nicht generell Kriegsverbrecher, Vergewaltiger, Kriminelle, Tiere, Untermenschen? Keine seelenlose Mordmaschinen, wie sie schon von der Nazi-Propaganda dargestellt wurden? Der Iwan gegen den aufrechten Freiheitskämpfer aus der Ukraine, dessen angebräunte Seele und Verehrung für den Faschisten, Antisemiten und Kriegsverbrecher Stefan Bandera lieber verschwiegen wird. Genau wie die Massaker von Wolhynien und Ostgalizien mit wohl 100’000 von ukrainischen Nationalisten ermordeten Polen. Ist das wirklich unser Schwarzweissbild, mit dem wir russische Propaganda und Zensur kritisieren wollen?

Nein, da gilt kein «die auch, wieso dann wir nicht». Aber Kritik an anderen und an Zensur und an Lügen ist nur dann glaubwürdig, wenn sie keine grossen blinden Flecken aufweist.

Angenommen, am Moskauer Filmfestival wäre die Doku «Russians at War» zuerst angekündigt, dann gecancelt worden. Man sähe die Halszäpfchen der Kommentatoren. Typisch. Putin. Zensur. Die armen Russen. Verblendet und einseitig informiert. Denen fehlt halt unsere westliche Meinungsfreiheit.

Welch elende Heuchelei der Mainstream-Medien. ZACKBUM wiederholt sich. Die schaufeln sich nicht in erster Linie das Grab, indem sie das Skelettieren als Weichenstellung zum Qualitätsjournalismus schönschwatzen. Sondern durch ihre abgründige Heuchelei und feige Doppelmoral.