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Köppel kriegt Krawall

Nach der Ermordung von Charlie Kirk will der «Weltwoche»-Chef an Schweizer Unis debattieren. Das kann schwer ins Auge gehen.

Der Mann hat Mut. Als Roger Köppel Chefredaktor der «Welt» in Berlin war, drang ein fundamentalistischer Wirrkopf 2006 mit einem grossen Messer bewaffnet in die Redaktionsräume ein. Er wollte Köppel wegen der Wiederveröffentlichung von Mohammed-Karikaturen ermorden.

Sicherheitskräfte hielten den pakistanischen Studenten auf. Später beging der in Untersuchungshaft Selbstmord.

2016 wollte das berüchtigte «Zentrum für politische Schönheit» unter Mithilfe des Theaters am Neumarkt einen «Exorzismus» an Köppels Wohnort durchführen, um ihm «den Schleicher auszutreiben». Der Saubannerzug endete allerdings an der Zürcher Stadtgrenze, während sich Köppel mitsamt seiner Familie in Sicherheit gebracht hatte.

Am solidarischen, achtsamen und inkludierenden 1.-Mai-Fest im Kasernenhofareal versuchten 2019 vermummte Chaoten, den WeWo-Redaktor Alex Baur zu verprügeln und zerstörten den Empanada-Stand, den seine peruanische Frau mit ihren Kindern betrieb. Die «Weltwoche» habe hier nichts zu suchen.

Nach dem «Schuss ins Herz der Demokratie», wie Köppel das Attentat auf den religiösen Debattierer Kirk bezeichnet, sieht er «auch bei uns die Streitkultur bedroht».

Deshalb hat er angekündigt, er werde auf dem Campus das Streitgespräch mit Andersdenkenden suchen. Motto: Köppel auf dem Campus.

Das wird garantiert krawallig.

Wenn es überhaupt stattfinden wird. In der Schweiz sind Veranstalter ziemlich ängstlich. Als dieser Autor ein Buch in einem Streitgespräch mit Christoph Blocher vorstellen wollte, hagelte es Absagen. Vorgeschobenes Argument: «Sicherheitsbedenken» wegen Blocher.

Also wird die erste Hürde für Köppel sein, dass er überhaupt Bewilligungen erhält, um die heiligen Hallen von Universitäten und anderen Bildungsanstalten zu betreten.

Und dann? In der «Sonntagszeitung» sieht das Julia Bogdan, Co-Präsidentin des Verbands der Schweizerischen Studentenschaft (VSS), ganz entspannt:

«Ich finde es okay, wenn Roger Köppel mit Studierenden debattieren will. Ich glaube einfach nicht, dass die Debattenkultur an Schweizer Unis gefährdet ist.»

Eine typische Meinung aus dem Elfenbeinturm, der weit aus der Realität herausragt.

Offensichtlich hat Bogdan die diversen Protestaktionen und Unibesetzungen im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen nicht mitbekommen.

Alleine seit 2024 kam es zu diversen Polizeieinsätzen. Im April 2024 wurde ein Gast-Vortrag an der ETH Zürich abgesagt. Die Uni Genf sagte gleichzeitig ein Treffen mit Hauptgeldgebern wegen erwarteter Proteste ab.

Die Uni Bern entzog einem Amnesty/UN-Podium kurz vor dem Event die Raumbewilligung. An der Uni Zürich wurde die Ringvorlesung «Antisemitismus» unterbrochen und gestört. An der Uni Freiburg wurde eine Podiumsdiskussion mit Aussenminister Ignazio Cassis wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. An der ETH Lausanne und der Uni Lausanne wurden Veranstaltungen des «Palästina Talks» teilweise abgesagt – nach Protesten und wegen Sicherheitsbedenken.

So viel zur ungefährdeten Debattenkultur in der Schweiz an höheren Lehranstalten.

Bogdan liefert dann gleich selbst ein gutes Beispiel für das hohe Niveau der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden unter Studenten. Sie findet es «offensichtlich», dass Köppel den Tod Kirks «in einer gewissen Weise instrumentalisiert».

Und eine solche Instrumentalisierung sollte man doch verhindern, oder nicht?

Natürlich weiss Köppel, der gerne den als Biedermann mit Krawatte verkleideten Brandstifter spielt, ganz genau, was er mit dieser Ankündigung provoziert. Denn auch hier in der Schweiz zeigen unbedachte Äusserungen auf Social Media, dass sich bei vielen Linken und Woken (natürlich nicht bei allen) die Trauer über den Tod von Kirk in überschaubaren Grenzen hält.

Die Argumentation ist immer ähnlich: natürlich sei Gewalt oder gar die Ermordung eines Andersdenkenden inakzeptabel. Dann kommt jeweils ein mehr oder minder verklausuliertes Aber. Aber er habe halt selbst Hass gesät. Er habe sich gegen eine Verschärfung der Waffengesetze ausgesprochen. Er habe Lügengeschichten über angebliche Wahlfälschungen verbreitet. Er habe selbst Gewalt wie den Sturm auf das Capitol befürwortet. Usw.

Man schaue sich nur an, was auf Bluesky so herumgeistert. Hierhin sind viele Linke und Woke geflüchtet, als Elon Musk Twitter übernahm und zu X machte.

Nun zeichnen sich auch Neonazis und andere Rechtsradikale nicht gerade durch eine offene Debatten- und Streitkultur aus.

Es ist aber unbestreitbar, dass vor allem Linke nicht nur zu Verbalinjurien neigen («Fuck you, Mr. President», der SP-Co-Präsident Cédric Wermuth). Sondern auch der Auffassung sind, dass gewisse Wörter (wie das M- und das N-Wort) verboten gehören.  Ein Stand der SVP an der Schwamendinger Chilbi zerstört gehört. Weil gewisse Ansichten nicht zulässig sind.

Genauso wenig wie dahinter vermutete Haltungen (Rechtsradikaler, Hetzer, Rassist, Populist). Und Träger solcher Haltungen sind Unmenschen, die einem gedeihlichen Zusammenleben im Weg stehen – und zumindest mundtot gemacht werden müssen.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Hitzschlag im kühlen Regen

Der Tagi kommentiert die absurden Vorschläge der Grünen. Realsatire, Teil zwei.

Die Schweizer Grünen, die gerne mal selbst ausgedehnte Reisen im Langstreckenflieger unternehmen, haben einen «Aktionsplan». Die Fraktionschefin der Grünen, Aline Trede, düst ungeniert nach Brasilien oder Uruguay. Obwohl sie ja eigentlich nicht fliegt und strikt dagegen ist.

Aber gegen diese Heuchelei will die Partei nichts unternehmen. Sondern sie kämpft neuerdings für das «Recht auf Schatten». Für Hitzefrei, begrünte Tramhaltestellen, Mietzinsreduktion bei überhitzten Wohnungen und überhaupt. Bezahlen soll das der Staat, wer denn sonst. Also der Steuerzahler, wer denn sonst.

Diese Realsatire ist schwer zu toppen. Am Arbeitsplatz soll gelten: «Demnach müssten Arbeitgeber ab 26 Grad in Innenräumen Massnahmen zum Schutz der Gesundheit ergreifen. Dazu gehören längere Pausen, kostenlose Getränke oder reduzierte Arbeitszeiten. Bei extremer Hitze soll es ein Recht auf Homeoffice geben.»

Offenbar ist Tamedia-Redaktor Markus Brotschi noch nicht in den Genuss dieser Privilegien gekommen. Anders ist seine erhitzte Meinung nicht zu erklären. Er erteilt auch gerne Parlamentariern Nachhilfestunden, wie sie «unheilige Allianzen» vermeiden sollten.

Als Bundeshausredaktor kennt er sich zudem bestens beim Klima-Retten aus. Also erklärt er nun den «Bürgerlichen», was sie zu tun hätten. Er befürchtet allerdings nicht zu Unrecht, dass dieser Forderungskatalog der Grünen «Polemik» auslösen könnte.

Vielleicht überschätzt er die Wirkung dieser überhitzten Forderungen: sie werden wohl eher gesundes Gelächter provozieren. Aber Brotschi ist überhaupt nicht nach Lachen zumute:

«Wer mit Blick auf die in diesen Tagen erträglichen Temperaturen darauf setzt, dass Tropennächte die Ausnahme bleiben, dürfte in wenigen Jahren eines Besseren belehrt werden. Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig: Der Klimawandel ist Tatsache, und der Sommer wird für viele Menschen zum Gesundheitsrisiko werden.»

«Weitgehend einig» ist eine genauso kühne Behauptung wie die eines Gesundheitsrisikos für «viele Menschen». Ist ja auch ein Skandal, wie viele Menschen in der Karibik oder in anderen wirklich heissen Gegenden der Welt durch die Hitze wegsterben. Vielleicht sollte Brotschi, wenn er keine Flugscham kennt, mal ein paar Wochen dort verbringen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen.

Wie auch immer, es ist wie meist bei solchen Debatten fünf vor zwölf: «Darauf gilt es sich vorzubereiten, und zwar jetzt und nicht erst im nächsten Jahrzehnt.» Falls nicht, schwant ihm Übles:

«Wenn Gebäude in 15 Jahren noch immer schlecht isoliert, unklimatisiert und Innenstädte nach wie vor Asphaltwüsten sind, wird die Sommerhitze für manche unerträglich geworden sein

Ein Seher unter den Tamedia-Journalisten. Ob er wohl auch eine Prognose abgeben kann, ob es den Tagi in 15 Jahren noch gibt? Und ob er dann noch zur zusammengeschmolzenen kleinen Schar seiner Journalisten gehören wird?

Aber hier und heute singt er ein Loblied auf die Grünen: «Zumindest kümmern sich die Grünen um jene Folgen der Klimaerwärmung, die selbst bei einer drastischen weltweiten Reduktion des CO₂-Ausstosses kaum mehr zu verhindern sind. Das nennt sich Realpolitik.»

Absurde und unrealistische Forderungen aufstellen, deren Verwirklichung eine Reduktion des «weltweiten CO2-Ausstosses» um mindestens 0,000001 Prozent bewirken würde, soll sich Realpolitik nennen dürfen? Was wäre dann Irrealpolitik? Den Mond zwecks Schattenwurf näher an die Erde holen?

Wäre es nicht eine sinnvollere Massnahme zur Reduktion, Trede oder den SP-Co-Chef Cédric Wermuth (der mit dem Flug nach Berlin für ein Selfie mit Olaf Scholz und einem Familienausflug nach Asien) zu fragen, wie ihre Flugbewegungen nach nah und fern mit solchen Forderungen vereinbar sind?

Eine genauso absurde Gegenthese: würden alle Befürworter dieses «Aktionsplans» konsequent auf Flugreisen verzichten (und das nicht nur den anderen predigen), dann wäre das ein bedeutender Beitrag für ein kühleres Zürich.

Dass Tamedia diese grünen Vorschläge ohne jede Spur von Ironie oder zumindest Distanz referierte, ist das eine. Dass nun noch mit einem solchen Meinungsartikel nachgelegt wird, während kritische Stimmen in der Podiumszeitung Tagi keinen Platz bekommen, das ist erbärmlich.

Wer hat Angst vor Milei?

Die NZZ zeigt mal wieder, was Journalismus ist.

Der argentinische Präsident Javier Milei? «Bricht mit allen Regeln der Diplomatie, um eine rechtsextreme Internationale aufzubauen» (WoZ), «demonstriert wurde gegen ein umstrittenes Reformpaket der ultraliberalen Regierung» (SRF), «Diese Woche brannten mal wieder die Straßen von Buenos Aires. Dabei trat Argentiniens Präsident Javier Milei vor einem halben Jahr mit dem Versprechen an, das Land zu goldenen Zeiten zurückzuführen» («Süddeutsche Zeitung»).

Lateinamerikas Trump, Kettensägen-Präsident, Ultra-Liberaler, Anarcho-Kapitalist, selbst seine Frisur war Anlass zu launigen Bemerkungen in der Mainstreampresse. Thomas Fuster resümiert in der NZZ: «Noch vor einem Jahr schwankte der europäische Blick auf Javier Milei zwischen Belustigung und Entsetzen.» Wobei doch das Entsetzen überwog.

Denn das Problem war und ist: sollte Milei mit seiner Radikalkur gegen alles, was dem woken Gutmenschen lieb und teuer ist, Erfolg haben, dann sind mal wieder alle Illusionen eines solidarischen, sich verschuldenden Sozialstaats in Lateinamerika geplatzt. Die waren in Argentinien selbst für den härtesten Linken schon vorher am Ende. Zu offenkundig korrupt und unfähig richtete der Kirchner-Clan das Land zugrunde. Präsidentin Kirchner versuchte noch vergeblich, mit Kampftiraden gegen Geierfonds zu verhindern, dass Argentinien endlich einmal seinen Versprechungen nachkommen musste, seine Schulden auch wirklich zu bezahlen. Vergeblich, der nächste Staatsbankrott war fällig.

Und nun das, wie Futer Zwischenbilanz nach einem Jahr Milei zieht: «Er hat die Staatsausgaben real um fast einen Drittel gesenkt, die Zahl der Ministerien halbiert, Bürokratie abgebaut und dringend benötigte Devisen zurück ins Land geholt. Mit disziplinierter Finanzpolitik ist es ihm gelungen, dass der Staat wieder Primärüberschüsse ausweist; ohne den Schuldendienst übersteigen die Einnahmen somit die Ausgaben

Es ist eine nötige Rosskur eines Landes, das jahrzehntelang über seine Verhältnisse gelebt hat und dabei gigantische Schuldenberge auftürmte: «Die Reformen beginnen zu greifen, wobei der Bevölkerung grosse Opfer abverlangt werden. Argentinien durchleidet eine schwere Rezession. Die Armutsquote steigt. Und im öffentlichen Sektor, der von den Peronisten zuvor stark aufgebläht worden war, sind schon Zehntausende von Stellen gestrichen worden

Dennoch – oder vielleicht deswegen – ist die Popularität Mileis in der Bevölkerung ungebrochen hoch, zum Leidwesen aller, die in ihm ein politisches Feindbild par excellence sehen. Dazu schreibt Futer richtig:

«Diese Popularität wird oft mit Populismus verwechselt. Doch wenn ein Populist ein Politiker ist, der den Leuten nach dem Mund redet, ihnen das Blaue vom Himmel verspricht und Probleme verharmlost, dann ist Milei der Anti-Populist. Er hat dem Wahlvolk nichts versprochen ausser Blut, Schweiss und Tränen. Er sagt: «No hay plata» – da ist kein Geld. Nach Jahrzehnten der Misswirtschaft gibt es nichts mehr zu verteilen.»

Nicht einmal zu dieser einfachen und logischen Einsicht sind die meisten übrigen Analysten, Lateinamerikaspezialisten und Rechthaber in der Lage, die die Welt so hinschreiben wollen, wie sie ihnen in den Kram passt.

Auch die Gleichsetzung von Trump und Milei ist gugus, hält Futer fest: «Der Argentinier wehrt sich gegen fast alles, was der Amerikaner will: Zölle, Protektionismus, Subventionen für die Industrie. Milei fordert vielmehr Freihandel, Wettbewerb, Austerität. Dass dies kurzfristig unbequemer ist als staatliche Rundumversorgung, verheimlicht er nicht.»

Also Operation in vollem Gange, der Patient leidet, stirbt aber nicht. Will man das auf Europa übertragen, dann wäre zum Beispiel im zweitgrössten EU-Staat Frankreich mit seiner gigantischen Staatsverschuldung von über 3,3 Billionen Euro eine ähnliche Rosskur dringend nötig. Oder in Italien. Oder in Griechenland. Oder langsam sogar auch in Deutschland.

Aber das wird nicht geschehen. Vielleicht schon deswegen, weil es an einer charismatischen Figur wie Milei fehlt, der seine Exzentrik durchaus als Propagandawaffe einsetzt.

Aber wer dem Stimmbürger Rentenerhöhungen, mehr Sozialleistungen, Ausbau staatlicher Dienstleistungen und Ähnliches verspricht, das Ganze – wenn er überhaupt davon spricht – über ungehemmtes Schuldenmacher finanzieren will, der sammelt in Europa immer noch mehr Wählerstimmen als einer, der bittere Wahrheiten verkündet.

In der Schweiz hält ein SP-Co-Präsident eine 12-Millionen-Schweiz für «machbar», ist stolz über das Bodigen des Ausbaus der Infratstruktur, schimpft über Singapur, ohne von dem Stadtstaat die geringste Ahnung zu haben, und fantasiert, dass die Schweiz doch die Schuldenbremse über Bord werfen könnte und sich doppelt so hoch wie aktuell verschulden, damit seien dann fast alle Probleme gelöst.

Höchstwahrscheinlich sind also Traumtänzer wie Cédric Wermuth eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, weil sie ungedeckte Checks auf Kosten der nächsten Generationen einlösen wollen. Und Liberale wie Milei ein Hoffnungsschimmer.

Auch das muss nicht so sein; ein Jahr ist eine zu kurze Zeit, um zu beurteilen, ob er mit seiner Radikalkur Erfolg haben wird – oder ob er mit Schimpf und Schande von einer gequälten Bevölkerung aus dem Amt gejagt wird. Das eigentliche Trauerspiel ist aber mal wieder die Berichterstattung über ihn, die dem Leser null Nahrung gibt, um sich selbst ein Bild über die Politik und die Erfolge Mileis zu machen. Daher ein dickes Lob an Futer und die NZZ.

 

 

Oh je, SoBli

Die Alternative zur NZZaS? Nein, ein Bruder im Geist.

Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie so was zur Titelgeschichte macht, mitsamt eines verpixelten Fotos? Sehr.

Dann wird Chefredaktor Reza Rafi in seinem «Editorial» mal richtig frech: «Die Welt als Wille und Wermuth», lässt er schon im Titel wieder Bildung aufblitzen. «Die Welt als Wille und Vorstellung», Schopenhauer, wow.Viel hübscher war allerdings Niklaus Meienbergs «Die Welt als Wille & Wahn» über General Wille. Aber die Absicht zählt hier und soll gelobt werden.

Denn Rafi nimmt sich den irrlichternden SP-Co-Präsidenten Cédric Wermuth vor, der im Tagi unwidersprochen über Singapur hergezogen war und vor der Schweiz als «Alpen-Singapur» gewarnt hatte. Denn der Stadtstaat sei eine Art Hölle mit «tiefen Steuern und kaum sozialen, gleichstellungspolitischen oder ökologischen Regeln für Unternehmen».

Halt typisch Wermuth, der viel Meinung, aber wenig Ahnung hat. Oder wie Rafi sanft tadelt: «Mit den Fakten nimmts der Parteichef nicht so genau: Singapur kennt eine progressive Einkommenssteuer ganz nach sozialdemokratischem Gusto. Der Durchschnittslohn eines Nationalrats von etwas mehr als 130 000 Franken würde dort mit 19 Prozent besteuert. Punkto Gleichstellung gehört der Tigerstaat dank Gesetzen wie dem über «Fairness am Arbeitsplatz» zu den Musterschülern, auf dem «Gender Equality Index» der Uno belegt er den achten Platz. Im Umweltschutz ist man dank des ehrgeizigen «Singapore Green Plan» Asiens Zugpferd.»

Das nennt man voll eins auf die Zwölf, und das bei einem SP-Genossen und im SoBli. Rafi traut sich was. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard allerdings auch. Der findet bekanntlich nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios Kontrafunk. Aber einen abgeschobenen afghanischen Straftäter. Der jammert aus dem fernen Kabul, dass er wieder zurück in die Schweiz wolle und in seiner Heimat Angst habe.

Wohlgemerkt war sein Asylgesuch in der Schweiz abgelehnt worden, er blieb geduldet und wurde dann wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und nun endlich zwangsweise abgeschoben. Ob Eberhard sich und dem SoBli mit so einer Story einen Gefallen tut? Der Leser wird kaum sympathisierend Anteil nehmen …

Dann geht’s bergab, beziehungsweise Richtung Advent und Weihnachten:

Ein Hammer-Titel, eine Hammer-Story, und einige Tassen Kaffee werden nicht reichen, um beim Lesen wach zu bleiben.

Mindestens so behämmert ist dieser Artikel:

Anscheinend soll es an der ZHAW eine Studentin geben, die angeblich Beziehungen zur «Jungen Tat» habe und sogar mit deren Anführer eine Beziehung unterhalte. Das ist ein kleiner rechtsradikaler Haufen. Nachdem sie sich um die Anzahl Dochte fürs Kerzenziehen Sorgen gemacht hatte, nimmt sich Sara Belgeri nun diesem Aufreger an.

Sie ist nicht mal Volontärin oder Anfängerin, also nicht entschuldigt. Sie berichtet, dass 63 «Studierende», also Studenten, einen offenen Brief unterzeichnet hätten, in dem sie behaupten: «Unsere Studienwahl repräsentiert das Ziel, jedem Menschen die bestmögliche Pflege und Unterstützung zu bieten. Diese Haltung wird jedoch infrage gestellt, wenn Studierende unserer Fachhochschule extremistische und menschenfeindliche Ideologien im Privatleben unterstützen und fördern.»

Die «Unterzeichnenden», also die Unterzeichner, denn irgend wann unterzeichnen sie nicht mehr, fordern, «dass die ZHAW Massnahmen ergreift, sodass die Hochschule ein sicherer, diskriminierungsfreier Raum bleibt, frei von extremistischen Ideologien». Und um dieses Ziel zu erreichen, diskriminieren sie selbst ungehemmt.

Nicht zum ersten Mal: «Bereits im Februar 2023 wurden von einer anderen Gruppe wegen der Studentin Plakate an der ZHAW aufgehängt. Darauf prangte das Gesicht von S. C. mit der Überschrift «Keine Neonazis an unserer Schule». Dazu die Frage: «Willst du eine faschistische Hebamme bei deiner Geburt?»»

Das ist ungefähr so blöd wie die Frage, ob man eine rote, grüne oder vegane Hebamme bei der Geburt wolle. Zudem ist es im höchsten Masse denunziatorisch, solche Plakate aufzuhängen und zukünftigen Mitarbeitern im Gesundheitswesen zutiefst unwürdig. Zum Schluss zitiert Belgeri das woke Geschwurbel einer anonymen Mitstudenten:

««Vor allem Personen mit Migrationsgeschichte oder queere Studierende fühlen sich nicht sicher.» Teil des Studiums seien Themen wie Schwangerschaftsabbruch oder Intergeschlechtlichkeit – darüber zu diskutieren, würde sich nicht gut anfühlen, wenn S. C. dabei sei. «Ich habe das Gefühl, mich im Unterricht nicht frei ausdrücken zu können, wenn ich weiss, dass eine Mitstudentin diese Ideologie vertritt.»»

Kritik an dieser völlig verpeilten Aktion, dieser offenen Diskriminierung mitsamt Safe-Space-Geschwafel? Fehlanzeige.

Aber jetzt kommen wir zu einem absoluten Höhepunkt des Blatts, ein Überhammer, das hat sonst keine einzige Sonntagszeitung, ja nicht mal eine Zeitung:

Dieses Magazin wollen wir nun achtsam männlich lesen, wenn uns das möglich ist. Ganze drei Redaktor*Innen** verantworten immerhin 62 Seiten dieser Beilage, die neben dem SoBli auch noch die Leser*Innen** der «Schweizer Illustriert*In» und der «Handels- und Händlerinnenzeitung» erfreut.

Peter Hossli, der Tausendsassa und Oberfeminist, schreibt die Aufmacherstory:

Dabei lehnt er sich mutig aus dem Fenster: es sei eine Ablehnung der woken Identitätspolitik, der dümmlichen Idee, dass nach Geschlecht, nicht nach Fähigkeit gewählt werden solle. «Gewonnen hat, wer als besser wahrgenommen wurde. Dies ist nicht nur negativ, wenn das Ziel eine gleichberechtigte Gesellschaft ist». Nicht nur negativ? Ob Hossli da ohne Prügel davonkommt?

Er wird noch frecher; ob er damit davonkommt, dass er sich hinter einem Zitat versteckt?

Gute Analyse, aber muss diese komische (weibliche?) Typo sein?

Dann lässt’s aber nach (ui, das ist sicherlich die Meinung eines CIS-Mannes, also eines alten, weissen Sacks). Denn es kommen Reminiszenzen an den Frauenstreik von 1991, an ein Pärchen, das «in den 80er-Jahren einen Rollentausch» wagte, an die Gründerinnen des ersten Frauenhauses der Schweiz.

Dann eine Prise «Journalistin schreibt über sich selbst». Hier die Chefredaktorin der «Schweizer Illustrierte». Statt sich um die Auflage Sorgen zu machen, fragt sie sich, ob sie eigentlich eine Pionierin sei. Wie findet sie’s raus? Indem sie bei Wikipedia nachschlägt, was das eigentlich sei. Da verstummt der Mann.

Dann eine Story, der man eine gewisse Exotik nicht absprechen kann. Oder hätten Sie gewusst, dass es einen Verein «QueerOfficers Switzerland» gibt?

Eine People-Story nach der anderen, bei denen es nur um eines geht: eine Frau im Zentrum. Wo bleiben denn eigentlich wir Männer (also die, die nicht queer sind)? Wo ist unsere Equal Voice? Müssen wir unsichtbar werden, damit Frauen sichtbarer sind?

Aber wahrscheinlich ist es so, dass Pimmelträger sich in dieser Welt verloren vorkommen.

 

 

Ach, «Blick»

Er schafft es wieder mal, Lachen und Weinen auszulösen.

Lachen, weil es so lächerlich ist. Weinen, weil es so lächerlich ist. Aber zunächst einmal eine Story, die an die gute alte Zeit des «Boulevard»-«Blick» erinnert. Wahrscheinlich bekommt der Verantwortliche dafür auch einen Rüffel von einem der vielen Heads, Officers, Chefs und Chiefs und Leitern:

Wagt sich der «Blick» allerdings ins gegendarstellungsfreie Ausland, wird’s kunterbunt:

Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Überhaupt ist Putin und der Ukrainekrieg eine gewisse Obsession für den «Blick»:

Indem er Putin dieses Foto schickt?

Warum? Darum; das ist immer eine intelligente Ansage.

Bleibt natürlich die Frage, ob Trump das weiss – oder ob es ihm «Blick» erst mitteilen muss.

Nun in die Weiten des Weltraums, wo die völlige Leere und Gegendarstellungsfreiheit herrscht:

Aber Genaues weiss man nicht, darauf weist schon ein vorsichtiges «möglicherweise» hin. Erst wenn es Musk geschafft hat, zum Mars zu fliegen, wird man Genaueres wissen.

Nun eine schreckliche Story mit einem schrecklich verpixelten Foto, das in voller Grösse seine schreckliche Wirkung entfaltet:

Vielleicht wäre ein unverpixeltes Foto des Kühlschranks sinnvoller gewesen.

Jetzt kommen wir zur Jö-Story des Tages:

Oh, Pardon, diese herzigen Tierli sind ja aus einem Inserat, ZACKBUM meint diese hier:

Wenn man bedenkt, dass Cédric Wermuth neben diesen enormen Anstrengungen auch noch daran arbeitet, kein gewalttätiger und frauenunterdrückender Macho mehr zu sein – unvorstellbar, was der Mann leistet.

Dann aber lässt der «Blick» den Leser ratlos zurück:

Ja was denn nun? «Mit Video», aber «zum Wegschauen»? Das ist höherer Dada, das hätte das Cabaret Voltaire auch nicht besser hingekriegt.

Und als Absackerchen noch ein Beitrag aus der Rubrik «Ratgeber und Service», das zweite starke Standbein des «Blick», auch wenn er nicht alles selber machen kann:

Gebt es zu, liebe ZACKBUM-Leser, das habt Ihr Euch alle auch schon gefragt. Und, neugierig, was ist die richtige Antwort? Da sagen wir doch mit Douglas Adams: «42». Das ist nämlich die Antwort auf fast alles, die ein Supercomputer nach 7,5 Millionen Jahren Rechenzeit herausgefunden hat.

So lange dürfte es auch ungefähr dauern, bis aus 20 Franken im Monat ein Vermögen geworden ist. Ob und wann der «Blick» mal wieder zu sich kommt, eine Antwort darauf ist aber weder ZACKBUM noch einem Supercomputer möglich, daran verzweifelt selbst die KI.

ZACKBUM hat gefragt, das ist die Antwort, die beweist, dass auch KI ihre Grenzen hat:

«In den letzten Jahren wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Qualität der Berichterstattung zu verbessern. Ob und in welchem Maße diese Bemühungen von den Lesern als Verbesserung wahrgenommen werden, hängt von individuellen Präferenzen und Erwartungen ab.»

Roter Heuchler

Cédric Wermuth über Männergewalt: übelkeitserregend.

Einer der (wenigen) Kommentatoren bringt es auf den Punkt: «Simpel gesagt. Er ist ein selbstverliebter Gockel.» Denn Cédric Wermuth hätte sich vielleicht nicht in einem «Gastbeitrag über Männlichkeit» zu Wort melden sollen. Aber he, im letzten Monat gibt es nur 763 Treffer für Erwähnungen in den Medien, in der letzten Woche nur 196. Da ist ihm Dummschwätzer Fabian Molina auf den Fersen mit immerhin 97 Erwähnungen letzte Woche.

Also musste er sich das hier abbrechen:

Irgend ein schlimmer Finger bei Tamedia hat das unter «Karikatur der Woche» rubriziert, was nicht ganz falsch ist. Denn Wermuth entdeckt seine gewalttätige Seite und bereut und fordert alle Mitmänner zum Innehalten und Umkehren auf. Aber, leider, dabei trifft er den Ton Tartuffes, man merkt es jeder Formulierung an, dass sich jemand gequält an Feministinnen  und an alle Vertreter der Theorie «Männer sind Schweine» ranschmeissen will. Dabei wird der Rote nicht mal rot.

Schon der Aufbau ist verräterisch und durchsichtig. Zuerst das Gespräch des Familienvaters mit seinen Töchtern über deren Berufswünsche als Einstieg. Herbeigezerrt, denn er räumt selbst ein: «Sie sind zwar noch zu jung für einen Entscheid», aber macht ja nix, Papa muss irgendwie anfangen. Die Töchter würden alle Optionen durchgehen, und das sei «vor wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbar gewesen». What a bullshit, würde da Frauenversteher Trump dazu sagen, und recht hätte er.

Dann bemüht Wermuth ansatz- und übergangslos den «Horror, den Gisèle Pelicot durchmachen musste». Denn, oh weh: «Die Täter sind Männer aus der Mitte der Gesellschaft.» Also wie du und ich, wie Wermuth, wie der durchschnittliche Tagi-Leser. What a bullshit, oder sagten wir das schon.

Nun wird es ganz blümerant und man fragt sich, in welchen (linken) Kreisen Wermuth denn verkehrt:

«Jede Frau, die ich kenne, kann von einem übergriffigen Verhalten berichten

ZACKBUM gesteht: uns fällt spontan keine Frau aus unserem Bekanntenkreis ein, die von einem übergriffigen Verhalten berichtet, was immer das sein mag.

Aber wenn schon so viele Frauen bei ihm berichten, wieso meldet das niemand? Oh weh: «Das beklemmende Schweigen der Männer hat System.» Nicht nur er, wir alle (sofern Männer, bei Nonbinären, Queeren und allen mit einem Rest Männlichkeit weiss man nicht genau, gehört hier auch Nemo dazu?) schweigen. «Warum? Die ehrliche Antwort ist: aus Scham. Weil wir alle gefangen sind in einer Form von Männlichkeit, die letztendlich die Gewalt an Frauen legitimiert. Vergewaltigungen werden möglich, weil wir in einer Kultur der Herabsetzung der Frauen durch Männer leben.»

Die Männer von ZACKBUM verwahren sich ausdrücklich dagegen, dass wir Gewalt an Frauen legitimieren. Wir fragen uns aber, wieso zumindest Teile der Frauenbewegung das Tragen eines Ganzkörperpräservativs oder eines Gesichtsschleiers als Ausdruck der Selbstbestimmung missverstehen. Denen sich übrigens der Mann Daniel Binswanger anschliesst. Der damit «letztendlich Gewalt gegen Frauen legitimiert», wie Wermuth sagen würde. Wir fragen uns auch, wieso nicht ständig gegen Klitorisbeschneidung und die unsägliche Unterdrückung der Frau in islamisch geprägten Ländern protestiert wird, wieso das nicht täglich in der Schweiz angeprangert wird, wo das auch passiert.

Aber eigentlich geht es Wermuth gar nicht um andere, es geht ihm – da verstehen ihn die meisten Tamedia-Redaktoren (männlich) sehr gut – nur um ihn selbst: «Auch als Politiker spüre ich diese Erwartung an «meine» Männlichkeit täglich. … Diese falsche Härte macht auch uns Männer kaputt. Wir müssen an diesem Anspruch an Männlichkeit scheitern. Es staut nur Wut und Frust auf, die uns innerlich auffrisst.» Wow, Vorsicht, Wermuth implodiert nächstens, man bringe sich in Sicherheit, das wird kein schöner Anblick.

Denn: «Oft entlädt sich das toxische Gebräu auch als Gewalt, die wir gegen uns selbst und gegen andere richten.» Ob Wermuth einen Bart trägt, damit man nicht sieht, dass er sich täglich eine reinhaut?

Aber er wäre nicht Politiker, wenn er sein Gesabber nicht mit hohlen, allgemeinen Forderungen beenden würde. Wir (Männer) sollen dafür sorgen, «dass wir Männer Männergewalt als unser Problem begreifen. Dass wir das Schweigen der Männer brechen und der falschen Männlichkeit im Alltag eine Absage erteilen und der Gewaltspirale ein Ende setzen».

Und wie macht man das? Piece of Cake, sagt der Linkspolitiker: «Ein Anfang wäre, dass gerade auch Männer diesen Samstag an der breiten Demonstration «Schulter an Schulter gegen Gewalt und Unterdrückung» in Bern teilnehmen.» und schwups, schon ist zumindest ein Zeichen gegen die Gewaltspirale gesetzt. Wir alle wissen: Zeichen setzen nutzt zwar nix, tut aber gut.

Breite Männerschulter an Männerschulter? Gewalt geht nur von Männern aus? Gewalt geht nicht überproportional von ausländischen Männern aus? Gewalt in der Ehe durch Frauen nimmt deutlich zu? Blöde Fragen, die würden Wermuth nur in seiner Selbstdarstellung als Softie stören. Blöd aber auch: nicht mal das gelingt ihm überzeugend.

Ausserhalb seiner kleinen Gesinnungsblase bleibt nur Peinlichkeit, modriger Mundgeruch und der leicht faulige Geschmack von Heuchelei zurück.

Zwei Zwerge sind schockiert

Gut, dass das Helmut Hubacher nicht mehr erleben muss.

Es gab mal Zeiten, da war der Präsident der SP Schweiz eine Figur. Eine Persönlichkeit. Jemand mit Bildung, Kenntnissen, politischem Gespür, ein Stratege und ein guter Debattierer. Jemand wie Hubacher. Auch wie Bodenmann. Na ja, auch Levrat.

Aber heutzutage teilen sich zwei Wäffler, zwei Wadenbeisser, zwei kurzatmige Gesinnungsblasenbewirtschafter das Präsidium und zeigen, dass sie sich von der ehemaligen Wählerbasis meilenweit entfernt haben. Und höchstens noch die Biotope grün-urbaner Gutmenschen bedienen wollen.

Da gehört es zum guten Ton, den demokratischen Wahlsieg von Donald Trump zu bejammern. Das tut auch die schreibende Schmachtlocke in der «Republik», garniert mit einer menschenverachtenden Karikatur:

Da könnte sich der «Spiegel» noch eine Scheibe von abschneiden. Sein dröhnendes Unwissen enthüllt Daniel Binswanger in einem einzigen Satz: der «Schock» des Sieges zeige, «dass die amerikanische working class sich im Stich gelassen fühlt – obwohl die Wirtschaftsentwicklung in den letzten Jahren für die unteren Schichten positiv war.» Immerhin, der Mann steht dazu, dass er keine Ahnung hat.

Ähnlich gehen Mattea Meyer und Cédric Wermuth «mit kämpferischen Grüssen» die Sache an. Sie bibbern: «Wir sind schockiert.» Die Betrachtung des eigenen Bauchnabels greift vom Journalismus in die Parteispitze der SP über. Sie charakterisieren den zukünftigen Präsidenten, der immerhin von mehr als der Hälfte der US-Stimmbürger gewählt wurde, so: «Ein verurteilter Straftäter, der Hass schürt und die Demokratie verachtet. Ein Mann, der die Klimakrise leugnet, Abtreibungen verbieten will und gegen Migrantinnen hetzt.»

Und so einen haben die jenseits des grossen Teichs gewählt. Unvorstellbar. Die spinnen, die Amis. Nein, die sind einfach vollblöd. Dieser Hälfte sollte man doch glatt das Wahlrecht wegnehmen.

Das schreibt im Übrigen ein Mann ohne rot zu werden, der sich für das Verbot von innereuropäischen Flügen einsetzt, aber selbst mal kurz nach Berlin flog, um sich auf einem unscharfen Foto mit Olaf Scholz zu produzieren. So von wegen Klimakrise. Aber nach dem Trump-Bashing geht’s übergangslos in die Schweiz. Und wohin dort? Richtig, zum SVP-Bashing. Auch hier machen sich die zwei (unnötige) Sorgen: «Wo soll das hinführen, wenn sie (die SVP, Red.) sich Trump jetzt noch stärker zum Vorbild nimmt?» Noch stärker? Seit wann und wo hat sich denn die SVP Trump zum Vorbild genommen?

Aber zurück zu den Bauchnäbeln: «Wir machen uns grosse Sorgen.» Aber sie geben sich auch kämpferisch: «Wenn die Egoisten nach der Macht greifen, müssen wir dagegenhalten.» Sagt Wermuth, der bislang sein Leben im Dienst der Allgemeinheit verbracht hat. So als ewiger Student und Funktionär.

Aber wie kann man denn gegen Egoisten dagegenhalten? Was tun, wie schon Lenin fragte. Ganz einfach: «Deshalb möchten wir Sie an diesem bitteren Tag herzlich einladen, der SP beizutreten.» Na, wenn das so einfach ist, machtgierige Egoisten zu bekämpfen, was natürlich allen Funktionären der SP völlig wesensfremd ist …

Denn auch die haben ja ihr Leben selbstlos der Allgemeinheit verschrieben. Wie Alt-Bundesrat Leuenberger, der sich für viel Geld anderweitig verdingte. Oder wie Alt-SP-Präsident Levrat, der jetzt einen hochdosierten Posten in einem Staatsbetrieb ausfüllt, obwohl er davon keine Ahnung hat.

Da fragt man sich mal wieder, so rein kommunikativ: wissen die beiden denn wirklich nicht, wie lächerlich und lachhaft das ist, was sie von sich geben? Glauben sie wirklich, dass es irgend jemanden interessiert, dass sie sich grosse Sorgen machen und schockiert sind?

Dass sie mit solchem Gelaber ungefähr gleich viele Leute davon überzeugen, in die SP einzutreten, wie die schreibende Schmachtlocke neue Abonnenten der «Republik» gewinnt?

Jusos ausser Rand und Band

Mit Trippelschritten tänzeln die Mainstreammedien herum.

Zum Thema Erbschaftssteuer 50 Prozent ist Tamedia, wie meist, nicht zu gebrauchen. Aber CH Media gibt immerhin ein lustiges Gebalge innerhalb der SP wider.

Die frischgebackenes Juso-PräsidentinPeter Spuhlers steuerkriminelle Familie») Mirjam Hostetmann ist inzwischen zurückgekrebst. Die eindeutig strafbare Rüpelei sei «unangemessen» gewesen. Oder schlichtweg bescheuert, aber das würde ein Juso niemals zugeben. Windfahne Cédric Wermuth ist mit Selfies aus fernen Orte zu sehr ausgelastet und hält sich vornehm zurück. Obwohl er im Initiativkomitee sitzt, der Schlingel.

Im Aargau fliegen offenbar die Fetzen, wie das «Aargauer Tagblatt» süffisant vermeldet. SP-Regierungsrat Dieter Egli und SP-Nationalrätin Gabriela Suter finden die Idee, mit einer absurd hohen Erbschaftssteuer Reiche aus der Schweiz zu vertreiben, nicht so toll. Dass die so eingenommen Gelder in einen völlig undefinierten «Klimaschutz-Fonds» fliessen sollen, ist zwar propagandistisch lustig. Inhaltlich aber bescheuert.

Nun haben auch im Aargau tätige Unternehmer wie Markus Blocher oder Hans-Jörg Bertschi angekündigt, sich präventiv einen Umzug ins Ausland vorstellen zu können. Aber die darauf fussende Kritik der beiden Genossen kommt bei den wilden Jusos überhaupt nicht gut an.

Nachdem Hostetmann im Moment etwas ruhiger auftreten muss, übernimmt Melanie Del Fabro vom Juso-Vorstand den Lautsprecher. Für sie geht es, was sonst, um alles. So haut sie eine Medienmitteilung nach der anderen raus. «Glarner muss sich distanzieren und Hug muss zurücktreten». Oder  «Klimatote in der Schweiz – die Verantwortlichen müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden!» Und ganz neu: «Gabriela Suter und Dieter Egli scheuen sich vor Superreichen». Abgesehen vom wackeligen Deutsch nimmt auch Del Fabro den Morgenstern hervor, gegen die eigenen Genossen: «Die JUSO Aargau verurteilt deren fehlendes Rückgrat gegenüber den Superreichen und ihren Profitinteressen.» Und noch ein Wumms: «Sie knicken vor den Superreichen und deren demokratie-aushöhlenden Drohungen ein und nehmen die Grosskonzerne in Schutz.»

Nehmt das, ihr Verräter, Abweichler, Einknicker, Lakaien des Kapitals: «Dass SP-Politiker*innen nun Superreiche über das Wohl aller und das unserer Umwelt stellen, klingt wie ein schlechter Witz. Statt unser Wirtschaftssystem, den Kapitalismus, und die Profiteur*innen davon in die Verantwortung nehmen, beugen sich Egli und Suter dem Druck der Bonz*innen.»

Dagegen zitiert sich die tapfere Del Fabro gerne selbst: “Wir lassen uns durch Widerstände, auch aus den eigenen Reihen, nicht in unserem Kampf für globale Klimagerechtigkeit beirren.»

Unbeirrt kann man da nur sagen: Dass da alle Mitglieder der gleichen, glücklichen SP-Familie bleiben, ist eigentlich kaum vorstellbar. Und da vor allem bei Genossen verpönt ist, quengelnde Kleine mal kurz übers Knie zu legen, gibt es nur zwei Auswege. Ein klärendes internes Gespräch, und auch Del Fabro rudert zurück. Oder ein Rausschmiss. Dafür kommen allerdings kaum ein SP-Regierungsrat oder eine SP-Nationalrätin in Frage.

Mindestens so spannend ist allerdings die Frage, wie lange sich Initiativkomitee-Mitglied und SP-Copräsident Wermuth noch um eine Stellungnahme drücken kann. Er hofft wohl auf die Sommerpause, in deren Loch die Aufregung verschwinden möge. Was für ein Opportunist.

 

Wumms: Cédric Wermuth

Der SP-Co-Präsident hat die klare Ausrichtung einer Wetterfahne.

Wermuth ist ein strikter Gegner aller Flugbewegungen innerhalb Europas, oder wenn das Ziel weniger als acht Stunden mit der Bahn entfernt ist. Ausser, Wermuth muss mal schnell nach Berlin glühen, um eine unscharfe Fotografie mit Olaf Scholz zu knipsen. Oder er muss nach Brüssel glühen, um sich mit Alain Berset abzulichten, der irgendwas geworden ist, wo er einen Haufen Geld verdient und nichts zu tun hat.

Wermuth ist ein klarer Befürworter der Juso-Initiative, dass Vermögen über 50 Millionen mit einer Erbschaftssteuer von 50 Prozent belegt werden sollen. Er sonnte sich im Flair des Revolutionären, als die Initiative vorgestellt wurde. er ist im Initiativkomitee und hat auch schon höchstselbst Unterschriften gesammelt.

Denn «eat the rich», das ist doch die Lösung für alle Probleme. Die merken es doch gar nicht, wenn sie jeden Morgen wie Dagobert Duck in ihren Geldspeicher hopsen, wenn man unten etwas ablässt.

Nun hat seine Nachfolgerin bei den Jusos, die Amok-Kreische Mirjam Hostetmann, mal wieder einen rausgehauen. Es sei höchste Zeit, dass «steuerkriminelle Familienclans, wie der von Spuhler, nach den Regeln des Gesetzes spielen müssen». Weder Spuhler, noch sein Clan ist steuerkriminell, und nach den Regeln des Gesetzes spielen sie sowieso. Zudem hat Spuhler – ganz im Gegensatz zu den ewigen Studenten Hostetmann und Wermuth – doch den einen oder anderen Arbeitsplatz geschaffen und liefert jedes Jahr einige Millionen an Steuern ab.

Langsam dämmert es auch den (wenigen) intelligenten Politikern in der SP, dass man mit dieser Initiative zwar kräftig den Sozialneid schüren kann, aber vielleicht doch ein paar unliebsame Nebenwirkungen in Kauf nähme. Denn da reiche «Familienclans» in der Schweiz eben nicht wie Dagobert Duck im Geldspeicher baden, sondern ihr Geld in ihren Firmen investiert haben, würde die Annahme der Initiative bedeuten, dass ihre Erben diese Unternehmen zerschlagen und verkaufen müssten. Oder aber, dass die Erblasser zuvor ins Ausland abwandern würden. Absurd, selbst für SPler.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Verwendungszweck der so eingenommen Gelder völlig unscharf formuliert ist; irgendwas mit Klimaschutz. Ein richtiger Schrotthaufen, lediglich gemacht, um mediale Aufmerksamkeit zu erzielen.

Entsprechend gibt es innerhalb und ausserhalb der SP kräftig Gegenwind gegen diesen Schwachsinn. Der Moment, wo Wermuth aufrecht hinstehen müsste und aus seinem wohlgestutzten Bart heraus volltönende verbale Unterstützung einer Initiative zu trompeten hätte, in deren Komitee er schliesslich sitzt.

Aber Wermuth ist halt in erster Linie Opportunist und Wendehals. Ein Heuchler, der sein Mäntelchen immer in den Wind hängt. Und wenn es Gegenwind gibt, macht er das, was alle solche Typen machen: er schweigt.

Er hofft, dass sich der Sturm legt, dass er das aussitzen kann. Dass er sein linkes Image behalten kann, während es ihm in Wirklichkeit lediglich um seine eigene Karriere geht.

Das zeigte er auch schon, als er als verbal überzeugter Feminist den Salto schlagen musste, wieso er denn dann gegen eine Konkurrentin in der Partei antritt. Ganz einfach, weil er auf das Einkommen als Nationalrat angewiesen ist. Aber so konnte er das natürlich nicht formulieren.

Man kann nur froh sein, dass Helmut Hubacher diese Degeneration des Führungspersonals seiner Partei nicht mehr erleben muss. SPler sind eigentlich wie Journalisten: sie schaffen sich selbst ab.

Blödelei vom Präsidenten

Jeder kocht sein Süppchen. Manche mit Fettwasser.

Wie umgehen mit islamistischem Terror und Wahnsinn? Da ist vor allem die Linke in Erklärungsnot. Die Fundamental-Taliban in Afghanistan, die ayatollen Wahnsinnigen im Iran, der westliche Verbündete Saudi-Arabien, wo die wahabistischen Machthaber seit Jahren in Jemen einen blutigen Krieg führen: das ist alles weit weg, also kann man’s wohlfeil verurteilen.

Im Nahen Osten wird’s schon schwieriger. Will man sich wirklich mit der radikalislamischen Hamas ins Bett legen? Die schliesslich den Gazastreifen nicht okkupierte, sondern von der Mehrheit der Bewohner gewählt wurde. Die übrigens auch Islam und Scharia mehrheitlich begrüssen. Also eine mittelalterliche, frauenfeindliche, rückwärts gewandte Religion, an der die Aufklärung spurlos vorbeiging.

Aber wie steht es, wenn islamistischer Terror ganz in der Nähe stattfindet? Wenn ein angeblich vorbildlich integrierter afghanischer Flüchtling zum Amok wird und aus eindeutig islamistischen Gründen einen sogenannten Islamkritiker mit dem Messer abstechen will? Und als ihm das nicht gelingt, einem Polizisten das Messer so in den Hals und Kopf rammt, dass der wenig später an den erlittenen Verletzung stirbt.

Da wird’s schwierig im Minenfeld von Willkommenskultur, Aufnahme von Flüchtlingen, multikultureller Gesellschaft, Bereicherung durch das Fremde. Im Kampf gegen Rassismus, Rechtspopulismus, Hetze, Intoleranz und bräunlichen «Ausländer raus»-Grölern wie auf Sylt.

Eine Variante ist, sich ganz allgemein gegen Gewalt auszusprechen. Das kostet nichts und man bezieht keine Position. Die zweite Variante ist, eine allgemeine Verrohung der politischen und gesellschaftlichen Sitten zu beklagen und sie flugs rechten Parteien in die Schuhe zu schieben. Dabei muss man allerdings den Begriff Islam weiträumig umfahren, denn man kann rechten Parteien vieles vorwerfen, aber besondere Liebe zur fundamentalistischen Religion von Zurückgebliebenen und Verlierern sicher nicht.

Ist also alles nicht so einfach. Ausser, man macht es sich ganz einfach und hopst mal wieder, wie mit seiner späten Trauerbekundung bei der Messerattacke in Zofingen, voll ins Fettnäpfchen. Eigentlich sollten Raphaela Birrer, die Chefredaktorin von Tamedia, und Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP, zumindest eine Allianz eingehen, denn niemand schlägt sie beim Fettnäpfchen-Wettbewerb:

Damit betritt Wermuth nun ganz dünnes Eis, rutscht aus und schlägt hörbar auf. Islamismus sei «rechtsextreme Gewalt»? Gleichzusetzen mit «abendländischem Faschismus»?

Damit wärmt Wermuth eine längst erledigte Debatte wieder auf. Das Problem der Linken war und ist, dass Kritik am Islam und am Islamismus für sie streng nach Rassismus riecht. Denn für einige Gutmenschen ist sogar der Tschador, gar die Klitorisbeschneidung Ausdruck einer anderen Kultur, der man mit tolerantem Respekt und nicht mit eurozentristischer Arroganz und postkolonialer Verachtung gegenübertreten dürfe.

Nun ist das mit eigentlich inkompatiblen Ideologien oder religiösen Wahnvorstellungen so eine Sache. Das gleiche Spielchen versuchte die Linke auch mit dem Begriff Antisemitismus. Das sei per Definition eine rechte Geisteshaltung, wurde lange Zeit behauptet. Bis knirschend eingeräumt werden musste, dass es auch linken Antisemitismus gibt. Der sich innerhalb der berechtigten Kritik an den Kriegsverbrechen der israelischen Armee auch in Teilen der linken Studentenbewegung äussert.

Islamismus ist, kurz gesagt, «eine entgrenzte, totalitäre Bewegung gegen den als entartet wahrgenommenen Westen und die Juden als Inkarnation des Bösen», wie das die NZZ mal definierte. Nun ist es so absurd, Islamismus mit Rechtsextremismus gleichzusetzen wie mit Linksextremismus, nur weil der Top-Terrorist Carlos und andere Linksextreme zum Islam konvertiert sind.

Genauso dümmlich sind die Versuche von Rechten, dem Nationalsozialismus zu unterstellen, er sei eigentlich links gewesen, nur weil die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei schlichtweg aus Propagandagründen alle Slogans zusammenmixte.

Da schrieb die NZZ auch ganz richtig: «Da sich jedoch beide Bewegungen ganz verschiedener ideologischer Versatzstücke bedienen, gibt es keinen Grund, den Islamismus auch noch im vielzitierten «Kampf gegen rechts» zu integrieren (der sich längst auch gegen Konservative und Liberale richtet).»

Dagegen meint der Flachdenker Wermuth, rechtsextreme Gewalt käme «im Gewand des Islamismus oder des abendländischen Faschismus» daher.

Was für ein Glück, dass Helmut Hubacher nicht mehr erleben muss, auf welch erbärmliches intellektuelle Niveau eine Führungskraft der SP gesunken ist. Natürlich verführt X dazu, mal schnell einen rauszuhauen. Aber genau dann entlarvt sich der Autor in aller Erbärmlichkeit, in seiner Unfähigkeit zum differenzierten Denken, in seiner Verwendung untauglicher Vergleiche, deren Anwendung verheerende Auswirkungen auf das politische Tagesgeschäft hätte.

Aber es ist zu hoffen, dass es in der SP noch Restbestände von politischen Denkern gibt, die sich schaudernd von solchem Unsinn abwenden.