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Wumms: Daniel Binswanger

Der HiC der «Republik».

Es gibt den Commander in Chief, den Oberkommandierenden. Berühmtestes Beispiel war Fidel Castro, der Comandante en Jefe. Das war ein Monument von Mann.

Bei der «Republik» ist alles eine Nummer kleiner. Einige Nummern kleiner. Klitzeklein. Hier gibt es einen HiC. Das steht für Heuchler in Chief. Denn nichts anderes ist der Chefredaktor Daniel Binswanger.

Er gehörte zum Team des «Magazin» von Tamedia. Eine rachsüchtige Ex-Mitarbeiterin zog, nachdem sie gefeuert worden war, über ihren ehemaligen Chef dort her. Der habe sie auch vor der versammelten Redaktion erniedrigt, sei verbal übergriffig geworden.

Endlich mal eine Anschuldigung, die man problemlos verifizieren oder falsifizieren könnte. Denn es gab ja angeblich genug Augen- und Ohrenzeugen. Nur: die feigen Gutmenschen des «Magazin» waren nicht in der Lage, so viel Zivilcourage aufzubringen, um sich öffentlich zu äussern. Stimmen die Vorwürfe, stimmen sie nicht? Der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin? Verweist schmallippig an die Medienstelle des Hauses. Mikael Krogerus, Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach, die nie zögert, Sexismus anzuprangern, wo er ist und nicht ist? Tiefes Schweigen. Und Daniel Binswanger, der über Jahre eine Kolumne schrieb, in der er unermüdlich der Welt gute Ratschläge erteilte und alles Böse, Diskriminierende, Sexistische streng verurteilte? Kein Ton.

Er bleibt sich treu. Denn er wechselte zur «Republik», wo er jede Woche genau das Gleiche wie beim «Magazin» macht. Und sonst nicht viel. Aber da das Blatt für alles Gute auf der Welt einen ziemlichen Verschleiss an Chefredaktoren hat, übernahm er auch diesen Posten geschmeidig.

Nun hat die «Republik» ein paar Probleme. Geldprobleme, Steuerprobleme, Klimalabor-Probleme, Payroll-Probleme, Probleme mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. Ach, und ein Problem mit ihrem Star-Reporter, der gerade menschenfreundlich fristlos gefeuert wurde. Ohne dass er wusste, wer ihn eigentlich beschuldigt. Ohne dass er die versprochene Gelegenheit bekam, sich zu den Vorwürfen zu äussern.

Selten schräg ist auch: alle Denunziantinnen (Männer dürften nicht darunter sein) verstecken sich feige in ihrer Anonymität. Den Namen des Beschuldigten kennt eigentlich jeder, aber auch er wird nicht genannt. ZACKBUM respektiert das, findet es aber inzwischen ziemlich kindisch.

Das wären doch so zwei, drei Gründe, dass der nie um einen Ratschlag für die Welt verlegene Binswanger das mal in seiner Kolumne thematisieren könnte. So als Chefredaktor und Verantwortungsträger.

Doch nicht die schreibende Schmachtlocke. Stattdessen labert sie im Podcast «Demokratie-Check» über das ausgeleierte Thema «Was macht Fremdenhass zu einer politischen Waffe der Rechten?» Stattdessen:

Die Hütte brennt, der Dachstock droht einzustürzen, der Keller steht unter Wasser, die «Republik» steckt in einer existenzbedrohenden Krise, die diesmal nicht durch Geldmangel verursacht ist. Das Blatt der guten Lebensart versemmelt geradezu dramatisch und tragisch die Handhabung einer keinen Sexismus-Affäre. Der neue Verwaltungsrat zeigt gleich zu Beginn, dass er die Lage nicht im Griff hat und dem Problem nicht gewachsen ist.

Screenshot «Republik».

Ungeschicktere Medienmitteilungen als diejenigen, die von 55 angeblichen Kommunikationsprofis gebastelt werden, hat man nicht mehr gesehen, seit Pietro Supino den Roshani-Skandal in den Sand setzte.

Und Binswanger? Er folgt dem Beispiel von Constantin Seibt. Der kümmert sich eigentlich nur noch um den Faschismus in den USA. So von Zeit zu Zeit, wenn er Sprachdurchfall bekommt. Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine? Preist im idealen Moment einen neuen NL an. Die «Stabsstelle Chefredaktion»? Sagt komischerweise nix. Dominik Cavalli, «Head Human Resources»? Sagt zu dieser humanen Katastrophe nix. Sonia Cirillo, «Senior Controllerin», kontrolliert nix. Amanda Strub und Katharina Hemmer, die Co-Geschäftsführerinnen? Dürfen nix mehr sagen. Der Golden-Ager VR? Eiert.

In einer solch desolaten Lage wäre es doch die vornehmste Aufgabe des Commander in Chief, von der Kommandobrücke der eigenen Mannschaft aufmunternde Durchhalteparolen zuzurufen. Der Öffentlichkeit mit markigen Worten klarzumachen, dass die «Republik» alle Probleme in den Griff bekommt, noch besser wird, noch guter, noch humaner, noch vorbildlicher, noch transparenter.

Da könnte sich Binswanger ein Beispiel an der Edelfeder Ullrich Fichtner beim «Spiegel» nehmen. Den kostete der Relotius-Skandal zwar die schon zugesagte Stelle als Chefredakteur. Aber in einem Gewaltakt schrieb der die Relotius-Affäre so hin, dass es eine intellektuelle und schriftstellerische Freude war, ein solch raffiniertes Schönschreiben zu lesen. Eine perfekte Mischung aus Schuldeingeständnis, Erklärung, Berufung auf das Gute beim «Spiegel», Selbstgeisselung und ein Spürchen Kritik an den Kritikern. Ein Sahnestück.

Statt schwabbeln endlich mal schreiben. Statt die Welt, die Schweiz und alles Rechte und vor allem die SVP zu kritisieren, was ja wohlfeil ist, endlich mal ein intellektuell anspruchsvoller Versuch, die Kacke, in der die «Republik» steckt, golden anzumalen und zu parfümieren. Wäre eine echte Herausforderung. Aber davor versagen die Republikaner regelmässig.

Sie bleiben lieber im Mief der Selbstgerechtigkeit unter Luftabschluss unter sich. Kein schöner Anblick.

«Magazin»: billiger Jakob

Damit schliessen wir unsere Berichterstattung über diesen lebenden Untoten ab.

Das «Magazin» war einmal eine Benchmark für anspruchsvollen Journalismus. Als Beilage des «Tages-Anzeigers» war es nicht auf Verkäufe angewiesen. Als Hochglanzblatt war es Anlaufstelle für Hochglanzinserate. Eine ideale Mischung, damit sich begabte Redakteure austoben konnten. Ende Nostalgie.

Auch das «Magazin» wurde Opfer des Sparwahns bei Tamedia, wo ohne Rücksicht auf Verluste von jedem Profit Center der gleiche Return on Investment verlangt wird.

Schon Finn Canonica musste seine Feuerprobe bestehen, als er Inhalt und Redaktion aus Spargründen völlig umzukrempeln hatte. Dass es noch schlechter geht, beweist wöchentlich sein Nachfolger, die Wetterfahne Bruno Ziauddin. Getreuer Stellvertreter, der solo einen Jubelchor auf den abgehenden Canonica sang. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass sein Chef gefeuert worden war.

Seither hat auch er sich zum Roshani-Skandal ein Schweigegelöbnis auferlegt. Was ihn – und nicht nur ihn – moralisch völlig diskreditiert. Im Winzig-Editorial der letzten Ausgabe labert er über das «halbjährlich wiederkehrende Ereignis der Zeitumstellung». Wir warten auf sein Edito, das sich mit dem jährlich wiederehrenden Ereignis des Frühlings befasst.

Diesem brüllend spannenden Thema ist auch die Cover-Karikatur (siehe oben) gewidmet. Wer darüber lacht, muss extrem kitzlig sein und kräftig gekitzelt werden.

Eine Würdigung der Kolumnisten ersparen wir dem Leser. Dann folgen 10 Seiten über die Klage eines peruanischen Bauern gegen einen deutschen Grosskonzern. «Es ist der wohl folgenreichste Gerichtsprozess des 21. Jahrhunderts». Realistisch betrachtet: niemand nimmt das ernst, und auch die «Magazin»-Leser können sich schon beim Ostereiersuchen nicht mehr daran erinnern.

Dann hat die «Künstlerin» Jenny Rova ein Kunststück auf ihrem Blog veröffentlicht. «Neun Männer, die sie liebten, neun Männer, die sie fotografierten». Häufig leichtbekleidet, nicht selten im Bett, immer peinlich. Plus eine echte Drohung: «Im Alter will sie dann all die Männer anschreiben, die sie zwischen fünfzig und achtzig geliebt und fotografiert haben.» Begleitet wird dieser Unsinn von einem Text der stellvertretenden Chefredaktorin des Magazins der «Süddeutschen Zeitung». Das hat einen Vorteil: es ist billig.

Dann schafft es Ulf Lippitz, sein misslungenes Interview mit John Malkovich aus der SZ im «Magazin» zu rezyklieren. Der Hollywoodstar muss seine gnädigen fünf Minuten gehabt haben, dass er ernsthaft auf solche Schwachsinnsfragen antwortete:

«Darf man davon ausgehen, dass Sie nicht geimpft sind?
Doch, ich musste es ja tun. Das wurde von der Schauspielergewerkschaft vorgeschrieben, sonst hätte ich nicht arbeiten dürfen.
Und hurra, Sie leben noch!
Trotzdem wird sich erst in der Zukunft zeigen, ob die Impfung eine gute Idee war.»

Malkovich musste da durch, weil er einen neuen Film zu promoten hat. Aber ZACKBUM muss sich das nicht mehr antun.

 

Die «Magazin»-Memmen

Hat man so viel kollektive Feigheit schon jemals gesehen?

Bruno Ziauddin ist als Stellvertreter von Finn Canonica auf dessen Stuhl gerutscht. Bei der Gelegenheit verabschiedete er seinen Chef mit einer Eloge und vergass zu erwähnen, dass der gefeuert worden war. Als seine Mitarbeiterin Anuschka Roshani gefeuert wurde, blieb er stumm. Wenn man ihn heute fragt, was denn da abging, verweist er schmallippig auf die Medienstelle von Tamedia.

Im aktuellen Editorial sabbert er über Eltern mit Kindern und solche ohne. Und über einen Zahn Lumumbas, ein Thema, das ihn «aufgewühlt und ja: wütend gemacht» habe. Das Thema, ob sein ehemaliger Chef weggemobbt wurde oder jahrelang seine Mitarbeiterin quälte, das lässt Ziauddin aber öffentlich völlig kalt.

Dann haben wir den Kampffeministen und Fan inkludierender und nicht diskriminierender Sprache Philipp Loser. Schnell zur Hand, wenn es aus Gutmenschenperspektive etwas zu verbellen gilt, wenn es einen Konzernjournalisten braucht, der einen unliebsamen Konkurrenten so niederschreibt, dass der Artikel gelöscht werden muss und er selbst zu Kreuze kriechen. Bleibt stumm. Katja Früh: kein Wort. Kaltërina Latifi? Schreibt übers Duzen. Christian Seiler? Über «Sushi oder das Rätsel der Aale». Anita Blumer, «Autorin und Regisseurin»: über Kinder. Simona Pfister? Über Simone de Beauvoir. Eva Hirschi? Über «ein Tag im Leben». Max Küng? Hat sich verirrt.

Im Impressum sind neben Bruno Ziauddin und seiner stellvertretenden Quotenfrau Barbara Achermann drei  Redakteure aufgeführt, darunter Mikael Krogerus, der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach. Dazu sieben «redaktionelle Mitarbeiter». Diverse von ihnen sind Autoren im Verlag «Kein & Aber» des Gatten von Roshani, wie zum Beispiel Nina Kunz.

Es gibt kaum ein Unrecht auf der Welt, dass das «Magazin» noch nicht angeprangert hat. Sexuelle Übergriffe, Ausnützung von Machtpositionen, Diskriminierung, Anzüglichkeiten, #metoo, Frauen als Opfer von Machomännern: aber hallo, wo sich ein Thema an den Haaren herbeiziehen liess, da war das «Magazin». Und gab es keine Haare, drehte es Locken auf der Glatze.

Nun wogt seit über einem Monat eine Debatte, ob die Behauptungen von Roshani zutreffen, ihr ehemaliger Chef habe sie jahrelang gemobbt, diskriminiert und gedemütigt. Auch coram publico, also vor Zeugen, vor anderen Redaktionsmitgliedern.

Aber hat es ein einziges bislang geschafft, mit Namen hinzustehen und Zeugnis abzulegen? Nein. Es gibt nur anonyme Heckenschützen, die alles als «noch viel schlimmer» beschreiben. Wenn sie nicht von den jeweiligen Autoren der Konkurrenz erfunden wurden. Es gibt eine Recherche vom «Schweizer Journalist», der acht Mitarbeiter zitiert, die übereinstimmend sagen, dass sie solche Verhaltensweisen von Canonica nicht erlebt hätten, es kein Mobbung gegeben habe und das Klima auf der Redaktion gut gewesen sei. Aber auch sie machen das anonym.

Man habe sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können, ist das sackschwache Pseudoargument aus der Dunkelheit des Schweigens. Herrscht da Schiss vor arbeitsrechtlichen Folgen? Nun, gratis aus der Anonymität wäffeln, das ist billig. Hinstehen und Konsequenzen gegenwärtigen, das bräuchte einen Funken Zivilcourage.

Nicht mal den bräuchten die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger und der in anderen Zusammenhängen tief gründelnde Reporter Daniel Ryser. Aber auch sie haben ein Schweigegelübde abgelegt, ignorieren wie alle anderen Anfragen, als wären sie bereits im Kloster.

An alle diese Maulhelden und Memmen öffentlich die einfache Frage: Glaubt Ihr wirklich, angesichts dieses Verhaltens glaubt Euch noch irgend jemand Eure Ansichten über irgend etwas? Und Zusatzfrage: Schämt Ihr Euch denn gar nicht, wenn Ihr morgens in den Spiegel schaut?

 

… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»