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«Republik»: Besitzer-Beschimpfung

Verlegerkritik an einem Schmieren-Artikel? Die Autoren kläffen zurück.

Die «Republik» beantwortete die Frage von ZACKBUM, ob es menschenmöglich sei, das unterirdische Niveau des Verleumdungsartikels über ein angebliches Netzwerk von «Info-Kriegern» noch zu unterbieten. Die Antwort lautet ja, es erblickte der Schmieren-Artikel «Der Aufsteiger» über den NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer das Licht der kleinen Welt der Demokratieretter.

Diese ausschliesslich auf anonymen Stänkereien beruhende Kloake journalistischen Schaffens wurde sogar innerhalb der Gesinnungsblase der «Republik»-Verleger in Kommentaren scharf kritisiert. Neben wenig (wohl bestelltem) Lob hagelt es sogar Abbestellungen:

«Der Artikel behauptet, statt zu zweifeln. Er ist kritisch, ohne selbstkritisch zu sein. Die Autor:innen scheinen restlos überzeugt von ihrer Einschätzung.  – Und jetzt? Was genau ist die Story? – Für mich ist das Gossip: Persönliche Recherchen, gespickt mit Zitaten, wo sie grad passen. – 

Dieser Artikel hat mich in meinem Unbehagen bestärkt, das mich bei der Lektüre von Republik zunehmend befällt.

– Manchmal führe ich mit mir den folgenden Test durch: Ich frage mich «Was von dem, was ich eben gelesen habe, könnte ich jemandem als eine verlässliche und überprüfbare Information weitervermitteln?» Je näher die Antwort gegen Null zustrebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es sich beim Gelesenen um Kolportage handelt. – Braucht es dazu uns, das Publikum? Gibt es dafür keine andere Organe? – Sie Herr Albrecht, wie auch der Rest des Teams, welche die publizistische Verantwortung der Republik trägt, sollten sich hingegen fragen: Haben Sie auch tatsächlich was Relevantes zu berichten über diese Person? (Meinem Verdikt nach: Offenbar nicht wirklich. Deshalb die Seichtigkeit.) – Ich persönlich finde den Artikel ziemlich geschmacklos.»

Sogar der Ex-Mitarbeiter Urs Bruderer kann nicht schweigen: «Disclaimer: Jonas Projer war mein Kollege in Brüssel und ist mein Freund. Und für die „Republik“ hab ich mal gearbeitet. Aber so geht das nicht. „Die Republik hat mit zwei Dutzend Personen gesprochen, …“ – diese Floskel ist kein Freipass, um nachher eine Geschichte ohne Belege und Zitate zu erzählen.»

Dass den Autoren Albrecht und Beck eine Kritik von ZACKBUM schwer an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, ist einfach Ausdruck von Arroganz, die aus Unsicherheit entsteht. Aber wenn selbst innerhalb der eigenen Verlegerschaft massiv protestiert wird, entsteht daraus der vielbeschworene «Dialog» mit den Autoren? Nicht wirklich. So meldet sich Albrecht zu Wort und weist seine Brötchengeber scharf zurecht:

«Ich möchte hier auf die vielen Kommentare antworten, die unseren Text kritisieren. Und ich möchte betonen, dass es für uns nach wie vor keinen Zweifel an der Recherche gibt. … Es ist wichtig, dass wir die Geschehnisse so wiedergeben, wie wir es hier getan haben. Dazu gehört auch die Zitierung von anonymen Quellen. Ohne sie wäre Veränderung unmöglich

Welche Recherche? Welche Geschehnisse? Welche Veränderungen?

Auch die Co-Autorin Ronja Beck will unter Beweis stellen, dass sie völlig beratungsresistent ist: «Ich glaube, hier eine Diskussion zu entfachen, bringt aus offensichtlichen Gründen nichts. Deshalb nur kurz: Warum du Informationen von anonymisierten Quellen mit Gerüchten gleichsetzt, ist mir schleierhaft. Ich kann dir versichern, wir haben hier mit gut informierten Quellen gesprochen.»

Sie will offenbar nicht verstehen, dass die Verwendung von anonymen Quellen eine entscheidende Voraussetzung hat: die Glaubwürdigkeit desjenigen, der sie zitiert …

Aber Beck kann noch mehr dafür tun, sich lächerlich zu machen: «Es gibt auch nahezu beliebig viele Unternehmen, die ihr Personal schlecht behandeln. Hätten wir deshalb nie über Globegarden schreiben sollen

Darauf erübrigt sich jeder Kommentar, ausser dem eines «Verlegers»: «Globegarden? Ich hoffe, die Geschichte über Projer fällt nicht genauso in sich zusammen … 😬»

Denn das Duo Infernal Albrecht/Beck zeichnete ebenfalls für den Gewaltsflop «Globe Garden» verantwortlich. Aufgrund fast ausschliesslich anonymer Anwürfe ehemaliger Mitarbeiter zogen die beiden den grössten Betreiber von Kitas in der Schweiz durch den Dreck. Eine gründliche externe Untersuchung der Vorwürfe ergab dann: nichts dran, null, kein einziger Vorwurf (sofern die ungenauen Behauptungen überhaupt konkretisiert werden konnten) liess sich erhärten. Nicht einer. Anlass für Einsicht oder Selbstkritik bei den beiden? Ebenfalls null.

Offensichtlich findet bei der «Republik» keinerlei Qualitätskontrolle mehr statt. Anders lässt sich der Unsinn über die «Info-Krieger» nicht erklären. Anders lässt sich nicht erklären, dass dieser Schmieren-Artikel publiziert werden konnte, der an Lächerlichkeit und fehlerhaften Anwürfen nicht zu überbieten ist. Dazu nur ein Beispiel als Absackerchen.

Um den ungebremsten Egotrip von Projer zu belegen, behaupten die beiden Schmierfinken in ihrem Artikel: «Damit die Schein­werfer keine unerwünschten Schatten auf das Gesicht des Chef­redaktors werfen, muss die Raum­höhe erweitert werden.»

Kleines Problem mit der Wirklichkeit: Der Chefredaktor stand im ersten Jahr praktisch nie vor der Kamera

Wie kommentiert ein gefrusteter Verleger so richtig: «Ich bin allerdings vor allem enttäuscht, wie auf die kritischen Kommentare reagiert wird. Ich sehe vor allem Rechtfertigungen und Abwehrreaktionen.»

Wer sich selbst ohne Not ins Eck manövriert, über keinerlei Fähigkeit zur Selbstkritik verfügt, null Ehrfurcht vor den primitivsten Standards seines Berufs hat, sollte ihn wechseln, statt das ohnehin ramponierte Image noch weiter zu versauen. Im Gastgewerbe zum Beispiel werden dringend Kräfte gesucht …

Wem gehört die «SonntagsZeitung»?

Einer AG mit schlappen 100’000 Franken Stammkapital.

Lange Jahre war es einfach und klar. Der «Tages-Anzeiger» und dann auch mal die «SonntagsZeitung» wird vom Verlag «Tages-Anzeiger» herausgegeben, und der gehört der Familie Coninx.

Dann kamen die schnellen, neuen Zeiten, und die Namen wechselten schneller als eine rotierende Druckmaschine. Zunächst wurde es Tamedia, denn das Haus hatte sich teure Flops und Einkäufe im Bereich elektronische Medien, also Privat-TV und Privat-Radio, geleistet.

Dann kamen auch artfremde Handelsplattformen im Internet dazu, das hatte auch Auswirkungen auf den Namen; man probierte es mit einem kurzen «T». Verstand zwar keiner, aber hat sicherlich auch was gekostet.

Eine schmalbrüstige AG

Aber das Bessere ist der Feind des Guten, daher wurde das «T» durch «TX» ersetzt. Kostete sicher auch ein Gewehr, und das X als Kürzel für alles, was modern und digital daherkommen will, das hat schon einen ganz, ganz langen Bart.

Aber damit nicht genug, heutzutage muss man sich natürlich breit und verschachtelt aufstellen. Auch das gibt es nicht umsonst, aber dafür heisst seit letztem Herbst der Herausgeber der «SonntagsZeitung» etwas länglich «Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG».

Diese AG verfügt bloss über das gesetzliche Mindestkapital von liberierten Fr. 100’000. Aber keine Angst, in sie übergeführt werden die ebenfalls 100 Namensaktien der «Basler Zeitung», zu einem Preis von rund 30 Millionen, ebenfalls die Aktien der Espace Bern AG für rund 279 Millionen.

Damit beherrscht die schmalbrüstige Tamedia AG also den Teil der Deutschschweizer Medien, der nicht zu CH Media gehört. Präsidiert wird die AG vom Big Boss des Konzerns, Pietro Supino. Verwaltungsrat ist seit März Pascale Bruderer, die frühere SP-Nationalrätin und Vorzeige-Genossin. «Das minimale Aktienkapital von CHF 100’000 macht nur einen Teil des Eigenkapitals der Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG aus», sagt die Kommunikationsverantwortliche Tamedia.

Ebenfalls im März 2020 versicherte man sich zudem des geballten Wissens von Pierre Lamunière sowie der beiden Deutschen Mathias Müller von Blumencron und Konstantin Richter. Lamunière gehörte die Westschweizer Edipresse. Müller ist nach einer eher selten von Erfolg gekrönten Karriere, so wurde er beim «Spiegel» gefeuert und auch bei der FAZ war er nicht lange an Bord, beim Berliner «Tagesspiegel» untergekommen.

Beide «besitzen beide eine fundierte publizistische Expertise, die sie in den Verwaltungsrat von Tamedia einbringen und die von grossem Mehrwert für das Unternehmen ist», lobt dagegen die Medienstelle von Tamedia auf Anfrage.

Weniger als die nächste Schlagzeile

Das wäre eigentlich ein interessanter Fall für das «Recherchedesk» oder für die Wirtschaftsredaktion im Hause. Was sind die Gründe für diese Konstruktion? Wieso übernimmt eine Klitsche mit lediglich dem obligatorischen Kapital Sachwerte von stolzen 309 Millionen Franken? Wie kann es sein, dass der Oberchefredaktor Rutishauser auch noch Zeichnungsberechtigter ist? Und was qualifiziert Bruderer für den Einsitz im VR? Und wieso existiert «Sonntagszeitung» nur noch als eingetragene Marke?

Im Internet läuft das unter dem Slogan: «Tamedia. Mehr als die nächste Schlagzeile.» Aber soweit geht dann die Transparenz in eigener Sache doch nicht. Allerdings: Wer selbst im Glasholzhaus sitzt, sollte vielleicht nicht mit Steinen werfen.