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Gute Nachrichten von Wanners

CH Media kann aufatmen. Schloss und Weinberg gehen es gut.

Man schätze sehr den «fairen Dialog» mit der Personalkommission, wird CEO Michael Wanner zitiert. Das habe dazu geführt, dass man statt 150 «nur» 140 Vollzeitstellen abbaue. Ach ja, und nach fröhlichen Weihnachten werden dann im Januar 80 Mitarbeiter auf die Strasse gestellt. Da kommt Freude an den Festtagen auf.

Dieses Desaster erklärt, wieso die Trennung vom erfolgreichen CEO Axel Wüstmann recht rumpelig erfolgte. Der wusste sich nicht anders zu helfen, als den Kamikaze-Expansionskurs des Wanner-Clans in die elektronischen Medien öffentlich in Frage zu stellen. Das kostete ihn wie wohl beabsichtigt den Job. Zuerst sollte er seinen Nachfolger, einen Wanner-Sprössling, noch einarbeiten. Dann stellte sich wohl heraus, dass das eine eher schwierige Aufgabe wäre.

Also wurde aus der vorausschauend langfristig geplanten Übergangsregelung eine Freistellung per sofort.

Am Sozialplan für die Massenentlassung werde nun nicht mehr geschraubt, lässt das Unternehmen noch mitteilen. Ach, und auf Anfrage von persönlich.com wurde bestätigt, dass die Teppichetage nicht auf Lohn und Boni verzichte. Dazu sei man gezwungen: «Lohn und Boni sind Teil der Vertragsvereinbarung, an die sich Arbeitgeber halten müssen», bedauert die Kommunikationschefin.

Ein weiterer Beitrag zu: für wie dumm hält der Wanner-Clan eigentlich seine Konsumenten und Mitarbeiter? Natürlich kann ein Unternehmen nicht einfach zugesicherte Leistungen verweigern. Aber die Versager in der Geschäftsleitung, die für dieses Schlamassel verantwortlich sind, könnten ja freiwillig ihre Solidarität mit den Gefeuerten zeigen. Oder so kundtun, dass auch sie selbst mit ihrer jämmerlichen Performance nicht so ganz zufrieden sind.

Aber bei diesen materiefremden Managern herrscht die gleiche Mentalität wie bei Bankern. Gewinn, Verlust, Drama, Vollversagen – völlig egal, satter Lohn und üppiger Bonus muss sein.

Ein Stellenschwund von 7 Prozent, das sind keine Peanuts. Nachdem bereits durch die Installation einer Zentralredaktion und die Belieferung unzähliger Kopfblätter mit einer Aarauer Einheitssauce kräftig eingespart wurde.

Auf der anderen Seite kaufte Wanner die NZZ aus dem gemeinsamen Joint Venture, gleichzeitig kaufte das Medienhaus alle Privat-TV- und Radio-Stationen auf, die erhältlich waren. Ohne es damit zu schaffen, zu einer echten Konkurrenz des grossen Bruders SRF zu werden.

Man ist v ersucht, Parallelen zum Wunderwuzzi aus Österreich zu ziehen. Aufkauf um des Aufkaufs und des Namens willen, Tele Züri, Radio 24, die 3+-Senderfamilie, diverse Lokalsender, die nun auch teilweise mit einer Einheitssauce bespielt werden. Strategie dahinter? Das Joint Venture mit der NZZ im Bereich Tageszeitungen. mit Ausnahme des Fasses ohne Boden «watson». Strategie? Dann Abkauf der NZZ-Anteile. Strategie?

«Der Stellenabbau bei CH Media ist aber weiterhin dringlich und für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens unvermeidbar», tönt Filius und CEO Wanner. Wir holzen kräftig ab, auf dass der Wald gedeihe. Was an einer Massenentlassung zukunftsfähig sein könnte, das weiss wohl nur Wanner.

Zukunftsfähig wäre es, wenn die Chefetage eine Strategie ausgebrütet hätte, mit der das Wanner-Imperium zukunftsfähig würde. Das wäre dann eine echte Sicherung, auch von Arbeitsplätzen. Aber so? Beruf Tochter oder Sohn, das ermöglicht zwar den ungebremsten Aufstieg, reicht aber nicht unbedingt als Qualifikation für höhere Positionen.

So wie die UBS schon längst durchrechnete, was ihr eine Übernahme der Credit Suisse bringen würde, beschäftigen sich bei Ringier und Tamedia garantiert auch schon ein paar Nasen damit, zu welchem Preis eine Übernahme von CH Media Sinn machen würde.

Letztlich ein typisches Problem der dritten Generation in Unternehmen …

Zweitgrösste Bank: na und?

Die CS ist in der letzten Woche in 203 Artikeln erwähnt worden. Darunter ein kritischer.

Die Bank ist krank. Das kann man bei der Credit Suisse wohl sagen, ohne gleich ein nettes Schreiben der Hauskanzlei Hartmann & Merker zu bekommen. Hoffentlich.

Vor Ostern verabschiedete sich die einstmals stolze Bank mit 7,17 Franken von der Börse. Die gute Nachricht: vor etwas mehr als einem Jahr erreichte sie ein Tiefst von 6,206 Franken. Anfang November letzten Jahres lag sie bei stolzen 10,175; zweistellig, Wahnsinn. Seit 1. Januar 2022 verlor die Aktie weitere 19,09 Prozent ihres Werts.

Das Trauerspiel in den letzten drei Jahren. (Quelle: cash.ch)

Die Ursachen sind bekannt. Abhilfe ist nicht in Sicht. Angesichts solcher Zahlen und Entwicklungen könnte man eigentlich annehmen, dass das Führungspersonal, das Management, die Geschäftsleitung einkommensmässig etwas kürzer tritt. Für die nächste Aktionärsversammlung am 29. April fordern unter anderem die grossen Aktionärsberatungsfirmen ISS und Glass Lewis, keine Décharge zu erteilen. Diese Verweigerung der Entlastung vom letzten Geschäftsjahr hat zwar weitgehend eine symbolische Bedeutung. Noch nie – weder bei der UBS, noch bei der CS – wurde der Versuch unternommen, das Management haftbar für einen katastrophalen Geschäftsverlauf zu machen.

Der abgetretene langjährige VR-Präsident Urs Rohner entschuldigte sich in seiner letzten Rede für den trübseligen Aktienkurs. Aber ausser schönen Worten und klitzekleine Verzichtserklärungen gilt für die Bank weiterhin: Business as usual. Das heisst, die Ausschüttung der sogenannten «variablen Vergütung», also von Boni, hat nur sehr rudimentär mit dem Geschäftsverlauf zu tun.

Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz» hat sich die Mühe gemacht, entsprechende Zahlen aufzubereiten. Das Ergebnis ist, gelinde gesagt, ernüchternd.

In den letzten 8 Jahren wurden insgesamt Boni in der Höhe von über 26 Milliarden Franken ausbezahlt. Die Entwicklung des Aktienkurses sah in dieser Zeit so aus:

Von 2014 bis 2022: Kurse von Fall zu Fall. (Quelle: cash.ch)

Für diese 26 Milliarden haben die Banker dann doch wenigstens satte Gewinne erwirtschaftet? Es geht; angesichts ständiger Rückstellungen, Flops und Bussen betrug der in der gleiche Zeitspanne – 1,7 Milliarden Franken. Doch, das Komma steht an der richtigen Stelle. An Boni wurde das 15-Fache des Gewinns ausgeschüttet.

Gut, dann haben aber die Aktionäre wenigstens als Zückerchen für den absaufenden Kurs kräftig Dividenden kassiert? Es geht, 6,4 Milliarden insgesamt.

Was sagt das über eine Bank? Der Börsenwert schnurrt auf Schnäppchenpreis zusammen. Nur kauft niemand, weil alle Schiss haben, welche Leichen da noch im Keller liegen. Der erwirtschaftete Gewinn über Jahre hinweg beträgt jämmerliche 1,7 Milliarden Franken. Die Aktionäre werden mit absaufenden Kursen und Dividenden in der Gesamthöhe von 6,4 Milliarden Franken abgespeist.

Aber das Management der Bank, darunter die GL, die MD, die Key Risk Taker und wie sie alle heissen, schoben sich hingegen genau 26,3 Milliarden «variable Vergütungen» in die Tasche. Wohlgemerkt zum nicht kümmerlichen Grundsalär obendrauf. Wie lässt sich dieses Missverhältnis begründen? Früher sorgte schon für Gebrüll, wenn die Boni die gleiche Höhe wie der Gewinn hatten. Oder im Extremfall wie der Verlust. Alles schon passiert.

Aber dass kumuliert läppische 1,7 Milliarden Gewinn mit satten 26,3 Milliarden variablen Vergütungen honoriert werden, das ist wirklich der Gipfel. Daher herrscht sicherlich auch grosses Hallo in den Schweizer Medien, denn die Bank ist schliesslich «too big to fail» systemrelevant, müsste im Ernstfall mit Steuergeldern gerettet werden. Also müssten eigentlich ähnlich viel Artikel über den Zustand der Bank wie über die Ukraine erscheinen.

Über die Ukraine waren es in einer Woche 9224. Die CS war nicht Subjekt in so vielen Artikeln, sondern wurde einfach 203 mal erwähnt. Ein einziges Mal kritisch – vom Einzelkämpfer Hässig. Das sagt mehr über den Zustand der Schweizer Wirtschaftsberichterstattung als über den der Bank aus. Es scheinen aber durchaus Parallelitäten zu existieren.