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Fragen, nur fragen

Eine der übelsten Verirrungen im Journalismus ist der Frage-Titel.

Jürg Ramspeck, man erinnert sich vielleicht, beendete seine grosse Karriere als Kolumnist beim «Blick». Was er dort schrieb, war nicht wirklich der Rede wert. Aber: in all seinen vielen Kolumnen gab es niemals einen Frage-Titel.

Das ist ein rhetorischer Kniff, fast immer gefolgt von inhaltlicher Leere. Nehmen wir zwei Beispiele aus unserer Lieblingsskriptüre. «Antikörpertests sind plötzlich salonfähig – aber warum?» Tja, lieber Tagi, gute Frage. Weil’s den Salons so passt?

Zunächst einmal gilt: «Fachleute haben hingegen ein gespaltenes Verhältnis zu diesen serologischen Tests.» So ist der Fachmann, auch die Fachfrau, immer gespalten in seinen (ihren) Verhältnissen. Der Artikel beantwortet dann so ziemlich jede Frage, die man zu Antikörpertests niemals stellen wollte. Ausser einer: «aber warum?»

Vielleicht sollte Tamedia sich ein Beispiel im eigenen Haus nehmen, denn «20 Minuten» ist da ganz entschieden: «Antikörpertests sollen weitere Lockerungen ermöglichen».

Damit ist Tamedia aber noch nicht ausgeschossen: «Ist grünes Anlegen sinnvoll – oder nur lukrativ für die Bank?» Gute Frage, aber hier kommt schon die nächste, wirklich gewichtige:

«Ist die Pandemie im Frühling zu Ende?»

Neben der Frage, ob es kommendes Wochenende regnet oder die Sonne scheint, handelt es sich hier um ein Thema von brennendem Interesse. Aber auch hier wird die Frage – blöd aber auch – nicht wirklich beantwortet.

Denn schon im ersten Absatz schrumpft die hoffnungsvolle Oberzeile «Rückkehr zur Normalität» auf Normal-Null: «Es ist ein Hoffnungsfunke. Nicht der erste im Verlaufe der schier endlosen Corona-Krise. Lukas Engelberger, der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz, sagt jetzt: «Ich bin optimistisch, dass wir ab dem nächsten Frühling die Corona-Krise hinter uns lassen können.»»

Aber die Unsitte des Fragetitels kommt in den besten Gazetten vor: «Begibt sich die Schweiz in eine gefährliche Abhängigkeit von ausländischen Cloud-Anbietern?», stellt die NZZ bang in den Raum. Die klassisch liberale Antwort: jein, vielleicht. Also schon. Aber doch nicht so richtig.

Geht da noch einer? Sicher: «Axel Springer – Angriff der «New York Times» auf einen Konkurrenten?» Ja was denn sonst, dumme Frage, muss man das Intelligenzblatt zurechtweisen.

Ganz raffiniert geht hingegen CH Media vor; die verpacken eine Frage in ein Zitat unseres Gesundheitsministers: «Die Frage einer Aufhebung des Zertifikats stellt sich». Wunderbar, denn eine Frage stellen, das bedeutet natürlich nicht, sie zu beantworten. Einfacher sollte aber diese Frage sein: «Waren «einige tausend» oder «über 50’000» in Bern

Mit unseren heutigen modernen Methoden könnte es eigentlich möglich sein, die Anzahl Demonstranten am Samstag in Bern auf die Nase genau zu zählen. Aber leider:  «Klar ist auch: Am Ende ist die Frage nicht nur eine politische, sondern auch eine technische – grosse Menschenmengen präzise zu schätzen, ist schwer.» Och, die im Titel gestellt Frage ist zu schwer. Gut, wer nur beschränkt schreiben kann, kann natürlich noch weniger zählen, logo.

Die «Republik», das ist sie sich schuldig, wirft die Frage in den leeren Raum: «Ist das Schlimmste bald vorbei?» Wohl nicht, denn zurzeit sieht es so aus, als ob die «Republik» dieses Jahresende sogar ohne Bettelaktion und die Drohung, sich zu entleiben, überstehen wird.

Aber die Frage: «Fast 250 Millionen bestätigte Ansteckungen, fast 5 Millionen Todes­fälle im Zusammen­hang mit dem Virus: So lautet die nüchterne weltweite Bilanz zur Corona-Pandemie, die uns seit bald zwei Jahren in ihrem Bann hält. Es fällt nicht leicht, diese Zahlen einzuordnen. Ist das viel, ist das wenig?»

Ja, rund 20’000 Buchstaben später weiss man: kann man so oder so oder auch anders sehen. Aber immerhin, das Artikelende der «Republik» ist originell:

«Zum Schluss diesmal ein ausdrücklicher Hinweis: Haben wir in unserem globalen Überblick ein wichtiges Land vergessen? Oder eine wichtige Begebenheit in einem Land übersehen? Teilen Sie es uns im Dialog­forum mit.»

Wir senken das Niveau nur unwesentlich und schliessen mit ein paar Fragen aus dem «Blick»: «Überzeugt dieser Totimpfstoff auch die Skeptiker?» Aber leider, schluchz, wird auch diese Frage nicht beantwortet. Im Sport sollte sich «Blick» doch auskennen: «Drohen dem FCZ jetzt sogar Punktabzüge?» Aber ach, obwohl die versammelte «Fussball-Redaktion» am Gerät ist, bekommt man statt einer Antwort nur eine weitere Frage eingeköpfelt: «Und warum nicht auch Punktabzüge?» Genau, warum nicht ist immer eine gute Formulierung.

Schliesslich, das ist natürlich unvermeidlich, fragt sich auch das Blatt mit dem Regenrohr im Titel: «Ist die Corona-Pandemie im Frühling vorbei?»

Oder wenn nicht, dann im Sommer? Im Herbst? Immer wieder? Nie? Fragen über Fragen und die Antworten kennt nur der Wind.

 

 

 

 

Boost it, baby!

Unsere Medienlandschaft erinnert wirklich immer mehr an die DDR. Neu mit alternativen Fakten.

Natürlich ist es Verschwörungstheorie, dass in einem Hinterzimmer zu Bern die tägliche Befehlsausgabe stattfindet, was unsere überlebenden drei Medienkonzerne plus Beiboot (Tamedia, CH Media, Springer-Ringier plus NZZ) zum Thema Corona zu schreiben haben.

Aber wenn man verfolgt, wie das Thema Booster-Impfung Schrittchen für Schrittchen dem geneigten und auch dem nicht geneigten Leser nähergebracht wird, dann wird’s einem schon anders.

Dass der Nicht-Geimpfte ein verantwortungsloser, dummer, sich selbst und andere gefährdender Idiot ist, daran haben wir uns gewöhnt. Dass Widerworte gegen die offizielle Corona-Politik, welche absonderlichen Wendungen und Widersprüchlichkeiten die auch beinhaltet, immer Ausdruck einer hetzerischen, unwissenschaftlichen, absurden Geisteshaltung sind, wissen wir inzwischen auch.

Dass man unserer Regierung wenn schon nur vorwerfen kann, dass sie nicht genügend Zwang, nicht genügend Druck auf die völlige Durchimpfung der Gesellschaft ausübt, dass wiederum das Impfen der einzige Königsweg aus der Pandemie sei, auch das ist bis zum Erbrechen wiederholt und bekannt.

Einmal impfen, zweimal impfen, nun neu bald einmal dreimal impfen. Die sogenannte «Booster»-Impfung. Die schiebt sich langsam, aber sicher von «ach nö, muss nicht sein» über «nun ja, vielleicht für Hochrisikogruppen» zu «also eigentlich schon, anderswo wird das bereits gemacht» zu «sollte kommen, kommt, muss sein».

Als wär’s ein Stück aus der Staatspresse

Exemplarisch dafür der Online-Auftritt des «Blick».

Piks, piks, piks. Heute die USA, morgen die Schweiz?

Wie wirksam? SEHR wirksam, welche Überraschung.

Abteilung Scherz lass nach: wenn «watson» Analyse sagt, darf laut gelacht werden.

Tamedia ist hingegen für freiwilligen Zwang.

Auf Seiten Tamedia sorgt der «Leiter Faktchecker-Team» zudem dafür, Zweifler an der Korrelation zwischen Impfquote und Neuinfektionen einzutopfen. Yannick Wiget nimmt sich dafür Stefan Millius*, «der als Corona-Massnahmenkritiker bekannt» sei, zur Brust. Der behaupte, dass durch die bekannte Harvard Studie von SV Subramanian, Professor für Bevölkerungsgesundheit und Geografie, erwiesen sei, dass es eine solche positive Korrelation nicht gebe, die Wirksamkeit der Impfung sei begrenzt.

«Die Aussage von Milius (!), die Eindämmung von Covid-19 durch die Impfung sei eine Mär, ist falsch.

Auf den ersten Blick sieht es zwar so aus, als würde die Studie zeigen, dass Impfungen unwirksam sind. Doch der Autor selbst widerspricht dieser Interpretation vehement. Die mangelnde Korrelation zwischen Impfung und Fallzahlen zeigt für ihn einfach, dass es neben der Impfung noch andere Massnahmen braucht.»

Wenn das die Qualitätsstufe des Leiters des Faktenchecker-Teams ist, dann muss man mit den Fakten – und dem Team – tiefempfundendes Mitleid haben. Denn wer eine faktische Aussage, die an Klarheit nicht zu überbieten ist, dermassen umbiegt, sollte es mal als Leiter eines Märchenerzählerteams probieren. Nebenbei: wer es als Oberfaktenchecker nicht mal schafft, den Namen Millius zweimal richtig zu schreiben, hat sowieso den Beruf verfehlt.

Ergebnisse referieren, dann umbiegen

Zunächst referiert Wiget noch einigermassen korrekt die Ergebnisse: «Die Forscher kommen zum Schluss, dass es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Anteil der vollständig geimpften Bevölkerung und der Entwicklung der Fallzahlen gibt. Sie stellen sogar einen geringfügigen gegenteiligen Effekt fest.»

Dann schreibt Wiget fast wortwörtlich einen Gegenartikel im US-Magazin «Mother Jones» ab. Dort wird der Professor damit zitiert, dass er mit seiner Studie nicht grundsätzlich etwas gegen Impfungen gesagt habe, er halte sie im Gegenteil – neben anderen Massnahmen – für durchaus sinnvoll.

Was Faktenchecker Wiget dem Leser unterschlägt: Der Autor des Artikels ist ein vehementer Befürworter von Impfungen (warum die kritische Haltung von Millius erwähnen, das aber unterschlagen?). Was ebenfalls stehenbleibt, ist die Grundaussage der Untersuchung: Es gibt KEINE erkennbare Korrelation zwischen Impfquote und Ansteckungsquote. Sagt die Studie, sagt der Autor, davon nimmt er keinen Millimeter zurück.

Darum herumzukurven, um einen angeblichen «Corona-Massnahmenkritiker» zu desavouieren, ist schon mal unterste Schublade. Aber es geht noch tiefer. Das schafft man, wenn man den «Sozialwissenschaftler Marko Kovic» zitiert, den Entdecker des deutschen Ablegers des «Intellectual Darkweb». Das verbreite sich so, weiss Verschwörungstheoretiker Kovic: «Von «alternativen» Kanälen wie YouTube und Podcasts über quasi-journalistische Meinungspublikationen wie die «Weltwoche» oder den «Schweizer Monat» bis hin zur Neuen Zürcher Zeitung.»

Ein Faktechecker zitiert einen üblen Demagogen

Wer die NZZ als «quasi-journalistische Meinungspublikation» denunziert, hat jeden Anspruch verloren, ernst genommen zu werden. Schlimmer noch, Kovic ist ein übler Demagoge, der alle Fachmeinungen, die nicht in sein Weltbild passen, argumentenfrei niedermachen möchte: Kovic will diese Stimmen einer Gruppe zuordnen, diese Gruppe in eine gemeinsame Geisteshaltung pressen, die lächerlich machen und denunzieren. In «quasi-journalistischen» Organen äusserten die unwissenschaftlichen Stuss und beschwerten sich öffentlich darüber, dass man sie öffentlich nicht genügend wahrnehme. Ein Trottelhaufen, mit anderen Worten. Lächerlich, aber gefährlich.

Das schrieben wir schon über ihn:

«Gemach, lieber Herr Kovic, das eignete sich vielleicht als Selbstdiagnose. Nur: gefährlich, das sind Sie wirklich nicht.»

Dem «Faktenchecker» kommt der Herr aber wie gerufen: «Sozialwissenschaftler Marko Kovic entlarvt ihre Strategie in den sozialen Medien: «Massnahmengegner finden die Wissenschaft schlecht, wenn sie nicht in ihr Weltbild passt – und zelebrieren die Wissenschaft, wenn ihre vorgefassten Meinungen vermeintlich bestätigt werden. Das Kleingedruckte interessiert sie dabei nicht.»

Faktencheck als Märchenstunde mit Demagogen-Zitat.

Wiget merkt seinerseits nicht, dass das ebenfalls eine gute Selbstdiagnose sein könnte, so wie er mit der Harvard-Studie umgeht. Nur interessiert ihn das grossgedruckte nicht. Wir ernennen ihn zum Mitglied eines Tamedia-Trio-Infernal: Corona-Kreische Marc Brupbacher, Antidemokrat Denis von Burg und nun noch Fakten-Faker Yannick Wiget.

Es stellt sich wieder die Frage, wieso das auch nur einen Rappen Steuersubvention wert sein soll …

 

*Packungsbeilage: Stefan Millius ist Chefredaktor «Die Ostschweiz», wo René Zeyer regelmässig publiziert.

Ex-Press XLVII : Blubber-Blasen

Blüten aus dem Mediensumpf.

Diesmal widmen wir uns, Überraschung, herausragend blöden Meldungen und Aussagen. Nein, diesmal fangen wir nicht mit «watson», sondern mit dem «Blick» an.

Der hat es geschafft, den Alt-Milliardär Hansjörg Wyss zu einem Videochat zu bewegen. Früher wäre das unter Sozialdienst für ältere Mitbürger durchgegangen, heute heisst das «Phantom-Milliardär bricht sein Schweigen».

Was bricht das Phantom so? Nun, die üblichen Anekdoten aus dem Leben eines Milliardärs:

«Zugegeben: Wir sind auch etwas verwöhnt und haben die Möglichkeit, mit meinem Flieger gefahrlos beispielsweise nach Kalifornien zu fliegen.»

Das ist schön für ihn, was hält er denn so von der Schweizer Corona-Politik und der SVP? «Da fehlt es an Intelligenz.» Gut hingegen, dass Wyss aushelfen kann, zum Beispiel mit seiner intelligenten Meinung zur EU: «Der Bundesrat hätte niemals die Verhandlungen abbrechen sollen. Das kann ich nicht verstehen, so etwas macht man doch nicht.»

Und wenn man es macht, was passiert dann? «Wir werden wie Pakistan behandelt werden.» Die Schweiz, das Pakistan Europas, furchtbar. Aber nochmals zur dummen SVP: «Diese Partei ist eine grosse Gefahr für die Schweiz und hat nicht erkannt, dass wir in einer international vernetzten Welt leben. Der SVP ist es am wichtigsten, dass die Schweizer Fahnen in jedem Dörfchen wehen.»

Gut, lassen wir Wyss mit seinem Flieger problemlos wegfliegen. Hat der «Blick» noch mehr zu bieten? Aber sicher, da wäre ja noch der Niederländer Jan-Egbert Sturm. Denn «nur wenige kennen und verstehen die Weltwirtschaft so gut wie» der Leiter der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Ausserdem ist er «seit Februar 2021 Vizepräsident der Corona-Task-Force des Bundes».

Was für eine Erkenntnis dieser Koryphäe der Weltwirtschaft, kann man nicht oft genug wiederholen:

«Es kann schon noch einige Monate dauern, bis die Lieferengpässe beseitigt sind.»

Wer über den Weltwirtschaftsversteher schmunzelt, tut Sturm aber Unrecht. Denn das stimmt, und daher unterscheidet sich diese Aussage von all seinen Konjunkturprognosen für die Schweiz. Mit denen liegt er nämlich nicht mal im 50 zu 50 Schnitt. Sondern haut prinzipiell daneben. Daher trägt sein Institut in Fachkreisen auch den Übernamen DOF.

Doch, einer geht noch. Die «Blick»-Knutschkugel Alain Berset hat herausgefunden, dass wir in einer «unkonventionellen Krise» stecken. Wahnsinn, aber daher braucht es auch unkonventionelle Massnahmen wie das Spritzengeld von 50 Franken. Aber gut, wenn das den Kantonen nicht passt, dann kann man’s auch lassen. Deswegen hat der «Blick» seinen Liebling nicht weniger lieb.

Wir gehen nun an die Spitze – des Alphabets

Nein, liebe «watson»-Fans, wir gehen nun alphabetisch vor, und obwohl der Wanner-Clan hinten im Alphabet steht, die «Aargauer Zeitung» ist ganz vorne und ganz nah:

Wie steht es denn nun mit den Räben, und was hat ein Kohl-Bauer damit zu schaffen? Im Artikel selbst entfaltet sich hier eine sozusagen jede Krume umdrehende Reportage. Denn der Kohl-Bauer baut die Kohl-Art Räben an. Hätten wir nicht gewusst. Und wie eine Nachfrage beim Präsidenten des Bauernverbandes ergibt: «Der Räbenertrag ist sehr gut und vergleichbar mit dem letzten Jahr.» Also alles kein Problem:

«Wer noch Räben brauche, solle sich also bei ihm melden, fügt er an.»

Auch weitere knallharte Recherchen, so bei der Migros Aare, fördern keine Räben-Knappheit zu Tage. Wieso um Himmels willen gibt es dann in Niederlenz keinen «Räbeliechtliumzug»? Damit müsste doch dieser Artikel enden, um jede Menge Journalistenpreise abzuräumen. Aber: «Die Schule Niederlenz war aufgrund der Herbstferien nicht für Nachfragen erreichbar.»

Hatte so gut angefangen …

Hat denn CH Media noch weitere Höhepunkte zu bieten? Schlägt das dem Fass die Krone ins Gesicht, den Boden aus und überhaupt?

Geht so? Ach, aber schliesslich hat CH Media ja noch seine Geheimwaffe, die publizistische Leiter nach unten:

Nein, das hat nichts mit Jolanda Spiess-Hegglin zu tun. Nein, das ist auch soweit inhaltlich korrekt, was zwar bei Pascal Hollenstein erstaunt, aber vorkommen kann. Das Problem ist nur: die Story ist alt. Uralt. Steinzeitalt. Wurde überall schon gespielt. Gähn. Schnarch. Aber wenn man im Impressum gleich unterhalb von Gottvater Wanner steht, traut sich halt keiner, auf solche Details aufmerksam zu machen.

Hat Hollenstein das hier nach 40 Tagen erblickt?

Gut, ZACKBUM gibt zu, «watson» böte auch heute wieder jede Menge Spass und Tollerei. Aber manchmal muss man stark und streng sein, nein sagen können.

Wir greifen nun nicht tiefer, sondern höher

Deshalb nicht ein Griff ins Klo, sondern nach oben. Genau, da kann es nur the one and only geben:

«Doch es wäre fast», auch Eric Gujer leidet etwas unter dem Problem, dass fast ein Wunder nötig wäre, damit sich jemand traut, an seiner Titelgebung leichte Kritik anzubringen. Das gilt natürlich auch für Texte seiner Göttergattin, selbst wenn die gemeinsame Hotelaufenthalte beschreiben.

Einfach zum Mitschreiben: wenn etwas fast wäre, dann ist es nicht, wird es nicht, denn Wunder gibt es immer wieder, wie der Schlager weiss, aber fast sind sie eben nicht zu haben. Und wieso «doch» hier überleiten soll, ob es als Adverb, Konjunktion oder gar Partikel gebraucht wird, da fehlt Heuer dann schon schmerzlich.

Aber, wer gelegentlich zweifeln sollte, ob die NZZ nicht weiterhin das Sprachrohr des Grosskapitals, der Finanzhäuser, des Bürgertums, der Kapitalisten sei, hier wird er beruhigt:

Es menschelt aber auch immer wieder in der NZZ:

Wir wollen diesen Dreisprung aber versöhnlich ausklingen lassen. Alleine dieses Angebot, und das ist nur ein Ausschnitt, zwei weitere Dreistöcker folgen noch, dann Videos und weitere Empfehlungen, also alleine dieses Angebot eines Augenblicks enthält mehr Stoff als in CH Media, Tamedia und «Blick» in einer Woche erscheint. Und nein, wir machen uns keine grossen Hoffnungen, unter Gujers Regentschaft jemals wieder in der NZZ schreiben zu dürfen.

Ex-Press XLVI: Gaga und Gugus

Blasen aus dem Mediensumpf. Heute: alles gaga oder was.

Die Versuchsanordnung ist diesmal einfach. Das Organ gibt seine Spitzenwerke gratis ab, und sie zeichnen sich durch einen höheren Newswert aus. Oder anders formuliert: sie sind gaga, gugus oder beides.

Wenn davon die Rede ist, vielleicht gab’s schon Entzugserscheinungen, muss natürlich sofort «watson» kommen, kein Zweifel. Um uns dem Niveau anzunähern, erzählen wir dieses Ex-Press wieder als Fotoromanza, als Bildergeschichte.

Beim Bericht über den Gotthard-Fahrer kommt «watson» schriftlich ins Stammeln.

«watsons» Beitrag zu: das will man sicher nicht wissen.

Philipp Löpfe hat mal wieder die NYT gelesen – und nicht ganz verstanden.

 

So eingestimmt und tiefergelegt schreiten wir zu «20 Minuten».

Bekannt? Na und, die Medienmitteilung der Urne Polizei kann halt jeder abschreiben ..

Erklärungen würden hier zu weit führen. Es hat aber nichts mit Hellsehen zu tun. 

Das ist für ZACKBUM die News des Tages, ohne Zweifel.

Für alle, die noch nicht auf dem Zahnfleisch gehen, wir schreiten zu «blue News».

Die Message der Werbung versteht man noch, aber den Rest?

Nochmal der Tunnel? Aber sicher, das Fitessen kommt dann auch nochmal …

Sowohl gaga links wie gugus rechts haben wir nicht erfunden.

Einer geht noch, das stehen wir gemeinsam durch; eine solche Reihe wäre unvollständig ohne «Blick».

Wir hatten gewarnt, das Eingeklemmte wird uns verfolgen.

Wir widersprechen einem Hirnforscher nur ungern. Aber das Hirn in der Hand scheint schlauer zu sein als der Kopf dahinter.

Wen das nicht mit der Newslage, der Queen und dem Leben versöhnt, ist ein Unmensch.

Wenn ein Fussballtrainer zum Virologen wird

Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, weiss, wie der Ball rollt. Da ist er Experte. Bis vor Kurzem hielt er sich bewusst aus allem andern raus. Jetzt nicht mehr – und nun stürzen sich alle auf ihn als «Fachmann».

Von Stefan Millius

Jürgen Klopp ist Kult. Nicht nur, weil er es nachweislich versteht, eine Fussballmannschaft auf Erfolg zu trimmen. Die Medien und das Publikum lieben ihn vor allem, weil er so herzlich unkonventionell ist. Seine Medienkonferenzen sind immer ein Ereignis, er liefert stets druckreife Schlagzeilen. Was danach passiert, scheint ihn nicht zu kümmern, um seine Aussenwirkung macht er sich keine Sorgen. Er ist, wie er ist, er ist authentisch, und das macht ihn zur Marke.

Früher hat er geschwiegen

Logisch, dass so jemand früher oder später auch gefragt wird, was er zu Corona zu sagen hat – in der Hoffnung auf markige Aussagen. Das mochte der Erfolgstrainer aber nicht tun. Sinngemäss gab er im März dieses Jahres zu Protokoll, wie peinlich er es findet, dass jeder, der in ganz anderem Zusammenhang prominent ist, nun auch noch seine Meinung zu einer wissenschaftlichen Frage abgibt.

Das war einmal. Inzwischen ist Klopp übergetreten. In die Liga der Leute, die sich bedenkenlos äussern zu Fragen, von denen sie keinen blassen Schimmer haben. Er tat das wie immer in einem ganz simplen Bild, einfach eben so, dass es auch die Leute verstehen, mit denen er es den ganzen Tag zu tun hat: Fussballern.

Klopps Aussage in Kürze: Ungeimpfte seien wie alkoholisierte Autofahrer, befand er. Sie gefährden andere Verkehrsteilnehmer, nur weil sie finden, sie könnten tun, was sie wollten. Wer sich impfen lässt, ist also ein nüchterner Lenker.

«Genialer Appell»

Die Analogie ist denkbar schief, wenn man bedenkt, dass auch geimpfte Leute das Virus einfangen, daran erkranken und es weitergeben können. Es ist auch kaum statthaft, den Verzicht auf eine freiwillige Impfung zu vergleichen mit einer Sauftour vor der Autofahrt.

Aber Klopp ist nicht irgendwer. Wenn er das verkündet, hat es Potenzial zur Weiterverbreitung. Der «Blick» kürte seine Aussage umgehend zum «genialen Appell an alle Impfspektiker». Wenige Tage danach zitierten sogar Experten des Bundesamts für Gesundheit den Liverpool-Trainer bei ihrer neuesten Informationsrunde.

Aber zur Erinnerung. Derselbe Jürgen Klopp befand noch vor einem halben Jahr auf eine entsprechende Journalistenfrage, er sei kaum die Instanz, die sich zu diesem Thema äussern könnte. Mehr noch, es nervte ihn, dass es jemand überhaupt versuchte. Er wollte partout nichts sagen dazu.

Klopp vorher – und nachher.

Was gab den Ausschlag für die Meinungsänderung? Warum befand Klopp aus dem Nichts heraus, er müsse nun doch noch seine Einschätzung zur Coronalage zum Besten geben? In den sozialen Medien gibt es viele Beobachter, die davon ausgehen, Klopp leiste damit gewissermassen Vorarbeit. Er wolle dereinst Trainer der deutschen Fussballnationalmannschaft werden, und da schade es nichts, wenn man sich gut stellt mit dem Establishment. Und das ruft aktuell nach impffreundlichen Voten.

Was Klopp tut, ist das eine. Er ist ja ohnehin eine Wunderkiste. Die andere Frage ist: Warum wird seine Aussage zu einer Frage, bei der weder ein Ball noch verschwitzte, hochgradig tätowierte und abenteuerlich frisierte junge Männer eine Rolle spielen, derart hoch gewertet? Weshalb macht man ihn kurzerhand zum «Genie» in einer virologischen Frage? Warum sind massnahmenkritische Wissenschaftler mit internationalem Leistungsausweis nicht der Rede wert, aber ein Fussballtrainer, der einen untauglichen Vergleich macht, wird zum Genie hochgejubelt?

Vermutlich einfach, weil es zum Konzept passt.

Das Tier im Menschen

Es gibt einen Bodensatz von hemmungslosen Halsern, Berserkern und Verzweifelten. Na und?

Das Blatt für empfindsamen Umgang mit Mensch und Welt berichtet Schreckliches: Der «Arena»-Moderator Sandro Brotz «wurde bedroht». Fassungslos konstatiert «Blick»:

«Die Fronten in der Corona-Diskussion verhärten sich immer weiter.»

Schlimm. Es soll ja Schmierfinken geben, die den Massnahmen-Skeptilern unterstellen, sie stünden in der Tradition von Adolf Hitler oder Stalin. Selbst Bundesräte sollen angeblich «gleich noch den Unsinn» verbreiten, «die Covid-Impfung mache Frauen unfruchtbar.

Mit derlei Darbietungen bestätigt dieser Meister der Doppelzüngigkeit die radikalen Impfgegner in ihrer Haltung und er befeuert sie in ihrem Tun.»

Da müsse die «Gesamtregierung Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land», donnert der «Tages-Anzeiger» gegen solche Brandstifter.

Wer ist Schmierfink, wer Brandstifter, wer Hetzer?

Ähm, da ist jetzt was durcheinandergeraten. Der Schmierfink ist der SoBli-Chefredaktor Gieri Cavelty, und der brandstriftende Tagi teilt nicht gegen ihn, sondern gegen diesen Bundesrat aus.

Gieri Cavelty mitsamt Filterbrille.

Aber zurück zum bedrohten TV-Schaffenden. Brotz ist selbst kein Kind von Traurigkeit und keilt bei fast jeder Gelegenheit gegen «Corona-Leugner». So beschimpfte er Manifestanten in Liestal schon mal als «Flacherdler». Als er sich damit überrschungsfrei einen Shitstorm einhandelte, zog er sich beleidigt aus den asozialen Medien zurück und heulte sich in der TV-Sendung «Journalisten therapieren Journalisten» aus.

Auch die 100 Seiten starken «publizistischen Leitlinien», wo es heisst, «wir stehen für die Werte und die Haltung von SRF» auch «in unseren privaten Posts auf Social Media ein»,  hielten ihn nicht davon ab. Scheiss drauf, sagt Brotz zu diesem Wertediktat. Als Brotz es einmal wagte, in einem «Club» auch «Corona-Kritiker» zu Wort kommen zu lassen, stiess ihn Tamedia gleich zurecht:

«Club wird zum Gugus-Spreader Event».

Glücklicherweise verstand kaum einer diesen Gugus-Titel eines Gaga-Kommentars, aber im Text wurde dann ohne Maske geholzt: «Brotz und Lüthi liessen Nonsense unwidersprochen passieren.»

Nach diesem Ausrutscher wieder auf Linie eingespurt

Seither ist Brotz wieder auf Linie, also beschimpft er die Demonstraten von Bern, insbesondere die «Freiheitstrychler», als «undemokratisch», «unwürdig», gar «unschweizerisch». In einer Live-Schalte in der «Arena» entblödete sich Brotz sogar nicht, einen Vertreter der Treichler zu fragen, ob der denn «ein Patriot» sei.

Unschweizerisch, unpatriotisch, das schallte früher Gesinnungsgenossen von Brotz entgegen, inklusive «Moskau einfach». So ändern sich die Zeiten und die Verwendung von Worten.

Schon immer gab es aber einen Bodensatz in der Gesellschaft, der hässig herumkrakeelt. Stammtischkapitäne, die mit zunehmenden Alkoholkonsum immer lautstärker die Welt neu regeln und ordnen, überzeugt von ihrer eigenen Mission.

«Da sollte man mal, da müsste man, die da oben haben doch keine Ahnung, endlich Saustall ausmisten, Gelump muss weg, verdammte Ausländer, Andersdenkende, Abweichler. Alle unpatriotisch, unschweizerisch.»

So etwa lärmte es früher durch dichter werdendne Stumpenrauch, nach solchen Ausbrüchen kam ein beruhigendes «Vreni, noch ein Halbeli für alle», und man wankte befriedigt heim: mal wieder allen alles gezeigt. Nur blöd, dass keiner auf einen hört.

Es gibt dann Zeitgenossen, die das Tier im Menschen so angefüttert haben, dass sie sich hinhocken müssen und schriftlich üble Drohungen ausstossen. Meistens im Wir-Format, «wir wissen, wo du lebst», «wir werden dir» dies und das antun.

Jeder, der sich in der Öffentlichkeit exponiert, bekommt ab und an Drohungen. Übler und übelster Art. In unserer Sammlung sind ebenfalls Drohbriefe, Mails, als hübsches Exponat eine Pistolenkugel, vor Jahren wurde einmal in unserem Wohnquartier ein Plakat an viele Hauswände gekleistert, das mit Foto vor diesem üblen «Nachbarn» warnte.

Kläffer und Androher von Mord und Totschlag sind Maulhelden

Hunde, die belfern, beissen nicht. Normalerweise; der Amokläufer von Zug ist das traurige Schweizer Beispiel des Gegenteils. Man kann das einfach ignorieren (wie wir das tun), oder man kann versuchen, den Absender zu eruieren und gegen ihn vorzugehen. Wie das viele tun. Denn die meisten dieser Deppen, wenn sie es vermeintlich anonym per Mail tun, sind zu blöd um zu wissen, dass es Methoden gibt, ihre Identität zu enthüllen.

Nun will der «Blick» keine Gelegenheit auslassen, über die zunehmende Hetze, die Verhärtung, die Gewaltbereitschaft in der Schweiz zu lamentieren. Die natürlich ausschliesslich von Massnahmen-Skeptikern, Impf-Gegnern, Corona-Leugnern ausgeht.

Maulheld. Anonym oder Redaktor?

Nun hat sich Brotz auf Instagram für die Reaktionen zu seiner letzten Sendung bedankt und erwähnt: «abgesehen von den Drohungen (die übrigens von mir konsequent zur Anzeige gebracht werden).»

Story mit Hilfe der Luftpumpe

Das stellt das Analyseorgan «Blick» in einen grösseren Zusammenhang: «Es ist nicht das erste Mal, dass sich Brotz im Laufe seiner SRF-Karriere mit dieser Thematik konfrontiert sieht. Bereits 2016, als er noch durch die «Rundschau» führte, sprach er davon, Drohungen gegen «Leib und Leben» zu erhalten.»

Furchtbar, nun versuchte «Blick», vom bedrohten TV-Mann eine Stellungnahme zu erhalten. Um was für eine Drohung handelt es sich denn genau, braucht er Polizeischutz, geht es auch gegen seine Familie? Wie konkret ist die Drohung, ist schon bekannt, ob sie von einem «Freiheitstrychler» oder gar aus dem Umfeld der SVP stammt? Vielleicht aus dem Vorzimmer eines Bundesrats?

Blöd aber auch:

«Auf Nachfrage von Blick wollte sich Brotz nicht weiter dazu äussern. Darauf angesprochen, wie das SRF als Arbeitgeber mit der Thematik umgehe, heisst es, dass man intern aufgrund des mittlerweile raueren Umgangston, Unterstützungsangebote wie Kurse und Coachings anbieten.»

Als Journalismus noch etwas mit Anstand und Augenmass zu tun hatte, hätte spätestens hier ein Qualitätskontrollstelle gesagt: schade, das war dann der Todesstoss für die Story. Nullnummer, heisse Luft, kein Platz dafür im Blatt. Aber das war gestern. Heute wird nicht nur heisse Luft publiziert; auch Fürze verpesten die Medien.

«Blick»: Augen fest zusammengekniffen

Informieren, gewichten, analysieren. So könnte es sein. Aber doch nicht beim «Blick».

Das Organ der gehobenen Belanglosigkeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Führungscrew der Credit Suisse der Lächerlichkeit preiszugeben. Nein, das ist natürlich Fake News; «Blick» würdigt das Teamwork und die herausragenden Leistungen der CS-Spitze. Denn weder der VR-Präsident noch der CEO haben es verdient, dass man wegen ein paar Milliarden Miese oder dem im tiefen Keller dümpelnden Aktienkurs an ihren Fähigkeiten zweifelt.

Diese Lobeshymnen binden ganz schön Kräfte, und so viele Kindersoldaten hat’s dann auch nicht im Newsroom, dass man viel Zusätzliches abdecken könnte. Aber, so viel Nutzwert muss sein, die erfahrene Polit-Journalistin Lea Hartmann informiert über die kommende Abstimmung zum Covid-Gesetz.

Entscheidungsoffene Frage. Bloss: fehlt das Ja …

Objektiv, entscheidungsoffen, wie man so schön sagt. Es gibt ja bei solchen Abstimmungen verblüffenderweise zwei Möglichkeiten. Ein Ja oder ein Nein. Ja ist eigentlich gesetzt, erwartet, nötig, zu begrüssen. Also muss darüber nicht gross berichtet werden. Hingegen ein mögliches Nein, das wäre fatal. Aber dem kann abgeholfen werden, mit einer ganz neutralen Auflistung der möglichen Folgen.

Die würden sich zunächst im Portemonnaie bemerkbar machen, warnt Hartmann. Ausweitung der Härtefallhilfen, Kurzarbeitsentschädigung, Hilfsgelder für Künstler, alles futsch. So nebenbei auch: «Unterstützung von Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen.» Aber das hindert einen unterstützten Konzern nicht daran, objektiv zu berichten.

Den richtigen Knaller hat sich Hartmann noch aufgespart:

«Es dürften keine Zertifikate mehr ausgestellt und kontrolliert werden.»

Zwar nicht per sofort, aber im März 2022, ein Jahr nach dem Inkraftreten des Gesetzes. Im Fall, dass es an der Urne durchfallen würde.

Kein Zertifikat mehr, das Leben wäre ein anderes

Ja was heisst denn das? Nun, die ganze schöne Zertifikats-Übung wäre für die Katz. Kein Zertifikat, keine Kontrolle, furchtbar. Noch schlimmer natürlich: «Das Wegfallen des Schweizer Corona-Passes könnte für Reisende zu «erheblichen Problemen» führen, warnt das Innendepartement.»

Also man könnte schon noch ins Ausland, aber schwierig, und Restaurants sowie Hotels oder kulturelle Einrichtungen würden dem zertifikatslosen Schweizer verschlossen bleiben. Schluchz. So nebenbei: das würde auch für Bundesräte gelten und auch für den Besuch eines Liebesnests in Freiburg im Breisgau.

Also wäre das menschlich schwer erträglich. Nun könnte der Laie meinen, dass das mit dem Zertifikat doch nicht so ein Ding sein wird; sollte es so nötig bleiben, könnte man doch eine neue gesetzliczhe Grundlage dafür schaffen. Oder nicht?

Im Prinzip nein, sagt da der zuständige Bundesrat Alain Berset. Das ordentliche Gesetzesverfahren würde viel zu lange dauern: «Es wäre damit ausgeschlossen, dass eine gesetzliche Grundlage schon 2022 bereitstehen würde».

Wenn alles so klar ist, wieso dann ein Referendum?

Also spricht doch eigentlich alles gegen dieses Referendum. Warum wurde es dann überhaupt eingereicht? Zwängerei, verantwortungslose Nein-Sager, ist den Initianten eigentlich die Volksgesundheit in der Schweiz egal?

Was habe die überhaupt für Argumente? Ach, das würde offenbar für Hartmann zu weit führen: «Die Corona-Krise lässt sich nicht per Volksabstimmung beenden. Einige der von Bundesrat und Parlament beschlossenen Corona-Bestimmungen allerdings schon.»

Aber warum denn? «Federführend sind die «Freunde der Verfassung». Das Covid-Gesetz sei unnötig und extrem, finden sie. Die Corona-Massnahmen stellen aus ihrer Sicht eine Diskriminierung der Ungeimpften dar und führten in Kombination mit der Zertifikatspflicht zu einem indirekten Impfzwang.»

Ach was, mehr haben die nicht auf Lager? Im Prinzip schon, denn vor allem wird auf die desaströsen wirtschaftlichen Folgen verwiesen, verursacht durch die Pandemie-Bekämpfung mit (fast) allen Mitteln.

Dem setzt nun «Blick» ganz objektiv und völlig unbeeinflusst davon, dass die «Freunde der Verfassung» auch das Referendum gegen ein Gesetz unterstützen, das die Verteilung von zusätzlich einer Milliarde Franken an notleidende Medienclans enthält, klare Worte entgegen.

Denn all das kann doch ein der Objektivität und aufrichtigen Recherche verschriebenes Blatt wie den «Blick» überhaupt nicht in seinem Urteil beeinflussen. Niemals. Auf keinen Fall. So liebe Kinder, dann geht’s ins Bettchen, und morgen erzählen wir Euch ein anderes Märchen.

«Blick» aufs Halszäpfchen

Aber von unten. Ringier setzt die Lobeshymne auf die Credit Suisse schamlos fort.

Vielleicht lag’s an der Fotografie, mit der der SoBli das Doppelinterview mit dem VRP Antonio Horta-Osório und dem CEO Thomas Gottstein von der CS begleitete.

Er war’s! Nein, der war’s! Nein, selber nein, nein du. Das Bildzitat des Grauens.

Darauf sehen die beiden, wir formulieren in Rücksicht auf das Legal Department der Bank vorsichtig, wie zwei ertappte Sünder, wie zwei Männer aus, denen es peinlich an der Seite des anderen ist. Dabei sollte doch die Message sein: Differenzen zwischen den beiden? Niemals, alles in Butter, alles gut. Alles happy, so wie die CS selbst.

Besonderen Wert wurde bei der als Interview verkleideten PR auf das Menschliche gelegt. Der Burn-out des VRP, das Golfhandicap des CEO, sind sie nicht sympathisch mit ihren kleinen Schwächen und Hobbys?

Nächster Akt: vierhändige Massage des VR-Präsidenten

Aber nach dem PR-Artikel ist vor dem PR-Artikel. Das Autoren-Dreamteam Guido Schätti und Nicola Imfeld macht weiter. Diesmal massiert es vierhändig den VR-Präsidenten. Einen menschlichen Übermenschen.

«Ein Chrampfer, der bis zum Letzten geht», «von filigraner Statur und vollendeter Eleganz», «im Gespräch strotzt der neue VR-Präsident vor Energie», «die Bank braucht eine solide Defensive und einen verlässlichen zweiten Aufschlag».

Irgendwie ist man froh, dass in der Schweiz gerade die Ehe für alle angenommen wurde.

Ein Leitmotiv ist ein Leitmotiv ist ein Leidmotiv

Der Mann ist nicht nur all das, er hat auch Visionen: «Die Bank sei weltweit eine der ganz wenigen, die im aktuellen Umfeld hervorragende Wachstumschancen hätten», zitieren ihn die Autoren hingerissen. «Dass seine Vorgänger dasselbe verkündeten, ohne zu liefern, lässt ​ihn kalt», natürlich, die waren ja auch nicht wie Horta-Osório.

Wie ist er denn nun? Dazu haben die «Blick»-Anhimmler das Leitmotiv des Tennismatchs gewählt. Ass, Doppelfehler, Aufschlag, wunderbar, das passt doch zu einem Tennisspieler wie Horta-Osório. Golf ist für Gottstein, aber hier geht’s um den Filzball. Und seine Drescher. Natürlich muss der VRP Roger Federer toll finden, den Werbeträger der CS. Aber, so vermuten die Autoren feinsinnig, eigentlich möge der VRP eher Rafael Nadal.

Der Chrampfer, der bis zum Letzten geht.

Das sei eben auch ein Chrampfer, aber damit der Ähnlichkeiten nicht genug: «Es gibt zwei Dinge, die den CS-Präsidenten António Horta-​Osório (57) mit dem Tennisspieler Rafael Nadal (35) verbinden. Beide sind falsche Linkshänder. » Nadal sei das antrainiert worden, Horta-Onório habe eine Verletzung dazu gezwungen. Wahnsinn, und das zweite Ding?

«Der neue CS-Präsident ist ein grosser Bewunderer Nadals.» Öhm, also Nadal ist ein grosser Bewunderer von sich selbst?

Interessant, interessant.

Ein Glücksfall für die CS, aber auch für den «Blick»?

Schätti und Imhof sind da klar orientiert; sie bewundern nicht sich selbst, denn für eine solche Schmiere wäre das auch oberpeinlich. Neben allen Versuchen, das Halszäpfchen von Horta-Osório von unten zu liebkosen, ziehen sie das Tennis-Leitmotiv mit unüberbietbarer Aufdringlichkeit durch: Der VRP sei eben «ein harter Arbeiter – wie sein Seelenverwandter Nadal –geblieben». Trotz Burnout, als er angetreten sei, die englische Bank Lloyds «vor dem Kollaps zu retten». Operation gelungen, aber Operateur anschliessend so ausgebrannt, dass er sich «in einer Klinik auskurieren» musste.

Nun wird alles gut: «Für die Credit Suisse könnte er ein Glücksfall sein.» Wunderbar, das kann die Bank auch dringend brauchen. Vermutlich beim Durchlesen fiel den beiden Autoren dann doch auf, dass sie vielleicht zu viel Schmiere aufgelegt hatten. Längeres Brainstorming, wir brauchen noch einen leicht kritischen Schluss, war offensichtlich die Vorgabe. Aber am besten im Tennis-Leitmotiv, sagte dann einer von beiden.

Et voilà: «Einen weiteren Doppelfehler wie bei Archegos und Greensill können sich weder Horta-​Osório noch Gottstein leisten. Die Aktionäre haben genug geblutet. Sie warten auf ein Ass.»

Man gestattet sich aber schon die Frage: Ob das wirklich gut kommt, wenn sich ein VRP derart peinlich im Qualitätsorgan der gehobenen Finanzberichterstattung «Blick» anhimmeln lässt?

Wie tief hinunter geht’s?

Ein neues Gefäss. Gegen den Missbrauch der deutschen Sprache. Jeglicher Art.

Nein, es ist nicht nur Feministen vorbehalten, der deutschen Sprache Gewalt anzutun. Das kann auch das Organ mit den grösseren Buchstaben und dem Regenrohr im Logo.

Rettet des Genitivs!

Es müssen auch nicht immer Sprachverbrechen sein. Was ist plötzlich in die letzte Sonntagszeitung mit Anspruch gefahren, die NZZaS?

Plötzlich überlebensgrosse Porträtfotos statt Buchstaben?

Hier hätten wir nun einen Beitrag zum Thema «Sprachbilder sind Glücksache»:

«Maurers Freiheits­trychler-Stunt ist nichts als die hässliche Fratze einer radikalisierten Rechten, die sich rund um den Globus beobachten lässt.»

Richtig, das kann nur von der schreibenden Schmachtlocke aus der geschützten Werkstatt «Republik» sein. Oder um es in seinem Stil zu formulieren: Binswangers Sprachbilder-Stunt ist nichts als die hässliche Paraphrasierung einer redundanten Haartolle, die sich rund ums Rothaus beobachten lässt.

Mit ganz feiner Klinge will Mischa Aebi arbeiten. Er ist einer der Bundeshausredaktoren, die am Donnerstagabend Besseres zu tun hatten, als eine Demonstration von ein paar Tausend Menschen zu beobachten. Was? Pediküre, Fondueplausch, neue Netflix-Serie, schwer zu sagen. Auf jeden Fall muss Aebi auch noch etwas zur Enthüllung der «Weltwoche» über fragwürdiges Gebaren des SP-Bundesrats Alain Berset beitragen.

Nein, keine Eigenrecherche, das macht die NZZaS. Die «SonntagsZeitung» wäffelt. Jeder nach seinen Kernkompetenzen.

Aebi schleicht sich zuerst hinterlistig an und lobt, dass die Fragen der WeWo «legitim» und sogar «verdienstvoll» seien. Liesse er das so stehen, könnte er aber in der Helfti nicht mehr in Ruhe sein Feierabendbier kippen, wenn er mal in Zürich ist.

Daher geht’s weiter: «Aber Mörgeli überschreitet auch eine rote Linie, denn im Bericht werden angebliche Sexpraktiken des Bundesrates ausgebreitet. Der Autor versucht zwar, das öffentliche Interesse an den intimen Details zu rechtfertigen. Doch es sind fadenscheinige Argumente, die nichts mit dem Fall zu tun haben. Vielmehr ging es der «Weltwoche» darum, einen an den Haaren herbeigezogenen Grund zu finden, um den Voyeurismus ihrer Leser zu bedienen.»

An den Schamhaaren herbeigezogen? Welche, sabber, «Sexualpraktiken», lechz, des Bundesrats wurden denn vor den voyeuristischen Lesern ausgebreitet? Absonderliche Stellungen, gar Lack und Leder, Abnormes? Gemach, Mörgeli führte lediglich aus, dass der Bundesrat angeblich ungeschützten Geschlechtsverkehr bevorzuge. Daher habe ihn seine Geliebte auch mit einem behaupteten Schwangerschaftsabbruch erpressen wollen und können.

 

Macht irgendwie Sinn, nur nicht für Aebi, der die Bettdecke schön unaufgedeckt lassen will.

Wir wollen uns aus diesem Jammertal der Sprachmisshandlungen aber nicht ohne eine gute Nachricht verabschieden:

«Das hier ist meine letzte Kolumne. Meine letzte Kolumne für ein paar Monate. Und dennoch weiss ich nicht, was ich in dieser «Bitzeli Abschied»-Kolumne schreiben soll. Weil noch alles gar nicht ist.»

Tschäksches? Wenn nicht: so ist halt eine Kolumne von Alexandra Fitz im «Blick». Die hiess zwar «Fix zur Gesellschaft», machte aber die Leserschaft fix und fertig. Aber eben, nicht zu früh freuen, denn nach Dürrenmatt ist etwas nur zu Ende, wenn es die schlimmstmögliche Wendung genommen hat. Was hier bedeutet: Fitz als ihre eigene Wiedergängerin. Aber wenn wir die Pandemie überleben, wird uns auch das nicht umbringen.

 

Bundeshaus im Sturm

Ist Trump überall? Was geschah in der Nacht zu Bern? Ein Sturm im Wasserwerferglas?

Berset, Amtsmissbrauch, Staatsaffäre? I wo, es gibt Schlimmeres. Nämlich demonstrierende Corona-Skeptiker. Leugner, Aluhutträger. Verschwörungstheoretiker. Gewaltbereite Staatsfeinde. Erst noch Tausende davon versammelten sich am Donnerstagabend zu einer unbewilligten Demonstration in Bern.

Normalerweise sieht man dann solche Fotos:

Hoppla, das obere stammt von einem der Krawalle vor der Berner Reitschule.

Wie man aber auf dem unteren Foto sieht, gab es ernsthafte Versuche, das Bundeshaus zu stürmen. So sieht das zumindest der «Blick».

Im Thurgau gelungen, zu Bern verhindert.

Brechen in der Schweiz nun auch amerikanische Verhältnisse aus? «Sturm aufs Bundeshaus», das liegt brandgefährlich nahe beim «Sturm aufs Kapitol». Wir erinnern uns: nach seiner Wahlniederlage stimulierte der Loser Donald Trump seine Anhänger dazu, zum Kapitol zu marschieren. Was dann dort geschah, das wollte er natürlich nicht verantworten.

Ist es nun in der Schweiz auch so weit? War das der erste, untaugliche Versuch, Hand an das Symbol der Schweizer Demokratie zu legen? Gehen geistig verwirrte Coronaleugner den gleichen Weg wie enthemmte Trump-Anhänger? All diese Fragen stellen sich die Mainstream-Medien schreckensbleich.

Auch Tamedia befürchtete das Schlimmste.

Für ein Mal fasst «watson» die der Massendemonstration folgende verbale Aufrüstung gut zusammen:

Dem «Blick» ist es zudem gelungen, einen Hintergrund zu den Ausschreitungen auszuleuchten:

Wir fragen uns: haben denn wieder die «Freiheitstrychler» des Grauens die Massen aufgepeitscht, möglicherweise angeführt von Bundesrat Maurer? Musste die Sondereinheit Tigris der Bundespolizei eingreifen? Man weiss nichts Genaues, aber das hier ist dokumentiert:

War das der Anfang der Ausschreitungen?

Können wir wieder eine Linie ziehen:

Lärm von Kuhglocken – Ueli, der Treichler – Gewalt und Chaos vor dem Bundeshaus – Sturm auf die Bundeskuppel?

Aber immerhin, diesmal setzt CH Media die richtigen Prioritäten, muss lobend erwähnt werden:

Das «Tagblatt» verknüpft die Ostschweiz mit dem Triumphbogen in Paris.

Aber zurück zur Nacht des Grauens; wie war es denn wirklich in Bern? Schliesslich haben doch die grossen Medienkonzerne allesamt Bundeshausredaktionen. Das gehört schliesslich zur Grundversorgung mit Informationen, dafür müssen die Verlegerclans dringend eine weitere Subventionsmilliarde erhalten. Die sind doch sicherlich alle ausgeschwärmt, um die Schweizer Bevölkerung mit Informationen aus erster Hand zu versorgen.

Im Prinzip ja. In der Praxis zitiert der «Blick» einen «SDA-Reporter», der offenbar mutterseelenallein vor Ort war. Alles andere wurde in den Verrichtungsboxen im Newsroom aus dem Internet gesaugt. Das ist der Qualitätsjournalismus von heute.

Wie endete dann die Krawallnacht? Nun, ungefähr so:

Pardon, das ist schon wieder ein Foto einer Krawallnacht der friedliebenden Anhänger der Berner Reitschule.