Trump macht’s allen
Früher gab es noch Spurenelemente eines Wahlprogramms …
Anscheinend setzen die Demokraten neuerdings auf Kamala Harris. Wunderbar, wenigstens ein Kandidat unterhalb de Pensionierungsalters. Alle Trump-Hasser jubilieren, gratulieren, wollen sie mit der Macht der Buchstaben ins Weisse Haus schreiben. Natürlich vergeblich.
Nur: hat Harris eigentlich ein Wahlprogramm? Google hilf. Google hilft nicht. Vielleicht weiss das Weisse Haus mehr, schliesslich war sie ein paar Jährchen Vizepräsidentin?
«As Vice President, she has worked to bring people together to advance opportunity, deliver for families, and protect fundamental freedoms across the country.»
Nun ja, das hilft auch nicht wirklich weiter. Selbst CNN, durchaus nicht als demokratenfeindlich bekannt, hat seine liebe Mühe, irgendwelche Ziele oder Positionen von Harris zusammenzukratzen. Also solche, die über diese Flachheiten von Harris hinausgehen: «In this moment, I believe we face a choice between two different visions for our nation: one focused on the future, the other focused on the past.»
Immigration? Heikles Thema, da hat Harris als Vizepräsidentin versagt. Wirtschaft? Davon hat sie keine grosse Ahnung. Aussenpolitik? Als sie zur Bürgenstockshow entsandt wurde, empfand man das allgemein als Affront. Staatsschulden? Lieber schweigen als reden. Gesellschaftspolitik? Ein Wackelpudding; eigentlich progressiv, aber sie muss natürlich Rücksicht auf den Bible Belt und den Rust Belt und die stockkonservativen Wähler in der Mitte der USA nehmen. Ob die allerdings eine farbige Frau wählen würden?
Wenn man Harris an dem misst, was eigentlich essentiell bei Wahlen sein sollte, ist sie ein Totalausfall. Denn der Wähler sollte doch wissen, was er kriegt, wenn er seinen Präsidenten wählt; immerhin das mächtigste Amt der Welt.
Sieht es denn bei Donald Trump besser aus? Nun, da gibt es eine sogernannte «Agenda 47» und das «Project 2025» von der Heritage Foundation. Das ist immerhin mehr als bei Harris. Wobei, die «Agenda47» ist nichts anderes als eine Wundertüte mit Versprechen für alle.
«Die Amerikaner müssen die niedrigsten Kosten für Energie und Elektrizität auf Erden haben» «Rettung der Autoindustrie von den desaströsen Jobkiller-Programmen Bidens» «Todesstrafe für Menschenhändler» «Das Ende der Obdachlosigkeit für Veteranen».
Dazu Friede auf Erden, jedem sein tägliches Müesli and chicks for free.
Spricht Trump vor Bibeltreuen, hält er fromm eine Bibel in der Hand, obwohl er sicherlich noch keine Zeile drin gelesen hat. Spricht er an einem Bitcoin-Event, will er den Bitcoin befreien und stärken.
Und der überdicke Wälzer «Project 2025», der so ziemlich alle feuchten Träume der Rechtskonservativen der USA enthält? Da macht es Trump wie immer. Mal ist er dafür, mal dagegen. Mal findet er die Ideen gut, mal kennt er sie nicht mal. Mal ist der Bitcoin gefährlich und Unsinn, mal ist er sinnvoll und gut.
Obwohl auch Harris ihre Positionen wie eine Wetterfahne in den Wind dreht, ungeniert opportunistisch Unverbindliches oder Vages sagt, ist ihr Trump darin weit überlegen. Er hat verstanden, dass der Inhalt seiner Reden, seine Positionen überhaupt keine Rolle spielt. Wenn er behauptet, er werde in seiner Präsidentschaft sämtliche Konflikte auf der Welt beenden, die Biden verursacht habe, inklusive Ukrainekrieg, dann gibt es dazu nur zwei Positionen.
Der Mann spinnt und weiss nicht, was er brabbelt. Obwohl er sich selbst für ein «ziemlich stabiles Genie» hält. Oder aber, der Mann hat perfekt verstanden, dass der Inhalt seines Gequatsches vollkommen unwichtig ist. Im orange gefärbten Gesicht die weissen Beisserchen blitzen lassen, die ewig gleiche Handbewegungen, die immer kühner über unbehaarte Stellen hingefönte Blondfrisur, die möglichst häufige Verwendung von «great, best, huge, victory, better» und ähnlichen Floskeln, mehr braucht es nicht.
Was dabei allen «Beobachtern» und «Analysten» und «USA-Kennern» völlig entgeht; hier treten zwei Personen für das mächtigste Amt der Welt an, die keine ernstzunehmende Vision, kein Programm, keine behaftbaren Ziele haben. Deren einzige klare Wahlaussage ist: wählt mich, nicht den anderen, nicht die andere.
Nicht eine mögliche zweite Präsidentschaft Trumps sollte Angst machen. Sondern diese völlige Sinnentleerung der US-Politik. Aber um das zu erkennen – obwohl es offensichtlich ist – braucht es eben mehr Grips als für das ewige «alles, nur Trump nicht».