Schlagwortarchiv für: Bettina Schulz

Wir haben’s gewagt

Eigentlich wollte ZACKBUM schon nach diesen Anrissen aufgeben.

Denn was haben eine Pizzaschachtel und Patti Basler gemeinsam? Sie sind beide nicht lustig. So viel Sexismus muss einleitend sein.

Aber vom Humorlosen zu einem wirklich ernsten Thema. Auf der Frontseite reisst die «NZZamSonntag» ein Doppelinterview an:

Das ist nun auch ein Stück perfide Demagogie. Demagogisch daran ist, dass die Aussagen von zwei EU-Botschaftern in der Schweiz zum Plural «EU-Länder» aufgepumpt wird, was beim Leser den Eindruck erwecken soll, dass alle EU-Mitglieder das so sähen. Perfid daran ist, dass dieses Interview die FDP-Wackelpolitik bezüglich Waffenexporten via Drittländer unterstützen soll.

Schauen wir mal genauer hin, wie Ladina Triaca und Simon Marti das Doppelinterview mit der holländischen und dem französischen Botschafter(in) in der Schweiz, denn das sind die «EU-Länder», geführt haben.

Natürlich ist es nicht die Aufgabe des Interviewers, den Interviewten in den Senkel zu stellen. Aber zu viel Unterwürfigkeit ist auch fatal. So sagt die holländische Botschafterin unverfroren auf die Frage, ob die EU Druck auf die Schweiz ausgeübt habe: «Wir gingen davon aus, dass der Bundesrat uns folgen würde. Die grosse Frage war, wie rasch.» Zu dieser klaren Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates hätte man vielleicht etwas sagen können. Aber nur vielleicht …

Dann geht’s zur Sache, also zum neuen Versuch, klare Schweizer Gesetze auszuhebeln, die auch die Wiederausfuhr Schweizer Waffen in Kriegsgebiete glasklar verbieten, was auch alle europäischen Staaten vertraglich zugesichert haben. Aber neu heisst es: «Es geht hier um die Wiederausfuhr von Schweizer Waffen und Munition, die sich in den Beständen unserer europäischen Partner befinden. Sind diese blockiert, ist das ein Problem für Europa.»

Das schlucken die Interviewer widerstandslos, also legt der französische Botschafter nach:

«Wenn die Schweiz die Lieferung von Waffen und Munition blockiert, heisst das auch, dass sie ein europäisches Land daran hindert, seine eigene Sicherheit zu verteidigen.»

Spätestens hier hätte man von zwei gestandenen NZZaS-Journalisten erwarten dürfen, dass sie Widerspruch gegen diese absurde Behauptung einlegen. Aber nein, tun sie nicht. Also zeigt der Franzose, was diplomatischer Zynismus ist und antwortet auf die Nachfrage, ob der Druck auf die Schweiz anhalten werde: «Aber ich würde nicht von Druck auf die Schweiz sprechen, sondern von einer sehr starken Nachfrage.»

Vielleicht haben die beiden Journis nicht die abgefeimte Ironie verstanden, sie winken auch diese Frechheit durch. Da machen zwei Diplomaten klar, dass sie auf Schweizer Gesetze pfeifen, kokettieren ungeniert damit, dass man dieses Stachelschwein doch schon noch kleinkriegen werde, behaupten in Bezug auf russische Vermögen gar, «die Russen werden zahlen müssen für den Wiederaufbau der Ukraine, aber natürlich stellen sich rechtliche Fragen». Könnte man da nicht erwarten, dass der Interviewer nachhakt, ob damit gemeint sei, rechtsstaatliche Grundsätze samt Eigentumsgarantie in die Tonne zu treten? Könnte man, müsste man. Ist aber nicht.

Was für eine blamable Aufführung der Interviewer. Was für eine blamable Führung durch die oberen Hierarchiestufen, die diese mangelhafte Leistung ins Blatt durchwinkten. Man sollte die beiden Kolonialherren, womit auch die Dame gemeint ist, zu personae non gratae erklären; die beiden Journis am besten gleich mit.

Neben dieser Fehlleistung verblasst beinahe die Kehrtwende der England-Korrespondentin Bettina Schulz. Sie erweckt nämlich den Eindruck, mit dem Denken Lenins sehr vertraut zu sein. Der soll als erster gesagt haben: Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an. So lästerte sie ausführlich über die angeblich ausweglose und kritische Situation ab, in die sich Britannien durch den Brexit begeben habe. Dazu noch dieser neue Premier, Himmels willen. Nun aber: «Drachentöter im Massanzug. Rishi Sunak lässt mit seinem EU-Coup ein ganzes Land aufatmen». Das ist schön für die Briten, nur: was soll man der Wetterfahne Schulz denn noch glauben?

Auf Seite drei dürfen wir dann eine Analyse des Schreibtischgenerals, des Sandkastenstrategen, der militärischen Koryphäe Markus Bernath lesen. Der hatte bekanntlich schon die Niederlage Russlands verkündet. Aber auch ihn geht sein dummes Geschwätz von gestern nichts an, aktuell analysiert er: «Die Russen wollen genau diese Stadt (Bachmut, Red.) erobern, weil sie überall sonst scheitern. Und die Ukrainer verteidigen den Ort bis zuletzt, weil auch sie nicht zu einer Offensive fähig sind.»

Frage eins: Stimmt das? ZACKBUM hat keine Ahnung und weiss sich damit mit Bernath einig. Frage zwei: wird diese Analyse in drei Monaten noch Bestand haben? Nein. Frage drei: wieso wird dann eine Seite darauf verschwendet? Gute Frage.

Der gebeutelte Leser wankt zu Seite 16 und kriegt auch dort eine volle Ladung Gedöns serviert. Zunächst sargt der schreibende Rentner Felix E. Müller «Das Magazin» ein. Immerhin schreibt nicht Aline Wanner, also bleibt ZACKBUM ungeschoren. Ist aber auch nicht nett von Müller, dass er das Magazin der NZZaS für völlig überflüssig erklärt. Oh, hoppla, er meint natürlich das Magazin der Konkurrenz. Sicher reiner Zufall, diese Schelte.

Gegen Schluss wird Müller dann etwas dunkel, was den Sinn seiner Kolumne betrifft. Nachdem er die Überflüssigkeit des Tagi Magi beschworen hat, fährt er fort: «Noch verfehlter ist es, auch Mobbingfälle auf diese Weise veredeln zu wollen. Sie wären genauso schlimm, hätten sie sich so, wie behauptet, beim «Entlebucher Anzeiger» zugetragen.» Mann o Mann, was will uns die schreibende Schnarche denn damit sagen? Das «Magazin» veredelt Mobbingfälle? Sie werden edler durchs Magazin? Wer würde bestreiten, dass sie beim «Entlebucher Anzeiger» genauso schlimm wären, hätten sie sich so zugetragen?

Ist halt schon blöd, wenn man ab und an den Faden verliert und Unverständliches murmelt. Aber eigentlich gäbe es dafür eine Redaktion, die das dem Leser erspart. Leider Konjunktiv. Aber der Leidensweg ist auf dieser Seite noch nicht abgeschritten, der Kelch nicht bis zur Neige geleert. Denn darin schwimmt noch Nicole Althaus. Sie schreibt, nein, lieber Leser, mehr als einmal raten ist nicht erlaubt, sie schreibt über weibliche «Hysterie» und – hübsche Formulierung – «Mensch mit Menstruationshintergrund».

Aber dann regt sie sich über die zunehmende Verwendung eines sensiblen Sprachgebrauchs auf, also statt «Armer» heisst es dann «Mensch mit limitierten finanziellen Ressourcen». Das sei ganz furchtbar und ändere nichts an der Realität. So weit, so gut. Dann bringt sie ein Beispiel einer klaren Reportersprache über Heiratsgebräuche in den Slums von Mumbai. So weit, auch so gut. Aber dann will sie diese klaren Sätze selber in eine «diskrimierungsfreie Sprache» übersetzen, um diesen Unfug zu entlarven. Nur: sie kann’s nicht, also wird’s zum peinlichen Eigentor.

Allerdings ist damit der Golgatha-Weg des Lesers, man muss leider zu solchen Metaphern greifen, noch nicht zu Ende. Peer Teuwsen, da zuckt der sensible Leser schon zusammen, interviewt Josef Hader. Das ginge ja noch, wenn Hader in Form wäre. Aber Teuwsen hat ihn, geschickt, geschickt, der völlig humor- und begabungsfreien Patti Basler an die Seite gestellt.

Wir sind bekanntlich bereit, für unsere Leser eine Leidensfähigkeit an den Tag zu legen, die ihresgleichen sucht. Aber wir lasen diesen Satz hier von Basler: «Aber ich persönlich bin je nach Körperstelle einer anderen Region zugewandt. Der Beckenboden zum Beispiel ist südostasiatisch tief im Om.» Seit wir uns das plastisch vorzustellen versuchten, kriegen wir das Bild nicht mehr aus dem Kopf, da nützt auch keine transzendentale Meditation mehr. Um weitere Beschädigungen zu vermeiden, gaben wir hier die Lektüre auf. So viel Selbstschutz muss sein.

War’s das wenigstens? Fast. Auf Seite 53 interviewt Peer Teuwsen, ja, wir zucken zusammen, Jan Weiler. Jan who? ZACKBUM gesteht: Wir haben noch nie von einem der «meistgelesenen Autoren deutscher Sprache» gehört. Hört sich auf jeden Fall besser als Bestsellerautor an. Das ist ein Mann mit einem bescheuerten Pseudonym auch, das war auch ein Konsalik, das sind auch die Autoren der Jerry-Cotton-Heftchen. Aber hier ist es Weiler. Dabei hat gerade Peter von Matt eine neue Essaysammlung veröffentlicht, vor der man niederknien muss. Dabei gibt es unzählige andere Neuerscheinungen, zum Beispiel das kleine Wunderwerk von Volker Reinhardt über Montaigne. Und, und, und. Aber Teuwsen hat den einschlägig bekannten Weiler dazu eigeladen, in der NZZaS einen «Fortsetzungsroman» zu schreiben.

Gut, wir haben den «Der erste Satz»-Test gemacht: «Als Peter Munk zwei Tage nach seinem einundfünfzigsten Geburtstag auf der Rolltreppe des Globus zwischen der zweiten und der dritten Etage einen Herzinfarkt erlitt, ergriff ihn weder Todesangst noch Verunsicherung, sondern reine Empörung.»

Um das Resultat vorweg zu nehmen: durchgefallen. Knackt in den Gelenken, weil ungelenkes Situieren, überflüssige Ortsangabe, «ergriff ihn» unmotiviert altertümlich, Substantivierung macht die Aussage behäbig, Verbalisieren wäre viel dynamischer gewesen. Und kann jemand, der gerade einen Herzinfarkt erleidet, darüber empört sein? Mediziner würden sagen: nein. Also ist’s auch noch ein unsinniges Setting.

Danach kommt übrigens die Rückblende, wir ahnten es und blendeten uns aus.

Also noch mal so eine Ausgabe der NZZaS, und ZACKBUM verlangt Schmerzensgeld. Und nein, liebe Leser, die Lektüre von SoZ und SoBli kann uns nun wirklich keiner zumuten, nach diesem Schmerzenspfad durch das Sonntagsblatt aus der Falkenstrasse, das endlich mal wieder eine Schreiboffensive starten sollte. Denn eigentlich hätte es doch die Mannschaft dafür.

 

Sonntags-Blues

Spass und Tollerei am Wochenende? Denkste.

Wir dachten, zur Abwechslung verpassen wir uns und unseren Lesern ein Wechselbad. Also NZZaS und «SonntagsBlick» als Gegenpole.

Aber oh Schreck, die NZZaS beginnt auch nicht viel besser als der SoBli. Nämlich mit dieser Schlagzeile:

Der unrasierte Herr rechts ist übrigens so ein Tschütteler, der sich wie Michael Jackson selig in den Schritt gefasst hat, was anscheinend die Serben nicht lustig finden. Ob das ein Grund ist, ihn von hinten (da fehlt dann sozusagen das Corpus Delicti) auf die Front zu hieven?

Aber von noch bescheidenerem Niveau ist der Aufmacher links. Dass das – nun ja – der FDP nicht feindlich gegenüberstehende Blatt den schwachen FDP-Aussenminister verteidigen will, verständlich. Aber drei Fachkräfte aus der Redaktion braucht es, um nicht in dröhnendes Gelächter auszubrechen, wenn der Urheber dieses Ersatzversuchs genannt wird: «SP-Aussenpolitiker Fabian Molina bläst vier Tage vor der Bundesratswahl zum Angriff auf die FDP», bangt und zagt die NZZaS.

Molina wage sich mit dem «Plazet der Parteileitung aus der Deckung», diesen Schluss lägen «Recherchen» nahe. Im Kaffeesatz? Oder hat die NZZaS etwa eine Wanze im Sitzungszimmer der Genossen platziert? Aber abgesehen davon, mal unter Erwachsenen: Wenn Molina, der Fan des Schwarzen Blocks und die ewige «ich fordere hier sofort»-Tröte etwas sagt, dann weiss man doch, dass ein Sack Reis in China, der umfällt, mehr Auswirkungen auf die Bundesratswahlen hat.

Ganz oben auf der Front wird’s allerdings schön bunt, tendenziell ausländerfeindlich und schrecklich:

«Brotlose Paradedisziplin Germanistik»? Das wüssten wir aber, da wir diese einzig wahre Wissenschaft studiert haben und in unserem Leben durchaus dem einen oder anderen Brotkanten begegneten. Dass dort die Studenten fehlen, nun ja, dass korrektes Deutsch, die Kenntnis einiger Schriftsteller und eine Ahnung von Stil aussterbende Kompetenzen sind, das merkt man auch ausserhalb der Germanistik. Dazu reicht es, jede beliebige Zeitung aufzuschlagen oder auch nur einen Artikel von Nora Zukker zu lesen.

Wobei auch Bettina Schulz aus London, die Brexit-Untergangssirene, mal wieder Schreckliches aus good ol› England zu vermelden hat. Da fragte doch eine Hofdame ein paar Mal nach, woher eine Teilnehmerin an einem royalen Empfang stamme, damit sie die allenfalls korrekt Mitgliedern der königlichen Familie vorstellen könnte.

Eine dunkelhäutige Trägerin von Dreadlocks (soweit politisch korrekt) gab spitz an, dass sie die Vertreterin einer Londoner Hilfsorganisation sei. Das reicht der Hofdame verständlicherweise nicht, und erst nach mehrfachem Nachfragen rückt die Schwarze damit heraus, dass sie ursprünglich aus Barbados sei. Soweit, so banal. Aber natürlich fühlt sich die Dreadlocks-Trägerin «verletzt» und twittert das auch. Dann kommt, was kommen musste. Geschrei, Entschuldigungen, die Hofdame tritt nach 60 Jahren im Amt zurück. Auch ein Ereignis, mit dem ein umfallender Reissack in China durchaus bedeutungsmässig mithalten kann.

ZACKBUM gesteht, nie hätten wir das erwartet: der SoBli verspricht zumindest auf der Front mehr:

Schneekanone, nette Fotomontage des Rennzwergs gegen den abgehalfterten Super-Ronaldo, eine fiese Attacke gegen die SP-Bundesratskandidatin Eva Herzog, und nur anschliessend riecht es etwas nach alten Socken mit der sich ewig über Rassismus beklagenden SRF-Quotenfrau Angélique Beldner und dem ewigen Anfängerthema «Unterwegs mit einem Blindenhund».

Auf Seite zwei geht’s dann aber niveaumässig in den Keller. Richtig geraten, Chefredaktor Gieri Cavelty ordnet in einem «Editorial» mal wieder die Welt als Wille und Wahn. Auch er muss sich an «30 Jahre EWR-Nein» abarbeiten. Natürlich findet er das auch heute noch ziemlich scheisse. Das muss er auch, denn ohne Blocher-Beschimpfung (natürlich gegen Papa und Tochter, die beide im Gegensatz zu Cavelty sowohl politisch wie unternehmerisch erfolgreich unterwegs sind) geht’s nicht. Sonst würde aus dem fernen Berlin der Blitz herniederfahren und Cavelty würde dem RAV anheim fallen.

Das will er verhindern, indem er sich am Schluss zu einem kühnen Vergleich ermannt: «Der Schweiz bleibt nur noch eine Wahl, die keine ist.» Hä? Nein, nicht grübeln, das ist halt Cavelty. Welche bleibt ihr denn nicht? «Möchte sie mit «fremden Richtern» kooperieren oder mit fremden Henkern?» Hä? Wer damit gemeint ist, kann man aus der Fussnote erahnen: «Unsere Berichterstattung zu China finden Sie auf den Seiten …»

Wir versuchen vergeblich zu verstehen. Die Schweiz hat eine Wahl, die keine ist. Also keine Wahl. Oder doch die Wahl zwischen Richtern oder Henkern. Richter ist die EU, Henker China. Wir hätten da einen Schweizer Kompromissvorschlag: wieso kooperiert die Schweiz nicht wahllos mit richtenden Henkern oder henkenden Richtern?

Anschliessend kommt ein Beitrag zum Thema «so genau wollten wir das gar nicht wissen». Aber wenn man wenig Platz hat, noch weniger Ideen, ihn aber dennoch füllen muss, dann kommt so eine Seite heraus:

Immerhin schön bunt.

Doch vom Blatt der Richter und Henker zurück zum Blatt der Dichter und Denker. Dort weiss Nachwuchs-Journalist Fabian Kretschmer aus Peking wieder etwas ganz genau:

Bange Frage: ob Xi das auch weiss? Noch bangere Frage: wird Xi das freiwillig tun, oder muss Kretschmer ihn dazu zwingen?

Ein ganz anderes Schicksal hat Markus Bernath zu schultern. 18 Jahre lang schrieb er für den Wiener «Standard», seit 2018 sitzt er am Futtertrog der NZZaS. Obwohl bei ihm harte Fränkli im Kässeli klingeln und er leiwand in Wien lebt, hat er’s nicht leicht. Denn er leidet und jammert. Muss man sich mal vorstellen, welche Härten dieser Mann durchstehen muss:

«Ich schlafe mit Schal und in Skiunterwäsche … Wir heizen nur noch zweimal am Tag – morgens eine Stunde zum Frühstück, bis die Kinder fertig für die Schule sind, abends eineinhalb Stunden zum Nachtessen. Eine warme Wohnung ist Luxus geworden.»

ZACKBUM bittet seine Leser inständig, das von der NZZaS sicherlich demnächst eingerichtete Spendenkonto «Schenkt Wärme für Bernath» in weihnachtlicher Stimmung zu berücksichtigen. Aber immerhin, für eine Bestellung bei Amazon hat’s noch knapp gereicht.

«Eine ukrainische Fahne steckte im Päckchen, blau-gelb, eineinhalb Meter breit. … Ich werde sie aus dem Fenster im Wohnzimmer hängen, damit ich weiss, warum ich in dieser Wohnung fröstle.»

Man kann nur hoffen, dass Bernath das Fenster wieder schliesst, nachdem er sein Wissen, wieso er fröstle, aus dem Fenster gehängt hat. ZACKBUM als Schiedsrichter sagt: SoBli-Cavelty gegen NZZaS-Bernath: eins zu eins.

ZACKBUM fügt hinzu: Wir wussten gar nicht, dass das Haus NZZ seine Redakteure so lausig entlöhnt. Hoffentlich sorgt der 13. bei Bernaths für beheizte Weihnachten. Sonst könnte vielleicht der Weihnachtsbaum, kleingehackt …

Dass es auch Menschen mit echten Problemen auf der Welt gibt, illustriert die NZZaS dann gleich auf der nächsten Seite:

ZACKBUM spielt leise mit dem Gedanken, ob die Einführung der Scharia im Journalismus etwas nützen würde; also zum Beispiel zehn Schläge auf die nackten Fusssohlen bei unterirdischen Artikeln. Aber als Gegner jeder körperliche Züchtigung …

Wobei, auf der Seite «Meinungen» schreiben Aline Wanner und Patrick Imhasly. Der beweist wieder einmal einen alten Satz von Karl Kraus: keinen Gedanken haben und den nicht ausdrücken können, das macht den Journalisten aus. Duftmarke: «Weihnachten steht an, und wenn man durch die Innenstädte schlendert, spürt man, wie die Konsumlust …» Man fragt sich, wie oft dieser Satz in der stolzen und langen Geschichte der NZZ bereits rezykliert wurde. Nein, man will sich lieber nicht fragen. Und der Gedanke an Scharia keimt wieder auf …

Ach, hier noch ein Artikel zum Nachdenken für Bernath:

Nun sind wir gespannt, ob der SoBli noch etwas Tiefergelegtes nachlegen kann. Er kann:

Offensichtlich hat das Haus Ringier etwas gegen diese SP-Bundesratskandidatin. Ob man die Niederlage mit dem Basler «Blick» noch nicht verdaut hat? Man weiss es nicht. Aber man weiss: wenn die «Blick»-Koryphäe Reza Rafi mit der «bajour»-Koryphäe Andrea Fopp eine «Recherche» präsentiert, hilft nur eins: schnell umblättern.

Aber damit kommt man vom Regen in die Jauche:

Wie ein Bezahlorgan einen solchen Unsinns-Satz noch hervorgehoben und unwidersprochen publizieren kann, lässt nun wirklich ernsthaft am IQ aller Beteiligten zweifeln:

Endlich, der Goldesel lebt, König Midas lebt, schon vor Weihnachten ist ein Wunder geschehen. Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Jetzt aber geben wir erschöpft auf und machen uns daran, weniger einzuzahlen und dafür mehr zu erhalten. Ach, oben steht mal wieder unser Spendenaufruf …

 

Wie geht’s?

ZACKBUM erhört den Wunsch der NZZaS.

Lauter kann man nicht nach einer kritischen Bestandsaufnahme rufen. NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer gönnt sich mehr als eine halbe Seite für ein Editorial, in dem er seine ersten 12 Monate Revue passieren lässt.

Grossmütig verzichtet er auf Seitenhiebe gegen übelwollende Kollegen der Konkurrenz, die ihm bei Amtsantritt die Fähigkeit absprechen wollten, das Flaggschiff der Sonntagsmedien lenken zu können. Ausser, dass er mit übelwollenden Kollegen sprach, die ihn dann mit übellaunigen Porträts in die Pfanne hauten, hat er eigentlich keinen von aussen erkennbaren Fehler begangen.

Also sieht es durchaus danach aus, dass er nochmal 12 Monate «die raschelnde Ruhe des Sonntagsmorgens» beliefern wird. Mindestens. Aber womit?

Die Wahrheit ist konkret, wusste schon Bertolt Brecht. Also konkret die Ausgabe vom 23. Oktober 2022. Schon auf dem Cover müssen wir etwas kritisieren, was auch im Blatt selbst schon mehrfach – leider bislang vergeblich – zu Beanstandung Anlass gibt. Das Verbraten von viel wertvollem Zeitungsplatz mit inhaltsleeren, überdimensionalen und wenig aussagekräftigen Bildern und Illustrationen. Ein Smiley mit der Zeile «Wie geht es dir?» anstelle des lächelnden Mundstrichs, das ist doch der NZZaS nicht würdig.

Der dazugehörige Zeitgeist-Text; ein Psychologe hat mal wieder Bedeutendes herausgefunden, allerdings ist die Bedeutung bereits verraucht, bevor die NZZaS zu Altpapier wird, das sollte die NZZaS lieber der Konkurrenz auf den billigeren Plätzen überlassen.

Der Aufrüttler über die offenbar unhaltbaren Zustände an der Ballettschule Basel hingegen ist, obwohl im Gefolge des Skandals von Zürich, erstklassige Recherchearbeit. Dass die NZZaS dafür allerdings die Mitarbeit des Basler Leichtgewichts «Bajour» benötigte, schmälert die Leistung ein wenig. Befremdlich, dass die Schulleitung, mit den ausführlich dokumentierten Vorwürfen konfrontiert, jede Schuld abstreitet. Entweder handelt es sich hier um die kollektive Hysterie von vielen Ex-Schülerinnen, oder aber das Kader der Schule leidet unter galoppierendem Realitätsverlust.

Genauso gute, weil interessante und recherchierte Kost ist der Artikel über die angeblich so saubere und ökologische Fernwärme, die in Wirklichkeit eine CO2-Schleuder ist, viel Gas verbraucht, das Rezyklieren erschwert und durch Ausbau immer mehr Kehrrichtimporte aus dem Ausland braucht. Eine gute und gnadenlose Abrechnung mit einer rotgrünen Mär.

Dass das Abführen des ehemaligen chinesischen Präsidenten Hu Jintao als «Bild für die Geschichtsbücher» ausnahmsweise seinen Platz verdient hat, ist unbestreitbar. Welch merkwürdige Machtdemonstration und Demütigung auf Chinesisch. Wieso dazu allerdings auf dem Rest der Zeitungsseite erklärt wird, dass man sowieso nie erfahren werde, was sich genau abgespielt habe, ist dann eher Slapstick als seriöse Analyse.

Ärgerlich ist dann aber sowohl das Riesenfoto wie der Text zum unheimlich schwachen Abgang der englischen Premierministerin. Man kann deren Versuch, Rezepte des österreichischen Ökonomen August von Hayek anzuwenden, mit Fug und Recht kritisieren.

Das hätte allerdings zur Voraussetzung, dass man dessen Werke gelesen hat – und dass man neben reiner Polemik auch inhaltlich etwas zu bieten hätte. Beides geht der Autorin Bettina Schulz ab.

«Gruppe libertäre Ideologen, … im Sinne neoliberaler Vorstellungen, … Hetze des Rechtsextremisten Nigel Farage, … Boris Johnson liess sich willig vor den Karren der Ideologen spannen, … neoliberale Hardliner, … Werte der konservativen Partei wurden über den Haufen geworfen, … die Finanzmärkte straften den ideologischen Fanatismus so brutal ab …»

Wer so austeilt, sollte vielleicht etwas mehr als oberflächliche Schlagwörter zur Stützung seiner Abrechnung auf Lager haben. Nach dieser Philippika kommt Schulz zum warnenden Fazit: «Fraglich ist, wer im Land begriffen hat, wie gefährlich der Einfluss der Brexit-Extremisten und neoliberalen Ideologen ist

Noch fraglicher ist, wieso die NZZaS dieser ideologischen, einseitigen, dünnen Brutalpolemik eine Seite einräumt. Da hätte man etwas weniger intellektuell Leichtgewichtiges erwarten dürfen. Das hier hat so etwa das Niveau von kleinen Kläffern, die sich jahrzehntelang am Marxismus abarbeiteten. Ohne das geringste intellektuelle Niveau, aber mit Verve.

Parteipolitisch lustig wird es, wenn sich die NZZaS an der Werweisserei beteiligt, ob Albert Rösti nun Bundesrat wird oder nicht. Schliesslich ist das für die FDP, die dem Blatt nun unbestreitbar näher steht, nicht unwichtig. Eigentlich kann die liberale Partei, die um ihre beiden Sitze bangen muss, nur hoffen, dass sich die SVP möglichst blutig bei der Suche nach einem Nachfolger für Ueli Maurer zerlegt. Dafür hat sie sich hier aber – im Gegensatz zur hämischen SoZ – zu einem staatsmännischen Ton verstanden.

Im «Hintergrund» hilft uns Peer Teuwsen bei der Entscheidung, ob man das Werk «Blutbuch» lesen sollte oder nicht. Vielen Dank für die Erkenntnis: auf keinen Fall. Bestärkt, wenn überhaupt nötig, wird man zusätzlich durch den Ratschlag von Linus Schöpfer: «Bitte lesen Sie das Buch». Als Appetithäppchen serviert er eine kurze Szene, die angeblich auch noch «Heiterkeit» ausstrahlen soll.

Der Erzähler liege «neben seinem neusten Gspusi», und nun kommt der Ausbruch von Heiterkeit; wir zitieren das Zitat:

«Farid liegt da, er schwitzt aus den Augen. Ich stehe in unserer Asche. «Aber ich heisse doch Thilo», sagt Farid.»

Das soll Heiterkeit ausstrahlen? Das soll Literatur sein? Prätentiöse Kacke wie «ich stehe in unserer Asche», während man im Bett liegt? Aus den Augen schwitzen, statt weinen? Farid will Thilo heissen? Heiterkeit ob dieses Gestammels kommt höchstens ins Form eines hilflosen Gekichers auf, wieso dieser Schrott mit Preisen geehrt wird. Aber es musste ja so kommen, dass sich der Kulturbetrieb nach der Verleihung des Büchner-Preises an einen Unwürdigen zu steigern vermag.

Das kann auch die NZZaS, indem sie die für Lobhudeleien am untauglichen Objekt zuständige Rafaela Roth über die Initiatorin des «ersten Lehrstuhls für Gendermedizin» schwärmen lässt. Da schafft auch Aline Wanner mit ihrer Medienspalte, dass die Recherchierdauer im Fall überhaupt nicht per Definition für Qualität sorge. Es sollten im Gegenteil öfter «die Arbeiten jener gewürdigt werden, die in hoher Kadenz kurz und klar und schnell die Welt erklären». Also genau das tun, wogegen die NZZ und die NZZaS doch mit aller Kraft anzuschreiben versuchen.

Es kommt allerdings einem Mann zu, den Höhepunkt im Genre Bauchnabelbetrachtung zu setzen. Patrick Imhasly, Redaktor im vom Chefredaktor ausdrücklichgelobten Ressort Wissen, lässt den Leser am Schicksal seiner Familie teilhaben, die doch tatsächlich durch eine Corona-Infektion geschwächt wurde. Bedauerlicherweise zeigte der Nachwuchs kein grosses Interesse an solidarischer Mithilfe, bedauert Imhasly. Aber: «Dafür hat das heimtückische Virus meine Frau und mich noch mehr zusammengeschweisst.» Da wünschen wir eine weitere, lange Ehe, fragen uns aber, wieso ein Wissenschaftsredaktor von einem «heimtückischen Virus» faseln kann.

Dann eine weitere Doppelseite, auf der sozusagen das Schlechteste aller möglichen Welten zusammentrifft. Eine riesige Illustration voller unverständlich-raunender Symbolik. Und ein Text der «erfolgreichsten Krimiautorin der Schweiz», die schon andere Themen in der NZZaS vergeigt hat. Diesmal versucht sie einen Mord zu begreifen, der von seltener Abscheulichkeit ist. Welche Worte findet denn die Literatin? «Ein qualvoll langes Sterben, das sich niemand vorstellen kann, niemand vorstellen mag.»

In einem Pennäleraufsatz mag das vielleicht noch durchgehen, aber es gibt dann schon eine Tradition der Gerichtsberichterstattung, einen Gerhard Mauz, der ein Niveau vorlegte, das man nicht mutwillig so unterbieten darf. Mauz schrieb mit einer den Leser in den Bann ziehenden Anteilnahme, verstehend, nicht wertend, aber klar urteilend, von der Christine Brand etwa so weit entfernt ist wie Lukas Bärfuss von der Beherrschung der deutschen Sprache.

Dafür arbeitet sich die «Wirtschaft» an einem heiklen und interessanten Thema ab. Wieso sind die Exporte der Schweiz nach Russland, immerhin im Wert von rund 2,2 Milliarden Franken in diesem Jahr, nicht deutlich gesunken, nach den Sanktionen? Denn dieser Betrag entspricht ziemlich genau dem Vorjahr, dem Jahr vor dem Krieg.

Eine Bling-Bling-Uhr von dermassen ausgesuchter Geschmacklosigkeit versöhnt dann für einmal mit der Übergrösse des Fotos.

Und die Konkurrenz am Sonntag? Ach ja, welche Konkurrenz?