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Peinlich

«Republik»- und Presserat Dennis Bühler Ziel einer Beschwerde.

Bühler ist Redaktor bei der Zeitschrift der guten Denkungsart «Republik». Bühler ist auch Mitglied im Presserat, der Kontrollinstanz der Schweizer Medien.

Es ist eher selten und peinlich, dass der Presserat eine Beschwerde gegen ein eigenes Mitglied gutheisst. Wie im Fall Bühler. In einem Artikel hatte der eine ganze Latte von Vorwürfen gegen einen Badi-Pächter referiert und dabei den Namen der Badeanstalt genannt, in der er angestellt worden war. Das sei geschehen, um eine Verwechslungsgefahr mit anderen Badis zu vermeiden, lautete das schwache Verteidigungsargument des damaligen Chefredaktors Oliver Fuchs.

Nachdem die Medien über das Gutheissen dieser Beschwerde berichtet hatten, vermeldete sie auch die «Republik»: «Presserat: Mutmasslich krimineller Badi-Pächter wurde ungenügend anonymisiert». Ein nettes Nachtreten.

Die Urteile des Presserats sind häufig realitätsfern bis unsinnig. Hier stellt sich aber die Frage, ob ihm wirklich weiterhin ein Mitglied angehören kann, gegen das eine Beschwerde gutgeheissen wurde, das also selbst gegen die Regeln verstossen hat, deren Einhaltung es beaufsichtigen sollte. An Bühlers Schaffen gäbe es auch ohne diese Beschwerde genug zu kritisieren. Mit ungebremster Häme lästert er über ihm nicht genehme Journalisten oder Medienhäuser ab.

Aber all die Skandale und Skandälchen bei der «Republik» (inklusive der Unterdrückung einer grossen Reportage über die Gewerkschaft Unia, deren Mitautor er war), die waren für Bühler nie ein Thema. Ob ein solcher Mistkratzer in fremden Gärten wirklich eine Zier für den Presserat ist, der schon genügend damit zu kämpfen hat, seinen angeschlagenen Ruf zu verteidigen?

Aber vielleicht erledigt sich dieses Problem mitsamt der «Republik» …

Wumms: Philipp Löpfe

Abgehalftert im Abklingbecken des Journalismus.

«Ob SVP oder Weltwoche, ob Republikaner oder Fox News: Sie alle stehen stramm hinter dem russischen Präsidenten und seinem absurden Krieg.»

Dass «watson» das Allerletzte ist, was sich Medienorgan nennt, muss nicht weiter ausgeführt werden. Die Weltmeister des Listicals, der Tierbilder, der schlüpfrigen bis pornografischen Liebesbeichten versuchen auch, ernsthaft Politik zu kommentieren.

Dafür zuständig ist in erster Linie Philipp Löpfe. Eigentlich könnte er (Jahrgang 1953) schon längst den unverdienten Ruhestand geniessen. Stattdessen verpestet er die Umwelt mit seinen Kommentaren. Für ihn besteht die Welt immer noch aus Gut und Böse, Schwarz und Weiss, Dafür oder Dagegen. Differenzierung ist nicht so seine Sache, der Holzhammer schon eher.

Also holzte er zu Beginn des Ukrainekriegs in einem Kommentar gegen seine Lieblingsfeinde. Dagegen wurde beim Presserat Beschwerde erhoben. Dieses Gremium arbeitet einäugig schon lange daran, sich selber abzuschaffen. Aber hier zeigte es tatsächlich mal einen Funken Intelligenz. Und hiess die Beschwerde immerhin «teilweise» gut. Denn auch in Kommentaren, was Löpfe offenbar neu ist, «sind jedoch die Fakten zu respektieren».

Noch irrer war dann die Verteidigungslinie des Chefredaktors von «watson». Maurice Thiriet zitierte diverse Einlassungen von Roger Köppel und anderen SVP-Exponenten, die die demagogischen Behauptungen von Löpfe stützen würden. Kleiner Schönheitsfehler: selbst wenn das so wäre; diese Aussagen erfolgten nach Publikation des Schmierenkommentars …

Noch erstaunlicher: gleichzeitig schmettert der Presserat eine Beschwerde gegen die «Weltwoche» ab. Gleich 300 Unterzeichner hatten sich darüber aufgeregt, dass die WeWo in einem Kommentar maliziös das Tragen einer schusssicheren Weste der SRF-Korrespondentin Luzia Tschirsky bekrittelt hatte. Sie stand zu Beginn des Ukrainekriegs an einer Ausfallstrasse, wo die grösste Gefahr offensichtlich vom Verkehr ausging.

Der «abschätziger Kommentar» stütze «sich auf eine ungenügende Grundlage oder gar auf eine blosse Vermutung», wurde gemeckert. Das sei aber in einem deutlich so gekennzeichneten Kommentar erlaubt, befand der Presserat. Aber natürlich kann er es nicht lassen, dem verhassten Organ noch eins ans Bein zu pinkeln: Er halte fest, «dass aus berufsethischer Sicht solche Kommentare über die gefährliche Arbeit von Medienschaffenden in Kriegs- und Konfliktgebieten zynisch und unangebracht sind».

Aus eigener Erfahrung kann ZACKBUM nur sagen: welch ein Unsinn. Im Einsatz machen sich alle über Möchtegern-Kriegsreporter lustig, die martialisch mit Helm und schusssicherer Weste rumlaufen und überall gross «Press» angeschrieben haben. Die könnten sich genauso ein Post-it an die Stirn kleben, auf dem steht: «Depp». Oder «Schiess auf mich».

Klappern gehört zum Handwerk. Unvergesslich die Szene, wie der mutige Reporter sich mit letzter Kraft gegen den Sturm stemmt und tapfer berichtet – während hinter ihm ein Mensch durchspaziert, der nichts gegen die Brise unternehmen muss.

Oder die tolle Szene im Hollywoodstreifen, wo der Journalist alle mit seiner Empathie beeindruckt, weil er während den Schilderungen der Interviewten ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischt. Nur stellt sich dann heraus, dass das Interview mit nur einer Kamera gedreht wurde – er also sich und seine Fragen erst im Nachhinein hineinschnitt.