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Unfair-Media

Neues Altes von der Gurkentruppe.

«Fairmedia» war angetreten, als durchsickerte, dass Gottseibeiuns Christoph Blocher die «Basler Zeitung» gepostet hatte. Unter der Leitung von Markus Somm verwandelte sich das Blatt in eine muntere Plattform für verschiedene, aber lautstarke Meinungen und wurde als SVP-Postille geschmäht. Dabei war die Haltung viel liberaler als die von Tamedia. Beweis: in der BaZ durfte René Zeyer ungeniert und unzensiert publizieren, sehr zum Missfallen der damals noch mächtigen Credit Suisse und des Fürstenhofs zu Liechtenstein.

Tempi passati, die BaZ ist nun Teil der Einheitssauce aus dem Hause Tamedia, Zeyer durfte seinen allerletzten Artikel noch knapp vor Torschluss publizieren, seither niemals mehr in der BaZ.

Die «TagesWoche» ist inzwischen kläglich eingegangen, «Fairmedia» existiert kläglich weiter und war schon mehrfach im Fokus der Kritik von ZACKBUM. Denn «Fairmedia» hält sich selbst nicht an seine eigenen, grossspurig vorgetragenen Regeln.

Das «Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik» gibt von ihm Angerempelten nicht mal Gelegenheit zur Stellungnahme, schweigt auf Anfragen von ZACKBUM verkniffen und unethisch. Ergreift zudem einseitig Partei für eine ewig um ihr Verschwinden in den Schlagzeilen schlagzeilenträchtig kämpfende ehemalige Zuger Politikerin und sammelt sogar Geld für deren endlose Prozessorgien, wobei über die Verwendung nur «gegenüber unseren Spender:innen transparent kommuniziert» werde.

Das ist alles miefig und übel. Natürlich ist «Fairmedia» auch fest in den linken Kuchen eingebettet, wo man sich gegenseitig Posten und Pöstchen zuhält. Und genau das wird nun zu einem lustigen Problem. Denn der erste Präsident von «Fairmedia» hiess – Beat Jans. Genau, der frischgebackene SP-Bundesrat und Justizminister Jans.

Zudem ist «Fairmedia» personell und inhaltlich mit der ewig klagenden und ewig verlierenden Ex-Politikerin verbandelt. Die hat inzwischen, nachdem sie bis zum Bundesgericht hinauf verlor und sogar einen Rekurs gegen das Bundesgericht beim Bundesgericht einreichte (natürlich verloren), beim Europäischen Gerichtshof in Strassburg Klage eingereicht. Gegen die ganze Schweiz, notabene. Und die wird vom zuständigen Bundesrat und Justizminister vertreten.

Also darf Jans gegen die Kanzleipartnerin seines ersten Co-Geschäftsführers von «Fairmedia» antreten. Mit dem Bertschi-Clan ist Jans auch anderweitig verbandelt. Vater Bertschi sitzt im Vorstand von «Fairmedia», Tochter Bertschi ist Generalsekretärin – im Justizdepartement.

Da werden lustige Hintergrundgespräche stattfinden, bei denen Jans sich winden wird und betonen, dass er halt qua Amt leider, leider gegen seine eigenen Leute – und Ansichten – vorgehen müsse. Er wird das sicherlich mit letzter Kraft tun. Selbstverständlich wird bei lustigen Treffen von Jans mit dem Bertschi-Clan kein Wort zu diesem Thema verloren. Chinese Wall, Firewall, völlig klar. Schwester Bertschi wird weder Vater noch Bruder auch nur ein Sterbenswörtchen verraten. Man wird übers Wetter und die Langsamkeit der Berner sprechen. Da lachen ja die Hühner.

Im anständigen Bereich der Politik gäbe es die Möglichkeit, sich wegen Befangenheit herauszunehmen und die Chose seinem Stellvertreter im Bundesrat zu überlassen. Aber doch nicht ein Sozialdemokrat.

Rücktritt, Herr Rohner!

Niemand habe schon früh und massiv gewarnt? Einspruch.

Aus eigenen Werken zu zitieren kann etwas Selbstverliebtes haben. Im Fall der Credit Suisse ist es allerdings so, dass René Zeyer die Bank mit kritischen Kommentaren verfolgte – und die Bank auf ihn losging. Er habe als Sprecher der Schweizer Lehman-Opfer deren Persönlichkeit und Ehre verletzt.

Das hätte man ihm allerdings auch bei einer ganzen Reihe von Artikeln vorwerfen können, die vornehmlich in der «Basler Zeitung» erschienen. In der von Markus Somm verantworteten BaZ, die noch Pfupf im Füdli hatte und sich was traute.

Als Beitrag zu den Beerdigungsritualen veröffentlicht ZACKBUM ein «best of» in unregelmässigen Abständen. Als Opener ein Artikel, der am 17. Juni 2016 erschienen ist.

Was sind die beiden wichtigsten Begriffe im Banking? Verantwortung und Vertrauen. Urs Rohner war ab 2004 Group General Counsel der Credit Suisse (CS). Es ist die Verantwortung des Chefjuristen einer Bank, für die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen besorgt zu sein. Wie soll man ihm vertrauen, wenn seine Bank kriminelles Verhalten eingestehen musste?

Von 2009 bis 2011 war Urs Rohner Vizepräsident des Verwaltungsrats (VR) der CS, seither ist er der VR-Präsident. Was ist die Aufgabe eines Verwaltungsrats? Er ist verantwortlich für die Strategie und die Geschäftspolitik seines Unternehmens. In seiner Amtszeit ist der Aktienkurs der Bank von rund 40 auf aktuell unter 12 Franken abgestürzt. Ein Multimilliardenverlust für alle Anleger. Wie soll man einem dafür Verantwortlichen vertrauen?

Weder Konzept noch Plan

Urs Rohner wollte mit der im Parlament gescheiterten Lex USA seine Bank aus dem Steuerstreit möglichst verlustfrei herausführen. Das endete in einer Busse von 2,6 Milliarden Franken, ein Desaster. Obwohl sich die CS zudem diverser Gesetzesverstösse schuldig bekennen musste, übernahm Rohner keine Verantwortung und behauptete, er persönlich habe «eine weisse Weste». Weitere potenzielle Milliardenbussen drohen. Wie viel Vertrauen verdient ein solcher Verantwortungsträger? Im letzten Jahr, in den letzten Monaten ist die Credit Suisse tief in die roten Zahlen abgerutscht. Der von Rohner ausgewählte CEO Tidjane Thiam reagiert darauf, indem er Massenentlassungen und einen Umbau der Bank ankündigt, er hat offensichtlich weder ein Konzept noch einen Plan, wie die einst stolze Schweizer Bank erfolgreich in die Zukunft geführt werden könnte.

Genauso wenig wie die für Milliardenhonorare tätigen Berater von aussen. Aber der CEO kann und soll nur die Strategie des Verwaltungsrats umsetzen, das ist die Verantwortung von Urs Rohner. Wie kann man ihm vertrauen, wenn auf seiner weissen Weste rote Zahlen stehen?

Unter Rohners Weste sitzt sein Portemonnaie, einer der wenigen Orte in der CS, wo Freude herrscht. Unbeschadet vom katastrophalen Ergebnis seines Wirkens erhielt Rohner alleine für das Verlustjahr 2015 satte 3,2 Millionen Franken, die er sich wohlweislich in bar ausbezahlen liess. Also schwarze Zahlen für ihn, während die Zukunft der Credit Suisse zugleich feuerrot und brandschwarz aussieht. Schon mehrfach rügte die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Revisionsgesellschaft der Bank mangelhaftes Controlling. Ein CS-Banker in Genf setzte für einen prominenten Kunden mindestens hundert Millionen Franken in den Sand, verantwortungslose Händler in New York produzierten mit Junkbonds einen Verlust von fast einer Milliarde.

Natürlich wie immer ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten. Aber innerhalb des Verantwortungsbereichs des obersten Leiters der Bank. Oswald Grübel zog bei ähnlichen Vorkomm­nissen bei der UBS die Konsequenzen und trat zurück. Weil er zu Recht befürchtete, dass sonst das Vertrauen in seine Bank beschädigt würde.

Leben in der Parallelwelt

Urs Rohner hat zu verantworten, dass der Börsenwert der CS weniger als 23 Milliarden Franken beträgt, ihr Buchwert laut eigener Darstellung rund das Doppelte. Dazu tragen Goodwill-­Positionen und kühne Bewertungen von Assets in der Bad Bank der CS wesentlich bei. Also Hoffnung und Glauben als Bewertungskriterien. Offensichtlich lebt Rohner in einer Pa­rallelwelt, in der die Begriffe Verantwortung und ­Vertrauen nicht existieren.

Das reale Leben ist aber kein Filmfestival. Im Kino handeln Schauspieler nach dem Drehbuch, spielen einen Verantwortungsträger und reden von Vertrauen. Das ist nur eine Rolle, die mit ihrem wahren Leben nichts zu tun hat. Diesseits der Leinwand muss gelten: Herr Rohner, treten Sie zurück. Sofort.