Schlagwortarchiv für: bajour

Amok Hansi Voigt

Der subventionierte Kreischer verliert Mass und Fassung.

Als das Referendumskomitee gegen die zusätzliche Unterstützung der Verlegerclans vermeldete, dass es mehr als das Doppelte der nötigen Stimmen gesammelt hatte, herrschte in den Mainstream-Medien eine kurze Zeit Schockstarre. Schweigen. Verkniffenes und konsterniertes Schweigen.

Dann probierte es der Verlegerverband mit einer oberpeinlichen eigenen Webseite. Aber schlimmer geht immer. Dafür steht Hansi Voigt. Wir haben uns schon ausführlich mit der Karriere dieses Wendehalses, Bruchpiloten und Heuchlers befasst.

Twitter-Quieker Hansi Voigt: Helfer der Feinde seiner Freunde.

Zurzeit frisst er ein Gnadenbrot aus der Hand einer Basler Multimilliardärin, die die zweckfreie Miniplattform «bajour» mit sagenhaften drei Millionen Franken durchfüttert. Da weitere Einnahmen nur sehr, sehr spärlich fliessen, dürfte dieser Flop das Zeitliche segnen, sobald die Geldschatulle geschlossen wird.

Wo man helfend Schaden anrichten kann, da ist Voigt

Schon lange hat sich Hansi Voigt als bedingungsloser Fan von Jolanda Spiess-Hegglin geoutet. Mit einer absurden «Berechnung», dass der Ringier-Verlag rund eine Million Franken Gewinn (oder Umsatz, da ist sich Voigt nicht ganz sicher) mit seiner Berichterstattung über die Zuger Feieraffäre gemacht habe, stachelte er JSH dazu an, entsprechende Gewinnherausgabe zu fordern.

Aber dieses unselige Tun lastet ihn genauso wenig aus wie die weitgehend sinnbefreite Plattform «bajour». Daher engagiert sich der Subventionsempfänger für die staatliche Milliardensubvention. Allerdings ist es auch hier so, dass man sich um seine Gegner und Feinde keine grossen Gedanken machen muss, wenn man Voigt an seiner Seite hat.

Langsam formiert sich der Widerstand gegen die Absicht des Referendums zu verhindern, eher zweckbefreit zusätzlich eine Milliarde Steuergelder über die drei grossen Medienclans der Schweiz regnen zu lassen.

Da wird schon mal – mangels Argumenten – kräftig geholzt:

«Libertäre Multimillionär_innen und ihre ganz rechten Helfershelfer_innen wollen verhindern, dass Schweizer Medien transparente Förderung erhalten. Diese Kräfte wollen, dass Unabhängigkeit und Transparenz durch undurchsichtiges Mäzenatentum ersetzt wird und haben deshalb ein Referendum gegen das Medienpaket lanciert. Die Gegner_innen des Gesetzes kommen aus der gleichen diffusen Ecke wie Coronaleugnern_innen und andere geistige Brandstifter*innen, welche die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben.»

Absender der Duftmarke: der «Verein Demokratie und Medienvielfalt».

Kleiner hat man’s nicht. Aber wenn der Faschismus droht …

Das ist nun unterste Schublade, ärmlich und erbärmlich. Ausser, man hat Voigt an seiner Seite. Denn der ist auch bei diesem Haufen dabei. Voigt legt auf Twitter noch einen drauf; die Gegner der Milliardensubvention seien schlichtweg

«Freund:innen des Faschismus».

Vergewaltigte Sprache, vergewaltigter Begriff, krank.

Zwei Gegner des Mediengesetzes (Symbolbild).

Alles Faschisten oder was?

Dem Parlamentarier-Komitee gegen das Subventionsgesetz gehören immerhin 72 National- und Ständeräte an. Schlechte Nachricht für die Schweiz: alles Faschisten. Die 110’000 Unterzeichner des Referendums: Faschisten.

Auf der anderen Seite: «Wir, Simon, Moritz, Min Li, Hansi, Dimitri, Daniel, Camille und Aline, sind eine Gruppe von Menschen, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Demokratie und Medienvielfalt zu verteidigen und die Stimme der Zivilgesellschaft zu stärken.»

Bei solchen Verteidigern muss man sich wohl langsam Sorgen um die Demokratie machen.

Der «Verlegerverband Schweizer Medien» steht überraschungsfrei natürlich hinter diesem Mediengesetz. Er hat sich bereits mit der Webseite «Die Meinungsfreiheit» lächerlich gemacht. Auch hier bilden einige Parlamentarier den harten Kern eines «Komitee»; nach Anlaufschwierigkeiten sogar alle mit Foto.

Wer aber genau dahintersteht, erschliesst sich bis heute nicht; der Button «über uns» führt zur Anmeldung des NL, zu einer Postfachadresse und einer allgemeinen Mail. Transparenz à la Verlegerverband.

Offenbar fiel es den Verantwortlichen selbst auf, dass sie mit dieser Lachnummer nicht wirklich die Chancen verbessern, dass im Februar 2022 gegen das Referendum und für den Geldsegen abgestimmt wird.

Also lässt man vom «Verein Demokratie und Medienvielfalt» holzen und hetzen und hämen. Dort meint man, mit den Begriffen «libertäre Multimillionäre», «Coronaleugner» und «geistige Brandstifter» – halt die üblichen «Spalter der Gesellschaft» – könne man Stimmung machen.

Wenn die Fans argumentativer Debatten ausrasten

Weil Argumente Fehlanzeige sind. Bezeichnend ist, dass sich ein ganzes Netzwerk präsentiert. Ein Knotenpunkt davon ist der «Verband Medien mit Zukunft». Im Vorstand dabei die SP-Genossin Min Li Marti und der sich hier als «selbständiger Medienberater» gerierende Hansi Voigt. Im «Verein Demokratie und Medienvielfalt» gesellt sich noch die grüne Nationalrätin Aline Trede dazu. Eigentlich alles Vertreter der argumentativen Auseinandersetzung, Gegner der Spaltung der Gesellschaft durch Hetze und Beschimpfung.

Aber natürlich nur dann, wenn sie nicht den eigenen Zielen und Zwecken dient. Denn jeder Politiker weiss: wenn die Medien noch mehr am Staatstropf hängen, sind sie noch williger, ihren politischen Unterstützern als Multiplikatoren zu dienen. Und ein Politiker ohne Medienresonanz (oder gar mit einer negativen) ist verloren.

Also nach dem ersten Fehlstart gleich eine Bruchlandung. Selber schuld, wenn man Voigt ans Steuer lässt, das kommt eigentlich nie gut. Bei «20 Minuten» und «watson» hat man’s noch rechtzeitig gemerkt, bei «bajour» oder all den Mediengesetzunterstützern noch nicht.

Völlig verwirrter Voigt

Voigt hat inzwischen, jö, seinen Tweet gelöscht. Natürlich nicht, ohne sich mit der Begründung noch mehr in den Sumpf zu manövrieren: «Zur Info: Mein Tweet, der Formulierung „Freund:innen des Faschismus“ in Zusammenhang mit Mediengesetzreferendum gebracht hat, ist gelöscht Es ging nicht darum, alle Referendumsgegner zu verunglimpfen. Ich wollte ausdrücken, dass sich auch (!) ganz rechte Kreise im Umfeld tummeln.»

Die ehemalige US-Aussenministerin und Voigt: zwei Warner.

Inzwischen ist er allerdings völlig verwirrt. Er hat ja wenn schon nicht die Gegner des Referendums verunglimpft (also zum Beispiel sich selbst). Dass sich bei den Gegnern ganz rechte Kreise tummeln, werden die auch nicht gerne hören.

Das kann eigentlich nur Voigt. Sich einmischen, loskrähen – und zum besten Helfershelfer derjenigen werden, die er eigentlich bekämpfen will. Aber immerhin steckt in seiner lahmen Erklärung, wieso er den Tweet wieder löschte, ein Körnchen Wahrheit. Er hat nicht alle Referendumsgegner verunglimpft, er hat nur allen geschadet. Verunglimpft hingegen hat er einen einzigen, sich selbst. Da er aber der personifizierte Glimpf und Verunglimpf ist, stört das auch nicht.

Gute Nacht, «bajour»?

Wir machen uns Sorgen. Echt. Irgendwie verwildert «bajour» zunehmend.

Nein, ZACKBUM hat keine Bitte um Stellungnahme an «bajour» oder an Hansi Voigt gerichtet. Wir geben hier immer und jederzeit allen Kritisierten die Gelegenheit dazu. Ausser, wir kriegen nie eine Antwort.

Das ist dann ein blödes Spiel. Aber wenn jemand eine Replik schreiben will: gerne und jederzeit. Eine Erwiderung worauf?

Wir machen uns echt Sorgen, darauf. «Bajour» braucht rund 25’000 «Member», wenn dann mal die jährliche Million, die diese Todgeburt künstlich am Leben hält, nicht mehr sprudelt. Und das dauert gar nicht mehr so lange.

Zum Motivationsangebot gehörte lange Zeit, dass «bajour» die aktuell nachgeführte Liste der «Member» auf der Homepage veröffentlichte. Weg. Man weiss nicht mehr, wie viele Basler sich 40 Franken abknöpfen liessen.

Brandaktuell ist anders. Hintergründig auch.

Es stehen nur noch die Versprechungen auf der Webseite: «Tägliche Hintergrundinformationen». Täglich ist sehr relativ, wenn man die Homepage von «bajour» anschaut. «Exklusive Einladung zu jährlichem Spezial-Event nur für Member». Fand leider noch nie statt.

Nur noch leere Versprechungen …

Aber man kann ja auch «Gönner» werden, dann ist man 160 Franken im Jahr los. Dafür kriegt man all das (auch nicht), dazu noch die «exklusive Zustellung des jährlichen Bajour-Magazins (Printausgabe)», plus «exklusive Einladung zum jährlichen Spezial-Event nur für Gönner». Ist aber beides so exklusiv, dass es auch nicht existiert.

Oder aber, einfach mal spenden. Dafür gibt’s nix, aber das ist ja auch nicht schlimm. Scrollt man auf der Hompage etwas runter, kommt mal schnell in den Bereich gut abgehangener Nachrichten. Herausragend eine aktuelle Gastrokritik – vom 20. April. Aber immerhin 2021.

Wo gab’s im April das beste Cordon bleu?

Zum Beobachtungszeitpunkt gab es anscheinend nur ein einziges aktuelles Thema, das «Basel wirklich beschäftigt», was «bajour» ja zu liefern verspricht. «Tägliche Hintergrundinformationen», aber in Wirklichkeit weder täglich, noch Hintergrund.

Die Messung der Nutzer des Portals wurde leider in KW 17 eingestellt. Die Zahl der «Netto-Leser Basel-Briefing» dümpelt um knapp 4000 herum; jedenfalls bis KW 33. Wir hoffen, dass wir von Zahlen des Jahres 2021 sprechen. Nachprüfen kann die sowieso niemand.

Etwas kompliziert wird es bei der Herausgeberschaft. Da gibt es mal den «Verein Bajour». Fünf Vorstandsmitglieder, darunter Hansi Voigt. Darunter amtet die «Geschäftsleitung» mit vier Mitgliedern, ebenfalls undenkbar ohne Hansi Voigt. Dann hätten wir noch die achtköpfige Redaktion, sechs freie Mitarbeiter, sechs Mitarbeiter von «gärn gschee», darunter die Heimweh-Baslerin Jolanda Spiess-Hegglin. Schliesslich noch drei Fotografen und acht Kolumnisten.

Viele, viele Vorstände, Häuptlinge und Wichtigtuer

«Medienzukunft Basel» nicht zu vergessen, der «gemeinnützige Trägerverein Medienzukunft Basel», der bajour «ermöglicht». In dessen Vorstand drängeln sich nochmal sieben Nasen, aber immerhin: kein Hansi Voigt dabei. Bitter aber, dass im Impressum Bruchpilot David Sieber gar nicht auftaucht, der doch dem Organ unter die Arme greift, nach eigenen Angaben.

Aber gut, das sind alles in allem so 47 Nasen; damit spielt bajour eigentlich in der Liga von der «Republik». Die schafft aber mit ihren 50 Kostenstellenbesetzern immerhin im Schnitt zwei bis drei Artikel am Tag. Fast jeden Tag.

Damit ist geklärt, wohin die jährliche Million einer stinkreichen Pharma-Erbin gurgelt. Was dafür allerdings an Gegenwert hergestellt wird, das erschliesst sich nicht auf den ersten Blick. Auf den zweiten auch nicht.

Wie viele «Member» braucht das Blatt?

Bis zum Jahresende wollte «bajour» immerhin stolze 2100 «Member» haben. Jahresende 2020, wohlgemerkt. Letzte uns ersichtliche News: da fehlten dann noch 248. Wir wünschen und hoffen für «bajour», dass die noch eintrudelten. Ohne uns auf weitere Zahlen abstützen zu können, hoffen wir zudem, dass «bajour» diese Zahl bis heute verdoppeln konnte. Dann wären es also 4200, wir legen noch 800 drauf, damit es runde Zahlen gibt. 5000 Member, mal 40, das sind, Moment, den grossen Taschenrechner gezückt, das sind 200’000 Franken Einnahmen. Fehlen bloss noch 800’000, um die geschenkte jährliche Million zu ersetzen.

Kein Wunder, dass der Elan deutlich nachlässt, angesichts eines unerreichbaren Ziels. Schade nur, dass wieder mal Millionen sinnlos verröstet werden.

Der Geheim-Pacte

Das Unterstützungsbündnis hat erstmals Gelder verteilt. An wen, das ist geheim.

Ein Lichtblick im zum Skelett niedergesparten Elendsjournalismus. «Le Pacte – Bündnis für Recherche und Reportage» vergibt namhafte Beträge für unterstützenswerte Projekte.

Die Organisation verfügt über immerhin 225’000 Franken, die jährlich verteilt werden können. In einer ersten Tranche wurden von 24 eingereichten Projekten ganze zehn unterstützt – mit insgesamt 52’000 Franken. Die einzelnen Beträge liegen zwischen 1’500 und 10’000 Franken.

Der Vorstand mitsamt Generalsekretär Jean François Tanda wird transparent ausgewiesen, ebenfalls die «Expertenpools», die für die Auswahl förderungswürdiger Eingaben zuständig sind.

Schaut man sich allerdings die deutschsprachigen Vertreter an, kommen einem stärkere Zweifel an Kompetenz und Repräsentativität. Ausser vielleicht Viktor Parma hat keiner bedeutende Spuren mit seinem Schaffen hinterlassen, und was beispielsweise eine Elvira Wiegers als «Vertreterin der Zivilgesellschaft» in einer solchen Jury zu suchen hat, ist völlig schleierhaft.

Als ZACKBUM das erste Mal darüber berichtete, fehlte Parma noch in der Aufstellung, damals wie heute beurteilen diese Koryphäen:

  • Der mehrfache Bruchpilot David Sieber, der zuletzt den «Schweizer Journalist» in den Boden rammte
  • Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
  • Adrienne Fichter, Redaktorin «Republik»
  • Marcel Hänggi, Journalist, schreibt «Bücher und Texte für Museen und hält Vorträge, Hühner und Schafe»
  • Alexandra Stark, freie Journalistin
  • Elvira Wiegers, «Vertreterin der Zivilgesellschaft», dazu befähigt als Nationalratskandidatin der AL
  • Nikki Böhler, ebenfalls Vertreterin, dazu Geschäftsführerin bei opendata.ch
  • Giulia Meier, ebenfalls Vertreterin, Staatsangestellte in Bern und zuständig für «Theater, Tanz, Literatur»

Aber immerhin, es ist Geld da, es wird verteilt, was will man mehr. Zum Beispiel wissen: an wen? Da wird dann «Le Pacte» eher zum Schweige-Pakt:

«Die meisten unterstützten Projekte sind noch in der Recherchephase, also noch nicht veröffentlicht.»

Eine Ausnahme gebe es; eine «Recherche» von «bajour». In der Tat: «Recherchiert und umgesetzt von Bajour in Kooperation mit dem Recherche-Netzwerk Reflekt und Unterstützung von Le Pacte – Bündnis für Recherche und Reportage.»

 Offenbar reichen hier die Millionen, die bereits von einer superreichen Pharma-Erbin in «bajour» reingebuttert werden, für solche Werke nicht aus.

 Vertraulichkeit – wozu und warum?

Aber was spricht denn genau dagegen, die Öffentlichkeit über die Journalisten zu informieren?

«Die Recherchen/Projekte sollen bis zur Veröffentlichung vertraulich bleiben.

Wir wollen sie auch nicht als erste bekannt machen; das sollen die jeweiligen Journalistinnen und/oder Journalisten tun. Sobald die es tun, schalten wir die Recherche dann ebenfalls auf.
Damit diese Recherchen aber vertraulich bleiben, wollen wir auch nicht sagen, wer denn alles an vertraulichen Recherchen arbeitet, die von uns mitfinanziert werden. Das ist die Überlegung. Finden Sie das wenig sinnvoll?»

Ja, François Tanda, das findet ZACKBUM sogar sehr wenig sinnvoll. Wie das Beispiel «bajour» zeigt, brauchte es hier überhaupt keine Vertraulichkeit bei der Recherche, wozu auch. Selbst wenn es so sein mag, dass andere Journalisten heissere Themen angehen wollen: ihre Namensnennung würde diesem löblichen Ansinnen doch nicht im Wege stehen.

Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, wenn man sich Jury und Vorstand anschaut, dass es sich hier um einen Pakt handelt, der vor Beziehungskorruption nicht ganz gefeit ist. Also die ideologischen Präferenzen der Mitglieder könnten mit den ideologischen Positionen der Geförderten übereinstimmen. Aber ein Nachweis für diesen Verdacht könnte nur erbracht werden, wenn die Namen bekannt gegeben würden.

Was gegen eine solche minimale Transparenz spricht? Eigentlich nichts. Es sei hier auch offengelegt, dass ZACKBUM spasseshalber ebenfalls einen Antrag auf Förderung unseres unermüdlichen Tuns gestellt hat. Daher können wir immerhin ein wenig Licht in diese Dunkelkammer scheinen lassen: unser Antrag wurde nicht berücksichtigt.

Alles andere hätte uns aber auch unglaublich erstaunt und uns zur Frage veranlasst, ob wir vielleicht mit Vorurteilen an diesen Pakt herangegangen sind. Sind wir froh, dass uns diese Verunsicherung erspart geblieben ist.

Denn wie schrieben wir schon damals ganz richtig:

Dieses Gerümpelturnier soll dann über die Vergabe von fast einer Viertelmillion entscheiden. Ganz objektiv und kompetent. Glaubt jemand, dass dieser Haufen einen Antrag von ZACKBUM oder von René Zeyer wohlwollend prüfen und befürworten würde? Wohl nicht mal, wenn er von Hühnern und Schafen begleitet wäre oder als Foxtrott auf offener Bühne dargeboten würde.

 

Schlammcatchen

Pascal Hollenstein, Hansi Voigt, Jolanda Spiess-Hegglin und Tamedia: Journalismus ganz unten.

Es gibt die Pandemie mit ihren unüberblickbaren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Es gibt Säbelrasseln zwischen China, Russland und den USA. Es gibt einen verregneten Sommer. Sogar Klimawandel, Verlust der Glaubwürdigkeit von Regierungen und Wissenschaft.

Also durchaus bedeutende Themen. Es gibt das übliche Gekreische um die bescheuerte Verwechslung zwischen grammatikalischem Genus und Geschlecht. Den Kreischern wichtiger als Banalitäten wie der Kampf um gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Aber item.

Viel wichtiger als all das ist ein anderes Thema. Für dieses Schlammcatchen eignet sich die Zeitvernichtungsmaschine Twitter, dieses Medium für Schlaf- und Gedankenlose, dieser Hexenkessel für schnell Aufgeschäumtes und übel Gebrautes ausgezeichnet.

Ein idealer Tummelplatz für «Bajour-Lancierer» Hansi Voigt. Da dort wahrlich der Bär tanzt, die Leser sich wie Karnickel vermehren, die zahlende «Member»-Zahlen so steil ansteigen, dass sie nicht mehr veröffentlicht werden (wozu auch, solange eine Million pro Jahr fröhlich verröstet werden kann), hat Voigt Zeit, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern.

Mit dieser 3 Tage alten Hammerstory begrüsst «Bajour» seine wenigen Leser am Montag.

Übrigens alles kein Grund für Voigt, über andere hämisch zu höhnen:

Wo kaum was ist, kann auch nix schrumpfen.

Wenn man (fast) alles weglässt, kann man’s so sehen.

Schlammcatcher Nr. 1 Voigt lässt keine Gelegenheit aus, seinem ehemaligen Arbeitgeber Tamedia eine reinzuwürgen. Ob das damit zu tun hat, dass er dort wie üblich den Machtkampf «er oder ich» verlor und abgewickelt wurde? Wie auch immer, er gehört zum harten Kern der Spiess-Hegglin-Fans.

Magistrale Beschimpfungen wie «Arschloch des Monats» …

Gleich nochmal, weil’s so schön war.

Auftritt Schlammcatcher Nr. 2, Pascal Hollenstein. Die journalistische Leiter nach unten bei CH Media darf sich ebenfalls zum harten Kern der Spiess-Hegglin-Fans zählen, immer zu Stelle, wenn es gilt, Sprachrohr zu sein. Nicht immer journalistisch oder inhaltlich korrekt, aber das würde doch jeden knackigen Titel killen:

Tamedia als teilweiser Krebs; wenn der Inhalt nur bedingt richtig ist, dann auch die Sprache.

Worum geht’s eigentlich? Spiess-Hegglin ist bekanntlich in eine Kontroverse geraten, weil ihre eigenen Hass-Kommentare nicht so wirklich zu den Zielen von #Netzcourage (oder gar von Netzpigcock) passen wollen, während dieser Verein mit knapp 200’000 Franken Steuergeldern unterstützt wird. Zudem befindet sie sich in einer Dauerfehde mit Tamedia, weil einer Autorin vorsorglich verboten wurde, ein noch nicht einmal geschriebenes Buch über Spiess-Hegglin zu veröffentlichen. Eine weitere Schlacht, die noch hin und her wogt und vor Gericht liegt.

Daher benützt Tamedia jede Gelegenheit, Schlammcatcher Nr. 3, gegen Spiess-Hegglin anzuschreiben. Allerdings, bekannte Krankheit des grossartigen Qualitätsmediums «Tages-Anzeiger», nicht immer völlig faktentreu:

Die Gegendarstellung ist frei.

Nun sollten journalistische Könner wie Voigt und Hollenstein wissen, dass eine Gegendarstellung normalerweise veröffentlicht werden muss, wenn sie bestimmten formalen Kriterien genügt. Völlig unabhängig davon, ob ihr Inhalt richtig ist. In vielen Fällen, wie hier auch, fügt das Organ dann die Anmerkung an, dass an der eigenen Darstellung festgehalten werde. Was Schlammcatcherin Nr. 3 aber ebenso egal ist wie Schlammcatcher Nr. 1 oder Nr. 2.

Selbst «zentralplus» bemüht sich um eine ausgewogene Titelsetzung.

Aber das ist ja nur eine Runde im unermüdlichen Ringen im Schlamm. Hollenstein hatte vor Kurzem noch eine weitere Blasenmeldung in seiner Funktion als Schlamm-, Pardon, Sprachrohr:

Im Prinzip ja.

Daraus schliesst der nur noch mässig interessierte Leser: Die Tamedia-Journalistin wurde verurteilt und muss eine Busse bezahlen. Steht schliesslich in Titel und Lead. Wer hat schon die Geduld, das Geschreibsel bis zum letzten Absatz zu lesen:

Könnte, kann? Wie wäre es mit «wird angefochten»? Aber das wäre ja die Wahrheit.

Hollenstein liest nur ungern die Medien aus dem Hause Tamedia, sonst wäre ihm vielleicht dieser Absatz aufgefallen:

Aber seit wann wird noch eine Stellungnahme eingeholt? Könnte doch die Story killen.

Das alles wäre nur von mässigem Interesse, wenn es nicht weitere Schlammspritzer aufs ohnehin schon sehr lädierte Image des Elends-Journalismus kleckern würde. Die Themenwahl sitzt schief, Wichtiges wird nachlässig berichtet, Nebensächliches ausführlich und nicht einmal korrekt. Es soll Zuschauer geben, die Schlammcatchen äusserst spannend und anregend finden. Leser von Organen, die ernstgenommen werden wollen, gehören sicher nicht dazu.

Ex-Press XLII

Blüten aus dem Mediensumpf.

Auch die «Republik» gerät in Ferienlaune. Das merk man an zwei Dingen. Der Output ist noch magerer als sonst schon. Nehmen wir den 8. Juli als Beispiel. Der Sonntag, wo die «Republik» sowieso ruht, ist noch ein Stückchen entfernt. Aber im Angebot sind lediglich vier Werke. Bei genauerer Betrachtung ein einziges.

Denn auf 15’000 Anschlägen berichtet die «Republik» darüber, wie über die «Republik» berichtet wurde. Lächerlich kurze 4400 A dauert eine launige Kolumne von Olivia Kühni über, nun ja, über sich selbst.

Und originell mit «Gentili signore e signori» beginnt das geschwätzige Inhaltsverzeichnis der Werke dieses Tages, also konkret die Bauchnabelschau von Kühni und, tataa, knapp 28’000 A über das «Reich des Zollfreikönigs». Denn die «Republik» hat herausgefunden, dass Juan Carlos Torres Carretero als Präsident des VR von Dufry letztes Jahr 4,5 Millionen Franken verdient hat.

Wobei herausgefunden nicht ganz stimmt:

Hatten wir doch knapp einen Monat vorher schon.

Aber warum sollte man denn auf eine eigene Idee kommen, wenn das andere schon erledigen. Dufry ist der weltweit grösste Betrteiber von Duty Free Shops an Flughäfen, auf Kreuzfahrtschiffen, usw. Weltweit über 2300 Zollfreiläden mit über 20’000 Angestellten in 65 Ländern.

Aufpumpen, aufblasen, aufmascheln

Nun wurde Dufry von der Corona-Pandemie und dem weitgehenden Zusammenbruch von Flugverbindungen oder Kreuzfahrten schwer gebeutelt. 13’000 Angestellte mussten entlassen werden; diverse Länder unterstützten Dufry als bedeutenden Arbeitgeber finanziell.

Aber die Kette ist nicht untergegangen, nicht zuletzt dank den Bemühungen von Torres Carretero. Dafür kassierte er diese erkleckliche Summe. Wie in der bz zu lesen war. Mitte Juni. Nun braucht natülich der vertieft recherchierende «Republik»-Journi auch so seine Zeit, bis er diese Information zu rund 28’000 A aufgepumpt, aufgeblasen, aufgeschäumt hat.

Denn ausser detaillierten Beschreibungen dieses Vorgangs bietet der Artikel eigentlich nichts Neues. Gar nichts Neues. Aber stellen wir uns vor, dieser ausgewalzte Aufguss wäre nicht am 8. Juli erschienen. Dann hätte sich zwar der Wunsch von Kolumnistin Kühni erfüllt:

«Stellt euch vor, was entstünde, hätten alle ein bisschen weniger Lärm. Ein wenig mehr jener tiefen, klaren Konzentration; einen Raum, um einen Gedanken zu Ende zu bringen. Es wäre revolutionär, es ist revolutionär.»

Zu revolutionär für die «Republik».

Von oben nach unten

Genau, da können wir eigentlich nur bei «watson» gelandet sein. Ins Auge fällt diesmal dies:

 

Und zieht sich und zieht sich und zieht sich. Aber immerhin: es ist wenigstens nicht abgekupfert. Was man von diesem Gefäss eher weniger sagen kann:

Teilweise etwas respektlos? Nein, völlig geschmacklos.

Gibt’s denn wirklich nichts mit Niveau bei «watson»? Nun, dafür wäre ja Philipp Löpfe zuständig, der Wirrkopf und Spezialist für alles, sowie für nichts. Der will mal wieder ein ganz dickes Brett bohren:

Was ist nun schon wieder los, Donald Trump ist doch bekanntlich abgewählt. Schon, räumt Löpfe ein, aber das heisst ja noch nix, denn die ganze republikanische Partei sei «offensichtlich gewillt, die Demokratie zugunsten des Machterhalts über Bord zu werfen».

Öhm, aber sie hat doch zusammen mit Trump die Präsidentschaftswahlen verloren, oder doch nicht? Also kann sie doch in Sachen Machterhalt nicht wirklich aktiv unterwegs sein. Aber wie auch immer, neben anderen fiesen Tricks setze sie zum «Kulturkrieg» an, wobei das wie immer «Erinnerungen an dunkle Zeiten aufkommen lässt. Im Zentrum dieses Kulturkrieges steht die Critical Race Theory (CRT). Sie besagt im Wesentlichen, dass Rassismus ein integraler Bestandteil der amerikanischen Gesellschaft ist».

Nö, das besagt die CRT im Wesentlichen eher weniger, sondern mehr, dass die Zugehörigkeit zu einer Rasse ein soziales Konstrukt und keine biologische Kategorie sei. Wie spielt sich denn dieser Krieg so ab?

«Texas wiederum verbietet kategorisch, im Klassenzimmer Thesen zu verbreiten, wonach «Sklaverei und Rassismus etwas anderes sind als Abweichungen oder Fehlinterpretationen der authentischen Gründungsprinzipien der Vereinigten Staaten».»

Nun, wer die Gründungsprinzipien der USA kennt, was man von Löpfe offenbar nicht behaupten kann, würde dieser Ansicht durchaus zustimmen. Aber das ist für Löpfe ja nur der Anfang vom Ende, das er ganz deutlich sieht:

«In den USA werden zwar noch keine Bücher verbrannt, doch die Tendenz geht in diese Richtung.»

Diese Tendenz sieht allerdings nur Seher Löpfe. Woran das bei ihm liegt, wagen wir nicht zu ergründen. Auf jeden Fall schliesst er den weiten Bogen und kehrt in heimische Gefilde zurück: «Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Schweiz eine von einer Handvoll überlebenden Demokratien. Kein Zustand, den wir ein zweites Mal erleben möchten.»

Wir möchten hingegen kein zweites Mal eine Analyse von Löpfe lesen, aber Wünschen hat bekanntlich noch nie geholfen.

Baba, blabla, bajour

Eigentlich wollten wir diesen Rundgang durch die Sumpf- und Flachgebiete der Schweizer Medien mit einem Blick auf «bajour» abrunden. Dort scheint es aber so zu sein, dass der Oberverröster von Sponsor- und anderen Geldern, Hansi Voigt, dermassen mit seinen Aktivitäten auf Twitter und anderen sozialen Medien ausgelastet ist, dass eigentlich weder Aktuelles noch sonst Nennenswertes auf dieser Webseite steht:

Wer für so einen Schrott «Member» werden möchte und sich von 40 Franken trennen, ist wirklich selber schuld. Ob es wohl Zufall ist, dass die platte Plattform die Zahlen der «Member» nicht mehr stolz ausweist? «Unabhängigen, tiefgründigen Journalismus für Basel» verspricht «bajour» dafür. Nur: wann man damit anfangen will, das wird nicht gesagt.

Fassungslos, Part II

Wir haben lange gezögert, aber es braucht ein neues Gefäss: FASSUNGSLOS.

Lesen, staunen, verzweifeln. Das sind die drei Stufen auf dem Weg zur Medienenthaltsamkeit.

Das ist schön für die zwei. Hoffentlich beruht es auf Gegenseitigkeit. Immerhin kann man hier die Frage stellen: wer hat’s gefunden?

Ja, ZACKBUM verwandelt sich in ein richtiges Klatschorgan. Bei der Zeitung mit dem Regenrohr im Titel fragt man sich allerdings, ob das Rohr für eine lange Leitung steht. Denn es liess doch ein paar Tage vergehen, bevor es sich zu dieser Story aufraffte. Aber besser spät als nie, gell.

 

Wenn wir schon bei welterschütternden Enthüllungen aus zweiter Hand sind: Das hier hat der «Blick» der englischen «Daily Mail» abgeschrieben. Ein grosses Stück Klatsch-Journalismus nach der Devise: Diana verkauft immer. Bevor der Leser sich nicht mehr halten kann vor Spannung; das sollen die letzten Worte gewesen sein, natürlich auf Englisch: «Oh mein Gott, was ist passiert

Wir wussten es: «watson» hat Kontakt mit dem Jenseits. Das muss auch so sein, bei diesen jenseitigen Artikeln …

«watson» ist bekanntlich das Organ der Listicals. Das ist: es ist aufeinandergestapelte lauwarme Luft, aber es hat Struktur. Das gilt natürlich auch für die ewigen Sex- und Business- und Geld-Listicals. Bei diesem Titel hätte man sich aber diese Einsicht gewünscht: Wegen Orthographiehemmungen nie aNfangen Zu SchreiBeN.

Wenn wir schon bei Organen des höheren und tiefergelegten Schwachsinns sind: «bajour» schwächelt. Trotz Millionenunterstützung wird der eigene Output immer dünner. Für so viel Geld erfreut die Plumpsplattform ihre wenigen Leser mit immer mehr Agenturmeldungen.

Schon wieder Keystone-SDA als fleissiger Autor. Aber auch die Wissenschaftsplattform «Higgs» ist abschreibebar:

Selbst der Chef dort, Beat Glogger, greift zum Griffel:

Da muss man wenigstens nicht darauf hinweisen, dass auch das nicht auf dem eigenen Mist gewachsen ist.

Allerdings, ob es besser wird, wenn der notversorgte David Sieber ans Gerät geht und recycelt?

Auch diese tiefe Wahrheit muss mal wieder ausgesprochen werden. Bloss: warum eigentlich? Und wieso hier und jetzt? Und von dem?

Das gilt verschärft für das sogenannte «Highlight» im publikumsfreien «Nebelspalter». Dort frönt Markus Somm der längst vergangenen NZZ-Tradition des Samstags-Leitartikels. Man könnte den Tonfall pseudo-staatstragend, lächerlich-gehoben, Imitat-Burckhardt nennen:

Noch schmerzlicher als die Tatsache, dass diese hinter der Bezahlschranke der Weltöffentlichkeit verborgenen Zeilen kein Echo finden, ist die andere Tatsache, dass diese Thematik schon ziemlich erschöpfend debattiert wurde – vor ziemlich genau einem Jahr. Da sagten bereits eigentlich alle alles dazu, selbst der Autor dieser Zeilen:

Sag’s nochmal im Geheimen, spalte wieder den längst gespaltenen Nebel, trage Eulen nach Athen, oder einfach: kann man nicht häufig genug sagen. Oder sagte Somm das schon?

 

 

«watson» verbrät nun zweisprachig Geld

Jetzt haben auch die Romands das Geschenk. Pardon, nous sommes desolés.

Was ist besser als ein Millionengrab? Zwei, sagt sich offenbar Familie Wanner. Obwohl der begnadete Geld-Verröster Hansi Voigt schon länger entsorgt wurde, versteht niemand wirklich, wieso Wanners an «watson» festhalten wollen.

«Wir wollen im Kern die 20- bis 40-Jährigen abholen, die keine ‹Tagesschau› mehr schauen und keine Zeitung mehr lesen», verrät Watson-CEO Michael Wanner der NZZaS. Abholen ist gut, sieben Jahre lang mussten Lastwagen Geld aus der Privatschatulle der Wanners abholen, um die Millionenlöcher zu stopfen.

Aber 2020 könne man «einen kleinen Gewinn verbuchen», jubelt Wanner. Daran war Voigt gescheitert, der Jahr für Jahr den angekündigten Wechsel in schwarze Zahlen weiter hinausschob. Und was ein «kleiner Gewinn» bedeuten soll, im Verhältnis zu jahrelangen Millionenverlusten?

Die Welt von «watson» und die reale Welt

Aber die Welt von «watson» hatte schon immer eher wenig mit der Realität zu tun. Listicals zu allem und jedem, eine Mischung aus Nonsense und kleinen Realitätseinsprengseln, dazu Werbekampagnen, die kein Mensch versteht:

Was soll uns diese Image-Kampagne eigentlich sagen?

Ein roter Strich auf der Wange ist gezeigte Haltung? Das ist wirklich News ohne Blabla? Dieser Ansatz ist einfach zu intellektuell für mich, ich kapier’s nicht.

Was aber jeder versteht: diesen kleinen Gewinn erzielte Wanner, indem er auf Marketing setzte. Kein banales Einwerben von Inseraten mehr, statt dessen Beratung der Werbekunden bei ihrer «Kommunikationsherausforderung». Auf Deutsch: Redaktoren texten Texte. Über News, über Unsinn, über Listicals oder für Werbekampagnen. Am besten im Doppelpack. Sogenannter redaktioneller Beitrag, gleich daneben die Werbung. Gleich aufgemacht, gleich schmissig getitelt, deutliche Trennung von Content und bezahlter Werbung? Ach, das ist ja so von gestern.

Heute ist «Content Bridge», so zum Beispiel:

Ist doch alles ein Teig, sagt sich «watson».

Sehr verständlich ist hingegen der Ansatz, dass «watson» in die Romandie expandieren will, um seinen Werbekunden auch einen nationalen Auftritt für digitale Kampagnen bieten zu können. Da räumt bislang «20 Minuten» alleine ab.

Wanner wirft 5 Millionen auf – Stiftung Medienvielfalt hilft

Dafür schmeisst Familie Wanner nochmal 5 Millionen Franken auf. Genauer 2,5 Millionen, die andere Hälfte kommt – von der «Stiftung für Medienvielfalt». Die hat sich fest vorgenommen, nach dem Riesenflop «TagesWoche» weitere Möglichkeiten zu finden, das Geld einer reichen Pharma-Erbin unter die Leute zu bringen.

Zu den unterstützungswürdigen Organen gehören natürlich die «Republik», «Journal B», «Saiten» oder auch «bajour». Alles zum Untergang verurteilte Randgruppenorgane, immerhin mit gewissen Ansprüchen. Aber wie um Oeris Namen kommt die Stiftung dazu, Familie Wanner ein 2,5-Millionen-Darlehen zu geben, damit die nun auch nationale Werbekampagnen fahren können? Auf sechs präzise Fragen antwortet die Stiftung «zusammenfassend»: «Dieses Darlehen ist verzinst und mit einer festen Rückzahlverpflichtung verbunden. Es ist somit kein à fonds perdu-Förderbeitrag wie für Medienprojekte von gemeinnützigen Trägerschaften.»

Aha, aber wieso denn ausgerechnet für diese Schande des Journalismus? «Watson hat im Übrigen durchaus einen publizistischen Anspruch und unsere Wahrnehmung der Inhalte ist bei Weitem nicht so negativ wie Ihre Wahrnehmung. Wir möchten das nicht weiter kommentieren, sondern Sie für Fragen dazu wie auch zur finanziellen Situation der Familie Wanner an Watson bzw. an die Familie Wanner direkt verweisen.»

Aha, wir illustrieren kurz den journalistischen Anspruch:

Wahre Lebenshilfe und wahrer publizistischer Anspruch.

Die schnippische Empfehlung, sich an Familie Wanner zu wenden, brockte die Frage ein, wieso die Stiftung denn ausgerechnet einer nicht gerade am Hungertuch nagenden Verlegersippe von Multimillionären unter die Arme greifen will.

Ein Querschnitt aus dem darlehenswürdigen Angebot von «watson».

Bajour mit beachtlicher lokaler Bedeutung

Auch bei «bajour» hat die Stiftung ein ähnlich lockeres Verhältnis zur Realität wie «watson»: «Entgegen Ihrer Behauptung sind wir nie davon ausgegangen und war es nie das Ziel, dass bajour bereits nach drei Jahren selbstfinanzierend sein wird. Bajour hat nach etwas mehr als einem Jahr bereits eine ansehnliche Community und eine beachtliche lokale Bedeutung erlangt.»

In einem Jahr 2505 Zahler, Januar und Februar 2021 fehlen. Beachtliche Bedeutung?

Wie’s in Wirklichkeit aussieht, haben wir bereits umfangreich dargestellt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Stiftung überzeugt ist, dass «bajour» nach Auslaufen der dreijährigen Unterstützung mit insgesamt 3 Millionen Franken in der Lage sein wird, aus eigenen Kräften eine halbe Million einzunehmen (aktuell rund 100’000), damit die Stiftung mit einer weiteren halben Kiste das aufgeblasene Budget von aktuell über einer Million füttern wird.

Immerhin, die Chance, dass Wanners das Darlehen mit Zinsen und pünktlich zurückzahlen, ist entschieden höher als bei allen anderen Projekten der Stiftung. Wozu Wanners aber überhaupt ein solches Darlehen brauchen, wo man ihnen heutzutage im Negativzinsumfeld auch Geld nachwerfen würde, ist genauso unerfindlich wie die Entscheidungen dieser Stiftung. Ob Beatrice Oeri weiss, welcher Unfug hier getrieben wird?

 

 

 

Bajour sammelt wieder einmal Geld

Für was? Für «journalistische Recherchen».

Bajour will es wissen: «Wem gehören eigentlich all diese Häuser in Basel?» Besorgt fragt das Teenie-Portal: «Was haben die Eigentümer*Innen mit unserer Stadt vor?» Vielleicht die Errichtung von Klein-Gomorrha? Einen Blaumilchkanal? Den Bau eines neuen Roche-Turms, diesmal aber horizontal? Wen ruft man für solche Fälle?

Natürlich, Hansi Voigt. Er und seine Band haben darum eine Crowdsourcing-Aktion ins Leben gerufen. Die Redaktion sammelt Geld, um über alle Häuser Basels in Erfahrung zu bringen, wer darin schläft. Eigentlich ist das in Basel einfacher als in anderen Kantonen. Pro IP-Adresse sind täglich 20 Eigentumsauskünfte möglich. Gratis, via Computer und unbürokratisch. In Zürich muss man das am Telefon machen und nach einer halben Stunde legt der zuständige Notar freundlich wieder auf.

Die Bajour-Redaktion müsste eigentlich auch noch ein Crowdfunding für einen neuen Taschenrechner starten. Denn: «Würde die zehnköpfige Bajour-Redaktion alleine auf Spurensuche gehen, bräuchten wir 1,5 Jahre, um sämtliche Besitzverhältnisse auszulesen.»

Nicht doch, Kinder, falsch gerechnet. Der Gebäudebestand für den Kanton Basel-Stadt belief sich 2020 auf 23’462. In vier Monaten sollte die Redaktion mit sämtlichen Anfragen durch sein. Dafür muss man kein Geld sammeln. Zumal der Hintergrund der Aktion nicht ganz durchschaubar ist.

Die gesammelten Daten sollen gemäss Homepage «einzig für journalistische Recherchen verwendet» werden. Beispiele aber fehlen. Das Problem bei solchen journalistischen Aktionen ist immer das gleiche: Wer keine Story im Kopf hat, liefert auch mit zwei Bananenschachteln voll mit Daten keine brauchbare Geschichte ab. Das habe ich auf vielen Redaktionen erleben müssen.

Das Bau- und Verkehrsdepartement schränkt die Spiellust mit den sensiblen Daten etwas ein. Es antwortete auf Anfrage von Zackbum:

Wer die gesammelten Daten koordiniert und aufbewahrt, unterliegt gesetzlichen Regelungen über den Datenschutz und ist gegebenenfalls den betroffenen Personen (deren Daten sie gesammelt haben) gegenüber auskunftspflichtig.

Ob Voigt & Co. das wissen? Wir wollen aber keine Spielverderber sein. Es gäbe da noch eine andere Datengeschichte für Journalisten mit viel Freizeit: Beim Zürcher Strassenverkehrsamt darf man jeden Tag 5 Anfragen über Kontrollschildnummern tätigen. Es gibt über eine Million Autos, Schiffe, Töffs und Traktore im Kanton Zürich. Mit etwas Aufbauschen lassen sich schöne Geschichte machen: Wem gehören zum Beispiel die Traktoren mit den Kontrollschildnummern 12-120??? Falls die 10-köpfige Abenteuergruppe noch heute startet, werden sie im 21. Jahrhundert mit allen Nummern fertig.

Die Wüste lebt

Lena Bueche leistet dem Lokaljournalismus einen Bärendienst.

«Lokaljournalismus lebt» ist der Titel zu einem längeren Artikel von Lena Bueche in der «NZZ». Was löblich tönt, beginnt schon mit einem kreuzfalschen Einstieg. «Viele Lokalzeitungen sind in den letzten Jahren verschwunden – entweder wurden sie eingestellt oder von einem der grossen Medienhäuser einverleibt. Denn wie auch der Rest der Medienbranche stehen sie unter wirtschaftlichem Druck: Die Werbeeinnahmen gehen zurück, Nachrichten werden gratis im Netz konsumiert, online verdrängt Print.»

Erstaunlicher-, ja erfreulicherweise, sind in den letzten Jahren praktisch keine Lokalzeitungen eingegangen. Als negative Ausnahme gilt die Rhonezeitung im Wallis, ein Gratisblatt mit immerhin über 40000 Exemplaren wöchentlich. Sie erschien im März 2020 zum letzten Mal. Schon 2018 erwischte es den Rigi-Anzeiger. Einige Wochen später barfi.ch, ein Basler Onlineportal. Auch die Waadtländer Gratis-Wochenzeitung Le Régional verschwand, im Mai 2020. Den als Print nicht mehr erscheinenden «Le matin» in der Westschweiz hingegen kann man nicht als Lokalzeitung bezeichnen, ebenso wenig wie die 2018 Knall auf Fall eingestellte Tessiner Tageszeitung «Giornale del Popolo».

Die vielen Quartier- und Lokalzeitungen gedeihen prächtig

Das sind alles Ausnahmen, welche die Regel bestätigen: Die vielen Quartier- und Lokalzeitungen gedeihen erstaunlich prächtig. Auch die Coronakrise kann ihnen vorderhand wenig antun. Lokale Inserenten sind zumeist sehr treu. Warum also kommt Lena Bueche auf so ein schräges Fazit? Zugegeben, es tönt gut. Und bildet die Legitimation, damit Bueche nachher die üblichen Verdächtigen in Sachen «Lokale Onlineportale» aufs Podest schreiben kann. Sie tut dies mit der rührenden Bemerkung, damit würde «der Lokaljournalismus wiederbelebt und zukunftstauglich gemacht». Wiederbelebt? Ist er klinisch tot? Nur weil die «NZZ» ihre lokalen Seiten stetig zusammenkürzt, muss das noch nicht für die ganze Branche gelten. Ebenso nicht, wenn Tamedia wie von ZACKBUM.ch schon im November gemeldet, ihre kantonalen Redaktion der Landzeitungen Zürichsee-Zeitung, Landbote und Zürcher Unterländer zusammenlegt.

Es gibt eine enorme Menge an Quartier- und Lokalzeitungen, die den Mikrokosmos der Schweiz repräsentieren. Es mag für Aussenstehende nicht besonders interessant sein, wenn der Chorleiter von Döttigen sein 30-Jahr-Jubiläum feiert. Wenn die GLP ihre Kandidaten für die Schulpflege in Oberrohrbach nominiert. Wenn die Feuerwehr Zollikon ein neues, nicht gerade günstiges Multifunktionslöschfahrzeug vorstellt. Und wenn 124 Unterschriften zur Rettung des Restaurants Frieden in Unter-Affoltern gesammelt wurden. Aber es interessiert im Dorf oder in der Kleinstadt. Vielleicht mehr als die xte Analyse über Donald Trump.

Kreuzverkehrte Analyse, kreuzverkehrtes Lob

Darüber schreibt Lena Bueche aber keine Zeile. Lieber verklärt sie Portale wie «Tsüri», «Bajour» und «Kolt» (aus Olten) zu Rettern des Lokaljournalismus. Dabei sind die Mitgliederzahlen, herkömmlich Abonnenten und in der Republik-Sprache «Verleger» genannt, oft erstaunlich tief. «Tsüri.ch» zum Beispiel hat deren 1200. Allein der Verband Schweizer Regionalmedien umfasst 25 Blätter mit einer Leserschaft nach Wemf von 1,5 Millionen. «Bajour» behauptet, knapp 2500 «Member» zu haben. Die Höngger Zeitung in Zürich zum Beispiel gibt es seit 1926. Jenem Redaktionsteam muss man nicht unbedingt sagen, wie Lokaljournalismus geht. Die Auflage dieses Quartierblattes: 13200.

«Tsüri» hingegen ging kürzlich nach Schwamendingen, einem Aussenquartier von Zürich. Der Artikel beginnt so: «Schwamendingen hat es nicht einfach. Googelst du danach, schlägt dir die Suchmaschine automatisch Schwamendingen Ghetto vor.» Dann folgt die Aufzählung aus Google: «Der Kreis 12 im Norden von Zürich setzt sich aus den Quartieren Saatlen, Schwamendingen-Mitte und Hirzenbach zusammen. Er zählte 2019 rund 33’000 Einwohner*innen. Der Anteil Ausländer*innen liegt mit 35,9 Prozent ein paar Prozent über dem städtischen Durchschnitt von 32,2 Prozent». Undsoweiterundsofort. Das soll also der neue Lokaljournalismus sein. Frau Bueche, schreiben Sie doch nächstes Mal über die wahren Lokalzeitungen.

Blablajour: Das haben nicht mal die Basler verdient

Schon Kurt W. Zimmermann beschimpfte die Basler als mediale Trottel. Recht hat er.

Fehler machen kann jeder. Als der Basler Daig mit offenen Mündern zuschaute, wie ihre grossartige Verlegerdynastie die «Basler Zeitung» an den Rand des Ruins führte, hätte es theoretisch die Möglichkeit gegeben, dem unfähigen Hagemann Junior sowohl finanziell wie strategisch unter die Arme zu greifen.

Lieber nicht, sagte sich der Daig. Als sich dann enthüllte, dass der Gottseibeiuns für viele Basler Linke, Edellinke und Daig-Linke, dass Christoph Blocher die «Basler Zeitung» gekauft hatte, begann sogar der Daig zu blubbern und Pickel zu kriegen.

Und als dann auch noch der kleine Gottseibeiuns die Chefredaktion übernahm, da war es fast allen in Basel klar: So geht das nicht. So geht das überhaupt nicht. Statt eine langsam in den roten Zahlen ersaufende, dafür aber Basler BaZ haben wir nun ein von Zürich aus gekapertes Blatt, das so rechtspopulistisch sein wird, dass nur noch die rechte Randspalte bedruckt wird.

Die Rettung nahte: Geld wie Heu

Was tun, fragte sich da der Daig, wie weiland Lenin. Wie es sich gehört, fanden diskrete, aber erregte Gespräche statt. Viele Redaktoren der BaZ waren natürlich zutiefst entrüstet, dass sie nun sicherlich statt von links nach rechts von rechts nach links schreiben mussten. Niemals, sagten sie, aber blöd auch, aufrecht kündigen wäre einfach, einen neuen Job suchen nicht so sehr.

Aber die Rettung nahte, eine reiche Pharma-Erbin öffnete die Portokasse ihrer Portokasse und schmiss ein paar Millionen auf. Damit kann man etwas anfangen, sagten sich viele Journalisten, auch bei der BaZ, die zwar ums Verrecken keinen Anlass fanden, um dem neuen Chefredaktor Markus Somm in irgendeiner Form Zensur, Eingriffe, politische Vorgaben vorwerfen zu können.

Das alles sollte erst noch kommen, denn nach vielen öffentlich solidarisch, aber insgeheim natürlich intrigant geführten Debatten entstand die «TagesWoche». Nun konnten einige BaZ-Journalisten, nicht gerade die besten, endlich die Konsequenz daraus ziehen, dass sie zwar nicht auf rechtspopulistische Linie getrimmt werden sollten, aber grundsätzlich und aus Prinzip nicht für ein Blocher-Somm-Organ arbeiten konnten.

Statt Begeisterung sehr schnell Ernüchterung

Am 28. Oktober 2011 erblickte die erste Ausgabe das Licht der Welt; mit dem grossartigen Slogan: «Die Welt im 21. Jahrhundert braucht Medien aus dem 21. Jahrhundert.» Das mag so sein, aber während Gottseibeiuns Blocher zusammen mit Eisenfuss Bollmann den Trümmerhaufen BaZ aufräumte und sanierte (nicht zuletzt mit dem Einschuss von Geld in die Pensionskasse), holperte die «TagesWoche» von Anfang an vor sich hin.

Anspruch und Einlösung, mit vollen Händen das Startkapital ausgeben, aber keinerlei Businessplan, wie es nach einer Anschubfinanzierung aus eigenen Kräften weitergehen sollte: die erste Begeisterung, es den Zürcher Invasoren gezeigt zu haben, machte sehr schnell einer grossen Ernüchterung Platz.

Wie es sich gehört, begannen auch ziemlich schnell die offen ausgetragenen Intrigen und Machtkämpfe im Kollektiv. Schon nach anderthalb Jahren wurde der Gründungschefredaktor abgesägt. Ein knappes Jahr später wurde Urs Buess offiziell entsorgt. Dem Trio um Dani Winter wurden zwar exzellente Beziehungen zur Mäzenin nachgesagt, aber Performance, Erfolg, Führung, das waren nicht so ihre starken Seiten.

Schritt für Schritt konsequent zum Ende

Den Anfang vom Ende leitete das Bekanntwerden eines übelriechenden Deals ein. Mehr als die Hälfte der beglaubigten Printauflage verstopfte gratis die Flughäfen Basel und Zürich. Machen auch andere, aber nicht gleich mit dem grösseren Teil der Auflage. Auch die tolle «Community» mit angeblich ziemlich aktiven 10’000 Mitgliedern erwies sich als ein Luftschloss. 70 Prozent von ihnen waren laut den eigenen Statistiken der TaWo noch nie aktiv geworden.

2015 wurden dann auch Dani Winter samt Gefolgschaft per sofort rausgeworfen. Ab Januar 2016 versuchte es noch ein Neuer, aber auch Christian Degen verliess das sinkende Schiff ein Jahr später. Am 5. November 2018 überraschte dann die Herausgeberschaft die wenigen verbliebenen Leser und Mitarbeiter mit der Nachricht, dass das Blatt zugeklappt werde. Sicher reiner Zufall, dass das eine Woche nach dem Abschluss des Verkaufs der BaZ an Tamedia bekannt gegeben wurde.

Hat die reiche Mäzenin etwas aus diesem Desaster gelernt?

Ende der Fahnenstange, 30 gefeuerte Mitarbeiter verbrachten fröhliche Weihnachten. Nun könnte man ja einige Schlussfolgerungen daraus ziehen. Zum Beispiel, dass ein Organ «gegen» damit keine Existenzberechtigung  für irgendwas bekommt. Zum Beispiel, dass sich die TagesWoche eigentlich als Lokalblatt positionieren wollte, ihre Redaktoren aber natürlich lieber die grosse, weite Welt als ihr Thema sahen.

Und schliesslich, eine millionenschwere Anschubfinanzierung ist eine tolle Sache, aber irgend etwas oberhalb von «wird schon irgendwie» als mittelfristiger Businessplan, das sollte es schon mal geben. Gab’s nicht, stattdessen Intrigen, Stühle wegziehen, Beschiss.

Unverdrossen, denn es leert sich ja weiterhin nur die Portokasse der Portokasse, wurde neuerlich eine Million pro Jahr als Anschubfinanzierung für irgendwas ausgelobt. Ausgerechnet dem begabten Millionenverröster Hansi Voigt den Zuschlag zu erteilen, der gerade nicht ganz freiwillig die Geldvernichtungsmaschine «watson» verlassen hatte, zeugte nicht gerade von Weitblick und gewonnenen Erkenntnissen.

Schon wieder riecht es streng nach Untergang

Wie schon mehrfach berichtet, brüstet sich bajour.ch inzwischen mit «2427 Member». Da Voigt sich leider weigert, unsere Fragen zu beantworten, weiss niemand, ob die wirklich oder nur digital existieren. Aber selbst wenn, wie bajour mit seiner aufgeblähten Mitarbeiterstruktur mit bloss 100’000 Franken im Jahr durchkommen will, wenn dann mal die drei zugesagten Millionen verbrannt worden sind, das steht in den Sternen. So viel verbraucht bajour bei jämmerlichem Output für Gehälter und Infrastruktur. Pro Monat.

Aber im Gegensatz zur «TagesWoche» überzeugt bajour doch sicher durch eine umfangreiche und aktuelle Berichterstattung aus Basel? Nun ja, dem vielköpfigen Team um Voigt ist es in diesem Jahr gerade mal gelungen, ganze sechs Stücke rauszupusten. Darunter ein Gastkommentar und ein Bericht über nachkolorierte alte Aufnahmen von Basel.

Zuoberst ein Nachruf auf Genosse Pfister, ein Klimaprozess, die Eröffnung eines Second-Hand-Shops. Und dann das.

Schon ins alte Jahr zurück führt das Trendthema Sexualität. Einmal als «Transboys will be Boys and only Boys? Blödsinn!» (muss man nicht verstehen) oder als

«Ich hasste es, eine Frau zu sein.»

Ein erschreckender Bericht über Endometriose; fünf Betroffene berichten (muss man nicht kennen). So der Stand am 5. Januar 2021.

Für diese magere und tropfenweise verabreichte Kost sollen tatsächlich knapp 2500 Basler je 40 Franken springen lassen? Und sich wunschgemäss verzehnfachen, wenn bajour in zwei Jahren aus eigenen Kräften über die Runden kommen soll? Also

so vertrottelt können nicht einmal die Basler sein,

Zimmermann hin oder her.

 

Packungsbeilage: Ich publizierte in der BaZ unter Somm. Über alles, was ich wollte. Wie ich wollte. Niemals zensiert, niemals umredigiert.