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Corona, weiss noch jemand was?

Hand aufs Herz: dürfen sich mehr als 30 Personen privat versammeln? Der Zustand der Unübersichtlichkeit ist vollkommen.

Sie nehmen bei dieser Frage den Telefonjoker? Oder sagen nichts ohne Anwalt? Gute Antwort; am Schluss dieser Kolumne erfahren Sie die Auflösung.

Fangen wir mit dem weniger Wichtigen an. Wie und wohin dürfen Sie ins Ausland reisen? Ins nähere Umland, also Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich? Ja, nur mit Corona-Zertifikat. Wird das auch kontrolliert? Nein. Dürfen Sie im Ausland in Museen oder Restaurants oder Hotels? Wenn ja, warum nicht?

Kann es Ihnen passieren, dass Sie bei der Rückkehr in Quarantäne müssen, obwohl das bei Ihrer Abreise noch nicht der Fall war? Richtige Antwort: ja.

Planen Sie eine Fernreise? Können Sie sich einfach am Strand von Miami Beach die Sonne auf den Bauch scheinen lassen? Oder in Havanna einen Mojito schlürfen? Oder in Thailand die Rotlichtviertel durchstreifen? Wie steht es eigentlich mit China, wo da Virus schliesslich ausgebrütet wurde? Wissen Sie alles nicht so genau? Willkommen im Club.

Unübersichtlichkeit nah und fern

Kehren wir ins Naheliegende zurück, in die Schweiz. Wo gilt noch Maskenpflicht, und wie lange? Was ist das aktuell ausschlaggebende Kriterium für weitere Lockerungen? Die Inzidenz? Die Fallzahlen? Die Mondphase? Die Temperatur des Vierwaldstättersees? Alles knapp daneben, laut Bundesrat Berset die Auslastung der Spitäler.

Die sind nun aber sehr entspannt unausgelastet. Trotz unablässiger Versuche, ihre demnächst eintretende Überlastung als Menetekel an die Wand zu malen, waren sie noch nie an der Belastungsgrenze. Schon alleine deswegen, weil die Anzahl der Betten mit Intensivbehandlung nicht in Stein gemeisselt ist, sondern gesteigert werden kann.

Damit es mit den Unkenrufen trotzdem klappte, wurde nur die Zahl der offiziell zertifizierten Intensivstation-Betten genommen. Die neu aufgestellten ohne Zertifizierung liess man aus, damit man lauter «buhu» sagen konnte. Das BAG versucht das übrigens weiterhin, etwas schräg zum eigenen Bundesrat in der Landschaft stehend.

Aber immerhin, dass die Fallzahlen nichts mit der Auslastung der Spitäler zu tun haben, diese Erkenntnis hat sich nach bloss anderthalb Jahren bis in höchste Regierungskreise durchgesprochen. Denn zwischen einem positiven Test und der Einlieferung ins Spital besteht kein notwendiger Zusammenhang.

Zwischen der Impfung und dem Abflachen der Kurve der Neuansteckungen übrigens auch nicht, aber diese Erkenntnis ist noch auf dem Marsch durch die Institutionen. Die sind vielmehr damit beschäftigt, immer wieder herunterzubeten: Es gibt keinen Impfzwang in der Schweiz. Niemals. Nur: wer sich nicht freiwillig impft, wird unfreiwillig scheibchenweise von möglichen Aktivitäten ausgeschlossen.

Während in umgebenden Ländern wieder die Trottoirs hochgeklappt und die Schlagbäume an den Landesgrenzen gesenkt werden, verkündet BR Berset fröhlich die Annäherung an den Zustand der «Normalität». Echt jetzt? Alles wird normal? Nun, das kommt natürlich darauf an, was man unter «normal» versteht. Auch da haben wir eine neue Definition: «Normalisierungsphase» heisst, es wird nicht schlimmer. Zurzeit. Ohne Garantie für die Zukunft.

Zuckerbrot und Peitsche 

Da die Impfkampagne etwas ins Stocken geraten ist und immer noch Millionen von Eidgenossen ungeimpft sich selbst und alle ihre Nächsten in höchste Gefahr bringen, fuchtelt der Bundesrat mit einer kleinen Peitsche, nachdem alle Zuckerbrote wirkungslos verspeist wurden.

Corona-Tests sollen nicht mehr gratis sein. Nehmt das, ihr Impfverweigerer. Alleine der Kostenaspekt sei hier bedeutend, runzelt Berset wunderbar die Stirne unter der Glatze und lässt seine dunklen Augenbrauen wirken. Schliesslich kostet so ein Test satte 47 Franken. Das läppert sich; lässt sich einer wöchentlich testen, weil er die Impfung verweigert, belastet das die Krankenkassen mit sagenhaften 200 Franken im Monat.

Das hat ruinöse Folgen, im Gegensatz zu den Impfkosten und Folgekosten. Wobei blöderweise sich herausstellt, dass die berühmte Durchimpfung der Bevölkerung als Königsweg aus der Pandemie eben auch nicht klappt, auch Geimpfte weiterhin das Virus verbreiten.

Aber all das ist entweder völlig fehlender Überblick – oder finstere Absicht. Eine völlige Unübersichtlichkeit herstellen, Orientierungslosigkeit schaffen, Chaos, Wissenschaftler sich ständig widersprechen lassen, ein Wechselbad der Gefühle herstellen, mit den beiden Polen «wir werden alle bald sterben» und «wir haben’s fast hinter uns». Wir sind dafür oder dagegen, am besten dafür, dass wir dagegen sind. Oder dagegen, dafür zu sein. Oder umgekehrt.

In diesem Durcheinandertal kann dann regiert werden, wie’s gefällt, Kritiken an Fehlentscheidungen oder kostspieligen Flops oder ständigen Kurswechseln, die verpuffen im Staubgefäss des Überkomplexen, Undurchschaubaren. Gegen finstere Absicht spricht allerdings in erster Linie, dass das Führungspersonal in der Schweiz, in Europa, zu eiem solch durchdachten Plan gar nicht in der Lage wäre. Das läge oberhalb der strategisch-intellektuellen Kompetenz.

Ach, und noch die Antwort auf die Einleitungsfrage: Natürlich ist es weiterhin strikt verboten, dass sich mehr als 30 Personen bei einem privaten Anlass zusammenballen. Hätten Sie auch nicht gewusst, geben Sie’s zu.