Was bleibt von der SoZ?
Gebastelt am Samstag, publiziert am Sonntag. Und am Dienstag?
Die Aufmacherstory «Ein Coach für alle Fälle» schweisselt deutlich nach heissem Sommerloch. Wieso die Woke-Fraktion eine Bebilderung durchgelassen hat, wo mal wieder eine Frau ein paar Knöpfe zu viel offen hat? Sexismus findet offenbar nur ausserhalb von Tamedia statt. Neuerdings.
Dann kommt das Blatt aber deutlich hinten hoch. Ein Oxford-Professor erklärt, wieso das Narrativ, in Grossbritannien wüteten Rechtsextreme und Rassisten, falsch ist. Ein Interview, das auch noch am Dienstag Sinn macht.
Eher zeitlos, geistlos und überflüssig ist dann die Seite über Coachs. Auch hier beweist die Bildredaktion mal wieder ihre Überflüssigkeit, fast eine halbe Seite für ein Stockphoto von Getty?
Nachdem schon auf dem Cover ein Weiblein prangte, hätte hier die «ich fühle mich unwohl»-Fraktion doch unbedingt ein Männlein durchsetzen müssen, statt neuerlich eine aufgeknöpfte Bluse zuzulassen.
Dann sägen Adrian Schmid und Arthur Rutishauser zweihändig am Stuhl des Amtsdirektors Stéphane Rossini, der das AHV-Zähldebakel zu verantworten hat. Fies, aber gut.
Dann, das nervt wirklich, wird die durchaus gute Story über vermeintliche Handwerker, die systematisch Menschen abzocken, mit einem Riesensymbolbild verunstaltet:
«Symbolfoto Shutterstock». Was soll das? Damit macht sich die Bildredaktion überflüssig, oder sagten wir das schon.
Allerdings müssen wir es nochmal sagen:
Ladendetektive haben es nunmal so an sich, dass sie gerne unerkannt bleiben möchten, gehört zu ihrem Beruf. Wieso dann ein Kunstfoto gebastelt werden muss, das wieder ungeheuer Platz mit einer Nullaussage verbraucht? Die SoZ sollte dringend über ihr Bildkonzept nachdenken; da gibt es ungemein Sparpotenzial.
Dann hofft man, dass der Sommer endlich zu Ende gehe. Denn was dem Magazin der NZZaS seine Glace ist, ist der SoZ das «Fokus»-Interview – mit einem Bademeister. Man hätte stattdessen auch Auszüge aus Hugo Loetschers wunderleichtem Roman «Saison» abdrucken können, das hätte wenigstens Niveau gehabt. Aber wer weiss denn noch, wer Loetscher war.
Auch hier, ceterum censeo, beweist die Bebilderung, dass dringlicher Handlungsbedarf besteht. Muss man auch bei der obligaten Bildstrecke zur Love Parade sagen:
Wer für diese Schrottbild-Auswahl verantwortlich ist, sollte sich eins schämen und das Leben als Taxifahrer fortsetzen. Bitte.
Dann geht es mit dem Sommerloch weiter. Mitte August vielleicht ein wenig spät, aber Nutzwert, Nutzwert, Nutzwert, murmelte die Redaktion, als vielleicht einer die freche Frage stellte, ob das Thema nicht schon etwas vorbei sei und ob die SoZ meine, ihre Leser rissen die Seite raus und nähmen sie mit ins Wasser:
Apropos Nutzwert, das ist dann wieder ein Artikel voll auf die Zwölf, mit einer Halbwertszeit über den Dienstag hinaus:
Nichts falsch gemacht, ausser:
Seufz.
Dann die Sozialneidstory, gut eingeschenkt. Man fragt sich immer mehr, welche verantwortungslose Pfeifen auf die Idee kamen, so einen zum Chef der Credit Suisse zu machen. Da begann der Untergang …
Was für ein Charakter.
Was für eine Bildredaktion:
Und nun noch der Hammer als Absackerchen:
ZACKBUM fasst zusammen. Nicht vieles überlebt den Sonntag. Aber doch einiges. Allerdings könnte die SoZ doppelt so gehaltvoll und halb so ärgerlich sein, wenn sie die Marotte mit übergrossen Symbolbildern aus Fotoarchiven sein liesse.