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Da waren es nur noch zwei

Bei der NZZaS spielen sie «Zehn kleine Negerlein».

Nein, das spielen sie natürlich nicht, denn das wäre ja politisch alles andere als korrekt. Also würden sie höchsten «10 kleine PoC» spielen. Oder «10 kleine pigmentös geforderte Menschen». Aber auch das hülfe eigentlich nicht viel, denn solche Texte gehen heute natürlich gar nicht:

«Zehn kleine Negerknaben schlachteten ein Schwein;
Einer stach sich selber tot, da blieben nur noch neun.

Neun kleine Negerknaben, die gingen auf die Jagd;
Einer schoss den andern tot, da waren’s nur noch acht.»

Wir sagen ganz laut «pfui, pfui, pfui» und kehren zum Ernst des Lebens, also zur NZZaS, zurück. Bei der brauchte es vier Nasen, um Chefredaktor Jonas Projer zu ersetzen. Das war zum einen ein klares Signal, dass keiner der Vier seine Nachfolge antreten wird. Zum anderen dümpelt die NZZaS in flachen Gewässern so vor sich hin, dass es selbst Aleksandra Hiltmann (siehe nächster Artikel) ganz anders werden würde.

Viererbande plus Sommerloch: schlechte Mischung. Aber nichts bleibt so, wie es ist. Das spendet auch im Journalismus Trost. Als Erste seilte sich Anja Burri aus der Chefetage ab und kehrt zum «Tages-Anzeiger» zurück. Allerdings: Ob sie es unter Raphaela Birrer und Mario Stäuble lange aushalten wird? Sie ist doch eine intelligente Frau und akzeptable Schreiberin …

Als nächster erklärt nun Thomas Stamm Forfait. Er hat eine originelle Alternative gefunden: er baue ein Boot. Da könnte er dann mal Hiltmann einladen, aber lassen wir diesen running Gag.

Bleiben also noch Daniel Foppa und Christoph Zürcher an Bord und am Steuerrad. Zürcher wurde noch von Projer als Blattmacher installiert, das spricht inzwischen gegen ihn. Ausserdem fühlt er sich eigentlich als «was macht der da überhaupt»-Magazinmensch pudelwohl, wo er immerhin wöchentlich eine Kolumne mit lustigen Erlebnissen aus seinem Leben und Erleben füllt. Der ist also heilfroh, wenn er sich wieder darauf konzentrieren kann.

Bleibt also noch Foppa. Der wird’s wohl auch nicht, und dann hat er ein Problem, denn er ist ehrgeizig. Und was macht man eigentlich, wenn man mal interimistischer Chef war? Zurück ins Glied? Besondere Aufgaben? Korrespondentenposten wie sein Vorvorgänger? Prognosen sind hier schwierig.

Dann behauptet die NZZ, dass man doch eher an zwei Redaktionen mit zwei Leitern festhalten wolle. Das wird nun God almighty Eric Gujer nicht so gerne hören. Beziehungsweise wird er sich sagen: ist mir egal, wer unter mir Chefredaktor der NZZaS wird. Nachdem Projer nicht zuletzt deswegen installiert wurde, um Gujers Machtausdehnung Richtung NZZaS zu stoppen, wird sich das der Militärstratege kein zweites Mal gefallen lassen.

Allerdings: der Internetauftritt der NZZaS ist jämmerlich. Also dürfte einer Redaktionsleiter werden, der vor allem auf diesem Gebiet Fähigkeiten und Kenntnisse hat. Um das Inhaltliche wird sich dann Gujer kümmern. Und das ist auch dringend nötig.

Die NZZaS läuft auf Grund

Vier am Steuer: ungeheuer.

Es wird zur wöchentlichen Routine. Der Hilferuf von der NZZaS, dass endlich mal jemand mit Führungserfahrung und Linienkompetenz das Steuerruder übernehme. Denn an dem fummeln seit dem Abgang von Jonas Projer vier Verweser herum – und lenken das Schiff immer wieder auf Grund.

Auch die neuste Ausgabe enthält blamable Tiefpunkte. Der tiefste:

Die Sommerloch-Idee, einige weltberühmte Reden und Redner auszuwählen, nun gut. Natürlich kann man sich bei einer solchen Kurzfassung von all den vielen grossen Rednern und noch grösseren Reden immer über die Auswahl streiten.

Für den einen gehören Martin Luther King, Cicero, Elisabeth I., John F. Kennedy oder Michael Gorbatschow unbedingt dazu. Für andere Emmeline Pankhurst oder Angela Merkel eher weniger. Das Problem war offenbar, bei neun Aufgeführten neben fünf Männern auch vier Frauen zu finden. Bzw. herbeizuzerren. Das ist dann mal wieder das typisch verquere Ergebnis einer vermeintlich inkludierenden Darstellung.

Das mag ja noch etwas gequält, aber knapp akzeptabel sein. «Neun Ansprachen, die Geschichte schrieben», schenken das Daniel Friedli und Daniel Foppa ein. Foppa ist in der «Chefredaktion ad interim», das macht es etwas schwierig, ihm ein «goht’s no?» zuzurufen.

Das wäre aber bei dieser Person dringend nötig gewesen. Wäre es nur um Reden aus dem 20. und 21. Jahrhundert gegangen, könnte man noch mühsam beide Augen zudrücken. Aber King, Cicero, Elisabeth I., Kennedy, Gorbatschow, auch noch Dürrenmatt, okay. Aber Greta Thunberg? Echt jetzt? Ihre Panik-Rede am Selbstbespiegelungsevent WEF im Januar 2019 ist doch heute schon weitgehend vergessen. Ihre Wirkung längst verpufft, ihre Klimabewegung von radikaleren Elementen in den Hintergrund gedrängt.

Peinlich.

Das Stichwort für Aline Wanner. Doch, es muss mal wieder sein. Die beginnt ihre Kolumne diesmal mit der Behauptung: «Junge Menschen sind heutzutage newsdepriviert.» Wer das nicht kapiert und dennoch weiterliest, also die Wenigsten, bekommt es dann erklärt: «Das heisst, sie haben keinen Bock auf schlechte Nachrichten

Dafür hätten «agile Experten eine Lösung gefunden: konstruktiver Journalismus». Da würde dann aber eigentlich nur mit «hochtrabenden Begriffen» um sich geworfen. Ist das eine Selbstkritik? Könnte sie sein, müsste sie sein, ist es natürlich nicht.

Denn auch Wanner wirft zunächst mit dem hochtrabenden «newsdepriviert» um sich. Es würde sich eigentlich für Qualitätsjournalismus gehören, die Quelle anzugeben. Verwendet wurde der in einer Umfrage des «fög» («Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft». Das war unter Imhof selig wenigstens mit seinem «Jahrbuch Qualität der Medien» immer wieder für einen Aufreger gut, ist aber inzwischen abgetakelt und im linken Mainstream abgesoffen. Das «fög» bezieht sich auf eine Untersuchung von Reuters, die im Juni 2023 erschien und deren Ergebnisse für die Schweiz «fög» zusammenfasste. Übrigens ging es da um eine gewisse Abwendung von Newsmedien allgemein, nicht von schlechten Nachrichten. Plausibilität fraglich.

Wer im Glashaus sitzt … Peinlich.

Aber auch ein weiteres Mitglied der leitenden Quadriga gerät ziemlich aus der Spur. In einem Kommentar zur Absetzung der Ruag-Chefin behauptet Anja Burri forsch: «Es geht inzwischen längst darum, auf der richtigen Seite zu stehen: Auf der Seite der Ukraine, die gegen den russischen Aggressor nicht nur ihre Souveränität, sondern auch unsere westlichen demokratischen Werte verteidigt. Neutral sein wird in diesem Kontext nicht beziehungsweise falsch verstanden.»

Eine verfassungsfeindliche Ansicht in der NZZaS, dass wir diesen Tiefpunkt noch erleben müssen. Schon zuvor versucht sich Burri an einer forschen Auslegung der glasklaren Rüstungsexportgesetze: «Hätten sich Länder wie Deutschland oder Dänemark tatsächlich dazu entschieden, die Schweizer Waffen weiterzugeben und damit gegen das schweizerische Kriegsmaterialrecht zu verstossen, hätte unser Land offiziell protestiert. Viel mehr wäre wohl kaum passiert. Einziger Fehler in diesem Gedankenspiel: Offensichtlich ist kein Land bereit, die Schweizer Gesetze zu brechen

Burri fordert also indirekt EU-Länder dazu auf, sich einfach über Schweizer Gesetze hinwegzusetzen. Aber auch hier durfte niemand «goht’s no?» rufen, «Chefredaktion ad interim». Peinlich.

Die Fortsetzung der Serie des «Politgeografen» Michael Hermann über Schweizer Parteien, diesmal über die «Grünen». Wieso die NZZaS nicht über genügend eigenen Sachverstand verfügt, um die Serie «Parteien vor der Wahl» selbst zu bestreiten? Alle mit Arbeitsplatzsicherung beschäftigt? Oder mit (vergeblichen) Hoffnungen, in der Hierarchie aufzusteigen? Peinlich.

Wirtschaft? Geht im Sommerloch am Stock. Aufmacher: «Auch das nächste Jahr bringt nicht die grosse Lohnwende». Wahnsinn, eine Prognose, so zutreffend wie die Temperaturvorhersagen von SRF Meteo. Anlass für den erweiterten Kalauer:

Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert der Lohn oder bleibt, wie er ist. Kräht der Hahn auf dem Huhn, hat der Lohn nichts damit zu tun.

Dann hat die «Wirtschaft» noch bemerkt, dass der «Blick» teilweise eine Paywall hochgezogen hat. Ist ja auch brandneu. Wenn heute Mitte Juni wäre. Dass Google, Facebook und Co. wegen der Blödheit der Medienmanager 90 Prozent des Online-Werbekuchens abgreifen, gähn. Was Guido Schätti zu erwähnen vergisst, weil es seiner These vom kämpferischen Ringier-Konzern widersprechen würde: auch hinter der Bezahlschranke «Blick+» werden weiterhin Google-Ads aufgespielt. An denen Google satt und Ringier ein Trinkgeld verdient. Also eine Gaga-Übung.

Peinlich.

«So stellt man Käse her», auf dieser bunt illustrierten Doppelseite sagt das Sommerloch: «e chli stinke muess es».Peinlich.

Kultur? «Die Summe aller Frauen, Folge 24». Wir sagen erschöpft nichts mehr.

Ausser: ist das alles peinlich.

NZZaS: schwacher Kafi Lutz

«Wir sind leider noch keine LeserInnen Ihres Portals»

Meinen ersten Liebesbrief habe ich von einem Kollegen kopiert. Abschreiben ist gar nicht schlimm. Man sollte aber die Quelle angeben; ausser bei Liebesbriefen.

Am 4. November verschickte ZACKBUM.ch eine Medienmitteilung an die wichtigsten Redaktionen der Schweiz: «20 Minuten verlässt Keystone-SDA». Für die Nachrichtenagentur ein herber Schlag. Die Meldung machte die Runde, unter anderem bei der Medienwoche.

Einen Monat später schrieb die «NZZ am Sonntag» ebenfalls einen längeren Artikel. Zum gleichen Thema. Zur gleichen News. Aber ohne uns zu zitieren.

Geweint haben wir deswegen nicht, aber geärgert schon. Zumal gleich zwei hochdekorierte Journalisten hinter dem Artikel standen: Boas Ruh und Anja Burri. Sie werden auch in Zukunft hoffentlich viele Preise, Pokale und Diplome einheimsen.

Der Schweizer Presserat übertreibt natürlich wie immer: «Wer ein Plagiat begeht, d.h. wer Informationen, Präzisierungen, Kommentare, Analysen und sämtliche anderen Informationsformen von einer Berufskollegin, einem Berufskollegen ohne Quellenangabe in identischer oder anlehnender Weise übernimmt, handelt unlauter gegenüber seinesgleichen.»

So weit wollen wir nicht gehen. Burri, die hoffentlich privat ganz anders ist, schreibt: «Leider sind wir noch keine LeserInnen Ihres Portals und haben deshalb auch Ihre Texte zur SDA nicht gesehen. Eine Medienmitteilung hat weder mich noch Kollege Boas Ruh erreicht.»

Und: «Vielleicht können Sie abklären, wann genau und wohin diese verschickt wurde?» Wir haben das intern nochmals genau abgeklärt: Genau am 4. November ging die Meldung an ihren Chef, Herrn Luzi Bernet. Der meldete sich dann auf Anfrage am Abend und will der «freundlichen und korrekten Antwort» seiner Mitarbeiterin nichts hinzufügen.

Wer noch nie etwas von Bernet gehört hat, lernt ihn im Filmchen der «NZZ am Sonntag» ein bisschen näher kennen. Im Begleittext wird vorsorglich gewarnt: «Begleiten Sie Chefredaktor Luzi Bernet eine Woche lang durch die Redaktion und erfahren Sie von ihm, wie die «NZZ am Sonntag» und NZZaS.ch entsteht.» Wir finden: Zum Glück muss Bernet keine Staubsauger verkaufen. Die Zuschauer erfahren vor allem, dass die NZZaS-Journalisten gerne und fleissig Gipfeli essen und Kaffee schlürfen. Dazwischen gibt es eine Sitzung, noch eine Sitzung und warum nicht nochmals eine Sitzung?

Wer so viele Gipfeli essen muss und ständig eine Sitzung hat, verliert manchmal den Überblick. Was ist aber schlimmer: Ein Chefredaktor, der eine Nachricht verpennt oder zwei Journalisten, die eine Woche lang hinter einer Geschichte her sind und ihren Text anscheinend auf der Schreibmaschine verfassen? Nun, wir sind nicht nachtragend. Gerne übernehmen wir den nächsten Espresso. Einen besonders starken.