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Swiss Miniature: Die CS

Früher eine Bank, heute ein Bänkchen. Verzwergt, vergeigt, verröstet, verdummt.

Gestern war der grosse Tag einer kleinen Bank. Wäre Generalversammlung. Immer ein Happening in grossen Sälen, wo sich der Verwaltungsrat und Teile der Geschäftsleitung mit unbewegter Miene oft stundenlange Beschimpfungen anhören müssen.

Aber he, es ist einmal im Jahr, und bei dem Schmerzensgeld … Aber man muss auch Glück haben. Wie alles bei dieser Führungsetage unverdient. Corona, die GV konnte nur virtuell stattfinden. Die oberste Führung versammelte sich hinter verschlossenen Türen in Horgen. Der Ort ist leicht zu finden; es dürften auffällig viele durchgemuskelte Gestalten mit Knopf im Ohr dort rumgestanden sein.

Damit ihr unerträgliches Gelaber nicht unterbrochen werden kann, waren Fragen einfach nicht zugelassen. Da’s am Nachmittag aufklarte, war’s perfektes Wetter für den Golfplatz, und wenn man da jeden Aktionär reinquatschen lassen würde, dann wäre man mal wieder erst am frühen Abend fertig. Geht gar nicht. So brauchte man knapp 60 Minuten. Viel besser.

Braucht man bald einmal ein Mikroskop, um die CS zu finden?

Denn der Aktionär hat nicht zu quatschen, sondern stumm zu leiden. Wieso hat der Blödkopf auch eine (oder viele) CS-Aktie gekauft? Selber schuld, hätte doch Banker werden können, da fliegen die Scheine rum.

Die CS hat sich dermassen krankgeschrumpft, dass selbst das Medienecho überschaubar ist. Ganze 94 Treffer verzeichnet die smd heute Morgen. Das auch nur deswegen, weil das für Risk Management zuständige GL-Mitglied Andreas Gottschling im letzten Moment beschlossen hat, seine Kandidatur für eine Wiederwahl zurückzuziehen.

Alle Stimmzettel liegen schon seit drei Tagen beim Stimmrechtsvertreter. Sind aber natürlich streng geheim. Dennoch hat Risikochef Gottschling das Risiko für zu gross gehalten, dass er als erster VR seit Menschengedenken abgewatscht und abgewählt werden könnte. Schliesslich hat seine Abteilung krachend versagt.

Denn Risk Management, das war offenbar ein Synonym für Verlustmanagement bei der CS. Aber immerhin: Es flogen keine faulen Eier oder überreife Tomaten. Es mussten keine Regenschirme unter dem Pult verstaut werden. Es brauchte innerhalb des Seminarhotels keine zusätzlichen Bodyguards.

Swiss Miniature: der neue Standort der CS?

Auch Urs Rohner, die Weisse Weste, der Teflon-Banker, hat seinen Abschiedsvortrag gehalten. Also abgelesen, was schwitzende Wortveredeler sich abgebrochen hatten. «Herzensangelegenheit, entschuldige mich.» Und tschüss.

Money for nothing

Eigentlich hatte er sich seinen Abgang sicher anders vorgestellt. Aber so ist’s auch recht, wenn keiner mehr von seinem Gequatsche Kenntnis nimmt. Dann wird er sich nach 10 Jahren trollen. Mit fast 44 Millionen Gesamtsalär. Wofür? Nun, der Börsenwert der Bank ist in seiner Amtszeit um 26,6 Milliarden Franken geschrumpft (danke, WeWo, für eine kleine Fleissarbeit).

Da kann Rohner aber zu Recht sagen: na und? Da haben andere ganz anderes geschafft. Stimmt. Absoluter Rekordhalter ist Brady Dougan. In acht Jahren 161 Millionen kassiert. Dafür den Börsenwert der CS um sagenhafte 62 Milliarden Franken geschrumpft.

Einen drauflegen kann nur noch die gesamte Geschäftsleitung, aber das auch nur, wenn man ihr unseliges Wirken von 2007 bis heute betrachtet. In dieser Zeit haben die hier versammelten Pfeifen, Nichtskönner, Versager 1,3 Milliarden Franken Saläre eingesackt; von verdienen kann keine Rede sein. Dafür haben sie am Börsenwert insgesamt 65,3 Milliarden Franken vernichtet.

Hat irgend einer der letzten drei CEO oder VR-Präsidenten etwas anderes getan, als ein Heidengeld dafür zu kriegen, dass er die Aktionäre das Fluchen und Fürchten lehrt? Nein, keiner. Von Kielholz bis Rohner, von Dougan bis Gottstein: gross kassiert, klein geliefert.

Dabei haben wir noch gar nicht von den milliardenschweren Rekordbussen gesprochen; nicht mal als Jurist war Rohner zu etwas zu gebrauchen. Statt zu versuchen, diese Verluste wenigstens zu minimieren, war wohl seine Devise: geht da auch noch etwas mehr, kriegen wir noch einen Nachschlag? Gerne, sagten die Amis, 2,8 Milliarden im Steuerstreit. Schweizer Rekord, unerreicht. Vorläufig über 5,5 Milliarden im immer noch nicht beendeten Hyposchrott-Desaster.

Gibt’s denn keine positive Nachricht? Aber sicher doch: wie stabil muss eine Bank sein, dass sie das alles aushält. Aber es gibt eine alte Bankerweisheit, die nicht häufig zitiert wird.

Der Banker geht zum Geldbrunnen, bis er bricht. Also der Banker oder der Brunnen.

Wer ab Blatt singen will …