Wumms: Andreas Durisch
Der «Mid Risk»-Mann als Kommunikationsberater.
In den Chefetagen der Schweizer Wirtschaft wird immer der gleiche Fehler begangen. Zum einen holt man McKinsey als Berater. Das endet regelmässig im teuer bezahlten Desaster. Aber macht nix, sieht auf jeden Fall nach energischem Handeln aus, Kompetenz abholen, Wichtigtuerei, Gedöns.
Dann weiss inzwischen jeder: perception is reality. Die Wahrnehmung ist die Realität. Also braucht’s auch noch Kommunikationsspezialisten, die das manchmal unbeholfene Gestammel von Führungsfiguren glattföhnen. Interviews in watteweiches Geschwafel verwandeln. Für das «Wording» zuständig sind. Aus grossem Rausschmeissen strategisches Fokussieren machen. Aus krachenden Millionenverlusten dank Managementfehlern eine Neuausrichtung an veränderte Marktbedingungen. Und so weiter.
Perception is reality, so meinen die Führungskräfte, sie hätten in der Öffentlichkeit erfolgreich alles schönschwätzen lassen.
Für diese edle Tätigkeit werden die drei McKinseys auf diesem Gebiet regelmässig engagiert. Entweder Lemongrass oder die Konsulenten oder die Dynamics Group. Alles Abklingbecken für abgehalfterte Journalisten, die aus früheren Zeiten dicke Adressbücher mitbringen und behaupten, mit allen wichtigen Meinungsträgern, Politikern, Entscheidern, amtierenden Chefredaktoren auf Du und Du zu sein.
Unternehmenskommunikation ist das Gegenteil von Journalismus. Ehemalige Journalisten zu engagieren, das ist etwa so, wie wenn man sagt, ein Gärtner hat doch was mit Bäumen zu tun, also eignet er sich sicherlich als IT-Spezialist, da kommen Kabelbäume vor.
Dafür wird dann ein Haufen Geld zum Fenster rausgeschmissen. Zum Beispiel für Andreas «Dusch das»-Durisch. Das sei «ein vielfach erprobter Kommunikations-Experte mit Erfahrung in der Unter- nehmensberatung, in Krisensituationen und im Umgang mit Medien».
Logo, er leitete das Weltblatt «Schweizer Familie», beerdigte «Facts» und war 13 Jahre lang Chefredaktor der «SonntagsZeitung». «Ich bin kein Napoleon», räumte er bescheiden ein. Un holzte wegen des Mid-Risk-Journalismus zurück: «Die ganze Polemik um den Mid-Risk-Journalismus widerspiegelte den Konkurrenzkampf der Medien. Man gibt sich Saures, sofern sich die Möglichkeit bietet.»
Nun gibt Durisch im Solde des Migros-Bosses Mario Irminger allen Saures, die dessen Herkules-Aufgabe, den schlingernden orangen Riesen wieder auf Kurs zu bringen, kritisch beäugen. Unterstützt wird er dabei von einem ehemaligem Kollegen, dem Ex-«Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer. Der ist mehr der Mann fürs Grobe und hat sich schon liebevoll seines Ex-Verlags Ringier angenommen, als der «Blick» Kritisches schrieb. Denn da hat Dorer noch eine Rechnung offen, nachdem er mit einer unverständlichen Begründung abserviert worden war.
«Dusch das»-Durisch ist eher der Mann der leisen Töne. Der sich auch gerne aussichtsloser Fälle annimmt. Denn er begleitete CS-Präsident Urs Rohner in den Untergang. Da war dann halt nichts schönzuschäumen.
Nun also Irminger. Wie viel Kompetenz der sich für einen unbekannten Betrag wohl einkauft? Allerdings ist dieses Mandat doch einfacher als die vergebliche Beratung von «weisse Weste»-Rohner. Denn heutzutage sind die meisten Medien gerne bereit, gegenüber einem der letzten Grossinserenten die Beine breit zu machen.
«Ich berate Irminger in der strategischen Kommunikation», verriet Durisch «Inside Paradeplatz». Was ist denn das? Wikipedia hilft: das «steht für Text- und Medien-gestützte Aktivitäten, mit denen Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen bei ausgewählten Zielgruppen die Verbundenheit mit ihren politischen, ökonomischen, rechtlichen oder anderweitig motivierten Interessen halten oder stärken möchten. Dazu werden vor allem geheim gehaltene, oft aufwendige Strategien eingesetzt.»
Nun, mit der Geheimhaltung ist es so eine Sache. Aufwendig hört sich aber gut an. Für Durisch.