Schlagwortarchiv für: Alain Berset

Peinlich, Reloaded

Senden oder empfangen. Ist doch Hans was Heidi.

Mit amtlicher Trockenheit vermeldet die Nachrichtenagentur SDA: «Die Kommunikation des Innendepartements wird künftig von einem Zweierteam geleitet. Bundesrat Alain Berset hat Gianna Blum und Christian Favre zur Co-Leiterin respektive zum Co-Leiter Kommunikation ernannt.»

Das ist gendermässig korrekt formuliert. Die Neubesetzung war nötig geworden, weil der bisherige Stelleninhaber Peter Lauener plötzlich unpässlich geworden war. Er musste ein paar Tage in U-Haft verbringen, weil er in das Visier des Sonderermittlers Peter Marti geraten war, der die Crypto-Affäre untersucht.

Die Neubesetzung ist allerdings durchaus pikant. Denn Blum ist zurzeit noch auf der Payroll des Ringier-Verlags; als Bundeshausredaktorin des «Blick». Nun sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Ringier-CEO Marc Walder und Bundesrat Alain Berset notorisch. Walder vermeldete in einem Skandal-Video, dass er seine Redaktionen angewiesen habe, jeweils die Regierungspolitik während der Pandemie kräftig zu unterstützen. Berset seinerseits spazierte als Dressman und Interviewer durch ein Prestige-Blatt des Ringier-Verlags, als dessen Chefredaktorin nebenbei die Gattin von Walder amtiert.

So bleibt sozusagen alles en famille. Sauhäfeli, Saudeckeli, sagt man da umgangssprachlich. Es zeugt nun von einer gewissen Unverfrorenheit des bekennenden Privatfliegers Berset, eine solche Personalentscheidung zu treffen. Offenbar hat sich Blum durch ihre liebedienerische Berichterstattung im Sinne ihres obersten Vorgesetzten für diese Position empfohlen.

Statt die Handlungen Bersets wohlwollend zu kommentieren, darf sie sie nun wohlwollend vermitteln. Zugegeben kein grosser Unterschied. Verwunderlich ist allerdings, dass diese pikante Personalie in den Medien wenn überhaupt nur kühl-neutral zur Kenntnis genommen wird. Es würde wohl auch nicht für Aufregung sorgen, wenn Blum dereinst den Weg ins Haus Ringier zurückfindet.

Der Journalist und der Staat

Darf Quellenschutz alles?

Der Journalist ist auf Informationen angewiesen. Heutzutage ist die übliche Methode, Informationen abzuschreiben. Von einer Nachrichtenagentur, von ausländischen Quellen, auch mal von der Konkurrenz.

Aber eigentlich wäre die Idee, dass sich der Journalist Informationen beschafft. Durch recherchieren, untersuchen, nachhaken, überprüfen. Das kann sich im legalen Bereich abspielen, also der Journalist konsultiert nur Informationen, die auch öffentlich zugänglich sind. Das ist aber eher der langweiligere Bereich. Richtig spannend wird es, wenn eine Information ans Tageslicht kommt, von der einige meinen, dass sie dort nicht hingehört.

Weil sie geschützt ist. Privatsphäre, Geschäftsgeheimnis, Amtsgeheimnis, Staatsgeheimnis. In solchen Fällen ist der Journalist häufig auf eine Quelle angewiesen, modern-deutsch den Whistleblower. Also jemand mit Zugang zu klassifizierten Informationen, die er – gegen Geld oder aus Überzeugung – an die Öffentlichkeit bringen möchte.

Hier hat der Journalist nun ein Privileg wie der Arzt oder der Anwalt: den sogenannten Quellenschutz. Er muss nicht verraten, wer ihm eine Information gesteckt hat. Im Prinzip.

Konkret will zurzeit ein Sonderermittler wissen, wie es zur sogenannte «Cryptoaffäre» kommen konnte. Kurz gefasst war das der Skandal, dass in eine vielverwendete Schweizer Verschlüsselungsmethode eine Hintertür eingebaut war, durch die befreundete Geheimdienste den Informationsaustausch der Verwender der Verschlüsselung abgreifen konnten. Ziemlich peinlich, da die Schweiz anpries, dass sie als neutraler Staat eben Qualitätsware und einbruchssichere Verschlüsselungsmaschinen liefern könne.

Offenbar half hier eine Quelle innerhalb der Bundesämter, und diese Quelle machte sich damit natürlich des Bruchs des Amtsgeheimnisses schuldig. Und Journalisten, die diese Informationen verwendeten, möglicherweise auch. Wie das genau ablief, will nun Sonderermittler Peter Marti herausfinden. Dafür unterzieht er Journalisten einer Befragung.

Wie persoenlich.com zusammengestellt hat, wurden bereits Marc Walder (CEO Ringier), Res Strehle, Thomas Knellwolf (Tamedia), Kurt Pelda und andere einvernommen. Nun ist es mit dem Quellenschutz eben so eine Sache.

Wenn jemand behauptet, ZACKBUM und sein Herausgeber seien in Wirklichkeit von Nordkorea und Russland bezahlte Influencer, dann ist das einwandfrei strafrechtlich relevant. Sagt dieser Jemand dann, er habe dafür drei voneinander unabhängige und seriöse Quellen, die ihm auch entsprechende Zahlungen gezeigt hätten, er könne die aber nicht nennen – Quellenschutz –, dann geht das natürlich nicht.

Denn entweder erbringt dieser Jemand vor Gericht den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen, oder aber er wird verurteilt. So einfach ist das. Trotzdem erhebt sich Geschrei in den Medien, mit diesen Einvernahmen werde die Pressefreiheit strapaziert, die Informationsbeschaffung gefährdet, denn Medien seien nun mal auf Quellen angewiesen. Daher sei diese Untersuchung brandgefährlich.

Das ist Unsinn. Ein Journalist, der an einer Geheimnisverletzung beteiligt ist, muss damit rechnen, dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Das ist halt sein Berufsrisiko. Durch seine Tätigkeit steht er nicht einfach über dem Gesetz. Es ist vielmehr ein Ausdruck von Feigheit und Drückebergerei, wenn Journalisten gerne Geheimnisverletzungen ausschlachten möchten, aber ohne Folgen.

Das gelingt ihnen auch regelmässig mit sogenannten Papers und Leaks. Das sind in Wirklichkeit gestohlene Geschäftsunterlagen, und was die Journalisten mit ihrem Ausschlachten tun, ist nichts anderes als Hehlerei. Aber die Bestohlenen sitzen meist auf kleinen Inseln im Meer oder in Ländern wie Panama, und von dort aus ist es eher schwierig, gegen diese Verletzung des Geschäftsgeheimnisses rechtlich vorzugehen.

Das gilt halt nicht, wenn eine Information aus der Schweizer Bundesverwaltung tropft.

Zudem werden im Protest zwei Dinge zusammengeworfen, die nicht zusammen gehören. Im Fall des Ringier-CEO Walder untersucht der Sonderermittler offenbar, ob es zwischen dem Ringier-Verlag und dem Departement des Bundesrats Alain Berset eine Art Gentleman Agreement gab. Ringier bekommt exklusive Vorabinformationen und zeichnet dafür ein positives und wohlwollendes Bild des Bundesrats.

Es gibt zumindest Indizien für diesen Verdacht. Die persönliche Nähe von Berset und Walder ist bekannt. Der Bundesrat nahm beispielsweise an der Premierenfeier des neuen Ringier-Produkts «Interview by Ringier» teil. Darin war er als Fotomodel und als Interviewer aufgetreten, eigentlich unerhört für einen amtierenden Bundesrat. Zudem hatte Walder in einem inzwischen berüchtigten Video «nur unter uns» bekannt gegeben, dass er seine Redaktionen weltweit angewiesen habe, die Regierungspolitik in der Bekämpfung der Pandemie zu unterstützen und wohlwollend zu begleiten.

Diese Thematik unterscheidet sich völlig von der Frage, wer allenfalls das Amtsgeheimnis in der Cryptoaffäre verletzt hat. Es ist allerdings ein geschickter kommunikativer Schachzug, das miteinander zu vermischen. Aber darauf fallen hoffentlich nicht allzu viele Journalisten – ausserhalb von persoenlich.com – herein. Oder?

Wumms: Marko Kovic

Alle, alle sind noch da …

Immerhin, mit dieser Selbstbeschreibung hat der Gesinnungsschwurbler Kovic recht:

Leider versucht er aber auch, über Unwichtiges oder Falsches nachzudenken: «Die Regierung der Schweiz hielt vor Kurzem mit viel Tamtam eine «Ukraine Recovery»- Konferenz ab. Dieselbe Regierung verbietet nun, dass Schweizer Krankenhäuser Verwundete aus der Ukraine pflegen. So viel zur humanitären Tradition der Schweiz.» Und so viel zur Auffassungsgabe des selbsternannten Soziologen und Journalisten. Herrlich, wie er mit Schnellschüssen meist das eigene Knie trifft.

Oder den eigenen Fuss:

«Tamedia spinnt Alain Bersets Sportflieger-Panne zu einem Skandal – und fordert Bersets Rücktritt. Als sich z.B. Bundesrat Maurer mit den extremistischen «Freiheitstrychlern» solidarisierte, gab es seitens Tamedia keine Rücktrittsforderungen. Interessanter moralischer Kompass

Tamedia forderte tatsächlich nicht direkt einen Rücktritt, watschte aber den SVP-Bundesrat so ab: «Doch das Überstreifen des Hirtenhemds ist nicht nur egoistisch – es ist auch verantwortungslos. … Und das ist das Problematische an Maurers Geste: Sie kann im gegenwärtigen Klima der Empörung leicht missverstanden werden. Als Aufforderung, den passiven Widerstand aufzugeben und zur Tat zu schreiten. Maurer nimmt das mit seiner Zündelei in Kauf.»

Eine hyperventilierende Jacqueline Büchi legte dann noch nach: «Ein Regierungsmitglied darf in einem derart aufgeladenen Umfeld nicht zündeln. Und die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.»

Aber da Kovic auch mit einem Geständnis glänzt, dass er sich zu Themen äussert, über die er als Wissenschaftler nicht mal grundlegende Untersuchungen  gelesen hat, sehen wir ihm auch diese Dummheit nach.

Sommer-Rubrik: GÄHN

Nichts eignet sich besser für eine Fortsetzung als die Sonntagspresse.

Woran merkt man, dass dem B-Team im Hitzestau wirklich nichts eingefallen ist? An einem solchen Cover:

Elefant tot, Pille out, hübsche Frau, Hitzestau.

Immerhin gibt der Chefredaktor auf Seite zwei dann gleich kontra, was sicherlich von ein paar Hitzköpfen als neue Querelen in der Redaktion interpretieren wird:

Aber es ist heiss genug, sie als Titelgeschichte zu verbraten.

Das hier hingegen ist endlich mal nicht-gähn, aber keine redaktionelle Leistung, sondern eine clevere Werbung:

Aber sogleich wird es wieder Doppelter-Ristretto-Gähn, wenn Felix Gähn Müller nun wirklich überhaupt nichts einfällt, womit er seine Medienkolumne füllen könnte. Aber was muss, das muss:

 

Als mildernden Umstand könnte man höchstens anführen, dass er sich im Niveau der Kolumne der sogenannten Kabarettistin Patti Basler anpassen wollte. Denn schlimmer als flach scherzen ist höchstens, pseudogelehrt scherzen: «Lasst uns mit emporgerecktem Kopf  die Troposphäre zurückerobern, als sei es das natürliche Habitat des Homo volans.» Hä? Kein Stress, einfach gähnen.

Was die NZZaS kann, kann der «SonntagsBlick» schon lange:

FDP-Chef sagt was, abgehalfterter Moderator sagt was, Pfadi macht was.

Geht noch mehr gähn? Oh ja, der stellvertretende Chefredaktor Reza Rafi sagt was; sein Chef hat hitzefrei, also darf er sich am Editorial vergreifen: «James Schwarzenbach machte Fremdenfeindlichkeit salonfähig, die Linken wollten den Staat entwaffnen, Christoph Blocher erfand das Feindbild Europa. Anti-Mainstream garantiert Aufmerksamkeit ebenso wie Aufschreie.» Was will uns Rafi damit sagen? Nichts, ausser eine Doppelspalte Einleitung zu diesem dünnen Schluss: «Im Vergleich dazu wirkt es eher harmlos, wenn der Schweizer FDP-Präsident Thierry Burkart sich im SonntagsBlick-Interview dafür ausspricht, dass der Bund alles tun soll, um die heimischen AKW möglichst lange – und sicher – am Leben zu lassen.»

Wir schleppen uns auch hier ins Ziel. Frank A. Meyer (nein lieber Leser, da müssen wir durch) hat wie immer mit seinem Kommentar die Hand am Puls der Zeit. Da gab es doch mal so eine Flugaffäre mit unserer Knutschkugel BR Berset. Dazu gibt es ein witziges Inserat und einen späten, wohl durch Hitzestau bedingten Nachruf von Meyer. Wir erwarten stehenden Applaus des Lesers, weil wir uns durch den ganzen Text gekämpft haben und nur die Schlusspointe gähnen lassen:

«Alain Berset fliegt hoch, fliegt auf die Nase – fliegt dem Kleingeist davon.»

Hä? Nicht grübeln, wer’s nicht versteht, ist ein Kleingeist.

Allerdings, ganz versteckt und wie nebenbei könnte der SoBli einen Knaller enthalten. Zu diesem Foto muss man wissen, dass beide Herren inzwischen Single sind und mehr oder minder zusammen wohnen; mehr sagen wir nicht, schliesslich ist das deren Privatangelegenheit:

Sieht nach echter Männerfreundschaft aus.

Kann die SoZ noch einen drauflegen im Gähnbereich? Zumindest das Bemühen ist erkennbar:

Bier wird teurer. Seit es Bier und Zeitungen gibt, der Sommerheuler.

Die SoZ schafft aber auch einen ärgerlichen Gähn. Am 20. Juli berichtete «Inside Paradeplatz»: «Leveraged Buyouts krachen – und die CS ist mitten drin».  Am 24. Juli vermeldet die SoZ: «Auf die Credit Suisse kommt ein neuer grosser Verlust zu. Tiefe Zinsen liessen das Geschäft der Banken mit fremdfinanzierten Firmenübernahmen florieren». Deutsch für Leveraged Buyouts. Immerhin wird IP so im Vorbeilaufen im SoZ-Artikel erwähnt. Dass man aber einfach umständlicher, ausführlicher und langweiliger nochmal über das gleiche Thema berichtet – lassen wir das und gähnen einfach ausgiebig.

Wenn man die Preiserhöhung beim Bier schon verballert hat, was kann man dann noch tun, um den Leser am Gähnen zu halten? Richtig, das war nun kein IQ-Test:

Wir holen den grossen Eistee-Test aus dem Kühlschrank und passen einfach auf, dass wir den Stehsatz vom letzten Jahr gut durchschütteln und eiskalt nochmal servieren.

Für alle tapferen Leser, die bis hierher durchgehalten haben: nächstes Wochenende ist dann noch 1. August zu allem Elend. Also wird das ein gesteigertes Gähn-Festival werden …

Wumms: Cédric Wermuth

Der Dummschwätzer duckt sich weg.

In einem unseligen Triumvirat mit Balthasar Glättli und Bastian Giroud lässt der SP-Co-Präsident Wermuth keine Gelegenheit aus, in den Medien präsent zu bleiben. Jungstar Fabian Molina muss noch viel üben, um mitzuhalten.

Wer viel redet und fordert, dem fliegt das manchmal um die Ohren. So verkündete Wermuth im Rahmen seines Aufmerksamkeitsmanagements 2019:

«Flüge an Ziele, die in zehn bis zwölf Stunden mit dem Zug erreichbar sind, müssen künftig verboten werden.»

Das war für einen kurzen Lacher gut. Als Vielschwätzer hatte das Wermuth längst vergessen, als er für ein unscharfes Foto mit dem deutschen Wahlsieger Olaf Scholz mal kurz nach Berlin flog. Sei leider nicht anders gegangen, meinte der Verbotskünstler, denn solche Verbote gelten natürlich nur für die anderen.

Während die Zürcher SP sich nicht entblödet, fürs nächste Züri Fäscht Flugshow und Feuerwerk verbieten zu wollen, glüht ihr Bundesrat Alain Berset offenbar schon seit Jahren mit einem Privatflieger durch die Gegend. Während er offiziell die Ferien mit seiner Familie in der Schweiz verbringen will, hüpft er schnell mal nach Frankreich. Dummerweise kam er dabei einer militärischen Sperrzone zu nahe, wurde vom Himmel geholt und seine CO2-Bolzerei kam ans Tageslicht.

Das wäre nun für den SP-Co-Präsidenten eine Gelegenheit, Rückgrat zu beweisen und tapfer ein paar tieffliegende Tomaten für seinen Bundesrat abzufangen. Aber: Wermuth ist in den Ferien, zwar erreichbar, aber er duckt sich weg und reicht die heisse Kartoffel lieber an seine Co-Präsidentin weiter. Und die teilt mit, dass sie nichts mitzuteilen habe.

Wundert es noch jemanden, dass Politiker mit Journalisten darum wetteifern, wer am wenigsten glaubwürdig erscheint, am wenigsten Vertrauen verdient? Dummschwätzen, heucheln und schweigen, was für ein überzeugender Dreisprung.

Der Tiefflieger

Unser Bundesrat fliegt. Nur: wohin?

Ausserhalb der Schweiz wäre das ein Dauerbrenner für die sommerliche Saure-Gurken-Zeit. Ein Regierungsmitglied, dessen Partei eine traditionelle Flugshow verbieten will, gurkt im Privatflieger ins Ausland, kapriolt durch den Himmel und wird schliesslich von einem französischen Kampfjet zur Landung gezwungen.

Offenbar ist «Top Gun Alain» («Inside Paradeplatz») in ein militärisches Sperrgebiet eingedrungen. Der fliegende Bundesrat ist zunächst einmal ein flunkernder Bundesrat:

«Gegenüber der Nachrichtenagentur SDA gab der Innenminister an, er werde seine Ferien zusammen «mit der Familie in der Schweiz verbringen»

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Selbst die staatstragende NZZ greift zu frivolen Formulierungen:

«Ob der Bundesrat irgendwo Schnecken essen oder eine Freundin besuchen wollte, weiss man nicht.»

Immerhin erspart ihm die Autorin den Scherz mit Froschschenkeln oder Austern.

Einen sinnlosen Recherchier-Ausflug unternimmt Tamedia: «Bersets Cessna mit dem Kennzeichen HB-TDR steht auch Tage nach seiner Rückkehr prominent vor dem Hauptgebäude.» Dagegen trägt CH Media Finanzielles zur Untersuchung des Desasters bei: «Kostenpunkt: 489 Franken pro Stunde plus 63 Franken fürs Benzin.» Da scheint Berset aber sehr günstig getankt zu haben.

Aber vielleicht kommt doch noch eine gesalzene Rechnung auf ihn zu: «Einsatz der Luftpolizei – «Für Alain Berset kann es richtig teuer werden»», will «20Minuten» wissen.

nau.ch spannt den Spekulationsmuskel kräftig an:

Tamedia weidet sich hingegen an den gequälten Windungen der SP: «Keine inhaltlichen Kommentare gibt es bei der SP. Liv Mahrer, Co-Präsidentin der SP Stadt Zürich, die Flugshows am Züri-Fäscht verbieten will, sagt: «Der Bundesrat hat natürlich eine Vorbildfunktion. Das gilt für öffentliche Auftritte.» Sie möchte aber «nicht kommentieren, was SP-Bundesräte in ihrer Freizeit machen».

Samira Marti, die Inlandflüge verbieten wollte, ist nicht erreichbar. Cédric Wermuth, der Europaflüge verbieten wollte, weilt in den Ferien und verweist an Co-Präsidentin Mattea Meyer. Diese teilt per SMS mit: «Die SP verzichtet auf eine Stellungnahme.»»

Da und dort kommt man zu abschliessenden Forderungen: «Kurz: Es ist Zeit für einen Jobwechsel.» (Tamedia) «Fliegt Berset, der Vielflieger, nun aus dem Bundesrat? Anmerkungen zu einer tödlichen Bagatelle», macht Markus Somm vor kleinem Publikum im «Nebelspalter».

Inzwischen findet die NZZ wieder zur gewohnten zurückhaltenden Ausgewogenheit: «Rücktrittsforderungen an Alain Berset sind übertrieben. Der Bundesrat offenbart allerdings ein merkwürdiges Verständnis von «privaten Angelegenheiten». Irgendwo hört auch die Privatsphäre eines Regierungsmitglieds auf, und da begänne die öffentliche Verantwortung.»

Wohin und zu wem gurkte unser fliegender Bundesrat durch den französischen Himmel? Wieso behauptete er, mit seiner Familie Ferien in der Schweiz zu machen, während er mutterseelenallein im Flieger durchs Ausland düst? Das wären doch interessante Fragen, die ganze Sache ein gefundenes Fressen für den Boulevard. Aber offenbar durch die Hitze erschöpft fällt dem «Blick» nichts Langweiligeres ein, als «Krisenkommunikationsspezialisten» zu befragen, was die denn von Bersets Kommunikation, bzw. Schweigen hielten. Nicht viel, machen die Werbung in eigener Sache.

Über 500 Treffer verzeichnet das Medienarchiv SMD bislang zum Thema. Aber langsam verröchelt es und wird wohl bald einem Hitzschlag erliegen. Wenn nicht endlich mal ein Recherchierjournalist aufwacht und Neues zu Tage fördert. Prädestiniert dafür wäre Peter Hossli, der angeblich sowieso noch auf einem nicht-veröffentlichten Enthüllungsstück zum Thema Berset sitzt. Mit dem Rückenwind des Propellers einer Cessna wäre das doch nun die Gelegenheit …

Ringiers Liebling Berset

Das nennt man einen Spagat.

Im Nachgang zur ausser Kontrolle geratenen Liebesaffäre von Bundesrat Alain Berset haben die beiden Geschäftsprüfungskommissionen des Parlaments das Ergebnis der Untersuchungen veröffentlicht:

Gelegenheit für den «Blick», hörbar aufzuatmen und Walders Liebling mal wieder wie einen Blues Brother zu zeigen:

Kein Wunder, stehen die Damen auf den feschen Herrn.

Nun gibt es da allerdings so ein klitzekleines, heikles Problem in der ganzen Affäre. Der «Blick» ist nun allerdings nicht so blöd wie der Tagi und liesse das unter den Tisch fallen. Keineswegs, wenn man weit, weit hinunterscrollt, kommt man doch zu diesem feschen Bild des BB, also des BR:

Hier merkt man allerdings der Titelgebung deutlich an, dass sich der Redaktor bewusst war, welche engen Bande zwischen Ringier-CEO Walder und dem Bundesrat existieren, der sich ja auch schon mal als Dressman und Interviewer in einem Ringier-Organ blamierte. Denn von «soll» kann keine Rede sein; die Mails wurden eingestandenermassen gelöscht. Sie hätten nämlich den Vorwurf belegen können, dass Berset Kräfte seines Departements dafür einsetzte, sein privates Schlamassel aufzuräumen.

Aber was kann er auch dafür, dass er mit oder ohne Hut so attraktiv ist …

Wumms: Alain Berset

«Blick« knallhart: das grosse Berset-Interview.

Bösartige Zungen behaupten, es gäbe spezielle Beziehungen zwischen dem Ringier-Verlag und unser aller Knutschkugel, Bundesrat Alain Berset. CEO Marc Walder soll regierungsfreundliche Berichterstattung befohlen haben, Männerfreundschaft. Dagegen musste sich schon Michael Ringier wehren, die sieben Zwerge in der Chefredaktion der «Blick»-Gruppe griffen gemeinsam zum Griffel und betonten ihre Unabhängigkeit.

Nun liefert «Blick» einen weiteren Beweis, dass das alles Fake News sind. Denn:

Grosses Interview; so gross, dass es in mehrere Video-Schnipsel aufgeteilt wurde.

Da wurde der Gesundheitsminister echt gegrillt. Schonungslose Fragen: «Was war der grösste Fehler?» Aber auch einfühlsam und sensibel: «Wie schwierig war das für Sie?» Seiner Frau seinen Seitensprung zu gestehen? Aber nein, wir sind hier zwar schon im unerschrockenen, meinungsstarken, kritischen, schonungslosen Brutal-Interview, wie es sich für unabhängigen Journalismus gehört.

Aber man merkt der Interviewerin deutlich an – nicht nur, weil sie ständig auf ihre Spickzettel schauen muss -, dass Arbeitsplatzsicherung höchste Priorität hat.

Kritisches Nachfassen, Festnageln, Widersprüche verfolgen? Ach was. Sonst ruft noch Berset bei Marc an und beschwert sich. Droht damit, dass er für die nächste Ausgabe von «Interview» nicht mehr als Dressman und Mitarbeiter zur Verfügung stünde. Und das wollen wir doch alle nicht.

Viel Gezimmer um nichts?

Die «Weltwoche» hat einen Angriff auf die NZZaS lanciert. Ist was dran?

Die Story ist gut. Der damals frischgebackene NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer zensiert einen Artikel des Grossrechercheurs Peter Hossli. Der wollte in monatelangem Muckraking herausgefunden haben, dass Bundesrat Alain Berset nicht nur eine, sondern mehrere Liebesaffären unterhalten habe.

Das gehöre deswegen nicht zur Privatsphäre, weil Berset angeblich auch sein Amt ausgenützt habe, um sich selbst und seinen Gespielinnen Vorteile zu verschaffen. Ein erstes Müsterchen hatte der «Weltwoche»-Redaktor Christoph Mörgeli ans Licht gebracht, dem die Akten einer Strafuntersuchung zugespielt wurden, die gegen eine abgelegte Geliebte Bersets lief.

Die hatte den Bundesrat im Nachgang der Affäre zu erpressen versucht, wogegen er die Bundespolizei in Marsch setzte. Dazu trug Hossli damals noch bei, dass Berset sich von seiner Staatskarosse von einem Liebeswochenende in Freiburg in Breisgau nach Bern zurückkutschieren liess. Da aber der Gebrauch auch zu privaten Zwecken anscheinend erlaubt ist, überstand Berset diesen Skandal im Amt.

Kurt W. Zimmermann zitiert in seiner Medienkolumne fleissig angebliche Erkenntnisse Hosslis: «Er redete mit mehreren Frauen, die intime Beziehungen zum Bundesrat hatten, unter anderem mit einer Diplomatin, einer Angestellten der Bundesverwaltung und einer Journalistin.» Dabei habe Hossli auch thematisiert, wie weit Berset seine Amtsbefugnisse missbraucht habe.

Auf Anfrage habe sich Projer «weggeduckt» und weder bestätigen noch dementieren wollen, dass es eine solche Recherche gegeben habe. Auf persoenlich.com keilte Projer zurück, dass eigentlich nichts an diesem «Weltwoche»-Text stimme.

Genauer betrachtet ist die Lage unübersichtlich

Hossli ist inzwischen wieder bei Ringier gelandet, diesmal als Leiter der Journalistenschule. Der für «Hintergrund» zuständige Redaktor der NZZaS hat ebenfalls gekündigt und twitterte, dass er keinen Journalisten kenne, der «höhere Qualitätsanforderungen an seine Arbeit» stelle. Damit will er offenbar Projer entgegentreten, der zwar auch seine Hochachtung vor Hossli bekundete, aber unerbittliche Qualitätsansprüche bei der NZZ erwähnte.

Damit insinuierte Projer, dass die Recherche von Hossli denen nicht genügt habe. Inzwischen ist natürlich das übliche Geraune losgegangen. Weder Tamedia, noch CH Media waren über die Personalie Projer sonderlich begeistert, Konzernjournalist Andreas Tobler schrieb sogar im Voraus einen vernichtenden Verriss über Projer:

«Als jetziger Chefredaktor bei einem Boulevardmedium wie Blick TV widerspricht Projer auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes

Ringier ist sowieso nicht gut auf ihn zu sprechen, weil er nach nur knapp einem Jahr als Aushängeschild «Blick TV» verliess. Als Ausdruck der Ungnade und in Form einer kindischen Trotzreaktion wollte ihn Ringier nicht aus seinem Vertrag entlassen, was dazu führte, dass zwischen Ankündigung und Stellenantritt sechs Monate ins Land gingen.

Viele Beobachter fragten sich damals, ob Projer dieses Interregnum überlebt. Tat er. Nun ist es aber von der Zeitachse her so, dass dieser Artikel von Hossli, sollte es ihn denn geben, in dieser Zeit entstand. Mitte September hatte Mörgeli in der «Weltwoche» die erste Bombe platzen lassen: «Frau, von Bersets Truppe plattgewalzt».

Nach einer Schreck- und Schweigesekunde sprangen die Mainstreammedien dem Gesundheitsminister zur Seite, da funktionierten Seilschaften, auch nicht zuletzt im Hinblick auf das Mediengesetz, gegen das erfolgreich das Referendum ergriffen worden war.

Klare Diagnose: Projer, der Bremser. Oder Fehldiagnose?

Wenn nun die NZZaS mit weiteren Skandalen nachgelegt hätte, nicht nur mit einer Autofahrt, wäre das Schicksal von Berset wohl besiegelt gewesen. Also klare Diagnose: Vielleicht schon in der Zeit des Vorgängers Luzi Bernet, sicherlich aber während der Amtszeit der Reichsverweserin Nicole Althaus recherchierte Hossli wie wild, schrieb einen saftigen Zweiteiler, und als eine seiner ersten Amtshandlungen trat Projer auf die Bremse.

Daraufhin kündigte der Reporter und der Ressortleiter ebenfalls. Skandal, wieso will Projer diesen Bundesrat schützen? Er hat doch politisch nicht mal das Heu auf der gleichen Bühne.

Soweit die Aussensicht. Bei näherer Betrachtung gibt es aber ein paar Probleme. Die Öffentlichkeit kennt logischerweise den Inhalt des Artikels nicht. Seine Brisanz – und die seriöse Unterfütterung durch Fakten, Gespräche, Aussagen, Indizien – wird lediglich von Zimmermann behauptet. Über dessen Seriosität als Recherchierjournalist kann man durchaus geteilter Meinung sein.

So behauptete er schon mal, Christoph Blochers Kolumnen würden auch im «Tagblatt der Stadt Zürich» erscheinen, das zu dessen kleinem Medienimperium gehört. Eine Ente. Schon zum Antritt Projers widmete Zimmermann dem Ereignis eine ganze Kolumne, die aber vor Falschaussagen nur so tropfte. Patrik Müller und Christian Dorer hätten schon vor Projer die Chefredaktion angeboten bekommen. Blöd, dass die nichts davon wussten.

Schlimmer noch: während die loyal zu ihren Verlagshäusern stünden, hätte Projer «kein Problem mit Illoyalität». Zack. Bei Ringier habe der TV-Mann gehen müssen, weil er in «eine charakterliche Sackgasse» geraten sei. Bum. Zimi wollte wissen: «Am Schluss war der nicht teamfähige Projer im Newsroom des «Blick» völlig isoliert.»

Seine Erkenntnisse stammten – Überraschung – vom Hörensagen, aus nicht genannten Quellen. Auch ZACKBUM wurde damals dieser heisse Scheiss angeboten – wir forderten eine zweite Bestätigung mit Namensnennung – als die zugesagt wurde, aber ausblieb, lehnten wir ab.

Skrupellose Leberwurst

Zimi hatte weniger Skrupel, und als wir das damals kritisierten, spielte er beleidigte Leberwurst. Vorher hatte er noch getönt, dass er mal eine Kolumne über ZACKBUM schreiben wolle. Gestrichen.

Man kann also durchaus sagen: Zimi als Quelle seriöser, harter Fakten – kann man so oder so sehen. Zimi wollte Projer schon ganz am Anfang wegschreiben, ist ihm nicht gelungen. Da Zimi offensichtlich nachtragend ist, probiert er es nochmal.

Nur einige Wenige kennen den Inhalt der Reportage von Hossli. Wir sind also auf Informationen aus zweiter, dritter Hand angewiesen. Aus Quellen, die eher trübe sind. Es gibt allerdings ein Detail, das ZACKBUM tatsächlich von zwei voneinander unabhängigen Quellen bestätigt bekam.

Zimmermann behauptet in seiner Kolumne, «die Rechtsabteilung des Hauses NZZ checkte, wie üblich, den Text auf juristische Risiken ab». Was er nicht schreibt, und was ZACKBUM glaubhaft versichert wurde: der Text bestand diesen Check nicht.

Wir haben also eine eher irre Siutuation. Projer wird Zensur vorgeworfen, Zimis Fazit: «Die Bilanz von Chefredaktor Projer im Zeitraffer: Eine kritische Geschichte ist gestoppt. Zwei kritische Journalisten sind gegangen. Ein Bundesrat ist zufrieden

Was ist die gesicherte Faktenlage?

Der Zeitraffer der Faktenlage: Kein Kritiker kennt den Inhalt des Artikels. Vielleicht nicht einmal Zimmermann. Die direkt Beteiligten schweigen sich aus. Projer weist den Vorwurf der Zensur zurück und deutet an, dass es Qualitätsprobleme gegeben habe. Zimi führt seinen Feldzug gegen Projer weiter.

Dabei gerät als Kollateralschaden auch die «Weltwoche» in sein friendly fire. Denn er schreibt ja, dass Hossli auch recherchiert habe, wie denn Autor Mörgeli an seine Unterlagen gekommen sei. Das würde das Publikum natürlich lebhaft interessieren.

Aber die Chance, dass der Text doch noch publiziert wird, ist klein. Will Hossli nicht schon vor Amtsantritt die Auflösungsvereinbarung seines Arbeitsvertrags bei Ringier im Briefkasten finden, wird er selbst sicherlich nicht Hand dazu bieten. Höchstens der Heckenschütze aus der NZZaS wäre vielleicht in der Lage, nachzulegen.

Letztlich wieder ein Fall, bei dem zu schnelles «Zensur»-, «Skandal»-Geschrei in peinliches Schweigen münden könnte.

 

 

 

 

Wandeln auf dünnem Eis

Ein veritabler Krimi: wurde in der NZZaS zensiert?

Medienkenner Kurt. W. Zimmermann liess in der «Weltwoche» eine kleine Bombe platzen. Chefredaktor Jonas Projer habe eine zweiteilige Story über das Liebesleben von Bundesrat Alain Berset gekippt.

«Reporter Hossli recherchierte monatelang über Bersets Liebesleben in seinem politischen Umfeld. Er redete mit mehreren Frauen, die intime Beziehungen zum Bundesrat hatten, unter anderem mit einer Diplomatin, einer Angestellten der Bundesverwaltung und einer Journalistin.»

Resultat: «Der erste Teil handelte von den diversen Gespielinnen des verheirateten Bundesrats und ging der Frage nach, ob Alain Berset dabei seine Macht und seine Privilegien missbraucht hatte. Im zweiten Teil ging Hossli auch auf das Thema ein, wie die Strafakten an die Öffentlichkeit gelangt waren, die im letzten Herbst die sogenannte Erpressungsaffäre Berset ausgelöst hatten.»

Soweit Zimmermann. Während die «Weltwoche» aus den ihr zugespielten Strafakten zitierte, trug Peter Hossli in der NZZaS noch das Detail nach, dass sich Berset von einem Liebeswochenende in Freiburg im Breisgau mit der Staatslimousine nach Bern zurückkutschieren liess. Allerdings ohne das in weitere Rechercheergebnisse einzubinden.

Man fragt sich nun, ob der Wechsel von Hossli an die Spitze der Journalistenschule von Ringier und der Abgang des Ressortleiters Hintergrund bei der NZZaS einen Zusammenhang mit dieser verhinderten Publikation haben.

Projer verteidigt sich in dieser ersten echten Bewährungsprobe in seinem Amt nicht sonderlich geschickt. Gegenüber Zimi soll er gesagt haben, dass er nicht bestätigen könne, dass es eine solche Berset-Story gegeben habe.

Nun tritt er auf persoenlich.com nach und erklärt, dass Artikel in der NZZaS erst dann publiziert würden, wenn eine Recherche hieb und stichfest sei und den hohen Qualitätsansprüchen der NZZ genüge.

Das heisst mit anderen Worten, dass das auf die Arbeit von Hossli nicht zutrifft, wenn nun allgemein akzeptiert ist, dass es die Recherche gab, der Artikel in zwei Teilen fertig geschrieben und laut Zimi juristisch überprüft vorlag und auch vom Ressortleiter Hintergrund befürwortet wurde.

Noch eins auf die Kinnlade von Projer

Hossli ist inzwischen zu Ringier gewechselt, auch Michael Furger ist von Bord gegangen und meldete sich auf Twitter zu Wort. Er kenne Hossli seit einigen Jahren und «keinen Journalisten, der höhere Qualitätsanforderungen an seine Arbeit stellt als er».

Das ist nun indirekt eins in die Kinnlade von Projer. Der hatte gerade die Chefredaktion auf- und umgeräumt und sich seiner Nummer zwei entledigt. Damit wollte er offenbar auch signalisieren: ich bin gekommen, um zu bleiben.

Es ist kein grosses Geheimnis, dass seine Einwechslung von «Blick TV» und seine Vergangenheit als Fernsehmann ohne grosse Printerfahrung nicht gerade Begeisterungsstürme bei der NZZaS-Redaktion auslöste. Zudem schmerzte die erst zweite Abservierung eines amtierenden Chefredaktors in der langen Geschichte der NZZ und der kurzen der NZZaS. Schliesslich gab es auch einen oder zwei interne Anwärter, die sich das Amt zugetraut hätten und auch gerne auf dem Chefsessel platzgenommen hätten.

Nun hat Zimmermann sicherlich nicht das Redaktionsarchiv der NZZaS geknackt und dort den Artikel von Hossli im Quarantänebereich gefunden. Natürlich wurde ihm das zugesteckt, und zwar entweder von Hossli selbst oder aus der Redaktion der Zeitung. Was bedeutet, dass wir an der Falkenstrasse so eine kleine Imitation der Verhältnisse in der Credit Suisse haben. Ein Heckenschütze versucht, Projer durch diese Indiskretion abzuschiessen.

Da ist die Frage, ob er – wie im Fall von Horta-Osório – noch mehr Pfeile im Köcher hat oder damit bereits am Ende seiner Möglichkeiten angelangt ist.

Zudem ist die Redaktion verunsichert, wie und ob ein weiterer Zusammenschluss mit der NZZ-Stammmannschaft stattfinden wird. Sollte die NZZ den Weg von Tamedia gehen, braucht es eigentlich nur mehr einen Frühstückdirektor bei der NZZaS. Oder Eric Gujer regiert gleich direkt durch.

Wirrungen und Weiterungen

Diese bislang von Projer leicht verstolperte Affäre könnte Anlass bieten, so aufzuräumen. Dann wären seine Gegner zwar Projer losgeworden, dafür aber direkt in die harte Hand von Gujer gefallen.

Lustige Ausgangslage: wer bei der NZZaS möglichst viel Autonomie behalten möchte, muss eigentlich Projer unterstützen. Ob der ihm passt oder nicht. Projer wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen.

Lustig ebenfalls: Hossli sitzt nun auf einem fertiggeschriebenen Doppelstück, das zumindest die juristische Prüfung überstanden habe. Ob es qualitativ wirklich mässig ist? Das könnte man erst beurteilen, wenn es veröffentlicht würde. Auch er reagierte nicht auf eine Anfrage.

Nun ist es so, dass normalerweise der Autor im Besitz der Recht an seinen Werken ist. Nachdem Hossli bei der NZZaS nicht mehr in einem Abhängigkeitsverhältnis steht, es ganz danach aussieht, dass er seine neue Stelle als Leiter der Journalistenschule bei Ringier nicht als Kurzzeitengagement sieht, könnte er natürlich …

Schon alleine, um zu belegen, dass einer, der Journalisten ausbildet, sich den Vorwurf nicht gefallen lassen kann, er liefere qualitativ ungenügende Artikel ab. Auf der anderen Seite ist bekannt, dass das Haus Ringier und sein CEO dem Bundesrat Berset nicht unbedingt kritisch gegenüberstehen.

Man könnte es also so formulieren: würde Hossli seine Story anderweitig publizieren, hätte er ein zumindest arbeitsrechtliches Problemchen mit der NZZ. Zudem würde es dann wohl mit seinem Stellenantritt bei Ringier nichts. Also wird er das lassen.

Nun ist es unbestreitbar so, dass Christoph Mörgeli von der «Weltwoche» das Thema «Liebesleben eines Bundesrats» an die Öffentlichkeit brachte. So wie Zimi für seinen Artikel angefüttert wurde, bekam auch Mörgeli entsprechendes Material zugespielt. In beiden Fällen ist die spannende Frage: von wem?