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Kreide gefressen

Tamedia kommentiert die 13. Rente doppelt.

Natürlich läuft hier ZACKBUM wieder Gefahr, als sexistisch, exkludierend, diskriminierend und schlichtweg frauenfeindlich beschimpft zu werden. Das tragen wir mannhaft.

Denn es gibt den Kommentar der Oberchefredaktorin Raphaela Birrerkurzsichtiger Populismus») von Tamedia, die nun ganze Schachteln Kreide gefressen hat: «Dieses Ja ist eine Sensation». Und eine Vorauskommentar in der aktuellen «SonntagsZeitung» vom ehemaligen Oberchefredaktor Arthur Rutishauser «Alle wollen mehr Geld».

Eigentlich muss man da weder gross kommentieren, noch werten. Zu offensichtlich sind die Unterschiede.

Birrer hat zugegebenermassen das Problem, dass sie nach einer ungeschickten Beschimpfung mindestens der Hälfte ihrer Leserschaft zuerst zurückkrebsen musste und nun wie auf Eiern schreibt, damit die auch schon wieder Hunderte von Kommentaren nicht allesamt vernichtend ausfallen.

Also tut sie so, als wäre da nix gewesen und übt sich in staatstragenden Floskeln: «Der Grosserfolg der Gewerkschaften setzt ein Fanal für die weiteren Urnengänge … es ist ein historisches Verdikt … Ausbau des Sozialstaats … und noch nie haben die Medien so intensiv berichtet … Viele Seniorinnen und Senioren plagen Existenzängste … Economiesuisse und der Arbeitgeberverband sind mit ihrem hölzernen, emotionslosen und letztlich austauschbaren Kampagnenstil zum wiederholten Mal gescheitert … Die Bedeutung dieses historischen Abstimmungssonntags kann gar nicht überschätzt werden … Die grosse Umverteilungsdebatte ist nicht vorbei – sie fängt gerade erst an.»

Also halt das, was man so murmelt, wenn man kurz zuvor alle, die ein Ja einlegen wollen, als Opfer eines kurzsichtigen Populismus beschimpft hat. In der Fortsetzungsreihe «ist das peinlich» ein würdiger Nachfolger der vorherigen Kommentare.

Ganz anders Rutishauser. Der zieht vom Leder, als hätte er keine Oberchefredaktorin über sich: «Ob Rentner, Bäuerinnen oder Militärs. Alle sehen den Staat als Milchkuh, die endlich auch für sie etwas abwerfen soll … Wir sind auf dem Weg zur Gerontokratie, also jener Herrschaftsform, in der hauptsächlich Menschen hohen Alters das politische Handeln bestimmen. Während andere mit Joe Biden und Donald Trump greise Präsidenten haben, ist bei uns das Stimmvolk das Problem … Es scheint, als hätten wir nur noch die Wahl zwischen Gerontokratie, Bauernstaat oder Militärregierung. Da ist mir ehrlich gesagt die Gerontokratie noch fast am liebsten.»

Das ist mal eine klare Position. Ob man damit einverstanden ist oder nicht: mit Statistiken unterfüttert, klar hergeleitet, eine kantige Meinung, wie es sich für einen Chefredaktor gehört, der es nicht allen recht machen will oder bei Gegenwind einknickt.

Hoffentlich ist das nicht der erste Schritt zur Frühpensionierung von Rutishauser. Sein Trostpflaster: dann bekäme er die 13. AHV-Rente schneller. Aber was soll denn nun Oberboss Pietro Supino mit der von ihm eingesetzten Koryphäe der nächsten Generation anstellen? Die ist als Frau ziemlich unkaputtbar, wovon auch das Mitglied ohne Glied der Chefredaktion profitiert.

Aber was da alles kaputt gemacht wird …

Die Selbst-Abschaffung

Echt jetzt? Dafür noch Geld verlangen?

ZACKBUM lotet und lotet. Inzwischen geht uns die Lotleine aus, und das Gewicht am unteren Ende verschwindet im Dunkel der Tiefe. Beim Versuch, den Inhalt der aktuellen «SonntagsZeitung» auszumessen.

Selbst die Kaffeetasse oben rechts macht ein falsches Versprechen. Hier werden «Alternativen» vorgestellt. Mangels anderen Themen versucht Chefredaktor Arthur Rutishauser, noch etwas aus dem Vincenz-Skandal herauszumelken. Vergeblich. Der Kampf zwischen Jung und Alt bei der AHV. Das holt nicht mal die Oma aus dem Koma. Bei den Pensionskassen seien die «künftigen Rentner die grossen Verlierer». Das ist bekannt, seit es Pensionskassen gibt.

Was können wir noch schreiben, die Frage bestimmte auch die Berichterstattung über die 13. AHV-Rente. «Das Rentnerpaar, das mit einem Inserat gegen die Initiative kämpft», so sieht journalistische Verzweiflung aus. Begleitet von «Die Zwanzigjährige, die in  der «Arena» der Bundesrätin widersprach». Was eigentlich die News wäre, müsste man nicht noch neben einem Riesenfoto etwas Text drapieren.

Die obligate Solidarität mit der Ukraine, die ist der SoZ so wichtig, dass sie es bei einem freispaltigen Foto und einer einspaltige Meldung von der SDA bewenden lässt.

Dann der Sozialporno: «Lidl setzt sich stärker für Pflückerinnen ein als Coop oder Migros».

«Die Verteidigung bröckelt überall», lamentieren inzwischen die gleichen Kriegsgurgeln, die zwei Jahre lang unermüdlich den Kampfes- und Siegeswillen der Ukrainer besungen haben, denen nur noch ein paar Waffen fehlten, um die völlig demoralisierte, dezimierte, verzweifelte russische Armee endlich aus dem Land zu werfen.

Der «Fokus» war einmal das Parade- und Filetstück der SoZ. Hier gab man sich Mühe, brachte gut recherchierte Longstorys unter. Seit Jahren ist es zum Interview-Abfüllbecken verkommen. Aber auch da geht noch einer nach unten; das Interview mit der «Vorturnerin der Nation». Meine Güte, ist denen denn nichts mehr zu peinlich?

Nein, ist es nicht.

Wirklich nicht: «Wieso ich gestresst auf der WC-Schüssel sitze», das wollen wir ganz sicher nicht von Gülsha Adilji wissen. Leider erzählt sie es trotzdem. Vielleicht hätte sie dabei auch die Kolumne von Markus Somm einer sinnvollen Verwendung zuführen können, denn die ist genauso unlesbar und ungeniessbar wie ihre eigene.

Aber irgendwie scheint das das Motto, das Prinzip dieser Ausgabe zu sein:

Das ist schön für diese Männer, nur findet das die überwiegende Mehrheit der Leser*Innen** keinesfalls prickelnd. Apropos, der grosse Test: «Wir haben Zichorien-, Getreide- und auch Lupinengetränke getestet.» Das taten viele Menschen in finsteren Zeiten, als Kaffee ein unerschwingliches Luxusgut war. Und wieso genau soll man das heutzutage wieder tun? Nur weil den Testern überhaupt nichts eingefallen ist?

Das gilt auch für den «neusten Trend» mit dem Supertitel «Geist ist geil»: «Bücher sind das neue, alte Stilsymbol». Auch darauf muss man mal kommen. Kommt man nur, wenn einem auch nach tiefem Grübeln überhaupt kein Trend eingefallen ist.

Dann noch eine erschütternde Erkenntnis aus der Automobilproduktion: «Mit kleinen Modellen ist es schwieriger, Geld zu verdienen». Dann noch ein abgelegener Tourismus-Quark, bei dem die Fussnote eigentlich alles erklärt: «Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde teils unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und Tourismus-Agenturen.» Recherche? Und welches Teilchen wohl nicht?

Was macht eine Tourismus-Redaktion, wenn auch ihr wirklich nichts einfällt? Genau, da hat es doch mal wieder einer geschafft, durch Nordkorea zu reisen. und zu fotografieren. Wahnsinn, löst sofort «muss hin»-Schübe beim Leser aus. Aber es gibt eine gute Nachricht: damit ist das Ende der Quälerei erreicht.

Nun hurtig zur Kasse im Glashaus an der Werdstrasse: Fr. 6.40 zurückverlangen. Plus Schmerzensgeld. Und zwar in einer Höhe, die selbst Pietro Supino erschauern lässt. Und der denkt nur in grossen Zahlen.

Wumms: Marc Brupbacher

Der Amok von der Werdstrasse rempelt jeden und alles an.

Man fragt sich, wann Marc Brupbacher noch Zeit findet, seinem Broterwerb als zurückgestufter «Co-Leiter Daten und Interaktiv Redaktion Tamedia» nachzugehen. Dabei möchte er eher «Dr. Strange als Dr. Long Covid» sein. Was immer er uns damit sagen will. Das mit strange schafft er locker.

Harmlos ist er noch, wenn er der NZZ eine reinhaut: «Die NZZ fällt auf manipulative Anti-Vaxx-Propaganda von Peter Doshi rein.» Gut, dass er das gemerkt hat.

Ziemlich wild wird er allerdings, wenn er sich für die Frauen ins Zeug legt: «Über 120 Jahre haben auf nationaler Ebene bei Abstimmungen nur Männer entschieden. Da können sie doch auch einmal schweigen. Frauen machen 51% der Bevölkerung aus und sie wollen die Erhöhung nicht.» Allerdings lässt er die Frage unbeantwortet, wieso dann die Frauenmehrheit die Erhöhung des AHV-Alters nicht einfach an der Urne bodigt. Ob das wohl daran liegen mag, dass laut Umfragen immerhin 41 Prozent aller Frauen für die Erhöhung stimmen wollen?

Gänzlich unbeantwortet lässt Kampffeminist Brupbacher allerdings die Frage, wie sich hier Non-Binäre, Diverse oder Transsexuelle positionieren.

Vorher hatte er seine übliche Betriebstemperatur erreicht und Männer, die für die Erhöhung des AHV-Alters stimmen, mal kurz als «Lumpen» beschimpft.

Dann musste er eine schöpferische Pause einlegen; es ist halt anstrengend, Tag und Nacht die Welt retten zu müssen: «Muss hier zumachen, muss schlafen. Viele sind mit Tweet nicht einverstanden, er sei undemokratisch. Geht mir nicht um Abstimmungsverbot. Geht um klaren Willen der Frauen, die höheres Rentenalter ablehnen, Männer sollten es akzeptieren und leer einlegen. Auch das ist Demokratie.»

Vielleicht hat dann Supino mal wieder ein ernstes Wort mit ihm gesprochen, jedenfalls kriecht er offenbar ausgeschlafen zu Kreuze: «Ich nehme AHV-Tweet zurück: Wer als Mann abstimmt über höheres Rentenalter für Frauen, ist KEIN Lump. Ich entschuldige mich für Beleidigung der Stimmwilligen. Ich hoffe aber, dass Männer Umfragen, die zeigen, dass Frauen Vorlage deutlich ablehnen, bei Entscheid berücksichtigen

Aber das geht ihm natürlich nur schwer runter, also muss er nachtreten: «Bürgerliche, die mir erklären, dass ich Demokratie nicht verstehe. Meinen die diese Demokratie, von der in der Schweiz Frauen 120 Jahre lang ausgeschlossen waren? Oder jene, in der die 25% Ausländer:innen nicht partizipieren dürfen

Und nachnachmopsen: «Oder jene, in der Jugendliche immer noch nicht wählen und abstimmen dürfen, obwohl es doch um ihre Zukunft geht

Aber er findet immer wieder zu seinem Lieblingsthema zurück: «So viele krank um mich herum, teilweise nach 2 Wo. nicht zurück. Ein Termin nach dem anderen platzt (für mich sehr wichtige zurzeit). Habe Verständnis, ist aber auch anstrengend. Leute tragen aber selbst bei engsten Platzverhältnissen mit Hustenden keine Maske mehr.»

Aber mal im Ernst, liebe Tamedia; wird das wirklich geduldet, dass ein leitender Redaktor ständig durchrastet und vom Bundesrat bis zum Stimmbürger alle übel beschimpft, die nicht seiner Meinung sind? Der gehört doch nicht in eine Redaktion, sondern in eine Therapiegruppe …

Immer am Sonntag …

… geben drei Organe alles. Was nicht viel ist.

Wir wollen mit einem Lob der «NZZamSonntag» beginnen, auch wenn das den Leser überraschen mag.

Das ist immerhin ein Cover, das sich mit zwei Problemen beschäftigt, denen sich auch die Mitglieder der besseren Stände ausgesetzt sehen. Also tatsächlich etwas, was nahe beim Zielpublikum liegt. Was heutzutage im Gesinnungs- und Erziehungsjournalismus nicht allzu häufig passiert.

Ein Mü weiter weg vom Leser ist die «SonntagsZeitung»:

Von dieser Kampfansage für AKW hat man ausserhalb der SoZ noch nicht viel gehört. Und dass es den Gletschern auch schon mal besser ging, regt nicht mal mehr Greta (wo ist die eigentlich abgeblieben?) fürchterlich auf.

Der «SonntagsBlick» hingegen versucht überraschungsfrei, fürchterlich zu tümeln. Zu volkstümeln:

Nur gibt es dabei ein klitzekleines Problem. Im Zeitalter der elektronischen Medien haben das alle Schwinger-Fans bereits bis zum Abwinken in Bewegung gesehen. Wollen die das auf 15 Seiten nochmal nacherzählt bekommen, während die Chose heute weitergeht? Obendrüber ebenfalls Erwartbares. Putin muss natürlich sein (wenn einem sonst nichts einfällt), und eine «exklusive Umfrage» (wenn einem sonst nichts einfällt) soll ergeben haben, dass wir uns mehr umarmen möchten? Also auch auf die Gefahr hin, als unschweizerisch zu gelten: uns reichen die Umarmungen, die wir kriegen …

Bleiben wir einen Moment beim Blöd-Blatt. Das verbrät natürlich die Ergebnisse der «Exklusiv-Umfrage»:

Da sage wir Älteren zu den Jüngeren nur: ihr Weicheier, und von euch hängt unsere AHV ab? Aber im Ernst, der SoBli weiss auch, wo die Schweizer «positive Gefühle schöpfen»: In erster Linie aus «Natur und Partnerschaft». Wir wussten schon immer, dass es etwas bringt, Bäume zu umarmen. Nun könnte es vielleicht sein, dass der Leser meint, der SoBli habe immerhin das Geld aufgeworfen, um den psychischen Zustand der Schweizer erforschen zu lassen. Aber doch nicht im heutigen Spar-Journalismus: «… eine repräsentative Studie, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der Krankenversicherung Helsana auf der Webseite Blick.ch durchgeführt hat und an der 5554 Personen über 18 Jahren teilgenommen haben».

Wie repräsentativ ist eine Studie, die nur mittels einer Online-Umfrage stattfand und keinesfalls einem statistischen Sample der Schweizer Gesamtbevölkerung entspricht? Hat der SoBli schon wieder vergessen, dass man Online-Befragungen so was von kinderleicht manipulieren kann? Ist sogar schon dem Schweizer Farbfernsehen passiert. Aber doch nicht dem «Blick», der übernimmt ja sowieso nur von Helsana und Sotomo.

Echt komisch ist hingegen eine Titelsetzung eines kommentierenden Redaktors:

Geben Sie’s zu: als regelmässiger ZACKBUM-Leser erwarten Sie hier eine Meinung zur Band «Lauwarm», die vielfachen linken Ingrimm auf sich zog, weil sie sich nicht mit gesenktem (und mit Dreadlocks geschmücktem) Haupt canceln lässt, sondern dort aufspielt, wo man sie will, warum auch nicht beim traditionellen «Weltwoche»-Fest. Aber nein, Aeschlimann versucht, sich Lustiges über Energiesparen und Händewaschen abzuringen. Duftmarke: «Bei zwölf Grad im Schlafzimmer behält man die Handschuhe sowieso am besten gleich an. Dann können wir uns das verschwenderische Händewaschen sparen.» Ein Brüller.

Dann aber, endlich, echte Lebenshilfe:

Hoppla:

Wenn der Inserent auf bessere Ideen als die Redaktion kommt …

Der ganze SoBli ist übrigens durchzogen mit solchen «Präsentiert von». Früher mal hiess das «Publireportage», und ganz früher «Inserat». Sicher, nun fragen sich alle: und wo bleibt Meyer, Frank. A. Meyer? Genau, wo bleibt er denn? Kä Luscht, fühlte sich unwohl, hatte Wichtigeres zu tun, wurde gecancelt? Man weiss nichts Genaues.

Zurück zum Blatt für die gehobenen Stände. Da formuliert der Chefredaktor himself etwas an der Kaufkraft seiner Klientel vorbei, die sich gerne mal vom Butler noch ein Scheit im offenen Cheminée drauflegen lässt, wenn die Bodenheizung kurzfristig bollert, um angenehme 23 Grad zu garantieren. Wenn jemand wie Jonas Projer mit «Fröhliche Farben und gelebte Solidarität» anhebt, wird’s meistens aschgrau. Es geht hier um ein Zeichen, um Solidarität mit der Ukraine:

«Wer bereit ist, den Thermostaten in der eigenen Wohnung ein oder zwei Grad tiefer zu stellen, könnte die Fahne als Erkennungszeichen an den Balkon hängen.»

«Frieren müssen wir deswegen noch lange nicht. Es würde reichen, Wollpullover, dicke Socken und Skimützen in den ukrainischen Farben zu den modischen Accessoires dieses Winters zu erklären. Wer dicke Kleidung trägt, würde seine Unterstützung für die Ukraine nicht nur signalisieren, sondern auch leben.»

Wunderbar. Wir sind uns aber nicht sicher, ob beim White Turf in St. Moritz alle Pelzmäntel umgefärbt werden. Nun aber Butter bei die Fische. Wir erwarten, ja wir verlangen ein Beweisfoto der Familie Projer im Winter, die schön eingemümmelt in ihrer Stube sitzt und zum Beweis ein Thermometer in die Linse zittert. In der ungewaschenen, weil behandschuhten Hand. Und nein, das Thermometer vorher in den Kühlschrank legen, das gilt nicht. Sollte man auf einer Stirne auch nur kleinste Schweissperlen erkennen, wären sie überführt: Fake News.

Als echtes Recherchierblatt erweist sich dann allerdings die NZZaS, indem sie einen typischen EU-Skandal an der türkisch-bulgarische Grenze aufdeckt. Bravo.

Etwas hinterfotzig ist dann der Beitrag zur Völkerfreundschaft zwischen Österreich und der Schweiz:

Nur weil Putin, nett wie er halt ist, als Überraschungsgast bei der Hochzeit der damaligen österreichischen Aussenministerin auftauchte …

Das hier ist ein kleiner Beitrag zum Thema «wie der Herr, so’s Gescherr»:

Wenn’s der Chäf vorne sagt, darf’s der Untergebene hinten nochmal sagen. Oder NZZaS-vornehm auf Latein: «Plane qualis dominus, talis et servus».

Dann aber der Schocker, eiskalt grafisch serviert:

Denn die AHV ist bekanntlich eine grosse Umverteilungsmaschine von Reich zu Arm. Das muss auch mal wieder gesagt sein. Wer allerdings die Aussage der Riesengrafik kapiert, bekommt von ZACKBUM den Ehrentitel «Schlaumeier des Monats» verliehen.

Ach, und die SoZ? Also bitte, es ist so ein schöner Montagmorgen, und wer erinnert sich da noch an News von gestern für gestern aus vorgestern?

Oder wollen wir wirklich so einen Quatsch lesen?

Wir hätten für diese Reihe noch ein paar Vorschläge: «Selber atmen», «Besser Fussnägel schneiden», «Hinternputzen leichtgemacht», «Frieren, aber richtig», «Kalte Küche köstlich».

Zwei starke Stücke

Einsame Lichtlein im Meer der Mediokrität.

«Die Schweizer Renten-Debatte ist verlogen.» NZZ-Redaktor Hansueli Schöchli wagt offen auszusprechen, was in der Debatte über das Rentenalter von allen Politikern tunlichst vermieden wird.

Denn hier gibt es ein fundamentales demokratisches Problem. Ü-64 sind ein bedeutendes Wählersegment. Wer gewählt werden will, sagt dieser Zielgruppe sicher nicht, dass sie den Gürtel enger schnallen muss. Länger arbeiten. Weniger AHV beziehen. Von der Pensionskasse ganz zu schweigen.

Alleine die Erhöhung des Rentenalters für Frauen um ein einziges Jahr löst grosses Gebrüll und erbitterten Widerstand aus. Dagegen ruft Schöchli die banalen Tatsachen ins Bewusstsein:

«Bei der Einführung der AHV 1948 lebten 65-Jährige im Mittel noch knapp 14 Jahre lang. Heute sind es über 23 Jahre. Doch noch immer liegt das Rentenalter bei den Männern gleich hoch wie 1948, und bei den Frauen ist es sogar ein Jahr tiefer.»

Bitteres Fazit: «Die Rentenalter-Debatte ist geprägt von Verlogenheit.» Denn die Gegner argumentieren damit, dass längere Arbeitszeiten zur Folge hätten, dass Alte den Jungen Stellen wegnehmen. Was aber – nachgewiesen in Studien – nicht der Fall ist. Und wie soll denn sonst das Loch in der AHV-Finanzierung gestopft werden? «Deshalb sollen im Drehbuch der Gegner zusätzliche Subventionen und Lohnbeiträge die AHV sanieren. Dass dies vor allem zulasten der Jüngeren geht, muss man ja nicht laut sagen.» Genauso leise muss man sagen, dass die bereits in Milliardenhöhe die Pensionskassen füttern. Ein mutiger Aufschrei, für NZZ-Verhältnisse scharf geschrieben. Bravo.

Cum grano salis ist überhaupt nichts am sauberen Recherchierstück, mit dem der «Tages-Anzeiger» aufwartet: «Fünfsternhotel und Helikopterflug: Politiker reisen auf Kosten des Staatsunternehmens Schweizer Salinen AG regelmässig ins Ausland – und das ziemlich komfortabel.» Mit Schmackes untersucht Markus Häfliger die Luxusreisen, die sich amtierende und ehemalige Verwaltungsräte der Schweizer Salinen AG gönnen.

Der Staatsmonopolist führt seine Geschichte ins Mittelalter zurück und darf bis heute exklusiv jedes Salzkorn in die Speisen und auf die Strassen liefern. Importe sind lediglich mit seiner huldvollen Bewilligung gestattet. Kein Wunder: «2018 kritisierte die Eidgenössische Finanzkontrolle, wegen des Monopols sei das Streusalz in der Schweiz zwei- bis viermal so teuer wie im Ausland.»

Beruhigend zu lesen, dass diese Extraprofite sinnvoll ausgegeben werden. Ein Ausflug nach Südfrankreich wurde nach der Anreise im TGV mit der stilgerechten Unterbringung im 5-Sterne-Hotel «L’Arlatan» gefeiert: «Von dieser sehr komfortablen Basis aus startete die Reisegruppe zu Ausflügen in die Camargue. Der Höhepunkt zumindest in vertikaler Hinsicht: ein Helikopterflug über die riesige Meersalzsaline bei Aigues-Mortes.»

Bis zu 27 Verwaltungsräte haben das Recht, an solchen alle zwei Jahre stattfindenden «Studienreisen» teilzunehmen. Ibiza, Barcelona, Salzburg, Berchdesgaden und dann die Camargue, es gibt ja so viel zu studieren auf der Welt. Immerhin, nachdem der Tagi-Redaktor entsprechende Anfragen an die Salinen AG stellte, ruft ihn der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler an, von Amtes wegen im VR des Salzmonopolisten. Er stellt klar: «Ich habe an diesen Reisen – die Salinen nennen sie Bildungsreisen – nie teilgenommen.»

Launiger Kommentar von Häfliger: «Man muss sagen: Heinz Tännler hat etwas verpasst.» Entschieden weniger Unrechtsbewusstsein zeigt der Geschäftsführer der Salinen: «Die Reisen adressieren jeweils ein Thema, welches in engem Zusammenhang mit anstehenden strategischen Entscheiden des Verwaltungsrats steht

Konkret sieht das dann so aus: «Neben der Besichtigung der südfranzösischen Saline blieb viel Zeit für sehr viel Kultur, Natur und Kulinarik. Die Politikerinnen und Politiker genossen einen Stadtrundgang durch Aigues-Mortes, besuchten in Arles die Fondation Vincent Van Gogh und das Kulturzentrum Luma. Sie erlebten eine halbtägige ornithologische Führung in der Camargue. Und sie verbrachten einen Abend in einer Manade, wo die berühmten Camargue-Stiere gezüchtet werden. Aus- und Weiterbildung auch in südfranzösischem Stierkampf also.»

Jede Reise, schätzt Häfliger, dürfte rund 100’000 Franken gekostet haben. Es ist zu bezweifeln, dass sie in diesem Rahmen weitergeführt werden, dank diesem Stück, das die Wächterfunktion der Medien aufs beste illustriert. Bravo.

Sogar die Karikatur ist gut …