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Selbstkritik. Immer

ZACKBUM räumt ein: wir brechen Versprechen.

Bis Christian Dorer auch offiziell nie mehr zurückkehrt, wollten wir ein Schweigegelübde zur «Blick»-Familie einhalten. Aber wir sind schwach, schwankend, können Versuchungen nicht widerstehen. Denn es gibt eine Art von Publikumsverarsche, deren Schamlosigkeit einem (fast) den Atem verschlägt. Die zeigt sich hier:

Schlimmer noch: der Mann, den wir hier nie mehr erwähnen wollten, hat mal wieder höchstpersönlich das Mikrophon hingehalten. Ein Chefredaktor als Mikrophonständer, so tief kann man sinken. Nach dem Gefälligkeitsinterview mit dem Rammstein-Anwalt nun da capo mit dem SRG-Chef Gilles Marchand. Der lanciere «den Kampf gegen Halbierungsinitiative», indem er lässig im Freischwinger sitzt und bedeutungsvoll die Finger vor der weissen Hemdbrust verschränkt.

Gleich den Titel plus vier Seiten räumt der SoBli dem nicht unumstrittenen SRG-Boss (Jahreseinkommen weit über eine halbe Million) ein. Inhalt? Vorläufig nebensächlich. Denn das Gefälligkeitsinterview beginnt – wir müssen den Namen wieder nennen – Reza Rafi mit «zwei Erzählungen», die es über den «öffentlichen Rundfunk in der Schweiz gebe». Eine dritte in eigener Sache enthält er aber dem SoBli-Leser vor.

Die ginge so: seit 2017 arbeiten Ringier und die SRG im «Bereich tagesaktueller Videoinhalte» zusammen. 2020 wechselte Ladina Heimgartner, zuvor stellvertretende Generaldirektorin SRG SSR und Direktorin RTR, zu Ringier und ist dort nicht nur in der Geschäftsleitung, sondern auch für die «Blick»-Gruppe zuständig.

Schon seit 2015 betrieb Ringier einen Zusammenschluss in der Werbevermarktung zwischen SRG, Swisscom und dem Medienhaus. Daraus entstand dann 2016 Admeira, ein vielkritisierter Zusammenschluss. Bereits 2018 kauften Swisscom und Ringier der SRG ihren 33,3-Prozent-Anteil ab; 2020 stieg auch Swisscom wieder aus und Ringier übernahm Admeira zu 100 Prozent. Admeira vermarktet weiterhin das Swisscom-Inventar im Internet. Plus das Werbeinventar von SRG SSR, von MySports und natürlich von «Blick TV». 2021 wurde der Vertrag zwischen SRG und Ringiers Admeira bis 2025 verlängert.

Vielleicht hätte es dem SoBli-Leser geholfen, mit dieser Erzählung das Interview besser einzuordnen.

Stattdessen darf Marchand seitenlang das sagen, was er schon immer mal zur Halbierungsintiative sagen wollte, wie heutzutage üblich begleitet von pseudokritischen Fragen, auf die er dann souverän sein Wording abspulen darf, ohne in die Zange genommen zu werden: «Diese Initiative ist radikal. Mit 700 Millionen Franken im Jahr müssten wir die Hälfte abbauen, wir stünden vor einer ganz neuen Situation. Diese Initiative ist eine Attacke auf die Schweiz und ihre Vielfalt … Denn wir spüren, dass die Bevölkerung uns unterstützt, dass sie den Zusammenhalt des Landes extrem schätzt, für den wir stehen Die privaten Medien haben eine schwierige Zeit, das ist mir klar, ich war selber Medienmanager, übrigens auch bei Ringier. Aber wir als SRG müssen da sein, wo unser Publikum ist. Und ein grosser Teil, gerade die Jungen, orientiert sich nun mal online.»

Dann darf Marchand nochmals das Märchen der Einsparung von 100 Millionen auftischen und überhaupt alle Kritik, die ihm Rafi auf dem Silbertablett serviert, abtischen.

Eine Frage zu den exorbitanten Gehältern, zur Anzahl Sesselfurzer, zum Riesenbudget, dazu, dass der Staatsfunk, Pardon, der Zwangsgebührensender, im Tessin der grösste Arbeitgeber ist und auch in Chur ein völlig überdimensioniertes Hauptquartier unterhält, eine Frage zur Ukraine-Berichterstattung oder zum Riesenflop vorletzte US-Präsidentschaftswahlen, eine Frage zu so vielem, was bei der SRG im Argen liegt? Eine Frage dazu, dass SRF Meteo konsequent bis zu 7 Grad zu hohe Temperaturen prognostiziert? Aber doch nicht im SoBli.

Dann sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Oder wollen Sie von den beiden Herren rechts einen Preis verliehen bekommen?

An einem Anlass namens «Dîner républicain» in Ascona, zu dem Frank A. Meyer und seine Lebensgefährtin Lilith Frey auf Kosten von Ringier laden. Früher nahmen jeweils illustre Gäste teil, aber seitdem der Ringier-Berater und Freund «lupenreiner Demokraten» Gerhard Schröder etwas in Ungnade gefallen ist, reicht es nur mehr für die zweite Garnitur wie einen «stellvertretenden NATO-Generalsekretär», einen früheren deutschen Bundespräsidenten mit leerem Terminkalender, natürlich Marco Solari und Livia Leu.

Selbst dem Hofberichterstatter des SoBli ist die Sache so peinlich, dass er auf eine Zeichnung des Artikels mit seinem Namen gerne verzichtet. Oder aber, er war sauer, weil er nicht mitessen durfte.

Auf der nächsten Seite gibt es nochmal Frank A. Meyer, aber abgesehen davon, dass auch der hier nicht mehr vorkommen soll: das wäre zu viel für unsere Leser, wir haben da eine gewisse Fürsorgepflicht.

Dann weiss der SoBli: «Hunderte Ukrainer verlassen die Schweiz jeden Monat» und kehrten zurück. Damit wird die Zahl der rund 85’000 ukrainischer Asylbewerber sicherlich dramatisch abnehmen. Wobei ein nicht bekannter Prozentsatz sich im hochkorrupten Land für rund 2500 Franken den Pass zuerst gekauft hat.

Garniert wird die Story mit einer Grafik:

Das ist nun lustig. Die «Schweizer Flüchtlingshilfe», nicht gerade als fremdenfeindlich bekannt, spricht von 84’000 Gesuchen um Erhalt des Schutzstatus S seit Februar 2022 bis Juni 2023. Das sackseriöse Portal «Statista» verzeichnet Ende Juni 2023 «65’725 ukrainische Personen im Asylprozess der Schweiz».

Selbst das Schwesterblatt «Blick» schreibt von «rund 66’000 Ukrainerinnen und Ukrainern», die derzeit «über einen aktiven Schutzstatus S» verfügten. Vielleicht könnte sich die «Blick»-Familie mal miteinander austauschen, welche Grafik man zukünftig herstellen will und wie man die Zahlen gerne manipulieren möchte. Der Titel des «Blick»-Artikels vom Mai dieses Jahres lautete übrigens: «14’000 Ukrainer kehrten der Schweiz den Rücken».

Tja, auch demagogische Verdrehung der Realität will gelernt sein.

Das Ein-Mann-Investigativteam des SoBli hat dann auch wieder zugeschlagen. Fabian Eberhard warnt: «Scientology-Anhänger betreiben Kita in Zürich». In der Kindertagesstätte «Schlümpfli» würden «bis zu zwölf Kinder betreut», weiss Eberhard. Hat er das knallhart selber investigiert? Nicht wirklich, er ist über einen Blog-Beitrag von Anti-Scientology-Aktivisten gestolpert, die auf diese Kita hinweisen.

Natürlich wehrt sich die umstrittene Sekte gegen jegliche Vorwürfe, wie Eberhard pflichtschuldig vermeldet. Dagegen schneidet er aber die Aussagen eines «Sektenexperten» und einer Aussteigerin aus der Hubbard-Gesellschaft. Was man etwas vermisst, damit das ein richtiger Skandal werden könnte: und was passiert mit den dort betreuten Kindern? Aber Reportagen vor Ort bei Kitas, das ist weder die Sache der «Republik», noch von Eberhard. Die Spürnase hat ja nicht mal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios «Kontrafunk» gefunden.

Ach, wenn wir schon bei Schleimspuren sind:

Überraschenderweise hat nicht Marc Walder persönlich das Interview gemacht. Es ist Zeit, berauschende Mittel oder mindestens einen Kamillentee zu nehmen, denn nun kommt noch das SVP-Schaf auf einer Doppelseite zu seiner Würdigung.

Spätestens hier bereut ZACKBUM endgültig seinen Rückfall, seine gebrochenen Versprechen. Denn:

Sie sei «das schwarze Schaf der Schweizer Politik, genau wie Christoph Blocher», behauptet die «junge muslimische Frau mit Migrationshintergrund». An Selbstbewusstsein mangelt es der Bachelorette der Politik nicht, sie spricht immer gerne mit dem SoBli. Wird sie allerdings von ZACKBUM gefragt, ob sie ihre schlagzeilenträchtige Behauptung, sie bekomme bis zu 100 Hassmails am Tag, vielleicht mit ein, zwei Beispielen belegen könne, verstummt sie.

ZACKBUM gesteht: wer Versprechen bricht, geht dann durch die Hölle. Oder watet im Sumpf. Und braucht einen Gimlet. Oder zwei. Oder drei. Wobei: schönsaufen ist auch keine Lösung. Aber es hilft.

 

Das Geschäftsmodell Iso Rechsteiner

Keystone-SDA macht es klassisch. Man hält sich einen externen Kommunikastionsspezalisten.

Immer, wenn Keystone-SDA Jobstreichungen verkünden oder einen Fehler eingestehen muss, ist Iso Rechsteiner zur Stelle. Er ist der Mann fürs Grobe. Dabei war der 53-Jährige nur als Übergangslösung nach der Fusion der Nachrichtenagentur SDA mit der Fotoagentur Keystone gedacht. Noch vor gut zwei Jahren liess Keystone-SDA verlauten, man suche eine Fachperson für die interne und externe Kommunikation. «Wir sind kein Unternehmen mehr, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit agiert. Wir merkten, dass ein Unternehmen in dieser Art und mit dieser Öffentlichkeit einen Profi innerhalb der Gruppe braucht», sagte damals Ueli Eckstein, Verwaltungsratspräsident der Keystone-SDA, gegenüber persoenlich.com. Gerade während der Transformationsphase müsse jemand im Unternehmen verankert sein. «Für einen externen Berater ist das schwierig, er muss sich sämtliche Informationen beschaffen.»

Keine überzeugenden Erfahrungen

Doch die verpflichtete Inhouse-Lösung, Nadine Schumann-Geissbühler, ging schon während der Probezeit wieder. Nun zauberte man allen Beteuerungen zum Trotz wieder Rechsteiner aus dem Hut. Warum dieser Salto rückwärts?  ZACKBUM.ch hat nachgefragt. Auskunft gibt Jann Jenatsch, stellvertretender Geschäftsführer und ehemals Chef der nun mit der Schweizerischen Depeschenagentur fusionierten Fotoagentur Keystone. Grund seiner Stellungnahme: «Normalerweise ist Iso Rechsteiner für die externe Kommunikation zuständig. Da sich Ihre Fragen jedoch auf seine Person beziehen, beantworte ich für einmal die Anfrage». Tatsächlich sei die Stelle vor zwei Jahren ausgeschrieben und auch besetzt worden. «Die Erfahrungen mit der internen Lösung waren jedoch nicht überzeugend. Aus diesem Grund stützen wir uns bei der Kommunikationsberatung wieder auf Iso Rechsteiner», so Jenatsch. – «Falls die Stelle noch nicht besetzt ist: könnte es sein, dass der bislang mit dem Mandat beauftragte Iso Rechsteiner gar kein Interesse hat, etwas an der Situation zu ändern, weil er so sein Mandar behält?» Nochmals Jenatsch: «Wir haben kein Interesse daran, an dieser Situation etwas zu ändern. Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»

Ein Beispiel für die klassischen Seilschaften

Experten beurteilen eine solche Lösung also durchaus erfolgreich. Gerade bei Keystone-SDA, wo harte Sparrunden und Entlassungen anstehen, macht eine externe Lösung Sinn. Die Wut und der Frust der Mitarbeitenden entlädt sich zwar oft am Überbringer der schlechten Botschaft – dieser ist wie im Fall von Iso Rechsteiner aber schnell wieder weg, und ist in der Firma nicht fassbar.

Rechsteiner soll’s recht sein. Er ist seit gut zwei Jahren Partner in der PR-Agentur Kommunikationsplan. Vorher stand der studierte Germanist und Theologe viele Jahre im Dienste der SRG. Er war Leiter Regionalredaktionen Schweizer Radio DRS und Direktor Schweizer Radio DRS. Eigentlich logisch, gehören nun zu den Kunden von Kommunikationsplan neben Keystone-SDA die SRG, SRF, die schweizerische Post, Verbände von öffentlichen Institutionen, sowie der Werbevermarkter Admeira. Es sind die klassischen Seilschaften. Wie sagte es Jann Jenatsch: «Die Zusammenarbeit ist gut eingespielt und hat sich bewährt.»