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Wumms: Marc Brupbacher

Der Amok von der Werdstrasse rempelt jeden und alles an.

Man fragt sich, wann Marc Brupbacher noch Zeit findet, seinem Broterwerb als zurückgestufter «Co-Leiter Daten und Interaktiv Redaktion Tamedia» nachzugehen. Dabei möchte er eher «Dr. Strange als Dr. Long Covid» sein. Was immer er uns damit sagen will. Das mit strange schafft er locker.

Harmlos ist er noch, wenn er der NZZ eine reinhaut: «Die NZZ fällt auf manipulative Anti-Vaxx-Propaganda von Peter Doshi rein.» Gut, dass er das gemerkt hat.

Ziemlich wild wird er allerdings, wenn er sich für die Frauen ins Zeug legt: «Über 120 Jahre haben auf nationaler Ebene bei Abstimmungen nur Männer entschieden. Da können sie doch auch einmal schweigen. Frauen machen 51% der Bevölkerung aus und sie wollen die Erhöhung nicht.» Allerdings lässt er die Frage unbeantwortet, wieso dann die Frauenmehrheit die Erhöhung des AHV-Alters nicht einfach an der Urne bodigt. Ob das wohl daran liegen mag, dass laut Umfragen immerhin 41 Prozent aller Frauen für die Erhöhung stimmen wollen?

Gänzlich unbeantwortet lässt Kampffeminist Brupbacher allerdings die Frage, wie sich hier Non-Binäre, Diverse oder Transsexuelle positionieren.

Vorher hatte er seine übliche Betriebstemperatur erreicht und Männer, die für die Erhöhung des AHV-Alters stimmen, mal kurz als «Lumpen» beschimpft.

Dann musste er eine schöpferische Pause einlegen; es ist halt anstrengend, Tag und Nacht die Welt retten zu müssen: «Muss hier zumachen, muss schlafen. Viele sind mit Tweet nicht einverstanden, er sei undemokratisch. Geht mir nicht um Abstimmungsverbot. Geht um klaren Willen der Frauen, die höheres Rentenalter ablehnen, Männer sollten es akzeptieren und leer einlegen. Auch das ist Demokratie.»

Vielleicht hat dann Supino mal wieder ein ernstes Wort mit ihm gesprochen, jedenfalls kriecht er offenbar ausgeschlafen zu Kreuze: «Ich nehme AHV-Tweet zurück: Wer als Mann abstimmt über höheres Rentenalter für Frauen, ist KEIN Lump. Ich entschuldige mich für Beleidigung der Stimmwilligen. Ich hoffe aber, dass Männer Umfragen, die zeigen, dass Frauen Vorlage deutlich ablehnen, bei Entscheid berücksichtigen

Aber das geht ihm natürlich nur schwer runter, also muss er nachtreten: «Bürgerliche, die mir erklären, dass ich Demokratie nicht verstehe. Meinen die diese Demokratie, von der in der Schweiz Frauen 120 Jahre lang ausgeschlossen waren? Oder jene, in der die 25% Ausländer:innen nicht partizipieren dürfen

Und nachnachmopsen: «Oder jene, in der Jugendliche immer noch nicht wählen und abstimmen dürfen, obwohl es doch um ihre Zukunft geht

Aber er findet immer wieder zu seinem Lieblingsthema zurück: «So viele krank um mich herum, teilweise nach 2 Wo. nicht zurück. Ein Termin nach dem anderen platzt (für mich sehr wichtige zurzeit). Habe Verständnis, ist aber auch anstrengend. Leute tragen aber selbst bei engsten Platzverhältnissen mit Hustenden keine Maske mehr.»

Aber mal im Ernst, liebe Tamedia; wird das wirklich geduldet, dass ein leitender Redaktor ständig durchrastet und vom Bundesrat bis zum Stimmbürger alle übel beschimpft, die nicht seiner Meinung sind? Der gehört doch nicht in eine Redaktion, sondern in eine Therapiegruppe …

Macht und Missbrauch

Wo das eine ist, besteht die Gefahr des anderen.

Medien haben Macht. Immer noch. Sie können Existenzen vernichten, den Ruf von Menschen unrettbar ruinieren. Sie können auch aufdecken, Licht in Dunkelkammern werfen, Fehlverhalten, Korruption, Inkompetenz anprangern. Im besten Sinne des grossen Publizisten George Orwell:

 

Orwell zugeschrieben:
«Journalism is printing what someone else does not want printed:
everything else is public relations.»

Das ist der Januskopf der Medien. Sie sind zu Gutem und Grossem fähig, als ewig leuchtendes Beispiel haben sie sogar den mächtigsten Mann der Welt, den US-Präsidenten Richard Nixon, zum Rücktritt gezwungen. In Filmen und Büchern besungen, die Endung -gate wird inzwischen dermassen missbraucht, dass man sie den Erfindern eines «Busengate» oder «Spesengate» um die Ohren schlagen sollte.

In solchen Respektlosigkeiten drückt sich der elende Niedergang des Journalismus aus. Er hübscht sich auf als Vierte Macht, als unverzichtbare Kontrolle von Herrschenden, Mächtigen und Regierenden. Aber wer kontrolliert die Medien?

Die Vierte Macht in der Hand von Familienclans

Wer zahlt, befiehlt, das gilt auch hier. Nun sind die grossen Medienkonzerne der Schweiz in der Hand von Familienclans. Coninx-Supino, Wanner-Wanner, Ringier-Walder, Lebrument-Lebrument. Multimillionäre, ja Milliardäre, deren persönliche Einstellungen, Freundschaften, Abneigungen, Ansprüche und Ziele das ungeschriebene Gesetz in ihren Medienhäusern sind.

Natürlich gibt es Redaktionsstatute, die innere Pressefreiheit, die angeblich sorgfältige Trennung zwischen Verlag und Redaktion. Ein Popanz, so ernst zu nehmen wie die sogenannten Chinese Walls in Beratungsfirmen, wo die eine Abteilung angeblich nicht wissen darf und kann, was die andere tut. Niemals würde die Buchhaltung, die eine nahende Überschuldung sieht, der Beratung den Tipp geben, so schnell wie möglich Rechnung zu stellen, bevor die Bücher deponiert werden müssen. Niemals, ausser, sie tut es nachweislich.

Niemals würde ein CEO und Besitzer Anweisungen erteilen, niemals ein Editorial zu einem Thema des Eigeninteresses schreiben. Ausser, er tut es nachlesbar.

Macht steht immer in der Gefahr des Missbrauchs. Dafür gibt es im politischen Bereich, bei Regierungen das Prinzip der Gewaltenteilung. Das Genialste, was den Menschen bislang eingefallen ist, um Macht zu zähmen. Legislative, Exekutive und Judikative heisst das, «Checks and Balances» heisst die angelsächsische Ausformung. Keiner hat absolute Macht, jeder sollte dem anderen auf die Finger schauen.

Machtkontrolle funktioniert bei den Medien immer schlechter

Das funktioniert meistens recht, manchmal schlecht. Seit dem Aufkommen der Massenmedien behaupten sie, die neue Vierte Gewalt zu sein. Ein zusätzliches Korrektiv, unverzichtbar, sogar die Demokratie rettend, wie völlig losgelöste Vertreter behaupten.

Das funktioniert immer schlechter. Beim Ausschlachten von gestohlenen Geschäftsunterlagen, aufgepumpt zu Leaks und Papers, schwingen sich journalistische Inquisitoren in Dunkelkammern zu Anklägern und Scharfrichtern auf. Klagen an, stellen an den Pranger, verurteilen, vernichten. Allzu häufig stellt sich in der juristischen Untersuchung heraus: zu Unrecht. Falsch. Skandalisierend statt aufklärend. Playboy Gunter Sachs, posthum durch den Dreck gezogen, nichts war dran an den Vorwürfen. Geschäftsmann Jean-Claude Bastos, bei lebendigem Leib ans mediale Kreuz geschlagen, seine Firma vernichtet, nichts war dran an den Vorwürfen.

Die gelinde gesagt regierungsfreundliche Berichterstattung in der Pandemie, mitsamt Skandalisierung, Schreckung der Bevölkerung («Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch, bis zu 100’000 Tote in der Schweiz»), von Fachkenntnissen unbeleckte Journalisten schwingen sich zu scharfen Kritikern auf, verteilen Betragensnoten, fordern dies und das und das Gegenteil davon, haftungsfrei und verantwortungslos.

Die restlose Vernichtung von Ansehen und Reputation eines Bankenlenkers, der alleine mehr Mehrwert geschaffen hat als die Versagercrews der beiden Schweizer Grossbanken zusammen. Oder alle Medienkonzerne. Die schamlose Verwendung von angefüttertem Wissen, die Perversion der Unschuldsvermutung.

Immer wieder muss grobes Fehlverhalten korrigiert werden, Entschuldigungen und Richtigstellungen nach teilweise zähen Kämpfen veröffentlicht werden.

Betrachtung des Bauchnabels mit gestohlenem Bauchgrimmen

Mit schwindender Bedeutung werden die Töne immer schriller, die Kommentare immer rechthaberischer. Mit schwindender Bedeutung wird der eigene Bauchnabel immer wichtiger, die eigene Befindlichkeit, das Leiden an eigenen oder fremden, gestohlenen Diskriminierungen. Das richtige Setzen eines Gendersternchen bekommt eine Bedeutung, die alle anderen viel berechtigteren Forderungen im Geschlechterkampf überstrahlt.

Das alles passiert, wenn die angeblichen Kontrolleure der Macht selbst nicht kontrolliert werden. Die Duopolzeitungen, oft in der Region, selbst im Kanton alleiniger Platzhirsch, bei der grossen Zusammenlegung und dem grossen Rausschmeissen wurde versprochen, dass man sich der Verantwortung bewusst sei. Das Regionale weiterhin pflegen wolle. Als Podium Platz für sich widersprechende Meinungen biete. Damit einen Beitrag zur öffentlichen Debatte leiste.

Selbstdarstellung der Medien, realitätsfern.

Alles geheuchelt, alles gelogen. Die Reduktion auf zwei Mantelredaktionen, die Hölle des klickgetriebenen Newsrooms, wo billige Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen ein kurzes Telefonat bereits als Höhepunkt einer Recherche sehen: all das wird der schwindenden Leserschaft als Synergie, als Verbesserung des Angebots schmackhaft gemacht.

Widerstreitende Meinungen? Gelegentlich schwirren Fremdkommentare wie bunte Vögel durch den grauen Einheitsbrei der stetig wiedergekäuten Schreibrichtung. Mehr ist da nicht.

Die schon immer feine, rote Linie zwischen selbst hergestelltem und bezahltem Content löst sich wie ein Stück Zucker in Wasser auf.

Aus eigener Unfähigkeit in die Misere geraten

Die Printausgaben werden durchsichtig, so dünn sind sie. Im Internet greifen agile Grosskonzerne 90 Prozent des Werbekuchens ab. Das ist kein Naturgesetz, sondern der Unfähigkeit und dem Versagen der Medienmanager geschuldet.

Für all das wollen nun die Verlegerclans eine zusätzliche Steuermilliarde. Das ist ein Mehrwert, der zuerst geschaffen, erarbeitet, abgeschöpft werden musste. Einer solchen Geldspritze muss man sich würdig erweisen, muss ihre Notwendigkeit, ihren Sinn begründen können.

Kraftstoff für satte Verlegerclans?

An diesem Beispiel könnten die Besitzer der Massenmedien zeigen, wie pluralistisch, offen, der Debatte zugetan sie sind. Aber in den Duopolzeitungen, im «Blick» liest man ausschliesslich Befürwortendes, Lobendes, die Notwendigkeit dieser Staatshilfe Betonendes.

Ungeniert üben die Besitzerclans ihre Macht aus und greifen sogar selbst zum Griffel. In vorauseilendem Gehorsam schreiben sich die Redaktoren die Finger wund, als his master’s voice.

Nicht mal die Fakten geben sie korrekt wieder, fantasieren, dass die Milliarde in erster Linie kleinen und lokalen Verlagen zugute käme. Was brandschwarz gelogen ist.

Macht, so sie nicht kontrolliert wird, lädt zu Missbrauch ein. Die Medienmacht wird nicht genügend kontrolliert. Der Konsument kann sich nur auf eine Art wehren: er verweigert den Konsum – und die Bezahlung. Das durch Staatshilfe zu ersetzen, ist falsch. Es perpetuiert einen Missstand. Es schüttet Versagen von Privatfirmen mit öffentlichen Geldern zu.

Der Besitzer profitiert. Und sollte selber zahlen

Eigentum verpflichtet. Die Medienclans haben trotz Corona und trotz schwindenden Inserateeinnahmen auch in den letzten beiden Jahren dick Kohle verdient. Sie haben in den letzten Jahren Milliarden verdient. Sie haben das in Kunstsammlungen, Yachten, Villen, Autoflotten und Luxusleben investiert. Das ist ihr gutes Recht. Aber wenn sie nun Schreckgespenster des Untergangs an die Wand malen, Clanchef Peter Wanner von CH Media mit ernstem Gesicht davon spricht, dass sein Medienhaus in ein paar Jahren in die roten Zahlen rutsche – dann sind sie gefordert.

Ist käuflich. Ist auch verkäuflich …

Privatvermögen äufnen, wenn’s gut läuft, nach Staatshilfe krähen, wenn’s aus eigenem Unvermögen schlecht läuft – das geht nicht. Kunstsammlungen, Villen, Yachten können auch verkauft werden. Das mag für die Clans überraschend sein, ist aber so.

Würden die Medienkonzerne ihrer Selbstdarstellung nachleben, hätten sie keine Probleme. Denn gute, ausgewogene, einordnende, vom Regionalen über die Schweiz nach Europa und in die Welt hinausgreifende Information stiesse auf genügend Nachfrage.

Gute Ware findet Käufer. Schlechte bleibt liegen

Eine Mogelpackung, eine unkontrollierte Kontrollinstanz, ein zum Skelett abgemagertes Angebot zu exorbitanten Preisen: das ist zum Untergang verurteilt. Es wird ersetzt werden. Auch die Hersteller von Droschken und Dampflokomotiven warnten vor neumodischem Zeugs wie Automobile oder Elektroloks. Hielten sich für unersetzbar, unabkömmlich, beklagten den drohenden Untergang von Sitten, Gesellschaft und Gesundheit.

Sie gingen unter, leben noch als Folklore weiter. Das Glashaus an der Werdstrasse, der x-mal umbenannte Hauptsitz von Tx, von Tamedia, von 12 Kopfblättern inklusive «Tages-Anzeiger», würde sich als Museum ausgezeichnet eignen. An den Wänden die Kunst der Coninx-Stiftung, in den Räumen Schaujournalismus wie in einer Schaukäserei. Die Ähnlichkeiten zwischen Käseherstellung und Fabrikation dieser Art von Journalismus wären verblüffend.

Schaukäserei in Appenzell, bald auch an der Werdstrasse?

 

Ach, Cavelty

Ein Chefredaktor schreibt sich ins Abseits.

Die Frage ist, ob Gieri Cavelty mit Araldit oder mit Uhu an seinen Sessel geklebt ist. Denn wer überlebt, dass ihm am Montag im Schwesterblatt «Blick» die Knöpfe reingetan werden, und sich der Verlag für einen von ihm verantworteten Artikel im SoBli entschuldigt (der dann auch elektronisch gelöscht wird), der sitzt fest.

Wer den «Impfgegnern totalitäre Züge» unterstellt und sie in die Nähe von Adolf Hitler oder Stalin rückt – dabei auch noch einen missliebigen Bundesrat mit falschen Behauptungen anrempelt –, der ist in seinen Stuhl gegossen und geschraubt.

Das liegt sicher auch daran, dass er ja nur besonders servil his master’s voice spielen möchte. Denn nun steht die Abstimmung über die Steuermilliarde für reiche Medienclans an, und sein Vordenker und oberster Chef Marc Walder hat schon das Seine dafür getan, dass das Referendum Erfolg haben wird.

Fehlt noch Cavelty. Der versucht’s in seinem Editorial so: «Tatsächlich wird der Widerstand gegen das Schweizer Mediengesetz vornehmlich von Publikationen befeuert, die polarisieren – und die ihr Geld nicht so sehr am Markt verdienen, sondern von der Unterstützung reicher Financiers aus dem rechten Lager leben. SVP-Doyen Christoph Blocher mischt seit den 1990er-Jahren als Geld- und Taktgeber in der Medien-Schweiz mit. Er und die Seinen versprechen sich vom Bankrott unliebsamer Konkurrenten einen politischen Vorteil.»

Himmels willen, Cavelty, zählen Sie die NZZ auch zu den Befeuerern? Welche «unliebsamen Konkurrenten» könnten denn Bankrott gehen? Die drei grossen Medienhäuser, die in den letzten Jahren über 3 Milliarden Franken Profit abwarfen, auch während Corona blendend verdienten? Tamedia und Ringier, die alleine durch das Zusammenlegen ihrer Handelsplattformen ihren Unternehmenswert im Milliardenbereich steigerten?

Wer lässt sich so eine Bankrotterklärung von Logo aufs Auge drücken?

Wird der Zuspruch zu dem neuen Mediengesetz nicht von Publikationen befeuert, die ohne Staatsknete noch mehr am Rande des Untergangs stünden? Wie «bajour», «Republik» & Co.? Und ist es dort nicht so, dass die ihrerseits von reichen Financiers aus dem linksliberalen Lager leben? Von reichen Erben, genauer gesagt?

Der Leser lacht schon lauthals, aber Cavelty hat ja noch vorgelegt:

«Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen und klarer Einordnung ist so gross wie lange nicht. Verlässlich sind und waren unsere Informationen schon immer, mit einem ruhigeren Layout schaffen wir nun auch optisch mehr Überblick.»

Verlässlich? Der SoBli? Verlässlich wie gelöschte Artikel, Entschuldigungen, verlässlich wie in der Hetze gegen einen Tennisspieler? Verlässlich mit Fotos, deren demagogischer Gehalt nicht zu unterschätzen ist?

Verlässlich wie ein Chefredaktor, der holzt, rempelt und keilt? Ist es nicht so: Wenn die Ablehnung der Medienmilliarde dazu führen könnte, dass der Ringier-Verlag von seinen 7 Chefredaktoren der «Blick»-Gruppe einen einspart, wäre damit nicht viel gewonnen?

 

 

Denksport-Aufgabe

Wer meint, ein Sudoku sei schwierig: Wie gewinnen die Medien die Abstimmung?

Die Schweizer Mainstream-Medien haben ein Problem. Nur eins? Gut, hier ist von nur einem die Rede.

Am 13. Februar findet die Abstimmung über das Medienpaket statt. Sie ist nötig geworden, weil gegen den Parlamentsbeschluss das Referendum ergriffen wurde. Seither führen die Medien das auf, was sie immer besser können: Dilettantenstadl.

Als sich ein Referendumskomitee bildete und mit dem Unterschriftensammeln begann, herrschte Einhelligkeit in der Presse: gar nicht erst ignorieren. Oder wenn nicht: lachhaft, kriegen die nie zusammen.

Als innert kurzer Zeit die Hürde von 50’000 Unterschriften locker übersprungen war, kam wieder Haltung eins zum Tragen: gar nicht erst ignorieren. Eine kleine Ticker-Meldung der SDA, damit niemand vorwerfen kann, man vermelde das nicht.

Aber regnet es morgen, was macht Roger Federers Knie, wer trennt sich und warum nicht? Es gab so viel Wichtigeres.

Dann zeigten erste Meinungsumfragen, dass es durchaus sein könnte, dass eine Mehrheit gewillt wäre, das Ausschütten einer Steuermilliarde an reiche Medienclans abzulehnen. Die schliesslich lieber Geld in den eigenen Sack scheffelten, als sinnvolle Investitionen in Zukunftstechnologien und das Internet zu tätigen.

Langsames und ausgiebiges Kopfkratzen

Als sich nicht verhindern liess, dass sich herumsprach, dass die Medienkonzerne auch während oder gerade wegen Corona durchaus nette Gewinne erzielt hatten, begann langsam das Kopfkratzen in den Chefetagen.

Als Tx (Mutterkonzern von Tamedia) und Ringier bekanntgaben, dass sie ihre Internet-Handelsplattformen zusammenlegen würden, schossen die Tamedia-Aktien durch die Decke; angesichts der Besitzverhältnisse und des Einkaufs eines Partners kann man davon ausgehen, dass dieser Zusammenschluss zusätzlichen Firmenwert in Milliardenhöhe schafft.

Nun wurde das Kopfkratzen so stark, dass sich Marc Walder mangels Haaren abmelden musste. Aber Pietro Supino begann, sich mit eher durchwachsenen Bemerkungen in die Schlacht zu werfen.

Zudem wurde ein Pro-Komitee gegründet, dessen Webseite und Auftreten an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist.

Wer sich so eine Webseite basteln lässt, ist verloren.

Schliesslich wurde mit grossem Trara das Werbesujet vorgestellt, mit dem die Befürworter in die Schlacht ziehen wollen. Ein mit einer Zeitung bewaffneter Tell haut darauf eine Mauer zu Klump. Versteht keiner, hat keine verständliche Aussage, aber he, die gleiche Agentur, die die Werbekampagne fürs Impfen in den Sand setzt, war da auch dran. Das musste doch klappen.

Wer sich so ein Werbesujet basteln lässt …

Als wäre die Pechsträhne nicht gross genug, wird Ringier-CEO Marc Walder dann mit einer sehr unglücklichen Aussage zitiert. Die ist auf Video und daher unbestreitbar. Dass sie fast ein Jahr alt sei, aus dem Zusammenhang gerissen, nicht so gemeint, Entschuldigung auch, das alles nutzt nix.

Dagegen arbeitet das Referendumskomitee – trotz kleinen Ressourcen – effektiv und aktiv und mit Argumenten.

Kein Fehler wird ausgelassen

Nun begehen die Medien noch den letzten Fehler, der ihnen noch nicht unterlaufen ist. Es gibt Sachen, die sollte man einfach schweigend übergehen. Wer Scheisse geredet hat, schweigt darüber. Kann er das nicht, entschuldigt er sich ein Mal, und dann wird das Thema gewechselt.

Aber nein; die Konkurrenz echauffiert sich, der Verleger höchstselbst greift in die Harfe, dann die gesammelte Chefredaktion, Riesentrara.

Der Autor des Knallers wird madig gemacht, der sei doch im Referendumskomitee aktiv, und überhaupt. Als ob das an der Brisanz des Fundes etwas ändern würde. Das sei zudem uralt und absichtlich erst jetzt lanciert worden. Na und?

Wem es echt beschissen läuft, dem fehlt nur noch eines: Hansi Voigt taucht an seiner Seite auf. Der kräht was von «Freunde des Faschismus» seien alle Parlamentarier und Stimmberechtigten, die das Referendum unterstützen. Rechtsnationale und reaktionäre Milliardäre seien gegen die Steuermilliarde.

Sagte der selbst von einer Milliardärin ausgehaltene Voigt. Und rudert dann wie meist halbwegs zurück.

Blöder kann’s kaum kommen

Also blöder kann’s eigentlich nicht laufen. Das Problem dabei ist: wenn jemand etwas von Kommunikation, Publikation, Meinungsführerschaft, Eroberung des Luftraums über den Stammtischen, Themensetzung, Platzierung von Kernaussagen verstehen sollte, dann doch die grossen Medienkonzerne.

Zudem geht’s ja nicht um Peanuts. Selbst in Milliardärskreisen ist eine Milliarde nicht nix.

Die besoldeten Journalisten tun ja, was sie können. Und trommeln auf allen Batterien für das Gesetz. Aber schon ihre Häuptlinge versagen mit lächerlichen «Stellungnahmen». Ganz schlimm sieht’s aber auf der Verlagsetage aus.

All diese hochbezahlten Medienmanager bei Tamedia, Ringier, CH Media, all diese Wichtigtuer, Sitzungsmarathonläufer, aufgeblasene Wichte: die haben nicht nur das Schlamassel mitverschuldet durch Unfähigkeit zu gewinnorientierter Strategie in sich wandelnden Zeiten. Sie haben jahrelang mit offenen Mündern zugeschaut, wie US-Konzerne ihnen die Butter vom Brot nehmen und dann sogar nur noch Krumen lassen. Interessanterweise mit einer Ausnahme: Marc Walder.

Und jetzt tun sie eigentlich alles dafür, um diese Abstimmung zu verlieren.

Der Verleger-Alptraum könnte wahr werden.

Tell, teller am tellsten

Der Abstimmungskampf in der heissen Phase. Die Befürworter am Ende.

Man muss an Sabotage denken. Denn so viel Dilettantismus in der Medienbranche kann nicht nur durch Unfähigkeit erklärt werden. Die Webseite der Befürworter der Steuermilliarde für notleidende Medienclans kommt daher wie ihr eigenes Begräbnis:

Der Name «Die Meinungsfreiheit» lässt 90 Prozent der Stimmbürger etwas ratlos zurück. Der Slogan «Demokratie braucht starke Medien» erklärt auch nicht wirklich, wieso sie mit zusätzlich Hunderten von Millionen unterstützt werden müssten.

Auf Deutsch gibt es den Begriff veräppeln. Das bedeutete ursprünglich, jemanden mit Äpfeln bewerfen, im übertragenen Sinn hochnehmen, auf den Arm nehmen, eine Lüge glaubhaft erzählen.

Das kommt einem beim Plakat der Befürworter automatisch im Sinn. Obwohl hier Tells Armbrust gar nicht zum Apfelschuss fähig wäre:

Zu dieser Werberschande haben wir schon alles Nötige gesagt. Sie wird auch nur sehr schamhaft plakatiert. Denn wer soll das verstehen? Tell, Zeitung, Mauer, Fake News. Das seien «Fakten»?

Es gibt aber offensichtlich noch Varianten, zum Beispiel diese hier:

ZACKBUM ist noch verwirrter. Ist das Tell, nachdem er die Mauer mit der Zeitung niedergemacht hat? Und dann in ein Wurmloch geriet, um weiter in der Zukunft zu landen? Denn hier hat er zwar immer noch die defekte Armbrust im Rücken, ist aber von einem Tablet, einem Radio (DAB+?) und einem Laptop umgeben.

In der Hand hält er offensichtlich ein Smartphone. Ob er da ein Apfelschussspiel geniesst? Und wieso hat er es sich auf jeder Menge Zeitungspapier bequem gemacht? Wozu braucht er das eigentlich, bei all seiner elektronischen Ausrüstung?

Tell, teller am hellsten? Oder am tollsten? Bekommt Tell bei Annahme des Medienpakets eine funktionierende Armbrust? Oder ein neues Smartphone mit 5 GB gratis plus Roaming in Europa inklusive? Wieso braucht er all das, um Nachrichten aus seiner Region zu empfangen?

Ach, es muss Sabotage sein. Dummheit reicht als Erklärung nicht aus. Oder doch?

Wenn die Vernunft einmal siegt

Der Club Zürcher Wirtschaftsjournalisten bleibt, wie er ist.

An der letzten Generalversammlung geschah Unschönes. Drei Anträge wurden von den wenigen Anwesenden angenommen. Der erste: Umbenennung in den «Club Zürcher Wirtschaftsjournalist*innen».

Zweiter Antrag: «Ausarbeitung einer Branchenvereinbarung mit dem Ziel, dass die Redaktionen in ihrer Berichterstattung 50% Akteurinnen der Wirtschaft zu Wort kommen lassen.» Dritter: «Verzicht auf Sponsoring bei der Jahresveranstaltung; Prüfung alternativer Finanzierungsmodelle oder Anpassung des Rahmens der Veranstaltung.»

Damit wäre der Club im 50. Jahr seiner Existenz Opfer des Genderwahns, Opfer einer falsch verstandenen Quotenregelung und Opfer einer Sparmassnahme geworden, die die Begegnung mit hochkarätigen Wirtschaftsführern und Politikern unmöglich gemacht hätte.

Also in einem Wort: eine Notschlachtung. Glücklicherweise unterlag diese Abstimmung einem Formfehler und musste deshalb wiederholt werden. Nicht nur wegen Corona diesmal schriftlich; die Mitglieder (und auch die ohne) hatten zwei Wochen Zeit, nochmals abzustimmen.

Erfreuliches Resultat: «Es haben 76 von 116 wahlberechtigen Mitgliedern abgestimmt. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 65.5 Prozent bzw. war mehr als drei mal so hoch wie an der physischen GV. Die Abstimmungsergebnisse sind also basisdemokratisch breit abgestützt und drücken den Willen der Mehrheit unser Clubmitglieder aus.»

Noch erfreulicher: für einmal in diesen Zeiten siegte die Vernunft und der gesunde Menschenverstand. Der Antrag auf Umbennung erhielt zwar wieder eine knappe Mehrheit von 51,32 Prozent. Da aber für eine Statutenänderung eine Zweidrittelmehrheit nötig wäre, ist er abgelehnt.

Klar fiel das Resultat bei der Quotenfrauregelung aus. Nur 23,7 Prozent waren dafür, eine satte Mehrheit von 65,8 Prozent waren dagegen. Schliesslich wurde der Verzicht auf Sponsoring des Jahresanlasses mit 33,3 Prozent Ja-Stimmen gegen 50,7 Prozent Nein abgelehnt.

Ende gut, alles gut, und dem Club bleibt das Mitglied René Zeyer erhalten, der nach der ersten, ungültigen Abstimmung seinen Austritt aus Protest erklärt hatte.

 

 

 

 

 

Die Nestbeschmutzerin

Sibylle Berg ist gegen die Verschärfung des Covid-Gesetzes. Ihre Gesinnungsblase blubbert kräftig.

Es ist herrlich zu beobachten, wie es vermeintlich intellektuellen Geistesgrössen die Worte vom Mund bläst. «Oh je, Sibylle», lässt sich der nicht so komische Komiker Mike Müller vernehmen. Der völlig humorlose Millionenerbe Patrick Frey schmäht:

«Echt jetzt, liebe Sibylle? Du weisst aber schon, mit wem du dich damit ins Lotterbett legst, oder?»

Eigentlich riecht das streng nach Sexismus, aber gegenüber einer Abtrünnigen ist wohl alles erlaubt.

Im Lotterbett? Sibylle Berg.

Der komische Komiker und Epidemiologe Viktor Giacobbo ist staatstreu, gesetzestreu für das Gesetz und dekretiert: «Alle, die es jetzt bekämpfen, ob Rechte oder Linke, sorgen für eine Verlängerung der Pandemie. Und vielleicht sollten wir uns auch in dieser Hinsicht ein Beispiel an Dänemark nehmen.»

Dunkel bleibt das Komikerwort, was Dänemark betrifft. Beeindruckend aber, mit welcher wissenschaftlicher Sicherheit die Witzfigur Harry Hasler (oder ist es Fredi Hinz, eventuell sogar Debbie Mötteli?) hier zulangt. Man sieht ihn vor sich, wie er sich auf die Wampe haut und knarrend letzte Weisheiten absondert. Assistiert von Mergim Muzzafer, alias Mike Müller.

Was um Himmels willen ist denn geschehen?

Aber was ist denn geschehen, was den unheiligen Zorn all dieser Fachleute in der Bekämpfung der Pandemie hervorruft? Eine, die sie als eine der Ihren ansehen, ist ihrer Meinung nach fahnenflüchtig geworden.

Sibylle Berg, sonst fester Bestandteil der linken Gesinnungsblase, tapfer immer auf der richtigen, guten, fortschrittlichen Seite, schwesterlich im Kampf gegen das Falsche, Böse, Rückschrittliche, also das Fremdenfeindliche, Hetzende, Rechtsnationale, in einem Wort die SVP und Roger Köppel, macht etwas, was verboten ist.

Wollen Berg und Gesinnungsgenossen so eine Zukunft?

Sie denkt selbständig. Grauenhaft, wie kann sie nur. Aber das ginge ja noch, wenn sie nicht zu völlig falschen Erkenntnissen käme:

«Bei vollem Respekt für die Schwierigkeit der Situation und in Anerkennung einer weltweit vorhandenen schweren Atemwegserkrankung halte ich ein Zertifikat, das Menschen Zugang oder Nichtzugang zur Teilhabe am täglichen gesellschaftlichen Leben gestattet oder verweigert, für gefährlich.»

Man merkt der gewundenen Formulierung an, dass Berg – intelligent wie sie ist – wusste, dass das ganz furchtbar Dresche geben wird. Mit ihr zusammen streiten einige Unentwegte in einem linken Komitee gegen die Verschärfung des Covid-Gesetzes, also für ein Nein an der Urne. Darunter auch der Sprecher des Chaos Computer Clubs der Schweiz, sonst auch ein sicherer Wert im Lager der Pächter der Entscheidungsbefugnis, was gut und richtig und was daher böse und nichtig sei.

Das muntere Feuilleton der NZZ

Weniger plump als der «Blick» und die sich in ihm äussernden irritierten Recht- und Linkshaber lässt sich natürlich die NZZ vernehmen, genauer ihr neuer Feuilleton-Chef, der fröhlich weiter austeilt, dass es eine intellektuelle Freude ist. Er nimmt den Begriff «Dystopie» auf, die böse Schwester der Utopie, die eine schreckliche und nicht wünschenswerte Zukunft beschreibt.

Allen kommt dabei sofort George Orwells «1984» in den Sinn, die 1948 verfasste Schreckensvision eines totalen Überwachungsstaats. In jüngster Zeit legte Robert Harris mit «Der zweite Schlaf» nach, eine durch ihre Plausibilität verstörende Dystopie. Immer geht es um Überwachung und Kontrolle. Um Machtausübung, legitimiert durch den Verweis auf ein übergeordnetes, unbezweifelbares Prinzip. Geschöpft aus Ideologie, Religion, immer mit der Behauptung, nur das Gute und Bessere für alle zu wollen.

 

Könnte man kennen. Wenn man nicht nur blöd blubbern würde.

Einig sind sich die Apologeten dieser Gutwelten, dass es böse Menschen zu bekämpfen gilt, die sich dem Fortschritt und der Verbesserung in den Weg stellen. Besonders gehasst werden natürlich Renegaten, Abweichler, vermeintliche Kampfgenossen, die plötzlich zu Verrätern werden.

Das NZZ-Feuilleton erteilt aber all diesen Kläffern gegen den Berg, wenn dieser Kalauer gestattet ist, eine intellektuelle Abfuhr, die es in sich hat. Benedict Neff zitiert den Bundespräsidenten, der warnte, dass dieses Gesetz nicht der «geeignete Ort» sei, um «seinen Unmut auzudrücken».

Dagegen hält Neff mit intellektueller Schärfe: «Warum aber eigentlich nicht? Je fragwürdiger die Verhältnismässigkeit der Grundrechtseinschränkungen ist, desto mehr erodiert die Akzeptanz für diese Politik in der Bevölkerung. Von der Risikogruppe der über 60-Jährigen sind mittlerweile deutlich mehr als 80 Prozent geimpft, die Lage in den Intensivstationen hat sich wieder stabilisiert. Je mehr der Eindruck entsteht, die Regierung betreibe eine Katastrophenpolitik, ohne dass es eine Katastrophe gibt, desto schwieriger ist diese Politik noch zu vermitteln.»

Dass auch grössere Denker irren können, beweist gerade der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas, der den Kampf bis zum Endsieg, Pardon, gegen das Virus als «gemeinsamen Gegner» bis zur «Herdenimmunität» fordert, die natürlich nur durch Impfung erreichbar sei.

Impfen, zertifizieren, kontrollieren. Sonst …

Neff hingegen wünscht sich eine Regierung, die mit ihrer Politik weniger Anlass zu «dystopischen Assoziationen geben» würde. Denn nicht nur die Abteilung Komiker dreht leicht im roten Bereich, auch der Beamte, ein als Biedermann verkleideter Brandstifter, beunruhigt, wie Neff richtig konstatiert:

«Wem jetzt schon angst und bange ist vor einem Staat, der sich selbst ermächtigt, dem dürfte ein Zürcher Beamter weitere dystopische Schauer verabreicht haben. Eine «gutmütige Diktatur» sei eine gute Art und Weise, um eine Pandemie zu bewältigen, meinte Peter Indra, Chef des Zürcher Amts für Gesundheit, im deutschen Fernsehen.»