Schawis UKW-Schlacht: 2 zu 0
Der Radio-Pionier macht weiter Boden gut – UKW-Abschalter schnallen ab.
«Dass man umdenken kann, auch wenn man zuvor etwas im Enthusiasmus beschlossen hat», das sei das Wichtigste. So lobt der Ex-Medienminister Moritz Leuenberger seine Nachfolgerin Doris Leuthard.
Unter deren Federführung war die Abschaltung der Radio-Übertragung auf UKW beschlossen worden. Inzwischen hat die Alt-Bundesrätin eingeräumt, dass das wohl eine übereilte Entscheidung war, die sie aus heutigem Kenntnisstand nicht mehr so treffen würde.
Moritz Leuenberger: da denkt was unter dem Hut.
Applaus von Leuenberger, der sich ebenfalls gegen diese «von oben herab befohlene Eile» ausspricht. Alleine schon, weil die Entsorgung von Millionen von UKW-Geräten jede Menge graue Energie verschwenden würde. Und weil auch Leuenberger der Auffassung ist, dass UKW als Übertragungskanal bleiben muss.
Das sind schon zwei Fach-Bundesräte, die Roger Schawinski in seinem Kampf um die Erhaltung des UKW-Kanals hinter sich weiss. Plus über 55’000 Unterschriften unter der Petition «rettet UKW», die er vor Kurzem gestartet hat. Was bemerkenswert ist, weil Schawinski im Wesentlichen sein «Radio 1» als Multiplikator und Lautsprecher hinter sich weiss.
Stand Montag, 21. Juni 2021 …
Nach einigen seiner Prominenz geschuldeten Gastauftritten in anderen Medien herrscht inzwischen bei den Befürwortern der Abschaltung – Funkstille. Man spielt die Sendepause rauf und runter. Vielleicht besser so, denn für den mit Abstand dümmsten Spruch sorgte bislang Florian Wanner, Leiter Radio bei CH Media. Der Wanner-Clan hat sich die grösste Sammlung von privaten TV-und Radiostationen zusammengekauft, darunter das von Schawinski gegründete «Radio 24» und «Tele Züri».
Wanner, von Beruf Sohn und von Qualifikation eine Null, meinte am Anfang der Kampagne von Schawinski noch arrogant auf die Frage, was ihm durch den Kopf gegangen sei:
«Ich musste schmunzeln und war nicht überrascht. Es ist eine schöne Geschichte für ihn. Er war der Erste unter den Privaten – und möchte offensichtlich auch der Letzte sein.»
Sendepause, Hinterzimmerdeals und Kungeleien
Inzwischen nimmt es Wanner Junior etwas ruhiger, ebenso der Präsident des Verbands Schweizer Privatradios. Jürg Bachmann war dabei, als damals ein Hinterzimmerdeal ausgehandelt wurde. Die Privatradios stimmen der Abschaltung von UKW zu, dafür müssen sie sich in der Restlaufzeit nicht nochmal um die Sendelizenzen bewerben.
Da hatte es nämlich blöde Unfälle gegeben, weil einige Radiomanager sogar zu unfähig waren, ein fürs BAKOM akzeptables Gesuch einzureichen. Den Stress wollte man sich nicht mehr so schnell antun. Also kein Stress, Zustimmung, merkt doch keiner. Oder höchstens, wenn’s zu spät ist. Dass Schawinski schon damals diesem Deal nicht zugestimmt hatte, nahm man auf die leichte Schulter. Oh je, der schon wieder, will wohl immer aus der Reihe tanzen, will wohl weiter UKW senden, weil er noch nie vom Internet gehört hat.
Zudem waren die Verlage zunehmend damit ausgelastet, den nächsten Deal durchzukriegen, die Milliarden-Unterstützung durch den Steuerzahler. Für die milliarden- oder mindestens multimillionenschweren Medien-Clans wie Ringier, Wanner, Lebrument oder Coninx, bzw. Supino.
Also machen die Radiomacher, die Sender ohne Sendungsbewusstsein, damit weiter, was sie viel besser können. Kungeln, vernetzen, verfilzen. So liess sich Wanner Junior zum VR-Präsidenten des DAB+-Netzbetreibers SwissMediaCast wählen. Das ergänzt seine Mandate im VR der AZ Medien AG – sowie im Vorstand des Privatradio-Verbands.
Dass DAB+ in Wirklichkeit das Auslaufmodell ist, das muss ihm mal jemand erklären. Aber bitte ganz langsam.
Gejammer hat genutzt – vorläufig
Alles Gejammer der Verlage, dass sie dringend auf noch mehr Staatskohle angwiesen seien, denn es wäre doch unerträglich, wenn die Coninx-Yacht nicht erneuert werden könnte, wenn Ringier sich nicht den neusten Aston Martin kaufen dürfte, hat zwar im Parlament genutzt. Die Milliarde ist durch.
Aber auch hier droht Ungemach. Ein munteres Referendumskomitee um den Verleger Bruno Hug, den Alt-FDP-Nationalrat Peter Weigelt und den Kommunikationsberater Philipp Gut ist angetreten, den Verlegern in die Suppe zu spucken. Die NZZ, von Anfang an skeptisch gegenüber mehr Staatskohle für Medien, zeigt inzwischen unverhohlen Sympathie für dieses Referendum. Das sicherlich kommen wird.
Schliesslich haben die Verleger bis fast am Schluss verpasst, dass der Ständerat die Schwelle fürs Verhindern von kritischer Berichterstattung niedriger legte; mit einer scheinbar harmlosen, aber brandgefährlichen Streichung eines einzigen Worts bei superprovisorischen Verfügungen.
Es läuft also nicht wirklich gut für die Verleger. Allerdings: 2020 war ein weiteres profitables Jahr mit Gewinnen satt. Aber jammern ohne zu leiden, das ist inzwischen die Lieblingsbeschäftigung dieser Clans.
Sieht so ein Siegertyp aus? Roger Schawinski.