Fortsetzung der Sommer-Serie: «unsere Leichen leben noch».
Das Online-Organ «zentralplus» hatte seinen grossen Medienauftritt, als es die erstaunliche Annäherung von zwei Politikern an einer Landammannfeier in Zug an die Weltöffentlichkeit brachte. Die Folgen sind bekannt, darunter leiden wir noch heute.
In der Eigenbeschreibung sieht sich die Plattform so: «zentralplus ist die News- und Community-Plattform für Luzern und Zug. Wir berichten ehrlich und offen über Themen, die unsere Leser bewegen – hintergründig, kreativ und direkt.»
Das hat dann laut Mediadaten folgende Auswirkungen:

Was genau unter «Nutzer/Monat» zu verstehen ist, denn da gibt es ganz verschiedene Definitionen, verrät die Plattform allerdings nicht. Eine andere Zahl dagegen ist verräterisch:

Das Organ finanziert sich durch Werbung und durch «Möglichmacher». Also durch freiwillige Abonnenten. Deren Zahl liegt bei überschaubaren 503. Es ist zwar schön, wenn man eigentlich jeden zahlenden Gast persönlich kennt, aber nach einer grossen Nachfrage sieht das wirklich nicht aus.
Apropos Landammannfeier, anschliessend verwandelte sich «zentralplus» in ein Megaphon zur Verteidigung der in diese Affäre verwickelten Politikerin. Auch sonst hatte das Organ mit angeblichen Skandalgeschichten nicht so eine glückliche Hand. Eine ortsansässige russische Firma spendete läppische 2’200 Franken an die Zuger Fasnacht. Riesenskandal, wenn man durch eine Lupe blickt.
Dann schauen wir doch mal aktuell, was «zentralplus» so zu bieten hat. «Weltweit» dies:

Niger, Büne Huber, Razzia in Österreich – sagen wir so: bunte Mischung.
Probieren wir es mit «Politik»:

Bereits der Artikel über das Luks ist von brennender Aktualität, nämlich vom 17. Juli. Aber gut, das Organ will ja vor allem regional verwurzelt sein:

Das läuft unter: kann man lesen, muss man nicht lesen. Ein Plus ist nicht wirklich erkennbar. Dazu gibt es noch jede Menge Blogs und weiteres Vermischtes wie «Gewitter», «Restaurant» oder «Wandern».
Hergestellt wird das alles unter den wachsamen Augen des CEO Christian Hug und des Redaktionsleiters Matthias Stadler. Unter ihnen dienen 10 Redakteure, verstärkt durch 3 Verlagsmitarbeiter. Das kostet im Jahr 1,5 Millionen Franken, von denen zwei Drittel in die Inhalte fliessen würden. Davon würde die Hälfte durch Werbung generiert, die andere durch Unterstützer oder «Möglichmacher».
Das ist etwas merkwürdig. Zahlen alle 503 den Minimalbetrag von Fr. 60 pro Jahr, wären das 30’180 Franken. Fehlt noch ein Stück zu 750’000. Würden alle den gehobenen Betrag von Fr. 180 zahlen, wären es auch nur 90’540. Und selbst bei «Du machst das Unmögliche möglich» und 360 Franken wären wir lediglich bei 181’080 Franken.
Entweder kann man davon ausgehen, dass die Innerschweizer ausgesprochen spendenfreudige Zeitgenossen sind und problemlos jährlich eine halbe Million abdrücken. Mindestens. Oder aber, da klafft ein Loch. Oder aber, auch dieses Organ hat einen Sponsor, der viel Geld geerbt hat und sein schlechtes Gewissen damit beruhigen will, dass er es in eine vermeintlich gute Sache verröstet.
«Das Newsportal ging im Januar 2013 online», vermeldet das Organ stolz. Das bedeutet, dass es in den ersten zehn Jahren seiner Existenz gerade mal rund 500 Leser gefunden hat, die bereit sind, sich die Lektüre etwas kosten zu lassen, obwohl es keine Bezahlschranke gibt.
Bei dieser steilen Wachstumskurve dürfte es nicht länger als bis zum Ende dieses Jahrhunderts dauern, dass «zentralplus» genügend Abo-Einnahmen generiert. Auf diesem Weg kann man nur viel Glück, Ausdauer und Geduld wünschen.