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Der Geheim-Pacte

Das Unterstützungsbündnis hat erstmals Gelder verteilt. An wen, das ist geheim.

Ein Lichtblick im zum Skelett niedergesparten Elendsjournalismus. «Le Pacte – Bündnis für Recherche und Reportage» vergibt namhafte Beträge für unterstützenswerte Projekte.

Die Organisation verfügt über immerhin 225’000 Franken, die jährlich verteilt werden können. In einer ersten Tranche wurden von 24 eingereichten Projekten ganze zehn unterstützt – mit insgesamt 52’000 Franken. Die einzelnen Beträge liegen zwischen 1’500 und 10’000 Franken.

Der Vorstand mitsamt Generalsekretär Jean François Tanda wird transparent ausgewiesen, ebenfalls die «Expertenpools», die für die Auswahl förderungswürdiger Eingaben zuständig sind.

Schaut man sich allerdings die deutschsprachigen Vertreter an, kommen einem stärkere Zweifel an Kompetenz und Repräsentativität. Ausser vielleicht Viktor Parma hat keiner bedeutende Spuren mit seinem Schaffen hinterlassen, und was beispielsweise eine Elvira Wiegers als «Vertreterin der Zivilgesellschaft» in einer solchen Jury zu suchen hat, ist völlig schleierhaft.

Als ZACKBUM das erste Mal darüber berichtete, fehlte Parma noch in der Aufstellung, damals wie heute beurteilen diese Koryphäen:

  • Der mehrfache Bruchpilot David Sieber, der zuletzt den «Schweizer Journalist» in den Boden rammte
  • Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
  • Adrienne Fichter, Redaktorin «Republik»
  • Marcel Hänggi, Journalist, schreibt «Bücher und Texte für Museen und hält Vorträge, Hühner und Schafe»
  • Alexandra Stark, freie Journalistin
  • Elvira Wiegers, «Vertreterin der Zivilgesellschaft», dazu befähigt als Nationalratskandidatin der AL
  • Nikki Böhler, ebenfalls Vertreterin, dazu Geschäftsführerin bei opendata.ch
  • Giulia Meier, ebenfalls Vertreterin, Staatsangestellte in Bern und zuständig für «Theater, Tanz, Literatur»

Aber immerhin, es ist Geld da, es wird verteilt, was will man mehr. Zum Beispiel wissen: an wen? Da wird dann «Le Pacte» eher zum Schweige-Pakt:

«Die meisten unterstützten Projekte sind noch in der Recherchephase, also noch nicht veröffentlicht.»

Eine Ausnahme gebe es; eine «Recherche» von «bajour». In der Tat: «Recherchiert und umgesetzt von Bajour in Kooperation mit dem Recherche-Netzwerk Reflekt und Unterstützung von Le Pacte – Bündnis für Recherche und Reportage.»

 Offenbar reichen hier die Millionen, die bereits von einer superreichen Pharma-Erbin in «bajour» reingebuttert werden, für solche Werke nicht aus.

 Vertraulichkeit – wozu und warum?

Aber was spricht denn genau dagegen, die Öffentlichkeit über die Journalisten zu informieren?

«Die Recherchen/Projekte sollen bis zur Veröffentlichung vertraulich bleiben.

Wir wollen sie auch nicht als erste bekannt machen; das sollen die jeweiligen Journalistinnen und/oder Journalisten tun. Sobald die es tun, schalten wir die Recherche dann ebenfalls auf.
Damit diese Recherchen aber vertraulich bleiben, wollen wir auch nicht sagen, wer denn alles an vertraulichen Recherchen arbeitet, die von uns mitfinanziert werden. Das ist die Überlegung. Finden Sie das wenig sinnvoll?»

Ja, François Tanda, das findet ZACKBUM sogar sehr wenig sinnvoll. Wie das Beispiel «bajour» zeigt, brauchte es hier überhaupt keine Vertraulichkeit bei der Recherche, wozu auch. Selbst wenn es so sein mag, dass andere Journalisten heissere Themen angehen wollen: ihre Namensnennung würde diesem löblichen Ansinnen doch nicht im Wege stehen.

Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, wenn man sich Jury und Vorstand anschaut, dass es sich hier um einen Pakt handelt, der vor Beziehungskorruption nicht ganz gefeit ist. Also die ideologischen Präferenzen der Mitglieder könnten mit den ideologischen Positionen der Geförderten übereinstimmen. Aber ein Nachweis für diesen Verdacht könnte nur erbracht werden, wenn die Namen bekannt gegeben würden.

Was gegen eine solche minimale Transparenz spricht? Eigentlich nichts. Es sei hier auch offengelegt, dass ZACKBUM spasseshalber ebenfalls einen Antrag auf Förderung unseres unermüdlichen Tuns gestellt hat. Daher können wir immerhin ein wenig Licht in diese Dunkelkammer scheinen lassen: unser Antrag wurde nicht berücksichtigt.

Alles andere hätte uns aber auch unglaublich erstaunt und uns zur Frage veranlasst, ob wir vielleicht mit Vorurteilen an diesen Pakt herangegangen sind. Sind wir froh, dass uns diese Verunsicherung erspart geblieben ist.

Denn wie schrieben wir schon damals ganz richtig:

Dieses Gerümpelturnier soll dann über die Vergabe von fast einer Viertelmillion entscheiden. Ganz objektiv und kompetent. Glaubt jemand, dass dieser Haufen einen Antrag von ZACKBUM oder von René Zeyer wohlwollend prüfen und befürworten würde? Wohl nicht mal, wenn er von Hühnern und Schafen begleitet wäre oder als Foxtrott auf offener Bühne dargeboten würde.