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Globalisierter «Schweizer Journalist»

David Sieber hat auch ein Pech. Und dann kommt noch Ungeschick dazu

Eigentlich könnte David Sieber sich selbst als Beispiel nehmen. Für das Elend des aktuellen Bezahl-Journalismus. Denn nach immerhin sechs Jahren gab er angeblich auf eigenen Wunsch die Chefredaktion der Südostschweiz ab. Anschliessend gab er nach nur zwei Jahren nicht auf eigenen Wunsch die Chefredaktion der Basellandschaftlichen Zeitung ab.

Und dann als Nachfolger von Kurt W. Zimmermann in doch eher grössere Fussstapfen als neuer Chefredaktor des «Schweizer Journalist». Ach, der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Sieber stolzer Besitzer der Texterei Sieber GmbH ist. Hier hat er «auf Mandatsbasis» dieses Blatt übernommen.

Nun wollte es das ungnädige Schicksal, dass auch am «Schweizer Journalist» die Pandemie nicht spurlos vorüberging. Als Sparmassnahme gab es eine sozusagen globalisierte Ausgabe für Deutschland, Österreich und die Schweiz insgesamt. Das war Pech.

Dr. Media hat sich entleibt

Ungeschickt war es aber, die gern gelesene Rubrik «Dr. Media» weiterzuführen. Die ist inzwischen gespült, in der neusten Ausgabe Nr. 3/2020 kommt sie nicht mehr vor. Dafür aber eine Berichtigung und Entschuldigung. «Dr. Media» muss einräumen, dass er trotz Dementi ein blödes Gerücht über die Gründe des Abgangs des stellvertretenden Chefredaktors der «Weltwoche» verbreitet habe.

Da das zudem «mutmasslich persönlichkeitsverletzend» sei, «entschuldigt sich Dr. Media in aller Form für die Falschmeldung». Offenbar hat sich der Medienkenner auch gleich noch selbst entleibt, weil er vielleicht mit dieser Schande nicht mehr weiterleben wollte.

Aber nach der Spar-Ausgabe 2 ist nun Nummer 3 wieder randvoll mit Schweizer Inhalt. Könnte man meinen. Bei genauerer Betrachtung sind aber von den 98 Seiten Heftumfang rund ein Dutzend über Schweizer Themen; das meiste in der billigsten journalistischen Form, dem Interview.

Medienlandschaft in Ostfriesland

Auf den übrigen Seiten bringen uns Journalisten aus Deutschland und Österreich fremde Gebräuche und Sitten bei; wir wollten im Schweizer Journalist zum Beispiel schon immer gerne etwas über die Medienlandschaft in Ostfriesland lesen.

Ach, dann gibt es noch fünf Seiten über Schweizer Tourismus. Sauber aufgeteilt in drei Seiten Interviews und eine Doppelseite «Entgeltliche Einschaltung». Also ein Inserat, das täuschend ähnlich wie redaktioneller Text daherkommt. Es ist auch eher selten, dass der gleiche Journalist, der auf dem Cover abgefeiert wird, dann auch noch selber einen Zweiseiter zum Blatt beiträgt.

Denn wenn dir gar nichts einfällt, dann mach eine Auswahlstrecke. 10 Journalisten ohne dritte Zähne. 20 Sportjournalisten, die überlebten. Oder eben: «30 unter 30, junge Talente 2020». Es sei schwierig gewesen, auszuwählen, behauptet Sieber, fast 100 seien zur Auswahl gestanden. Verzeihlich, dass auch einer reinrutschte, der die 30 schon überschritten hat. Oder zwei «Autodidakten», die ohne Rücksicht auf Verluste oder journalistische Standards eine Miniplattform für Hardcore-Linke herausgeben.

Aber um solche Details ging es natürlich nicht; es ging einfach darum, 9 Seiten abzufüllen. Ob allerdings der Schweizer Medieninteressierte weiterhin bereit ist, 15 Franken dafür auszugeben, dass ihm mediale Blickpunkte aus Deutschland oder Österreich nähergebracht werden, garniert mit ein paar Seiten Belangloses aus der Schweiz, muss bezweifelt werden.