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Ha-, Ha-, Hauptstadt

Es ist vollbracht. Das neue Online-Portal zu Bern ist gestartet.

Was lange währt, kommt langsam in Fahrt. Oder so. Auf jeden Fall gibt es nun neben dem «Megafon» und «Journal B» ein weiteres Alternativ-Organ in Bern.

Es wurde mit der sprichwörtlichen Gemütlichkeit ein Jahr nach der Verkündigung des Zusammenschlusses von «Berner Zeitung» und «Der Bund» angekündigt. Dann dauerte es nur noch wenige Monate, bis man beherzt ein Crowdfunding lostrat.

Das machte man nicht ungeschickt, indem man die Latte so niedrig legte, dass sie mit Sicherheit übersprungen werden konnte. Nun haben sich doch tatsächlich 3400 Berner von etwas Geld getrennt, um den Start zu ermöglichen.

Dazu kämen noch spendable Stiftungen, also konnte es dann schon am 7. März so richtig losgehen. Mal wieder mit der grösseren Kelle; 10 Personen teilen sich in 5 Vollzeit-Stellen. Das ermöglicht doch sicher einen gewaltigen Output, gerade am Anfang, wo die allgemeine Aufmerksamkeit ja bekanntlich am höchsten ist.

Nun ja, auch hier wird die Latte sehr, sehr niedrig gelegt. Auf Anfrage gab einer der Initianten bekannt, dass das Minimalziel darin bestehe, jeden Tag – einen Artikel zu publizieren.

Nur nicht überanstrengen …

10 Nasen, ein Artikel pro Tag. Das ist guter «bajour»-Schnitt, und die Basler Kollegen gibt’s ja nur noch, weil eine spendable Pharma-Erbin beschloss, nach dem Verrösten von 3 Millionen Franken, ohne dass auch nur ein Lichtlein am Ende des Tunnels sichtbar wäre, nochmal 3 Millionen hinterherzuschiessen.

Aber von abschreckenden Beispielen soll sich die «Hauptstadt»-Crew ja nicht verunsichern lassen. ZACKBUM pustet bekanntlich pro Tag mindestens drei Stücke raus. Das würde ja dann bedeuten, so hochgerechnet, dass sich hier eine Schar von 30 Leuten in 15 Vollzeitstellen quetschen würde.

Nun gibt es bei ZACKBUM keine einzige Vollzeitstelle, weil es keine Abonnenten gibt. Es gibt auch nicht 30 Mitarbeiter, sondern einen einzigen, plus zwei, drei zugewandte Orte. Aber auch davon soll sich die «Hauptstadt» nicht beeindrucken lassen; langsam kommt sicher auch gut. Einfach vielleicht schon mal anfangen zu jammern, dass halt der Starttermin von internationalen Ereignissen überschattet wurde.

Apropos, das könnte doch gerade in Bern ein Thema sein, oder nicht? Oder nicht. Also schon ein wenig: «Der Berner Autor und Kabarettist Christoph Simon zur Ohnmacht angesichts des Kriegs.» Bei der Lektüre fällt zwar niemand in Ohnmacht, aber Schäfchen zählen vor dem Einschlafen wird überflüssig.

Was bietet den die «Hauptstadt» zum Start

Womit ist denn das Organ sonst so gestartet? Nun, mit einem gestickten Smartspider. Hä? Muss man nicht verstehen, könnte man nachlesen.  Wir würden es gerne unter gequälter Sauglattismus abbuchen.

Dann materialisierte sich der «neue Berner Journalismus» in einer Long Form über autistische Kinder und dazu «Dichten gegen die Einsamkeit», die «Kulturkritik #1». Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Melancholie die 10 Tapferen Schreiberlein befallen hat, vielleicht auch Verzagtheit vor der Aufgabe, nun doch jeden Tag mindestens einen Artikel ins Netz zu stellen.

Man stelle sich nur vor, was passieren würde, wenn die «Hauptstadt» den Output von ZACKBUM egalisieren wollte. Burn-out wäre noch der Vorname. Aber wir wünschen wirklich weiterhin gutes Gelingen. Und nume nid jufle. Ja nicht aus der Ruhe bringen lassen. Notfalls mal einen Tag ohne Artikel riskieren, bevor die Sicherungen durchbrennen.