Witzblatt «Edito»

29 Seiten ungewollte Bespassung garantiert.

Zu den wenigen Lichtblicken eines gewerkschaftlich organisierten Journalisten gehört die Lektüre des «Schweizer Medienmagazins». 4 mal jährlich und in zwei Sprachen unterhält uns die Zeitschrift mit vielen lustigen Beiträgen. Damit kommt sie immerhin auf eine «Gesamtauflage» von 6825 Exemplaren.

Unterhalb des «Editorial» nehmen wir aufatmend zur Kenntnis, dass auf den «jüngsten Aufruf» mal wieder 6000 Franken gespendet wurden. Zeigt allerdings, dass Journis extrem geizig sind, seit sie solche Sachen nicht mehr auf Spesen nehmen können. Zuvor entlässt uns Redaktorin Bettina Büsser mit frommen Wünschen ins Blatt: «Gute Lektüre – und hoffen auf Frieden».

Im Dunkeln ist gut munkeln …

Nun, friedlich wird’s hier nicht. Denn Büsser meldet sich mit einem Beitrag über die Online-Plattform «sheknows» zu Wort. Die will «Expertinnen sichtbarer machen». Denn Experten sind bekanntlich männlich, schmerzlich fehlt die weibliche Sicht. Allerdings: «Wie oft die Datenbank für Anfragen genutzt wird, wird noch nicht erhoben.» Das ist insbesondere deswegen bedauerlich, weil sie doch gerade für 25’000 Franken überarbeitet wurde. Aber wahrscheinlich wird Google Analytics boykottiert – zu maskulin.

Wo es lächerlich wird, ist Kovic nicht weit

Beinahe unvermeidlich darf unser Liebling Marko Kovic dann  in einem «Essay» alle unsere Vorurteile ein weiteres Mal bestätigen. Eigentlich sollte man die Verwendung des Worts Essay im Zusammenhang mit ihm verbieten. Er wärmt die uralte Kamelle auf, dass es «heute mehr denn je kritischen, den demokratischen Werten verpflichteten Journalismus» brauche.

Zeitenwende mit Trump, kein Klischee ist dem Soziologen zu abgegriffen, um es nicht in seinem Narrativ zu rezyklieren. Trump habe ein «postfaktisches Zeitalter» markiert. Die «Verkündung dieser Krise» sei «von einem besorgniserregenden Rückgang demokratischer Institutionen in zahlreichen westlichen Ländern begleitet» worden. Dem Flachdenker wird nicht bewusst, dass eine solche belegfreie Behauptung selbst ziemlich postfaktisch ist.

Aber er legt noch einen drauf:

«Demokratie war und ist unter Beschuss. Es geht um die Wurst.»

Während alles ein Ende hat, hat die bekanntlich zwei. Aber von der Wurst springt Kovic zur Banalerklärung, was Journalismus sei und solle. Natürlich ist «kritischer Journalismus das Lebenselixier einer funktionieren Demokratie». Sieht schliesslich die «Republik» genauso. Nur: was ist das schon wieder?

Statt Erklärung kommt eher ansatzlos eine Philippika gegen «neutrale, ausgewogene» oder gar «objektive» Berichterstattung. «Neutral» bedeute nämlich, «dass gesellschaftliche Missstände nicht aufgedeckt» würden. Denn neutraler Journalismus sei gar nicht neutral, «sondern zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Dann pumpt sich Kovic noch mit der Erwähnung von Noam Chomsky auf, um dann doch wieder in Banalitäten zu verfallen: «Wenn Journalismus immer nur die Ansichten der Mächtigen reproduziert, kann es keinen gesellschaftlichen Fortschritt geben.» Dann fällt ihm wohl selbst auf, dass er bislang nur für einige ungläubige Lacher über so viel Phrasendrescherei gesorgt hat, also versucht er es zum Schluss mit einem Aufschwung ins Pathos:

«Demokratie stirbt im Dunkeln. Die einzige Kerze, die uns durch die Dunkelheit führt, ist dezidiert kritischer, demokratischen Werten verpflichteter Journalismus.» Leider ist nun Kovic nicht die hellste Kerze auf dieser Torte. Sonst wüsste er, so als Soziologe, dass es zu den banalen Voraussetzungen einer ernsthaften wissenschaftlichen Auseinandersetzung gehört, die Begrifflichkeit zu klären. Also was ist denn das, der kritische und demokratischen Werten verpflichtete Journalismus? Das würden wir gerne wissen, statt gähnend zu lachen.

«Edito» als früh gezündete «Petarde»?

Vielleicht ist es ja so, dass «Edito» die Lücke füllen will, die durch den verzögerten Start der «Petarde» entstanden ist. Auch so ein Alternativprojekt aus Ärger darüber, dass der «Nebelspalter» den Besitzer gewechselt hat. 163’000 Franken durch Crowdfunding kassiert für eine neue und alternative Satire-Plattform. Grossmäulig den Start im ersten Quartal 2022 angekündigt, nun ist’s das «Ziel, im Frühsommer zu starten». Und was ist so das inhaltliche Konzept? Easy, no Stress, «rassistisch motivierte Beiträge publizieren wir zum Beispiel sicher nicht». Gut zu wissen; vielleicht liegt es daran, dass die Webseite noch leer ist.

Wissen die Macher eigentlich, was eine Petarde ist?

Als man sich schon erschöpft zurücklehnen und die Lachmuskeln massieren will, schaut einen auf der letzten Seite 31 ein etwas verwirrt-grimmig blickender Mann mit Hahnenkammfrisur an. Insider ahnen: auch Hansi Voigt bleibt einem nicht erspart. Der spart aber jeden Hinweis auf seine aktuelle Tätigkeit, denn er war «unter anderem» Chefredaktor bei «20 Minuten» und Gründer von «watson». Beides ist er nicht mehr, weil er jeweils gefeuert wurde.

Das passiert ihm zurzeit bei «bajour» nicht, denn dort wird er von einer reichen Pharma-Erbin ausgehalten. Hier macht er sich Gedanken, wie es nach der Ablehnung des von ihm herbeigesehnten Mediengesetzes weitergehen soll. Kühne Theorie: «Die Leute kaufen keine WoZ-Inhalte, sondern sie zahlen, dass es diese Inhalte überhaupt gibt.» Dieser Ansatz werde auch von «Republik, Bajour, Tsüri.ch, das Lamm usw. verfolgt» Hä?

Sagen wir so: die Leute zahlen etwas für die WoZ, weil die immer wieder brauchbare Inhalte liefert. Was man bei den anderen von ihm aufgezählten Organen eher weniger behaupten kann. Deshalb müssen die meisten von Big Spender, von Mäzenen, von Millionären unterstützt werden. Das ist hingegen gut, weil es gute Organe sind.

Bajour: Wer will denn für sowas zahlen?

Böse ist das hier: «In St. Gallen warten der Rechtsaussen-Referendumsergreifer Peter Weigert und seine finanziell potenten Kollegen gemäss eigenen Aussagen nur darauf, dass Peter Wanner die Waffen streckt.» ?

«Und wer weiss, wie Christoph Blochers BaZ-Leute in kurzer Zeit zum festen Tamedia-Inventar geworden sind, dem kann angst und bange werdenHä? Nein, Angst bekommt man, wenn man versucht, diesem gedanklichen Slalom nachzufahren, ohne dass es einen aus der Piste trägt. Aber im humoristischen Gesamtbild von «Edito» fehlte noch der Dadaismus.

Dr. Strangelove lebt

Der richtige Moment, an einen genialen Film zu erinnern.

ZACKBUM versteht sich nicht zuletzt als bürgerliche Bildungsanstalt. Wir versuchen immer wieder, bedenkliche Lücken und Krater in der Allgemeinbildung der Leserschaft im Allgemeinen und von Medienschaffenden im Speziellen zu schliessen.

Mit gelegentlichen Hinweisen auf Egon Erwin Kisch, Lincoln Steffens, Kurt Tucholsky, Karl Kraus, Joseph Roth, Carl von Ossietzky und andere unerreichbare Vorbilder. Da ist bei den Journalisten meistens Hopfen und Malz verloren; selbst der geschenkte Kindle verstaubt in der Ecke, ein reales Buch, das hat meist mehr als sieben Siegel.

Also probieren wir es doch visuell, im Zeitalter von YouTube. Ein genialer Film des in einer Liga für sich spielenden Stanley Kubrick aus dem Jahre 1964 hat niemals seine Aktualität verloren. Aber seit der Invasion in der Ukraine bekommt er geradezu prophetische Gaben.

Wir sprechen natürlich von «Dr. Strangelove or: how I learned to stop worrying and love the bomb». Schon zu Zeiten des Kalten Kriegs konnte man der gegenseitigen Fähigkeit der beiden Supermächte USA und UdSSR, sich gegenseitig und dabei die ganze Welt zu vernichten, nur mit einer Satire beikommen. Denn wie sonst sollte man das Prinzip beschreiben, das der Welt das Überleben garantierte, dessen Abkürzung nicht umsonst MAD (für verrückt) lautete: mutual assured destruction. Gegenseitig versicherte Zerstörung, Gleichgewicht des Schreckens, oder einfach:

Wer zuerst auf den roten Knopf des Atomschlags drückt, stirbt als Zweiter.

Peter Sellers als US-Präsident.

In handlichen 93 Minuten wird diese Story erzählt: der geistesgestörte und impotente US-General Jack D. Ripper (Sterling Hayden in seiner wohl besten Rolle) erteilt den ihm unterstellten B-52-Bombern den Befehl, die Sowjetunion mit Atombomben anzugreifen. Im War Room wird daraufhin der US-Präsident davon unterrichtet (eine der insgesamt vier Rollen von Peter Sellers). Ein wilder General (grossartig George C. Scott) schlägt vor, gleich alles hinterherzuschicken, um die Chance zu ergreifen, die Roten ein für alle Mal fertigzumachen.

Sterling Hayden als Jack D. Ripper.

Unaufhaltsam dem Ende entgegen

Der Präsident informiert stattdessen die Sowjetunion über den Fehlangriff. Die teilt aber mit, dass sie eine Weltvernichtungsmaschine konstruiert habe, die auf einen solchen Angriff automatisch und nicht aufhaltbar mit dem totalen atomaren Gegenschlag reagieren würde. Daraufhin wird der Luftwaffenstützpunkt des verrückten Generals zurückerobert, und es gelingt, den Code für den Rückruf der Richtung UdSSR fliegenden Bomber zu behändigen.

Peter Sellers als Captain Kong.

Alle kehren daraufhin um, aber das Flugzeug des texanischen Captains «King» Kong wurde von einer Abwehrrakete getroffen, die seine Funkanlage zerstörte. Also fliegt die Maschine weiter. Kong löst höchstpersönlich den Abwurf der Atombombe aus, sitzt rittlings auf ihr und schwingt dabei seinen Cowboyhut.

Peter Sellers als Dr. Seltsam.

Währenddessen hat im War Room Dr. Seltsam seinen grossen Auftritt. Der ehemalige Nazi, nun im Dienst der USA, sitzt im Rollstuhl und erklärt, wie es möglich sein wird, in Bergwerken zu überleben und dort in den nächsten hundert Jahren die Zukunft der US-Gesellschaft zu sichern. Gelegentlich reckt er seine rechte Armprothese zum Hitlergruss, und am Schluss seines Vortrags stemmt er sich aus dem Rollstuhl und schreit: «Mein Führer, ich kann wieder gehen.»

George C. Scott als wilder General.

Der Film endet, untermalt vom Kriegsschlager «We’ll meet again», mit einer apokalyptischen Abfolge von Atombombenexplosionen.

Das war der Moment, wo die Satire ihre volle Wucht entfaltete. Denn gekitzelt von einer dichten Abfolge satirischer Szenen, die immer wieder Gelächter auslösen, bleibt dem Zuschauer hier das Lachen in der Kehle stecken.

Peter Sellers als englischer Verbindungsoffizier mit Ripper.

Denn alle Archetypen solcher Entscheidungen sind in diesem Film versammelt. Der impotente General, der willige Befehlsempfänger, der rücksichtslose Feldherr, der mit Skrupeln beladene oberste Entscheider, der verrückte Wissenschaftler. Vor allem aber die geradezu maschinell-präzise Verkettung sogenannter unglücklicher Umstände, die am Schluss zum unvermeidlichen Ende im atomaren Feuersturm führt.

Der Film ist, ein schwerer Schlag für die Gratis-Generation, im Internet nicht umsonst zu haben, kann aber mit wenigen Handgriffen gekauft und gestreamt werden. Diese anderthalb Stunden seien jedem (und jeder, auch Non-Binäre sind inkludiert) ganz warm ans Herz gelegt.

Peter Sellers als der verkörperte Wahnsinn.

Ähnlichkeiten mit realen Personen und Ereignissen sind nicht zufällig

Man sollte sich an den Film erinnern, wenn man den ukrainischen Präsidenten hört, der eine No-Fly-Zone über der Ukraine fordert, durchgesetzt von der NATO. Die das (bislang) zurückweist, weil es eine direkte Konfrontation mit Russland bedeuten würde. Man sollte sich daran erinnern, wenn der polnische Vizeregierungschef Kaczynski eine «NATO Friedensmission» fordert. Konkret ein bewaffnetes Eingreifen von NATO-Truppen auf dem Territorium der Ukraine.

Denn leider ist es so, dass alle die von Kubrick karikierten Typen von Entscheidungsträgern nicht nur schwarzweiss in diesem Film existieren. Sondern auch heute in Fleisch und Blut. Farbig in der Realität, aber genauso durchgeknallt wie Dr. Seltsam und Konsorten. Natürlich, dazu gehört auch der russische Präsident Wladimir Putin, zuvorderst sogar.

Denn er ist jetzt schon der grosse Verlierer, unabhängig davon, ob er den Krieg militärisch gewinnt oder nicht. Und Verlierer neigen zu irrationalen Reaktionen. Genau wie Kriegsgurgeln im Westen, während der ukrainische Präsident wenigstens mildernde Umstände bei seiner Forderung geltend machen kann. Deren Umsetzung aber die Welt ebenfalls einen kräftigen Schritt näher an die atomare Zerstörung bringen würde.

Denn was in diesem Film ganz harmlos beginnt, ist auch heute oberflächlich betrachtet harmlos. 2000 Kilometer von der Schweiz entfernt (24 Autostunden, ohne Schikanen) herrscht Krieg, wird um die Hauptstadt Kiew gekämpft. Lokal, ohne Einsatz von Atomwaffen. Gefährlicher war schon die Eroberung eines ukrainischen AKW, von denen es noch – neben Tschernobyl – drei weitere gibt. Deren mögliche Zerstörung würde eine atomare Katastrophe auslösen.

Oberhalb davon ist der Mechanismus der gegenseitigen Eskalation, die auch mal MAD ausser Kraft setzen kann. Denn MAD ist schon verrückt, aber richtig Verrückte könnten sich auch verleitet sehen, tatsächlich einen atomaren Schlagabtausch zu riskieren. Vielleicht sollte man daher den Film nicht am späten Abend schauen …

Ha- ha- hamstern

Speiseöl ist das neue Toilettenpapier.

Ein teutonischer Trend, der noch nicht ganz in der Schweiz angekommen ist: es wird wieder gehamstert.

Diesmal ist es wohl so, dass die Verdauungsorgane weiterhin normal ihren Dienst versehen; Toilettenpapier scheint (noch) in ausreichenden Mengen vorhanden zu sein. Aber, wir hatten das Phänomen der Stampede schon, es gibt einen Anblick im westeuropäischen Supermarkt, der die Konsumenten zum Hyperventilieren bringt:

Denn wenn wir etwas gewöhnt sind, dann übervolle Regale. Wenn schon Qual, dann die der Wahl. Welches Toilettenpapier darf’s denn sein? Wie viele Lagen, besonders flauschig, öko, mit Duftnote oder ohne, mit Dekoration oder weiss, besonders reissfest oder auch für Hämorrhoidenträger geeignet? Aber im Ausgangsbereich des Menschen ist noch alles unter Kontrolle.

Das Problem entsteht sozusagen am anderen Ende:

 

Speiseöl ist aus. Insbesondere Sonnenblumenöl fehlt. Anscheinend, Globalisierung, gell, ist die Ukraine unter anderem ein Grossproduzent von diesem Öl. Und da gibt es logischerweise Nachschubprobleme. Die nur mit beherzten Massnahmen gelöst werden können:

Wie in der Mangelwirtschaft in den ehemaligen sozialistischen Ländern greifen einige Läden zur Rationierung. Die Menge wird pro Kopf beschränkt. Grossfamilien sind da eindeutig im Vorteil gegenüber Singles. Brauchen aber natürlich auch mehr Öl, logo. Die andere Variante ist beruhigendes Zureden:

Dritter Versuch, man lässt Lücken, aber sorgt dafür, dass die nicht allzu gross werden:

Bei all dieser Aufregung und Panik wird gerne vergessen: Sonnenblumenöl ist, in grösseren Quantitäten, gar nicht so gesund. Zweifach ungesättigte Fettsäuren und so. Rapsöl, viel besser, frittieren kann man mit beidem. Schliesslich gibt es noch das Palmöl, aber das hat natürlich andere Probleme.

Und nun noch ZACKBUM mit Nutzwert: Notvorrat. Pro Person und für 10 Tage braucht es 0,5 kg Fett und Öl. Das geht doch. Sonst empfehlen wir aus dem breiten Angebot vielleicht das hier:

Schlappe 179 Euro, inkl. Versand. Bei dem Wechselkurs ein Schnäppchen.

Oder aber, es gibt nichts, was es nicht gibt, Notvorrat vegan:

Da muss man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen; 239 Franken, plus 9 Franken Lieferservice. Aber dafür überlebt man nicht nur, sondern rettet auch die Welt.

Heil Putin

Dem Mann kann und muss geholfen werden.

Einer der besten Scherze über den Hitler-Faschismus geht so. Der Nazi-Pimpf kommt nach Hause, schlägt die Hacken zusammen, hebt den Arm zum Hitlergruss und ruft seinem Vater zu: «Heil Hitler!» Der Psychiater zieht an seiner Pfeife und sagt: «Das stellst du dir so einfach vor, mein Sohn.»

In diesem Sinne meldet das Fachorgan für Fragen der Psychiatrie und Psychologie: «Psychologen versuchen, Putin mit Brief zu stoppen».

Nach der Devise: Das Wort ist stärker als das Schwert. «Psychologen aus rund 20 Ländern wollen mit einem Offenen Brief den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) zum Umdenken bewegen.» Wie das?

Kreml-Herrscher, aufgemerkt: «Mit dem Brief wollen sie Putin über «negative Effekte» seiner Politik in Kenntnis setzen, wie sie schreiben. Mit Verweis auf wissenschaftliche Fachliteratur erklären sie, welche Prozesse der Krieg gegen die Ukraine im Einzelnen in Gang setzt. Letztendlich führe all das «zur Ablehnung, Isolation und physischer Bedrohung» der als verantwortlich geltenden politischen Führungspersonen.»

Natürlich haben die Koryphäen auch gleich einen Ratschlag zur Hand, wie Putin aus dieser unangenehmen Situation herauskommen könnte: ««Aus unserer psychologischen Perspektive ist die wichtigste Empfehlung, unverzüglich mit Kriegshandlungen aufzuhören», raten die Wissenschaftler Putin.»

Der Blick verrät: hier liest Putin den Brief …

Wir erwarten nun stündlich die Meldung aus dem Kreml, dass Präsident Putin einen Weinkrampf bekam. Er soll dann in alter Tradition in den Teppich gebissen, sich Jackett, Krawatte und Hemd vom Leib gerissen haben. So entblösst wird er in die Live-Kamera sprechen:

«Ich habe das Licht gesehen, Ich war verblendet, dumm, isoliert, fühlte mich psychisch bedroht. Aber jetzt weiss ich: es gibt Abhilfe. Ich konnte endlich mal wieder herzlich und laut lachen. Denn jetzt kenne ich Psychologen aus 20 Ländern, die alle sich selbst mal behandeln sollten. Ernsthaft, Leute, ihr habt doch ein paar Schrauben locker, seid nicht ganz Hugo, habt komisches Zeugs geraucht, solltet eure Medikamente wieder nehmen. Aber es gibt nichts, was in einem russischen Arbeitslager nicht geheilt werden könnte.»

 

 

 

Affen: kein Schwein gehabt

Der Basler Affe bekommt keine Sonderrechte. Schade aber auch.

Wir erinnern uns:

Cheese, sagte der Affe und drückte ab. (Courtesy by Makake Naruto)

Daraufhin entspann sich ein Streit ums Copyright.

Viel bessere Karten hätte der Affe haben können, wenn die Basler Stimmbürger nicht so hartherzig wären. Das ist mal wieder eine Story, die man erst glaubt, wenn man sie in der BaZ gelesen hat:

Oder wie es «bajour» formuliert: «Basel-Stadt hat mit 74,74% sehr deutlich nein gesagt zur Primateninitiative. Das war zu erwarten.» Allerdings wirft die Autorin zu Recht die Frage auf, wieso niemand die Rechte von weiblichen Affen inkludiert hat. Denn niemand schrieb von «Affen*Innen». Das ist, mit Verlaub, eine Schweinerei.

Vom Aff bisse?

Darf man noch erwähnen, dass die Grünen und die SP die Ja-Parole herausgegeben haben? Sich also ungeniert zum Affen machen wollten? Aber es ist wohl so, wie «bajour» konstatiert: «Basel-Stadt war einfach noch nicht parat für eine hochintellektuelle Diskussion über die Beziehung zu Tieren.»

ZACKBUM glaubt das aus Zürcher Perspektive auch. Zu hochintellektuellen Diskussionen sind in Basel weder Affen, noch Schweine, noch Läuse, noch Menschen fähig. Wer stundenlang mit Piccoli-Pfeifen und Trommeln herumläuft, einen merkwürdigen Dialekt spricht und dumme Scherze wie den macht, dass das Schönste an Zürich der Zug nach Basel sei, der hätte eigentlich verdient, dass Affen – sicherlich anwaltlich vertreten – Rechte eingefordert hätten.

Nur welche? Das Recht aufs Lausen? Auf Freiheit, also weg aus dem Zolli? Wie stünde es dann eigentlich mit Pflichten? AHV-Beiträgen? Scheininvalidität? Nehmen wir das Thema nicht ernst genug?

 

Wie riecht Panik?

Beim Medienpaket schwimmen den Verlegern die Felle davon.

Es gibt eine wahrhaft unheilige Allianz. Linke Kreise entdecken plötzlich ihre Liebe zu den Portemonnaies sonst gröber kritisierter Medienclans. Die würden nämlich den Löwenanteil der Zusatzmilliarde Steuergelder abgreifen, sollte das Medienpaket bei der Abstimmung vom 13. Februar wider Erwarten angenommen werden.

Aber es fallen dann auch ein paar Batzeli für schmalbrüstige, ewig in Geldnöten steckende linke Organe ab. Darunter das völlig überflüssige «bajour», die Blasenpostille «Republik» oder auch die gerade gegründete «Hauptstadt».

Die einen wettern gegen reiche rechte Milliardäre, die sich ja nicht noch mehr Zeitungen kaufen dürften. Die anderen quengeln, dass ihre Einheitssaucenfabriken einen unverzichtbaren Beitrag zu Demokratie, Meinungsbildung und Information leisten würden.

Dass die Töne der Befürworter immer schriller werden, liegt auch daran, dass ihnen eine Werbekampagne aufs Auge gedrückt wurde, die wohl in die Geschichte eingehen wird. Als das Allerbescheuertste seit der Erfindung des Werbeplakats.

Ausgerechnet Wilhelm Tell als Sujet zu nehmen, das im SVP-Stil zu zeichnen und den armen fiktiven Nationalhelden als Bannerträger des Kampfs gegen Fake News in Stellung zu bringen: das muss man sich erst mal einfallen lassen.

Seither mit Regenrohr.

Werber sind entschuldigt, sie bedienen sich ja gelegentlich auch verbotener Substanzen, um ein Stück Sauglattismus hervorzuzaubern. Aber man muss schon sagen, der Ringier-Verlag lässt sich die Verunstaltung mit Regenrohr seines «Blick»-Logos aufs Auge drücken, und die Befürworter des Medienpakets gehen unter anderem mit dieser Variante in die Schlacht (und unter):

Rascheln im Ohr?

Ist Tell schwerhörig gewesen? Hatte er tatsächlich neben der NZZ noch ein zweites Organ abonniert? Waren das schon Hörausgaben, vielleicht, um dem damals weitverbreiteten Analphabetismus zu begegnen? Vor allem aber: Wo ist seine Armbrust geblieben? Und wieso hat er einen Apfel in der Tasche?

Neben einer grottenschlechten Werbekampagne …

Aber selbst das ist nicht mal der Gipfel. Es haben sich unzählige «Komitees» von aufgeregten Befürwortern gebildet, die ebenfalls mit gerütteltem Flachsinn auffallen. Herausragend das Verleger-Modell «Die Meinungsfreiheit». Hier klettern verlorene Menschen auf schwarzen Bergen herum. Vielleicht soll man sich bis zur Besinnungslosigkeit an die Stirn schlagen, um dann willenlos ein Ja auf den Stimmzettel zu schreiben.

Dann gäbe es noch die weiteren Retter der Demokratie, die immerhin von ihrer ersten Visualisierung mit Blocher, Köppel und Trump (!) Abstand genommen haben.

Vorher …

Nachher …

Aber immer ohne Absender:

Der Verein im Verband im Dunkeln …

Mit steigender Nervosität wird nun auch noch dieses Komitee in die Schlacht geworfen:

Unfassbar schlecht …

Auch hier scheint der Billig-Grafiker am Werk gewesen zu sein; auf ein dermassen abschreckend hässliches Ja muss man erst mal kommen. Vielleicht sollte man in der Wortkaskade noch ergänzen: Grafik braucht Grips.

So sieht übrigens das Impressum des «Aufrufs» für das Medienpaket aus:

In der Hektik nicht ausgewechselt …

So sieht Panik aus. So riecht Panik. Das ist kein schöner Anblick. Das ist kein schöner Geruch. Das wäre fast mitleidserregend, wenn nicht dermassen viel Geld unnütz verbraten würde. Statt es ZACKBUM zu spenden.

 

Rechnen für Anfänger

Wenn es nach Hansi Voigt ginge, wäre das Internet eine Goldgrube für Verlage.

Eine einschlägig bekannte Reizfigur fordert vom Ringier-Verlag die Herausgabe des Gewinns, der mit ihre Persönlichkeit verletzenden Artikeln eingefahren wurde.

Im Prinzip ist dieser Ansatz nicht falsch. Ist die Persönlichkeit von jemandem verletzt worden, wie auch immer und wodurch auch immer, ist ein Schaden entstanden. Und das ermöglicht Wiedergutmachung oder Schadenersatz.

Allerdings sind wir hier glücklicherweise in der Schweiz und nicht in den USA. Was sich der ehemalige Botschafter Thomas Borer vom Ringier-Verlag erstritt, wird wohl einsamer Rekord bleiben.

Da beide Parteien sich einigten und Stillschweigen vereinbarten, kann man über die korrekte Zahl nur spekulieren. Auf jeden Fall stehen sechs Nullen hinter ihr.

Das war aber keine Gewinnherausgabe, sondern eine Zahlung, um ein ziemlich blödes Problem für den Verlag aus der Welt zu schaffen.

Diesmal geht es um Gewinnherausgabe

Im aktuellen Fall, der in Zug am Mittwoch vor Gericht verhandelt wurde, geht es im Wesentlichen um die Berechnung des möglichen Gewinns. Denn auf diesen erhebt die Klägerin Anspruch. Bedauerlich für sie: ihre Hilfskräfte sind nicht sonderlich qualifiziert. Ihre Anwältin hatte sich in Zug eine weitere Klatsche abgeholt, als ihr Rekurs gegen ein erstinstanzliches Urteil vollumfänglich abgeschmettert wurde und ihre Mandantin dadurch schmerzliche finanzielle Einbussen erlitt, durch die Kürzung des zugesprochenen Geldes um die Hälfte.

Zur Berechnung des Gewinns hat sich die Klägerin der Beihilfe von Hansi Voigt versichert. Das ist eigentlich immer ein Fehler, wie beispielsweise der Wanner-Clan nur zu schmerzlich erfahren musste. Dort hinterliess Voigt das Millionengrab «watson», bis er abberufen wurde.

Immer gut für einen, wenn er auf der anderen Seite steht: Voigt.

Nun will Voigt ausgerechnet haben, dass alleine schon mit fünf Artikeln der Ringier-Verlag einen Umsatz (oder Gewinn, da ist der Finanzcrack etwas undeutlich) von 350’000 Franken gemacht haben soll, insgesamt fantasiert er von einer runden Million.

Wie hier schon mehrfach gescherzt wurde: Wäre das Geldverdienen im Internet so einfach, würde Voigt nicht ständig Millionen verrösten, sondern mit seinen eigenen Online-Produkten massig Geld scheffeln.

Die Zahlen unterscheiden sich ein wenig

Anscheinend hat der beklagte Verlag seinerseits von wirklichen Internet-Kennern den möglichen Gewinn durchrechnen lassen, und zwar aufgrund der vorhandenen Zugriffszahlen. Er kommt dabei auf allerhöchstens 45’000 Franken, bei den fünf im Feuer stehenden Artikeln rechnet er eher mit 5000 Franken.

Auch das wäre ja noch ausserhalb der Reichweite von Voigts eigenem Bemühen. Nun ist aber zwischen 350’000 und 5000 eine klaffende Lücke.

Leider wurde es auch während der Gerichtsverhandlung nicht klar, wie viel Geld die Klägerin nun, gestützt worauf, bekommen möchte. Da herrscht wohl das einfach Prinzip: viel, denn sie braucht’s.

Wider Erwarten kam es weder vor noch im Gericht zu Solidaritätskundgebungen für die Klägerin, die im Vorfeld angekündigt hatte, live zu twittern. Das scheint das Gericht allerdings vernommen zu haben, denn es untersagte gleich einleitend jegliche Live-Berichterstattung.

Trotz hochgeschürten Erwartungen, das nun endlich die Gerechtigkeit siege und ein angebliches Medienopfer für seine erlittene Unbill entschädigt, einem Verlag auf Kosten einer verletzten Persönlichkeit zugeflossener Gewinn enteignet wird, vertagte sich das Gericht einfach.

Betritt das Gericht Neuland in der Schweiz oder schmettert es das Ansinnen einfach ab?

Es kündigte dabei an, dass es entweder in die Beweisaufnahme eintreten werde, also konkret wohl noch ein weiteres Gutachten in Auftrag gebe, was die Berechnung des erzielten Gewinns betrifft. Oder aber, sich gleich mit einem Urteil melden werde.

Das sind wieder mal keine guten Nachrichten für die Klägerin. Denn ein Urteil ohne weitere Gutachten würde wohl bedeuten, dass das Gericht die Berechnung des Verlags für stichhaltig hält, dem Traumtänzer Voigt keinen Glauben schenkt.

Vielleicht kommt eher ein Münzzähler zum Einsatz.

Damit würde eine weitere Geldquelle der Klägerin wegbrechen. Während ihre Anwältin ihre Honorarnoten unabhängig von Sieg, Niederlage, viel oder wenig Geld, einreicht. Und die sollen durchaus üppig ausgestaltet sein.

Viel Lärm um fast nichts

Wie eine Finanzjournalistin und eine Anwältin eine schlechte Figur machen.

«Die Plattform, die unsere CEO sexistisch verunglimpfte, musste die entsprechenden Passagen löschen.» So hört sich das Triumphgeheul von elleXX an.

Das ist eine Plattform, die als Motto hat: «Lasst unser Geld zusammenlegen. Für eine frauenfreundlichere Welt.» Aushängeschild ist die in den Medien bestens vernetzte Patrizia Laeri. Nach diversen Flops (CNN Money Switzerland, DACHelles) setzt sie inzwischen voll auf die Karte «weibliche Investmentmöglichkeiten».

Es ist nun leider so, dass der von ihr angepriesene Fonds «elleXX Gender Equality Basket» gnadenlos schlechte Performance mit üppigen Gebühren verbindet. Die in ihm enthaltenen Unternehmen sollen frauenfreundlich sein. Sind sie aber nicht besonders.

Diese Problematik thematisierte «Inside Paradeplatz». Leider hielt es die elleXX-Geschäftsführerin Laeri nicht für nötig, auf ihr vor Publikation zugestellte Fragen zu antworten.

Fragen ignorieren, dann zuschlagen

Dafür griff sie aber danach zum juristischen Morgenstern. IP wehrt sich: «Der eingeklagte Artikel hatte nicht das Frau-Sein von Patrizia Laeri zum Thema, sondern die Performance ihres ersten Banken-Produkts.»

Keinesfalls sexistisch: Selbstdarstellung von Laeri.

Laeri liess vor dem Bezirksgericht Meilen einen Antrag auf eine superprovisorische Verfügung einreichen, die forderte, der gesamte Beitrag solle sofort gelöscht werden: Persönlichkeitsverletzung, Streitwert Fr. 100’000.-.

Das schmetterte der zuständige Richter ab. Die auch für Jolanda Spiess-Hegglin nicht sonderlich erfolgreich tätige Anwältin Rena Zulauf musste sich zudem belehren lassen, dass das Bezirksgericht Meilen nicht für die Firma elleXX mit Sitz in Zürich zuständig sei.

Aber immerhin für Laeri, die in seinem Umkreis Wohnsitz hat. Allerdings gab es noch das zweite Problem, dass bei einem Streitwert von mehr als Fr. 30’000.- für UWG-Ansprüche automatisch das Handelsgericht zuständig wäre. Aber man liess Gnade vor Recht walten; immerhin sei das angerufene Gericht «nicht offensichtlich unzuständig».

Also trat es «einstweilen» auf den Antrag ein. Das war eine Doppelklatsche für die Anwältin. Zudem muss Laeri schon mal einen Kostenvorschuss von Fr. 5000.- leisten.

Laeris Anwältin forderte für den Fall, dass nicht der ganze Artikel gelöscht wird, die Löschung von 9 einzelnen Passagen. 4 davon sind einstweilen verboten. Interessanterweise stehen alle bemängelten Sätze, die sich auf die mangelhafte Performance oder hohe Preise beziehen, weiterhin im Artikel.

Doppelt gemoppelt hält nicht besser

Damit aber nicht genug. Parallel dazu reichte Anwältin Zulauf beim Handelsgericht Zürich ein Gesuch um vollständige Löschung des Beitrags ein; falls nicht, um Löschung von 4 Passagen. Diesmal unter der Rubrik «unlauterer Wettbewerb». Ebenfalls superprovisorisch, also ohne Anhörung der Gegenpartei. Die nächste Klatsche: «Mangels zeitlicher Dringlichkeit ist das Dringlichkeitsbegehren abzuweisen», entschied das Handelsgericht.

Es weist im Weiteren darauf hin, dass auch dieses Gericht einstweilen auf die Behandlung des Gesuchs eintritt, weil es durchaus einen möglichen Konflikt mit dem Bezirksgericht Meilen sieht. Der jedem Laien einleuchtende Hintergrund ist: Man kann nicht vor zwei Gerichten das Gleiche verlangen.

Das Handelsgericht sieht ebenfalls keine Dringlichkeit.

Auch hier ist ein Kostenvorschuss von Fr. 5000.- fällig.

Viel Geld – und Lärm – um fast nichts

Wenn man eine Zwischenbilanz ziehen darf, kann von einem Sieg von elleXX keine Rede sein. Es wurde ohne Not ein Zuständigkeitskonflikt geschaffen, zweimal wurden die Anträge auf sofortige Löschung des ganzen Artikels abgeschmettert. Lediglich 4 von 9 eingeforderten Passagen wurden vom Bezirksgericht gelöscht, das Handelsgericht verwies von vornherein auf den ordentlichen Massnahmeweg mit Anhörung, da es keinerlei Dringlichkeit sah.

Zudem kostet der Spass elleXX, bzw. die Geschäftsführerin Laeri, bislang Fr. 10‘000.- Vorschuss an Gerichtsgebühren. Von den bekanntlich üppigen Honoraren der Anwältin ganz zu schweigen.

Noch schlimmer ist, dass Laeri gegenüber fundierten Kritiken an der Performance eines von ihr angepriesenen Finanzprodukts die Sexismus-Karte ausspielte. Es ist zwar richtig, dass in diesem Artikel Anspielungen auf ihr Äusseres gemacht wurden, über deren Niveau oder Geschmack man trefflich streiten kann.

Dass Laeri ihr Äusseres durchaus ins Spiel bringt, bestätigt schon ein Blick auf das Intro der Kurzzeit-Talkrunde DACHelles, wo die Teilnehmerinnen auf schwindelerregenden High-Heels ins Studio stöckeln und die Kamera auf die hohen Absätze in einer Art schwenkt, die jeden Schuhfetischisten in Wallungen versetzen.

Aufs Köpfchen kommt es in Finanzfragen an.

Also eine Doppel-Null-Nummer bislang. Zwar hat es Laeri geschafft, damit in die Medien zu kommen, aber wie. Zudem kann sie mit diesen Mitteln die inhaltlich berechtigte Kritik an ihrem Finanzprodukt nicht aus der Welt schaffen. Und bei Geldanlagen zählen keine Äusserlichkeiten, kein Feminismus, keine weibliche Solidarität. Sondern die Performance. Das Substantiv ist zwar weiblich, aber der Gewinn ist männlich, der Verlust auch. Völlig egal, ob Geld frauenfreundlich angelegt wird oder nicht.

Verstand keiner, hat sich versendet …

Muppet Show Tamedia

Will der Coninx-Clan noch ernstgenommen werden?

Alle Nostalgiker, die die wundersame Welt der Muppets vermissten, haben einen Realersatz gefunden. «Applaus, Applaus», würde Kermit fuchtelnd fordern, Bühne auf für die Karikaturen eines seriösen Bezahl-Journalismus.

Zunächst gibt es da mal die Recherchier-Truppe, die eins ums andere Mal versucht, aus gestohlenen Geschäftsunterlagen Profit zu schlagen. Mit grossem Trara werden «Leaks» und «Papers» verkündet. Immer geht es um Blutgelder, Diktatoren, weltweite, schmutzige Geldströme.

Bis der Skandal jämmerlich verröchelt. Weil halt nix dran ist. Nebenbei entstehen Kollateralschäden – wie das Schicksal des Geschäftsmanns Jean-Claude Bastos. Beschuldigt, ruiniert, fertiggemacht. Dass am Schluss nichts, aber überhaupt nichts an den Anschuldigungen dran war – was soll’s, die nächsten Papers warten.

Inzwischen jammert sogar Tamedia selber über einen «Skandal, der keiner wurde». Dabei war der Name «Pandora Papers» doch grossartig. Dumm gelaufen.

Sexismus an den Pranger gestellt

Dann sammeln zwei Rädelsführerinnen Unterschriften für einen internen Appell, in dem Männer auf Redaktionen als Sexistenschweine denunziert werden. Es herrschten demotivierende, unerträgliche Arbeitsbedingungen.

78 Frauen unterzeichnen, angehängt ist eine lächerliche Liste von anonymisierten Behauptungen zu Übergriffen. Adressiert ist das Schreiben an die Geschäftsleitung des Hauses. Zeitgleich wird es aber via Jolanda Spiess-Hegglin an die Öffentlichkeit gespült. Die sich ihrerseits darüber beklagt, von Tamedia fertiggemacht zu werden.

Keine der 78 Anklägerinnen ist in der Lage, auf Anfragen zu reagieren; die Untersuchung der Vorwürfe soll zuerst durch eine Mitunterzeichnerin erfolgen, dann extern. Seither ist Grabesruhe zum Thema.

Ach nein, die (männliche) Führungscrew verspricht, dass 40 Prozent Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen das Ziel sei. Qualifikation durch Geschlecht; darauf verlassen einige Mitarbeiter mit Pimmel das Haus, weil sie keine Karrierechancen mehr sehen.

Und Frauen mit einem ganz dünnen Rucksack wie Kerstin Hasse erklimmen eine neugeschaffene Position als Chefredakorin für Luft und Laune.

Immer mehr Texte – auch gerne mal über Katzen – werden von der «Süddeutschen Zeitung» übernommen – und auch gerne in den Sand gesetzt.

Der schmatzende Skandal

Ein leitender Redaktor namens Marc Brupbacher beschimpft Bundesräte und Regierende in den übelsten Tönen, kündigt wieder und wieder den Untergang an, sieht den Zusammenbruch des Gesundheitssystems glasklar voraus. Das letzte Mal Mitte Dezember, dann verstummt er verbittert (oder hat endlich einen Maulkorb gekriegt). Um wiederaufzuerstehen mit der Meldung, dass er seine Kinder in Deutschland impfen liess. Die Ärmsten.

Der ehemalige Leiter des ehemaligen Wissen-Bundes schimpft über schmatzende Mitreisende im ÖV. Mein Gott, Walter. Assistiert wird er dabei von einem willfährigen Wirtschaftsredaktor, der sich darüber echauffiert, dass Mitreisende doch tatsächlich «Kaffee in kleinen Schlückchen» zu sich nehmen. Anstatt ihn brandheiss runterzustürzen.

Schliesslich setzt ein produzierender Sesselfurzer zur Kollegenschelte an und pinkelt eine Reportage des ausgezeichneten Journalisten Kurt Pelda an. Nicht, dass er daran inhaltlich etwas aussetzen könnte. Aber die ganze Richtung passt ihm nicht, skrupellose Menschenschlepper im Mittelmeer, wahre Massenmörder, dürften keinesfalls «verteufelt» werden. Da zeige sich bei Pelda, ja bei der Schweiz, der ganzen EU, eine «Geschichtsvergessenheit», doziert Hobbyhistoriker Jörg Dietziker.

Während dieses Drehbuch einer grandiosen Muppet Show aufgeführt wird, schaut die Führungscrew stumm und tatenlos zu. Nicht ganz, sie hat sich präventiv bei den erregten Tamedia-Frauen entschuldigt, Betroffenheit geheuchelt und Besserung gelobt. Obwohl bis heute kein einziger Vorwurf belegt oder bewiesen wäre, die extra dafür zuständige interne Beschwerdestelle keine einzige Klage bearbeiten musste.

Intern spielen inzwischen viele Waldorf und Statler, haben sich auf den Balkon zurückgezogen und motzen intern gelegentlich rein. Aber schön leise, denn nach der Sparrunde ist vor der Sparrunde.

Bei Ringier drüben schafft es CEO und Mitbesitzer Marc Walder im Solo, Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu verspielen, indem er ungeniert («das sollte aber unter uns bleiben») verkündet, dass er selbstverständlich weltweit Direktiven ausgibt, wie Themen zu behandeln seien.

Bei Tamedia, so viel alter 68er-Geist muss noch sein, ist’s die Leistung des ganzen Kollektivs.

Es ist aber gar nicht komisch

Unterschiede zur Muppet Show: die war gratis anzuschauen. Die war auch entschieden lustiger. Und so menschlich die Puppen auch wirkten: es war nur ein Spiel. In den Häusern der Medienclans Coninx-Supino und Ringier-Walder ist es aber blutiger Ernst.

Die Frage bleibt: weil die Leser in Scharen davonlaufen, müssen diese Trümmelshows wirklich mit einer Milliarde Steuergelder subventioniert werden? Wenn das Schauspielhaus den «Zerbrochenen Krug» aufführt, wäre das entschieden billiger – und ebenfalls komischer.

Schliesslich ist doch die einzige Frage, die in all diesem Gehampel wirklich interessiert: Kriegt Kermit nun seine Miss Piggy oder nicht?

Der Schmatz-Skandal

Tamedia legt den Finger auf die Quelle des Übels: den Mund.

Es braucht die geballte intellektuelle Kraft, das Zusammenstehen eines Recherchierteams, die naturwissenschaftliche Sicht einer Grossredaktion, um ein Thema in den Fokus zu rücken, das eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie spielen könnte.

Wie meistens handelt es sich um einen weithin übersehenen Missstand, der aber verbreitet ist und an einem Ort unschuldige Mitmenschen ins Verderben reisst, der eigentlich einen sinnvollen und nötigen Zweck erfüllt.

Denn wir leben in einer mobilen Gesellschaft, reisen ständig von A nach B. Nun tut das der Egoist alleine in einer riesigen Blechkiste, Ohne ans Klima zu denken, denn auch ein Tesla ist nicht so unschuldig, wie er daherkommt. Stichwort graue Energie, und sein Strom kommt ja auch nicht einfach aus der Steckdose. Sondern auch aus einem AKW oder gar Kohlekraftwerk.

Der bewusste Mitbürger vertraut auf die Kraft seiner Oberschenkel. Aber der Radius des Velos ist nunmal begrenzt. Also bleibt natürlich der ÖV, logo.

Das Killervirus schwebt durch die Luft

Und genau dort schlägt das Killervirus unbarmherzig zu. Nicht aus eigener Kraft. Nein, völlig fahrlässige Benutzer des ÖV sind willige Helfer. Aber man ist ihnen auf der Spur. Zuerst läutete der Chef des Wissen-Bundes die Alarmglocke:

«Hört endlich auf, im ÖV zu schmatzen!»

Nik Walter gibt seiner Abscheu in erschütternden Worten Ausdruck:

«Je länger, desto mehr ekle ich mich vor all den mampfenden, schmatzenden, schlürfenden Mitpassagieren in den Zügen, die ihre Maske nur am Arm oder bestenfalls am Kinn tragen. Das Essen und Trinken im ÖV ist mittlerweile eine Seuche, eine wahre Pest.»

 

Der Mitreisende, das Schwein.

Seuche, Pest, Covid-19: eine logische Reihe. Was kann der arme Mann dagegen tun? «Mir bleibt hinter meiner FFP2-Maske die Spucke weg.» Aber dann befeuchtet er doch seine Lippen und kräht los:

«Ich fordere die SBB und andere ÖV-Betreiber hiermit auf: Verbieten Sie ab sofort jegliches Essen und Trinken in den Zügen.»

Aber es ist wie so häufig im Leben, Corona-Kreische Marc Brupbacher kann auch ein Lied davon singen: keiner hört auf einen. Dabei wäre die Pandemie schon längst besiegt, zumindest in die Schranken gewiesen, wenn all die guten Ratschläge aus der Tamedia-Virusredaktion umgesetzt würden.

Aber nein, es wird weiterhin geschmatzt, was die Kiefer hergeben. Schlimmer noch: die SBB selbst sind mitschuldig, wozu führen sie immer noch Speisewagen? Mitten in der Pandemie? Gohts no?

Der Mann ohne Maske: Nik Walter.

Wo Gefahr ist, schmatzt das Rettende auch. Oder so

Aber wenn Tamedia einen Skandal erkannt hat, dann verbeisst sich das Haus des Qualitätsjournalismus darin, als wäre es ein Sandwich. Während Walter weiterhin nach Spucke sucht, übernimmt nun Jon Mettler. Von Haus aus Wirtschaftsjournalist, aber wo er gebraucht wird, da greift er zur Feder.

Er legt den Ton etwas höher: «Essende Zugspassagiere ohne Maske sorgen für Unmut». So ein Titel ist eine kaum maskierte Bewerbung für die NZZ, aber lassen wir das.

Mettler zeigt nun, wie man aus einem Einzelschuss Dauerfeuer macht, im Journalismus gerne Kampagne genannt: «Täglich gehen die SBB gegen Mundschutzverweigerer vor. Jetzt regt sich Widerstand gegen Reisende, welche mit langem Essen und Trinken im Zug die Schutzregeln plump umgehen.»

Schon im Lead, gekonnt ist gekaut, ist alles drin. Die Mundschutzverweigerer, der Widerstand, der Skandal. Unmut rege sich allerorten, auch «diese Zeitung» bekomme Zuschriften von verärgerten ÖV-Nutzern. Da werde weiterhin geschmatzt, Kaffee provokativ in «kleinen Schlückchen geschlürft». Den doppelten Diminutiv versuchen wir dann zukünftig zu vermeiden, gell?

Ein Hauch von Klassenkampf bei Tamedia

Aber hier geht’s ja um Grösseres. Auch ein Hauch von Klassenkampf weht endlich mal wieder durch Tamedia, denn die SBB böten «in der 1. Klasse einen gastronomischen Service am Platz an, was das Reisen ohne Mundschutz nur noch fördere».

Man könnte nun gleiches Recht für alle fordern: her mit dem Service auch in der Prekariatsklasse. Oder aber, die SBB sollten das lassen. Nun, gelernt ist durchgekaut, es kommen die Gegenstimmen, die vor Denunziantentum warnen, der SBB-Sprecher hat seinen Auftritt.

Keine Scherze über ein ernstes Thema, bitte.

Noch Erschreckenderes ist von den BLS zu vermelden. Dessen Zugpersonal treffe immer wieder auf Personen ohne Mundschutz. Abgründig: «Sie nutzen dazu nicht einmal den Vorwand des Essens oder Trinkens.» Man erahnt, das Schmatzen ist nur die Vorstufe zu offener, unmaskierter Maskenverweigerung. Und das steht bekanntlich kurz vor der Impfverweigerung, was wiederum unweigerlich zu Verschwörungstheorien und ins rechtsnationale Hetzerlager führt.

Was fehlt noch im Panoptikum eines schmatzenden Skandals? Genau, die Politik natürlich. Was macht das Thema dort? Logo, es «spaltet». Eine SP-Nationalrätin, die sicher auch hier gerne ihren Namen lesen möchte, ist für ein Konsumationsverbot. Eine «Mitte-Nationalrat» lehnt es hingegen «energisch ab».

Offenbar weil er gerne selber schmatze, setzt Mettler die Schlusspointe, denn der sei selber Pendler und fahre von Graubünden nach Bern. Und sogar zurück.

Alles nur geklaut?

Allerdings, wenn man diesen Artikel in der NZZ liest, beschleicht einen ein kauender Verdacht:

Das Original: gleiches Foto, gleiches Thema, reiner Zufall?

Die, nun ja, Nachdichtung: Man beachte die leichte Perspektivenänderung.

Es könnte doch nicht etwa sein, dass Tamedia nicht nur das gleiche Foto als Illustration verwendet, sondern sich hier, nun ja, inspirieren liess? Aber item, bekanntlich ist gut geklaut immer besser als schlecht selbst erfunden. Um die Festtage herum wollen wir alles mit Milde betrachten.

Früher, als es noch Journalismus gab

Es gab mal Zeiten im Journalismus, da hätte ein Chefredaktor gesagt: echt jetzt? Seid ihr so verzweifelt? Kein Thema gefunden? Dann hätte er die Augen nach oben gerollt und hinzugefügt: also gut, aber macht eine Glosse mit max. 2000 A draus, bitte.

Und dann hätte der Chefredaktor dafür gesorgt, dass die leider, leider aus Platzmangel gekübelt worden wäre. Aber heute? Da hat Tamedia eine riesige Chefredaktion, bloss sitzen keine Chefs drin.

Eine Kritik ist noch nachzutragen, ein schweres Versäumnis. Im ganzen Thema spielt die Genderfrage keine Rolle. Dabei werden doch sicherlich Frauen, mindestens Non-Binäre, möglicherweise auch Menschen mit Migrationshintergrund, Pardon, Migrationsgeschichte heisst das nun ganz korrekt, gar Dunkelhäutige speziell diskriminiert. Ohne, dass das auch nur am Rand erwähnt wird.

Schämt Euch, Ihr Machos Walter und Mettler, dafür müsst Ihr Euch nun ein Gendersternchen dorthin stecken, wo’s dem Mann echt weh tut. Mit Selfie!