Das Meeting, das es nie gab

Bilderberg war gestern, heute ist Zürichberg. Das Geheimtreffen der Medienclans.

ZACKBUM wurde das Protokoll eines Spitzentreffens der Schweizer Medienclans zugespielt. Natürlich anonym, leider sind uns deshalb auch die Motive völlig unklar. Wie steht es um die Authentizität, den Wahrheitsgehalt? Fand es so statt? Wurde das alles so gesagt? Wir wissen es nicht.

Dennoch nennen wir es die Media Megaleaks. Es handelt sich um insgesamt 4 Giga, deren Auswertung uns natürlich wochenlang ausgelastet hat. Wir präsentieren als Erstes ein Gesprächsprotokoll einer Unterhaltung auf höchster Ebene.

Das grosse Vorbild der Schweizer Medienclans.

Aus rechtlichen und anderen billigen Gründen haben wir die Gesprächsteilnehmer verfremdet. Zudem ist die Qualität der Tondatei nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber die hier gemachten Aussagen dürfen der Weltöffentlichkeit nicht vorenthalten werden. Denn die Geschichte der Schweizer Medien muss definitiv umgeschrieben werden.

Hier der erste Teil der Media Megaleaks.

«Ich hätt’ noch eine Cola Zero gerne.»

«Und ich hätte gerne mehr Haare auf dem Kopf, können wir endlich mal zur Sache kommen?»

«Krieg ich nun eine Cola Zero oder nicht?»

«Der Mann nervt vielleicht; meinst du, damit würdest du wenigstens etwas grösser?»

«Also meine Herren, ich muss doch bitten, dieser Abend ist dem Thema Resilienz gewidmet, können wir das endlich mal angehen?»

«Resilienz? Was ist denn das wieder für ein Modewort? Ich schlage vor, dass wir uns darüber einigen, wie auch Gratis-Medien an die Staatsknete rankommen.»

«Wieso, ihr hättet halt unserem Beispiel folgen sollen; wir haben unser letztes Gratis-Angebot schon lange eingestampft, also da sehe ich doch nicht ein, wieso wir da in einem Boot sitzen sollten.»

«Ich finde, das Thema Resilienz ist wirklich von ganz entscheidender …»

«Kann endlich mal jemand diese Frau abstellen, die nervt vielleicht.»

«Also ich verbitte mir solche sexistischen Bemerkungen, gerade vom Vertreter eines Konzerns, der ja selbst ganz hübsch Probleme mit so Sachen hat.»

«Und das sagt der Vertreter eines Konzerns, der gerade erst seine Seite mit Sex-Inseraten gekübelt hat.»

«Also wir haben keine Sexinserate und auch keine internen Protestweiber. Aber ich finde, das Thema der Verteilung der Staatssubventionen ist noch nicht ausdiskutiert.»

«Wieso, haben wir doch soweit gut geschaukelt. Endlich mal eine erfolgreiche Lobbyarbeit. Fast 3 Milliarden in den nächsten Jahren, ist das was oder ist das was?»

«Ist was. Aber da hat sich doch so ein Komitee gebildet, das dagegen das Referendum ergreift. Wie können wir denen den Stecker rausziehen?»

«Ein Komitee? Du liest wohl nur deine eigene Blätter, was? Es gibt schon drei Komitees inzwischen.»

«Wie auch immer, müssen wir das ernst nehmen? Ich glaube nicht.»

«Ja, das hat dein Sohn auch schon gesagt, als Roger Schawinski seinen Feldzug für die Erhaltung der UKW-Frequenzen begann.»

«Lass meinen Sohn da raus, jeder hat sein Päckchen zu tragen, gell? Oder wollen wir nun anfangen, schmutzige Familienwäsche zu waschen?»

«Ich möchte nachdrücklich zum Thema Resilienz …»

(Mehrstimmig): «Schnauze!»

«Kriegen wir hier mal etwas Struktur in die Debatte? Das ist ja wie ein Tennismatch mit vielen Bällen und ohne Netz.»

«Du immer mit deinen Tennisvergleichen, kannst da vielleicht mal rauswachsen?»

«Apropos, hat nun jemand dem Zwerg eine Cola Zero besorgt?»

«Den Zwerg habe ich gehört, im Fall; ich habe wenigstens noch Haare auf dem Kopf.»

«Also bitte, meine Herren, das ist hier zwar alles strikt vertraulich. Aber stellen wir uns nur mal vor, das käme an die Öffentlichkeit.»

«Na und? Wir bestimmen doch, was Öffentlichkeit ist, wo soll’s da ein Problem geben?»

«Das wahre Problem ist, dass uns Google, Facebook, Amazon und bald auch Alibaba die Butter vom Brot nehmen, das Brot gleich dazu, und wovon sollen wir dann leben?»

«Genau das meine ich ja mit dem Thema Resilienz, das …»

(Mehrstimmig, das Mikrophon übersteuert): «Schnauze!»

«Vielleicht vertagen wir diese Besprechung, gleich fängt der Match an.»

An dieser Stelle bricht dieses Tondokument ab. Es wirft ein Schlaglicht auf das Niveau, die Flughöhe, die geballte Fachkompetenz, mit der die Führer und Lenker der Medienclans über die Zukunft des Journalismus in der Schweiz nachdenken.

Der Gender-Todesstern

Es passiert wieder Ungeheuerliches. Das ist dem Zentralorgan des Genderns fast eine Seite wert.

Aleksandra Hiltmann musste die schwere Bürde der Berichterstattung tragen. «Die Bundeskanzlei sagt Nein zum Genderstern», «Betroffene sind schockiert», bebt Hiltmann mit. Obwohl: «Sprachexperte nennt die neue Regelung «vernünftig»», aber das ist ja auch offensichtlich ein Mann.

Geschmackvoll präsentierte Aufforderung zur Sprachvergewaltigung.

Es war wieder einmal eine längere Zeit der Schockstarre zu überwinden, denn die «Weisungen und Erläuterungen der Bundeskanzlei» wurden bereits am 15. Juni 2021 veröffentlicht. Auf knappen 6 Seiten wird hier ausgeführt:

«Die Bundeskanzlei lehnt die Verwendung des Gendersterns und ähnlicher typografischer Mittel zur Markierung von Genderdiversität aus sprachlichen, sprachpolitischen und rechtlichen Gründen ab.»

Anschliessend werden 8 Gründe aufgeführt, von denen jeder einzelne schon reichen würde, diese Sprachvergewaltigung, diese neuste Marotte, diesen Missbrauch, diesen Stellvertreterkrieg für obsolet zu erklären.

Zunächst nur Hiobsbotschaften

Hier muss man sagen, dass die Bundeskanzlei ihre sprachlichen Hausaufgaben gemacht hat. Das gibt Hiltmann zähneknirschend und unvollständig wieder. Dann muss sie gleich mit einem weiteren Nackenschlag fortfahren: «Jürg Niederhauser, Präsident des Schweizerischen Vereins für Deutsche Sprache, findet die Weisungen zum Genderstern «vernünftig».»

Der Hiobsbotschaften nicht genug: «Das sieht auch Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons Zürich, so – solange es um die strikt behördliche Kommunikation geht. «Mit Einwohnenden hingegen kommunizieren wir möglichst inklusiv», sagt Trachsel.»

Einwohnende? Wer kein blosser «Teilhabender» an der deutschen Sprache ist, sondern sie beherrscht, dem dreht es den Magen um bei diesem Missbrauch des Partizips Präsens, durch diese Missbrauchende. Aber, sonst wäre Hiltmann sicherlich verzweifelt, also eine Verzweifelnde geworden, schliesslich spricht einer Klartext: «Alecs Recher vom Transgender Network Switzerland (TGNS) findet:

«Die neue Weisung ist ein Fehler. Sie ist schockierend, verletzend und widersprüchlich.»»

Was tun? Auch dazu hat Recher eine klare Meinung, ist also ein klar Meinender: «Die Expertise von nicht binären Menschen ist da, die Bundeskanzlei muss diese nun schnellstmöglich bei Organisationen wie TGNS abholen, von sich aus.» Bis dahin, so fordert Recher, solle die Bundeskanzlei ihre neu erlassene Weisung zum Genderstern zurückziehen.»

Wer ist eigentlich diese Organisation TGNS?

Wer ist eigentlich diese Organisation TGNS? Gegründet von ebendiesem Recher, der zudem dort angestellt ist, besteht sie aus einer unbekannten Anzahl Mitgliedern; ihr Vorstand präsentiert sich so:

  • May Freigang, Co-Präsidium (sie / ihr)
  • Eneas Pauli, Co-Präsidium (er / they)
  • Siméon Seiler (er / they / kein Pronomen)
  • Mi (kein Pronomen)
  • Louis Käser (er)
  • James Ackermann (er)
  • Iliri Rexhepi (kein Pronomen, they / them)
  • Henryk Amalia (hen)

Sagen wir mal vorsichtig so: gewöhnungsbedürftig. Oder schlichtweg Randgruppenprogramm, unwichtig, nebensächlich, bedeutungslos. Eigentlich würde es zu den Aufgaben einer kompetenten Journalistin gehören, für den Leser transparent zu machen, wie bedeutend die von ihr zitierten Personen sind, bzw. welche Bedeutung deren Positionen oder Organisationen haben.

Aber Hiltmann ist eben eine Journalierende, keine ernstzunehmende Journalistin. Sie arbeitet zudem weiterhin für den als sexistisch, frauenfeindlich, demotivierend und ungerecht gegenüber Frauen stigmatisierten Tamedia-Konzern: «Der Genderstern wird in journalistischen Texten nicht angewendet», muss sie die Position der «Redaktion Tamedia» wiedergeben.

Was sagt denn die Konkurrenz zum Thema?

Der Artikel ist hinter der Bezahlschranke von Tamedia verborgen, was also den Lesenden sagen will, dass dieser Text, auch als Textin, formuliert von einer Textenden, Geld wert sein soll. Das wagen wir zu bezweifeln. Die Konkurrenz aus dem Hause CH Media hat sich immerhin zu dieser Zusammenfassung hier aufgerafft:

  • Genderstern: Bürger*in. Das Sternchen – der Asterisk – steht für die geschlechtliche Vielfalt. Wird zusehends von Behörden, Firmen und Organisationen genutzt.
  • Gender-Doppelpunkt: Bürger:in. Diese Schreibweise ist gerade für Seheingeschränkte angenehmer zu lesen. Ebenso soll der maskuline Wortstamm weniger im Vordergrund stehen.
  • Gendergap: Bürger_in. Die Lücke steht für geschlechtliche Variationen. Auch als kleine Pause beim Sprechen zu hören.
  • Schrägstrich-Schreibweise: Bürger/in. Hat sich namentlich bei amtlichen Stellen als Variante in Kurztexten etabliert.
  • Binnen-I: BürgerIn. Seit über 30 Jahren etabliert, um Frauen und Männer in einem Wort zu nennen.
  • Ausrufezeichen: Bürger!n. Wird von Luise F. Pusch, der Begründerin der feministischen Linguistik, als Übergangslösung vorgeschlagen. Soll weniger Lückenfüller sein als der Gendergap.

Wer Nachhilfe will; wir verlangen keine Kommission …

Das Organ der vertieften Recherche fügt hinzu: In Zürich empfiehlt die Fachstelle für Gleichstellung, den Genderstern im Unterricht zu verwenden. Die oberste Schweizer Lehrerin ist darüber nicht erfreut. So raportiert «watson» einen Bericht im «Tages-Anzeiger». Besonders lustig dabei: der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger soll von diesem Anschlag auf unschuldige Schüler nichts gewusst haben.

Wir möchten eigentlich von solchem Unfug überhaupt und allgemein nichts mehr wissen …

Fassungslos, Part 1

Wir haben lange gezögert, aber es braucht ein neues Gefäss: FASSUNGSLOS.

Lesen, staunen, verzweifeln. Das sind die drei Stufen auf dem Weg zur Medienenthaltsamkeit.

Ja, das kann nur eine: Laura de Weck. Dafür zahlt der Tamedia-Lesende sicher gerne mehr als 700 Franken im Jahr, um so was hinter der Bezahlschranke zu finden.

Wandel ist gut, echter Wandel ist besser. Nur: wie? Weiss das Annik Hosmann?

Gleichberechtige Gesellschaft mit «echter» Chancengleichheit? Also wenn das bedeutet, dass solche Autorinnen gleichberechtigt würden: niemals!

Dass der «Republik»-Linke im Sinne der Unabhängigkeit von einem multimillionenschweren Brüderpaar gesponsert wird, das stört Philipp Albrecht überhaupt nicht. Dass er sich hier über den Untergang der Club-GV freut, sollte wenigstens seine Leser stören.

Das vierfache Grauen.

Wer den sympathischen Herrn nicht kennt: Nik Walter, Leiter «Wissen» bei Tamedia. Hier setzt er in aller journalistischen Unabhängigkeit ein Zeichen.

 

 

Es darf gelacht werden: Cohoho. Corona. Kicher. Gröl.

Wir sind endgültig ins Zeitalter des Nonsens, des Slapsticks, der Lächerlichkeit eingezogen.

Immer noch keine Leichenberge. Keine italienischen Verhältnisse (die es so auch nie gab). Keine 20’000, 100’000 Tote in der Schweiz. Kein kollabierendes Gesundheitssystem. Keine herzzerreissenden Szenen vor den Intensivstationen oder Notaufnahmen.

Man hört und spürt förmlich, wie auf den Schrumpfredaktionen Verzweiflung ausbricht. Der Blattmacher schaut mit bösem Blick in die Runde: Na, will wirklich keiner die nächste Sparrunde verhindern? Wenn ich «Corona» sage, was sagt Ihr?

Betretenes Schweigen, als hätte man gerade den Verlust eines nahen Verwandten zu beklagen. Tiefes Schweigen, als hätte man bei der Testamentseröffnung gerade vernommen, dass das erkleckliche Vermögen dem Tierheim «Traurige Pfote» vermacht wird. In dieses Schweigen hinein donnert der Blattmacher: Wollen wir denn ewig Fussball, Cola-Flaschen und ähnlichen Quatsch auf der Front beschreiben? Was sollen wir denn zu unserer Nati noch sagen? Kollektiv-Selbstmord? Alle müssen sich Haare blond färben? Schon mal an eine zweite Karriere im Handball gedacht? Und das Bundesasylzentrum liegt auch schon im Koma, wird künstlich beatmet und alle Körperfunktionen werden extern durch Geräte erledigt

Claudia C. hebt mutig die Hand: «Wie wär’s, wenn ich einen Kommentar über Spielerfrauen schreiben würde?» Der Blattmacher denkt: wenn die nicht den hätte, den sie hat, würde ich sie nun vor versammelter Mannschaft fertigmachen. Stattdessen sagt er: guter Ansatz. Nur, da hatten wir gerade eine Seite drüber im Blatt. Aber ist notiert.

Corona, wo bleibt Corona?

Salome N. meldet sich: «Wieso heisst es eigentlich «der» Fussball? Wieso schreiben wir nicht Fussball*In-EM?» Der Blattmacher nickt matt. Aleksandra I. will die Dritte im Bunde sein: «Wie wäre es mit einem Wörterbuch, welche Ausdrücke beim Kommentieren eines Matchs erlaubt sind – und welche nicht?» Der Blattmacher denkt sehnsüchtig an seine Notfall-Flasche im Pult: ja, schön, mach das mal.

Corona, wirft er dann nochmal in die Runde. Nun meldet sich auch die Macho-Fraktion, also ein paar Männer. «Wie wär’s mit einer Serie: vor einem Jahr? Grenzzaun in Kreuzlingen, usw.» Letzthin mal Schweizer Farbfernsehen geschaut, schnaubt der Blattmacher. «Nebenwirkungen der Impfung?» Zufällig letzthin mal Tamedia-Blätter gelesen, schnappt der Blattmacher. «Hätte da eine schöne Grafik aus der Süddeutschen», sagt der nächste.

Guter Ansatz, leider für Deutschland.

Das ist über Deutschland, du Pfeife, keift der Blattmacher. «Ich hätte da einen Wissenschaftler, der sagt, dass …» Wenn ich noch ein Mal einen Wissenschaftler was sagen höre, dann kriege ich einen Blutrausch, schreit der Blattmacher. Der eine ist wieder besorgt, der andere ist optimistisch, unsere Leser glauben denen doch kein Wort mehr.

Der Mahner, der Warner, der Fehlprognostiker.

«Ich habe da aber einen, der sieht das Ende der Welt kommen», insistiert einer. Wenn selbst die alte Unke Brupbacher ein optimistisches Interview führt, was soll das dann, winkt der Blattmacher ab.

Immerhin: mit der Fotografie (aus der indischen Schweiz)
wird zu viel Optimismus eingefangen.

«Wieso diskutieren wir nicht das Verhältnis von Politik und Wissenschaft», fragt nun einer. Auch die «Republik» und den gähnlangweiligen Artikel eines ETH-Profax gelesen, ja, schüttelt der Blattmacher den Kopf.

Die Vorschläge werden immer verzweifelter

«Hinein in die Corona-Diktatur», wagt nun einer. Wie bitte, sagt der Blattmacher, wo hast du denn deinen Aluhut gelassen? Das sind alles bedauerliche, aber nötige Massnahmen; so steht’s im ungeschriebenen Gesetzbuch der Berichterstattung. Oder frag doch mal Rutishauser, was der von so einer Idee halten würde.

Oder vielleicht mal wieder ein Tweet und seine Folgen?

«Ich kenn da einen, der kennt eine, die wohnt in einer WG mit einer Mitarbeiterin im Bundesasylzentrum.» Und, fragt der Blattmacher. «Nichts und, ich könnte da ja mal recherchieren, aber ich müsste dann das Trambillett auf Spesen nehmen.» Vergiss es, sagt der Blattmacher, wieso nimmst nicht dein Velo. «Hat einen Platten» sagt der Redaktor beleidigt.

Kann man so oder so sehen, heutzutage.

«Ich könnte mal wieder einen Tweet raushauen», sagt Marc C., «dass der Stadtrat, der Kantonsrat, der Bundesrat alle unfähig, fahrlässig, verantwortungslos sind, ich mit denen fertig habe und fordere …», nein, verwirft der Blattmacher die Hände, Rutishauser tut heute noch das Ohr weh, so wurde er nach deinem letzten Quatsch angebrüllt.

«Wie wäre es dann halt mit einem gnadenlosen Recherchierstück: die schönsten Badis? Die besten Glace-Stände? Die lauschigsten Plätze an Limmat und Sihl? Die besten Open-air-Anlässe?» Der Blattmacher applaudiert: danke, endlich was Sinnvolles. Wenn wir diesen Neuzugang vom «Blick» nicht hätten, das Blatt ist gerettet. Helm auf, ans Gerät, ausschwärmen, ihr dürft auch auf Kosten des Hauses eine Glace auf Spesen nehmen. Aber nur eine, und nicht teurer als 2 Franken.

«Dafür kriegt man in Zürich doch keine Glace»,

meckert noch einer. Aber wir können das als Ausdruck unserer sozialen Einstellung in die nächste Rede von Supino einbauen, denkt an eure Arbeitsplätze, hebt der Blattmacher die Sitzung auf.

Es darf gelacht werden: Lange Lunte im Puff

Valentin Landmann, Milieu-Anwalt. Feiert die Wiedereröffnung eines Bordells. Skandal!

Es ist zwar erst Anfang Juni. Aber die schwindende Möglichkeit, wegen der Pandemie mal wieder von Tausenden von Toten zu unken, strengere Massnahmen zu fordern, Lockerungen als grobfahrlässig, ja tödlich zu kritisieren, den zuvielten Wissenschaftler aufzubieten, der auch noch berühmt werden möchte – all das wirft einen Schatten aufs kommenden Sommerloch.

Oder so. Auch der ahnende und raunende Schriftsteller Lukas Bärfuss, der schon diagnostizierte, dass in der Schweiz Geld wichtiger als Menschenleben sei und daher bald Zustände wie in Norditalien herrschen werden, also wie in dem Videoschnipsel, wo ein paar Armeelastwagen Särge abtransportieren, belästigt längst andere Themen mit seinen unausgegorenen Zeilen.

Es kommt zu ersten Verzweiflungstaten der Medien

AHV-Alter für Frauen, nun ja, auch nicht so der Brüller in den News. Da kommt es zu Verzweiflungstaten. Und schon grüsst auch der Herdentrieb. Denn am 4. Juni kam die «Schweizer Illustrierte» ihrer Berichterstatterpflicht nach. Obwohl sie dafür keine Extra-Batzeli vom Steuerzahler kriegt, wagte sie die Investigativ-Recherche: «Endlich wieder ausgehen!» Die C- bis D-Prominenten Fabienne Bamert («Samschtig Jass») und Mario Gyr (rudert unglaublich schnell) schafften es aufs Cover der SI – und wagen ein «Candle Light Dinner» am helllichten Tag um 17.45. Oder gar 5.45 Uhr; weiss man’s?

Vorne Candle, hinten Sonne, in der Mitte Dreitagebart.

So weit, so schnarch. Aber als Nächster setzt sich Valentin Landmann in Szene. Länger nichts mehr gehört vom «Rotlicht-Anwalt», auch schon 71 Lenze alt. Aber nun wieder rein ins Vergnügen, er «steht im Globe in Schwerzenbach ZH, dem grössten Schweizer Sexclub», weiss die SI. Nun, auf dem Foto sitzt er, und auch der SI-Fotograf scheint das «riesige Nachholbedürfnis» zu spüren und lässt zwei Angestellte seinen Job tun.

Auf der nächsten Seite wird es dann richtig schlimm. Kaum ist die Pandemie auf dem Rückzug, sind neuerliche Attacken auf die hilflose deutsche Sprache zu befürchten – als ob ein virulenter Lukas Bärfuss nicht schon schlimm genug wäre. Zeichnet sich hier also ein Skandal ab?

Simone Meier, Sunil Mann und Milena Moser: Angriff der Killer-Literaten.

Aber nein, wir blättern eine Seite zurück, Dort sitzt der Skandal im Puff. Worin besteht nun der «Eklat» (Tamedia), wieso sorgt Landmann «für Empörung» (nau.ch)? Oder um es mit der NZZ entschieden staatstragender zu sagen:

«Der SVP-Kantonsrat Valentin Landmann lässt sich im Bordell fotografieren und verärgert damit Ratskolleginnen und -kollegen».

Wie man auf der Fotografie aber deutlich sieht, ist Landmann völlig bekleidet, begeht keinerlei unzüchtige Handlungen – aber er trägt weisse Socken!

Werden Landmann seine Prekariat-Socken zum Verhängnis?

Das geht nun gar nicht, nicht mal beim Puffbesuch. Aber darüber erregt sich die GLP-Kantonsrätin Andrea Gisler nicht in erster Linie. «Das ist eine degoutante Inszenierung mit einem Mann inmitten junger Frauen», kritisiert sie. Ohne näher zu erläutern, was daran degoutant sein soll. Hier werde eine «schummrig-plüschige Idylle im Rotlicht-Milieu geschildert», beschwert sich Gisler – mit 50 Mitunterzeichnern – gleich mal beim Ringier-Verlag. Denn den «Profiteuren der Prostitution» dürfe man keine mediale Plattform bieten.

Das bringt nun den allgemein als sanftmütig bekannten Landmann etwas in Rage: Es sei «unwürdig», ihn als «illegitimen Profiteur der Prostitution zu verunglimpfen». Schliesslich treibe ein Prostitutionverbot «die Frauen in die Unterwelt. Dort sind sie nicht geschützt, sondern Übergriffen und Ausbeutung ausgeliefert.»

Auch quer durch feministische Kreise geht der Streit, ob der Beruf der Sexarbeiterin Ausdruck weibliche Befreiung oder männlicher Ausbeutung sei. Was aber an Landmanns Auftritt – abgesehen von den weissen Socken – degoutant sein soll und was das andere Mitglieder (Pardon) des Kantonsrats angeht, ist unerfindlich.

In Bern wäre die verzögerte Reaktion normal – aber in Zürich?

Ebenso bleibt die verzögerte Reaktion ein Rätsel. Die SI erschien mit diesem Eklat-Foto letzten Freitag. Niemand machte einen Eklat draus. Erst am Montag schwoll der Protest im Kantonsrat an. Ob da alle 50 Mitunterzeichner des Schreibens an Tamedia wissen, was sie genau unterschrieben haben? Und wieso berichtet die Journaille flächendeckend erst ganze 5 Tage nach dem Bild des Anstosses? Auch bemerkenswert: niemand interessiert sich für das Schicksal der drei leicht- oder nicht bekleideten Damen auf der Fotografie.

Zwei von ihnen sind offenbar ganz nackt, dazu gesichtslos, also zum Sexobjekt herabgewürdigt. Und als Helferinnen beim Shooting (schon alleine dieser Ausdruck in dieser Umgebung, igitt) missbraucht. Wobei sie zudem die Handleuchten so falsch halten, dass sicherlich wieder Herrenwitze über «Frau und Technik» auf ihre Kosten gemacht wurden. Schliesslich: hat der Fotograf nur an seiner Kamera abgedrückt?

All das wäre doch einer investigativen Recherche wert. Eigentlich müssten in diesem Sexclub schon längst Massen von Journalisten stehen, die mit dem Presseausweis winken und Rabatt verlangen. Aber eben, kein Pfupf mehr in den Redaktionsstuben. Wo bleibt die knallharte Recherche über das traurige Schicksal der auf der Fotografie missbrauchten Frauen? Keine der 78 Unterzeichner des Protestschreibens hat Zeit dafür? Sehr bedauerlich.

Das ist bitter für ein Boulevardblatt

Blöd läuft’s nur für den «Blick». Die einzige Zeitung mit im Titel eingebauten Regenrohr kann nun schlecht in die Kritik einstimmen; schliesslich erscheint die SI im gleichen Verlag. Landmann den Rücken stärken, das könnte aber in der Verlagsetage auch nicht gut ankommen. Das ist natürlich voll den Bach runter für das Blatt der gehobenen Lebensart

Was könnte man da für Boulevard-Storys rausmelken. Besucht Landmann das Puff auch als Gast? Wenn ja, gibt’s Freifahrschein? Was sagen denn Damen, die ihn schon bedient haben, über sein Verhalten im Bett? Ist sein Alter denn kein Problem? Oder sein Bluthochdruck? Kann man ihm dabei juristische Fragen stellen?

All diese gnadenlos guten Storys werden nun nie erscheinen – dabei ist es noch mindestens einen Monat hin bis zum echten Sommerloch. Das kann noch heiter werden.

Laura de Weck: nein, danke!

Es sollte selbst im Journalismus Schamgrenzen geben. Oder Rücksichtnahme auf den Leser.

Laura de Weck führt eine Kolumne bei Tamedia. Daraus macht sie dann auch ein Buch bei Diogenes. Sie bezeichnet sich selbst als Schauspielerin, Bühnenautorin und Regisseurin. Ihre Stücke wurden schon aufgeführt.

De Weck hätte keine einzige Kolumne verfasst, wäre weder als Schauspielerin, noch Bühnenautorin, noch Regisseurin unangenehm aufgefallen. Wir alle hätten uns dann nicht jedes Mal fremdgeschämt, wenn eine Kolumne von ihr erscheint.

Das alles wäre allen erspart geblieben, wenn sie nicht den Nachnamen de Weck trüge. Genau, das liegt daran, dass sie die Tochter von DEM de Weck ist. Das öffnet Türen, da öffnet jeder Chefredaktor sein Herz. Denn aus eigentlich unerfindlichen Gründen geniesst Roger de Weck den Ruf, ein grosser Denker, Intellektueller und begnadeter Schreiber zu sein. Dieser falsche Schein leuchtet dann auch über seiner Tochter.

ZACKBUM musste sie schon vor Kurzem scharf kritisieren. Weil ihr Geschreibsel weder formalen, noch inhaltlichen Minimalanforderungen entspricht. Wobei aber ihr Selbstbewusstsein umgekehrt proportional zu ihren Fähigkeiten ausgestattet ist: «Unsere SVP möchte wohl am liebsten, dass ich mich nur noch hinter vorgehaltener Hand traue, gewisse Dinge auszusprechen.»

Sie will auch wissen: «Wenn ich mich getraue, die Wörter «strenge Corona-Massnahmen» oder, noch schlimmer, «Steuererhöhung» auszusprechen, bricht gleich ein ganzer rechter Shitstorm über mich herein.»

Nun, das sind halt so unsichtbare Stürmchen, die de Weck vielleicht aus einem einzigen bösen Mail ableitet. Aber keine zur klein, furchtbar wichtig zu sein. Leider, wir sind machtlos, hat sich de Weck schon wieder zu einer Kolumne verstiegen.

Der Titel lautet: «Ehe für Alle. Amen.» Dafür kann sie vielleicht nichts, denn das Korrektorat der Qualitätsmedien von Tamedia ist ja auch ausgedünnt und nach einem Billiglohnland verschoben.

Aber für den nachfolgenden Inhalt kann sie was. Es ist mal wieder ein «Dialog». Nein, Shakespeare, Euripides, Dürrenmatt müssen sich nicht warm anziehen. Es ist eher wieder mal zum massiv Fremdschämen:

Leonie: Mama?

Mutter: Ja?

Leonie: Hast du Zeit?

Mutter: Klar.

Leonie: Ich wollte dir sagen… Ich wollte dir schon lange sagen, also… Ich… Ich bin lesbisch.

Mutter: Ah.

Leonie: Ja.

Da ich nicht de Weck bin oder heisse, erspare ich dem Leser die Fortsetzung. Vielleicht wird das alles besser, wenn endlich 40 Prozent aller Stellen bei Tamedia mit Frauen besetzt sind. Aber vorher? Karl Lagerfeld selig sagte mal den schönen Satz: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.»

Um den zu adaptieren: Wer als angebliches Qualitätsorgan eine solche Peinlichkeit publiziert, hat die Kontrolle über jeden Qualitätsanspruch verloren. Während Lagerfeld solche Sottisen umsonst verteilte, will aber Tamedia für solche Peinlichkeiten auch noch Geld. Dann wundert man sich dort, wieso immer weniger Leser bereit sind, dafür auch noch Geld auszugeben. Das kann doch jede Primarschülerin besser. Und billiger. Ob sie de Weck  heisst oder eher nicht.

 

Sie jassen gerne? Sie Sexist, Sie Rassist!

Sie hätten gedacht, vom Schweizer Nationalsport lassen Sexismus/Rassismus-Bekämpfer die Finger?

Da haben Sie auf das falsche Blatt gesetzt, die falsche Karte ausgespielt. Wenn Ihnen das selbst bislang nicht aufgefallen ist, sind Sie das Allerletzte.

Sorry, das sage nicht ich, das sagt die «deutsche Kulturwissenschaftlerin» Susan Arndt. Jawohl, DIE Arndt. Wikipedia belehrt uns, dass zu ihren «Arbeitsgebieten» die «westafrikanische Frauenliteratur» und «Kritische Weissseinsforschung» gehören.

Ist das hier gemeint?

Oder gar das hier?

Das ist mir jetzt echt peinlich, davon habe ich noch nie gehört. Beziehungsweise, ich dachte zuerst, es handle sich um Waschmittelreklame. Aber gut, diese und viele andere «Arbeitsgebiete» befähigen Arndt natürlich, ein paar abschliessende Worte über die Schweizer Jasskarten zu sagen.

Das tat sie vorher schon bei fatalen Namen für Glace in der Schweiz; sie wollte die Debatte über den Mohrenkopf mit einer Problematisierung der «Winnetou»-Glace erweitern. Vom phallischen Subcontext bei «Rakete» ganz zu schweigen. Aber der Sommer kommt erst, noch wird fleissig gejasst.

Das Problem des fehlenden Aufregers

Auch CH Media kennt das Problem: Morgen ist nicht nur Samstag, sondern auch noch 1. Mai. Womit füllen wir denn nur das Blatt? In solchen Situationen weiss der erfahrene Redaktor (und in jeder Zentralredaktion gibt es noch ein, zwei): Da muss ein Aufreger her. Dann hirnt man hirnerweichend über ein Thema, bis jemandem endlich einfällt: Erinnert ihr euch noch, Mohrenkopf, Interview mit dieser deutschen Tussi, Pardon, also die über weitere diskriminierende Namen geschimpft hat?

Lässt sich da vielleicht was machen?

Gut, sagt der Tagesleiter, aber nur, wenn sie da noch einen drauflegt; Mohrenkopf und so ist sowas von gestern. Also setzt der geschickte Reporter diese Anforderung um. Aber was kann Arndt denn an den Jasskarten sexistisch finden? Nun, stellt Euch nicht so begriffsstutzig an, ihr sexistischen, rassistischen Jasser, das ist doch sonnenklar wie ein Match: «Der König ist mehr wert als die Damen, so wie im Wort Herr die Idee von Herrschaft anklingt.»

Ich bin nun nicht so der Hirsch bei Jasskarten, aber es will mir doch scheinen, dass es bei den verwendeten deutschen Sets einen Under und einen Ober gibt, danach kommt der König. Dagegen könnte man höchstens einwenden: und wo bleibt die Frau? Zudem: beim Unde-Ufe ist doch die Dame mächtiger als der König, oder?

Sollte man vielleicht auch alte Gemälde modernisieren?

Das alles fällt aber dem lausig vorbereiteten Interviewer nicht ein, stattdessen versucht er es mit dem Argument, dass das doch einfach historische Spielkarten seien, ob man das nicht so lassen könne? Aber auch diese Rettung zerschellt an der eiskalten Logik von Arndt: «Natürlich darf man das. Doch wenn man sie als historisch akzeptiert und weiterhin damit spielt, muss man sich auch aktiv damit auseinandersetzen und sich fragen: Wofür steht diese Geschichte? Und finde ich das gut?»

Ich finde gut, dass Grossbritannien eine Queen hat, und ihr Gatte musste bis zu seinem seligen Ende immer ein Schritt hinter ihr gehen und überhaupt die zweite Geige spielen.

Aber Arndt erreicht langsam Betriebstemperatur und erklärt, für welche Geschichte diese Spielkarten ihrer Meinung nach stehen: «Für die Dominanz des weissen, heterosexuellen Mannes. In dessen Normsetzung sind Menschen anderer Geschlechter sowie People of Colour einfach ausgeblendet, nicht repräsentiert. Die royalen Hierarchiestufen widerspiegeln zudem einen extremen Klassismus, der sich mit antiquierten Begriffen wie «Bube» oder «Under» auch gegen Männer richtet.» Ach, dann sind wir also auch betroffen?

Nehmt das, Ihr Ignoranten, so muss man das sehen, anstatt «gschobe», «Drüblatt» zu sagen, einen Differenzler oder gleich einen Coiffeur zu spielen. Dass es keine Coiffeuse gibt, ist sicher auch noch nicht aufgefallen. Typisch.

«Wir sprechen hier bloss von Spielkarten», versucht es der Journalist schon leicht matt mit einer letzten Frage; müssen die denn unbedingt modernisiert werden?

Aber ganz sicher schon, donnert Arndt:

«Weil ihre Botschaft eben nicht harmlos ist. Und die lautet: Frauen haben weniger Wert, weniger Bedeutung in der Gesellschaft – und nicht-heterosexuelle Personen oder schwarze Menschen müssen gar nicht berücksichtigt werden. Solche Bilder verfestigen sich in unserem Unterbewusstsein. Und das hat Folgen bis in unseren Alltag hinein – bei der Unterrepräsentierung von Frauen in der Geschäftswelt, bei der Diskriminierung von People of Colour.» 

Jasskarten haben eine Botschaft, setzten Zeichen, wollen Machthierarchien bewahren

Endlich kapiert? Beim Jassen fängt’s an, bei Unterrepräsentierung und Diskriminierung endet’s. Was tun? Nun, es gibt natürlich erste Versuche von korrekten Spielkarten. Die sind allerdings noch etwas gewöhnungsbedürftig.

Aber weitgehend diskriminierungsfrei, liebe Jasser.

Vielleicht sollte man sich als Zwischenschritt angewöhnen, kleine Zeichen zu setzen. Also zum Beipsiel statt «Stöck» sagt man «Dame, begleitet von einem untergebenen König». Statt «Match» sagt man «Mätchin». Statt «ufm Tisch müends verrecke» sagt man «dürfen wir die anwesenden Damen bitten, ihre Gespräche einzustellen und auszuspielen?»

Aber sobald sich durchgesetzt hat, dass die aktuell verwendeten Spielkarten in den Schredder gehören und nur noch mit korrekten, repräsentierenden Karten gespielt wird, dann wird sich das mit dem Rassismus und Sexismus spielend auflösen. Und kein Jasser wird es jemals wieder wagen, «Frölein, jetzt en Kafi Schnaps» zu rufen.

Prüfungsfrei Kantonsrätin

Diese sieben Damen wirken bei der Herstellung unsere Gesetze mit. Au weia.

Einen Tagi-Artikel gelesen. Ihn nicht verstanden. Null Informationen eingeholt, wie sinnvoll es ist, Zahlen auf Kantonsebene herunterzubrechen. Bei 81 verurteilten Vergewaltigern – schweizweit. Und zu diesem Unsinn noch 7 dumme Fragen hinzugestellt. Offensichtlich gibt es im Kantonsparlament keine Geschwindigkeitsbeschränkung für rasende Dummheit. Das muss man in voller Länge sehen – und aushalten. Wir haben uns gestattet, im Anschluss die Antworten des Regierungsrats vorwegzunehmen – und erheben kein Copyright darauf.

Zürich, Rüti, Gossau und Winterthur, 19. April 2021

ANFRAGE von Silvia Rigoni (Grüne, Zürich), Judith Anna Stofer (AL, Zürich), Pia Ackermann, (SP, Zürich), Andrea Gisler (GLP, Gossau),

Barbara Günthard Fitze (EVP, Winterthur), Angie Romero (FDP, Zürich) und Yvonne Bürgin (Die Mitte, Rüti)

betreffend Grosser Verbesserungsbedarf für Opfer von Sexualdelikten ________________________________________________________________________

Eine Untersuchung der ZHAW zeigt auf, dass grosse Unterschiede zwischen den Kantonen im Umgang mit mutmasslichen Vergewaltigungen bestehen (Tages-Anzeiger vom 17. April 2021). Während im Kanton Waadt 61 Prozent der mutmasslichen Täter verurteilt wurden, sind es im Kanton Zürich lediglich 7,4 Prozent. Auffällig ist, dass im Kanton Zürich von den angezeigten Vergewaltigungen vergleichsweise sehr wenige zu einer Anklage führten. Rund 80 Prozent der Verfahren werden von der Staatsanwaltschaft mit einer Einstellungsverfü- gung beendet.

Im Kanton Bern können sich Opfer von Sexualdelikten an der Frauenklinik von Spezialistinnen und Spezialisten untersuchen lassen. So können Beweise gesichert werden und es wird eine rechtsmedizinische Dokumentation erstellt. Im Kanton Waadt verfügt das Universitätsspital Lausanne über eine eigene Abteilung für Gewaltmedizin, in fünf weiteren Spitälern im Kanton Waadt können sich Opfer von Sexualdelikten von Spezialistinnen und Spezialisten umfassend rechtsmedizinisch untersuchen lassen. Der Kanton Waadt übernimmt dabei die Kosten. In seiner Antwort auf die Anfrage KR-Nr. 372/2018 berichtet der Zürcher Regierungsrat von verschiedenen Untersuchungsorten und jeweils fallspezifisch hinzugezogenem Personal.

Es scheint, dass es im Kanton Zürich einen grossen Verbesserungsbedarf im Umgang mit Opfern von Sexualdelikten gibt. Es gibt klare Hinweise dafür, dass die Strafverfolgung im Kanton Zürich nicht optimal verläuft. Auf Nachfragen des Tages-Anzeigers konnten weder die Justizdirektion, die Oberstaatsanwaltschaft noch das Obergericht zu den beunruhigenden Ergebnissen Auskunft geben. Offenbar fehlt eine systematische und koordinierte Datenerhebung, welche Erklärungen zu diesen Unterschieden liefern kann.

Wir bitten den Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Teilt der Regierungsrat die Kritik, dass Vergewaltigungen zu oft straffrei bleiben? Was gedenkt er dagegen zu tun?
  2. Welche Daten stehen im Kanton Zürich zu Vergewaltigung, Schändung und sexueller Nötigung zur Verfügung?
  3. Gibt es Erklärungen, warum rund 80 Prozent der Fälle von der Staatsanwaltschaft eingestellt werden?
  4. Was sind die Gründe dafür, dass die Verurteilungsquote im Kanton Zürich so tief ist?
  5. Was wurde in den letzten Jahren bei der Einvernahme und Untersuchung der Opfer verbessert? Sind weitere Verbesserungen geplant?
  6. Was wurde seitens der Strafverfolgung in den letzten Jahren unternommen, um die Anzeigequote zu erhöhen? Was hat die Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren gemacht, um die Zahl der Anklagen vor Gericht in Fällen von Vergewaltigung zu erhöhen? Welche weiteren Massnahmen sind noch geplant, respektive nötig?
  7. Wie stellt sich der Regierungsrat zu der Aussage von Brigit Rösli, Rechtsanwältin in vielen Sexualdelikten, dass im Kanton Waadt die Behörden die Aussagen der Frauen offenbar als glaubhafter einstufen als im Kanton Zürich?

  • Da muss sich der Regierungsrat kurz schütteln, etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und zur Antwort schreiten:
  1. Der Regierungsrat hält sich an die Gewaltenteilung, weshalb er diese Frage nicht beantworten kann. Er fragt sich aber, ob die Anfragerinnen das Prinzip der Gewaltenteilung verstanden haben.

  2. Über die genauen Zahlen geben die Jahresberichte der Gerichte Bescheid, die dem Kantonsrat jedes Jahr vorgelegt werden.

  3. Die Staatsanwaltschaften stellen Untersuchungen nach genauer Abklärung dann ein, wenn sich eine Straftat nicht nachweisen lässt.

  4. Die Verurteilungsquote bemisst sich an der Zahl zur Untersuchung gelangenden Fällen und deren Erledigung. Je höher die Anzahl nachgewiesener Fälle, desto höher die Zahl Fälle, die ans Gericht gelangen. Wie die Gerichte urteilen, kann der Regierungsrat nicht beantworten. Er kann sie aufgrund der Gewaltenteilung auch nicht beeinflussen. Er fragt sich aber, ob die Anfragerinnen das Prinzip der Gewaltenteilung verstanden haben.

  5. Die Staatsanwaltschaften bilden sich ständig weiter und verbessern so ihre Arbeit. In zivilisierten Ländern macht man das so.

  6. Der Regierungsrat kann die Anzahl der Anzeigen nicht erhöhen. Ziel der Staatsanwaltschaften ist es nicht, die Gefängnisse zu füllen, sondern mutmassliche Straftaten zu klären und dabei belastendes wie entlastendes Material zu sammeln um daraus schliessen zu können, ob Anklage erhoben werden kann. Die Bestrafung obliegt dem Gericht.

  7. Wer ist Brigit Rösli?

 

Das ist keine Realsatire. Das ist satirische Realität; nur ernstgemeint.

Traktat über das männliche Gemächt

Bevor man an Weiterungen denken kann, muss man zuerst fotografieren. Das gilt auch für das wichtigste Körperteil des Mannes.

Von Adrian Venetz

Bereits kurz nach den Anfängen der Fotografie haben sich Männer entschlossen, ihr Geschlechtsteil zu fotografieren und die Bilder anderen Personen zur Verfügung zu stellen. Da sich nun ein Trend zeigt, solche Bilder zu sammeln, inventarisieren und archivieren, drängt sich die Frage auf, ab wann man ein Penisbild als gelungene Aufnahme bezeichnen kann. Diese Frage soll hier erörtert werden.

Vorgängig zu klären ist, ob sich ein Smartphone für die Phallusfotografie eignet. Man kann diese Frage zwar nicht kategorisch mit nein beantworten, doch in der Fachliteratur herrscht weitgehend ein Konsens darüber, dass sich die Investition in eine professionelle Ausrüstung durchaus lohnt.

Wichtig zu wissen: Die Penisfotografie folgt grundsätzlich anderen Regeln als beispielsweise die Architektur- oder Landschaftsfotografie – sowohl was die Blende und Verschlusszeit angeht, als auch den sich durchaus als knifflig erweisenden Einsatz von verschiedenen Objektiven und Blitzgeräten. Nachfolgend werden diese Faktoren genauer unter die Lupe genommen.

Makro ohne Grössenvergleich

Das Objektiv: Sinnvoll ist der Einsatz eines Makroobjektivs, dies ungeachtet der Genitalgrösse. Die Wahl der Brennweite richtet sich nach dem Abstand zwischen Linse und Lümmel. Beim Einsatz eines Stativs mit Selbstauslösung der Kamera können natürlich auch Zoom- und Weitwinkelobjektive verwendet werden.

Die Blende: Anfängern wird empfohlen, durchgängig Blende 8 zu wählen. Grosser Beliebtheit bei Fortgeschrittenen erfreut sich das Fotografieren mit offener Blende. Dies ermöglicht den gezielten Einsatz von Tiefenunschärfen, die dem Bild einen verträumten Charakter verleihen. Je nach Position der Kamera und des Geschlechtsteils sollte allerdings darauf geachtet werden, dass den späteren Betrachter*innen ein akzentuierter Blickfang in der Bildgestaltung geboten wird.

Belichtung: Wer mit ruhiger Hand fotografiert, erhält mit einer Verschlusszeit von 1/30 Sekunde durchaus zufriedenstellende Resultate. Wer dagegen erregt ist und/oder sein Glied in hüpfartigen Bewegungen im Bild festhalten möchte, sollte eine Verschlusszeit von mindestens 1/100 Sekunde in Betracht ziehen und sich allenfalls im Fachhandel erkundigen, ob das Objektiv (oder das Glied) mit einem automatischen Stabilisator nachgerüstet werden kann.

Blitzgeräte: Vom Einsatz von handelsüblichen Blitzgeräten ist bei der Penisfotografie grundsätzlich abzuraten, da sich sonst unerwünschte harte Schattenwürfe im Bild bemerkbar machen. Mit ansprechenden Ergebnissen rechnen kann man dagegen bei der Verwendung eines nicht ganz günstigen Ringblitzes. Eine in einem 30-Grad-Winkel positionierte externe Lichtquelle sorgt für eine besonders dezent ausgeleuchtete Szene. Mit Farbfiltern ergeben sich weitere interessante Stimmungen. Auch der Einsatz von Kerzenlicht erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Man achte jedoch auf einen nicht zu geringen Abstand zwischen Kerze und Klöten.

Auch vor der Erfindung der Fotografie gab es Möglichkeiten.

An Popularität gewonnen hat in jüngster Zeit auch der Einsatz von Drohnen. Anfängern sei an dieser Stelle jedoch dringend davon abgeraten. Wird die Gefahr von rotierenden Drohnenpropellern auf die leichte Schulter genommen, kann gerade in der Penisfotografie ein lieb gewonnenes Hobby schnell ein jähes Ende finden.

Frauen aller Redaktionen, vereinigt euch!

Satire & Gelächter III

Schon Delacroix wusste: Die Freiheit ist weiblich. Kann aber nur im Kampf errungen werden.

Seit wir hier bei ZACKBUM gemeinsam nochmal «Das Patriarchat» von Ernst Bornemann gelesen haben, wollen wir in diesen Befreiungskampf eingreifen.

Wegen des Profils der Freiheit war das Gemälde lange Zeit verboten.

Für Nachgeborene: Bornemann, googeln, Patriachat, 1975, Wälzer mit über 1000 Seiten. Aber heute kriegt man den Inhalt auch in ein, zwei Tweets rein.

Zurück in die Zukunft der Gegenwart. Vielleicht, wer weiss, wird einmal der 5. März 2021 als Beginn einer Zeitenwende in Geschichtsbüchern abgefeiert. Und wir können – wie 1792 Goethe – sagen: Wir sind dabei gewesen. Bei ihm war’s das Erschrecken darüber, dass die Truppen der Französischen Revolution seine adeligen Freunde Mores lehrten.

Bei uns ist es der Protestbrief von 78 mutigen Frauen aus dem Hause Tamedia, der eine «neue Epoche der Weltgeschichte» einleitete, denn auch hier braucht es ein Goethe-Wort. Glücklicherweise ist das heute noch erlaubt; wenn dann erst mal das Frauenbild von Goethe und überhaupt sein Verhalten zu Frauen genauer unter die weibliche Lupe genommen wird, sind solche Sprüche natürlich obsolet geworden.

Die revolutionäre Kraft in einem einfachen Brief

In diesem Schreiben wird so radikal wie richtig, so wortmächtig wie machtvoll, die Unerträglichkeit des weiblichen Seins beklagt. Ihre ständigen Opfer, die Frauen von Männern auferlegt werden. Selten wurde in solcher Klarheit formuliert: Frauen sind immer Opfer, Männer immer Täter.

Nun gut, vielleicht nicht alle. Aber bei der Französischen Revolution soll es ja auch Adlige gegeben haben, die deren Zielen durchaus neutral oder sogar sympathisierend gegenüberstanden. Das ersparte ihnen aber meistens nicht den Gang auf die Guillotine, Kollateralschäden sind bei fundamentalen Umwälzungen unvermeidlich.

Das wahrhaft Revolutionäre in diesem Protestschreiben besteht nicht in der ergreifenden Schilderung der Spiessrutenläufe (Pardon für dieses Sprachbild), dem Tamedia-Mitarbeiterinnen tagtäglich ausgesetzt sind.

Nein, mit diesem Satz wird die Zeitenwende eingeleitet:

«Wir sind nicht bereit, diesen Zustand länger hinzunehmen.»

Ein Hammersatz. Die Einleitung zu wohlerwogenen Forderungen; in einer Stringenz, wie sie damals für die Zukunft des Dritten Standes in Frankreich formuliert wurde: «Was ist der Dritte Stand? Alles und mehr.» Was ist er in der Politik? «Nichts». Obwohl ihm 98 Prozent der damaligen französischen Bevölkerung angehörten. «Was verlangt er? Etwas zu sein.»

So formulierte es damals der Abbé Sieyès, der erstaunlicherweise die Revolution überlebte. Nun machen Frauen nicht 98 Prozent der modernen Gesellschaft aus, das ist wahr. Aber sie sind in der Mehrheit, auch wenn man die diversen weiteren sexuellen Ausrichtungen gar nicht differenziert.

Vorrevolutionäre Zustände

Nun sind die Zustände heutzutage allerdings noch so wie am Vorabend des 14. Juli 1789. Es gärt, es gibt Protest, es gibt beruhigende Geräusche aus den Chefetagen der Macht. Aber: Es fehlen noch ein paar wichtige Dinge, damit der Revolutionsfunke zum Flächenbrand wird. Che Guevara nannte das seine Fokus-Theorie, aber der war ein Mann und scheiterte zudem.

Die aktuelle Rebellion spielt sich immerhin schon mal dort ab, wo sie nicht unterdrückt werden kann und guten Zugriff auf die alles entscheidende öffentliche Meinung hat. In einem Medienkonzern. Aber: Che hin, Fidel her, es braucht Führungspersonen. Revolution ist nichts Anonymes, sie braucht ein Gesicht.

Spontan fällt uns da Salome Müller ein. Seit sie ihre Haare offen trägt, hat sie sich damit ein unverwechselbares Image geschaffen, wie damals die «barbudos», die bärtigen Guerilleros. Fidel (und auch Che) rasierten sich bekanntlich bis ans Lebensende nie mehr.

Wie wird der Funke zum Flächenbrand?

Wenn man sich als Mann weiter einmischen darf (denn ob es mir wie Abbé Sieyès ergehen wird, wage ich zu bezweifeln): bislang wurde der Funken erst in einem Medienhaus entfacht. Nun gilt es, die Fackel des Aufruhrs weiterzutragen. In die anderen Redaktionen.

Ihr Frauen bei Ringier, ihr Frauen bei CH Media, ihr Frauen bei der NZZ, reiht Euch in die Bewegung ein, weil ihr doch auch Frauen seid. Wenn euer starker Arm es will, stehen alle Druckmaschinen still.

Das wäre der nächste, notwendige Schritt. Dann, das ist am Anfang leider so, müssen möglichst breite Bündnisse geschlossen werden. Mit bewegten Männern. Mit solidarischen Menschen jeden Alters, Hautfarbe, Herkunft oder sexueller Orientierung. Natürlich auch mit allen Formen der Frauenbewegung:

Wirklich mit allen, das ist unverzichtbar.

Ist der Kampf dann gewonnen, kann man immer noch aussortieren, wer noch etwas Sinnvolles zur neuen Gesellschaft beitragen kann – und wer nicht. Dafür steht dann das übliche Instrumentarium zur Verfügung. Umerziehung, Marginalisierung, Vertreibung, Arbeitslager, unerklärliche Häufungen von Infarkten und anderen natürlichen Todesursachen. Männer sind ja nicht nur Schweine, sondern auch Weichlinge.

Ist das alles vollbracht, fängt endlich die weibliche, die frauliche, die schwesterliche, die mütterliche Zeitepoche an. Wie es da zu und hergehen wird, entzieht sich leider unserem männlichen Vorstellungsvermögen. Wir wünschen aber von Herzen alles Gute dabei.

Übrigens, selbstverständlich sind wir schon heute für die Gratisabgabe von allem Material, das zur Bewältigung der Menstruation benötigt wird. Hier, heute und jetzt.

Es gibt übrigens auch Alternativen …