Fassungslos, Part II

Wir haben lange gezögert, aber es braucht ein neues Gefäss: FASSUNGSLOS.

Lesen, staunen, verzweifeln. Das sind die drei Stufen auf dem Weg zur Medienenthaltsamkeit.

Das ist schön für die zwei. Hoffentlich beruht es auf Gegenseitigkeit. Immerhin kann man hier die Frage stellen: wer hat’s gefunden?

Ja, ZACKBUM verwandelt sich in ein richtiges Klatschorgan. Bei der Zeitung mit dem Regenrohr im Titel fragt man sich allerdings, ob das Rohr für eine lange Leitung steht. Denn es liess doch ein paar Tage vergehen, bevor es sich zu dieser Story aufraffte. Aber besser spät als nie, gell.

 

Wenn wir schon bei welterschütternden Enthüllungen aus zweiter Hand sind: Das hier hat der «Blick» der englischen «Daily Mail» abgeschrieben. Ein grosses Stück Klatsch-Journalismus nach der Devise: Diana verkauft immer. Bevor der Leser sich nicht mehr halten kann vor Spannung; das sollen die letzten Worte gewesen sein, natürlich auf Englisch: «Oh mein Gott, was ist passiert

Wir wussten es: «watson» hat Kontakt mit dem Jenseits. Das muss auch so sein, bei diesen jenseitigen Artikeln …

«watson» ist bekanntlich das Organ der Listicals. Das ist: es ist aufeinandergestapelte lauwarme Luft, aber es hat Struktur. Das gilt natürlich auch für die ewigen Sex- und Business- und Geld-Listicals. Bei diesem Titel hätte man sich aber diese Einsicht gewünscht: Wegen Orthographiehemmungen nie aNfangen Zu SchreiBeN.

Wenn wir schon bei Organen des höheren und tiefergelegten Schwachsinns sind: «bajour» schwächelt. Trotz Millionenunterstützung wird der eigene Output immer dünner. Für so viel Geld erfreut die Plumpsplattform ihre wenigen Leser mit immer mehr Agenturmeldungen.

Schon wieder Keystone-SDA als fleissiger Autor. Aber auch die Wissenschaftsplattform «Higgs» ist abschreibebar:

Selbst der Chef dort, Beat Glogger, greift zum Griffel:

Da muss man wenigstens nicht darauf hinweisen, dass auch das nicht auf dem eigenen Mist gewachsen ist.

Allerdings, ob es besser wird, wenn der notversorgte David Sieber ans Gerät geht und recycelt?

Auch diese tiefe Wahrheit muss mal wieder ausgesprochen werden. Bloss: warum eigentlich? Und wieso hier und jetzt? Und von dem?

Das gilt verschärft für das sogenannte «Highlight» im publikumsfreien «Nebelspalter». Dort frönt Markus Somm der längst vergangenen NZZ-Tradition des Samstags-Leitartikels. Man könnte den Tonfall pseudo-staatstragend, lächerlich-gehoben, Imitat-Burckhardt nennen:

Noch schmerzlicher als die Tatsache, dass diese hinter der Bezahlschranke der Weltöffentlichkeit verborgenen Zeilen kein Echo finden, ist die andere Tatsache, dass diese Thematik schon ziemlich erschöpfend debattiert wurde – vor ziemlich genau einem Jahr. Da sagten bereits eigentlich alle alles dazu, selbst der Autor dieser Zeilen:

Sag’s nochmal im Geheimen, spalte wieder den längst gespaltenen Nebel, trage Eulen nach Athen, oder einfach: kann man nicht häufig genug sagen. Oder sagte Somm das schon?

 

 

Ein Banause über Frank Buchser in der WoZ

Hier werden Fundstücke obduziert, um ihre Todesursache zu finden. Diesmal: eine gescheiterte Bildbetrachtung.

«Es stimmt etwas nicht in diesem Raum», raunt Matt Aufderhorst in der «Wochenzeitung». Das ist untertrieben: «Der Essayist über eine verstörende Kunsterfahrung.»

Ui, musste ihm anschliessend eine Therapie bezahlt werden? Oder ist er inzwischen wieder entstört? Wir bezweifeln das, ehrlich gesagt. Denn er schreibt ganz schön schräges Zeugs. Worüber? Nun, darüber:

«Wer ist eigentlich Frank Buchser? Und wieso hängen seine rassistischen Bilder im Kunstmuseum Solothurn, als gäbe es nichts zu diskutieren?»

Wir fragen zunächst zurück: wer ist eigentlich Aufderhorst? Und wieso darf er einen solchen Stuss schreiben? «Buchser, wie ich später recherchierte, lebte von 1828 bis 1890, war ein Kunstmaler und sogenannter «Abenteurer» aus Feldbrunnen, den ausserhalb der Schweiz kaum jemand kennt.»

Also er kannte Buchser nicht, dafür alle, die das Porträt von Johann August Sutter von diesem Maler kennen:

Maler unbekannt? Für den WoZ-Autor schon.

Aber wahrscheinlich kennt der unbekannte Essayist (wie eine kurze, ergebnislose Recherche ergab) auch Sutter nicht. Macht ja nix, hier vergreift er sich an Buchser: «Ich stand im muffigen Halbsaal und bekam einen Schluckauf im Hirn.» Wir übersetzen: Der Hirnschluckauf stand im Kunstmuseum Solothurn in einem Saal mit Gemälden. Darunter auch zwei Frauenporträts von Buchser. Die sind so schrecklich, dass die WoZ-Fotografin den Leser völlig im Ungefähren lässt; hier ihr Meisterwerk:

Eine original WoZ-Witzfotografie in Originalgrösse als Bildzitat …

Auch den Essayisten schüttelt es so sehr, dass er nicht mehr kann: «Hier möchte ich auf eine Beschreibung des Schwarzen Frauenkörpers verzichten, um nicht den «male gaze» des Malers reproduzieren zu müssen.» Das ist ja alles furchtbar. «Die Klischeevorstellung der «orientalischen» und «afrikanischen» Frau, der Maler hat Marokko bereist, dient – nun urteile ich – sowohl der Lustbefriedigung Buchsers als auch der Profiterwartung des Kunstmarkts.» Grauenhaft, wir wagen es dennoch, das Gemälde, damit der Leser vielleicht miturteilen kann, zu zeigen:

Bitte an den Leser: ja keine Lustbefriedigung …

Nun besinnt sich der Banause darauf, dass ein Essay ja nicht nur Abscheu, Zitate von abgelegenen Kunstkritikerinnen und ähnlichen Nonsens enthalten soll, sondern auch eigene Erkenntnisse: «Kunst ist meines Erachtens nicht autotelisch.» Das ist nun weder eigen, noch neu, wenn man aus dem aufgeblasenen Adjektiv die Luft raus lässt, heisst der Banalsatz, dass Kunst seines Erachtens nicht Selbstzweck sein soll. Hammergedanke.

Erschwerend kommt hinzu, dass Buchser eine ganz andere Darstellungsform einer weissen Frau wählte:

Weiss, bekleidet, malt: schlimm.

Nun dreht der Autor in den roten Bereich und darüber hinaus

War’s das? Aber nein, er hat’s nun etwas mit unverständlichen Fremdwörtern:

«Cancel Culture kann als Call-out, wenn on- und offline auf asoziales Verhalten einer Person oder Organisation aufmerksam gemacht wird, produktiv sein. Missionarischer Eifer geht mir per se ab.»

Ach was, das kann er aber gut verstecken. Was fordert denn der Eiferer? «Sowohl Neuhängung als auch Kontextualisierung wären dringende Massnahmen.»

Wir halten hingegen sehr dafür, dass eine eingehende Untersuchung des Geisteszustands des Essayisten dringend geboten wäre. Denn sein Crescendo gegen Schluss ist beunruhigend:

«Es sei betont: Die Darstellung der Schwarzen Frauenkörper ist keine Nachlässigkeit, über die man in Solothurn, in der Schweiz, in Europa sang- und klanglos hinwegsehen kann. Dies ist keine Provinzposse. Es geht um die (selbst-)kritische Zeitgenossenschaft unseres weiterhin kolonisierenden Kontinents, der afropäische Erfolgsnarrative ausblendet, sich in Bordellen Schwarzer Frauenkörper bedient, der die ertrunkenen Schwarzen Frauen, die über das Mittelmeer zu uns kommen wollten, nicht wahrhaben will.»

Wir sind noch schwindlig und fassungslos über «afropäische Erfolgsnarrative» bis zu den «ertrunkenen Schwarzen Frauen» (mit grossem S, selbstverständlich, wir hatten das schon). Der Amok legt hier ein Narrativ vor, um es so geschwollen wie er auszudrücken, oder auf Deutsch: der quatscht einen Unsinn ohne Grenzen. Mit dieser Geisteshaltung könnte man auch Wilhelm Tell vorwerfen, er habe rücksichtslos das Lebens seines Kindes für eine läppische Mutprobe aufs Spiel gesetzt, wobei wir nicht wissen wollen, wie diese Vater-Sohn-Beziehung genau aussah.

Kehren wir aus Narrativen und Narreteien wieder in die Wirklichkeit zurück

Aber kehren wir aus Wahnwelten wieder in die Realität zurück. Frank Buchser war vielleicht nicht der bedeutendste Schweizer Maler des 19. Jahrhunderts. Er war ein Abenteurer, der sich sehr empathisch in die marokkanische Welt vertiefte und die USA bereiste. Dort machte er sich unbeliebt: «Ende 1866 und Anfang 1867 erregte er dort mit seinen sozialkritischen Gemälden von Schwarzen und Indianern in Washington und New York einiges Aufsehen», weiss Wikipedia. Und im Gegensatz zu den Behauptungen dieses Kritikasters lässt sich das auch belegen.

Während seiner Studienzeit in Italien hatte sich Buchser den Truppen des Freiheitshelden Garibaldi angeschlossen. In der Schweiz unterstützte er tatkräftig das Entstehen von Künstlervereinigungen, brachte den Bundesbeschluss «zur Hebung und Förderung der schweizerischen Kunst» auf den Weg.

Richtig Übles liess sich über Buchser und sein über 1000 Ölbilder, Fotografien und Skizzen umfassendes Werk bislang nicht sagen. Bis einem Essayisten alle Sicherungen durchbrennen und der WoZ ebenfalls.

Der Autor dieses Schmierenstück erwähnt es nebenbei; das hier war eines der Lieblingswerke von Buchser:

«The Song of Mary Blane»: Schwarze lauschen in Würde.

Man muss gestört und vernagelt sein, wenn man anhand zweier Gemälde dieses Künstlers ein dermassen abschätziges, bösartiges, kunst- und realitätsfremdes Urteil über ihn abliefert. Dass es auch in der WoZ keinen mehr gibt, der die Leser vor solchen Stümpern beschützt, ist sehr bedauerlich.

Bildnis eines unbekannten, stolzen Schwarzen.

 

 

 

 

Schluck! Hirschmann lebt

Der Millionenerbe beschäftigt weiter die Justiz. In eigener Sache und mit einer Strafanzeige gegen ihn.

Hirschmann? Carl Hirschmann? Da war doch mal was. Partys, Champagner, Paris Hilton. Zürich sonnte sich im grossstädtischen Gefühl, einen rechten Partylöwen zu haben. Playboy, Club Saint Germain an der Bahnhofstrasse, wow.

So stellt sich Klein-Hansli einen verruchten Club vor …

Weniger wow waren dann lauter werdende Klagen von Besucherinnen, dass Hirschmann übergriffig werde, um es gelinde auszudrücken. Oder wie er es in einer SRF-Dok formulierte: «Die Frau will im Sex überwältigt werden.» Das war, bevor er vom Bezirksgericht in mehreren Anklagepunkten wie sexuelle Nötigung für schuldig befunden und zu insgesamt 33 Monaten Knast verurteilt wurde. Das Urteil wurde später gemildert.

Während Hirschmann zuvor noch am Steuer seines Porsche durchs nächtliche Zürich heizte und Sottisen von sich gab, sorgte dann der ihn begleitende Kommunikationsmann fürs Grobe, Katastrophen-Sacha, dafür, dass Hirschmann sich nicht weiter um Kopf und Kragen redete.

Nach dem Prozess ist vor dem Prozess, im Anschluss ging Hirschmann auf einen Rachefeldzug gegen die Medien, nach der Devise: köpft den Boten. Moderner heisst das «Persönlichkeitsverletzung», und da weiss das «Opfer» heutzutage die Gerichte eher auf seiner Seite.

Hirschmann auf dem Kriegspfad

Der Ringier-Verlag roch rechtzeitig Lunte, spülte viele Artikel aus den Archiven und entschuldigte sich öffentlich beim Millionenerben. Damit schaffte sich das Medienhaus eine Millionenklage vom Hals. Die in Boulevard-Themen weniger sattelfeste Tamedia wollte es aber wissen und prozessierte bis zum Bundesgericht hoch, zudem verlor der Verlag einen Prozess vor dem Handelsgericht Zürich.

Also gelangte Tamedia einige Millionen Franken und sieben Jahre später als Ringier zum gleichen Ergebnis: «Die Tamedia AG entschuldigt sich bei Carl Hirschmann für diese Persönlichkeitsverletzungen.»

Ausverkauf zum Ende des Clubs …

Hirschmann selbst liess sich auf einer Selbstfindungsreise filmen und knipsen. Mit an Bord des Privatjets: der sogenannte Starfotograf Michel Comte, der alles knipst, wenn nur die Kohle stimmt. Hirschmann gab den Geläuterten und Einsichtigen, der sich angeblich neu «für Minenopfer engagiert».

Seither hüten sich die Medien, das Thema Hirschmann ohne Not aufzugreifen. Der wiederum ist inzwischen 40 Jahre alt, lebt in Mailand als mehrfacher Vater. Also könnte man doch die Mär vom geläuterten und zur Ruhe gekommenen Partylöwen als Bettvorleger schreiben. Wenn überhaupt.

Das waren noch Zeiten …

Allerdings spricht zunächst dagegen, dass der Chefredaktor der «Ostschweiz» enthüllte, dass die frühere Lebensgefährtin von Hirschmann Senior Strafanzeige erstattet hat. «Betrug, Urkundenfälschung, Erschleichung einer falschen Beurkundung Unterdrückung von Urkunden, Steuerbetrug und eventuell Geldwäscherei», zählt Stefan Millius genüsslich auf. Gerichtet ist die Anzeige gegen die beiden Söhne des im Sommer 2010 verstorbenen Hirschmann Senior.

Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung

Dahinter steht ein langer und erbittert geführter Erbstreit, um ein Millionen-Legat, verschiedene Testamente, Steuervermeidungskonstrukte und halt allem, was bei einem Multimillionenvermögen dazugehört, wenn der Besitzer stirbt.

Natürlich gilt für beide Söhne die Unschuldsvermutung. Bislang ist es der sich geprellt fühlenden Lebensgefährtin trotz unzähligen Prozessen nicht gelungen, mit ihrer Version des Erbgangs vor Gericht durchzudringen. Nun also der Umweg über eine Strafanzeige.

Deren Kern: die Beschuldigten hätten das Testament ihres Vaters vernichtet und sodann «nach dem Tod des Erblassers im Sommer 2010 die Gerichte während rund 10 Jahren belogen, arglistig irregeführt und auf diese Weise ein für sie vorteilhaftes Urteil zu Lasten der Anzeigeerstatterinnen und Privatklägerinnen erwirkt», wie es in der Strafanzeige heisst».

Keine schöne Nachricht für Hirschmann Junior und seinen Bruder. Dabei ist Carl Hirschmann gerade wieder auf dem Kriegspfad, um sich von Flecken auf seinem Image aus der Vergangenheit zu reinigen. Da wird es, man möchte sagen naturgemäss, etwas unappetitlich.

Denn CH Media vermeldet eine andere, neue juristische Entwicklung. Das Zürcher Obergericht habe ein Revisionsgesuch abgelehnt. Hirschmann will den Fall ans Bundesgericht weiterziehen. Worum geht’s denn hier?

Eine Reise zurück in die Vergangenheit

Vor 15 Jahren war Bestandteil der Strafuntersuchungen gegen Hirschmann ein Vorfall, den das Opfer so schilderte: Sie sei an der Bar eines Luxushotels von Hirschmann angesprochen worden. Unter dem Vorwand, er wolle ihr «etwas» zeigen, habe er sie in eine Toilette gelockt und sie – trotz ihrer klaren Aussage, keinen Sex zu wollen – zum Oralverkehr genötigt. Am Schluss habe er sie gezwungen – feinfühlige Leser wegschauen –, sein Ejakulat zu schlucken.

Tatort Toilette. Anrüchige Handlungen …

So weit, so widerwärtig. Nun hat diese Frau offenbar, inzwischen auch 40 und mit Hirschmann befreundet, ihre damalige Story zweimal abgeschwächt. In der zweiten Version relativierte sie die Vorgänge bis zum Oralverkehr in der Toilette. In einer dritten fügte sie hinzu, dass sie zwar keinen Sex gewollt habe, aber mit Oralverkehr einverstanden gewesen sei. Nur der Schluss sei gegen ihren Willen erfolgt.

Damals habe sie ihre Geschichte aufgebauscht, um glaubwürdiger zu erscheinen. Dass ihm deswegen eine Halbgefangenschaft widerfuhr, sei aus ihrer heutigen Sicht ein zu hartes Urteil. Mit diesen Aussagen bewaffnet zog Hirschmann nochmals vor Gericht, um eine Revision des ursprünglichen Urteils zu erreichen. Solche Revisionen gibt es in der Schweiz nur äusserst selten und nur aufgrund der Vorlage neuer Beweise, die der damaligen Urteilsfindung nicht zugrunde lagen.

Das Obergericht schmetterte den Revisionsantrag ab

Nein heisst nein, meinte das Obergericht und widersprach auch indirekt der Auffassung des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, dass seine Sexualpraktiken im Oral Office nicht als Sex im eigentlichen Sinne gelten könnten. Die Frau habe nein gesagt, Oralsex sei auch Sex, und der Schluss sei auch in der neusten Version gegen ihren Willen erfolgt.

Dahinter steht natürlich das Problem der Dame, dass sie nicht beliebig ihre damalige Aussage korrigieren und relativieren kann, ohne ihrerseits in strafrechtliche Schwierigkeiten zu geraten.

Hirschmann als verfolgende Unschuld, was ganz Neues. Bislang hat er es aber nur geschafft, dass sein damaliges Verhalten wieder nacherzählt wird. Denn diesmal hat er selbst den Anlass dazu geliefert. Aber vielleicht versucht er es im Anschluss nochmals mit einer Millionenklage wegen Persönlichkeitsverletzung. Interessant ist zumindest, dass sich nur die damals in dieser Form noch nicht existierende CH Media zur Berichterstattung veranlasst sieht. Tamedia und Ringier schweigen stille.

Bösartigkeit ist die höchste Form der Anerkennung

Seit Dienstag ist ZACKBUM unablässigen Versuchen ausgesetzt, die Plattform zu hacken.

Wir nehmen’s als Kompliment. Von gefälschten IP-Adressen aus aller Welt (China, Europa, USA, Lateinamerika) aus wird versucht, sich Zugang als Administrator auf die Webseite ZACKBUM.ch zu verschaffen.

So schaut’s aus bei einem Stupid-Hack.

Im weiten Feld der schmutzigen Kriegführung ist das eine eher harmlose Variante. Eine gute Firewall wird damit fertig. Wir haben eine gute Firewall. Einen solchen Angriff kann nun nicht gerade der IT-affine Sprössling eines der vielen beleidigten Leberwürste starten, die sich von ZACKBUM schon verunglimpft fühlten.

Gerne und immer wieder wird gegen uns das Argument ins Feld geführt, dass wir zu polemisch, unanständig, kritisch, ausfällig, ja bösartig seien. Das ist alles Unsinn. Ermüdender Unsinn. Immer der Offenbarungseid, dass einem inhaltlich nichts einfällt. Kein Gegenargument, keine Erwiderung, einfach nur flatlining. So bezeichnet man auf Englisch den Zustand, wenn die Messung der Hirnaktivitäten eine flache, gerade Linie ergibt.

Flatlining ist leider überall

Zuletzt widerfuhr uns das an der wohl letzten Veranstaltung des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten. Dort stellte sich Markus Somm einer Podiumsdiskussion und verriet nichts über die Performance seiner Internetplattform «Nebelspalter». Abozahlen, Klicks, Single Visitors, Werbung? Nichts.

ZACKBUM gestattete sich dann die höflich gestellte Frage, wieso der Verlagsleiter, CEO und Hersteller der IT-Insellösung für den «Nebelspalter» vor einiger Zeit nicht geruht habe, auf einen Katalog konkreter und naheliegender Fragen zu antworten, sondern es bei «kein Kommentar» bewenden liess. Ob die Fragen ehrenrührig waren oder nicht, kann man hier nachlesen.

Auch Markus Somm ging sofort in den ausweichenden Verteidigungsmodus, dass die Fragen dermassen polemisch und unanständig und aggressiv gestellt worden seien, dass man darauf gar nicht habe antworten können. Ein weiteres Armutszeugnis des modernen Journalismus.

Direkte Konfrontation möglichst vermeiden. Sich gegenseitig lobhudeln oder zumindest nicht zu sehr ins Gärtchen trampen. Austeilen ja, einstecken nein. Ausrufen ja, auf Fragen antworten, die Möglichkeit zur Stellungnahme ausnützen? Nein.

Konfliktfähig? Diskursfähig? Debattenfähig?

ZACKBUM gibt immer allen Kritisierten die Gelegenheit, auf unsere sachliche Kritik zu reagieren. Natürlich vor Erscheinen des Artikels. Oder auch danach. So sind wir wohl das einzige Medium der Schweiz, das mehrfach allen Unterzeichnern des Tagi-Protestschreibens (und auch alle Nicht-Unterzeichner) Gelegenheit gab, auf einen Fragenkatalog zu antworten. Reaktion: null.

Für journalistisch tätige Kritiker, die mit ziemlich massiven Anschuldigungen gegen ihren Arbeitgeber angetreten sind, ist das ein Armutszeugnis sondergleichen. Das gilt auch für andere öffentliche Personen, die weltmeisterlich austeilen, aber sich wie eine Mimose zusammenfalten, wenn es darum ginge, zu kritischen Fragen Stellung zu nehmen.

Was das alles mit dem Versuch zu tun hat, ZACKBUM zu sabotieren? Es kann natürlich sein, dass es zufällig einem Hacker, einem Black Hat aus Spass an der Tollerei eingefallen ist, mal ein wenig an ZACKBUM rumzupickeln.

Warum die Attacke, warum gerade jetzt?

Wir verbergen allerdings keine Geschäftsgeheimnisse oder einen Giftschrank an internen Dokumenten. Wir sind werbefrei und daher auch hier nicht anzupinkeln. Da wir von Anfang an mit Griffen unter die Gürtellinie rechneten, haben wir ein wenig in IT-Sicherheit investiert, was die Angreifer offenbar unterschätzten.

Wir selbst unterschätzen die weltweite Bedeutung von ZACKBUM keineswegs. Wir wissen aus gut unterrichteten Quellen, die vertraut mit diesen Abläufen sind, dass sich alle deutschsprachigen Regierungsmitglieder jeden Morgen im Medienbriefing zuerst die Artikel von ZACKBUM vorlegen lassen. Das gilt natürlich auch für alle Chefredaktoren, Verlagsmanager und Besitzer von Medienkonzernen. Wir respektieren den Wunsch nach Anonymität unserer Quellen.

Auf der anderen Seite wollen wir unsere Bedeutung doch nicht überschätzen. Was die Erklärung «Zufall» für den Angriff ausschliesst. Da es müssig ist, den Verursacher ausfindig zu machen (zumindest eher teuer), sagen wir ruhig: es schon mal mit einem Gegenargument versucht?

Statt solchen Pipifax zu unternehmen, zu finanzieren, wäre doch viel sinnvoller, sich zu einem Kommentar, zu einer Replik gar aufzuraffen. Da ist unsere Firewall sehr, sehr niedrig. Alles, was keinen juristischen Ärger gibt, alles, was nicht nur aus Beschimpfung oder persönlichen Angriffen besteht, wird gebracht. Denn bei uns hört Liberalität nicht dort auf, wo sie anfangen sollte: bei der Meinung des anderen. Und der erkenntnisfördernden Auseinandersetzung damit.

 

 

Die Genus-Vollklatsche

Vorläufig letzter Versuch. Genus ist nicht gleich Geschlecht. Kann doch nicht so schwer sein …

Wenn man ein ganzes Weltbild, eine ganze Kriegsführung auf einem Grundlagenirrtum aufbaut, ist das nicht etwas peinlich? Das ist oberpeinlich, blutrotpeinlich, zum Heimgehen und Schämen peinlich. Desasterpeinlich.

Wir erklären es nochmal gaaaaanz laaangsam. Es gibt das Geschlecht. Das sieht beim Menschen so aus:

In künstlerischer Freiheit und nicht proportional richtig dargestellt …

Normalerweise. Das nennt man auch Geschlechtsorgane. Davon abgeleitet unterscheidet man zwischen Männlein und Weiblein. Zum Geschlechtsakt vereinigen die sich. Üblicherweise. Es gibt auch Männlein, die sich zu anderen Männlein hingezogen fühlen, das kommt auch bei Weiblein vor. Ist nicht schlimm.

Es gibt auch asexuelle Wesen, die sich aus Sex und so nichts machen. Ist auch nicht schlimm. Ausser, es sind Priester, aber das wäre ein anderes Thema. Es gibt Menschen, die sich im falschen Körper geboren fühlen, sich keinem Geschlecht eindeutig zuordnen wollen. Gibt’s.

Es gibt ein paar Unterschiede zwischen Wirklichkeit und Widerspiegelung

Das ist die reale Welt. Nun fiel schon einem genialen Mönch im Mittelalter auf, dass es zwischen der realen Welt und den sie beschreibenden Worten einen gewaltigen Unterschied gibt. Daraus bastelte Umberto Eco einen Bestseller: «Der Name der Rose». Damit ist gemeint, dass eine reale Rose verwelkt, während ihr Name unverändert bleibt.

Noch alle an Bord, inklusive Tagi-Protestfrauen oder den Deppen Philipp Albrecht von der «Republik»? Wunderbar. Der freut sich nämlich «sehr, dass der Club der Zürcher Wirtschaftsjournalisten neu die weiblichen Mitglieder in seinen Namen integriert». Trauen sie so einem Irrläufer zu, eine Bilanz lesen zu können? Obwohl die weiblich ist?

Nun kommen wir zu einer ganz, ganz, ganz anderen Baustelle. Nämlich zum Genus. Damit ist eine Unterteilung von Substantiven nach Gattung gemeint. Leider hat das irgendwann einmal ein Idiot mit «Geschlecht» übersetzt, damit das auch einfache Gemüter verstehen. Und seither haben wir den Salat. Wobei ja niemand, der ernstgenommen werden will, daraus schliessen würde, dass es Salat nur in männlicher Form gibt, daher die weibliche ausschliesst, daher mit «die Salatin» ergänzt werden müsste, oder als «Salat*, Salat:in, Salat_in, Salat!in» geschrieben werden müsste.

Der Grat, der Rückgrat? Nein? Wieso dann das Rückgrat? Das sind doch interessante Fragen …

Das Genus ist einfach eine Unterteilung, die manchmal, aber nicht immer, mit dem Geschlecht zu tun hat. Der Mann, die Frau, da macht es Sinn, reales Geschlecht und Genus des Substantivs analog zu verwenden. Nun gibt es Sprachen (wie das Deutsche), die drei Genera haben. Andere haben zwei, einige haben – keins. Deshalb bleibt den Ungarn, den Türken oder den Indonesiern dieser ganze Quatsch erspart, der aktuell auf Deutsch die Sprache verhunzt, vergewaltigt, von ihrer wichtigsten Funktion abhalten will.

Wo es Genus gibt, gibt es Sammelbegriffe. Die gelten unabhängig von der geschlechtlichen Ausformung der Bezeichneten, kümmern sich auch nicht darum, zu welchem der inzwischen mehr als 160 Gender sie gehören. Da spricht man vom generischen Maskulinum. Was bedeutet, dass die Verwendung eines Genus keinerlei Diskriminierung der anderen beinhaltet. Genauso wenig, wie man (!) auf die bescheuerte Idee käme, sich bei Person nicht angesprochen zu fühlen, weil das Genus feminin ist.

Sprache als Kommunikationsmittel, nicht als falsches Kampffeld

Deutsch hat zudem die Besonderheit, dass es im Plural keine Genera gibt. Die Frauen, die Männer. Hier regierte, ginge es nach den Gender-Wahnsinnigen, nur das weibliche Geschlecht. Aber keine Bange, dem ist nicht so.

Es gibt eine ganze Reihe von Substantiven, die sogar – nein, das ist keine Analogie zu Menschen – unsicher sind, welchem Genus sie angehören wollen. Bzw., eine Veränderung des Genus führt zu leichten Bedeutungsverschiebungen.

Noch verwirrender, aber nur für Verwirrte: «die Eltern» hat keinen Genus. Potzteufel auch, denn das Wort existiert nur im Plural. Das nennt man Pluraletantum. Aber keine Bange, dieses Wort verwenden nur Menschen, die sich in der deutschen Sprache auskennen, darum müssen sich die meisten Journalisten oder Inklusion fordernde Verwirrte nicht kümmern. Oder Leute, für die Kosten der Plural von Kost ist. Oder «das, was andere für mich bezahlen müssen».

Es war in Europa längere Zeit herrschende Meinung, dass die Erde nicht nur das Zentrum des Universums sei, sondern auch flach wie ein Pfannkuchen. Wer diesem Irrtum widersprach, hatte gute Chancen, auf dem Scheiterhaufen oder auf der Streckbank zu enden, um dort seinen Irrtum zu bereuen. Das machte zwar die Todesqualen nicht angenehmer, bot aber die Hoffnung, doch wieder in die göttliche Gnade und das Paradies aufgenommen zu werden.

Wer meint, das seien längst vergangene Torheiten: auch heute gibt es Kreationisten, die aufgrund einer möglichst wortgetreuen Auslegung der Bibel felsenfest davon überzeugt sind, dass das Universum, die Erde erst vor wenigen tausend Jahren entstanden. Dieser Unsinn verkleidet sich in verschiedene Namen, wie beispielsweise das «Intelligent Design». Bleibt aber Unsinn.

Die Sprache ausschliesslich als Herrschaftsinstrument missverstehen

Genau wie die Grundthese unsinnig ist und bleibt, dass die deutsche Sprache Ausdruck einer männerdominierten, frauenunterdrückenden Gesellschaft sei, ein Herrschaftsinstrument (!). Ob sie in primitiver Form, als «feministische Linguistik» oder sonst wie vorgetragen wird. Abgesehen davon, dass all diese Ausformungen dem gleichen Grundlagenirrtum unterliegen: Sprache gehört immer auch den Unterdrückten, kann von ihnen genauso als Mittel zum Umsturz und zur Aufhebung von Herrschaftsystemen verwendet werden – wie von Herrschenden zur Stützung und Verteidigung existierender Strukturen.

Sonst könnte es wohl kaum sein, dass ein dermassen signifikatives Wort in diesem Zusammenhang, «die Herrschaft», als Genus feminin ist. So wie viele Abstrakta (Philosophie, Ideologie, Wissenschaft, Forschung, etc.).

Dialektisch gesehen, aber da wird die Luft dann für viele recht dünn, könnte man sogar die These wagen, dass all diese Sprachhampeleien, dieses aufgeregte Geschnatter, als ob durch die Verwendung von Sprachverhunzungen wie dem Genderstern der feministischen Sache auch nur der geringste Dienst erwiesen würde, von eigentlichen Unterdrückungsphänomenen abgelenkt wird.

Lohnungleichheit, grauenhafte Misshandlung von Frauen in der Dritten Welt, im Islam, Barbareien wie bis heute millionenfach betriebene Klitorisbeschneidung: das wären ein paar wirkliche Probleme. Zudem sind Ausbeutungs- und Unterdrückungsstrukturen auch, aber längst nicht nur geschlechtsspezifisch.

Anders absurd formuliert: Ajatollah ist bekanntlich die Bezeichnung für einen schiitischen Rechtsgelehrten. Mann. Würde es am frauenverachtenden Islam irgend etwas ändern, wenn man die Forderung aufstellte, diese Wort neuerdings als Ajatollah*In, als Ajatollah_In oder wie auch immer zu schreiben? Träte dann an die Seite des Gelehrten auch die Gelehrte? Oder wird die katholische Kirche femininer, wenn man neben Papst auch Päpstin schreibt? Was für ein Humbug.

Wieso bekommt ein solcher Luftkampf mit angetauchten Schlachten so viel Bedeutung?

Bleibt die Frage, wieso dann ein solcher Unfug eine dermassen überproportionale Bedeutung bekommen kann. Womit wir wieder beim Mittelalter wären. Nur wer überzeugt ist, den Schlüssel zum ewigen Seelenheil, zumindest aber das Wissen um das Gute und Bessere und Richtige und Humanistische und Fortschrittliche in den Händen zu halten, der kämpft wie ein Berserker um seine Ziele. Der beschimpft, beleidigt, bedrängt alle Abweichler vom vermeintlich richtigen Pfad. Mit dem flackernden Blick des Fanatikers, beratungsresistent. Für kein Argument zugänglich. Verschlossen gegenüber Logik, Verstand und Beweisführung.

Was früher Ketzer und Ungläubige waren, sind heute Sexisten, Frauenverachter, Diskriminierer. Natürlich gibt es solche (geschlechtsunabhängig, übrigens). Aber das kann doch nicht im Ernst Anlass zu Kampfesarien, Protesten, Glaubenskriegen sein. Oder doch?

Es lebe die Nostalgie

Vorher/nachher. Das macht beim Abnehmen besonders Spass. Im Journalismus ist’s Schrumpfen.

Vorher

Letztlich ging es immer um die Deadline. Ob der Journalist eine Woche Recherchierzeit hatte, gar einen Monat, oder ob er in der Tagesaktualität arbeitete – es wurde immer ein Kampf gegen die Uhr am Schluss.

Es gab einerseits die sogenannten Must-Themen. Also Ereignisse von nationaler oder gar internationaler Bedeutung, die berichtet werden mussten. Bei Magazinen war das die Nachrichtenabteilung, meist in strengem Schwarzweiss, um die Seriosität zu unterstreichen. Wenn das Magazin etwas auf sich hielt, kopierte es nicht einfach eine Agentur-Meldung, sondern ein das Gnadenbrot geniessender Redaktor nahm sich dieser Themen an.

Aber was zählte, war natürlich die Eigenleistung. Reportagen. Interviews. Enthüllungen, exklusive Storys. Denkstücke. Damit der Konsument, der Käufer, immer wieder einen Grund geliefert bekam, wieso er Geld dafür ausgeben soll.

Nach der Materialsammlung kam die schreiberische Bewältigung des Themas, die Erfüllung gewisser Minimalstandards. Um eine Trend-Story zu machen, brauchte es mindestens drei konkrete Beispiele, identifizierbar, real. Anonymes, Angefüttertes war zunächst suspekt, wurde auf die Streckbank der einfachen Frage gelegt: cui bono? Wer hat was davon, was sind die Motive dahinter?

Dann ging der Text durch verschiedene Prüfstationen. Ressortleitung, Textchef, Produzent, schliesslich die Chefredaktion. Überall auf diesem Weg war es möglich, dass das hoffnungsvolle und zarte Pflänzchen eines neuen Artikels den plötzlichen Kindstod erlitt. Zu schwach, zu dünn, zu schlecht, zu wenig belegt, zu oberflächlich, zu wenig Newsgehalt, gewollt, aber nicht gekonnt.

 

Sorgfältige Qualitätskontrolle war früher ein Must.

Je nach Thema warf dann noch der Hausjurist einen Blick drauf, auf jeden Fall ging es zweimal durchs Korrektorat, in dem noch Koryphäen von Heuerschem Format sassen. Für Nachgeborene: Walter Heuer war lange Jahre Chefkorrektor der NZZ. Allgemein akzeptiert in der Schweiz als oberste Instanz in allen Sprachfragen. Als es noch darum ging, möglichst verständlich, genau und korrekt zu formulieren.

Das Ergebnis all dieser Mühen wurde dann täglich, wöchentlich, monatlich dem Leser serviert. Wenn der – trotz aller Bemühungen – einen Fehler entdeckte und monierte, dann gab das rote Köpfe auf jeder Hierarchiestufe.

Nachher

Es geht immer noch um die Deadline. Nur hat die sich virtuell aufgelöst, bzw. sie ist zu einer ständigen Einrichtung geworden. Als ob das für den Leser irgend eine Rolle spielen würde, gibt es absurde Wettkämpfe, welches Organ eine News ein paar Minuten vor der Konkurrenz hat. Rücksichtnahme auf jeglichen sprachlichen Anspruch ist dabei nicht mehr möglich.

Inzwischen gilt im Journalismus das alte kaufmännische Prinzip «put the shit on the shelves», hau den Scheiss ins Regal, damit er sich verkauft. Überwacht wird der Output mittels brandgefährlicher Software wie zum Beispiel Gotham und Apollo von Palantir. Die Firma wurde 2004 mit finanzieller Unterstützung durch die CIA gegründet und gilt heute als die Benchmark für Kontroll- oder Überwachungssoftware.

Indem grössere Teile des Journalismus zu einem reinen Sprintwettbewerb denaturiert sind, fallen natürlich fast alle Kontroll- oder Verbesserungsinstanzen weg. Recherche war gestern, heute ist Performance. Genommen wird (fast) alles, wenn es Clickzahlen verspricht. Gestohlene Geschäftsunterlagen, vertrauliche Papiere, Funde im Rahmen einer Strafuntersuchung, die zum Schutz des als unschuldig geltenden Involvierten strikt vertraulich bleiben sollten – alles wird genommen, ohne zu zögern.

Hörensagen, weitersagen, nochmal sagen, aufplustern.

Statt Leistung geht es meistens ums Aufpolieren von Ungenügendem. «Wie Recherchen dieser Zeitung ergaben», in diesem Nonsens-Satz ist alles Moderne drin. Die «Recherchen» können ohne Weiteres ein Telefonat, eine Google-Suche oder einmal copy/paste aus einer Quelle sein, von der der Autor hofft, dass sie dem Publikum nicht bekannt ist.

«Dieser Zeitung» heisst es, weil die gleiche Sosse aus einer Zentralredaktion in ein Dutzend, in zwei Dutzend Kopfblätter ergossen wird. Der Anteil selbst dieser geschrumpften Eigenleistung wird auch immer kleiner. Man achte auf das Kürzel SDA, verschämt und klein in Klammern nach Artikeln. Das heisst, dass schlichtweg die Agenturmeldung übernommen wurde.

Es gibt natürlich auch die Variante «sda/sj». Das bedeutet dann, dass die Tickermeldung übernommen wurde, aber der Redaktor sj seinen Senf dazugab. Er kürzte vielleicht einen Satz, ergänzte sogar einen anderen, amputierte einen ganzen Absatz, womit zwar Logik und Aufbau flöten gingen, aber he, im Internet soll’s kurz und knackig sein.

Reputationsmanagement ist vermeintlich alles.

Fehlerkultur? Aber sicher, in dieser Schrumpf-Kultur entstehen jede Menge Fehler. Nein, andersrum. Da alle anderen Instanzen weggefallen sind, produziert der Schreiber sein Stück gleich selbst, setzt also Titel, Vorspann, Zwischentitel und alle weitere Ausstattung, um sein Kind möglich aufzuhübschen.

Bei dem verlangten Output in kurzer Zeit kann sich der Autor natürlich auch nicht um so Pipifax wie Rechtschreibung, Stil, Aufbau usw. kümmern. Das nennt man moderndeutsch «digital first». Das bedeutet, dass die verbleibenden Medienhäuser ins Rattenrennen mit den sozialen Plattformen eintreten. Das sie natürlich nie gewinnen können. Aus diesem Grund steigt der prozentuale Anteil von Konsumenten, die sich überhaupt nicht mehr über die klassischen Newsmedien informieren, auf über 50 Prozent, umso jünger die Zielgruppe ist.

Fazit

Statt sich mit solchen, gravierenden Problemen zu befassen, akzentuiert noch durch die Unfähigkeit, sich gegen Google, Facebook, Amazon & Co. im Online-Marketing durchzusetzen, herrscht hilflose Nabelschau, Kolumnitis, werden Journalierende zu Kommentierenden, beschäftigen sich am liebsten mit ihrem eigenen Bauchnabel oder welterschütternd wichtigen Problemen wie der richtigen Anwendung des Gendersternchens und einem möglichst inkludierenden Schreibstil. Ohne dabei zu merken, dass sie damit vielleicht absurden Korrektheitsfantasien genügen, aber ihr verbleibendes Zielpublikum exkludieren.

Oder auf Deutsch: Texte auf Debilitätsniveau, null verarbeitete und eingeordnete Berichterstattung, weder sprachlich noch inhaltlich originell, an den Interessen der Zielgruppe teilweise brutal vorbeigeschrieben, gibt der moderne Journalismus nur sehr mangelhaft eine überzeugende Antwort auf die banale Frage: wieso soll man für diesen Schrott überhaupt etwas bezahlen?

Kein Wunder, dass das nicht klappt.

Um sich die weinerlichen Weltkommentare von voreingenommenen Flachköpfen anzutun? Von rechthaberischen Möchtegern-Weltverbesserern? Von erhobenen und wild fuchtelnden Zeigefingern? Von in den Genderwahn, die Antirassismus-Manie und diverse Ticks, Marotten, persönliche Steckenpferde abreitenden Textanbietern, die sich keine Gedanken mehr darüber machen, dass ihre persönliche Weltsicht nicht unbegrenzt jeden interessiert? Noch weniger ihr Leiden, ihre Phantomschmerzen, ihre geliehenen Schicksale, mit denen sie sich über die Banalität des eigenen Lebens hinwegtrösten wollen?

Nicht technologische Veränderungen. Nicht andere Businessmodelle. Nicht andere Distributionsformen. Nicht neue Konkurrenz. Nicht mal die Verlogenheit der Medienmanager, die Schrumpf- und Sparmassnahmen als Verbesserung des Angeboits schönschwätzen wollen. Das alles sind kleine Sargnägel.

Der grosse ist: wer will Geld dafür ausgeben, schlecht bedient zu werden? Wenn die Küche angekokelte Tiefkühlpizza anbietet, von übellaunigem Personal ohne Rücksicht auf Gästewünsche auf den Tisch geknallt, das zu exorbitanten Preisen, während der Belag immer frugaler, mediokrer und kleiner wird: wundert sich da einer, wenn das Lokal pleite macht?

«Republik»: Money for nothing

Sorry, liebe Dire Straits, den Songtitel auf die «Republik» anzuwenden, ist gemein, aber unvermeidlich.

Der «Republik»-Redaktor Philipp Albrecht spielte sich an der GV des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten als der grosse und strenge Anhänger von Transparenz auf. Als knallhartem Rechercheur war ihm nicht entgangen, dass der Anlass – wie jedes Jahr – finanziell von einem Sponsor unterstützt wurde.

Erschwerend kam für Albrecht hinzu, dass der CEO des Sponsors Syngenta tatsächlich beim Abendessen anwesend sein würde. Offenbar dachte Albrecht, dass der so unantastbar im Hintergrund bliebe wie die Sponsoren, die ihm selbst Lohn und Brot bei der «Republik» garantieren. Also fragte er inquisitorisch, ob der Mann dann abgeschirmt werde oder man ihn mit Fragen belästigen dürfe. Zu seiner Enttäuschung lautete die Antwort: aber ja, natürlich, dafür ist er doch da.

Aber Albrecht hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Wieso diese Anwesenheit denn nicht auf der Einladung zur GV vermerkt worden sei. Weil das erst drei Tage zuvor bestätigt wurde und die Einladung mit drei Wochen Vorlauf verschickt werde, lautete die geduldige Antwort. Aber, so setzte Albrecht nach, dann hätte man dieses Wissen ja nicht drei Tage für sich behalten müssen.

Das war der Moment, wo der Autor erschöpft einen Ordnungsantrag auf Abstimmung und Beendigung dieser sinnlosen Quälerei stellte. Dann wollen wir doch mal in aller Transparenz schauen, wie denn die «Republik» die Kohle von zwei Multimillionären und von ein paar tausend Abonnenten verballert. Dass und wie die Gebrüder Meili, gefolgt von Adrian Gasser, Hauptaktionäre bei der «Republik» sind, wird zwar ausgewiesen, aber dermassen verklausuliert, dass es wohl nicht mal «Wirtschaftsjournalist» Albrecht ohne zu stottern erklären könnte.

Kompliziert, aber einfach gemacht …

Projekt R Genossenschaft, Republik AG, Holding-Struktur, es fehlt nur noch ein Briefkasten auf den Virgin Islands. Aber lassen wir das und konzentrieren uns darauf, wofür genau die «Republik» Tag für Tag rund 20’000 Franken verballert. Sonntage sind nicht mitgezählt, denn da ruhen die Herren (und Damen und divers und beyond und non-binär usw.).

Er mahnt wieder. Schon wieder. Immer wieder.

Nun, gleich drei Fachkräfte werden in die Schlacht geworfen, um die deutsche Corona-Unke Christian Drosten zu interviewen. Die knallharte Titelfrage: «Woher kam dieses Virus?» Nun ist Drosten dafür bekannt und berüchtigt, dass mehr als das statistische Mittel seiner Prognosen und Aussagen falsch, kreuzfalsch oder ziemlich falsch waren und sind. So auch seine Behauptung:

«Diese Idee eines Forschungs­unfalls ist für mich ausgesprochen unwahrscheinlich, weil es viel zu umständlich wäre

Wir wollen uns hier nicht auf eine detaillierte Debatte einlassen, sondern verweisen auf die kritischen Anmerkungen, die hier zu diesem Interview von Dilettanten gemacht werden.

Immerhin 9 Artikel in zwei Tagen

In den der GV folgenden zwei Tagen hat die «Republik» insgesamt 9 Stücke rausgehauen. Das sind immerhin 3 mehr als im Schnitt, dafür schon mal ein Lob. Aber was genau bekommt man hier für 40’000 Franken Aufwand? 2 Artikel sind schon mal einfach eine längere Anpreisung der anderen an diesem Tag erscheinenden Werke, womit wir bei 7 Storys wären. Rund 23’500 Anschläge verwendet die «Republik» darauf, die Nachfolgefrage von Petra Gössi durch den Fleischwolf zu drehen. Erstaunlicherweise widmet sich das Organ zur Rettung der Demokratie dann dem Fall Britney Spears. Das Pop-Sternchen steht bekanntlich seit einigen Jahren und vorangehendem etwas erratischen Verhalten unter Vormundschaft. Damit ein solcher Pipifax als «Republik»-würdig gelten kann, muss er natürlich etwas aufgepumpt werden. Der Fall sei «ein Lehrstück über den bösartigen Umgang mit Künstlerinnen, die aus der Reihe tanzen».

Dann gibt es noch zwei für «Republik»-Verhältnisse Kurzstoffe, ein eingekaufter Bericht eines «Regimekritikers» über die Haftbedingungen, unter denen die Schweizerin Natallia Hersche in Belarus leide. Schliesslich eine Klage, dass Mario Fehr, ein Lieblingsfeind der «Republik», ein Bundesgerichtsurteil missachte, das ihn zur Herausgabe gewisser Dokumente verurteilt habe. Damit wären 20’000 Franken verröstet.

Aktualität ist nicht so das Ding von der «Republik». Am anderen Tag sind es nur drei Stücke, allesamt von brüllend gähnender Beliebigkeit. Baukartell? Graubünden? Whistleblower? Man erinnert sich noch dunkel? Genau, das war die erste grosse «Skandalstory» der «Republik», die bei näherer Betrachtung zum Skandälchen schrumpfte. Und inzwischen verschwunden ist. Aber, solange die Leiche noch nicht völlig verwest ist, kann man doch noch etwas damit machen. Zum Beispiel ein urlanges Interview zum Thema «Polizeistaatmethoden» im Umgang mit dem Whistleblower. Newswert: null. Gähnfaktor: 100.

Schliesslich der dritte Teil der Serie: «Was kann oder muss sich verändern im Bewerbungsprozess und im Umgang mit Stellensuchenden?» Vielleicht ein präventives Stück in eigenem Interesse, wenn die nächste Drohung mit Selbstmord – ausser, es gibt mehr Batzeli – nicht mehr funktioniert.

Schliesslich ein gelinde ausgedrückt mehr als merkwürdiger Artikel. Bei der Lektüre weiss man nicht, ob man befremdet, beelendet oder geradezu angewidert sein soll. Die Autorin porträtiert eine Autistin, um unter anderem Aufschlüsse zu bekommen, wie sie selbst mit ihrer möglicherweise ebenfalls autistischen Tochter umgehen soll.

Wo hört ein Artikel auf und fängt Eigentherapie an?

Dass sich eine Mutter überall Hilfe sucht, wo sie sie vermutet, ist natürlich unbenommen, und ihr persönliches Schicksal verdient Mitgefühl. Aber daraus einen Artikel zu machen, das ist eine befremdliche Steigerung der Bekenntnis- und Geständnisstorys. Wie auch immer, damit wären auch die zweiten 20’000 verballert worden.

Wahrscheinlich hat sich der «Republik»-Redaktor Albrecht von seinen investigativen Fragen am Montag erst mal ein paar Tage erholen müssen, verständlich. Oder, er hat dann trotz Sponsoring und trotz der ihm nicht rechtzeitig angekündigten Anwesenheit des Syngenta-Bosses die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, noch ein letztes Mal einen anständigen Dreigänger, begleitet von angenehmen und ausreichend fliessenden Weinen, spachteln und saufen zu können. Was dann doch vielleicht die üblichen Folgen auf Kopf und Magen gehabt haben könnte.

Angesichts dieses Outputs kann man aber wieder mal sagen: dafür 40’000 Franken? Echt jetzt? Wahrlich money for nothing.

 

Der Gender-Todesstern

Es passiert wieder Ungeheuerliches. Das ist dem Zentralorgan des Genderns fast eine Seite wert.

Aleksandra Hiltmann musste die schwere Bürde der Berichterstattung tragen. «Die Bundeskanzlei sagt Nein zum Genderstern», «Betroffene sind schockiert», bebt Hiltmann mit. Obwohl: «Sprachexperte nennt die neue Regelung «vernünftig»», aber das ist ja auch offensichtlich ein Mann.

Geschmackvoll präsentierte Aufforderung zur Sprachvergewaltigung.

Es war wieder einmal eine längere Zeit der Schockstarre zu überwinden, denn die «Weisungen und Erläuterungen der Bundeskanzlei» wurden bereits am 15. Juni 2021 veröffentlicht. Auf knappen 6 Seiten wird hier ausgeführt:

«Die Bundeskanzlei lehnt die Verwendung des Gendersterns und ähnlicher typografischer Mittel zur Markierung von Genderdiversität aus sprachlichen, sprachpolitischen und rechtlichen Gründen ab.»

Anschliessend werden 8 Gründe aufgeführt, von denen jeder einzelne schon reichen würde, diese Sprachvergewaltigung, diese neuste Marotte, diesen Missbrauch, diesen Stellvertreterkrieg für obsolet zu erklären.

Zunächst nur Hiobsbotschaften

Hier muss man sagen, dass die Bundeskanzlei ihre sprachlichen Hausaufgaben gemacht hat. Das gibt Hiltmann zähneknirschend und unvollständig wieder. Dann muss sie gleich mit einem weiteren Nackenschlag fortfahren: «Jürg Niederhauser, Präsident des Schweizerischen Vereins für Deutsche Sprache, findet die Weisungen zum Genderstern «vernünftig».»

Der Hiobsbotschaften nicht genug: «Das sieht auch Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons Zürich, so – solange es um die strikt behördliche Kommunikation geht. «Mit Einwohnenden hingegen kommunizieren wir möglichst inklusiv», sagt Trachsel.»

Einwohnende? Wer kein blosser «Teilhabender» an der deutschen Sprache ist, sondern sie beherrscht, dem dreht es den Magen um bei diesem Missbrauch des Partizips Präsens, durch diese Missbrauchende. Aber, sonst wäre Hiltmann sicherlich verzweifelt, also eine Verzweifelnde geworden, schliesslich spricht einer Klartext: «Alecs Recher vom Transgender Network Switzerland (TGNS) findet:

«Die neue Weisung ist ein Fehler. Sie ist schockierend, verletzend und widersprüchlich.»»

Was tun? Auch dazu hat Recher eine klare Meinung, ist also ein klar Meinender: «Die Expertise von nicht binären Menschen ist da, die Bundeskanzlei muss diese nun schnellstmöglich bei Organisationen wie TGNS abholen, von sich aus.» Bis dahin, so fordert Recher, solle die Bundeskanzlei ihre neu erlassene Weisung zum Genderstern zurückziehen.»

Wer ist eigentlich diese Organisation TGNS?

Wer ist eigentlich diese Organisation TGNS? Gegründet von ebendiesem Recher, der zudem dort angestellt ist, besteht sie aus einer unbekannten Anzahl Mitgliedern; ihr Vorstand präsentiert sich so:

  • May Freigang, Co-Präsidium (sie / ihr)
  • Eneas Pauli, Co-Präsidium (er / they)
  • Siméon Seiler (er / they / kein Pronomen)
  • Mi (kein Pronomen)
  • Louis Käser (er)
  • James Ackermann (er)
  • Iliri Rexhepi (kein Pronomen, they / them)
  • Henryk Amalia (hen)

Sagen wir mal vorsichtig so: gewöhnungsbedürftig. Oder schlichtweg Randgruppenprogramm, unwichtig, nebensächlich, bedeutungslos. Eigentlich würde es zu den Aufgaben einer kompetenten Journalistin gehören, für den Leser transparent zu machen, wie bedeutend die von ihr zitierten Personen sind, bzw. welche Bedeutung deren Positionen oder Organisationen haben.

Aber Hiltmann ist eben eine Journalierende, keine ernstzunehmende Journalistin. Sie arbeitet zudem weiterhin für den als sexistisch, frauenfeindlich, demotivierend und ungerecht gegenüber Frauen stigmatisierten Tamedia-Konzern: «Der Genderstern wird in journalistischen Texten nicht angewendet», muss sie die Position der «Redaktion Tamedia» wiedergeben.

Was sagt denn die Konkurrenz zum Thema?

Der Artikel ist hinter der Bezahlschranke von Tamedia verborgen, was also den Lesenden sagen will, dass dieser Text, auch als Textin, formuliert von einer Textenden, Geld wert sein soll. Das wagen wir zu bezweifeln. Die Konkurrenz aus dem Hause CH Media hat sich immerhin zu dieser Zusammenfassung hier aufgerafft:

  • Genderstern: Bürger*in. Das Sternchen – der Asterisk – steht für die geschlechtliche Vielfalt. Wird zusehends von Behörden, Firmen und Organisationen genutzt.
  • Gender-Doppelpunkt: Bürger:in. Diese Schreibweise ist gerade für Seheingeschränkte angenehmer zu lesen. Ebenso soll der maskuline Wortstamm weniger im Vordergrund stehen.
  • Gendergap: Bürger_in. Die Lücke steht für geschlechtliche Variationen. Auch als kleine Pause beim Sprechen zu hören.
  • Schrägstrich-Schreibweise: Bürger/in. Hat sich namentlich bei amtlichen Stellen als Variante in Kurztexten etabliert.
  • Binnen-I: BürgerIn. Seit über 30 Jahren etabliert, um Frauen und Männer in einem Wort zu nennen.
  • Ausrufezeichen: Bürger!n. Wird von Luise F. Pusch, der Begründerin der feministischen Linguistik, als Übergangslösung vorgeschlagen. Soll weniger Lückenfüller sein als der Gendergap.

Wer Nachhilfe will; wir verlangen keine Kommission …

Das Organ der vertieften Recherche fügt hinzu: In Zürich empfiehlt die Fachstelle für Gleichstellung, den Genderstern im Unterricht zu verwenden. Die oberste Schweizer Lehrerin ist darüber nicht erfreut. So raportiert «watson» einen Bericht im «Tages-Anzeiger». Besonders lustig dabei: der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger soll von diesem Anschlag auf unschuldige Schüler nichts gewusst haben.

Wir möchten eigentlich von solchem Unfug überhaupt und allgemein nichts mehr wissen …

Fassungslos, Part 1

Wir haben lange gezögert, aber es braucht ein neues Gefäss: FASSUNGSLOS.

Lesen, staunen, verzweifeln. Das sind die drei Stufen auf dem Weg zur Medienenthaltsamkeit.

Ja, das kann nur eine: Laura de Weck. Dafür zahlt der Tamedia-Lesende sicher gerne mehr als 700 Franken im Jahr, um so was hinter der Bezahlschranke zu finden.

Wandel ist gut, echter Wandel ist besser. Nur: wie? Weiss das Annik Hosmann?

Gleichberechtige Gesellschaft mit «echter» Chancengleichheit? Also wenn das bedeutet, dass solche Autorinnen gleichberechtigt würden: niemals!

Dass der «Republik»-Linke im Sinne der Unabhängigkeit von einem multimillionenschweren Brüderpaar gesponsert wird, das stört Philipp Albrecht überhaupt nicht. Dass er sich hier über den Untergang der Club-GV freut, sollte wenigstens seine Leser stören.

Das vierfache Grauen.

Wer den sympathischen Herrn nicht kennt: Nik Walter, Leiter «Wissen» bei Tamedia. Hier setzt er in aller journalistischen Unabhängigkeit ein Zeichen.

 

 

Hilfe, mein Papagei onaniert

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

Wenn der Wahnsinn regiert, werden Enten gerupft. Konkret handelt es sich um die Bewohner von Entenhausen. Auch vor ihnen macht der Genderwahnsinn mitsamt korrekter Verwendung der Sprache nicht Halt.

Besonders pervers ist das hier, weil es in der Person von Erika Fuchs eine kongeniale Übersetzerin der Abenteuer von Donald Duck und seinen Mitbewohnern gab. Fuchs hat nicht nur den deutschen Sprachschatz bereichert, sie ist nicht nur die Autorin unsterblicher Formulierungen wie «Dem Ingenieur ist nichts zu schwör», sie hat sich auch immer wieder bemüht, literarische Anspielungen und hochwertige Formulierungen zu verwenden.

Nun ist, wie der «Tages-Anzeiger» vermeldet, den «Lustigen Taschenbüchern» mit den unsterblichen Abenteuern von Donald, Dagobert und anderen Ducks, von Gustav Gans, den Panzerknackern und vielen weiteren Figuren, offensichtlich von einer Sprachpolizei Gewalt angetan worden.

«Der an der Universität Wien lehrende Literaturwissenschaftler Achim Hölter hat in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» nachgewiesen, dass in mehreren Bänden der «Lustiges Taschenbuch Classic Edition» seit dem vergangenen Winter über 100 Sprechblasen geändert wurden. Als besonders krasses Beispiel nennt Hölter die Donald-Duck-Geschichte «Im Lande der Zwergindianer». Obwohl im seltsamerweise unveränderten Titel klar ersichtlich ist, worum es geht, wurden im Text Begriffe wie «Indianer», «Zwerg», «Eingeborene», «Skalp» und «Bleichgesicht» gelöscht oder umformuliert.»

Nun kann man sicher einwenden, dass es schlimmere Auswüchse dieses geradezu faschistoiden Wahns nach Sprachreinheit und -gerechtigkeit gibt. Man muss dafür nur die entsprechenden Wahnsinnstaten in den Organen von Tamedia nachschlagen, wo ganze Seiten schon damit gefüllt wurden, was korrekterweise gesagt werden kann und muss, was nicht. Aber jedem Fan der von Anfang der 40er-Jahre an vom US-Zeichner Carl Banks entwickelten Storys dreht es nochmal den Magen um.

Als ob wild gewordene Sprachvergewaltigerinnen selbst in der «Duden»-Redaktion («die Gästin») nicht schon genug Unheil anrichten würden.

Der Zyklus als Schicksal

Aber nicht nur die Sprache ist immer wieder ein Opfer von im roten Bereich drehenden Stellvertreterkriegerinnen. Vielleicht ist es dem Fehlen männlicher Erfahrung zuzuschreiben, aber es gibt einen Beruf, der uns bei ZACKBUM bislang unbekannt war: die Tätigkeit der «Zyklusberaterin». Es soll Frauen geben, die sich nach Mondphasen richten wollen, beispielsweise nur zu bestimmten Momenten die Haare schneiden lassen. Aber das ist hier offenbar nur der Anfang vom Wahnsinn.

Was lernt man, Pardon, frau, denn bei einer Zyklusberaterin?

«Was auch gut funktioniert: Vorkochen! Während eines Eisprung-Energieschubs zwei Lasagnen machen und eine in den Tiefkühler stecken. Das ist später Gold wert, wenn das Stehen am Herd anstrengend ist.»

Das mag ja so sein, aber obwohl wir nicht kampffeministisch gestimmt sind: will es nicht scheinen, dass hier die Frau auf ihre Funktionen als Heimchen am Herd reduziert wird?

Das scheint uns auch beim nächsten Beispiel der Fall zu sein: «Kurz vor der Menstruation fällt vielen Frauen plötzlich alles auf, was nicht funktioniert. Von der schmutzigen Kaffeemaschine über das quietschende Tram bis zu Fehlern in einem Text – wir sind dann einfach viel sensibler und zugleich intuitiver.»

Angesichts dieses Texts, bzw. dieses Interviews können wir also vermuten, dass er nicht kurz vor der Menstruation entstand … Aber item, frau könnte hier lernen, dass sich der weibliche Zyklus als «die vier Jahreszeiten der Frau» beschreiben lässt.

Glücklicherweise bietet die interviewte «Zyklusberaterin» Hilfe bei der «Zyklusbeobachtung» an. Man könne zum Beispiel von ihrer Webseite ein «Zyklusrad» herunterladen, ausdrucken und ausfüllen. Bei dieser Tätigkeit wollen wir Männer natürlich nicht stören.

Vielleicht nur noch als Warnung; so wird der «innere Herbst» im Zyklus der Frau beschrieben: Der Herbst, den «viele Frauen wegen des prämenstruellen Syndroms (PMS) als mühsamste Zeit empfinden, steht für Klarheit, Fokus, Kreativität. Es ist auch eine «No bullshit»-Zeit: in dieser Phase des Zyklus können viele Frauen Small Talk und oberflächliche Menschen nur schwer ertragen.»

Da schweigen wir stille und lassen diesen Herbst an uns vorübergehen.

Keine Schnäppchen erhältlich

Gibt es denn nichts Positives zu melden, so im Frühsommer, wenn es nicht gerade der Herbst des Menstruationszysklus ist? Vielleicht doch, obwohl diese Probleme auch diesem Herrn eher fremd sind. Urs E. Schwarzenbach, der nominale Besitzer des Hotels Dolder, der angebliche Milliardär, der aber leider immer so klamm ist, was Cash betrifft, stand wieder einmal vor dem Nichts.

Also das schon nicht, aber heute hätten in der angesehenen Galerie Koller 158 Werke aus seiner Kunstsammlung zwangsversteigert werden sollen. Das hatte die Eidgenössische Zollverwaltung angeordnet. Sie hatte diese Kunststücke beschlagnahmt, weil ihr Schwarzenbach Steuerschulden in der Höhe von rund 6 Millionen Franken klamm blieb. So kann man doch nicht arbeiten.

Aber im letzten Moment überwies Schwarzenbach die Kohle, die Versteigerung wurde abgesagt. Ein Filou halt, der Mann am Fenster für ziemlich reiche asiatische Clans.

Ein jämmerlicher Club

Es traf sich unerschrocken, dafür einmal im Jahr, der Club der Zürcher Wirtschaftsjournalisten.

Dieses Problem konnte gelöst werden, das hier nicht:

«Antrag Isabel Strassheim.

  1. Umbenennung in «Club Zürcher Wirtschaftsjournalist*innen».
  2. Mitglieder setzen sich zum Ziel, in ihrer Berichterstattung, zu 50 Prozent Akteurinnen der Wirtschaft zu Wort (und Bild) kommen zu lassen.

Lassen wir mal den Antrag b) als völlig bescheuert weg. Echt jetzt? Die Umbenennung? Auch hier («Zeichen setzen», «Der innere Herbst, den viele Frauen wegen des prämenstruellen Syndroms (PMS) als mühsamste Zeit empfinden, steht für Klarheit, Fokus, Kreativität. Es ist auch eine «No bullshit»-Zeit: In dieser Phase des Zyklus können viele Frauen Small Talk und oberflächliche Menschen nur schwer ertragen.»)

Auch ohne diesen vier Jahreszeiten unterworfen zu sein: man bemüht sich mit fortschreitendem Alter, so wenig lächerlich wie möglich zu sein oder zu werden. Der Antrag wurde angenommen, der Club hat ein Mitglied weniger.

Allerdings wird er sowieso kaum mehr wie zuvor funktionieren. Denn ein weiterer Antrag verlangte, dass er das Sponsoring seiner Generalversammlung sein lässt. Ein von zwei Millionären gesponserter «Republik»-Journalist meinte, das diene der Transparenz und setze ein Zeichen der Unabhängigkeit, mindere zudem die Gefahr, deswegen kritisiert zu werden, wie die Antragstellerin Maren Meyer ausführte. Obwohl in der 50-jährigen Geschichte des Clubs kein einziges Mal eine solche Kritik laut wurde. Auch dieser Antrag wurde angenommen.

So ist es gelungen, mit zwei geschickten Handbewegungen eine erfolgreiche, vergnügliche Veranstaltung zu ermorden. Und durch ein «da muss es doch Alternativen geben» zu ersetzen. Schade auch, der Club war ein netter Anlass mit guten Diskussionen, hochkarätig besetzten Podiumsdiskussionen und anschliessend vergnüglichem Zusammensein.

Aber wenn die nach Kernseife, Lustfeindlichkeit und Verkniffenheit riechende geheuchelte Rechtschaffenheit die Macht ergreift, wird es grau und öde. Ohne uns.