Abgang Hollenstein

CH Media probiert’s per sofort ohne publizistische Leiter nach unten.

Pascal Hollenstein war laut Impressum die Nummer zwei bei CH Media. Über ihm thronte nur noch Peter Wanner, unter ihm werkelte der Oberchefredaktor Patrik Müller und alle anderen noch überlebenden Redaktoren und Chefs der unzähligen Kopfblätter.

Hollenstein stiess zu CH Media, als die NZZ Gruppe sich von ihren Regionalmedien trennte und sie in ein Joint Venture mit der AZ-Mediengruppe einbrachte, in der Wanner das Sagen hat. Damit endeten alle Karrierepläne von Hollenstein innerhalb der NZZ, wo er sich mehrfach Hoffnungen gemacht hatte, Chefredaktor der NZZaS zu werden. Das Schicksal blieb dem Blatt erspart.

Dafür durfte er «Leiter Publizistik» werden, in die Geschäftsleitung Einsitz nehmen und auch in einem «Publizistischen Ausschuss» neben Koryphäen wie Peter Hartmeier, Esther Girsberger und natürlich Wanner himself.

Furztrockener kann man nun aber einen Abgang nicht kommunizieren: Wanner und Hollenstein hätten sich «auf eine Aufhebung des Arbeitsvertrags verständigt. Über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart.»

Wenn das so weit oben in der Chefetage so passiert, hat’s gekracht, aber gewaltig. Da nützen auch die Krokodilstränen des CEO von CH Media nichts, der sich artig bedankt und hinzufügt: «Entsprechend kann ich den Weggang nur bedauern.»

Das Bedauern in den Redaktionen und bei der Leserschaft, die er schon mal als Milchkühe verunglimpfte, die man noch melken müsse, bis man sie zur Schlachtbank führe, dürfte sich in Grenzen halten.

Akzente nur bei einem einzigen Thema gesetzt

Auch sein unermüdlicher Einsatz als Büttel und Sprachrohr für eine hasserfüllte Kämpferin gegen Hass und Diskriminierung im Internet ist vielen unangenehm aufgefallen. Da ihm bei seinen Artikeln niemand widersprechen konnte, fantasierte er auch schon mal eine krachende Niederlage vor Gericht in einen Triumph um oder hielt sich nicht an gerichtliche Sperrfristen, um als Erster mit einer News herauszuplatzen.

Immer gut dokumentiert von seiner Quelle, was es ihm erlaubte, ungeniert aus Gerichtsunterlagen zu zitieren.

Wo da der Vorbildcharakter eines publizistischen Leiters abblieb? In letzter Zeit war er eher schweigsam geworden, bis er sich in einem «Leitartikel» nochmals für die Annahme des Medienpakets stark machte, die auch seinem Besitzerclan viele Millionen in die Taschen spülen würde.

«Demokratie ist kostbar – und darf uns etwas kosten»,

stellte er noch fest. Dann fragte er rhetorisch: «Was sind wir bereit, für unsere direkte Demokratie zu bezahlen?» Dass er damit ein Junktim herstellte, dass nur die zusätzliche Subventionierung mit einer Milliarde Franken nicht etwa nur die Medien, sondern gar die direkte Demokratie retten würde – leicht verständlich war er nie.

Sicherlich ist auch Wanner der Auffassung, dass die Demokratie »uns» etwas kosten darf. Vor allem, wenn unsere Steuerfranken in die Taschen der Medienclans wandern. Allerdings ist Wanner auch der Auffassung, dass er sich einen Hollenstein nicht länger etwas kosten lassen will.

Eine kleine Verschlechterung für Hollenstein, eine grosse Verbesserung für CH Media.

Wirklich schmerzlich ist der Abgang aber für eine Zugerin, die einige Internetportale betreibt. Staatliche Unterstützung gestrichen, die Prozesse laufen schlecht, ein Lautsprecher ist verstummt, es bleibt nur noch Hansi Voigt. Und das ist nie eine gute Nachricht.

Corona-Kreische Brupbacher

Nach Schwächeanfall wieder ganz der Alte. Der Gegner der Realität.

Jeder leistet auf seine Art einen Beitrag dazu, dass das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit und Zurechnungsfähigkeit der Qualitätsmedien sinkt.

Ohne Rücksicht darauf, dass damit auch die Absegnung der zusätzlichen Steuermilliarde für reiche Medienclans immer unwahrscheinlicher wird.

Herausragend ist dabei der «Leiter Interaktiv-Team» von Tamedia unterwegs. In seinem unermüdlichen Kampf gegen die Realität und alles und alle, die nicht seiner Meinung sind, erlitt Corona-Kreische Marc Brupbacher allerdings vor Weihnachten einen Schwächeanfall – er verstummte.

War auch besser so, denn vorher musste man sich echt Sorgen um seinen Geisteszustand machen:

Mal eine kleine Auswahl seiner hysterischen spitzen Schreie: «Dieses Märchen von Sommaruga», für ihn ein milder Tadel, «unsere obersten Zauderer zaudern weiter», er kommt auf Betriebstemperatur, «jetzt sind sie komplett übergeschnappt», diagnostiziert Brupbacher den Bundesrat. Dann findet er das Notdampfablassventil nicht: «Wer nach zehn Monaten Pandemie immer noch nicht versteht, blabla, verfügt über die Hirnleistung eines Einzellers.»

Auf besorgte Nachfragen erklärte er sich vor Weihnachten so:

Verständlich, denn selbst der Gesamtbundesrat, insbesondere der Gesundheitsminister («mit Berset bin ich fertig»), verweigerte sich standhaft allem guten Zureden durch Brupbacher, der als Leiter eines Teams ganz interaktiv ihm ständig eine reinwürgte.

Wann er überhaupt noch Zeit findet, seinen eigentlichen Aufgaben nachzugehen? Oder vielleicht ist er – typisch Tagi – davon freigestellt, weil er schliesslich unermüdlich die Welt, zumindest die Schweiz retten muss.

Dabei hat er das Schicksal vieler Seher zu tragen, muss er als männliche Kassandra damit fertigwerden, dass er immer wieder mahnt und warnt – aber keiner auf ihn hört. Das mag auch daran liegen, dass keine einzige seiner düsteren Prognosen jemals eingetroffen ist.

Aber diese möglich Erkenntnis zerschellt an seiner unerschütterlichen Gewissheit: wenn die Realität nicht so ist, wie ich sie sehe, dann ist das Pech. Für die Realität natürlich.

Nach kurzer Schweige- und Erholungspause fragte sich Brupacher mal wieder bang, ob nicht die neue Virus-Mutation Omikron unser «Gesundheitssystem an den Rand des Zusammenbruchs» treiben würde. Möglicherweise auch darüber hinaus, aber da blieb seine Glaskugel dunkel.

Da man sich inzwischen beruhigt darauf verlassen kann, dass eigentlich immer das Gegenteil davon eintritt, was Brupbacher schreckensbleich vorhersieht, zeigte er kürzlich ein ganz seltenes Schwächezeichen:

Aber davon erholte er sich glücklicherweise schnell:

Um allerdings auch weit in die Vergangenheit zu schwenken. Unter Ausblendung eines blöden Details: laut Bundesamt für Statistik ist es aufgrund der Art der Zahlenerhebung gar nicht möglich, zwischen Hospitalisierungen «mit» oder «wegen» Corona zu unterscheiden. Aber von solchen Kleinigkeiten haben sich wahrhafte Seher noch nie von ihren Fehlprognosen abhalten lassen.

Jetzt haut ihm auch noch sein eigenes Organ Fehlinterpretationen der schrecklichen Wirklichkeit in die Fresse:

Ob sich Brupbacher traut, Kollegen Brotschi Bescheid zu stossen, dass der doch nicht so fahrlässig seine unermüdlichen Bemühungen sabotieren sollte, die Schweiz vor dem Untergang zu warnen?

Hilfe, mein Papagei onaniert!

Der beliebte Dreisprung als Fotoromanza.

Wir begeben uns mal wieder in die Niederungen des Journalismus. Drei Organe, drei Beispiele, dreimal Elend. Wir beginnen, darf nie fehlen, beim «Blick»:

Entweder war ein farbenblinder Redaktor am Werk, oder es ist absichtlich und demagogisch. Aber nicht nur die Fehlfarben irritieren; was ist denn eine «destruktive Situation»? Wenn der «Blick» Journalismus betreibt?

Steht eine Invasion der Aliens unmittelbar bevor? Gemach, die Wissenschaftler wissen, «dass das Objekt etwa 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, unglaublich hell ist und ein extrem starkes Magnetfeld hat.» Was bedeutet, dass wir hier etwas sehen, was vor 4000 Jahren passierte …

Früher galt im Boulevard die eiserne Regel: niemals Hartherziges über Tiere sagen

Wir steigen weiter hinab ins Grauen. Genau, nun kommt «watson»; unsere Leser müssen stark sein.

Endlich mal eine einfach zu beantwortende Frage. Dabei hoffte die Leserschaft schon, dass die Lücke, die Emma Amour hinterliess, sie vollständig ersetzt.

Scheint in Mode zu kommen. «watson» probiert es mit einem schwarzgrauen Putin. Diesem Bösewicht.

Natürlich hat nur einer den Atem, kann nur einer die ganz grossen Bögen ziehen, von der Zentralschweiz bis nach Zentralamerika. Eigentlich ist diese «Analyse» ein klares Indiz. Man sollte unbedingt Bitcoin kaufen ...

Nun wird’s ganz heikel, liebe Leser. Aber wer es bis hierher geschafft hat, muss nur noch ein Mal ganz tapfer sein; wir schlagen unten auf, sind also bei der «Republik» angekommen.

Zugegeben, das ist Stehsatz und nicht wirklich neu. Aber es ist auch nicht wirklich wahr. Die «Republik» ist keine Dienstleistung. Sie ist ein Beschäftigungsmodell für Blasenbläser auf Kosten ihrer Leserschaft und von wohlmeinenden Millionären. Die «Republik» deckt auch nicht auf, sondern kräht von Zeit zu Zeit, besonders dann, wenn sie wieder Extrakohle braucht, «Skandal». Kindergarten, ETH, Skandal. Kurz darauf stellt sich die Frage: War da was?

Schliesslich will die «Republik» keinesfalls, dass der Leser «eigene Überlegungen und Entscheidungen» anstellt. Sondern das Organ der guten Denkungsart sagt jeweils haargenau, was überlegt und entschieden werden soll. Zum Beispiel mit der strammen nordkoreanischen Mehrheit von 90 Prozent der «Verleger» empfiehlt das davon profitierende Medium, das Medienpaket anzunehmen. Weil auch ein paar Batzeli nicht in den Portemonnaies der grossen Verlegerclans landen.

Eine Portion Geschwurbeltes? Bitte sehr, mit Nachschlag. «Finsterhelle Welt», Wahnsinn, welch Widerspruch in einem Wort. Aber erst der Nachschlag: Da werde die «Fremdheit gefeiert» (wie geht denn das, «welcome, stranger»?), und obwohl der Film das tue, führe er «direkt ins Hier und Jetzt». Das haben Filme so an sich, wenn man sie hier und jetzt anschaut.

Nun müssen wir uns noch unbedingt einem Frauenthema widmen. Etwa dem Gendersternchen? Dem Kampf gegen das generische Maskulinum? Nein, schlimmer:

Eine Draufgabe Geschwurbeltes? Bitte sehr:

«Und diese Vorstellung hält sich offensichtlich bis heute: Wer schwanger ist, ist erst einmal, eben, schwanger und existiert fortan erst einmal nur noch um den Fötus herum. … «Zeig mal deinen Bauch» – so begrüsste mich eine Zufalls­begegnung, die von der Schwangerschaft gehört hatte, kurz nach Weihnachten. (Der Bauch steckte nicht ganz zufällig diskret unter einem Parka.)»

Eine Autorin ist schwanger. Das ist schön für sie. Aber sie leidet unter der Welt, das ist weniger schön für den Leser. Denn, wer hätte das gedacht, auch Schwangeren wird nicht so begegnet, wie es sein sollte. Wie sollte es sein?

«Es ist an der Zeit, den seit der Steinzeit tradierten Blick, den die Gesellschaft auf Frauen wirft, umzulenken: vom Bauch auf die Augenhöhe

Wir hingegen rollen die Augen noch weiter nach oben, hinauf zu den Sternen.

 

Kevin, allein zum Graus

Ein gut gestarteter Jungredaktor schreibt sich ins Aus.

Vielleicht ist Kevin Brühlmann unser Lob in den Kopf gestiegen. Denn was er auf den Spuren des Kalten Kriegers und Linkenjägers Ernst Cincera aufdeckte, war ein selten gutes Stück Recherchierjournalismus.

Einen ersten Schwächeanfall erlitt Brühlmann allerdings, als auch er noch seinen völlig überflüssigen Senf zur Bührle-Sammlung im Kunsthaus Zürich abgeben musste. Was besser unter «mein liebes Tagebuch» vor der Öffentlichkeit verborgen geblieben wäre, ergoss sich in die Spalten des «Tages-Anzeiger».

Leider nahm Brühlmann dann den hier erfolgten Rüffel nicht zu Herzen. Denn diesmal ist’s ziemlich peinlich. Oberpeinlich, sogar. Denn Oberchefredaktor Arthur Rutishauser musste zusammen mit der Frühstücksdirektorin Priska Amstutz in die Tasten greifen. Co-Sub-Chef Mario Stäuble profitiert offenbar davon, dass ein Mann und eine Frau als Duo reichen.

Waren wieder erregte Tamedia-Frauen ausfällig geworden? Nein, es geht nur um eine einzige Frau. Beziehungsweise um ein Porträt der FDP-Stadtratskandidatin Sonja Rueff-Frenkel. Aus der Feder von Kevin, dem Grausamen. Ein Schlag ins Kontor, denn nun schreiben die beiden:

«Wir entschuldigen uns».

Seit dem üblen Stück Konzernjournalismus von Philipp Loser über den Konkurrenten Lebrument ist der Tagi nie mehr so zu Kreuze gekrochen:

«Im Artikel wurden ungewollt antisemitische Klischees bedient. … Wir bedauern den Schaden, der mit der Veröffentlichung möglicherweise entstanden ist. … In diesem Fall haben wir unsere Qualitätsstandards nicht eingehalten, und die Kontrollinstanzen, die diese sicherstellen, haben nicht funktioniert. … Für die Publikation des Artikels und die dadurch verletzten Gefühle möchten wir uns entschuldigen.»

Das ist mal eine ganze Arie. Fehlt nur noch, dass sich Rutishauser und Amstutz vor dem Tamedia-Glashaus das Haupt mit Asche bestreuen, sich die Kleider zerreissen und «Entschuldigung» im Duett singen.

In «Tachles» war die Welt noch in Ordnung.

Was ist denn passiert? Kevin Brühlmann hatte sich an einem Porträt der FDP-Frau versucht: «Sonja Rueff-Frenkel (FDP): Die Frau mit dem Spinnennetz» (hinter Bezahlschranke). Eigentlich Trivialjournalismus, Anfängerübung, was für Kindersoldaten. Einen Tag begleiten, ein paar Quotes abholen, ein paar szenische Beschreibungen, eine Prise Kritik, der Versuch einer Schlusspointe. Et voilà.

Wenn ein Redaktor Ziel und Mass verliert

Läuft in der Liga «ein Tag in der Suppenküche», «mit dem Sozialarbeiter auf der Gasse». Kann eigentlich nix schiefgehen. Ausser, der Journalist verwechselt seine Notizen mit einem fertigen Artikel. Daher rutschte ihm zum Beispiel dieser hier rein: «Sie war für die drei Kinder zuständig, die eine jüdische Privatschule besuchten; ein Schuljahr kostet zwischen 19’000 und 28’000 Franken. … Sie ernährt sich koscher und hält den Sabbat ein (im Wahlkampf macht sie Ausnahmen).»

Soweit, so überflüssig, aber noch okay. Allerdings hängt Kevin der Kritische noch ein Interview dran, in dem er eine merkwürdige Vorliebe für die Menstruation an den Tag legt. Genauer: «Frauen gelten unter Orthodoxen bei Beginn ihrer Menstruation als unrein und dürfen von ihren Ehemännern nicht berührt werden – wie passt diese unterdrückte Sexualität mit Gleichstellung zusammen

Die Menstruation gnadenlos nachgefragt

Rüegg-Frenkel antwortet leicht ausweichend: «Ich glaube nicht, dass sich orthodoxe Jüdinnen unterdrückt fühlen.» Aber Kevin Gnadenlos bleibt auf der Blutspur: «Und die Tatsache, dass Frauen als «unrein» gelten?» Sie antwortet mit gesundheitlichen Aspekten, aber Kevin ist nicht zufrieden: «Diese Vorschriften sind aber jahrhundertealt.»

Spätestens nach der zweiten Fragen muss man tatsächlich sagen, dass ein solcher Pipifax von religiösen Uraltsitten in einem Porträt einer Kandidatin für ein politisches Amt nichts zu suchen hat.

Da ist ungefähr so sinn- und geschmackvoll, wenn man einen CVP-, Pardon, «Mitte»-Kandidaten fragen würde, was er eigentlich vom biblischen Verbot der Onanie hält. Kann man machen, muss man nicht machen, sollte man bei einer Frage bewenden lassen.

Übertrainierter Jungspund

Das kommt halt davon, wenn sich ein Jungredaktor ein paar Dinge über die jüdische Religion zusammengoogelt und sich dann für einen gnadenlosen Hirsch hält, wenn er auf einer solchen Frage rumreitet.

Loser hat sein Stück Schmierenjournalismus (leider) unbeschadet überlebt und salbadert weiterhin von Journalisten, die doch eigentlich «Helden» seien. Ob Brühlmann diesen zweiten Flop in seiner noch jungen Karriere überlebt? Auf Bührle kindisch rumtrampeln, das war ja erlaubt. Aber die jüdische Religion dermassen anrempeln? Seine Chefs zu einem solchen Kotau zwingen?

Oder ist Brühlmann Fan hiervon?

Der eigentliche Skandal wird nur angedeutet

Auch zum Eingeständnis, dass mal wieder alle Kontrollmechanismen versagten? Denn eigentlich liegt hier der wahre Skandal verborgen. Dass ein Jungspund über die Stränge schlägt, ist doch verständlich. Dass aber in einem angeblichen Qualitätsorgan der Ressortleiter, der Tagesverantwortliche, der Blattmacher, der Produzent und schlussendlich die Doppelspitze in der Chefredaktion des Tagi, die nun wahrlich nicht viel zu tun hat, ausser gelegentlich einen dünnen Kommentar zu schreiben, das durchwinken, das ist peinlich.

Das sollte dem abgehalfterten Duo Amstutz/Stäuble mindestens eine Abmahnung eintragen. Mit dem Hinweis: nochmal so einer, und Ihr sucht Euch einen Job, dem ihr auch gewachsen seid.

Man darf ja träumen

Angstbeisser Hansi Voigt

Der Minnesänger einer Milliardärin teilt nach einem Erweckungserlebnis wie ein wiedergeborener Feminist aus.

Es gibt in der Kynologie den Typus des Angstbeissers. Eine Situation wird als bedrohlich empfunden – knurr, schnapp. Kann man abtrainieren.

Hansi Voigt ist allerdings in einem Alter, in dem Erziehungsmassnahmen kaum mehr Sinn machen. Auch für Selbsterkenntnis ist’s zu spät. Er sieht sich als grosse Internet-Leuchte und erwähnt immer stolz seine Karriere bei «20 Minuten» und «watson». Weniger gerne fügt er hinzu, dass er beim ersten Organ einen Machtkampf verlor, beim zweiten Multimillionen verröstete und bei beiden gehen musste.

Fehlbesetzung Hansi Voigt.

Zurzeit geht er diesem Geschäft mit dem Elendsorgan «bajour» nach. Interessiert keinen, bietet nichts, behauptet, rund 3000 zahlende Unterstützer zu haben. Überlebt nur, weil eine spendable Pharma-Erbin Million um Million verlocht. Bald sind die ersten 3 Kisten verröstet, ohne dass «bajour» auf einen grünen Zweig gekommen wäre. Logisch: dann sind die nächsten 3 Millionen fällig.

Das hindert Heuchler Voigt aber nicht daran, gegen rechtsnationale Milliardäre zu wettern, die sich Zeitungen halten könnten. Gemeint ist Christoph Blocher, und dann ist’s pfui. Wenn es eine Oeri tut oder ein Brüderpaar bei der «Republik», dann ist’s was anderes, Gutes.

Parlamentarier und Stimmbürger, die das Referendum gegen das Medienpaket unterstützen, beschimpft er schon mal als «Freunde des Faschismus». Als das Gegenwind gab, ruderte er, typisch Angstbeisser, schnell zurück. «bajour», er selbst würden von diesem Medienpaket gewaltig profitieren, dem Steuerzahler sei Dank. Jedoch: wer Voigt auf seiner Seite hat, braucht für Spott nicht extra zu sorgen.

Den Höhepunkt seiner Rechenkünste erreicht Voigt im Dienste von Jolanda Spiess-Hegglin. Die fordert bekanntlich vom Ringier-Verlag Gewinnherausgabe. Wieviel? Voigt, der Gutachter, kam mal schnell auf eine Million Umsatz, also Gewinn (ist für das Finanzgenie das Gleiche), den Ringier mit seiner Berichterstattung kassiert hätte. Eiern als Rechenmethode: mal sind es 350’000 Franken Umsatz/Gewinn für 5 Artikel, mal 100’000 bis 200’000, je nach Tagesform von Voigt. Oder je nachdem, ob ihn Patrizia Laeri oder ein Redaktor von «10 vor 10» fragt.

Wenn Geldverdienen im Internet so einfach wäre, bräuchte es die Mediensubventionen gar nicht, und Voigt hätte vielleicht keine Spur der Zerstörung hinterlassen. Aber rechnen gehört nicht zu seinen Kernkompetenzen. Auf Anfragen antwortet er nicht, da verstummt der Angstbeisser.

Zu gerne hätten wir von ihm gewusst: «Sie kommen im Dienste von JSH auf einen Umsatz (oder Gewinn, das setzen Sie in der Dokumentation auf SRF gleich, ist auf Band) von einer Million Franken, bei den ersten eingeklagten Artikeln auf 350’000 Franken. Seriöse Internet-Koryphäen kommen auf höchstens 5000 Franken. Wie erklären Sie diesen Unterschied?»

Aber eben, die Freunde der Meinungsvielfalt und des demokratischen Diskurses fühlen sich nur in ihrer Gesinnungsblase wohl, wo jeder Zustimmung zum anderen blubbert und alle gemeinsam gegen den Rest der bösen Welt sind. Da das unter Luftabschluss stattfindet, entsteht ein übelriechender Fäulnisprozess.

Macht und Missbrauch

Wo das eine ist, besteht die Gefahr des anderen.

Medien haben Macht. Immer noch. Sie können Existenzen vernichten, den Ruf von Menschen unrettbar ruinieren. Sie können auch aufdecken, Licht in Dunkelkammern werfen, Fehlverhalten, Korruption, Inkompetenz anprangern. Im besten Sinne des grossen Publizisten George Orwell:

 

Orwell zugeschrieben:
«Journalism is printing what someone else does not want printed:
everything else is public relations.»

Das ist der Januskopf der Medien. Sie sind zu Gutem und Grossem fähig, als ewig leuchtendes Beispiel haben sie sogar den mächtigsten Mann der Welt, den US-Präsidenten Richard Nixon, zum Rücktritt gezwungen. In Filmen und Büchern besungen, die Endung -gate wird inzwischen dermassen missbraucht, dass man sie den Erfindern eines «Busengate» oder «Spesengate» um die Ohren schlagen sollte.

In solchen Respektlosigkeiten drückt sich der elende Niedergang des Journalismus aus. Er hübscht sich auf als Vierte Macht, als unverzichtbare Kontrolle von Herrschenden, Mächtigen und Regierenden. Aber wer kontrolliert die Medien?

Die Vierte Macht in der Hand von Familienclans

Wer zahlt, befiehlt, das gilt auch hier. Nun sind die grossen Medienkonzerne der Schweiz in der Hand von Familienclans. Coninx-Supino, Wanner-Wanner, Ringier-Walder, Lebrument-Lebrument. Multimillionäre, ja Milliardäre, deren persönliche Einstellungen, Freundschaften, Abneigungen, Ansprüche und Ziele das ungeschriebene Gesetz in ihren Medienhäusern sind.

Natürlich gibt es Redaktionsstatute, die innere Pressefreiheit, die angeblich sorgfältige Trennung zwischen Verlag und Redaktion. Ein Popanz, so ernst zu nehmen wie die sogenannten Chinese Walls in Beratungsfirmen, wo die eine Abteilung angeblich nicht wissen darf und kann, was die andere tut. Niemals würde die Buchhaltung, die eine nahende Überschuldung sieht, der Beratung den Tipp geben, so schnell wie möglich Rechnung zu stellen, bevor die Bücher deponiert werden müssen. Niemals, ausser, sie tut es nachweislich.

Niemals würde ein CEO und Besitzer Anweisungen erteilen, niemals ein Editorial zu einem Thema des Eigeninteresses schreiben. Ausser, er tut es nachlesbar.

Macht steht immer in der Gefahr des Missbrauchs. Dafür gibt es im politischen Bereich, bei Regierungen das Prinzip der Gewaltenteilung. Das Genialste, was den Menschen bislang eingefallen ist, um Macht zu zähmen. Legislative, Exekutive und Judikative heisst das, «Checks and Balances» heisst die angelsächsische Ausformung. Keiner hat absolute Macht, jeder sollte dem anderen auf die Finger schauen.

Machtkontrolle funktioniert bei den Medien immer schlechter

Das funktioniert meistens recht, manchmal schlecht. Seit dem Aufkommen der Massenmedien behaupten sie, die neue Vierte Gewalt zu sein. Ein zusätzliches Korrektiv, unverzichtbar, sogar die Demokratie rettend, wie völlig losgelöste Vertreter behaupten.

Das funktioniert immer schlechter. Beim Ausschlachten von gestohlenen Geschäftsunterlagen, aufgepumpt zu Leaks und Papers, schwingen sich journalistische Inquisitoren in Dunkelkammern zu Anklägern und Scharfrichtern auf. Klagen an, stellen an den Pranger, verurteilen, vernichten. Allzu häufig stellt sich in der juristischen Untersuchung heraus: zu Unrecht. Falsch. Skandalisierend statt aufklärend. Playboy Gunter Sachs, posthum durch den Dreck gezogen, nichts war dran an den Vorwürfen. Geschäftsmann Jean-Claude Bastos, bei lebendigem Leib ans mediale Kreuz geschlagen, seine Firma vernichtet, nichts war dran an den Vorwürfen.

Die gelinde gesagt regierungsfreundliche Berichterstattung in der Pandemie, mitsamt Skandalisierung, Schreckung der Bevölkerung («Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch, bis zu 100’000 Tote in der Schweiz»), von Fachkenntnissen unbeleckte Journalisten schwingen sich zu scharfen Kritikern auf, verteilen Betragensnoten, fordern dies und das und das Gegenteil davon, haftungsfrei und verantwortungslos.

Die restlose Vernichtung von Ansehen und Reputation eines Bankenlenkers, der alleine mehr Mehrwert geschaffen hat als die Versagercrews der beiden Schweizer Grossbanken zusammen. Oder alle Medienkonzerne. Die schamlose Verwendung von angefüttertem Wissen, die Perversion der Unschuldsvermutung.

Immer wieder muss grobes Fehlverhalten korrigiert werden, Entschuldigungen und Richtigstellungen nach teilweise zähen Kämpfen veröffentlicht werden.

Betrachtung des Bauchnabels mit gestohlenem Bauchgrimmen

Mit schwindender Bedeutung werden die Töne immer schriller, die Kommentare immer rechthaberischer. Mit schwindender Bedeutung wird der eigene Bauchnabel immer wichtiger, die eigene Befindlichkeit, das Leiden an eigenen oder fremden, gestohlenen Diskriminierungen. Das richtige Setzen eines Gendersternchen bekommt eine Bedeutung, die alle anderen viel berechtigteren Forderungen im Geschlechterkampf überstrahlt.

Das alles passiert, wenn die angeblichen Kontrolleure der Macht selbst nicht kontrolliert werden. Die Duopolzeitungen, oft in der Region, selbst im Kanton alleiniger Platzhirsch, bei der grossen Zusammenlegung und dem grossen Rausschmeissen wurde versprochen, dass man sich der Verantwortung bewusst sei. Das Regionale weiterhin pflegen wolle. Als Podium Platz für sich widersprechende Meinungen biete. Damit einen Beitrag zur öffentlichen Debatte leiste.

Selbstdarstellung der Medien, realitätsfern.

Alles geheuchelt, alles gelogen. Die Reduktion auf zwei Mantelredaktionen, die Hölle des klickgetriebenen Newsrooms, wo billige Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen ein kurzes Telefonat bereits als Höhepunkt einer Recherche sehen: all das wird der schwindenden Leserschaft als Synergie, als Verbesserung des Angebots schmackhaft gemacht.

Widerstreitende Meinungen? Gelegentlich schwirren Fremdkommentare wie bunte Vögel durch den grauen Einheitsbrei der stetig wiedergekäuten Schreibrichtung. Mehr ist da nicht.

Die schon immer feine, rote Linie zwischen selbst hergestelltem und bezahltem Content löst sich wie ein Stück Zucker in Wasser auf.

Aus eigener Unfähigkeit in die Misere geraten

Die Printausgaben werden durchsichtig, so dünn sind sie. Im Internet greifen agile Grosskonzerne 90 Prozent des Werbekuchens ab. Das ist kein Naturgesetz, sondern der Unfähigkeit und dem Versagen der Medienmanager geschuldet.

Für all das wollen nun die Verlegerclans eine zusätzliche Steuermilliarde. Das ist ein Mehrwert, der zuerst geschaffen, erarbeitet, abgeschöpft werden musste. Einer solchen Geldspritze muss man sich würdig erweisen, muss ihre Notwendigkeit, ihren Sinn begründen können.

Kraftstoff für satte Verlegerclans?

An diesem Beispiel könnten die Besitzer der Massenmedien zeigen, wie pluralistisch, offen, der Debatte zugetan sie sind. Aber in den Duopolzeitungen, im «Blick» liest man ausschliesslich Befürwortendes, Lobendes, die Notwendigkeit dieser Staatshilfe Betonendes.

Ungeniert üben die Besitzerclans ihre Macht aus und greifen sogar selbst zum Griffel. In vorauseilendem Gehorsam schreiben sich die Redaktoren die Finger wund, als his master’s voice.

Nicht mal die Fakten geben sie korrekt wieder, fantasieren, dass die Milliarde in erster Linie kleinen und lokalen Verlagen zugute käme. Was brandschwarz gelogen ist.

Macht, so sie nicht kontrolliert wird, lädt zu Missbrauch ein. Die Medienmacht wird nicht genügend kontrolliert. Der Konsument kann sich nur auf eine Art wehren: er verweigert den Konsum – und die Bezahlung. Das durch Staatshilfe zu ersetzen, ist falsch. Es perpetuiert einen Missstand. Es schüttet Versagen von Privatfirmen mit öffentlichen Geldern zu.

Der Besitzer profitiert. Und sollte selber zahlen

Eigentum verpflichtet. Die Medienclans haben trotz Corona und trotz schwindenden Inserateeinnahmen auch in den letzten beiden Jahren dick Kohle verdient. Sie haben in den letzten Jahren Milliarden verdient. Sie haben das in Kunstsammlungen, Yachten, Villen, Autoflotten und Luxusleben investiert. Das ist ihr gutes Recht. Aber wenn sie nun Schreckgespenster des Untergangs an die Wand malen, Clanchef Peter Wanner von CH Media mit ernstem Gesicht davon spricht, dass sein Medienhaus in ein paar Jahren in die roten Zahlen rutsche – dann sind sie gefordert.

Ist käuflich. Ist auch verkäuflich …

Privatvermögen äufnen, wenn’s gut läuft, nach Staatshilfe krähen, wenn’s aus eigenem Unvermögen schlecht läuft – das geht nicht. Kunstsammlungen, Villen, Yachten können auch verkauft werden. Das mag für die Clans überraschend sein, ist aber so.

Würden die Medienkonzerne ihrer Selbstdarstellung nachleben, hätten sie keine Probleme. Denn gute, ausgewogene, einordnende, vom Regionalen über die Schweiz nach Europa und in die Welt hinausgreifende Information stiesse auf genügend Nachfrage.

Gute Ware findet Käufer. Schlechte bleibt liegen

Eine Mogelpackung, eine unkontrollierte Kontrollinstanz, ein zum Skelett abgemagertes Angebot zu exorbitanten Preisen: das ist zum Untergang verurteilt. Es wird ersetzt werden. Auch die Hersteller von Droschken und Dampflokomotiven warnten vor neumodischem Zeugs wie Automobile oder Elektroloks. Hielten sich für unersetzbar, unabkömmlich, beklagten den drohenden Untergang von Sitten, Gesellschaft und Gesundheit.

Sie gingen unter, leben noch als Folklore weiter. Das Glashaus an der Werdstrasse, der x-mal umbenannte Hauptsitz von Tx, von Tamedia, von 12 Kopfblättern inklusive «Tages-Anzeiger», würde sich als Museum ausgezeichnet eignen. An den Wänden die Kunst der Coninx-Stiftung, in den Räumen Schaujournalismus wie in einer Schaukäserei. Die Ähnlichkeiten zwischen Käseherstellung und Fabrikation dieser Art von Journalismus wären verblüffend.

Schaukäserei in Appenzell, bald auch an der Werdstrasse?

 

Blöd, blöder, «Blick»

Der Ticker, die Fotos, die «Fachleute», das atemlose Japsen.

So sah’s am Dienstagmorgen bei «Blick» aus. Gibt es etwas Älteres, Unwichtigeres am Donnerstagmorgen?

Kein Kommentar …

Werbung. Gratis. In der NZZaS

Über Seite 21 müsste stehen: «Branded Content». Ist’s nämlich.

Anwälte, dem Gesetz sei’s geklagt, dürfen keine Werbung für sich machen. Das ist blöd, weil man schliesslich klappern muss, um an neue Mandanten zu kommen. Besonders, wenn bestehende zwar nette Abflüsse aus dem Portemonnaie zu verzeichnen haben, aber nicht unbedingt grosse juristische Triumphzüge miterleben dürfen.

Da kommt es sehr gelegen, wenn unter dem Mogeltitel «Hintergrund Justiz» ein jeder Kritik abholder Schmeichelartikel über «eine der geschicktesten Medienanwältinnen des Landes» erscheint. Unter dem etwas mysteriösen Titel: «Mehr als Recht». Ob damit gemeint ist, dass eine Anwältin ein lukratives Geschäftsmodell entwickelt hat?

Alles, was recht ist: bezahlte Werbung könnte es nicht besser.

Riesenporträt im modischen Oberteil mit hingefönter Wallefrisur. Aber damit bewegen wir uns sicherlich schon an der Grenze zu Sexismus, Reduktion einer Frau auf das Äussere. Also zum Inhalt.

Duftmarken ungehemmter Lobhudelei

Der Artikel selbst versprüht allerdings den schalen Charme eines Duftbäumchens, beziehungsweise geradezu teenagerartige Schwärmerei der Autorin. Eine Geruchsprobe:

«Als Medienrechtsanwältin Rena Zulauf diese Woche in jenem des Kantonsgerichts Zug steht, wirkt es, als hätte jemand auf das Raumspray getippt und einen Duft versprüht, «Frühlingsfrische» könnte er heissen: der entschlossene Schritt, die perfekten Locken, ein Flair von «Boston Legal», der amerikanischen Anwaltsserie.»

Distanzloses verbales Einschnaufen durch Rafaela Roth, Schülerzeitungsniveau in der NZZaS, peinlich. «Boston Legal» war eine 2008 beendete, eher durchgeknallte Anwaltsserie mit dem «Star Treck»-Helden William Shatner in der Hauptrolle, der überzeugt war, vom Rinderwahnsinn infiziert zu sein. Am Schluss der Serie geht die Kanzlei übrigens pleite …

Ähnlich geht’s auch bei Roth weiter: «Beim Besuch in ihrer Kanzlei lässt Rena ­Zulauf erst einmal Licht ins Sitzungszimmer, reisst die Fenster auf, verschiebt Zimmerpflanzen. Sie hat diese seltene Eigenschaft, Räume sehr stark auszufüllen.»

Die Dame muss eine unglaubliche Wirkung versprühen: «Hier kommen Leute hin, die sich medial ungerecht behandelt fühlen, Unternehmer, Journalistinnen, Banker, Verwaltungsrätinnen, Politiker. … Gestandene CEO brechen in Zulaufs Büros in Tränen aus, keine zwei Blöcke vom Medienhaus Ringier entfernt, von jenem der NZZ-Gruppe auch.» Ob das dann geschieht, wenn sie die Honorarrechnung betrachten?

Wir hingegen wischen uns die Lachtränen aus den Augen, sind als Fremdschämer von so viel Lobhudelei gerührt und geschüttelt, wenden uns mal dem Leistungsausweis und öffentlichen Auftritten von Zulauf zu.

Der Leistungsausweis ist weniger raumfüllend …

Zunächst einmal hat sie keine Berührungsängste. Sie ist sich nicht zu schade, an der Seite von Hansi Voigt in Sachen Jolanda Spiess-Hegglin zu kämpfen. Wie schrieb René Hildbrand über einen peinlichen Doppelauftritt der beiden im «Medienclub» des Schweizer Farbfernsehens: «Voigt sass direkt neben Zulauf und nickte deren Aussagen ab, als wäre er der Assistent der Anwältin.»

Die fiel durch genauso bissige wie inhaltsleere Einwürfe auf. Aber es war geschickte Eigen-PR, wann darf schon mal ein Anwalt anstelle seines Mandaten Gratis-Werbung für sich selbst am TV machen. Was Zulauf dabei verwedeln will: im Dienste von JSH hat sie bittere Niederlagen eingefahren. Nachdem der «Blick» wegen Persönlichkeitsverletzung verurteilt wurde, zog sie das Urteil ans Zuger Obergericht weiter.

Statt zu triumphieren, verlor sie auf ganzer Linie. Alle ihre Anträge wurden abgeklatscht. Ringier hingegen scheiterte lediglich mit seinem Versuch, die Persönlichkeitsverletzung wegzukriegen.

Aber frei von juristischen Kenntnissen trällerte ein Jubelchor um den Vorsänger Pascal Hollenstein von CH Media, dass hier ein grandioser Sieg eingefahren worden sei.

Auch im Fall des bigotten CVP-Politikers Christophe Darbellay, der christlich-katholische Werte in der Ehe hochhielt, sich aber einen Seitensprung mit Folgen leistete, sagte sie zu diesem befremdlich-skandalösen Verhalten, es gebe «kein öffentliches Interesse an Moralisierung eines Seitensprungs einer exponierten Person».

Damit zeigte Zulauf bedenkliche Unkenntnis der Grundlagen des Medienrechts, was ihren Fanclub aber nicht weiter stört. Mit dem missbrauchten Begriff des Persönlichkeitsschutzes versucht sie, Heuchelei, selbst an die Öffentlichkeit gebrachtes Fehlverhalten zuzudecken.

Ein Porträt sollte vielleicht Gegenstimmen enthalten

Auch Patrizia Laeri hat sich der Unterstützung von Zulauf versichert. Das brachte ihr bereits zwei Klatschen vor zwei verschiedenen Gerichten ein. Der Versuch, mittels superprovisorischer Verfügung einen Laeri-kritischen Beitrag auf «Inside Paradeplatz» zu löschen, scheiterte zweimal. Indem gleichzeitig ein Bezirks- und ein Handelsgericht angerufen wurde, verdoppelte sich zwar die Honorarnote der Anwältin. Da man aber nicht vor zwei Gerichten das Gleiche einklagen kann, schuf sie hier ohne Not einen Konflikt, weswegen sich das Gericht vorsichtig mal für «nicht offenkundig unzuständig» erklärte.

Nun sollte ein Porträt auf NZZaS-Niveau vielleicht auch Gegenschnitte, kritische Stimmen, Hinweise auf nicht Raumduft versprühende Eigenschaften der Porträtierten enthalten. Einen inzwischen pensionierten Tamedia-Anwalt zu zitieren, der neben leiser Kritik versöhnlich anmerkt, dass man sich – schlägt sich, verträgt sich – «später wieder zum Mittagessen traf» und man durchaus «mit ihr verhandeln» könne, das ist ja keine kritische Stimme, sondern ein winziges Feigenblatt auf einer Lobhudelei.

«Flair von Boston Legal»?

Erwähnungen weniger strahlender Seiten der Anwältin haben in einem Abknutsch-Artikel keinen Platz. Sonst könnte der sich am Schluss nicht in geradezu lyrische Höhen erheben: «Zulauf selber sieht sich als Verteidigerin der Qualitätsmedien. Wie sie sorge sie für Meinungsbildung innerhalb des Rechtsstaats. Nur ist ihre Waffe das Gesetz, der Minimalkonsens über gut und schlecht – immer gewürzt mit der richtigen Geschichte. Das ist das Material, aus dem Rena Zulauf Prozesse macht.»

Das ist das Material, aus dem journalistische Schmiere gemacht ist.

 

Wie riecht Panik?

Beim Medienpaket schwimmen den Verlegern die Felle davon.

Es gibt eine wahrhaft unheilige Allianz. Linke Kreise entdecken plötzlich ihre Liebe zu den Portemonnaies sonst gröber kritisierter Medienclans. Die würden nämlich den Löwenanteil der Zusatzmilliarde Steuergelder abgreifen, sollte das Medienpaket bei der Abstimmung vom 13. Februar wider Erwarten angenommen werden.

Aber es fallen dann auch ein paar Batzeli für schmalbrüstige, ewig in Geldnöten steckende linke Organe ab. Darunter das völlig überflüssige «bajour», die Blasenpostille «Republik» oder auch die gerade gegründete «Hauptstadt».

Die einen wettern gegen reiche rechte Milliardäre, die sich ja nicht noch mehr Zeitungen kaufen dürften. Die anderen quengeln, dass ihre Einheitssaucenfabriken einen unverzichtbaren Beitrag zu Demokratie, Meinungsbildung und Information leisten würden.

Dass die Töne der Befürworter immer schriller werden, liegt auch daran, dass ihnen eine Werbekampagne aufs Auge gedrückt wurde, die wohl in die Geschichte eingehen wird. Als das Allerbescheuertste seit der Erfindung des Werbeplakats.

Ausgerechnet Wilhelm Tell als Sujet zu nehmen, das im SVP-Stil zu zeichnen und den armen fiktiven Nationalhelden als Bannerträger des Kampfs gegen Fake News in Stellung zu bringen: das muss man sich erst mal einfallen lassen.

Seither mit Regenrohr.

Werber sind entschuldigt, sie bedienen sich ja gelegentlich auch verbotener Substanzen, um ein Stück Sauglattismus hervorzuzaubern. Aber man muss schon sagen, der Ringier-Verlag lässt sich die Verunstaltung mit Regenrohr seines «Blick»-Logos aufs Auge drücken, und die Befürworter des Medienpakets gehen unter anderem mit dieser Variante in die Schlacht (und unter):

Rascheln im Ohr?

Ist Tell schwerhörig gewesen? Hatte er tatsächlich neben der NZZ noch ein zweites Organ abonniert? Waren das schon Hörausgaben, vielleicht, um dem damals weitverbreiteten Analphabetismus zu begegnen? Vor allem aber: Wo ist seine Armbrust geblieben? Und wieso hat er einen Apfel in der Tasche?

Neben einer grottenschlechten Werbekampagne …

Aber selbst das ist nicht mal der Gipfel. Es haben sich unzählige «Komitees» von aufgeregten Befürwortern gebildet, die ebenfalls mit gerütteltem Flachsinn auffallen. Herausragend das Verleger-Modell «Die Meinungsfreiheit». Hier klettern verlorene Menschen auf schwarzen Bergen herum. Vielleicht soll man sich bis zur Besinnungslosigkeit an die Stirn schlagen, um dann willenlos ein Ja auf den Stimmzettel zu schreiben.

Dann gäbe es noch die weiteren Retter der Demokratie, die immerhin von ihrer ersten Visualisierung mit Blocher, Köppel und Trump (!) Abstand genommen haben.

Vorher …

Nachher …

Aber immer ohne Absender:

Der Verein im Verband im Dunkeln …

Mit steigender Nervosität wird nun auch noch dieses Komitee in die Schlacht geworfen:

Unfassbar schlecht …

Auch hier scheint der Billig-Grafiker am Werk gewesen zu sein; auf ein dermassen abschreckend hässliches Ja muss man erst mal kommen. Vielleicht sollte man in der Wortkaskade noch ergänzen: Grafik braucht Grips.

So sieht übrigens das Impressum des «Aufrufs» für das Medienpaket aus:

In der Hektik nicht ausgewechselt …

So sieht Panik aus. So riecht Panik. Das ist kein schöner Anblick. Das ist kein schöner Geruch. Das wäre fast mitleidserregend, wenn nicht dermassen viel Geld unnütz verbraten würde. Statt es ZACKBUM zu spenden.

 

Qualitätsjournalistin Tina Huber

Die Redaktorin im Ressort Gesellschaft von Tamedia schreibt über alles. Leider.

Ein Interview mit dem abgehalfterten Tyler Brûlé. Die Frage: «Wie viel Schlachthof steckt im Shampoo?» Smalltalk der Woche: «Kommt der Handschlag zurück?» Und aus aktuellem Anlass: «Milieubesuche sind absolut tabu», das Interview mit «einem früheren Kadermann», der angeblich «einordnet».

Andreas Russenberger hat seine Karriere bei der Credit Suisse an den Nagel gehängt und ist unter die Schriftsteller gegangen. Da kann er Aufmerksamkeit durchaus gebrauchen.

Wenn er von der von Kenntnissen über Banker und Bankster völlig unbeleckten Journalistin Tina Huber interviewt wird, kann er unwidersprochen Unsinn erzählen, als wäre er noch in der Medienstelle der Krisenbank angestellt: «99 Prozent der Angestellten in der Finanzbranche versuchen nichts weiter, als einen guten Job zu machen. Vincenz ist ein absoluter Ausnahmefall.»

Merke: bei Banken ist immer alles ein Ausnahmefall. Auch alles, was sich ständig wiederholt. Wie Fehlverhalten, Milliarden-Bussen, Milliarden-Flops, Bonusgier, abgehobenes Leben. Nein, setzt Russenberger dagegen: «Die Behauptung, dass Banken ein Hort von schlechten Charakteren seien, stimmt einfach nicht.»

Leider gibt es eine dermassen umfangreiche Liste von Ausnahmefällen …

Und wie steht es denn mit der bekannten Bonusgier? «Es ist die Aufgabe der Aktionäre und der Verwaltungsräte, eine nachhaltige Lohnstruktur zu schaffen.» Nur versagen die seit Jahrzehnten bei diesem Problem und ist diese Leier wirklich abgenutzt.

Richtig lustig wird es bei seiner weiteren Verteidigung von Millionenlöhnen für Milliardenverluste:

«Hinzu kommt: Wer Millionen verdient, kann damit ja auch Gutes tun; zum Beispiel spenden.»

Könnte, muss man da sagen, könnte.

Natürlich kann sich die Interviewerin die woke Frage nicht verkneifen, ob denn nicht mehr Frauen in Führungspositionen segensreich fürs Banking wären. Kein Problem für den Ex-Banker: «Ich will Ihre Frage nicht auf das Geschlecht reduzieren: Es wäre wünschenswert, dass das Management allgemein diverser wäre; in Bezug auf Alter, Geschlecht, Herkunft.»

Es ist immer zum Fremdschämen, wenn ein völlig unvorbereiteter Journalist sich von einem Gesprächspartner nach allen Regeln der Kunst übertölpeln lässt, einseifen, zumüllen. Es ist beunruhigend, dass solche journalistischen Niederlagen durch alle Kontrollinstanzen in sogenannten Qualitätsmedien rauschen und veröffentlicht werden.

Dass Investmentbanker mit wenigen Wörtern wie «fuck» und «shove it up your ass» einen ganzen Arbeitstag bestreiten können? Dass die Apotheken rund um die Bahnhofstrasse erfreuliche Umsätze mit Psychopharmaka, mit Uppern und Downern, mit allen Designerdrogen machen, die man sich nur vorstellen kann? Dass Private Banker, im unmenschlichen Konkurrenzkampf um Neugeld zu allem, buchstäblich zu allem bereit sind? Dass ab einer gewissen Führungsposition, spätestens als Managing Director Soziopathen und Psychopathen die Regel, nicht die Ausnahme sind? Dass im mörderischen Kampf um Positionserhalt oder gar Karriere in schrumpfenden Banken jedes Mittel recht ist? Dass der kurze Aufstieg und schnelle Fall des letzten VR-Präsidenten der CS wieder beweist, dass Heckenschützen und Intriganten und Machtmenschen herrschen?

Dass jeder Banker, spätestens nach dem dritten Champagner oder dem zweiten Strässchen Anekdoten erzählt, die wahr sind, aber kaum zu glauben? Von Gelagen, nächtlichen Sumpftouren, Ausflügen in alle Welt, in die halbseidene und in die Unterwelt, von willfährigen Dienstleistungen, immer im Kampf um Neugeld oder den Erhalt von UHNWI?

Aber Huber weiss sicherlich nicht einmal, wofür diese Abkürzung steht. Macht ja nix, aber vielleicht sollte sie besser die Tyler Brûlés dieser Welt interviewen. Deren Antworten könnten wenigstens unterhaltend sein, ob sie Realitätsbezug haben oder nicht, ist in ihrem Fall völlig egal.