Wumms: Claus Hulverscheidt

Wie sich ein SZ-Redaktor im Tagi lächerlich macht.

Claus Hulverscheidt ist laut Autorenseite der «Süddeutschen Zeitung» ein Meinungsmacher: «Seit seiner Rückkehr im Sommer 2020 analysiert und kommentiert er – wieder von Berlin aus – die US-Politik sowie weltwirtschaftliche Themen.»

Leider belästigt er damit, dank Tamedia, auch Schweizer Leser. Wir haben vor allem im Fall Vincenz gesehen, wie der Tagi die Unschuldsvermutung zu Schanden geritten hat. Mit immer neuen angefütterten Enthüllungen aus dem Privatleben des gefallenen Bankenstars; jede Breitseite gegen seinen Ruf wurde mit dem Zusatz abgefedert: es gilt die Unschuldsvermutung.

Das hielt ZACKBUM für nicht mehr steigerbar. Aber dann kam Hulverscheidt. Der hebt seinen Kommentar «Ein Scharlatan und seine Diener» so an:

«Wer nicht rechtskräftig verurteilt ist, hat in einem demokratischen Rechtsstaat Anspruch auf die Unschuldsvermutung: Das gilt auch für Donald Trump. Dennoch wäre es beinahe naiv, anzunehmen, dass im Immobilienkonzern des Unternehmers und früheren Fernsehunterhalters alles mit rechten Dingen zugegangen ist.»

Das gilt also eigentlich nicht für Scharlatan Trump, und wer’s noch nicht kapiert hat, dem legt Hulverscheidt noch einen Scheit drauf: «Dagegen spricht nicht nur jener dicke Katalog, in dem New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James die Betrugs- und Bilanzfälschungsvorwürfe gegen den Konzern detailliert aufgelistet hat. Dagegen sprechen auch die Historie und die Persönlichkeit des notorischen Lügners Trump, den das Recht nur so lange interessiert, wie es ihm persönlich nützt.»

Wir fassen zusammen: Es gilt die Unschuldsvermutung – nicht. Nicht für den Scharlatan und notorischen Lügner Trump. Aber der Fernkommentator arbeitet sich nicht nur an Trump ab. Auch die ihn verfolgende Staatsanwältin sei parteiisch und somit ein Problem. Denn in den USA müssen sich solche Amtsträger vom Volk wählen lassen, damit müssten sie in die Niederungen der Parteipolitik hinabsteigen, weiss USA-Kenner Hulverscheidt. Das ist allerdings nichts Neues.

Aber nachdem er Trump, die Unschuldsvermutung, die Staatsanwaltschaft und überhaupt das US-Justizsystem fertiggemacht hat, braucht er noch einen Knaller zum Schluss. Et voilà:

«Es geht nicht mehr nur um Trump. Es geht um alles.»

Bei der SZ gibt es ziemlich viele Weltuntergangs-Unken, die ständig die Demokratie in den USA am Ende sehen, Bürgerkriege befürchten, die Abdankung der westlichen Führungsmacht. Nicht umsonst gibt es auf Englisch den Ausdruck «German Angst». Wieso allerdings Schweizer Leser mit diesem Quatsch belästigt werden müssen?

Auf jeden Fall bereut ZACKBUM. Angesichts von Münger-Kommentaren schlugen wir vor, dieses Metier auch der SZ zu überlassen. Himmels willen, wir wollen Münger statt Hulverscheidt!

«Schnallt eure Gürtel enger und zieht euch warm an!»

In Europa kommt die «Moral vor dem Fressen», in Asien ist es genau umgekehrt. Teil 3

Von Felix Abt

Hier geht es zu Teil 1, hier zu Teil 2.

Nun schikaniert Amerika China wieder, insbesondere mit wirtschaftliche Zwangsmassnahmen, aber die Chinesen wollen, dass ihr Land dieses Mal stark genug ist, um neue Demütigungen zu verhindern. Der Versuch der Amerikaner und ihrer westlichen Verbündeten, das 21. Jahrhundert in ein neues «Jahrhundert der Demütigung Chinas» zu verwandeln, dürfte daher viel schwieriger werden als beim letzten Mal.

Mehr als 60 Jahre lang, bis Juni 1928, wurden Chinesen (und Hunde) von den von ausländischen Mächten kontrollierten Stadtbehörden aus den Parks in Shanghai verbannt. Auf diesen Schildern hatten sie die «überlegenen» Werte des Westens deutlich gemacht.

Solange Amerika von freien Märkten und Wettbewerb profitiert, wird es dies respektieren. Wenn Wettbewerber auftauchen, die besser sind als amerikanische Unternehmen, werden sie mit Zwangsmassnahmen wie Sanktionen belegt. So zwangen die USA beispielsweise Chiphersteller und andere Zulieferer in der ganzen Welt, die Belieferung des führenden chinesischen Hightech-Unternehmens Huawei einzustellen, um es zu zerstören. Oder unter dem Vorwand, dass in der chinesischen Provinz Xinjiang ein – erfundener – Völkermord an Muslimen stattfindet und sie dort zur Zwangsarbeit gezwungen werden, erliess der US-Kongress ein Gesetz zum Boykott der dort produzierten Baumwolle, die billiger und besser ist als die amerikanische Baumwolle. Absurderweise werden 90 % der Baumwolle in Xinjiang nicht von Menschen, sondern von Maschinen gepflückt und verarbeitet, viele davon amerikanische John-Deere-Maschinen; und dieser Firma ist es nun auch verboten, an die Baumwollfarmen zu verkaufen, deren Besitzer meist muslimische Uiguren sind.

Laut einem Artikel der «Los Angeles Times» vom August 1992 war Toshiba in den 1980er Jahren Japans führender Chiphersteller mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent bei DRAM-Produkten (Dynamic Random Access Memory) im Jahr 1987. Wie Huawei wurde auch Toshiba von den Vereinigten Staaten aufgrund von «nationalen Sicherheitsbedenken» ins Visier genommen. Nachdem Toshiba und ein norwegisches Unternehmen 1986 hochentwickelte Fräsmaschinen an die Sowjetunion verkauft hatten, was auch Hersteller aus anderen westeuropäischen Ländern taten, schlug Washington zu und verhängte ein zwei- bis fünfjähriges Verbot für alle Produkte der Toshiba Corporation mit der Begründung, dass Verkäufe an die Sowjetunion eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellten. Mit diesem vernichtenden Schlag konnten sich die USA eines überlegenen Konkurrenten entledigen und den Weg für ihre eigenen Chiphersteller frei machen. Die Unternehmen anderer Länder, die ebenfalls Fräsmaschinen an die Sowjetunion verkauften, blieben unbehelligt.

Alstom wurde einst als «französisches Industriejuwel» bezeichnet, weil das Unternehmen in verschiedenen Bereichen der Energie- und Verkehrstechnik weltweit führend war. Das Unternehmen hatte Kraftwerke, Stromübertragungssysteme und Eisenbahnen gebaut.

Als das Unternehmen Anfang der 2010er Jahre in vielen Ländern zu einem ernsthaften Konkurrenten des US-Riesen General Electric (GE) wurde, nahm Washington es ins Visier. Die Amerikaner schlugen zu, als sie behaupteten, zu wissen, dass Frédéric Pierucci, ein leitender Angestellter von Alstom und Mitverfasser des Buches «The American Trap», Bestechungsgelder an indonesische Beamte bewilligt hatte, um einen Geschäftsauftrag zu sichern. Er wurde 2013 von der Polizei auf einem New Yorker Flughafen verhaftet. Pierucci schrieb in seinem Buch, dass seinem Anwalt ein erpresserischer Deal angeboten wurde: Er sollte sich schuldig bekennen und innerhalb weniger Monate frei sein oder «bis zu 125 Jahre Gefängnis riskieren».

Im Zuge dieser Bestechungsvorwürfe wurden auch mehrere andere hochrangige Alstom-Manager in den USA verhaftet. Das Unternehmen wurde von den US-Richtern in dem Bestechungsfall zu einer saftigen Geldstrafe von 772 Millionen Dollar verurteilt. Das Damoklesschwert zusätzlicher «Strafen» schwebte weiterhin über dem Unternehmen. Im Jahr 2014 blieb Alstom nichts anderes übrig, als sich mit General Electric auf den Verkauf seiner Energie- und Netzsparten, den Filetstücken des Alstom-Konzerns, zu einigen. Mit der Zerschlagung dieses globalen Industrieriesen hat Amerika einen weiteren wichtigen Konkurrenten ausgeschaltet.

(Design Chappatte, publiziert von BBC am 21. Mai 2013)

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch ein Beispiel aus der Schweiz erwähnen, das in ZACKBUM schon mehrfach diskutiert wurde: In der Schweiz wurde vor einigen Jahren das Bankgeheimnis mit anonymen Nummernkonten abgeschafft – aufgrund massiven Drucks der USA; eine Tatsache, die den meisten Menschen immer noch unbekannt ist und von denjenigen, die Rankings von Geldwäsche- und Steuerhinterziehungsparadiesen veröffentlichen, nicht berücksichtigt wird. Washington erlaubte jedoch amerikanischen Bundesstaaten, Briefkastenfirmen einzurichten, bei denen die wirtschaftlich Berechtigten nicht offengelegt werden müssen; sie bleiben so anonym wie bei den in der Schweiz auf Betreiben der USA abgeschafften Nummernkonten. Auch dies ist den meisten Menschen nicht bekannt.

Damit schalteten die USA einen wichtigen Konkurrenten aus, übernahmen dessen lukratives Geschäftsmodell und wurden ausserdem zur grössten Geldwaschmaschine der Welt. Zuvor wurden Offshore-Finanzzentren auf der ganzen Welt von Skandalen erschüttert, die auf gestohlenen Kundendateien beruhten, vor allem aus der Schweiz, aber auch aus Panama, Singapur und fast allen kleinen karibischen und pazifischen Inseln. Aber: Aus den USA, wo die meisten Steuern hinterzogen und schmutziges Geld gewaschen wird wie nirgendwo sonst, hat es es keine undichte Stelle oder Enthüllung gegeben. Ist das ein Zufall? Nein, es ist nicht die Aufgabe der NSA und anderer US-Regierungsstellen, amerikanische Banken zu überwachen und zu schädigen, sondern nur ihre ausländischen Konkurrenten. Man kann auch nicht erwarten, dass die britische Regierung, bekannt als Amerikas treuer Pudel oder die «Five Eyes» (ein wichtiger Teil des vereinigten Deep State angelsächsischer Länder unter der Führung Washingtons, der gemeinsam Sie, mich und den Rest der Weltbevölkerung ausspioniert), schmutzige Informationen über ihre riesige Geldwäschemaschine auf den britischen Inseln und insbesondere in der Londoner City, die die Financial Times als «Hauptstadt des schmutzigen Geldes» bezeichnet, weitergibt.

Unliebsame Konkurrenten zu vernichten, ihre angeblich illegalen und verfluchten Geschäfte zu übernehmen und sogar massiv auszubauen, ist also im besten aller Amerikas gang und gäbe. Und der Rest des Wertewestens toleriert es. Super!

Und so sieht Amerikas Unterstützung für Taiwan aus: mit allen Mitteln dafür sorgen, dass die Insel seine gigantische Chipindustrie an Amerika verliert! Danach dürfte die Wiedervereinigung Chinas mit Taiwan für Washington wohl kein Thema mehr sein. 

 See the big picture?

Nun, wer deutsche, schweizerische und andere europäische Medien konsumiert, dem wird es wahrscheinlich nicht gelingen, das ganze Bild zu sehen. Schon gar nicht, wenn man es bei Kerzenlicht sehen soll.

Nachdem die Schweizer Regierung sklavisch die antirussischen Sanktionen der Europäischen Union übernommen hat, ruft ihr Energiekommissar die Bevölkerung auf, Kerzen und Holz für die von der EU und seiner eigenen Regierung verursachte Krise bereitzustellen. Und statt diesen selbstverschuldeten Rückfall in die schlechten alten Zeiten zu kritisieren, rechtfertigen die Medien ihn lieber.

Vielleicht ist hier in Asien, wo ich viele Jahre gelebt, Geschäfte gemacht und Reisen unternommen habe, Bertolt Brechts Zitat «Erst kommt das Fressendann kommt die Moral» nicht geläufig, aber was er meinte, ist in diesem Teil der Welt eine selbstverständliche Realität. Im Gegensatz zu den wohlstandsverwahrlosten, saturierten und abgehalfterten Politikern und Journalisten, die den wirtschaftlichen Ausverkauf Europas betreiben, fordert hier niemand die Bevölkerung auf, ihren Wohlstand im Namen einer verlogenen Moral zu opfern, hinter der sich handfeste wirtschaftliche Interessen eines alternden, aber immer noch sehr aggressiven westlichen Imperiums verbergen.

Die närrischen Weltverklärer

Brauchen wir nicht alle etwas Halt in haltlosen Zeiten?

Peter von Matt ist der wohl bedeutendste lebende Intellektuelle der Schweiz, der beste engagierte Schriftsteller. In einem NZZ-Interview wehrt er sich gegen solche Etikettierung: «Die Frage können Sie sich sparen. Superlative sind immer verdächtig.» Auf die Frage, ob er eher Optimist oder Pessimist sei, antwortet der weise alte Mann:

«Wer heute den Propheten spielt, ist ein Narr.»

Daher sind die meisten Massenmedien wahre Narrenschiffe, mit Narrentanz und Narrenspiegeln, wie es Sebastian Brant nicht besser hätte einfallen können.

So sah’s Hieronymus Bosch um 1500.

Es ist verblüffend, wie genau die Definition eines Narren auf heutige Medienschaffende zutrifft: «Als Narr wird eine männliche Person bezeichnet, welche sich töricht verhält und auf lächerliche Weise irreführen oder täuschen lässt.» (Wikipedia) In den heutigen Zeiten der political correctness sei erwähnt, dass es natürlich auch die Närrin gibt. Die Variante für d wie divers wurde noch von keinem Narren erfunden.

Mediale Narren lassen sich nicht nur selbst irreführen und täuschen, sondern tun das auch ihren Lesern und Zuhörern an. Dabei ist es den meisten Narren nicht gegeben, ihr närrisches Tun zu reflektieren. Zur grossen Gaudi einiger Beobachter verrichten medialen Narren ihren närrischen Dienst mit tiefer Ernsthaftigkeit, mit geradezu religiöser Inbrunst und mit fanatisch flackerndem Blick, ausgelöst durch das sichere Wissen und die Bürde, mit der einzig seligmachenden Wahrheit und der Fähigkeit zur unfehlbaren Trennung von Gut und Bös die Welt auf den rechten Pfad führen zu müssen.

Nun arbeiten die meisten Mediennarren mit intellektuell eher kleinem Besteck, also muss die Welt in mundgerechte Portionen unterteilt werden. Da ist für Differenzierungen, Widersprüche, Komplexitäten, gar überkomplexe Systeme kein Platz. Das würde das Fassungsvermögen des Schrumpfkopfs sprengen. Ausserdem geben solche Beschreibungen der Welt als recht ungeordnetes, kunterbuntes Chaos keinen Halt.

Halt braucht der Mensch in haltlosen Zeiten, und Halt kann man nur mit Haltung geben. Haltung entwickelt man normalerweise nicht selbst, sondern leiht sie sich aus. Man holt sie aus dem sogenannten Wertesystem, auch bekannt als die «westlichen Werte». Diese westlichen Werte bestehen aus einem kleinen Kanon von abgenützten Allgemeinplätzen: Freiheit, Demokratie, Zivilisation.

Was genau das sei, wird von Narren nicht hinterfragt. Denn dann würde ja die Schwarzweisskartographie der Welt nicht mehr funktionieren. Die Antipoden dieser Begriffe sind Unfreiheit, Autokratie und Barbarei. Es versteht sich von selbst, dass unsere moralisch überlegenen Werte dagegen verteidigt werden müssen. Dafür werden sie närrisch über Situationen gestülpt, die in Wirklichkeit viel komplexer und komplizierter sind. Aber wer hat schon den Nerv, die Ukraine als korrupte Oligarchie anzusehen, die sich in der Auseinandersetzung mit einer militärisch überlegenen korrupten Oligarchie befindet.

Die eine korrupte Führung hat die andere korrupte Führung überfallen und gemeint, militärisch schnell mit der Ukraine fertigzuwerden. Die andere Oligarchie meint, mit Hilfe des Westens militärisch einen vollständigen Sieg erringen zu können. Zwei Narreteien.

Aber die Mediennarren sehen das anders. Hier gehe es um die Verteidigung von Freiheit, Demokratie und Zivilisation gegen ihre Antipoden, letztlich also um den uralten Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch, zwischen himmlischen Heerscharen und den Horden des Teufels. So schaut’s aus. Das trifft selbstverständlich auch für Taiwan zu. Oder für jeden beliebigen Konfliktherd der Welt, wenn er die Aufmerksamkeit der Mediennarren erregt.

Das militärische Konflikte entweder mit der vollständigen Vernichtung eines der beiden Beteiligten oder mit Verhandlungen beendet werden, diese einfache Wahrheit wollen die Narren ums Verrecken nicht einsehen.

«Es ist kompliziert und komplex, daher spannend und eine Herausforderung für Beschreibungen», das ist ein Satz, den der Narr fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. So geht das nicht. Da wird ein grenzseniler US-Präsident lieber zum energiegeladenen Führer der freien Welt hochgeschrieben, sein Vorgänger zum Scharlatan, Lügner, Versager, zum Kriminellen, der kurz vor Verurteilungen steht, heruntergemacht. Dass den allerdings die US-Stimmbürger freiwillig zum Präsidenten gewählt hatten, das verzeihen die Narren den Amis nie. Denn mit ihren krachenden Fehlanalysen und ihrer vorschnellen Gratulation in Richtung der ersten Präsidentin der USA machten sie sich in aller Öffentlichkeit lächerlich. Wie es sich halt für Narren geziemt.

Zur Grundausstattung eines Narren gehören Schellen. Also Lärminstrumente. Im Zeitalter der zunehmend virtuellen Kommunikation hat sie der Mediennarr durch Wortgeklingel ersetzt. Er mahnt, warnt, fordert, kritisiert und weiss grundsätzlich alles besser als die Handelnden. Denn es ist der Vorteil des Mediennarren, dass er völlig haftungsfrei und verantwortungslos drauflosschreiben kann. Und Prognosen absondern. Immer in der berechtigten Hoffnung, dass das Kurzzeitgedächtnis seiner Leser den Quatsch, den er gestern schrieb, heute schon längst vergessen hat.

So segeln also die Narrenschiffe durch die Weiten des Internets. Allerdings wendet sich immer mehr Publikum von der Zurschaustellung solcher Narretei ab, vor allem, wenn für die Betrachtung auch noch ein Entgelt gefordert wird. Als Gipfel der Narretei fordern dann die Schiffskapitäne doch tatsächlich staatliche Unterstützung für ihr Treiben. Zahlt der Zuschauer nicht freiwillig, dann soll halt sein Steuergroschen dafür herhalten.

All das Tun gibt nicht viel Halt in haltlosen Zeiten, närrische Rechthaberei weckert das Publikum ungemein, weder ein Weltuntergang noch Abhilfe ist in Sicht.

 

«Satan auf dem Weg zur Hölle»

 So jubelt die iranische Presse über den Mordanschlag auf den Schriftsteller Salman Rushdie.

Erst kürzlich wurde das Kopfgeld auf ihn erhöht. Unglaublich, diese schiitischen Fanatiker.

Die regierungsnahe Teheraner Zeitung «Kayhan» kriegt sich gar nicht ein: «Die Hand des Mannes, der dem Feind Gottes den Hals umgedreht hat, muss geküsst werden.» Wahnsinn, diese religiösen Fanatiker, die einen feigen Anschlag auf den Menschen, auf die Redefreiheit, auf die Grundwerte aufgeklärter und moderner Gesellschaften nicht nur rechtfertigen, sondern begrüssen. Schön, dass es das in der Schweiz nicht gibt.

Immerhin, der hiesige Islamische Zentralrat «verurteilt die feige Attacke» und «ruft den Iran auf, die Fatwa rückwirkend zu annullieren». Schön, dass sich auch Moslems in der Schweiz so klar äussern. Schön, dass es solche Mordaufrufe in der Schweiz nicht gibt.

«Roger Köppel tötet! Tötet Köppel Roger!»

Im «führenden Strassenmagazin der Schweiz» erschien 2015 dieser Mordaufruf als Inserat. Ein Schweizer Schmierenjournalist verniedlichte das zum «Theatermord» und zeigte viel Verständnis: Dieser «Aufruf zum Mord» könne als eine Reaktion auf Köppels Auftritt in der Talkshow «Menschen bei Maischberger» im deutschen Fernsehen «verstanden werden», wo er sich «in gewohnt pointierter Manier» geäussert habe, erklärte Andreas Tobler im «Tages-Anzeiger». Diese «Künstleraktion» stehe halt in der Tradition von Christoph Schlingensief, merkte der Redaktor noch kunstsinnig an.

Auf Anfrage schwieg Tobler verkniffen, sein damaliger Chefredaktor Res Strehle sprang ihm zur Seite: er sehe in diesem «nachrichtlich und nicht reisserisch aufgemachten Beitrag» keine «journalistische Fehlleistung». Auch der emeritierte Strafrechtsprofessor Peter Aebersold, Präsident des Trägervereins des Strassenmagazins «Suprise», sah «strafrechtlich kaum ein Problem».

Ein Mordaufruf gegen einen Chefredaktor, der 2006 die Mohamed-Karikaturen nachgedruckt hatte, worauf islamische Hetzer auch gegen Köppel einen Mordaufruf lancierten. Ein pakistanischer Student versuchte, mit einem Messer den Worten die Tat folgen zu lassen. Im Fall Köppels glücklicherweise erfolglos.

Immerhin entschuldigte sich die Redaktion von «Surprise» in einer gewundenen Erklärung. Dagegen gibt es in der Schweiz Verpeilte, die feinsinnig zwischen echten und «künstlerischen» Mordaufrufen unterscheiden wollen. Ist das Ziel eine Hassfigur von ihnen, ist das eine lässliche Sünde. Selbst Strafrechtsprofessoren verlieren völlig den Kompass und die Contenance. Sich nachträglich wenigstens entschuldigen, auch im Licht der aktuellen Schandtat? Niemals, stattdessen hoffen diese Figuren auf das Vergessen. Vergeblich.

Es gibt genügend fundamentalistische Irre auf der Welt, die sich motiviert fühlen, mit Feuer und Schwert Beleidigungen ihrer Gewaltreligion mit Gewalt zu begegnen. Wo Korangläubige an der Macht sind, senkt sich Dunkelheit, mittelalterliche Zivilisationsferne und grausame Willkür übers Land.

Wo sie sogenannte islamische Staaten errichten oder errichten wollen, herrschen Barbarei, Mord und Totschlag und Untergang. Wo sie nicht an der Macht sind, fühlen sie sich zu recht als Modernitätsverlierer, viele von ihnen werden aus Minderwertigkeitskomplexen heraus fanatisch.

Ob in Nizza, auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin, ob gegen die Redaktion von «Charlie Hebdo» oder gegen die Mohamed-Karikaturisten: der Islam ist völlig humorlos, überschnell beleidigt und kennt nur ein Urteil gegen jedwelche Form von Kritik, Satire, Polemik: das Todesurteil. Dass das Sicherheitsdispositiv im Fall von Rushdie versagt hat, dass man meinte, nach so vielen Jahren sei das gegen ihn vom Ajatollen Chomeini ausgesprochene Todesurteil vergessen, ist ein Fehler.

Dass die aufgeklärten und toleranten Gesellschaften der Welt, die wenigen, die es gibt, dem Treiben von Islamisten zusehen, Hassprediger mit Samthandschuhen anfassen, zusammenzucken, wenn intolerante Fanatiker sich auf Religionsfreiheit und Toleranz berufen, die sie in ihren Herrschaftsgebieten nicht im Traum gewähren würden, das ist unser Fehler.

Der Islam ist eine unzivilisierte, gewalttätige, Fanatiker am Laufmeter produzierende Ideologie. Überall, wo er herrscht, herrscht Rückschritt, werden Frauen unterdrückt, Andersdenkende verfolgt, werden vormals moderne Gesellschaften unter das Joch einer mittelalterlichen Verblendung gepresst.

Natürlich ist noch nicht erwiesen, dass der Attentäter ein weiterer fundamentalistischer Irrer ist, der gewalttätig wurde. Aber genügend Indizien sprechen dafür, obwohl auch für ihn die Unschuldsvermutung gilt. In unserer Gesellschaft wird er nicht ausgepeitscht, auch nicht gesteinigt, er wird nicht gefoltert und es werden ihm keine Gliedmassen abgehackt.

Aber das ausgerechnet Rushdie nun um sein Leben kämpfen muss, offenbar schwer verletzt wurde, künstlich beatmet werden muss, ein Auge verlieren könnte, nachdem er so viele Jahre untertauchen musste, sich erst in den USA wiederfrei fühlte und ungefährdet, das ist unser aller Versagen.

Es ist unser Versagen, weil wir nicht lautstarker, deutlicher und entschlossener fordern, dass unsere Toleranz dort aufhören muss, wo sie von intoleranten religiösen Fanatikern missbraucht wird. Dafür hat die Aufklärung nicht unter so viel Opfern erkämpft, dass wir uns frei äussern können.

Wer aber diese Freiheit so unsäglich missbraucht wie derjenige, der zu einem «künstlerischen Mord» an Köppel aufrief, wer sie so verächtlich missbraucht wie dieser Schmierenjournalist, der das verniedlicht und verständlich machen will, auch die verdienen unsere ganze Verachtung und Missbilligung.

«Weltwoche»: Bier her!

Auch das gut gelaunte Blatt des gepflegten Tischgesprächs leidet unter der Hitze.

Anders ist es nicht zu erklären, dass das sonst eher nüchterne Wochenmagazin ganze 15 Seiten dem Gerstensaft widmet. Das hat sicherlich überhaupt nichts mit diesen beiden Inseraten zu tun:

Nachdem das geklärt ist, können wir uns dem weniger flüssigen Inhalt widmen. Roger Köppel ist mal wieder begeistert. Das merkt man daran, dass er von «Viktor Orbáns grosser Rede in Dallas» schwärmt. «Hervorragend, selbstbewusst und humorvoll» habe der ungarische Autokrat für die «Werte des Westens plädiert: Christentum, Freiheit, traditionelle Familie, tiefe Steuern».

Freiheit und tiefe Steuern könnte man gelten lassen. Hier wird’s dann aber düster mittelalterlich: «Wir müssen unseren jüdisch-christlichen Lehren vertrauen», rief Orbán den Republikanern zu, «denn diese Lehren helfen uns zu entscheiden, welche unserer Handlungen gut und welche böse sind». Wer an Gott glaube, könne kein Rassist sein», zitiert Köppel zustimmend.

Ein Ayatollah hätte das auch nicht besser formulieren können, allerdings hätte er eher an Mohammeds Lehren gedacht. Wer an Gott glaubt, war und ist so was von einem Rassisten. Was Millionen und Abermillionen von versklavten, missbrauchten, wie Vieh behandelten und abgeschlachteten Menschen in Lateinamerika und Afrika und Asien bezeugen, alles mit dem Segen, dem Einverständnis und der gottesfürchtigen Legitimation der christlichen Kirche, dieser ältesten Verbrecherorganisation der Welt. Vielleicht sollte Köppel, der ja viel liest, nur ein paar Bände von Karlheinz Deschners Lebenswerk «Kriminalgeschichte des Christentums» lesen.

Hier merkt man wieder schmerzlich, dass der WeWo Checks and Balances fehlen, denn niemand konnte Köppel davon abhalten, diese im Übrigen eher mässige, demagogische und effekthascherische Rede auf vier Seiten abzudrucken. Bier her, kann man da nur sagen.

Dann geht’s erwartbar weiter. Copy/paste-King Urs Gehriger erregt sich über «Amerikas politisierte Justiz». Natürlich meint er die Razzia bei Donald Trump zu Hause, die sei «beispiellos», «Geheimniskrämerei», wieso sage der FBI-Chef nix? Der übrigens noch von Trump höchstselbst ernannt worden war, der Schlingel.

Weil auch Gehriger nicht mehr weiss als alle anderen, nämlich nix, spielt er dann «wieso der, aber der und die nicht?» Also wieso Trump und nicht Hunter Biden, der dubiose Sohn des amtierenden Präsidenten? «Für Hillary Clintons Hetzkampagne gegen Trump hat sich das FBI nie interessiert», klagt Gehriger. Um gleich zum Schluss zu kommen, dass sich der Eindruck bei vielen Amerikanern bestätige, «dass die US-Justiz nicht nur auf einem Auge blind ist, sondern aus politischen Motiven agiert». Das ist dann schlichtweg andersrum blöd als der Kommentar von Tamedia-Münger. Sollen die beiden doch mal ein Bier trinken gehen.

Aber für bösartige Qualität sorgt wie meist dann Christoph Mörgeli. Er nimmt sich die «gefährlichste Denkfabrik der Schweiz» vor. Übertriebene Ehre für Foraus, aber dass hier Bundesbeamte mitschreiben und der Haufen mit 120’000 Steuerfranken subventioniert wird, sind zwei schöne Giftpfeile. Über die mangelnde Eignung der Co-Geschätfsführerin Anna-Lina Müller konnte man hier schon lesen.

Gerecht wie Salomon haut Mörgeli dann auch noch ihrer Kollegin Sanija Ameti eins über die Rübe. Auch über diese Flop-Königin war hier schon zu lesen. Mit seinen giftigen Bemerkungen hat sich Mörgeli gleich eine genauso giftige Reaktion eingefangen. Denn auch Libero ist kein Kind von Traurigkeit:

Mit solchen spätpubertären Scherzen verspielt die einstmals erfolgreiche Lobbytruppe ihr Renommee.

Wir wissen nun nicht, ob Mörgeli gläubig genug ist, um Rassist zu sein. Ihn aber wegen dieser Polemik als solchen zu bezeichnen, ist schlichtweg dumm.

Es folgt Erwartbares und Wiedergekäutes, «Die scheinheilige Supermacht» USA, auch Gehriger macht im Spielchen mit «Journalisten interviewen Journalisten» und will sich in den gleichen Sessel gesetzt haben, den zuvor noch Richie Sunak gewärmt habe, einer der beiden Spitzenkandidaten um die Nachfolge von Boris Johnson. Doch der war schon wieder weg, also interviewt Gehriger seinen Kollegen Charles Moore vom «Spectator». Damit sich die Reise nach London auch gelohnt hat, auf drei Seiten. Erkenntnisgewinn?

Aber, sonst wär’s ja nicht die WeWo, die Erinnerung an Hellé Nice, Aktmodell, Nackttänzerin und Rennfahrerin, grossartig. Hier leuchtet das Blatt auch hell, denn als nächstes kommt «Ukraines polnische Gespenster», eine gewinnbringende historische Einordnung des Verhältnisses zwischen Polen, Russland und dem Land, das heute Ukraine heisst. Erkenntnisgewinn:

Auf kulturellem Gebiet kann der WeWo schon seit Längerem höchstens noch die NZZ das Wasser reichen. Ein Jean-Martin Büttner in Bestform über Reggae, Bob Marley und kulturelle Aneignung. Das Feuilleton von Peter Weber ist jedes Mal ein Genuss. Intelligent, der Platz ist gut verwaltet, Aktuelles und Interessantes im Wechselspiel. Vielleicht fand deswegen das Gejammer von Milosz Matuschek ausserhalb statt. Der erzählt nochmal, als Teaser für sein Buch zum Thema, die leidige Geschichte nach, wie er als NZZ-Kolumnist abserviert wurde. Sicher kann man ihm da keine allzu grosse Objektivität unterstellen. Richtig Liga Ameti (die mit dem Sprung vor Rodins Höllentor) wird’s allerdings bei der Bebilderung. Da sehen wir Matuschek auf einem Steinbänkchen mit der NZZ in der Hand. Er schaut links nach oben, wo ein Denkmal von Victor Hugo thront. Man spürt die Absicht und ist verstimmt: ich, Matuschek, bin schon deutlich kleiner als der. Aber irgendwie spiele ich doch in der gleichen Liga. Tut er aber nicht. Um die Proportionen zu wahren, hätte man ihn so schrumpfen müssen, dass man ihn nur mit Lupe und hoher Auflösung erkannt hätte.

Ab «Leben heute» seichtelt es etwas vor sich hin; mit einzelnen Ausnahmen sind die Texte einfach zu platt und flach geschrieben, als dass Lebensfreude aufkommen könnte. Und bei allem Verständnis für die Massage von Werbekunden, was soll so ein Lead? «Niemand braucht ein Auto wie den Porsche Cayenne Turbo GT. Zum Glück wird es trotzdem gebaut.» Niemand braucht so einen Text, zum Pech des Lesers wird er trotzdem gedruckt.

Das gilt auch für den «Werber des Jahres», der offenbar das Pech hatte, in einem All-Inclusive-Hotel auf Mallorca zu landen. Dabei hätte er sich problemlos ein schnuckeliges Artsy-Fartsy-Designerjuwel-Boutique-Hotel leisten können, in dessen Stühle schon Philipp Starck persönlich furzte.

Aber so bleibt David Schärer nur, «Grüsse aus der Mittelschichts-Hölle» auszurichten: «Es herrschte rastlose Ereignislosigkeit.» Am Buffet habe er doch tatsächlich «an Sartre gedacht: «L’enfer, c’est les autres» (die Hölle, das sind die anderen).» Nett von ihm, dass er des Französischen nicht so mächtige Leser gleich mit der Übersetzung beglückt. Nur fragen die sich vielleicht: wer ist Sartre, war das ein Kämpfer gegen schlechten Buffet-Frass? Und wenn man schon beim Fragen ist: wieso hat sich der Geizhalz diese Hölle angetan? Und ob er in der Lage wäre, ohne zu googeln zu sagen, aus welchem Buch das stammt und worum es darin geht?

Damit überspringen wir das EMS-Chemie-Kreuzworträtsel und sind auf Seite 100, also am Schluss angelangt. Himmel und Hölle liegen in der «Weltwoche» wirklich nahe beieinander.

«Schnallt eure Gürtel enger und zieht euch warm an!»

In Europa kommt die «Moral vor dem Fressen», in Asien ist es genau umgekehrt. Teil 2

Von Felix Abt

Hier geht’s zu Teil 1.

Journalisten, aber auch Politiker, die im Rampenlicht der Medien stehen wollen, lassen heutzutage kaum eine Gelegenheit für ein regelrechtes China-Bashing aus, vom angeblich grausamen Schicksal eines chinesischen Tennisstars über den erfundenen Völkermord in Chinas Xinjiang bis hin zu Taiwan, das angeblich von China militärisch besetzt werden soll, obwohl dies überhaupt keinen Sinn macht, da die Chip-basierte Wirtschaft und das tägliche Leben der Welt (einschließlich Chinas) völlig zum Erliegen kämen. Im Interesse der amerikanischen Politik, sowohl China als auch Russland zu schwächen, fordern sie jedoch die Isolierung als vorsorgliche Bestrafung Chinas.

Kein Interesse an den von Washington provozierten Spannungen mit Beijing zu Lasten von Taiwan: Taiwans Oppositionspartei, die Kuomintang, möchte jedenfalls dazu beitragen, sie zu verringern.

Eine Isolierung Chinas, wie sie westliche Politiker und Journalisten fordern, geht selbst eingefleischten Sezessionisten in Taiwan zu weit, da die Insel viel mehr Handel mit China als mit den Vereinigten Staaten betreibt.

Und trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten zwischen Vietnam und China, insbesondere über die Grenzziehung im Südchinesischen Meer, das die Vietnamesen als Ostmeer bezeichnen, möchte Vietnam den Handel mit China eher ausweiten als einschränken, um das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand der eigenen Bevölkerung zu steigern.

Vietnamesische Medien berichten, dass Vietnam und China «ihre Beziehungen in allen Bereichen ausbauen» wollen. Die offizielle Vietnam News Agency schrieb am 13.7.2022: «Vietnam ist Chinas grösster Handelspartner in der ASEAN und der sechstgrösste Handelspartner in der Welt. China bleibt der grösste Handelspartner Vietnams.»

 Als US-Vizepräsidentin Kamala Harris im August 2021 Singapur und Vietnam besuchte und diese beiden Länder dazu bewegen wollte, sich mit Amerika gegen China zu verbünden, stieß sie auf wenig Gegenliebe. Denn diese südostasiatischen Staaten wollen gute Beziehungen zu allen Ländern pflegen und nicht wie die europäischen Länder als nützliche Idioten des amerikanischen Imperiums und zu ihrem eigenen Schaden missbraucht werden. Kurz vor ihrer Ankunft in Hanoi traf der vietnamesische Premierminister mit dem chinesischen Botschafter zusammen, um China zu versichern, dass sich sein Land aus allen Grossmachtrivalitäten heraushalten werde.

Der «Spiegel» und die vielen gleichgesinnten europäischen Medien thematisieren das natürlich nicht. Wie im Falle des Ukraine-Konflikts werden auch im Falle Chinas die Vorgeschichte und die Hintergründe systematisch ausgeblendet und diejenigen, die es wagen, Licht ins Dunkel zu bringen, von ihnen diffamiert. Dies wiederholt sich nun im neuen, von den USA heraufbeschworenen Konflikt mit China um Taiwan, wo wieder entscheidende Fakten zensiert werden:

Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass China die Insel Formosa/Taiwan, die 1682 von der von Mandschuren gegründeten Qing-Dynastie unter die Kontrolle des Festlandes gebracht wurde, mit viel mehr Respekt behandelt als die rabiaten USA Kuba.

China treibt regen Handel mit Taiwan, und Taiwanesen betreiben zahlreiche Fabriken auf dem chinesischen Festland. Im Gegensatz dazu haben die USA jahrzehntelang einen brutalen Wirtschaftsboykott gegen Kuba verhängt, den Washington auch anderen Ländern auf der ganzen Welt aufgenötigt hat. Nicht einmal Hilfsgelder dürfen nach Kuba überwiesen werden, was im Fall von Taiwan jederzeit möglich ist. Während Taiwan zu China gehört, war Kuba nie eine «Provinz» oder ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten, abgesehen von der Periode, in welcher das Territorium dieser Insel de facto unter der Kontrolle der amerikanischen Mafia stand, die es als Riesenbordell missbrauchte bis zur Revolution unter Fidel Castro.

Jetzt rüstet Amerika Taiwan massiv auf. Stellen Sie sich vor, China würde Kuba auf die gleiche Weise aufrüsten: Die Amerikaner würden den Chinesen aufgrund ihrer Monroe-Doktrin sofort den Krieg erklären. Und chinesische Flugzeugträger, die ständig zwischen Florida und Kuba kreuzen würden, wie die US-Marine in der Nähe von Taiwan und dem chinesischen Festland, würden von den USA wahrscheinlich ohne zu zögern versenkt werden.

Russland umzingeln? Das ist bereits geschehen, einschließlich fünf Runden der NATO-Osterweiterung. Jetzt geht es darum, China zu umstellen und, wenn möglich, einen neuen lukrativen Krieg für Amerikas grössten und einflussreichsten Industriezweig, die Kriegsindustrie, zu provozieren. Die nächste «kubanische Raketenkrise» bahnt sich bereits an, diesmal aber schnell und grob: Die USA wollen 27,4 Milliarden Dollar ausgeben, um China entlang der «ersten Inselkette», einschließlich Taiwan, mit Raketen einzukreisen.

 

«Die Schweiz anerkannte die Volksrepublik China am 17. Januar 1950. Seither verfolgt sie eine Ein-China-Politik und betrachtet die Republik China, wie die Behörden von Taiwan (Chinesisches Taipei) sich selbst bezeichnen, nicht als eigenständigen Staat, sondern als Teilstaat Chinas. Bei ihren bilateralen Beziehungen und auf internationaler Ebene anerkennt die Schweiz nur die Volksrepublik China mit Regierungssitz in Peking.»  

Dass die oben genannten Zusammenhänge in den Medien verschwiegen werden, ist nicht neu. Auch im Ukraine-Konflikt wurde z.B. nicht darauf hingewiesen, dass die USA seit Jahrzehnten die Strategie verfolgen, einen funktionierenden Wirtschaftsraum Russland-EU zu verhindern. Sie erwähnten nicht die bekannten US-Strategiepapiere zur Destabilisierung Russlands. Oder die erklärte Absicht der USA, ihre Rolle als «Weltordnungsmacht» um jeden Preis aufrechtzuerhalten und den Dollar als Weltwährung zu sichern, den sie als Waffe gegen Länder einsetzen, die sich dem Willen des eigennützigen Imperiums widersetzen. Und die Interessen und der enorme Einfluss der gigantischen westlichen Rüstungsindustrien und ihrer Aktienbesitzer wurden auch nicht analysiert und hinterfragt.

Stattdessen haben sie es vorgezogen, die Kriegspropaganda der einen Seite (Russland) im Ukraine-Konflikt zu geißelnund die der anderen Seite (Kiew) unkritisch zu übernehmen und zu verbreiten, selbst den widerlegten Vorwurf, dass russische Soldaten ukrainische Babys vergewaltigen oder dass russische Truppen zivile Gebäude beschießen, ohne zu erwähnen, dass die Ukraine dort systematisch Zivilisten als menschliche «Schutzschilde» missbraucht.

Nicht der Rede wert ist auch die Tatsache, dass China hundert Jahre lang von ausländischen Mächten auf ungeheuerliche Weise gedemütigt wurde, gekennzeichnet durch Pandemien, Hungersnöte, Korruption, Massenmord und weit verbreitete Drogenabhängigkeit. Die Opiumkriege gegen China halfen den Briten, ihre Handelsbilanz zu verbessern, indem sie Opium aus ihrer indischen Kolonie bezogen und es mit grossem Gewinn in China verkauften. Die Folge war, dass Ende des 19. Jahrhunderts etwa 10 % der chinesischen Bevölkerung opiumsüchtig war, und ein erheblicher Teil des Silbers und anderer Vermögenswerte des Landes außer Landes floss, um das Opium zu bezahlen. Viele der wirtschaftlichen Probleme, mit denen China später konfrontiert war, wurden entweder direkt oder indirekt auf den Opiumhandel zurückgeführt.

Fortsetzung und Schluss folgt.

Zwei Arten von Journalismus

Schmiere von Tamedia, Porträt von der «Weltwoche».

«Ein Insider rechnet mit dem Schweizer Fernsehen ab», so der Titel eines «Weltwoche»-Artikels vom 28. Juli 2022. Er thematisiert das Buch von Martin Hasler, der nach jahrzehntelanger Tätigkeit für die SRG im Bundeshaus im Herbst 2021 ausstieg. Die Berichterstattung über Corona hatte ihn zweifeln, dann verzweifeln lassen.

WeWo-Mitarbeiter Stefan Millius beschreibt den entscheidenden Moment: «Nie in fast vier Jahrzehnten habe er (Hasler, Red.) das Bedürfnis verspürt, sich in den journalistischen Bereich einzumischen. Aber als Daniel Koch, der damalige «Mister Corona» im Bundesamt für Gesundheit, ein düsteres Bild der Lage in den Intensivstationen zeichnete, konnte Hasler nicht mehr anders.»

Er begann Fragen zu stellen, zu zweifeln, er konstatierte Einseitigkeit und Betriebsblindheit – und stieg aus, bzw. liess sich frühpensionieren. Inzwischen widmet er sich der Auslieferung seines im Eigenverlag erschienenen Buchs, das zu einer kleinen Erfolgsgeschichte geworden ist. All das beschreibt Millius mit der nötigen Distanz und der Genauigkeit, die entsteht, wenn man sich auf einen Menschen einlässt, ihm Raum gibt, ihn verstehen, nicht aburteilen will. Ohne deswegen seine Meinungen übernehmen zu wollen.

Am 10. August greift die Allzweckwaffe von Tamedia in die Tasten:

«Buch begeistert Service-Public-Gegner: Der SRG-Insider der «Weltwoche» ist Verschwörungstheorien verfallen»,

so betitelt Andreas Tobler seinen Verriss über den gleichen Autor und das gleiche Buch. Schon in der Unterzeile macht er alles klar: «Ein früherer Mitarbeiter wirft dem Schweizer Fernsehen in einem Buch Manipulation vor. Wer es liest, kommt zu einem anderen Schluss.»

Jeder, der das Buch liest? Nein, einer. Aber Tobler arbeitet in der Rechthaber- und Gesinnungsjournalismusbranche, wo man die Weisheit und Wahrheit mit Löffeln gefressen hat und es keineswegs als Aufgabe sieht, dem Leser Denkanstösse zu vermitteln. Sondern die Aufgabe ist, im Sinne des Wahren und Guten Grossinquisitor zu spielen, auch wenn man dafür das intellektuelle Rüstzeug nicht hat. Meinung ersetzt Kenntnis, Polemik Recherche, Demagogie eine der Wirklichkeit verpflichtete Darstellung.

Nach einer kurzen, unvollständigen Zusammenfassung des Inhalts wird eingeordnet. Nicht etwa die Aussagen des Buchs. Es wird vielmehr durch seine Resonanz verortet: «Neben der «Weltwoche» sieht auch das neue Internetradio Kontrafunk in Haslers Buch einen Beleg dafür, dass öffentlich-rechtliche Medien als «Instrument zur Indoktrination und Ablenkung» gelten können.» Devise: Was WeWo und «Kontrafunk»* gut finden, muss schlecht sein.

Was ist denn nur mit diesem Hasler los? Dafür hat Tobler eine einfache Erklärung parat: «Anfang 2021 suchte Martin Hasler einen Psychiater auf: Als «Sklave der Hintermänner» habe er die «seelische Vergewaltigung» während der Arbeit für die SRG nicht mehr ausgehalten, schreibt Hasler in seinem Buch.» Es hat eine lange, aber unselige Tradition, Abweichler vom Mainstream, wie man das heute nennt, als psychisch angeschlagen abzuqualifizieren.

Logisch, dass Tobler zu einem vernichtenden Urteil kommt: ««Im Hexenkessel» ist also nicht der Enthüllungsbericht eines Insiders. Sondern letztlich das Dokument eines langjährigen Mitarbeiters, der Verschwörungstheorien verfiel und damit aneckte

Immerhin gibt Tobler gegen Ende Hasler kurz Gelegenheit, sich gegen solche Diffamierungen zu wehren: «Als Verschwörungstheoretiker möchte Hasler nicht bezeichnet werden. «Verschwörungstheoretiker ist ein Diffamierungsbegriff, der von jemandem verwendet wird, der nicht bereit ist, alle Fakten auf den Tisch zu bringen und zu diskutieren», sagt Hasler.»

Es gibt allerdings einen bezeichnenden Unterschied zwischen Tobler und Hasler. Der angeblich Verschwörungstheorien Verfallene war bereit, mit Tobler zu sprechen und auf dessen Fragen zu antworten. Das ist allerdings meistens ein Fehler, wie schon der Chefredaktor der NZZaS feststellen musste. Diesen Fehler will Tobler selbst nicht begehen. Er antwortet prinzipiell nicht auf journalistische Anfragen. Ob man sich daher um seinen Geisteszustand Sorgen machen sollte?

*Packungsbeilage: Der Autor schreibt gelegentlich für die «Weltwoche», «Die Ostschweiz» und spricht im «Kontrafunk».

«Schnallt eure Gürtel enger und zieht euch warm an!»

In Europa kommt die «Moral vor dem Fressen», in Asien ist es genau umgekehrt. Teil 1

Von Felix Abt

Nachdem die Megaphone des Wertewestens schon zum totalen Wirtschaftskrieg gegen Russland aufgerufen haben, ertönt nun der Schlachtruf gegen China, ohne Rücksicht auf die Folgen für das «gemeine Volk».

Das ehemalige deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» steht bereits an der Spitze des Propagandakriegs gegen Russland und verbreitet dreiste Lügen, ohne sich dafür zu schämen, wie zu Zeiten ihres chronisch wahrheitswidrig publizierenden Starjournalisten Relotius. Jetzt bläst es zum Angriff auf das nun als brandgefährlich dargestellte China, das diesmal eine viel größere Bedrohung für die Demokratie darstellt als die Taliban am Hindukusch – huch, wo war das noch mal? -, wo NATO-Truppen, darunter auch deutsche Soldaten, angeblich die deutsche Freiheit verteidigten, und auch mehr als die derzeit sehr gefährlichen Russen in der ach so demokratischen Ukraine. Und natürlich fühlen sich zahlreiche deutsche und andere europäische Medien und Politiker bemüßigt, in die gleiche Kerbe zu hauen.

Ein durchschnittlicher litauischer Abgeordneter, der stellvertretend für viele Politiker in den baltischen Staaten steht, unterstellt auf Twitter, China und Russland seien eine grosse – und vermutlich minderwertige – «mongolische» Nation.

Die genannten Beispiele zeigen, wie Politiker und Medien in Europa die Stimmung anheizen und die rote bzw. gelbe Gefahr wieder heraufbeschwören.

Besonders fleißig warnt der in China lebende «Spiegel»-Reporter Georg Fahrion eindringlich vor der unheimlichen Gefahr, die aus China kommt. Er lässt kaum ein gutes Haar an dem Land und spuckt in die chinesische Nudelsuppe, wann immer er kann. Besonders originell ist er dabei nicht, denn die meisten westlichen Journalisten, die sich mit China befassen und im Übrigen kein Chinesisch sprechen, tun mehr oder weniger dasselbe, als hätten sie sich untereinander abgesprochen. Man wird ihnen nie vorwerfen können, China-Versteher zu sein. Als gelernter Politikwissenschaftler kann Fahrion die Lage sicher politisch korrekt einschätzen, wie es seine Chefs in Hamburg und die buntfarbenen Politiker in Berlin von ihm erwarten.

Was er mit vielen seiner deutschen Kollegen gemeinsam hat, ist, dass er noch nie etwas verkaufen musste: keine deutschen Autos, keine Maschinen und keine Adidas-Schuhe, und schon gar nicht in China, wo deutsche Produkte von Millionen von Kunden gekauft werden und Hunderttausende von deutschen Arbeitsplätzen sichern. Die deutsche Autoindustrie zum Beispiel verkauft derzeit 40 % ihrer Autos in China. Ob der hochgelobte «America First»-Verbündete bei einem von deutschen Politikern und Journalisten provozierten Absatzeinbruch aushelfen und viel mehr deutsche Autos kaufen würde, ist zumindest zweifelhaft. Auch haben Fahrion und seine Genossen in den zu intellektuellen Schiessbuden umfunktionierten Redaktionsstuben sicher noch nie Bauteile aus China kaufen müssen, die dazu beitragen, die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten, oder in China günstig hergestellte Konsumgüter, ohne die die Kaufkraft und der Wohlstand der deutschen Verbraucher viel bescheidener ausfallen würden.

Die deutschen Unternehmer wissen es, aber nicht vom «Spiegel» und anderen russlandfeindlichen Medien: Der Zugang zu russischen Rohstoffen, der ihnen von gutmenschlichen Ideologen in Politik und Medien verwehrt wird, ist eine echte Gefahr für das Überleben ihrer Unternehmen. Die gut bezahlten Weltverbesserer haben ihren russischen Absatzmarkt bereits ruiniert. Wenn es den Medien wieder gelingt, die Politiker so aufzuwiegeln, dass auch ihr China-Geschäft schnellstmöglich den Bach runtergeht, dann könnte sich in Deutschland im Handumdrehen Armut stark ausbreiten. Während die Massen dann hungern, dürfen sich die abgehobenen politischen und journalistischen Eliten wenigstens in ihrer moralischen Überlegenheit sonnen.

Nun, was sollte sich ein Spiegel-Reporter mit gutem Einkommen um die Auswirkungen der China-dämonisierenden Medien scheren? Selbst wenn Beijing eines Tages genug von seinen Tiraden hat und ihn ausweist, wie es mit einzelnen BBC und anderen Anti-China-Journalisten getan hat, wird es sich auch für ihn auszahlen: Ein lukrativer Buchvertrag, in dem seine Story über den heldenhaften Kampf gegen den brutalen roten (oder gelben) Drachen ausgiebig ausgeschlachtet wird, ist ihm sicher, wahrscheinlich auch andere Vorteile, wie eine Beförderung beim «Spiegel» oder ein vom Steuerzahler besser bezahlter Job in der deutschen Regierungsbürokratie oder in der Brüsseler Eurokratie, bei einem Think Tank oder gar an einer Universität.

Lady Gaga – das große Vorbild für die nach “Freiheit” lechzenden Chinesen!

Der Londoner «Times» zufolge «verkörpert die Sängerin Lady Gaga alles, wovor China Angst hat».

Bei einem von Lady Gaga gesponserten Festival gab es einen «Artpop»-Moment, bei dem sich ein «Kotzkünstler» auf die Sängerin erbrochen hat.

«Für uns war diese Performance Kunst in ihrer reinsten Form. Aber wir verstehen vollkommen, dass manche Leute das nicht mögen», erklärte Gaga.

Dazu gehören wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Chinesen, die von amerikanischer Kotzkunst nicht viel halten und keinen Grund sehen, dieser Künstlerin nachzueifern. Natürlich wird in China auch ausländische Musik gehört, wie K-Pop oder die Musik von Taylor Swift, Ed Sheeran, Shawn Mendes, Drake, Coldplay und Passenger, aber meist von eher jüngeren Menschen. Es gibt sogar eine Fernsehsendung namens «中国有嘻哈», was wörtlich bedeutet: «China hat Hip-Hop». Natürlich erfährt man davon nichts in den westlichen Medien, die China lieber verunglimpfen.

Trendige Videos über Strassenmode in China auf Douyin, der chinesischen Version von Tik Tok, widersprechen der westlichen Medienpropaganda, die das Land als eher trist, farblos und als «kollektivistische Diktatur» darstellt. Wer mehr über China erfahren möchte, und zwar nicht durch die westlich getrübte Linse, kann dies auf diesem von Expats in Hongkong betriebenen Portal tun.

Fortsetzung folgt.

Griff ins Klo

Was Donald Trump so alles unter sich lässt.

Zugegeben, ein Sympathieträger ist Ex-Präsident Donald Trump wahrlich nicht. Von der abenteuerlichen Fönfrisur über die quietschorange Gesichtsfarbe zu den viel zu kleinen Händen, dazu das makellose Gebiss und der Schnullermund: es gibt genügend Äusserlichkeiten, über die man sich lustig machen kann. Vom Inhalt des Anzugs und von dem, was unter der Frisur vorgeht, ganz zu schweigen.

Aber das hier hat nun nicht mal Trump verdient:

Das sollen angeblich Originalfotos von Toiletten des Weissen Hauses sein. Plötzlich wird es laut im stillen Örtchen. Denn in ihnen sind einwandfrei Papierschnitzel zu erkennen. Es ist nicht unüblich, dass man sich nach der Benutzung einer Toilette mit Papier versäubert. Allerdings fehlen hier, man muss nun leider ins Unappetitliche hinein, entsprechende Spuren.

Es soll sich zudem um Geheimdokumente handeln, die Trump zerrissen und ins Klo geschmissen habe. Man erkennt auch deutlich einen Namen rechts auf dem Schnipsel, der hier aber nicht genannt wird, um keinen Geheimnisverrat zu begehen.

Allerdings muss man sich doch fragen, ob selbst ein Choleriker wie Trump auf die tolle Idee käme, Papier, zudem Geheimakten, auf diese Weise entsorgen zu wollen. Es gibt wohl wenig Orte auf der Welt, wo dermassen viele Papierwölfe herumstehen wie im Weissen Haus. Oder sollten sie den letzten Budgetkürzungen zum Opfer gefallen sein?

ZACKBUM empfiehlt daher die Anschaffung dieses Aktenvernichters:

Entspricht laut Hersteller der Sicherheitsstufe P-4, zerkleinert «via Partikelschnitt sowohl längs als auch quer», und das Beste: kostet CHF 185.67. Für die Lieferung in die USA würden wohl noch Transportkosten anfallen, aber das könnte ja auch ein US-Militärflieger gratis übernehmen.

Es ist allerdings erstaunlich – sollte es sich tatsächlich um eine Original-Toilette des Weissen Hauses handeln –, welch primitiver Standard dort herrscht. Wohl noch nie etwas vom Closomat gehört:

Mit Sprühdusche und Luftfön für hygienische Popo-Reinigung. Und für ältere Herren (auch Damen) gibt es noch dieses Modell:

Das ist doch ein Sitzkomfort, wie ihn Präsidenten lieben. Es gibt allerdings noch ein schlagendes Argument, wieso es nicht um das Klo von Trump handeln kann. Denn sein schlechter Geschmack in jeder Beziehung ist ja weltweit bekannt. Deshalb sieht sein Klo – wir veröffentlichen hier weltexklusiv einen Einblick in sein intimstes Örtchen – so aus:

Auch hier lässt die Ausstattung ein wenig zu wünschen übrig, aber dafür ist das Teil aus purem Gold und daher würdig, den allerhöchsten Allerwertesten zu empfangen. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass die Papierrolle rechts im Bild von Trump gelegentlich durch Papierschnitzel ersetzt wird. Also mal wieder alles Fake News, wie Trump zu sagen pflegt, alternative Wahrheiten.

Peinlich, Reloaded

Senden oder empfangen. Ist doch Hans was Heidi.

Mit amtlicher Trockenheit vermeldet die Nachrichtenagentur SDA: «Die Kommunikation des Innendepartements wird künftig von einem Zweierteam geleitet. Bundesrat Alain Berset hat Gianna Blum und Christian Favre zur Co-Leiterin respektive zum Co-Leiter Kommunikation ernannt.»

Das ist gendermässig korrekt formuliert. Die Neubesetzung war nötig geworden, weil der bisherige Stelleninhaber Peter Lauener plötzlich unpässlich geworden war. Er musste ein paar Tage in U-Haft verbringen, weil er in das Visier des Sonderermittlers Peter Marti geraten war, der die Crypto-Affäre untersucht.

Die Neubesetzung ist allerdings durchaus pikant. Denn Blum ist zurzeit noch auf der Payroll des Ringier-Verlags; als Bundeshausredaktorin des «Blick». Nun sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Ringier-CEO Marc Walder und Bundesrat Alain Berset notorisch. Walder vermeldete in einem Skandal-Video, dass er seine Redaktionen angewiesen habe, jeweils die Regierungspolitik während der Pandemie kräftig zu unterstützen. Berset seinerseits spazierte als Dressman und Interviewer durch ein Prestige-Blatt des Ringier-Verlags, als dessen Chefredaktorin nebenbei die Gattin von Walder amtiert.

So bleibt sozusagen alles en famille. Sauhäfeli, Saudeckeli, sagt man da umgangssprachlich. Es zeugt nun von einer gewissen Unverfrorenheit des bekennenden Privatfliegers Berset, eine solche Personalentscheidung zu treffen. Offenbar hat sich Blum durch ihre liebedienerische Berichterstattung im Sinne ihres obersten Vorgesetzten für diese Position empfohlen.

Statt die Handlungen Bersets wohlwollend zu kommentieren, darf sie sie nun wohlwollend vermitteln. Zugegeben kein grosser Unterschied. Verwunderlich ist allerdings, dass diese pikante Personalie in den Medien wenn überhaupt nur kühl-neutral zur Kenntnis genommen wird. Es würde wohl auch nicht für Aufregung sorgen, wenn Blum dereinst den Weg ins Haus Ringier zurückfindet.