Wumms: KI

Philipp Loser macht sich Gedanken über Intelligenz.

Die Vermutung liegt nahe, dass hiermit ein Widerspruch in sich selbst beschrieben ist. Loser und Intelligenz, das ist eine Paarung wie Nitro und Glyzerin.

Loser schlaumeiert nun nicht einfach allgemein über Intelligenz. Nein, nach einigen Wochen ist auch bei ihm angekommen, dass man seit einiger Zeit Gelegenheit hat, die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz GPT-3 in spielerischen Chats auszuloten. Mit beeindruckenden Ergebnissen. Die schon lang und breit und überall (auch auf ZACKBUM) beschrieben wurden.

Aber natürlich noch nicht von Loser. Der macht sich so seine Gedanken, wie er halt kann. Zunächst fragt er, wieso es «für Menschen eigentlich so schwierig» sei, «exponentielles Wachstum zu begreifen»? Mit Verlaub; dass es Loser nicht begreift, macht das noch nicht zu einer allgemeinen Schwäche.

Da hätte ihm der Einsatz von KI vielleicht geholfen, der Chatbot hat auch ein Programm, das darauf spezialisiert ist, komplexe Dinge simplifiziert darzustellen. Die Chance für Loser.

Aber er hat noch gewichtigere Fragen: «Wie verhält sich der Staat dazu, wenn Firmen ein Monopol auf eine möglicherweise bahnbrechende Technologie haben?» Erklären wir es ihm ganz einfach. Der Staat verhält sich dazu wie zur Situation, als Firmen ein Monopol auf die Entwicklung von Computern hatten. Oder des Internets. Der Staat macht nämlich nix. Ausser vielleicht ein paar Rahmenbedingungen festlegen.

Aber Loser hat noch mehr schlaue Fragen: «Was bedeutet eine echte künstliche Intelligenz für das Funktionieren unserer Demokratie? Was macht man mit all den Menschen, die tatsächlich ihren Job verlieren werden? Brauchen wir vielleicht doch ein Grundeinkommen

Diese Fragen von unterschiedlicher intellektueller Brillanz sind eigentlich wie geschaffen für eine sich langweilende KI. Das sieht Loser aber anders: Bei diesen Fragen helfe das Chatprogramm nicht weiter. «Es sind Fragen, die wir selber beantworten müssen, als demokratische Gesellschaft. Mit echter Intelligenz».

Aber sicher hilft das Chatprogramm da weiter, wieso auch nicht. Vielleicht scheitert es höchstens am Nachgrübeln darüber, was Loser eigentlich mit «echter Intelligenz» meint. Im Gegensatz zu künstlicher? Aha, aber dann wäre Loser zum Beispiel ein Besitzer echter Intelligenz? Das wäre dann aber doch allgemein bekannt …

Giftgrüne Krieger

Frieden schaffen mit immer mehr Waffen.

Oder von der Friedenstaube als Symbol zu den friedenstauben grünen Kriegern als hässlicher Anblick.

Es gibt wohl keine andere politische Bewegung in Deutschland (und in der Schweiz), die dermassen prinzipienlos, opportunistisch, machtgeil ohne zu zögern bereit ist, sämtliche Grundsätze über Bord zu werfen – wie die Grünen.

Von «AKW, nein danke» zu «AKW, warum nicht». Von «Braunkohle ist des Teufels» zum Räumen von Protestlagern der Gegner des Braunkohleabbaus. Von Ausstieg aus der AKW-Stromproduktion zur Fortsetzung. Das alles waren mal Grundpfeiler der grünen Identität, die sich zu einem grossen Teil aus der Anti-AKW-Bewegung rekrutierten.

Ein letzter Pfeiler wurde auch schon lange angesägt, der grüne Aussenminister Joschka Fischer, der grösste Wendehals aller Zeiten, befürwortete lauthals die völkerrechtswidrige NATO-Intervention in Jugoslawien und redete die dabei begangenen Kriegsverbrechen schön.

Jetzt ist er Cheflobbyist und versilbert seine vielen in der Politik gewonnenen Kontakte mit seiner «Joschka Fischer & Company». Auf seinen Spuren wandeln die grünen Minister Robert Habeck und Analena Baerbock.

Schon längst sind sie im üblichen Politikergequatsche angekommen; so findet er, die Proteste in Lützerath fänden «am falschen Ort» statt.

Das Wort von der Macht der Maschine des Systems beweist seine Richtigkeit an den Grünen wie nirgends sonst. Claudia Roth, mal kleine Sekretärin der Fraktion, eiert inzwischen durch die Weltgeschichte und macht als Kulturministerin eine möglichst schlechte Figur. Viele andere Grüne sind in Deutschland oder gar im Europaparlament längst im Machtrausch angekommen. Büro, Mitarbeiter, Limousine, Personenschutz, Wichtigkeit.

Habeck äussert so kriegstreiberische Sätze wie den, dass die BRD doch nicht im Wege stehen solle, wenn Polen der Ukraine deutsche Leopard 2 Panzer liefern wolle. Dass dagegen bloss das deutsche Waffenausfuhrgesetz steht, was soll’s. Das ist ungefähr so strikt wie das schweizerische, nur ist der Unterschied, dass sich die Schweiz an ihre Gesetze hält. Deutschland schon länger nicht mehr. Im Gegenteil, deutsche Politiker wagen es sogar, die Schweiz dafür zu kritisieren, dass hierzulande nicht einfach Gesetze in die Tonne getreten werden, wenn sie nicht mehr opportun erscheinen.

Die für jeden billigen Fototermin durch die Welt jettende Aussenminister Baerbock fantasiert sogar davon, dass der Ukrainekrieg mit einem Sieg beendet werden müsse.

Der deutsche Bundeskanzler Scholz hingegen wird als der Zögerer und Zauderer belächelt. Dabei ist ein Satz von ihm ein einsamer Leuchtturm in der Finsternis: «Wenn es um Krieg und Frieden und die Sicherheit Europas geht, kann man Lösungen nicht einfach aus dem Ärmel schütteln.»

Gerade in Krisenzeiten, das bewies sich aller Orten schon bei Corona, kommt es eben darauf an, ob ein Politiker zum Staatsmann reift oder zum kleinen Würstchen zusammenschnurrt.

Geld, Waffen, schwere Waffen, leichte Artillerie, schwere Artillerie, leichte Panzerwagen, Geschützpanzer, Kampfpanzer bester Qualität; es kommt einem unwillkürlich das Bild der Schlafwandler in den Sinn, die meist ohne zu wollen und sicher nicht mit böser Absicht in den Ersten Weltkrieg taumelten.

Man kann über die Sinnhaftigkeit jeglicher Waffenlieferungen an die Ukraine geteilter Meinung sein. Soweit eine vom Mainstream-Narrativ abweichende Meinung überhaupt noch Resonanzkörper findet. Was aber unbestreitbar ist: jede waffentechnische Eskalation steigert das Risiko eines unkontrollierbaren Verlauf des Kriegs.

All diese kalten und warmen Krieger, die gerne über Leichen gehen (natürlich nur die der anderen, Forderungen nach dem Eingreifen von NATO-Truppen verstummten schnell), sie folgen einem bellezistischen Präsidenten, über dessen Realitätsnähe oder Fähigkeit zu einer vernünftigen Lagebeurteilung nichts Genaues bekannt ist. Er hat auf jeden Fall schon Forderungen aufgestellt, die man im Westen geflissentlich ignorierte.

So nach einer Flugverbotzone über der Ukraine, durchgesetzt von der NATO. Das, und andere Irrwitz-Ideen, hätten die direkte militärische Konfrontation der NATO mit Russland bedeutet – mit unabsehbaren Folgen.

Von Westlern auf dem Kriegspfad wird der Krieg in der Ukraine einerseits als Konfrontation zwischen den zivilisierten Werten des Westens und der asiatischen Barbarei der Russischen Konföderation beschrieben. Was kompletter Unsinn ist, es geht wie bei anderen völkerrechtswidrigen Angriffskriegen um die Durchsetzung von Machtansprüchen. Vietnam, Panama, Irak, Afghanistan, Jemen, Syrien und Ukraine, es geht um Herrschaft und Macht, unbeschadet, ob damit ein Land in Schutt und Asche gelegt wird.

Die andere Begründung für das Spielen mit einem Dritten Weltkrieg lautet, dass der Westen eben nicht energisch genug auf die Annexion der Krim reagiert habe. Hätte man damals Putin in die Schranken gewiesen, gäbe es dieses aktuelle Invasion nicht.

Da niemand genau erklärt, wie denn das Schrankenweisen damals hätte vonstatten gehen sollen, ist, auch das nicht tragfähig. US-Generäle forderten in Vietnam den Einsatz von Atomwaffen. China spielte im Korea-Krieg mit diesem Gedanken. Putin droht damit, sollte russisches Gebiet attackiert werden.

Ist dieser Gefahr gegenüber markige Mannhaftigkeit angebracht? Lieber verstrahlt als nachgiebig? Lieber die Welt in Schutt und Asche, dafür dem Prinzip treu geblieben? Da kann sich jeder seine Meinung dazu bilden.

Was aber jetzt schon klar ist: sollte es wirklich nach stetiger Eskalation zum grossen Knall kommen, wird niemand daran schuld sein im Westen. Alle werden mit den Zeigefingern, so sie noch welche haben, auf Putin deuten: der war’s.

Das zumindest in Deutschland in erster Linie Vertreter der früheren Friedenspartei Grüne kräftig auf die Kriegstrommel hauen, Waffenlieferungen zusagen, ankündigen, hysterisch von völliger Rückeroberung und Sieg faseln, das sollte zumindest for the Record festgehalten werden.

Löwe und Bettvorleger

Wenn Kindersoldaten Skandalgeschichten schreiben dürfen.

Es war eigentlich eine fantastische Boulevard-Story:

Alles drin, was es so braucht. Bekanntes TV-Format, das Wort «Bschiss», Teilnehmer fühlten sich «geprellt», es gebe «knüppelharte» Verträge. Und «Blick» deckt auf.

Da hat der «Ringier Journalistenschüler» Robin Bäni einen Treffer gelandet, schöner Einstieg in den späteren Beruf.

So schaute es einen Moment lang aus. Bis Roger Elsener, Mitglied der GL von CH Media und dort zuständig für die Sendung, zurückschlägt: «Der Gründer des Modelabels «Finelli», Khawar Awan, der im Text prominent vorkommt, hat sich im Anschluss an den Artikel selbst auf Social Media geäussert und sich vom Blick-Text distanziert. Ebenso Lukas Speiser, welcher als Löwe bei diesem Deal im Lead war.»

Das ist natürlich eher blöd, wenn der eigene Kronzeuge öffentlich aussteigt. Auch die angeblich «knüppelharten» Verträge seien «normale Protagonisten-Verträge», dämpft Elsener das Wording runter. Und überhaupt: «Boulevardjournalismus lebt von süffigen Geschichten. Ich sehe diesen Artikel nicht als «mediale Attacke». Eine weniger reisserische und sauberere Berichterstattung wäre hier angebrachter gewesen, ansonsten hätten sich ja nicht sowohl der Gründer als auch der Löwe vom Artikel distanziert.»

Nun könnte man sagen, dass Elsener das natürlich sagen muss, logo. Mal abgesehen von der Peinlichkeit, dass der Hauptzeuge der «Blick»-Anklage verlustig ging, es kann ja doch einiges oder vieles an den Vorwürfen dran sein.

Das könnte man solange meinen, bis man diesen Artikel liest:

Hoppla, was ist denn da passiert? Natürlich kann man nur bösartige, aber naheliegende Vermutungen anstellen. Denn es gibt verschiedene Methoden, mit denen ein Blatt eine Gegendarstellung oder gar rechtliche Balgereien vermeiden kann. Dazu gehört die Replik oder die Publikation eines freundlichen Artikels.

Es kann natürlich auch sein, dass der «Ringier Journalistenschüler» aus reinem Zufall über ein positives Beispiel aus der Sendung stolperte. Das ist für Menschen, die an eine Zusammenarbeit zwischen Weihnachtsmann und Osterhase glauben, unterstützt von Dornröschen.

Allerdings: das muss keinesfalls einen Karriereknick bedeuten. Im Gegenteil. Den zu den Grundvoraussetzungen einer Karriere als Boulevardjournalist gehört ein hohes Mass an Flexibilität. Also die Fähigkeit, jedes beliebige Ereignis so oder auch so sehen zu können. Und vor allem natürlich den Meinungen der Entscheidungsträger von Ringier zu folgen.

In diesem Sinne hat Bäni den Grundstein für eine potenziell grossartige Karriere gelegt.

 

Kann nix? Macht nix.

Hat Regieren mit Kompetenz zu tun? Wieso sollte es?

Im «anderen Blick» schaut die NZZ mal nach, wie es mit den Qualifikationen deutscher Minister für ihn Tun stehe. Zwei aktuelle Paradebeispiele:

«In Thüringen wurde nun eine Sachbearbeiterin ohne juristisches Studium zur Justizministerin nominiert und ein Schauspieler zum Energieminister. Doreen Denstädt und Bernhard Stengele erhalten demnächst diese neuen Aufgaben, weil die thüringischen Grünen eine geringe Personaldecke, aber hohe identitätspolitische Ansprüche haben.»

Natürlich sind weitere Beispiele Legion, angeführt von der Anwältin Christine Lambrecht, die denkbar überfordert und ungeeignet als Verteidigungsministerin ist.

Besonders auf Seiten der Linken haben es Studienabbrecher und andere Versager leicht, auf einen Ministersessel zu klettern. Wer es dort mindestens zwei Jahre aushält, hat bereits Anrecht auf ein «Ruhegehalt» und ist somit finanzieller Sorgen lebenslang enthoben.

Natürlich könnte man dagegen einwenden, dass doch notfalls jeder alles könne, zudem habe ein Minister so viele erfahrene Zuarbeiter, dass er schon das Zweckmässige entscheiden wird. Dem hält Autor Alexander Kissler entgegen: «Niemand liesse eine Herz-OP von einem Bibliothekar vornehmen oder sich ein Haus vom Gärtner bauen

Eine andere These wäre, dass die Entscheidungsmöglichkeit eines Ministers dermassen eingeschränkt ist, dass auch eine Pianistin ohne Weiteres und erfolgreich Bundesrätin sein könnte.

Genau, womit wir in der Schweiz wären, denn wieso den «anderen Blick» nach Deutschland schweifen lassen. Werfen wir ihn doch kurz auf die Qualifikation unserer sieben Bundeszwerge, Pardon, Bundesräte. Wieso eignen sie sich genau dafür, rund 450’000 Franken im Jahr zu verdienen und die Schweiz zu regieren?

Wir hatten da schon den Heizungsmonteur Willi Ritschard oder den Handelsschüler Adolf Ogi, die auch ohne akademische Weihen ihre Sache gar nicht schlecht machten.

Simonetta Sommaruga hat Matura und besuchte dann das Konservatorium Luzern, Konzertpianistin. Zudem schnupperte sie an die Uni an spanischer und englischer Literatur, liess es aber doch sein.

Unser Aussenminister Ignazio Cassis ist Mediziner, Alain Berset Doktor der Ökonomie, was ihm aber als unglücklich agierender Gesundheitsminister auch nicht wirklich half und als Innenminister nicht unbedingt qualifiziert. Karin Keller Sutter besitzt ein Handelsdiplom und absolvierte die Dolmetscherschule. Hat mit Finanzen nichts zu tun, dennoch ist sie Finanzministerin. Unsere Verteidigungsministerin Viola Amherd ist ebenfalls Juristin. Wirtschaftsminister Guy Parlemin kann eine Lehre als Bauer vorweisen, Albert Rösti, der dem wichtigen UVEK vorsteht, ist Agraringenieur mit Doktortitel und hat einen MBA in Rochester. Schliesslich die Justiz- und Polizeiministerin Elisabeth Baume-Schneider kann ein Liz in Soziologie vorweisen und war jahrelang als Sozialarbeiterin tätig.

Eine Übereinstimmung zwischen Beruf und Amt kann man in keinem Fall feststellen. Wirtschaft, Finanzen, Verteidigung, Justiz, da könnten nun einschlägige Kenntnisse durchaus helfen. Auch die Grundbegriffe der Staatskunde oder der Diplomatie wären für einige Posten eigentlich obligatorisch.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele der Minister keinen Moment ihres Lebens in der freien Wirtschaft verbracht haben. Berset zum Beispiel ist ein typischer Parteikarrierist, der immer nur von politischen Ämtern lebte. Der völlige Mangel der Kenntnis der Arbeitswelt ist sicherlich auch kein Vorteil für das hohe Amt.

Was man also der NZZ empfehlen kann: der «andere Blick» ist eine gute Einrichtung, aber wieso ihn nur in die Ferne schweifen lassen?

 

Vorsicht ist die Mutter aller Dinge

Ausgerechnet das Krachbum-Blatt «Blick» dribbelt hier.

Natürlich musste auch die Zeitung mit dem Regenrohr im Logo den Tod des Models Tatjana Patitz mit nur 56 Jahren vermelden.

Allerdings will man sich da nicht auf die Äste rauslassen:

Sicher ist für den «Blick» nur, dass das Supermodel gestorben sei. In der Bildlegende heisst es noch vorsichtig «soll an Brustkrebs gestorben sein». Aber im Lead gewinnt der Autor zunehmend an Sicherheit und riskiert sogar ein Ausrufezeichen: «Brustkrebs!»

Für diejenigen, die’s aber immer noch nicht kapiert haben (was tief blicken lässt. für wie schlau der «Blick» seine Leser hält), beginnt der Lauftext mit der Ankündigung: «Supermodel Tatjana Patitz ist tot.» Anschliessend frönt der «Blick» der aus der Mode gekommenen Tugend, Tatsachenbehauptungen nur dann aufzustellen, wenn es zwei unabhängige Quellen dafür gibt:

«Die Deutsche sei am Mittwoch im Alter von 56 Jahren im US-Bundesstaat Kalifornien gestorben, teilte ihre Modelagentur in New York der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch ihre deutsche Model-Vertretung in Hamburg bestätigte den Tod von Patitz

Hier herrscht dann wieder überkorrekt der Konjunktiv «sei gestorben», um dann aber doch dem Indikativ Platz zu machen «bestätigte» statt «habe bestätigt».

ZACKBUM ist verwirrt. Ist das nun plötzlich ein Anfall, absolut korrekten Journalismus betreiben zu wollen? Waren zwei Texter am Werk? Oder ist es einfach, das scheint einleuchtend zu sein, aber Genaueres wissen wir nicht, könnte es einfach Schlamperei sein?

Aber solange wir nicht mindestens zwei Quellen haben, die das bestätigen, sagen wir nix. Oder gut, wir machen’s so wie der Tagi, eine anonyme Quelle reicht auch; die kann man sich notfalls auch einfach erfinden. Also haben wir aus normalerweise gut unterrichteten Kreisen erfahren: ist die übliche Schlamperei.

 

Wumms: Wolfgang Koydl

Ein gescheiterter Sprachkritiker der WeWo fehlte noch.

Der CDU-Chef Friedrich Merz fand in der Talkshow «Lanz» klare Worte. «Leute, die in Deutschland nichts zu suchen haben», hätten einen überwiegenden Anteil an den Silvesterkrawallen. Merz verfolgt das Problem in die Schule zurück, wo es «verbale Gewalt» gegen Lehrer und vor allem Lehrerinnen gebe. Wiesen die dann die Gören zurecht, kämen Väter in die Schule, die sich das verbäten.

8-Jährige in den Schulen, 15 Jährige auf den Strassen, die «nicht bereit sind, sich an die Regeln zu halten». Sie hätten «in diesem Land nichts zu suchen», schlussfolgert Merz glasklar. Mit solchen Worten handelt er sich in Deutschland garantiert eine Reihe von Strafanzeigen ein und wird als Populist, gar Rassist beschimpft, der keine Ahnung davon habe, wie sinnvolle Integration gehe.

Also klare Kante, sehr klare Kante für einen führenden deutschen Politiker. Könnte man aus Sicht der «Weltwoche» eigentlich nur applaudieren und zustimmen.

Eigentlich, denn Koydl will Merz noch unbedingt rechts überholen. Denn für die Beschreibung dieser männlichen Schüler verwendete Merz das passende Wort «Paschas». Das kann ihm Koydl aber nicht durchgehen lassen:

«Mit seiner Wortwahl verniedlicht und verharmlost CDU-Chef Merz die entfesselten Migranten, die bei den Silvester-Krawallen Polizisten und Sanitäter attackierten

Man fragt sich schon, ob und wo Koydl Deutsch gelernt hat. Mit dem Paschas meinte Merz die 8-jährigen Schüler, die nun nicht wirklich an vorderster Front Polizisten und Sanitäter (und auch Feuerwehrleute) attackierten.

Wie Merz allgemeinverständlich ausführte, fängt hier an der Schule an, was dann später so auf der Strasse endet. Kann nicht so schwer zu kapieren sein. Ausser, man will nicht und sucht einen billigen Vorwand, um seine eigenen Parteipräferenzen durchblitzen zu lassen: Merz «eiert herum. Wähler gewinnt er damit nicht. Die wissen, wer von Anfang an klare Worte gegen die Massenmigration fand

Vernunftbegabte Leser gewinnt man so auch nicht. Die wissen, wie hohl solche absichtlich missverstehende Polemik klingt.

Finanzwirtschaft …

… ist nichts für Amateure.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach einigen Jahren des stetige Höhenflugs 2022 einen grossen Stiefel voll rausgezogen.

132 Milliarden Miese, das ist Weltrekord für die SNB. Nun ist grosses Heulen und Zähneklappern angesagt. Und bleiernes Schweigen.

Denn hübsch den Mund halten alle die, die noch vor Kurzem herausposaunten, dass man die Gewinne der SNB doch sinnvoll ausgeben könnte. AHV-Sanierung, beliebige staatliche Begehrlichkeiten oder wohlfeile Wahlfangslogans («die SNB gehört den Bürgern», also kassiert jeder mal 10’000 Franken Spielgeld), all die Vertreter solch wohlfeil-populistischer Aussagen haben sich vom Acker gemacht und wollen nicht mehr an den Unsinn erinnert werden, den sie noch bis gestern verzapften.

Heulen und Zähneklappern deswegen, weil es in vielen kantonalen Budgets bereits fest eingepreist ist, dass es einen hübschen Zustupf von der SNB geben wird – und man dergestalt die Ausgaben mal unabhängig von den Einnahmen gestalten kann.

Nun ist der Nationalbank das passiert, was eigentlich vorhersehbar ist. Nur weiss man nie um den genauen Zeitpunkt. Die hat sich offenbar verspekuliert, Trends nicht rechtzeitig vorhergesehen und schlichtweg in der binären Entscheidung eins zu eins aufs falsche Pferd gesetzt.

Nun hat das vom «Blick» aufwärts und abwärts zu Heulen und Zähneklappern geführt. Die bange Frage wurde in den Raum gestellt ob die SNB denn auch pleite gehen könne (nein), wie denn das nur möglich sei (einfach, mal geht’s rauf, mal runter), und ob denn nun die sichere Geldquelle SNB versiegt sei (sicher war das nie).

Nun ist es so, dass die SNB in den letzten zehn Jahren insgesamt 88 Milliarden Franken Gewinn gemacht hat – den Taucher von aktuell 132 Milliarden schon einberechnet. Ist nicht schlecht, und um einiges besser, als die beiden Schweizer Grossbanken im gleichen Zeitraum performt haben. Obwohl oder vielleicht gerade weil bei der SNB niemand zweistellige Millionengehälter verdient.

Besonders betrübt sind nun die Kantone, die so blöd waren, einen Zustupf der SNB fest in  ihr Budget einzuplanen. Denn der fällt nun flach.

Das da von Laien gejammert und geheult wird, ist verständlich. Aber nicht nur das wirtschaftliche Blöd-Blatt «Tages-Anzeiger» vermeldet: «Ökonomen kritisieren Nationalbank, weil sie kein Geld ausschüttet.» Unter ADS (Aufmerksamkeit-Defizit-Syndrom) leidende Wissenschaftler sehen die Chance, endlich einmal ihre 15 Minuten Ruhm abzuholen.

Wer denn genau? «Yvan Lengwiler, Wirtschaftsprofessor an der Universität Basel, Charles Wyplosz, Professor am Graduate Institute in Genf, und Stefan Gerlach, Chefökonom der Bank EFG, betreiben das Projekt «SNB Observatorium». Es hat das Ziel, die Politik der Nationalbank mit kritischen Beiträgen zu hinterfragen.»

Diese drei C-Finanzkoryphäen behaupten nassforsch, dass «die SNB zwar fähig, aber nicht willens ist, Gewinne auszuschütten». Die SNB könne doch locker ihre Rückstellungen für Währungsschwankungen aktivieren, dann habe sie immer noch ein Eigenkapital von 66 Milliarden Franken, davon könne man doch wie gewohnt eine Ausschüttung von 6 Milliarden abzwicken. Schlimmer noch: die Politik der SNB, ihre Rückstellungen jährlich um mindestens 10 Prozent zu erhöhen, «entbehrt jeder wirtschaftlichen und finanziellen Logik», wissen die Wirtschaftskoryphäen.

Das ist nicht nur Unsinn, sondern bedrückend ist, dass dieser Unsinn vom Tagi aufwärts und abwärts umkritisiert wiedergegeben wird.

Ein Blick in die «Vereinbarung über die Gewinnausschüttung der SNB» hätte alle Beteiligten auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn sie ist so einfach formuliert, dass sie jedem Leser auch ohne HSG-Abschluss sofort verständlich ist:

«Die Gewinnausschüttung von maximal 6 Mrd. Franken pro Jahr besteht aus einem Grundbetrag von 2 Mrd. Franken, der ausgeschüttet wird, sofern ein Bilanzgewinn von mindestens 2 Mrd. Franken vorhanden ist. Hinzu kommen vier mögliche Zusatzausschüttungen von je 1 Mrd. Franken. Diese werden vorgenommen, wenn der Bilanzgewinn 10, 20, 30 respektive 40 Mrd. Franken erreicht.»

Wollen wir es für diese Wirtschaftskoryphäen und die versammelten Wirtschaftsjournis nochmal gaaanz laaaangsam erklären (wir bitten unsere Leser um Nachsicht):

Gab es einen Bilanzgewinn von 2 Milliarden Franken im Jahr 2022? Nein. Gab es einen Bilanzgewinn von 10, 20, 30 oder 40 Milliarden Franken? Nochmals nein. Ist die Gewinnausschüttung an diese Gewinne gekoppelt? Ja. Handelt es sich hier um eine verbindliche Vereinbarung? Ja. Kann man die durch irgend welches Gequatsche ersetzen? Nein.

Könnte man diese Vereinbarung neu aushandeln? Sicher, wenn die unabhängige SNB dazu Hand böte. Ist die SNB bei einem Bilanzvolumen von gegen eine Billion (1000 Milliarden) gut daran beraten, eine stetig steigende Rückstellung alleine schon für Währungsschwankungen zu bilden? Ja.

Erklärt’s die SNB selbst nochmal für die Langsamen im Geiste? Ja: «Die Rückstellungen für Währungsreserven sind Reserven und somit Teil des Eigenkapitals. Das Eigenkapital dient als Puffer bei Verlusten, insbesondere auf den Devisenanlagen und Gold.»

Wir fassen also zusammen. Kommt man mit der absurden Forderung, die SNB könne doch trotz diesem Verlust eine Gewinnausschüttung machen, in die Medien? Ja. Ist Gewinnausschüttung bei Verlust ein Widerspruch in sich selbst? Ja. Müsste das nicht jeder Wirtschafsjournalist kritisch anmerken? Ja. Ist die Absicht von C-Ökonomen, einmal in die Medien zu kommen, legitim? Ja. Ist die willfährige Reaktion der Medien aschgrau? Ja. Wagt es einer der Journis, diese hirnrissige Forderung zu kritisieren? Nein.

Schafft man so mehr Vertrauen in die Wirtschaftsberichterstattung? Nein.

Sonst noch Fragen?

 

 

Was tun,

… wenn nicht wirklich etwas los ist?

Verschiedene Medien haben für dieses Problem verschiedene Antworten gefunden. Die NZZ versucht es mit einer Art historisierendem Sauglattismus und stellt diese Hammerstory online oben rein:

Es bleibt anzumerken: kein NZZ-Mitarbeiter würde sich trauen, dem Chefredaktor mit einem launigen «hoi Eric» zu begegnen …

Der «Blick» profitiert hingegen davon, dass der Fotograf mehr als einmal auf den Auslöser gedrückt hat:

Gut, die Sujets unterscheiden sich nicht grundlegend, dafür der Text auch nicht. Aber wenn man schon im Wiederholungsmodus ist, dann richtig:

Man hofft natürlich für die Online-Redaktion, dass es im «Löwen» dann Schnitzel gratis bis ans Lebensende gibt.

Eine wahre Pest sind auch übergrosse Symbole-Fotos zu einer Kurzmeldung:

Damit will «20 Minuten» offenbar die Lesezeit auf 2 Sekunden verkürzen. Einen leicht schweisselnden Geruch nach Verzweiflung strahlt auch diese Meldung aus:

Aber das Thema ist ausbaufähig. Denken wir auch an Kanarienvögel, Hamster, Meerschweinchen, Papageien und andere treue Begleiter des Menschen. Ein rasch entschlossener Blattmacher würde hier sofort die Chance für eine Serie wittern.

Hier hingegen wäre die Story eigentlich nicht schlecht. Aber am Bildschnitt könnte man noch etwas üben:

Man weiss nicht, ob man das als Ausgrenzung, kulturelle Aneignung oder platten Rassismus interpretieren soll, dass es in Basel auch ein Inderspital gibt.

Zugegeben, der «Blick» hat da fahrlässig und unverständlich das Terrain freigegeben, aber ist es nicht so, dass solche Themen ganz allgemein leicht unappetitlich sind?

Dann vielleicht doch mehr «Bello, wir suchen dich»-Storys.

Wir hatten es schon davon, aber der Tagi will dieses Gefäss offenbar wirklich zur ständigen Einrichtung machen:

Vielleicht liesse sich hier ein Wettbewerb rausmelken: wer benennt die drei Unterschiede zum sonstigen Inhalt? (Richtige Antwort: Fangfrage, es gibt keinen.)

Auch der Tagi gibt dem Trend zum Sammelgefäss nach:

Und nach:

Und nach:

Nach der Devise: die News ist eigentlich durch, aber schön, haben wir noch drüber geredet.

Eine Frage lässt Tamedia allerdings offen. Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das hier publiziert?

Keine Angst, wir werden nicht inhaltlich darauf eingehen …

Eigentlich ist ein Bericht über ein lokales Thema einer der letzten Lichtblicke im Menu Einheitssosse des Kopfblatt-Journalismus. Aber so sollte man es vielleicht auch nicht machen:

Immer noch besser als als Leser sagen zu müssen: «Immer, wenn ich CH Media benutze, schlafen mir die Füsse ein

Wir wollen hier aber für ein Mal zu einem versöhnlichen Schluss kommen:

Besonderen Spass macht das Nichtstun, wenn man sich dafür noch, wie viele Medien, bezahlen lässt …

 

 

Wumms: Sylvie-Sophie Schindler

Autorin, Journalistin, Erzieherin und Philosophin. Etwas viel auf einmal.

Sprachkritik ist eine Disziplin, in der nur Könner mitspielen sollten. Kindererzieherin ist dafür nicht Qualifikation genug. Nein, das ist nicht frauenfeindlich, sondern realistisch. Und kann natürlich belegt werden.

Denn Schindler erregt sich in der «Weltwoche» darüber, dass «Klimaterroristen» zum «Unwort des Jahres» gewählt worden sei. Sie zieht gleich im Lead vom Leder:

«Greta Thunbergs Endzeit-Jünger begehen zig Straftaten. Trotzdem werden die Klima-Terroristen weiter verharmlost.»

Ob die Formulierung «Thunbergs Endzeit-Jünger» zutreffend oder intelligent sei, wollen wir dahingestellt lassen. Dann nimmt Schindler die schräge Analogie hervor, dass der Migranten-Mob an Sylvester von einigen Medien kleingeredet wurde. Um forsch zur Schlussfolgerung zu gelangen: «Auch Klimaterroristen rangieren wohl auf einer Niedlichkeitsstufe mit Kuscheltieren.»

Es ist immer berührend, wenn eine Autorin Vergleiche aus der eigenen Lebenswelt nimmt. Auch wenn die schräg und scheps sind. Dann macht sie noch eine zweite kühne Kurve. Demonstranten gegen Corona-Massnahmen seien damals in den «Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit» gesetzt worden. Dann setzt sie noch einen drauf: «NS-Kampfbegriffe wie «Sozialschädlinge» und «Volksfeinde» waren damals hoch im Kurs.» Wo solcher Unsinn ausserhalb von verbohrten Kreisen Ewiggestriger verwendet wurde?

Dass Klimaaktivisten idiotische Aktionen durchführen und sich mit Klebstoff zum Depp des Monats machen, ist unbestritten. Dass sie dabei auch Gesetze übertreten, geschenkt. Während aber die «WeWo»-Autorin Joyce Küng meint, dass das halt schon mal vorkommen könne, sieht das «WeWo»-Autorin Schindler ganz anders.

Natürlich seien das «Klimaterroristen», indem das zum Unwort des Jahres gekürt werde, würden sie «weiter verharmlost». Vielleicht sollte Schindler – pädagogisch wertvoller Tipp – sich zuerst mal schlau machen, was der Begriff «Terrorist» bedeutet. Terror ist die systematische Verbreitung von Angst und Schrecken, mittels krimineller Gewaltaktionen gegen Menschen oder Sachen.

Die Rote Armee Fraktion (RAF) war eine solche Terrortruppe, die meinte, durch Anschläge und gezielte Ermordungen gesellschaftliche Veränderungen herbeibomben und -schiessen zu können. Sie ist natürlich gescheitert. Damit Klebe- und andere -Idioten in einen Topf zu werfen, ist eine Sprachverluderung sondergleichen.

Es ist noch schlimmer. Es ist kriminell kontraproduktiv.

Sprachwolf «watson»

Titel sind Glücksache. Oder einfach mit Pech behaftet.

Früher, in den guten, alten Zeiten, war die sogenannte Ausstattung eines Artikels Beschäftigungsgebiet für zwei eigene Berufsgattungen. Der Textchef und/oder der Produzent beugten sich darüber, wie man das Manuskript, das angeliefert worden war, am besten einschenken könnte. Also Spitzmarke, Titel, Lead, Zwischentitel, Bildlegenden, Anmerkungen, Kästchen. Natürlich war zuvor der inhaltliche Ablauf gecheckt worden; rumpelt es irgendwo, steigt der Leser mangels Verständnis aus, gibt es einen Spannungsbogen, muss es umbedingt der vom «Spiegel» in den deutschen Sprachraum importierte szenische Einstieg sein.

Diese Fragen und noch viel mehr wurden ernsthaft reflektiert, angegangen und beantwortet.

Heute, in den schlechten, neuen Zeiten, muss das normalerweise der Autor des Artikels selber machen. Unter Zeitdruck. Und unabhängig davon, ob er es kann oder nicht. Da kann es schnell zu schrecklichen Unfällen kommen.

Wie zum Beispiel der hier von «watson»:

Fleischwolf, Knochenmühle, Stahlgewitter, Kanonenfutter, das waren Begrifflichkeiten für die Barbarei des 1. Weltkriegs. Hier wollte der Autor offenbar daran erinnern, aber er wusste nicht, wie er den Begriff «Fleischwolf» einführen konnte. Also wollte er ihn mit einer möglichst neutralen Bezeichnung einfangen, und herauskam die Missgeburt «Der Stand der Dinge zum Fleischwolf».

Ist leider kein korrektes Deutsch, drückt aber immerhin aus, das Titel schon auch Glücksache sind. Oder von Könnern gemacht werden sollten.

Man kann’s aber auch ganz anspruchslos probieren, um sozusagen die unterste Schublade aufzuziehen:

Eine neckische Variante ist der «oh, nun hat’s keinen Platz mehr»-Titel:

Und weil’s so schön ist, gleich noch mal:

Und noch mal:

Was erfahrene Leser schon fürchteten und wovon viele hofften, dass es ihnen diesmal erspart bleibt: nein, das wird der Schlussknaller, da müssen wir noch durch:

Nix verstan? Genau das sollte wohl die Absicht sein. Neben dem missglückten Titel, dem zu langen Titel, dem schlichtweg hirnrissigen Titel gibt’s auch den absolut unverständlichen. Aber ZACKBUM will nicht meckern, «watson» gibt’s immer noch. Wir sind aber fest entschlossen, diesen Betriebsunfall des Journalismus  zu überleben.