Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»

Widerliche Gutmenschen

Was ist nur im «Magazin» von Tamedia los?

Starker Tobak: «Als Finn Canonica 2007 »Magazin«-Chefredakteur wurde, begann er ein Regime des Mobbings. Ich war nicht die Einzige, er nahm auch Männer ins Visier. Eine Kollegin entließ er ohne Vorwarnung. Als ihr das Mutterblatt des »Magazins«, der »Tages-Anzeiger«, direkt danach eine Reporterstelle anbot, soll Canonica gesagt haben, man untergrabe seine Autorität, würde man sie dort anstellen. Sie trat die Stelle nicht an.»

Das schreibt die langjährige «Magazin»-Journalistin Anushka Roshani im «Spiegel». Sie war von 2002 bis 2022 dort angestellt, bis sie laut eigenen Angaben «im September 2022 ohne Angaben von Gründen die Kündigung erhielt». Gleichzeitig klagt sie «wegen Verletzung der Fürsorgepflicht aufgrund sexistischer Diskriminierung und Mobbings» gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber.

Sie gehörte zu den erregten Frauen, die einen Protestbrief gegen angeblich unerträgliche, sexistische und demotivierende Zustände bei Tamedia unterzeichnet hatten. Ohne dass allerdings ihre oder andere Beispiele namentlich genannt wurden.

Also ist Roshani nicht gerade eine objektive Zeugin oder unbeleckt von Eigeninteresse. Und die Fähigkeiten des «Spiegel», die Plausibilität von Erzählungen zu überprüfen, ist auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Laut persoenlich.com weise der Anwalt des ehemaligen «Magazin»-Chefredaktors die Anschuldigungen zurück. Und Tamedia lässt ausrichten, eine «externe Untersuchung habe Roshanis Vorwürfe «zum überwiegenden Teil» nicht bestätigt». Welcher Teil bestätigt wurde, bleibt offen.

Der «Spiegel» hat sich nach eigenen Angaben nicht alleine auf die Schilderungen von Roshani verlassen: «Der Redaktion liegen Aussagen ehemaliger Kollegen und Kolleginnen, Chatnachrichten, Korrespondenz und Dokumente vor, die die Vorwürfe stützen und insgesamt plausibel erscheinen lassen. Soweit einzelne Vorwürfe, etwa über den Inhalt von Vieraugen­gesprächen, allein auf Wahrnehmungen von Anuschka Roshani beruhen, hat sie diese eidesstattlich versichert.»

Auch hier gilt natürlich wie immer die Unschuldsvermutung.

Aber: Es pfiffen schon länger die Spatzen von den Dächern, dass der abrupte Abgang von Canonica nicht dadurch motiviert war, dass der «eine neue berufliche Herausforderung» annehmen wolle.

Roshani beschreibt eine Unkultur und ein geradezu toxisches Verhalten des Chefs: «Wer zum inneren Kreis gehörte, was sich allerdings jederzeit ändern konnte, genoss Privilegien, bekam Zeit und Platz für Artikel, wurde von Aufgaben freigehalten, musste aber auch, egal ob sie oder er es wollte, Details aus Canonicas Sexleben erfahren. Er mutmaßte über die sexuelle Orientierung oder Neigungen von Mitarbeitern. Äußerte sich verächtlich über jeden, der nicht im Raum war. Bezeichnete unliebsame Themen als »schwul«. Benutzte in Sitzungen fast touretteartig das Wort »ficken«. Erzählte Intimitäten, etwa, dass zwei Redakteure ihre Kinder nur durch künstliche Befruchtung bekommen hätten.»

Ihre persönlichen Erfahrungen schildert Roshani so:

«Im Wesentlichen aber entwürdigte er mich mittels verbaler Herabsetzungen. So unterstellte er mir in einer Konferenz, ich hätte mir journalistische Leistungen mit Sex erschlichen: Ich sei mit dem Pfarrer der Zürcher Fraumünster-Kirche im Bett gewesen, den ich für eine Recherche getroffen hatte. In einer SMS sprach mich Canonica als »Pfarrermätresse« an.
Das war nicht alles. Hinter meinem Rücken nannte er mich vor einer Kollegin »die Ungefickte«. Sagte coram publico zu mir, mein Mann habe »einen kleinen Schwanz«. Brüstete sich in meinem Beisein vor Kollegen mit einem scheinbaren Exklusivwissen über mein Liebes­leben: dass ich zu Beginn meiner »Magazin«-Zeit öfter die Männer gewechselt hätte.»

In dem Artikel dokumentiert Roshani einige ihrer Vorwürfe, so den, dass ihr Canonica bei angeblich zu deutschen Ausdrücken in ihren Manuskripten ein Hakenkreuz daneben gemalt hätte, sie als «Pfarrermätresse» bezeichnet oder ihr mit folgenden Worten zu einer Leistung gratuliert habe: «Obwohl Du eine Frau bist, hast du brilliert.»

Nun könnte man bis hierher sagen, dass hier ein unfähiger und unbeherrschter Diktator Chef gespielt habe, worunter seine Untergebenen zu leiden hatten. Zum systematischen Skandal wird aber diese Beschreibung dadurch, dass Roshani die gesamte Führungsriege von Tamedia beschuldigt, Canonica lange Jahre geschützt und gestützt zu haben:

«Wann immer ich mich zur Wehr setzte, gab er mir zu verstehen, dass ich niemanden im Verlag fände, der mir Gehör schenken würde. Er sitze bombenfest im Sattel und genieße sogar das große Wohlwollen des Verlegers Pietro Supino.»

Mitredakteure hätten gekündigt und teilweise Canonica als Grund bei der Personalabteilung angegeben – keine Reaktion. Nach dem Protestbrief hätten gegen aussen der damalige Geschäftsführer Marco Boselli und auch Oberchefredaktor Arthur Rutishauser Betroffenheit und Null-Toleranz behauptet, aber auf ihre wohldokumentierten Beschwerden sei man nicht eingegangen. Dabei hätte es genügend deutliche Skandale gegeben:

«Nicht mal Canonicas Affäre mit einer Untergebenen und den damit verbundenen Machtmissbrauch fand das Unternehmen als Vorwurf erheblich genug: Erst bevorzugte Canonica seine Geliebte, ohne da­raus einen Hehl zu machen, ging mit ihr auf Dienstreisen, dann, nach dem Ende des Verhältnisses, verbot er uns, mit ihr zu kommunizieren.»

Die Unternehmensleitung, immer laut Roshani, habe alles getan, um das Problem auszusitzen:

«Man ließ mich vollkommen allein in dieser Lage. Ich musste an einem Tisch mit Canonica sitzen, nachdem er schon über meine Vorwürfe informiert war. Vom Stand der Untersuchung erfuhr ich nichts. Längst wissen auch der Verwaltungsrat und der Verleger Pietro Supino von den Vorfällen.
Rutishauser, Canonicas Vorgesetzter, laut ihm sein enger Studienfreund, tat, als wäre ich das Pro­blem. Mein Arbeitgeber behandelt mich, als wäre ich eine Störung des Betriebsfriedens. Und als wäre es ein privater Zwist zwischen mir und Canonica.»

Dass hier ein saftiger Skandal geplatzt ist, scheint auch folgende Aussage von Roshani zu belegen: «So wie sich Canonica anstrengte, mich kleinzukriegen, versucht Tamedia, mich in die Knie zu zwingen. Deren Anwältin behauptet, dass ich alles nur inszeniert hätte, um Canonicas Chefposten zu bekommen.»

Ihre bittere Bilanz:

«Ende Juni gab der Verlag bekannt, Canonica verlasse »Das Magazin«, um eine »neue berufliche Herausforderung anzutreten«. Seitdem hat weder die Leserschaft noch die Redaktion erfahren, wo er ab­ge­blieben ist. Mir sagte man, ich solle mich unterstehen, Gerüchte in die Welt zu setzen, mit meinen Vorwürfen habe sein Weggang nichts zu tun. Aus der Redaktion hieß es, er habe eine hohe Abfindung erhalten.
Canonicas Posten hat sein Vize übernommen, er ist schlicht nachgerückt. Dabei hatte der Verlag nach dem »Frauenbrief« verkündet, dass ab sofort jede Stelle intern und extern zur Bewerbung ausgeschrieben werde. Das ist hier nicht geschehen. Im Editorial verabschiedete der neue »Magazin«-Chefredakteur den alten mit Glanz und Gloria.»

Sicherlich, es handelt sich hier um die Anklageschrift einer einzelnen Journalistin, die zudem offensichtlich mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber ein Hühnchen zu rupfen hat. Es erscheint aber sehr unwahrscheinlich, dass sie sich all diese Geschichten aus den Fingern saugt. Denn im Gegensatz zu den bis heute unbewiesenen Behauptungen im Protestschreiben nennt sie konkrete Beispiele, will Zeugen haben und kann auch Belege vorweisen.

Textnachrichten von Canonica (Screenshot «Spiegel»).

Auf ganz üble Verhältnisse deutet diese Bemerkung von Roshani hin, denn viele seiner widerlichen Sprüche hätte Canonica coram publico gemacht. Reaktion: «In der Redaktion tat man trotzdem so, als wäre Canonica einfach nur ziemlich verquer. Als hätte er einen Spleen, mit dem man sich halt arrangieren müsse.»

Es scheint zumindest in der Redaktion des einstmals angesehenen «Magazin» eine toxische Unkultur geherrscht zu haben. Die Frage ist vor allem, wieso so viele auch männliche Mitarbeiter, die sich gegen aussen wortstark für die Sache der Frau und gegen Sexismus und Figuren wie Weinstein aussprechen, in der Reaktion feige die Schnauze gehalten haben.

Spannend wird auch zu beobachten sein, wie Tamedia um dieses Thema öffentlich herumeiern wird. Wetten, dass die Fürsorge des Arbeitgebers und der Persönlichkeitsschutz von Mitarbeitern leider jede offizielle Stellungnahme verhindern wird?

Dabei wäre es für die zahlenden Leser durchaus von Interesse, wie sich ein solch widerlicher Chefredaktor so lange halten konnte. Ob er wirklich Protektion von oben besass. Ob er Herrschaftswissen hatte, das ihn unantastbar machte. Wieso es ihn dann doch gelupft hat, am Schluss. Wieso auch Roshani – laut ihr ohne Begründung – gefeuert wurde. Wie sich das von ihr geschilderte Verhalten von Boselli, Rutishauser und der Tamedia-Führung mit deren Selbstdarstellung nach aussen verträgt.

Aber so gerne Tamedia auch bereit ist, vermeintliche oder echte Skandale anderswo aufzudecken, so verschlossen wie eine Auster ist das Haus, wenn es um den Dreck vor der eigenen Türe geht.

Messerscharfer Blick

Eric Gujer schneidet sich eine Scheibe Deutschland ab.

Der vorletzte CEO der NZZ scheiterte in Österreich. Die Verabschiedung von Veit Dengler war entsprechend kühl: «Verwaltungsrat und CEO der NZZ-Mediengruppe sind zum Schluss gelangt, die Führung des Unternehmens in neue Hände zu legen.»

NZZ.at war ein schmerzhafter Flop, denn die NZZ ist dafür bekannt, selbst in höchster Not ein einmal gestartetes Projekt nicht einfach aufzugeben. Der Österreicher Dengler meinte, nicht nur der von ihm mitbegründeten Partei Neos Schub zu geben, sondern auch eine erfolgreiche Expansion der NZZ lancieren zu können.

Nach seinem Abgang im Jahre 2017 wurde Dengler COO der Bauer Media Group. Abgang dort 2021.

Inzwischen ist der CEO der NZZ wieder der Mann im Hintergrund, und wie zu Zeiten, als es diesen Posten noch gar nicht gab, dominiert der Chefredaktor. Auch der Vorgänger von Eric Gujer agierte nicht gerade erfolgreich. Markus Spillmann war der erste Chefredaktor des Blatts, der seinen Posten nicht freiwillig aufgab.

Seit 2015 sitzt nun Gujer fest im Sattel, als Chef und als Geschäftsführer. Er hat sich die unnahbare Autorität zurückerobert, die noch Hugo Bütler in seinen 21 Jahren auf der Kommandobrücke ausstrahlte. Bütler, über dessen Kürzel bü. sich Niklaus Meienberg selig lustig machte, dass das nicht für Büttel, sondern für Bürgertum stehe, war tatsächlich das Sprachrohr des Bürgertums, für ihn zweifelsfrei in der FDP verortet.

Die Zeiten sind komplizierter geworden, aber da steht Gujer drüber. Er ist so allmächtig, dass selbst die Tätigkeit seiner Frau als NZZ-Redaktorin kein sichtbares Naserümpfen auslöst. Schliesslich schreibt sie als Claudia Schwartz, und natürlich werden ihre Beiträge nicht anders als alle anderen behandelt.

Allerdings kann es dann schon vorkommen, dass einen widerborstigen Mitarbeiter ein strafender Blitz von God Almighty trifft.

Aber neben solchen kleinen menschlichen Schwächen betreibt Gujer eine erfolgreiche Expansion nach Deutschland. Was ja auch logisch ist, 80 Millionen Einwohner statt 8 wie in Österreich. Zudem schwächelt dort das Sprachrohr des Bürgertums FAZ; der deutsche «Tages-Anzeiger» namens «Süddeutsche Zeitung» trieft vor Gesinnungsjournalismus, und die «Welt» konnte sich nie als richtiges Sprachrohr des Bürgertums etablieren. Dann gibt es noch «Die Zeit», aber die schwebt weitgehend über den Dingen.

Gujer erfreut nun regelmässig Deutschland mit seiner Kolumne «Der andere Blick». Sozusagen das Wort zum Wochenende, das früher auf der Front der Samstags-Ausgabe der NZZ stattfand.

Hier ist’s nach Deutschland gerichtet, elegant und schneidend geschrieben. Aktuell gerade:

«Deutschland, Messerland: Wieder müssen Unschuldige wegen einer verantwortungslosen Migrationspolitik sterben».

Das traut sich eigentlich sonst niemand in Deutschland ausserhalb der AfD. Wenn schon, denn schon, sagt sich Gujer und haut weiter drauf: «Schweigen und Ratlosigkeit sind die Antwort der Bundesregierung auf die Verbrechen

Dann zeigt Gujer, was man mit messerscharfer Logik (okay, damit ist der Kalauer erschöpft) argumentativ herausholen kann, in aller Schönheit:

«So weist die «Süddeutsche Zeitung» darauf hin, dass auch Deutsche andere Menschen erstechen. Und sie hält fest: «Das öffentliche Interesse ist bei Straftaten von Geflüchteten oft ungleich grösser als bei Delikten von Deutschen.» Nur die Taten der Ausländer würden in Talkshows erörtert.
Das aber deutet nicht auf Fremdenfeindlichkeit hin, sondern ist völlig natürlich. Messergewalt von Deutschen lässt sich nicht abwenden; Deutsche können nicht aus Deutschland ausgesperrt werden. Tödliche Attacken von Flüchtlingen sind jedoch kein Schicksal. Sie sind die Nebenfolge einer willentlichen Politik. Mit dem Schicksal kann man nicht streiten. Politik hingegen kann man diskutieren und verändern

Natürlich hat Gujer sowohl konkrete wie abstrakte Ratschläge zur Hand: «Hinschauen und Verantwortung übernehmen statt ignorieren und beschönigen. Das wäre ein guter Vorsatz für eine bessere Flüchtlingspolitik

Damit – und mit einer stetig ausgebauten Deutschland-Redaktion in Berlin – setzt Gujer das Alleinstellungsmerkmal der NZZ um. Sie setzt nicht auf Verkaufsplattformen wie das Haus Tamedia, nicht auf Digitalisierung und Wertschöpfungsketten wie Ringier, nicht auf Multichannel wie CH Media, sondern auf Content.

Natürlich wird Gujer deswegen von der Konkurrenz in der Schweiz immer wieder angerempelt. Tamedia, WoZ und «Republik» überbieten sich darin, der NZZ im Allgemeinen und Gujer im Speziellen vorzuwerfen, die wilderten im rechtskonservativen Lager und hätten keine Angst vor mangelnder Abgrenzung von der AfD.

Das lässt Gujer aber zu Recht kalt, weil die NZZ – im Gegensatz zu Tamedia – beispielsweise in der Frage der Waffenlieferung an die Ukraine ein strammer Verteidiger der Rechtsstaatlichkeit ist. Zudem merkte Gujer mal maliziös an, bezüglich journalistische Qualität sei es doch so, dass der Tagi immer mehr Content von der Süddeutschen aus Deutschland übernehme und seinen Schweizer Lesern serviere, dabei das eigene Korrespondentennetz zerreisse. Während die NZZ ihre Mannschaft in Deutschland stetig verstärkt.

Gujer ist gut vernetzt und hat einen gewissen Hang, sich nachrichtendienstliche Erkenntnisse zu eigen zu machen. Als Auslandkorrespondent unter anderem in der DDR, in Russland und in Israel gewann er deutliche rechtskonservative Erkenntnisse.

Sein grosser Vorteil ist aber zweifellos, dass die NZZ immer mehr ein Leuchtturm wird, weil die Konkurrenz ihr Heil im Skelettieren und Zu-Tode-Sparen der Redaktionen sieht. Auch wenn die NZZ ihr Korrespondentennetz lockerer geknüpft hat als auch schon, enthält meistens jede Tagesausgabe mehr Denkstoff als eine Wochenladung der Konkurrenz, wo dünn analysierte News und geistig bescheidene Meinungen immer mehr um sich greifen.

Natürlich kann und muss man auch die NZZ kritisieren. Aber mit Vorsicht, denn wenn auch dieses Blatt noch flach wird, dann wird es langsam echt schwierig, sich im deutschen Sprachraum qualitativ hochstehend zu informieren.

Packungsbeilage: Autor René Zeyer war einige Jahre Auslandkorrespondent der NZZ und publizierte früher regelmässig dort, als es noch eine Medienseite gab.

Wumms: Philipp Loser

Was ist schlimmer als ein Loser mit Meinung?

Ein Loser ohne. Bei dem Titel erwartet man eigentlich eine Breitseite gegen die SVP von Loser: «9-Millionen-Schweiz: Wir reden schon wieder über Zuwanderung – aber diesmal anders».

Aber nun hat der Konzernjournalist neben dem stilvollen Umgang mit der deutschen Sprache auch noch seine Meinung verloren: «Von rechts lanciert, von den Medien befeuert, von links akzeptiert (zum Teil): Alle reden wieder über Zuwanderung. Diese Debatte ist eine historische Konstante in der Schweiz – mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen.»

Er lässt Ecopop auftreten, den Freiburger Ökonom Reiner Eichenberger, natürlich ist ein Ausflug zu Schwarzenbach unvermeidlich, sicher wie das Amen in der Kirche ist ein Auftritt des «Politgeografen» Michael Hermann, wie immer mit einer qualifizierten Meinung: «Es sei eben alles immer auch eine Frage der Wahrnehmung.» Für eine solche Erkenntnis muss man schon studiert haben.

Immerhin steuert Hermann dann doch noch ein direktes Zitat zu Dichte- und Zuwanderungsdebatten bei: «Wenn man dann ganz lange darüber redet, dann beginnt es den Leuten Angst zu machen».

Dann darf noch die Co-Chefin der SP Schweiz, Mattea Meyer, faktenfrei Unsinn verzapfen: «Wenn Leute heute Mühe haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden, dann ist das Folge der äusserst laschen Umsetzung des Mietrechts, das die unzulässig hohen Renditen der Vermieter unangetastet lässt – und nicht der Zuwanderung.»

Die Nettomietrendite in der Schweiz ist mit 4,6 Prozent seit Jahren ziemlich stabil, aber was kümmert so ein Detail. Dann darf auch noch Tobias Straumann was sagen, und schliesslich kommt Loser zu einem selten versöhnlichen Schluss: «Vielleicht. Vielleicht nicht. Man kann ja mal darüber reden.»

Man kann auch drüber schreiben. Muss man aber nicht.

Die grüne Hölle

Edle Ziele, schäbige Jünger.

Klima, Umwelt, Artensterben, Abholzung des Regenwalds. Wer könnte etwas dagegen haben, sich dafür einzusetzen, dass hier Gutes und Richtiges und Nachhaltiges passiert.

Kurzstreckenflüge verbieten; umweltschädlich, alle Destinationen, die in 10 Stunden Zugfahrt erreichbar sind, dürfen nicht mehr angeflogen werden. Forderte lauthals – wie er vieles lauthals fordert, wenn der Tag lang ist – der Co-Präsident der SP Schweiz. Um sich in den Flieger zu setzen und für ein unscharfes Foto mit dem damaligen Wahlgewinner Olaf Scholz in Berlin zu posieren. Heuchler Cédric Wermuth.

Menschen, die ins KZ abtransportiert wurden, «die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine, die fahren in den sicheren Tod». Dieser geschmacklose Vergleich zwang den grünen Nationalrat Jonas Fricker zum Rücktritt. Nun will er aufs Neue antreten, der Heuchler. Für ihn rückte übrigens Irène Kälin nach, die Kriegstouristin. Wie schrieb Philipp Loser, für einmal richtig: «Wir sehen Kälin in einem Zug bei Nacht. Wir sehen Kälin in einem Zug bei Tag. Ein diplomatischer Ausflug als Fotoroman.» Peinlich.

Das Aushängeschild der deutschen Klimabewegung, sozusagen die Antwort auf Greta, trägt inzwischen den Übernamen «Langstrecken-Luisa». Denn gerne postete sie Fotos aus Amerika, Afrika und Asien. Inzwischen hat Neubauer diese Peinlichkeiten gelöscht – was sie nicht ungeschehen macht. Die Heuchlerin.

Ganz allgemein fliegen Klimaschützer gerne um die Welt, um an wichtigen Klimaschutzkonferenzen teilzunehmen. Die haben zwei Eigenschaften: sie finden an exotischen Orten wie Sharm el Sheik statt – und bewirken überhaupt nichts. Reine Heuchelei.

Den Vogel schossen allerdings zwei deutsche Klima-Kleber ab. Die beiden Trottel verpassten im November ihren Gerichtstermin, wie die «Bild»-Zeitung genüsslich berichtet. Das kann ja passieren, aber dafür muss man dann einen Grund angeben. Hier war er sehr putzig: ferienhalber verhindert, die zwei weilten – angesichts des garstigen Wetters verständlich – lieber auf Bali.

Grossartig auch die Rechtfertigung eines Sprecher der Bewegung «Letzte Generation», das muss man über die Lippen bringen, ohne rot zu werden: «Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten können.» Bodenloser Heuchler.

Ganz ähnlich tönt es bei der «Extinction Rebellion Zürich», wie «Blick» herausfand: «Weil alle unsere Aktivist:innen den Ernst der Klima- und Biodiversitätslage verstanden haben, verhalten sie sich so gut wie alle privat sehr nachhaltig. Deshalb und auch prinzipiell geben wir unseren Aktivist:innen keine Empfehlungen ab.»

Eine Spitzenleistung in Sachen Heuchelei ist auch die Beschwerde, dass es schliesslich am System und der mangelnden Besteuerung von Kerosin liege, dass Flugreisen so verdammt billig seien. Grossartig, analog kann man sagen: Ich kann ja auch nichts dafür, wenn auf der Speisenkarte Froschschenkel und Gänseleber stehen.

Seit dem Bonusmeilen-Skandal um den deutschen Grünen Cem Özdemir zeichnen sich vor allem Vertreter dieser Partei, dieser Bewegung durch den Verrat aller Prinzipen aus. Özdemir trat dann 2002 zurück, machte im Bundestag Pause, und weil er ja von etwas leben musste, ging er halt ins Europa-Parlament. Um 2009 wieder in den Bundestag zurückzukehren. Heute ist er Landwirtschaftsminister.

Ein Extremfall ist auch die grüne deutsche Aussenministerin Baerbock. Als Vertreterin einer ehemaligen Friedenspartei, lässt sie Petra Kelly im Grab rotieren mit ihren schrillen Forderungen, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse und überhaupt Europa im Krieg mit Russland sei.

Es ist das alte Lied. Moral und Anstand zu besitzen, das kann jeder behaupten. Prinzipientreu niemals von gewissen Positionen abzuweichen, das lässt sich leicht krakeelen, wenn das alles nicht einem Bewährungstest unterzogen wird. So wie eine Nonne im Kloster keinen grossen Versuchungen ausgesetzt ist, ihre Keuschheit verteidigen zu müssen.

Besonders widerlich wird es allerdings, wenn in aller Öffentlichkeit, ungeniert und mit absurden Erklärungen geheuchelt, geschwiemelt und alles verraten wird, auf das man mal heilige Eide ablegte.

All diese Wendehälse sind so von ihrer eigenen Rhetorik besoffen, dass sie nicht einmal merken, wie abstossend ihr Verhalten in der Öffentlichkeit wirkt.

Die «gelbe Gefahr» erfasst westliche KI

Exklusive Enthüllung: künstliche Intelligenz mit Schlitzaugen.

Von Felix Abt

Ich werde es nie in die Schlagzeilen von CNN schaffen, aber wenn es trotzdem passieren sollte, ganz aus Versehen, würde sie, im Unterschied zu Gautam Adanis, wohl so lauten: «One of Asia’s poorer business men is not yet addicted to artificial intelligence.»

Da ZACKBUM wiederholt auf die Errungenschaften der KI und die Gefahren für Journalisten hingewiesen hatte, insbesondere für solche mit geringer natürlicher Intelligenz, wollte ich auch herausfinden, welche Ergebnisse ich als Nicht-Journalist daraus ziehen könnte.

Mit OpenAI bin ich allerdings nicht weit gekommen, weil es in dem südostasiatischen Land, in dem ich derzeit lebe, «nicht verfügbar» ist.

Also probierte ich seinen grossen Konkurrenten aus, bei dem der reichste Mann Asiens ein Süchtiger ist, und, oh Schreck, da fand ich heraus, dass zumindest in diesem Fall die künstliche Intelligenz bereits fest in chinesischer Hand ist. Hier ist der Beweis:

Dies sollte deutlich machen, dass es sich eindeutig um ein pro-chinesisches und anti-amerikanisches Propagandakriegswerkzeug handelt. Jetzt sollten sich Analysten, Sicherheitsexperten, Politiker und Journalisten so schnell wie möglich mit dieser neuen chinesischen Bedrohung auseinandersetzen. Denn wenn es schon ein Verbot der chinesischen Huawei-Telefonie gibt, bei der nicht der Hersteller der Hardware, also Huawei, sondern die Transporteure der Daten, also die Telekommunikationsunternehmen, gemeinsam mit der NSA und anderen Geheimdiensten die Daten der Nutzer abgreifen können, die sogar wissen, wann jemand nachts im Bett furzt, dann sollten solche KI-Anbieter im Dienste Chinas erst recht verboten werden.

Angelo Carusone, Präsident des gemeinnützigen Medienbeobachters Media Matters for America, hat eine weitere chinesische Bedrohung im Sinn, die in den USA wahrgenommen wird, nämlich den Instagram-Rivalen TikTok, der ebenfalls in den USA verboten werden soll. Wir können getrost davon ausgehen, dass das Verbot dieser App bald auch von transatlantischen europäischen Politikern und Medienpartnern gefordert werden wird.

Es scheint, dass Carusone, genau wie amerikanische Politiker und Medienschaffende, die begonnen haben, dafür zu sorgen, dass das Verbot von TikTok in Regierungsbüros und Schulen umgesetzt wird, und die ein vollständiges Verbot anstreben, völlig ausser Acht gelassen haben, dass die amerikanischen Daten von TikTok über ein amerikanisches Unternehmen abgewickelt werden, wie TechCrunch berichtete, und wo eigentlich nur US-Geheimdienste und das FBI dann exklusiven und völlig legalen Zugang zu den Nutzerdaten haben.

Oracle bietet in der Tat «umfassende Tiefenverteidigung» gegen chinesische und andere Eindringlinge, ist aber gesetzlich verpflichtet, eine Ausnahme für die US-Regierung zu machen. Während der amerikanische Geheimdienstapparat Beschlüsse von Geheimgerichten nutzt, um unbegrenzten Zugang zu privaten Daten zu erhalten, kann sich das FBI beispielsweise durch eine «Subpoena» einer Justizbehörde auch Zugang zum Inhalt verschlüsselter Nachrichten von vermeintlich sicheren Messaging-Dienste wie z.B. WhatsApp verschaffen.

Was Chinas kommunistisches Regime noch gefährlicher macht, ist die Tatsache, dass dort nicht nur Männer, sondern auch Frauen an der Entwicklung künstlicher Intelligenz arbeiten, weil es angeblich Frauen in entsprechende Jobs zwingt.

Vor Jahren warnte der «Economist», das prominente Sprachrohr des angelsächsischen Empires, vor der Entwicklung von KI in China. Jetzt ist es höchste Zeit für den Westen, massiv in künstliche Intelligenz zu investieren, um China künstlich relativ weniger intelligent zu machen. Denn wie uns die westlichen Medien, aber nur sie, seit langem erzählen, strebt China nach der Weltherrschaft. Doch dank entsprechender Korrekturinvestitionen werden westliche KI-Plattformen bald vehement bestreiten, dass es sich dabei um Projektionen angelsächsischer Mächte handeln könnte.

 

Wumms: Andreas Tobler

Talentfrei keilen. Muss man können.

Konzernjournalist Tobler mag es faktenfrei und meinungsstark. Sei es als tiefergelegter Frauenversteher, sei es, um in einem Brachial-Porträt den Chefredaktor eines Konkurrenz-Organs niederzuschreiben, den er schon vor Amtsantritt als untauglich bekrittelte.

Nun arbeitet er sich am Komiker Marco Rima ab:

Dem obrigkeitshörigen Verbeller von allem Unbotmässigem ist Rima schon länger unangenehm aufgefallen. Spätestens, seit der sich als mutiger Kritiker von Corona-Massnahmen positionierte, kann ihn Tobler nicht mehr leiden.

Nun hat Rima ein Kinderlied neu vertont. Dessen Original-Titel kann der woke Tobler gar nicht aussprechen oder niederschreiben:

«Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert über die «Zehn kleinen …» (Sie wissen, wie es weitergeht)».

Würde Tobler das Wort «Negerlein» verwenden, müsste er anschliessend den Mund ausspülen und die Finger desinfizieren und sich Gendersternchen auf die Stirn tätowieren.

Rima macht sich im Musikvideo über alle modernen Unarten von Toblers Gesinnungsgenossen lustig. Daher tritt Rima als er selbst, mit Blackfacing, mit Rastalocken und als Indianer auf.

Um seinen Abscheu darüber zum Ausdruck zu bringen, schreibt Tobler über sich selbst: «Mit der Bewirtschaftung von Reizthemen will er sich im Gespräch halten. Er arbeitet also an der Vergrösserung seines Selbst, wie viele, die in die Öffentlichkeit drängen – ausgestattet mit einer grossen Portion Gratismut.»

Erstaunlich, zu welch tiefen Erkenntnissen Tobler über Tobler kommt: «Aber letztlich ist er nichts anderes als das Maskottchen vorgefasster Meinungen.» ZACKBUM würde bei Tobler eher den Begriff Hampelmann verwenden.

Hampelmann vorgefasster Meinungen, his master’a voice, immer bereit, talentbefreit den woken Gesinnungsjournalismus zu bedienen. Er bringt es sogar fertig, die Verbindungen Schweizer Linksradikaler mit dem internationalen Links-Terrorismus in einem Buch nachzuzeichnen – ohne die Rolle auch nur mit einem Wort zu erwähnen, die dabei der ehemalige Tagi-Chefredaktor Res Strehle spielte. Noch 1984 war der Fan von «der Zerstörung des kapitalistischen Staats durch die sozialistische Revolution».

Solange Tobler bei Tamedia schreiben darf, weiss man, dass die Qualitätskontrolle in Zwangsferien ist.

 

So steht’s im Gesetz

Wenn vermeintliche Moral wichtiger als Gesetzestreue wird …

… ist eine Gesellschaft in Gefahr, den Bereich des zivilisierten Zusammenlebens zu verlassen. Wenn Gesetze nicht mehr gelten oder umgebogen werden können, ist der Rechtsstaat in Gefahr.

Der Rechtsstaat ist unser einziger Schutzwall gegen Barbarei, Willkür und Faustrecht. Wohin es führen kann, wenn der Rechtsstaat nicht existiert oder dysfunktional wird, kann man bei allzu vielen Ländern der Welt beobachten. Nicht zuletzt in Russland oder der Ukraine. Beides zutiefst korrupte Regimes, wo fundamentale Prinzipien des Rechtsstaats nicht funktionieren.

Nun hat das eine Unrechtsregime das andere überfallen. Da das unter Bruch aller internationalen Verträge erfolgte, in denen Russland die territoriale Integrität der Ukraine zusicherte, ist das Putin-Regime noch mehr ein Paria als das Selenskyj-Regime. Ganz abgesehen davon, dass sich der Krieg in der Ukraine längst zu einem internationalen Konflikt ausgeweitet hat; ein typischer Stellvertreterkrieg wie weiland Korea oder Vietnam. Nur waren dort die USA der Invasor, der unzählige Kriegsverbrechen (Agent Orange, Flächenbombardierungen, Massaker) beging.

In all solchen Auseinandersetzungen der Grossen, der Atommächte, hat ein Kleinstaat wie die Schweiz aus reinem Selbsterhaltungsprinzip die Aufgabe, sich strikt an seine Gesetze zu halten – und sie gegen Angriffe von aussen (und innen!) zu verteidigen.

Nun wird seit einiger Zeit vor allem von der EU, aber auch von diversen politischen Parteien in der Schweiz, das «Bundesgesetz über das Kriegsmaterial» in Frage gestellt. Deutschland hat fast identische Bestimmungen, foutiert sich aber darum und liefert inzwischen sogar schwere Waffen wie Kampfpanzer an eine Kriegspartei. Seine Aussenministerin behauptet sogar, die EU befinde sich «im Krieg mit Russland».

Unglaubliche Zustände. Nassforsch fordert vor allem Deutschland von der Schweiz, dass die gefälligst auch auf ihre Gesetze scheissen solle. Verpeilte Kommentatoren behaupten, wer nicht Waffen an die Ukraine liefere, unterstütze Putin. Prinzipienlose Kommentatoren fordern, dass auch die Schweiz sofort und massiv Waffen an die Ukraine liefern soll. Zumindest der Weiterleitung von bereits exportiertem Kriegsmaterial an die Ukraine nicht im Wege stehen soll.

Nun heisst es im entsprechenden und gültigen Gesetz glasklar in Artikel 18:

«In der Regel kann eine Ausfuhrbewilligung nur erteilt werden, wenn es sich um die Lieferung an eine ausländische Regierung oder an eine für diese tätige Unternehmung handelt, und wenn eine Erklärung dieser Regierung vorliegt, dass das Material nicht wieder ausgeführt wird (Nichtwiederausfuhr-Erklärung).»

Glasklar, der nächste Absatz regelt noch präzise definierte, kleine Ausnahmen.

Artikel 22a definiert die «Bewilligungskriterien für Auslandgeschäfte»:

«Auslandsgeschäfte nach Artikel 22 und Abschlüsse von Verträgen nach Artikel 20 werden nicht bewilligt, wenn:
a. das Bestimmungsland in einen internen oder internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt ist;
b. das Bestimmungsland Menschenrechte schwerwiegend und systematisch verletzt;
c. im Bestimmungsland ein hohes Risiko besteht, dass das auszuführende Kriegsmaterial gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird; oder
d. im Bestimmungsland ein hohes Risiko besteht, dass das auszuführende Kriegsmaterial an einen unerwünschten Endempfänger weitergegeben wird.»

Auch hier gibt es nur eine klar definierte Ausnahme:

«Abweichend von Absatz 2 kann eine Bewilligung für Auslandsgeschäfte für Einsätze zugunsten des Friedens erteilt werden, die auf der Grundlage eines Mandats der Vereinten Nationen, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa oder einer supranationalen Organisation, deren Ziel die Friedensförderung ist, durchgeführt werden.»

Für jeden Laien ist verständlich: es ist ausgeschlossen, Kriegsmaterial an die Ukraine zu liefern. Es ist ausgeschlossen, den Wiederexport von an andere Länder geliefertes Schweizer Kriegsmaterial an die Ukraine zu bewilligen.

Das ist das Gesetz.

Gesetze kann man ändern. Entsprechende Bestrebungen sind im Gange, das ist völlig legitim. Aber bis dieser Prozess mit einer allfälligen Veränderung dieser Gesetze abgeschlossen ist, gelten sie.

Wer daran herumkrittelt, rabulistisch nach Schlupflöchern sucht, moralinsauer übergesetzliche Notwendigkeiten fabuliert, wer gar peinlich berührt davon ist, wenn das Ausland die Schweiz dafür kritisiert, sich an ihre Gesetze zu halten, ist ein gefährlicher Brandstifter im Rechtsstaat.

Darunter sind Politiker, Einzelmasken, die nach Aufmerksamkeit gieren, aber auch Rechtsgelehrte, die zu zeigen versuchen, dass man mit genügend Hinschmalz jedes Gesetz so umbiegen könnte, dass das Gegenteil seiner klaren Aussage gelten würde.

Und natürlich gibt es ein sich ständig vergrösserndes Heer von Schreibtischgenerälen, von schreibenden Kriegsgurgeln, von unerschrockenen Kämpfern am Sandkasten, die gerne Schweizer Waffen in der Ukraine sähen, die dafür sind, dass auch die neutrale Schweiz dafür sorgt, dass noch mehr gelitten, zerstört, getötet wird. Natürlich für eine gute Sache, was jedem Getöteten sicherlich ein gutes Gefühl mit ins Jenseits verschafft.

Die Empörung über das Unrecht, das Russland als Unrechtsstaat verursacht, darf nicht dazu führen, dass auch die Schweiz den Boden der Rechtsstaatlichkeit verlässt. Ein besonders abschreckendes Beispiel liefert gerade der Rechtsprofessor Mark Pieth, der sogar behauptet, dass die von reichen Russen in der Schweiz beschlagnahmten Werte gesetzeskonform enteignet, also gestohlen und an die Ukraine ausgehändigt werden könnten.

Das alles sind Anschläge auf den Schweizer Rechtsstaat. Hoffentlich bleibt er unberührt von diesem Wahnsinn. Falls nicht, ist das keine gute Nachricht für die Ukraine. Aber eine ganz schlechte für jeden Schweizer Staatsbürger.

«Ich schreibe gerade meine Abschlusskolumne»

Schräges Deutsch, aber gute Nachricht.

ZACKBUM greift nach jedem Strohhalm, der eine klitzekleine Verbesserung der Medienwelt verspricht. Hier ist einer, obwohl noch der rechte Glaube fehlt; vielleicht ist’s auch nur ein grausamer Scherz:

Dürfen wir wirklich hoffen, dass Laura de Weck hiermit ihre letzte Infantil-Kolumne geschmiert hat? Oder ist’s ein Gag einer Künstlichen Intelligenz, die sich für de Weck ausgibt? Nein, diese Möglichkeit kann man ausschliessen, dafür steht das Wort Intelligenz bei diesen Schreibrobotern im Namen.

Es muss auch die Original-de-Weck sein, denn an Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. Auf jeden Fall nicht so sehr wie an Sprachbeherrschung. Denn als letzte Gesprächspartnerin für ihre ewigen Dumm-Dialoge hat sie sich niemand geringeren als die «Schweiz» ausgewählt. Die kann natürlich mit niemand anderem sprechen als mit – de Weck.

Die muss dann ganz streng sein mit der Schweiz, die immer zu spät sei, für alles Ausreden habe, inzwischen «wie gelähmt» sei. Und sogar die «Autorin» anschreie. Das sind allerdings alles verständliche Reaktionen, denn wem ginge es anders, wenn er sich in einem solchen Dialog gefangen sähe, ohne Aussicht auf Entkommen.

Aber sehen wir’s für ein Mal positiv: de Weck ist weg. Wollen wir so arrogant wie sie werden und behaupten, dass ZACKBUM daran einen klitzekleinen Anteil hatte?

Ach ja, Scherz muss sein:

ZACKBUM: Exgüsi …
Laura: Wer bist denn du?
ZACKBUM: Dass wir uns duzen, wüsste ich aber.
Laura: Seit einer Stunde fällt mir nichts ein.
ZACKBUM: Machen Sie doch einen Dialog draus.
Laura: Wieso komme ich nie selbst auf solche Ideen?
ZACKBUM: Weil Sie keine Dialoge schreiben können.
Laura: Jetzt geh endlich.
ZACKBUM: Sehen wir uns wieder?
Laura: Ganz sicher nicht.
Und weg ist sie.

 

Die «Hauptstadt» bettelt

Immer die gleiche Wolkenschieberei.

«Das erste Jahr der Hauptstadt stimmt uns daher zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, unser neues gemeinnütziges Geschäftsmodell auf eine nachhaltige Basis zu stellen.» Sei es die «Republik», sei es «bajour», sei es die «TagesWoche» selig: die Newsletter beginnen immer so.

Unweigerlich wie das Amen in der Kirche kommen dann spitze Schreie der Begeisterung, wie toll der Leser reagiert habe, wie sehr der Markt nach dem neuen Organ giere, wie wunderbar sich alles entwickle. Natürlich, kleine Schwierigkeiten gab es da und dort, aber im grossen Ganzen, alles super, alles spitze, alles fröhlich, alles gut.

Auch der nächste Schlenker kommt aus dem Stehsatz. Die Zahl der zahlenden Leser sei über Erwarten hoch, wunderbar, ein Vertrauensbeweis, ein klares Indiz, dass es das Organ brauche.

Nur, da wird dann eloquent fabuliert wie bei der «Republik» oder mit dem Holzhammer gearbeitet wie bei «bajour», nur, nun ja, also ein bisschen mehr Abos brauche es dann schon. Nein, nicht viele, einfach ein paar tausend, sollte doch kein Problem sein.

Im Fall der «Hauptstadt» sind es allerdings mal wieder etwas viel. Nach neun Monaten habe das Blatt rund 4000 zahlende Leser. Das sei super, aber da sei noch Luft nach oben. Genauer: 50 Prozent mehr sollten es schon sein, also 6000.

Ist das realistisch? Sicher, wenn man Anhänger von Che Guevara ist, der gesagt hat: «Seien wir realistisch. Verlangen wir das Unmögliche.» Ist ihm auch nicht gut bekommen.