Wundertüte Milei

Weit weg ist immer gut für die Journaille.

Argentinien ist ziemlich weit weg, die Hauptstadt Buenos Aires ist genau 11’253 km von Zürich entfernt. Also ist Berichterstattung gegendarstellungsfreier Raum.

Weil so ziemlich alle Argentinien-Kenner aus der Ferne damit rechneten, dass der argentinische Präsident bei den Zwischenwahlen eine krachend Niederlage einfahren würde, war das wirkliche Resultat dann eine «Überraschung». Denn die Realität hatte den Journalisten mal wieder nicht den Gefallen getan, sich so zu verhalten, wie sie es ihrer Meinung nach sollte.

Schliesslich sei Javier Milei «angeschlagen», habe Rückhalt verloren, und überhaupt. War dann nix. Kommt halt davon, wenn man Fehldiagnosen aus der Ferne feilbietet.

Andererseits beschönigen seine wenigen Anhänger in den Medien seine Fäkalsprache; er drücke sich halt manchmal etwas ruppig aus, das sei nicht schön, aber halt lateinisches Temperament.

Nun ja, eine kleine Liste von Milei-Sprüchen:

pichón de Stalin“, „burro eunuco“, „pelotudo“ (Stalins Taube, Eunuchen-Esel, Idiot). Oder „rata, excremento humano, zurdo de mierda“ (Ratte, menschliche Kacke, Scheiss-Linker). Oder „imbéciles“, „pelotudos“, „soretes“, „mandriles“, „degenerados fiscales“ (Schwachköpfe, Idioten, Dreckskerle, Affen, degenerierte Staatsanwälte).

Milei hat auch eine spezielle Vorliebe für Journalisten, also für solche, die ihn kritisieren: „Periodistas corruptos, ensobrados … pedazos de soretes“ (korrupte Journalisten, eingehüllt in Scheisse).

Von US-Präsident Trump ist man ja schon ein starkes Vokabular gewohnt, aber Milei setzt da durchaus noch einige Glanzlichter drauf. Ist das die Sprache, die man von einem Präsidenten erwarten darf, der eine gewisse Ehrfurcht vor der Würde seines Amtes hat? Sicher nicht.

Disqualifiziert das Milei als Präsident? Sicherlich nicht. Aber jemand, der sich verbal dermassen nicht im Griff hat, der gibt Anlass zu Zweifel, wie kompetent er sein Amt ausübt. Und wie oft er sich selbst im Weg steht.

6 Kommentare
  1. Marcella Kunz
    Marcella Kunz sagte:

    Immer noch besser und v.a. ehrlicher als die linke Bigotterie. Der Unterschied liegt nur in der Sprache: «Stupid son of a bitch» – Biden zu einem Reporter. «Basket of deplorables» – Hillary C. über Trump-Wähler. «Nazis, Faschisten, Schwurbler, Aluhutträger, Flacherdler, Einzeller…» – linke Kosewörter für Andersdenkende.

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  2. Robert Müller
    Robert Müller sagte:

    Die linke Journaille ist immer überrascht, wenn ein „Rechts-Populist“ irgendwo eine Wahl gewinnt ( und das passiert blöderweise immer öfter…).
    Das kommt davon, wenn man den Redaktionsalltag, die Mittagspausen und die Feierabende nur unter Seinesgleichen verbringt und dabei die unbequeme Realität aus den Augen verliert.

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  3. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Die Argentinier sind zu bedauern.
    Immerhin: Golfschläger und Kettensäge verstehen sich gut.
    Eine blutige Invasion ist eher in Venezuela zu befürchten.
    Was eine Wildwest-Marie mit Friedenspreis gut finden würde.

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    • Peter Bitterli
      Peter Bitterli sagte:

      Rein von den logischen Anschlüssen verstehe ich nicht:
      „Immerhin:“ als Auftakt zum zweiten Satz.
      „Eher“ im dritten Satz.

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