Medien-Meute

Nichts Schlimmeres, als nicht recht zu haben.

Es war der Höhepunkt der #metoo-Hysterie. Reihenweise wurden Stars und Sternchen angeblicher sexueller Übergriffe beschuldigt, die oftmals Jahrzehnte zurücklagen.

Kevin Spacey, der geniale Schauspieler («House of Cards»), wehrte sich erfolgreich dagegen. Freispruch auf ganzer Linie – aber finanziell ruiniert und ohne Aufträge.

Ein weiterer Fall war der Rammstein-Sänger Till Lindemann. An ihm arbeitete sich sogar der «Spiegel» mit einer Titelgeschichte ab:

Der NZZ-Autor Ueli Bernays verlor völlig die Orientierung und titelte: «Till Lindemann und Rammstein: Aus dem Künstler ist ein Täter geworden». Selten ist auf die Unschuldsvermutung so laut gepfiffen worden. Auch der «Blick» japste los, musste dann aber schnell den Schwanz einziehen.

Nach einem Artikel voller unbelegter Vermutungen, was der Rammstein-Sänger wohl mit Fans anstellen würde, die kreischend in der Row Zero stehen und es als höchstes Glück empfinden, anschliessend zur After-Party eingeladen zu werden, musste er den Artikel schnell löschen, und Ringier gab «nach Abmahnung gegenüber unserem Mandanten eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ab», vermeldeten die Anwälte des Sängers triumphierend.

Den Vogel schoss wie meist Tamedias Amok-Redaktor Andreas Tobler ab. Der machte sich zur Witznummer, indem er einerseits die Unschuldsvermutung beschwor. Andererseits aber forderte:

«Die Rammstein-Konzerte sollten abgesagt werden».

Schnee von gestern. Auch in diesem angeblichen Fall endete alles im freien Fall, im Nichts. Keine Anschuldigung hielt der genaueren Überprüfung stand, anonyme Heckenschützinnen kamen davon, verschwanden oder wurden sogar verurteilt.

Nun verträgt die Journaille aber nichts schlechter als öffentlich vorgeführt zu werden. Wenn aus der mit Füssen getretenen Unschuldsvermutung erwiesene Unschuld wird, könnte man wenigstens erwarten, dass die Füsse stillgehalten werden und peinlich berührtes Schweigen herrscht.

Aber nein. «Scharfer Protest gegen Einladung von Till Lindemann zu Opernball», tritt der «Spiegel» nach. Denn Leipzig wagt es doch tatsächlich, an seiner Einladung von 40 VIPs festzuhalten, darunter der Sänger.

Triumphierend vermeldet das Blatt: «Ein Leipziger Bündnis namens »Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch« kritisierte die Entscheidung der Veranstalter in einem offenen Brief scharf. Eine juristische Entlastung könne keine moralische sein, heißt es darin. Die Einladung Lindemanns sende »ein fatales Signal« an Betroffene sexualisierter Gewalt. Nach Angaben des Bündnisses haben bereits mehr als 180 Leipziger Kulturinstitutionen, Vereine und Einzelpersonen das Schreiben unterzeichnet.»

Es soll eine Demonstration unter dem Motto «Kein Ball für Täter» geben, Sachsens Vizeministerpräsidentin hat ihre Teilnahme am Ball bereits abgesagt.

Wenn der woke Rechthabermob tobt, dann sind ihm Tatsachen völlig egal. Juristisch unschuldig? Na und, vor deren selbstherrlichem Moraltribunal ist er schuldig und gehört ausgeladen. Mindestens.

Angebliche Opfer werden zu Tätern, der vermeintliche Täter zum Opfer. Eine solche peinliche Niederlage kann die Journaille nicht auf sich beruhen lassen. Ganz am Schluss geht der «Spiegel» noch knirschend seiner Berichterstatterpflicht nach:

«Der Musiker Till Lindemann war 2023 in die Schlagzeilen geraten, nachdem mehrere Frauen ihm sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch vorgeworfen hatten. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen im August 2023 mangels hinreichenden Tatverdachts ein. Lindemann hat die Anschuldigungen stets entschieden bestritten

Dass nicht nur «Blick», sondern auch der «Spiegel» selbst in schweres juristisches Sperrfeuer der Anwälte von Lindemann geraten war – wieso das erwähnen. Dass diese Titelgeschichte wohl der absolute Tiefpunkt in Relotius-Liga war – kein Wort darüber. Dass sämtliche Ermittlungen eingestellt und es nicht mal zu einer Anklage kam – das kann man bösartig so darstellen, wie es der «Spiegel» formuliert.

Till Lindemann, Luke Mockridge, Finn Canonica, Till Schweiger, Kevin Spacey. Die Liste liesse sich beliebig verlängern. Nach Corona erreichte hier die Sittenverluderung der Medien einen neuen Tiefpunkt.

 

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