Bombenstimmung
Kaum ist mal kurz weg, dreht die Journaille wieder im roten Bereich.
War es nun der «wohl erfolgreichste Militärschlag aller Zeiten» (Trump) oder ein Flop. Wurde damit Irans Potenzial, eine Atombombe zu bauen, zerstört?
Oder ist es eine üble Verschwörungstheorie von CNN und der «New York Times», daran herumzumäkeln (auch Trump)? Die beiden Medien stützen sich immerhin auf einen Bericht der US-Geheimdienste, dass die Bombardierung von nuklearen Aufbereitungsanlagen im Iran durch gigantische Sprengkörper, über die nur die USA verfügen, diesen Bau höchstens etwas verzögert hat.
Während 400 kg hochangereichertes Uran längst in Sicherheit gebracht wurden.
Da gilt in den Medien mal wieder: wenn man nichts Genaues weiss, hat man wenigstens eine Meinung. Und hat man nicht mal die, hilft der «Experte».
Richtig scheisse lief es für die Sonntagspresse. Der GAU. Alle Werweissereien, ob die USA nun in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen, scheiterten an der Deadline und dem blöden Zufall, dass nach Redaktionsschluss etwas passierte, was nicht bekannt war.
Selten waren die Sonntagszeitungen diesbezüglich so schnell Altpapier wie letzten Sonntag.
Inzwischen hat die erste Aufregung etwas gelegt, also muss der «Nachzug» ran. «Haben die Mullahs Trump ausgetrickst?», fragt sich bang der «Blick». «Achse Moskau–Teheran: warum die israelisch-amerikanischen Militärschläge Putin in eine heikle Lage bringen», wechselt die NZZ den Blickwinkel.
«Es wäre besser gewesen, das iranische Atomprogramm stärker zu zerstören», schulmeistert Tamedia in typisch deutscher Manier. Kein Wunder, die Leihmeinung stammt von einschlägig als Fehlprognostiker bekannten Tomas Avenarius von der «Süddeutschen Zeitung».
CH Media hat offensichtlich eine Telefonleitung angezapft: «Ein wutentbrannter Trump massregelt Netanyahu und erreicht vorerst eine Feuerpause». Sagt aber eigentlich nur Trump. Also das mit der Feuerpause.
In solchen Fällen, wenn mangels Kompetenz keiner im deutschen Sprachraum was Genaueres weiss, helfen nur die Fragezeichen-Artikel. War’s das nun mit der iranischen Atombombe? Wollen die Ayatollen tatsächlich verhandeln? Kommt es in Teheran zu einem Regimewechsel, und wenn ja, wer übernimmt die Macht? Gar der Sohn des Schah?
Oder verstärken die Mullahs nun ihre Bemühungen, eine Atombombe zu bauen, weil nur sie einem Schurkenstaat wie Nordkorea die Sicherheit vor einer Invasion verschafft? Hat Israel mit der Drohung, sonst die eigenen Atomwaffen einzusetzen, die USA zum Eingreifen gezwungen? Wird die gegenseitige Beschiessung mit Raketen weitergehen?
Werden Bodentruppen eingesetzt? Wird aus dem Iran ein zweiter Irak? Gab es eine unmittelbar bevorstehende Bedrohung, die nach Völkerrecht einzig einen Präventivschlag legitimiert? Reicht die ewige iranische Drohung, den Staat Israel auslöschen zu wollen, dafür aus?
Stimmt mal wieder der Satz von Bertolt Brecht am Schluss vom «guten Mensch von Sezuan»: «Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen»?
Erklärt die Schwarzweissmalerei «Netanyahu gut, Ayatoller böse» die Situation? Darf der Überfall Russlands auf die Ukraine mit dem Überfall Israels auf den Iran verglichen werden?
Bei all dem Gehampel kommt der Journaille etwas entgegen, was in solchen Fällen journalistisches Gold wert ist. Ein näherliegendes, eher hässliches Problem. Kosten die zu einem angeblichen Fixpreis gekauften neuen Flieger doch ein paar hundert Millionen mehr? Und wenn ja, wieso ist in unserer Landesregierung kein Sesselfurzer in der Lage, das Kleingedruckte in den Verträgen richtig zu lesen und zu interpretieren – obwohl es genügend Warnungen gab?
Muss nun die sauknapp ausgegangene Volksabstimmung wiederholt werden? Ist es nicht ein neues Trauerspiel, wie die Linken, einerseits durchaus aufrüstungswillig, das lauthals fordern? Während SVP, die Mitte und die FDP herumeiern?
Da wäre der zahlende Konsument durchaus dankbar, wenn er eine geldwerte Leistung für sein Abo kriegen würde. Statt Gedöns und weitgehend faktenfreie Meinung. Denn die hat er schon selber, und erst noch gratis.
Der Meister ist zurück 🙂
Die von täglicher Kündigung bedrohten Journis habens nicht
einfach. Die in Dollars Bezahlten ringen besonders nach Luft.
Ihre Währung rasselt in den Keller. Hoffentlich auch ihre Grossmäuligkeit.
Sind jetzt die von täglicher Kündigung bedroht oder täglich von Kündigung bedroht? Wer die Antwort weiss, darf bis Ende Monat bleiben.
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