Immoplattform will plattmachen

SMG zeigt, was Marktmacht eines Quasi-Monopolisten ist.

Zur Swiss Marketplace Group (SMG) gehören Homegate, Autoscout, Ricardo, Tutti, die wichtigsten Online-Marktplätze der Schweiz.

SMG selbst gehört Tx, Ringier, der Mobiliar und einer US-Bude. Zur Marktmacht kommt noch mediale Macht – und viel Geld.

Das merkt der Konsument. So kostet ein Wohnungsinserat auf Homegate eine «Grundgebühr» von Fr. 125. Dazu kommen die eigentlichen Insertionskosten von Fr. 2.50 pro Tag (ein Objekt mit max. 13 Bildern). Mindestlaufzeit ist 15 Tage. Projektdokumentationen, ein Formular oder ein Video kosten extra.

Zusätzliche Schikane: «Das Inserat hat keine fixe Laufzeit. Sie müssen es also immer selber online löschen. Notieren Sie deshalb unbedingt Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort!»

Das läppert sich auf mindestens Fr. 162.50. Immer vorausgesetzt, der Inserent hat sein Passwort oder das Löschen des Inserats nicht vergessen.

Vor einem Jahr kostete eine Wochenpauschale noch 125 Franken. Ohne Verpflichtung, für mindestens 15 Tage inserieren zu müssen. Was angesichts der Marktlage bei Wohnungen völlig überflüssig ist, wenn sich die Miete in einem hohen, aber noch normalen Rahmen bewegt. Bereits am ersten Tag stapeln sich die Bewerbungen.

Noch haariger wurde es für professionelle Inserenten. Die zahlten pro Monat bis März 2024 pauschal rund 450 Franken. Ab April stieg das auf sagenhafte bis zu 4000 Franken.

Der Konkurrent Newhome bietet 15 Tage für Fr. 139. Ohne automatische Verlängerung. Und für Mieter, die einen Nachmieter suchen, ist das Inserat für 7 Tage gratis.

Homegate und immoscout24 verzeichnen zusammen schätzungsweise über 9 Millionen Visits pro Monat, newhome 1,3 Millionen.

Bricht man das auf Search-Visits (organischer Traffic) herunter, sind es bei den Plattformen von SMG rund 2 Millionen Zugriffe, bei newhome 126’000. Die Angaben beruhen auf Schätzungen von SimilarWeb und ähnlichen Analysetools.

So wie die meisten Google als Suchmaschine benützen, neigt auch der Inserent dazu, den grössten Marktplatz zu aufzusuchen.

Wie «Inside Paradeplatz» enthüllte, reagiert SMG zudem sehr empfindlich auf Kritik. Der Besitzer der Pfannenstil Immobilien AG hatte es gewagt, auf LinkedIn zu posten: «Fair inserieren statt teuer dominieren».

Das brachte ihm ein geharnischtes Schreiben einer der führenden Wirtschaftskanzleien von Zürich ein. Deren Partner drohte: Das sei ein «Boykottaufruf» und dazu «unnötig verletzend und unlauter». Umgehend löschen, wobei der Partner von Schellenberg Widmer noch erwähnte, dass «unlautere Handlungen (…) auch strafrechtlich relevant» seien. «Dies gilt auch für Ehrverletzungen.»

Der Kleine maulte zurück, dass er nur von seiner Meinungsfreiheit gebraucht gemacht habe und sein Post weder ein Boykottaufruf, noch ehrverletzend sei. Und knickte ein, indem er ihn löschte.

ZACKBUM wird sich nun hüten, die Preise der Immobilienportale von SMG als «überhöht» oder gar «unfair hoch» zu bezeichnen. Im Gegenteil, wir halten eine Preissteigerung von 400 Franken auf bis zu 4000 für fair, angemessen und geradezu ein Schnäppchen.

Es ist doch bekannt, dass das Betreiben eines Online-Portals mit ungeheuerlichen Kosten verbunden ist, die zudem – da ist die Technologie halt stehengeblieben – gewaltig gestiegen sind.

So kostete die Miete eines ein Terabyte Speicherplatzes vor einem Jahr nach AWS S3 Standard 24 Dollar im Monat. Und heute 23. Ups. Mit den Google Cloud-Preisen verhält es sich ähnlich.

Aber das Personal. Wobei, Zusammenlegungen wie im Schulterschluss von Tx und Ringier führen normalerweise nicht zu einem Ausbau der Work Force, sondern zu einem Abbau.

Womit begründet SMG dann diese wirklich moderaten Preissteigerungen? Na, mit «mehr Reichweite und besserer Performance». Sonst noch Fragen?

Ach, und mit dem geplanten Börsengang von SMG (Bewertung von bis zu 5 Milliarden US-Dollar), der Hunderte von Millionen in die Taschen des Coninx- und Ringier-Clans spülen soll, hat das überhaupt nichts zu tun. Bevor da noch einer frech kommt.

Das wird aber in den Blättern von Tamedia oder Ringier garantiert nicht der Fall sein. Nur die NZZ wagte es, die Frage zu stellen: «Ricardo, Homegate, Autoscout24: Schröpfen die Portale ihre Kunden?» Um sie mit einem klaren Jein zu beantworten.

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