Neuer Lichtblick beim Tagi

Auslandchef Christof Münger verurteilt die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung.

Seine Aufgabe ist es normalerweise, Gelaber der Redaktion der «Süddeutschen Zeitung» per copy/paste seinen Lesern zahlungspflichtig zu servieren. Mit schlechteren Titeln und Leads versehen.

Oder tatenlos zuzusehen, wie sein Redaktor Enver Robelli mit kosovarischem Hintergrund Gift über alles spritzt, was mit dem Wort Serbien verbunden ist. Oder den Besuch der kosovarischen Präsidentin in der Schweiz mit Lob überschüttet.

Dass sie Chefin eines selbst von einigen EU-Mitgliedern nicht anerkannten Mafiastaats ist, der nur auf Betreiben der damaligen Schweizer Aussenministerin zur Welt kam, obwohl das ein eklatanter Verstoss gegen die Serbien zugesicherte territoriale Integrität war (aber Serbien ist halt nicht die Ukraine), was soll’s.

Nun aber ermannt sich Münger, die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung zu kritisieren. Die ist – animiert vom US-Präsidenten Donald Trump, der Gaza gerne in eine neue Riviera verwandeln und möglichst viele Trump Towers bauen möchte – finster entschlossen, die Palästinenser von dort zu vertreiben – ins Nirgendwo, wie Trump. Auf zunehmenden internationalen Druck hin wurde eine obskure Organisation damit beauftragt, die wenigen Hilfslieferungen an die hungernde Bevölkerung zu managen. Deren Präsident ist sofort zurückgetreten, die Verteilung endete in einem Chaos mit Toten. Die Ausgabestellen liegen grösstenteils im Südwesten des Gazastreifens, nach der Devise: wenn ihr die Bombardements überlebt und etwas zu fressen wollt, dann macht euch doch dorthin auf den Weg. Eine «Schimäre» humanitären Handelns, wie Christof Münger konstatiert.

Das unterscheidet seinen Kommentar auch wohltuend vom haltlosen Leitartikel seiner Chefin.

Dagegen hält Münger in seiner «Meinung»:

«Das Vorgehen des israelischen Premiers im Gazastreifen lässt sich nicht mehr rechtfertigen. Den Preis dafür zahlen die Palästinenser – langfristig aber auch Netanyahus eigene Landsleute.»

Wobei diese Landsleute nach Meinungsumfragen mit dieser Vernichtungspolitik einverstanden sind. Und der isrealische Ministerpräsident im Windschatten dieses Verbrechens neue illegale Siedlungen im Westjordanland beschlossen hat.

Dass die Hamas eine Bande von fundamentalen Wahnsinnigen ist, die mit ihrem Massaker in Israel und den Geiselnahmen dafür den Vorwand geliefert hat, ist unbestritten. Wie es passieren konnte, dass der sonst so effektive israelische Geheimdienst und die Armee die mehr als ein Jahr andauernden Vorbereitungshandlungen übersehen haben könnten; Anlass für mehr als Verschwörungstheorien.

Aber immerhin, man muss auch loben können:

«Die israelischen Streitkräfte agieren dabei derart brutal, dass sie sich dem Vorwurf aussetzen, Kriegsverbrechen zu begehen. Für Israel ist das ein moralisches Desaster. … Dabei wäre es allein ein Gebot der Menschlichkeit, dass sich Israel zurückhält, da die Lage im Gazastreifen verheerend und das Leid evident ist.»

Münger weist auf eine Selbstverständlichkeit hin: Israel ist eine Demokratie und orientiert sich an Werten, die in der Erklärung der Menschenrechte verankert sind. «Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit», heisst es in Artikel 3 der UNO-Proklamation von 1948. Das gilt auch für Palästinenserinnen und Palästinenser

Und er benennt das einzige Motiv von Netanyahu: «Weshalb geht Israel so brutal vor? Die naheliegende Erklärung ist, dass sich Netanyahu nicht um die Sicherheit seines Landes, sondern um sein politisches Überleben kümmert. Der Regierungschef steht wegen mehrerer Korruptionsvorwürfe vor Gericht. Sein Amt ermöglicht es ihm, den Prozess in die Länge zu ziehen und einer möglichen Gefängnisstrafe zu entgehen.»

Er fordert den Schweizer Bundesrat auf, dem Beispiel von engen Verbündeten Israels wie Frankreich, England und anderen, zu folgen, und er schlussfolgert richtig: «Abbringen von seinem Krieg im Gazastreifen können ihn aber nur jene Bürgerinnen und Bürger Israels, die nicht mit dem Makel leben möchten, den ihnen ihr Premier auferlegt.»

Das ist mutig, denn der Gegenwind aller Israel-Verteidiger, die nicht zwischen Juden, Israel und seiner Regierung unterscheiden, sondern alle berechtigte Kritik an deren menschrechtswidrigem und verbrecherischem Handeln mit «Antisemitismus» niedermachen wollen, ist ihm gewiss.

Viel mehr haben sie nicht mehr zu bieten. Ausser: die Palästinenser im Gazastreifen seien selber daran schuld, dass die gesamte Infrastruktur in eine Ruinenlandschaft verwandelt wird, als Kollateralschaden Tausende von unschuldigen Zivilisten getötet werden, die Bevölkerung ausgehungert werden soll. Schliesslich hätten sie die Hamas mal «gewählt» und sollten sich gefälligst gegen ihre Überreste auflehnen. Tun sie das nicht, ereilt sie halt ihr wohlverdientes Schicksal.

Wie menschenverachtend ein solches Vorgehen der israelischen Regierung ist, ist evident.

Dass es sich bei der Hamas um fundamentalistische Irre handelt, ist unbestreitbar. Aber wer das zweifellos Böse bekämpft, darf nicht selbst mit seinen Mitteln unbezweifelbar böse werden. Damit verliert er seine Legitimation.

Die meisten Befürworter der kriminellen Regierungspolitik, die den Windschatten der Ereignisse im Gazastreifen dafür benützt, weitere illegale Siedlungen im Westjordanland zu beschliessen, können nur mit einer Gleichsetzung zwischen Regierung, Israel und den Juden argumentieren, um die Waffe «Antisemitismus» zu missbrauchen.

Und bevor die Nazikeule geschwungen wird: natürlich war der Krieg gegen den Hitler-Faschismus gerechtfertigt. Dass die Terror-Bombardements von Dresden und Hamburg Kriegsverbrechen waren, muss trotzdem festgehalten werden.

Denn der Zweck, selbst gegen das Böse, heiligt nicht alle Mittel. Wenn das Gute gesiegt hat, dabei aber grenzenlos böse geworden ist, was ist dann gewonnen? Wer den Mörder zum Tode verurteilt, ist auch ein Mörder. Selbst im Krieg, so pervers das einige anmuten mag, gibt es Regeln. Wer sich nicht daran hält, wie die Hamas, wie die israelische Regierung, begibt sich ausserhalb des zivilisierten Konsens in einer Welt, die schon zur Genüge darauf pfeift.

Die Welt ist nicht schwarzweiss, sondern bunt, chaotisch, widersprüchlich. Das menschliche Bedürfnis, zwecks Orientierung einfachen Narrativen zu glauben, sollte den Einzelnen nicht davon entheben, sich aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Informationen ein eigenes Bild zu machen. Ob die damit gewonnene Erkenntnis irgendeinen Nutzen hat, ist unerheblich.

Aber Erkentnnisgewinn ist ein Wert für sich, nur in ihm kann Fortschritt keimen. Dazu hat Münger einen Beitrag geleistet. Das ehrt ihn.

 

10 Kommentare
  1. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    Ich kann nur wiederholen: Achtet, oh achtet auf den Rhythmus, Brüder! Mit „wird es“ statt des völlig unnötigen „wird‘s“ hätten wir schon mal den grössten Schaden behoben. Fehlt noch der Auftakt zur zweiten Zeile. „Da wird es langsam heller“? Doofes Füllwort. Fazit: Der Ansatz ist nicht zu retten.

    Antworten
  2. C.Rickenbacher
    C.Rickenbacher sagte:

    Für mich sind die spannenden Fragen zum Thema:
    – Der Mosad gilt als bester Geheimdienst und hat nichts bemerkt?
    – Warum hatten genau zu diesem Zeitpunkt viele Soldaten etc. Urlaub?
    – Es gibt vermutlich Weltweit keine Region, die derart intensiv überwacht wird!

    Ich Glaube eher, sie liessen die Hamas bewusst ins Messer laufen. Damit einen Vorwand zu schaffen, um Grossisrael zu errichten…

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert