Seiten-«Blick»

Vermuten, fragen, raten. Ein Erfolgsrezept. Wenn man Leser verlieren will.

Leservertreibungsmassnahme eins:

Unter wechselnden Titeln (weiter unten steht noch «Darum könnte Trump der Südafrika-Angriff auf die Füsse fallen») versucht sich der «Blick» an einer «Analyse». Verfasst ist sie von Chiara Schlenz, die sich in höchsten Tönen loben lässt: «Ihre fundierte Expertise in diesen Bereichen spiegelt sich in ihren Artikeln wider, die oft die Hintergründe und Nuancen globaler Ereignisse beleuchten.»

Womit beleuchtet sie nun die Begegnung der beiden Präsidenten im Weissen Haus? Mit einer Zusammenfassung von längst Bekanntem und Kommentiertem. Donald Trump stapelte mal wieder eine Fake News auf die andere. In Südafrika fände ein «Genozid» an Weissen, insbesondere an weissen Farmern statt. Cyril Ramaphosa hatte aus dem Selenskiy-Desaster gelernt und versuchte, den Nonsens ruhig richtigzustellen. Ihre tierschürfende Analyse endet mit der Schlussfolgerung: «Trumps Konfrontationskurs könnte also dazu führen, dass die USA geopolitisch an Einfluss verlieren – und China die Lücke füllt

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, ein Modalverb im Konjunktiv, denn es könnte ja auch nicht dazu führen.

Gut, dass diese Erkenntnis nur der Handvoll «Blick+»-Abonnenten vorenthalten ist, während der grosse Rest der «Blick»-Leser frustriert zurückbleibt, weil ihm diese «fundierte Expertise» vorenthalten wird.

Leservertreibungsmassnahme Nummer zwei:

Tja, kommt er oder kommt er nicht? Auch das kann man so oder so sehen. Aber nur, wenn man plusst, sonst wird man an den Fingernägeln knabbern und vergeblich nach einer Antwort suchen. Kleines Trostpflaster: Auch die Plusser erfahren nichts Nennenswertes. Nur zahlen sie noch dafür.

Leservertreibungsmassnahme Nummer drei:

Endlich mal Lebenshilfe und Nutzwert für alle. Es ist eine sträflich unterschätzte Gefahrenquelle im Strassenverkehr: «Alkoholisierte Velofahrerinnen und Velofahrer verursachten in den letzten fünf Jahren im Schnitt 85 Unfälle pro Jahr mit Schwerverletzten.» Ein Massaker. «Blick» hat gnadenlos recherchiert: «Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat auf Anfrage mitgeteilt, dass in letzter Zeit keine Intensivierung der Kontrolltätigkeit für Velolenkende vorgenommen wurde.» Man beachte auch die elegante Sprachvergewaltigung «Velolenkende». Die aber nicht alle Trinkende sind. Ach, und es gilt die gleiche Promilleobergrenze wie für Autolenkende.

Leservertreibungsmassnahme Nummer vier:

Schon wieder eine Frage. Die Antwort interessiert nicht wirklich. Aber der Artikel ist nicht nur gratis für alle, sondern am Schluss steht ganz verschämt:  «Bei diesem Beitrag handelt es sich um Werbung.» Wobei Werbung doch eigentlich positive Effekte haben sollte. Sonst ist es keine.

Leservertreibungsmassnahme Nummer fünf:

Oh Wanderer, du wirst sie nie kennenlernen, weil du dir kein Abo leistet. Aber auch hier tröstet ungemein: sie sind ungeschrieben, also nur beschrieben.

Leservertreibungsmassnahme Nummer sechs:

Das ist sicherlich für die Betroffenen im sehr weit entfernten San Diego (wie viele «Blick»-Leser wohl spontan sagen könnten wo das liegt?) bedauerlich. Aber als Aufmacher in der Rubrik Ausland?

Leservertreibungsmassnahme Nummer sieben:

Nun, vielleicht, weil Chrissy wer? nüchtern so viele Schönheitsoperationen nicht erträgt. Auf jeden Fall sagt sie Alkohol-, Pardon, Inhaltsschweres: «Die Wahrheit ist, ich weiss nicht, was ich tue. Ich weiss hundertprozentig, dass ich mich nüchtern besser mag.» Keine Ahnung, ob das anderen auch so geht.

Leservertreibungsmassnahme Nummer acht:

Fragen über Fragen, Rätsel über Rätsel. Diesmal der Aufmacher der Wirtschaft. Allerdings wäre es wohl selbst für Chrissy ernüchternd, wenn sie den Lead lesen würde: «Der Preisüberwacher verknurrt die Hotel-Buchungsplattform Booking.com zu tieferen Gebühren. Darf er das? Und was heisst das für die Kundschaft? Der Beobachter ordnet ein

Wie tut er das? «Da die Hotels zumindest einen Teil der Gebühren auf ihre Gäste überwälzt haben dürften, ist es möglich, dass Übernachtungen in Schweizer Hotels künftig günstiger werden.» Oder es ist vorläufig unmöglich, weil Booking.com gegen diese Entscheidung vors Bundesverwaltungsgericht ziehen wird.

Auch der «Beobachter», bei dem sich der «Blick» hier Kompetenz abholt, hat nicht nur Sternstunden. Sein Ratschlag: «Wer den bestmöglichen Preis für ein Hotel ergattern will, sollte die Angebote immer auf verschiedenen Plattformen vergleichen. Oft bieten Hotels bei einer direkten Buchung den besten Preis – ganz ohne Kommission.»

Die Anzahl Hotelbucher, die das nicht tun, dürfte ungefähr gleichhoch sein wie die der «Blick+»-Abonnenten …

Okay, zugegeben. Das Wort Leservertreibungsmassnahme ist einfach eine höfliche Form für Leserverarschung.

 

14 Kommentare
  1. Robert Müller
    Robert Müller sagte:

    Der grösste Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine ist gerade angelaufen.
    Der ach so böse und unfähige Spinner Trump kanns offenbar doch. Im Gegensatz zu seinem grandiosen Vorgänger…

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  2. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Ich habe heute einmal die beiden Blicks verglichen. Der online Blick ist schlimmer als der Gedruckte. Ich vermute die jungen Talente dürfen sich digital austoben weil man dort schnell wieder löschen kann. Beim Print geht das nicht so einfach wenn er mal in Umlauf ist. Was ich nicht begreife ist, dass man sich wegen Trump so ereifern kann. Es ist doch scheissegal ob die gezeigten Fotos echt sind oder nicht und ob das was er sagt stimmt. Entscheidend ist wer was glaubt. Wenn eine Mehrheit an Fake glaubt haben sie es verdient. Ich glaube eher dass viele Angst um ihre eigene heile Welt wenn sie immer auf anderen herumhacken. Man muss ja heillos aufpassen was man sagt. Ein falsches Wort und schon ist man der Neger.

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  3. Kurt Müller
    Kurt Müller sagte:

    Wenn Sie glauben, Nachrichten über Aufrufe zur Ermordung weißer Farmer – und die Ermordung dieser – in Südafrika seien «fake news», ist Ihnen wirklich nicht mehr zu helfen.

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        • René Zeyer
          René Zeyer sagte:

          Unterlassen Sie Verbalinjurien und schauen Sie sich die Aufzeichnung seiner Aussagen an. Natürlich behauptet Trump das …

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          • Robert Müller
            Robert Müller sagte:

            Sie wenden sich aber an Kurt Müller und nicht an Trump. Müller schreibt nichts von Genozid. Voilà.

          • René Zeyer
            René Zeyer sagte:

            Müller schreibt, “er» (also wohl Trump) behaupte nicht, es sei ein Genozid. Daher wende ich mich an Müller. Oder gibt es mehrere von Ihnen?

      • Lukas Hellinger
        Lukas Hellinger sagte:

        Was stimmt, ist, dass in Südafrika seit langem systematisch weisse Farmer auf ihren Farmen überfallen werden und bestialisch gequält und ermordet werden. Von schwarzen Tätern. Weil sie weiss sind. Auch wenn man bei uns nichts davon liesst. Darum richtig, wenn President Trump das beim Treffen thematisiert. Dass Tages-Anzeiger das sofort und als erstes als „rechtsextremes Narrativ“ labelt, ist unter aller Sau. Genauso wie diese tragische Realität irgendwie in den Zusammenhang mit „fake news“ bringen zu wollen, weil sie President Trump geäussert hat.

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        • René Zeyer
          René Zeyer sagte:

          Ich wiederhole mich. Trump hat als «Beweisfoto» eine Aufnahme aus einem Video aus dem Kongo verwendet. Der Journalist hat schon protestiert. Dass weisse Farmer auch ermordet werden (innerhalb der gewaltigen Kriminalität), ist ein Fakt. Dass es sich um einen «Genozid» handle, ist genauso wie Trumps «Beweise» Fake News.

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          • K. Meyer
            K. Meyer sagte:

            Wenn es um Trump geht, passt zwischen Zeyer und den tumb-ideologischen Mainstream (Tagi, SRF & Co) kein Blatt. Hau drauf, es wird schon richtig sein.

          • René Zeyer
            René Zeyer sagte:

            Ich liebe Kommentare, die argumentieren. Sie aber strapazieren meine liberale Einstellung zur Meinungsfreiheit. Da darf sich jeder zum Deppen machen, wenn er eben keine Argumente mehr hat.

          • Lukas Hellinger
            Lukas Hellinger sagte:

            Das die Fotos aus dem Kongo waren, ist sicher unprofessionell. President Trump dürfte sie kaum selber vorbereitet haben. Ich kann verstehen, dass Sie sich am Wort „Genozid“ stören und würde es selber ebenfalls vermeiden. Mir geht es mit dem Wort „Femizid“ ähnlich, das SRF und Tages-Anzeiger immer öfter verwenden und Beziehungstaten jeweils umdeuten, als das deren Opfer getötet worden wären, weil sie Frauen gewesen sind, obwohl Hintergründe und Motiv unbekannt sind und das Wort darum falsch ist.

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