«Die küssen meinen Arsch»
Aber wer möchte schon wirklich Donald Trumps Arsch küssen?
Die Welt muss zur Kenntnis nehmen: der mächtigste Mann der Welt ist ein Soziopath, ein schwer gestörter Narzisst, ein unkontrollierbarer Irrer.
«Ich sage Ihnen, diese Länder rufen uns an und küssen mir den Arsch. Sie brennen darauf, ein Abkommen zu schliessen.» Dann imitiert der US-Präsident Donald Trump angebliche Anrufer: «Bitte, Sir, machen Sie einen Deal.» Oder: «Ich werde alles tun, Sir.»
Erschreckend, ein Vollirrer. Wie würdelos, wie peinlich. Nur noch Roger Köppel bleibt sich und seinem Irrtum treu: «Trump: Befreier des unfreien Freihandels.»
104 Prozent Zoll auf chinesische Importe? China doppelt nach: 84 Prozent Zoll auf Importe aus den USA. Hat es jemals in der Geschichte Sinn gemacht, Zollschranken hochzuziehen? Handelskriege anzuzetteln? Wer profitiert denn davon? Wieso laufen Elon Musk und viele andere Unternehmer Sturm dagegen?
Weil Zölle das Ausüben eines staatlichen Gewaltmonopols sind. Und die Fassade aufrecht erhalten, dass in den USA Entscheide nach rechtsstaatlichen Prinzipen gefällt werden.
Offenbar hört Trump auf den ökonomischem Voodoo-Priester Peter Navarro. Der wiederum nimmt in seinen Büchern, in denen er Zölle als Allerheilmittel preist, Bezug auf einen angeblichen Wirtschaftsexperten namens Ron Vara. «Reiten Sie mit Zöllen zum Sieg», soll dieser Vara gesagt haben, und Trump hört auf die Einflüsterungen von Navarro, der ihn seit Jahren als Berater begleitet.
Nur: Vara gibt es gar nicht, es ist eine fiktive Person, wie Navarro schon selbst zugegeben hat.
Muss man sich mal vorstellen, kann man kaum: Der US-Präsident bedient sich nicht nur einer Fäkaliensprache, er hört zudem auf die Ratschläge eines Irrwisch, der erfundene Personen (Ron Vara ist ein Anagramm von Navarro) sprechen lässt.
Schon Adolf Hitler, der Vergleich liegt leider auf der Hand, hörte auf die Einflüsterungen eines Erik Jan Hanussen, der allerdings ein unschönes Ende nahm.
Dass mehr als 100 Prozent Zoll auf chinesische Importe keinen anderen Sinn als keinen haben sollte, ist für jeden vernünftigen Menschen klar. Dass Zölle Handelsbilanzdefizite heilen könnten, ist reine Voodoo-Ökonomie, die ausserhalb der Fanblase von Trump niemand ernst nehmen kann.
Seine ewigen Beteuerungen, dass so viele Länder (oder sogar Pinguine) die USA ganz schlecht behandelt haben sollen, ist das irre Gerede eines Amoks, der unbeirrt an einem Irrweg festhält, der die Weltwirtschaft ins Chaos stürzt – und der die USA in erster Linie schädigt.
Denn nirgendwo sind die Börsen dermassen runtergekracht, nirgendwo ist die ganze Industrie dermassen abhängig von der Zulieferung aus dem Ausland. Und wie soll eine US-Bude weiterhin ihre Produkte herstellen und zu verträglichen Preisen verkaufen, wenn ihre Zulieferer absurde Zollschranken zu überwinden haben?
Mit seiner kleinen Rede vor ausgewählten Republikanern hat sich Trump entlarvt. Das obszöne Vokabular eines New Yorker Immobilienhais, der nach so vielen sein krankes, narzisstisches Ego beschädigenden Niederlagen endlich als Präsident der USA den grossen Reibach machen kann, das ist sicherlich der Tiefpunkt der Geschichte der Präsidenten der USA.
Man will sich nicht vorstellen, welche Profite seine Kamarilla eingefahren hat, die von seiner Zollankündigung wusste und mit Leerverkäufen sich dumm und dämlich verdiente. Es ist zu hoffen, dass sich einige dabei so bescheuert anstellten, dass man ihnen auf die Schliche kommen wird.
Es gibt immer Traumtänzer und Schönschwätzer, die auch die absurdeste Massnahme Trumps, sein unwürdigstes Verhalten umdeuten und ihn als angeblichen «Retter des Freihandels» preisen, dabei ist er sein Totengräber, der die US-Mittelschicht ihrem Verderben ausliefert.
Andere keifen «Faschist» und Neo- oder Postfaschismus, obwohl Trump keine Ahnung hat, was das eigentlich sein soll. Vor allem unterscheidet ihn vom Faschismus, dass er keine Ethnie als Schuldige für allfällige Probleme der USA stigmatisiert.
Das alles sind nur hilflose Versuche von Flachdenkern, mit einer neuen Qualität der US-Politik zu Rande zu kommen. Die Augen vor einer offenkundigen Tatsache zu verschliessen: Der 47. Präsident der USA ist psychisch krank.
Wer sich öffentlich mit der Bemerkung, «die küssen meinen Arsch» darin suhlt, dass andere Regierungschefs versuchen, ihn davon abzuhalten, seine absurde Zollpolitik zum Nachteil von allen umzusetzen, der ist ein Fall für die Psychiatrie.
Wer sein Regierungsamt nur dazu benützen will, sich und seinen Clan obszön zu bereichern, ist charakterlich für das Amt nicht geeignet.
Wer unablässig Fake News produziert und sie durch andere ersetzt und niemals sich darauf behaften lässt, was er erst gestern verzapfte («Deutschland nimmt ein Kohlekraftwerk nach dem anderen in Betrieb»), ist eine Gefahr für sich und für alle.
So erbärmlich sein Verhalten ist, so erbärmlich ist die Reaktion der Opposition in den USA. Und so erbärmlich ist die Reaktion der Mainstreammedien und der Regierungen in Europa. Inklusive Schweiz.
Was sind das für Amateure im Bundesrat, im Seco und im diplomatischen Chor, die meinten, ein paar freundliche Bemerkungen Trumps über die Schweiz böten Anlass zur Hoffnung, dass er besonders nett zur Alpenrepublik sei. Anstatt zur Kenntnis zu nehmen, dass ihn selbst sein eigenes Geschwätz schon dann nicht mehr interessiert, nachdem er es geäussert hat.
Trump verspricht den USA goldene Zeiten, wie das alle Möchtegern-Autokraten tun. Aber nicht einmal er kann wirtschaftliche Realitäten umlügen. Die Auswirkungen seiner verantwortungslosen Zollpolitik werden in den USA sehr schnell spürbar sein, auch ausserhalb der Börse. Man darf gespannt sein, wem er die Schuld für sein eigenes Versagen in die Schuhe schieben wird.
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Der Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz».
Der Hinweis, Trump hätte einige gute Argumente – die ich zwar beim besten Willen nicht sehe – das Handelsbilanzdefizit (einzig bei Waren) der USA reduzieren zu wollen, ist etwa so lächerlich, wie wenn man Hitler für die (ehemals guten) deutschen Autobahnen rühmt. Es sind ja nicht Staaten, die Handel mit anderen Staaten betreiben. Es sind die Firmen in einem Land, die mit Gesellschaften in einem anderen Land Handel treiben. Können aushändige Güter billiger gekauft werden, als sie im eigenen Land produziert werden, importiert man letztlich Deflation und der Konsument dankt. Trump glaubt wohl ein Handelsbilanzdefizit bedeute die Schmälerung des Bruttonationaleinkommens.
Man muss Trump ernst nehmen, aber nicht wörtlich. Es scheint dass 99.999% der Presse das noch nicht begriffen zu haben, inklusive Cheffe. Aber der Chef ist intelligent und bringt legitime Argumente. Trotzdem finde ich es schade, dass gerade hier derart auf Trump geballert wird.
Sie haben ja so recht, o Gastgeber und Meister. Leider. Ein Drecksack ist und bleibt eben ein Drecksack.
So ähnlich analysiert übrigens Tolstoj in „Krieg und Frieden“ seinen Napoleon, nämlich als einen narzisstischen, primitiven und feigen Parvenu. Er billigt ihm interessanterweise zwar keinen Einfluss auf den Gang der Dinge, aber immerhin ein paar Talente zu.
Wollen wir das dem aktuellen Drecksack auch zubilligen, indem wir zwei Hoffnungen noch nicht ganz fahren lassen? Vielleicht gelingt es ja im Zusammenhang mit den Gesprächen, die aktuell im Hintergrund laufen, durch ein pragmatisches Verhältnis zwischen den zwei Rivalen des Kalten Krieges auch für die Ukraine eine Lösung zu finden. Dieses Verhältnis hätte vor Jahrzehnten geklärt werden müssen, was intelligentere US-Aussenpolitiker stets angemahnt haben. Immerhin versucht jetzt da einer etwas. Aus globalpolitischen und wirtschaftlichen Überlegungen. Ja, wieso denn sonst? Und die Schnapsideen zu Gaza haben doch immerhin die Kameltreiber aus ihren Sandlöchern gescheucht.
Der Zollwutpräsident ist sicher zu allem fähig.
Punkto China hat er sich überschätzt.
«Wenn China erwacht, erzittert die Welt»,
prophezeite Napoleon. Wir dürfen gespannt sein!
Ist Zollfreihandel wie bspw. Mercosur denn besser? – Wenn alles in denn Export geht – dahin wo am meisten verdient werden kann – was bleibt denn Einheimischen die nicht soviel zahlen können? – Produktion Vorschriften und Bedingungen?
Wie können sich Hoch-Lohn Länder (Produktion und Arbeitsplätze) gegen Tief-Lohn Länder Schützen – gibt es da noch andere Möglichkeiten wie Zölle?
Wurde da nicht von einer Minderheit über Jahrzehnte mit Tiefzöllen, Milliarden mit Importen aus Tief-Lohn Ländern verdient, und dabei der Mehrheit der Einheimischen Wirtschaft und Bevölkerung geschadet?
Wenn der Staat sich wie früher hauptsächlich mit Zöllen finanzieren könnte – könnte man dann nicht die Steuern abschaffen?
Wenn man jetzt Trump so scharf kritisiert, müsste man da nicht auch die EU schon lange so scharf und gepfeffert kritisieren, welche die Frechheit hat, von der Schweiz eine Milliarde Franken für den Marktzugang in die EU zu verlangen? – Sollte man da nicht mindestens genau so empört sein? – Auch darüber das sich unsere 7 Zwerge hinter denn 7 Bergen nicht dagegen wehren?
Ich empfehle Ihnen, sich zum Thema “ Smoot–Hawley Tariff Act” schlau zu machen. Auf die Lektüre dürfte Ernüchterung folgen. Und natürlich können Sie das Wort “Steuern” durch “Zölle” ersetzen – am Ende zahlt aber immer jemand, einfach über andere Kanäle.